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Sonntag, 26. Januar 2014

Cogne - Cascades de Lillaz (WI3)

Was klettert man zum Ferienauftakt in Cogne? Die Cascades de Lillaz sind auf jeden Fall eine gute Wahl. Geboten wird einem ein landschaftlich tolles Erlebnis mit Eiskletterei über 5-6 Seillängen und ein paar Gehpassagen durch die Schlucht. Das Ambiente ist gemütlich und wenig alpin, d.h. es handelt sich um eine Genusskletterei ersten Ranges. Die Schwierigkeit auf dem einfachsten Weg ist mit WI3 zu veranschlagen, doch in den meisten Seillängen kann man je nach individuellem Können und Geschmack auch schwierigere Varianten einbauen.

So sollte es also das erste Mal Eisklettern für Barbara und Jara werden. Die Anfahrt von Cogne nach Lillaz ist in minutenschnelle erledigt, beim Ortseingang gibt es reichlich Parkfläche. Zuerst zu Fuss über die Brücke und in den Ort hinein, danach der Beschilderung folgen. Es geht auf jeden Fall (im Aufstiegssinn) rechts vom Fluss entlang, was für Ortsunkundige jetzt nicht a priori klar ist. Hat man den richtigen Track einmal gefunden, erreicht man in rund 10 Minuten auf flachem Pfad den Einstieg. Nachdem sich am Parkplatz eine Riesenmeute an Eiskletterern am präparieren war, hatten wir hier freie Bahn, tiptop!

Der erste Aufschwung an den Cascades de Lillaz (ca. 50m, 60-75 Grad, WI3, 1-2 SL)
Am ersten Aufschwung gibt es wie überall mehrere Linien. Um meine beiden Begleitern nicht gleich zu überfordern, wählte ich die Linie links, mit Steilheiten zwischen 60-75 Grad. Unterwegs gibt es linkerhand sogar noch 2 gebohrte Stände, welche ich gerne benutzte, um die Kommunikation nicht gleich abzuschneiden. Ansonsten reichen aber 50m bis über die Kante hinauf, wo neuerlich zwei gebohrte Stände zu finden sind.

Barbara am ersten Aufschwung, nicht schlecht fürs erste Mal!
Danach folgt ein kurzes Gehstück, wo man einen teilweise zugefrorenen, tiefen Pool umrundet. Hier ist äusserte Vorsicht angebracht, in diesem Pool sind auch schon Leute eingebrochen und ertrunken. Man kann sich aber auf sicherer Linie dem Rand entlang halten. Am Start des nächsten Aufschwungs sieht man dann auch, dass es sich beim Pool um eine Art Trevi-Brunnen der Eiskletterer handelt. An dessen Boden befinden sich allerhand Opfergaben und es gäbe massenhaft Booty-Gear zu fischen, wenn das Wasser denn nur nicht so kalt und tief wäre. Die Kletterei an diesem zweiten Aufschwung ist dann easy und nur etwa 25m lang, ganz rechts herum um 70 Grad, direkt eine kurze Steilstufe von 80 Grad. Danach rechts ein ideal gelegener BH-Stand, etwas weiter in der Schlucht hat es auch links nochmals einen.

Der Trevi-Brunnen der Eiskletterer am Fuss des zweiten Aufschwungs. Vorsicht, reinfallen ist tödlich!
Danach folgt ein längeres Gehstück (150-200m) durch die schöne Schlucht. Es lohnt sich, die Seile aufzurollen, ansonsten zieht man diese nur durchs Wasser. Beim danach folgenden Amphitheater war dann die grosse Gruppe vom Parkplatz vor Ort, welche die unteren Stufen umgangen hatte und mit Topropes beschäftigt war. Praktisch gezwungenermassen wählten wir mittig eine steile Säule, auf 15m ca. 85 Grad. Dank idealer Hooks und Tritte, noch dazu in einer Art Verschneidung für die Steilheit aber sehr gutmütig, so dass auch die Anfänger an meinem Seil ohne Mühe passieren konnten. Nach ein paar einfacheren Metern stehen dann oberhalb gleich mehrere BH-Stände zur Verfügung.

Courte passage raide (85 Grad, kann umgangen werden) am dritten Aufschwung. Tolle Kletterei, ideales Eis!
Nach einem weiteren kurzen Gehstück folgen die Ausstiegslängen. Hier gibt es zwei Möglichkeiten, entweder links oder rechts. Da am Fuss des rechten Aufschwungs ein wahrer Stau herrschte, wählten wir die linke Linie. Die sah zwar von den Bedingungen her durchaus grenzwertig aus, doch vielleicht würde es ja doch gehen. Eine erste Länge (60m, WI3) bis zum Kettenstand am Baum rechterhand liess sich noch gut klettern. Doch der Weiterweg, mit nur sehr dünnem Eis auf den Felsplatten und viel fliessendem Wasser sah dann zwar vermutlich kletterbar, doch sicher nicht absicherbar aus. Da war mir dann das Risiko doch zu hoch. Also Abseilen und rüber zur rechten Variante.

Schlechte Bedingungen im linken Ausstieg, dünnes und mieses Eis, das zu viel Sonne erwischt hat.
Dort hatte sich die Meute mehr oder weniger aus dem Staub gemacht. Entlang einer grossen Felsverschneidung klettert man in sehr schönem, geneigten und kompakten Eis (60m, WI2). Richtige Tritte waren hier ausgetreten, so kam man dementsprechend schnell und bequem voran. Am Ende der Verschneidung, oben auf der Fläche gibt es rechterhand wiederum zwei BH-Stände. Ab da sind es nochmals 60-65m bis zum Ausstieg, über weitestgehend einfaches Eis (WI2). Ganz zum Schluss war dann auch nur noch ein schmaler Eisstreifen vorhanden, so dass auf den letzten 20m keine Sicherungen mehr platziert werden konnten. Dank moderaten Schwierigkeiten war dies aber problemlos.

Jara in Action, meine alten Rambos waren genau das richtige Werkzeug für ihn: je kräftiger man schlägt, desto besser halten sie.
Vom Ausstieg wendet man sich nach links und erreicht zuerst etwas aufsteigend das Trassee eines Wegs. Diesem folgt man bequem in rund 15-20 Minuten direkt retour zum Parkplatz, am Einstieg kommt man nicht mehr vorbei. Zumeist wird hier bei diesem vielbegangenen Fall gespurt sein, somit sollte es kaum Sorgen bezüglich der Routenfindung geben. Zufrieden über das Erreichte setzten wir uns ins Auto, meinen Begleitern hatte ihre erste Tour grossen Spass bereitet und auch für mich war es ein toller Einstieg. Die Bedingungen waren sehr angenehm gewesen, die Softshell war ausreichend und den ganzen Tag konnte ich mit ein- und demselben Paar an Windstopper-Handschuhen klettern – so sollte es doch immer sein!

Was ist hier falsch?
Facts

Cascades de Lillaz WI3 (einfachster Weg, steilere Varianten existieren) – 5 SL + einiges an Gehgelände
Material: 2x60m-Seile vorteilhaft, 6-8 Eisschrauben, die Stände sind alle gebohrt

Tolle Genusskletterei in schöner Landschaft, auch für stärker kletternde eine Empfehlung, da auch schwierigere Varianten eingebaut werden können. Zudem hat man hier nur einen sehr kurzen Zustieg und praktisch keine objektiven Gefahren. Zu beachten ist indes, dass der Fall ziemlich der Sonne ausgesetzt ist, und da nur auf 1600-1800m gelegen, auch nicht immer in guten Bedingungen.  

2 Kommentare:

  1. hi

    wie ist generell das Eis in Cogne? zahlt sich hinfahren aus?

    danke im vorraus
    mfg markus

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    1. Ja, das Hinfahren lohnt sich bestimmt. Alle gängigen Klassiker sind machbar und in guten Bedingungen.

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