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Freitag, 28. November 2014

Bolt & Anchor Failures at San Vito / Sicily

Es ist erst 1.5 Jahre her, seit wir in San Vito auf Sizilien tolle Kletterferien verbracht hatten. Der Zustand von einigen Bohrhaken hatte mir damals schon etwas Anlass zum Stirnrunzeln gegeben. Doch in den letzten Wochen ereigneten sich zwei schockierende Zwischenfälle, deren Kenntnis mir für alle Sizilien-Reisenden unerlässlich scheint. Aber auch wenn man keine Reise auf die Insel gebucht hat, so schadet es doch nicht, dieses Posting zu lesen. Bohrhaken-Korrosion ist bei allen in Meeresnähe gelegenen Gebieten, also auch auf Kalymnos, Sardinien und Konsorten ein Major Issue, und Vorsicht ist immer angebracht.

Am 16. November 2014 kletterte Stefan Rass aus Österreich die 8a mit dem Namen Pocahontas Loveline im Pipeline-Sektor am Salinella-Felsband. Beim Ablassen brach der Block aus, an welchem die Umlenkung befestigt war. Das Seil bremste seinen Sturz zwar noch, trotzdem zog er sich schwerste Verletzungen zu. Weitere Details dazu sowie einen Spendenaufruf für seine junge Familie findet man auf Planetmountain (auf Englisch). Ein solcher Felsausbruch am Stand ist natürlich der absolute Horror, und Sportklettern ist nun einfach beinahe unmöglich, wenn man den Umlenkungen nicht vertraut. Umso mehr stehen alle Erschliesser in der Verantwortung, diese nur in grundsoliden Fels zu versenken. Gerade am Salinella-Felsband ist das aber gar nicht immer so einfach, da der Fels am Ende der Route oft blockig wird und von der Vegetation durchsetzt ist. Nachtrag: bei der Recherche nach dem Namen der Unfallroute griff ich zu meinem Topo des Gebiets. Als ich die Seite mit dem Pipeline-Sektor aufblättere, schaudert es mich plötzlich gewaltig. "Achtung, Umlenker in hohlem Fels" hatte ich mir bei dieser 8a notiert - ein Kollege hatte dies beim Klettern bemerkt, denjenigen der Nebenroute benützt und mich gewarnt. Da ich die Route nie probiert hatte, war mir dieser Umstand beim ersten Lesen der Unfallmeldung und beim Schreiben des Postings gar nicht mehr bewusst.

Der ausgebrochene Block mit dem Stand. Photo by Elio Bonfanti, planetmountain.com
Glimpflicher ging ein anderer Zwischenfall im Oktober 2014 aus - ebenfalls in San Vito, und zwar am Monte Monaco in der Route La Collina dei Conigli (6b+). Dort brach nicht ein Felsblock aus, aber ein Bohrhaken an einem Stand ging kaputt, während ein Kletterer am Abseilen war. Eine alte Schlinge, welchen diesen mit dem zweiten Haken verband, verhinderte mirakulös die Katastrophe und rettete auch zwei weitere Kletterer, welche an demselben Stand gesichert waren. Dieser Unfall ist auf (für jedermann einsehbar, lesbar sofern man dem Italienischen und Französischen mächtig ist) auf Facebook dokumentiert. Es befindet sich dort auch ein Statement des bekannten Erschliesser Michel Piola. Sein Fazit: das Klima auf Sizilien sei ähnlich zu jenem in Thailand oder auf Madagaskar, wo es bereits bestens bekannt ist, dass selbst rostfreie Bohrhaken im tropisch-feuchten Meeresklima nicht lange der Korrosion (sogenanntes Stress Corrosion Cracking, SCC) widerstehen. Er wirft den Gedanken auf, alle Felsen um San Vito zu sperren (oder zumindest zu meiden), bis alle Routen mit zuverlässigem Material saniert seien. Logischerweise wird dieser Prozess dauern, teuer und sehr arbeitsaufwendig sein. Ebenso klar ist sein Statement, dass das Einrichten mit allen Materialien die schlechtere Stahlqualität als A316L aufweisen, fahrlässig oder gar kriminell sei. Leider aber wird in vielen Gebieten nicht nur mit minderem Material erschlossen, sondern sogar noch damit saniert. Je nach Klima und Exposition beträgt die Lebensdauer von solchem Material wenige Monate bis wenige Jahre...

Pling, aber die Schlinge hat zum Glück gehalten. BH-Bruch am Monte Monaco in Sizilien. Foto: M. Piola / facebook.com
Nachtrag II: Ich wurde nun bereits einige Male gefragt, ob man denn eine Kletterreise nach Sizilien noch empfehlen könne und wie man die erwähnten Gefahren minimieren könne. Zum ersten Punkt meine ich ja - mit dem Wissen, dass Bohrhaken keine 100%-Sicherheit bieten, weder auf Sizilien noch sonstwo. Die Sache mit dem Umlenker stufe ich als tragischen Einzelfall ein, das bedeutet nicht, dass die Kletterei am Salinella-Felsband per se gefährlich ist. In schlechtem Fels platzierte Umlenker sind zum Glück selten, derjenige in der Pocahontas Loveline ist aber bestimmt auch nicht der einzige. Ich erinnere mich an Routen in der Schweiz, in Italien, in Spanien und in Kalymnos, wo ich dem Fels in dem der Umlenker steckte nicht vertraut habe, und darum die Route (oft mühsam) irgendwie anders abgebaut habe. Die Gefahr ist heimtückisch und nicht einfach zu erkennen. Ein relativ simpler Test ist es, rasch mit einem Karabiner auf den Fels neben dem Haken zu klopfen. Das identifiziert zwar nicht jede Gefahrensituation, falls es aber auf diese Weise schon hohl tönt, dann ist höchste Vorsicht angezeigt. Der Test ist an neuralgischen Punkten (Umlenker und entscheidende Zwischenhaken) durchaus zu empfehlen... sicher aber auch exotisch. Mich hat die Erfahrung von ein paar Tausend eigenhändig und sorgfältig versenkten Bolts aber eben gelehrt, dass der Fels längst nicht überall gut genug für ein BH-Placement ist.

Der zweite Punkt mit den Haken und dem Klima, das schon etwas systematischeres. Allerdings betrifft das wie erwähnt nicht nur Sizilien, sondern im Prinzip alle Klettergebiete in Meeresnähe. Auch auf Sardinien und in Kalymnos gab es schon Bolt Failures, und es werden nicht die letzten gewesen sein. Vorsicht ist vor allem dort angezeigt, wo die BH nur aus A2-Stahl gefertigt sind, was leider generell sehr verbreitet der Fall ist. Die Qualität ist übrigens in der Regel auf der Schraubenmutter eingeprägt. In der Gegend um San Vito sind mir qualitativ schlechte Haken vor allem an der Crown of Aragorn, an der Never Sleeping Wall und am Monte Monaco aufgefallen. Am Salinella-Felsband waren hingegen die meisten Routen mit A4-Haken eingerichtet.

Nachtrag III: mein Folgeposting befindet sich hier.

9 Kommentare:

  1. Die Namen der betroffenen Routen hinzugefügt und dabei eine schockierende Entdeckung gemacht...

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  2. Hi Marcel,
    Thanks for the discussion and to report what has been discussed many times in different forums since the last 3/4 years.
    The details of the accident are also interesting and useful.

    After reading the comments of Ines (Papert) on her FB account, I would like to add to your comments:
    I personally consider this type of accident something that can and will certainly happen again in many climbing areas. Although the rock at the time of bolting might have been good who knows what wind, ice, rain and so on are doing on the area surrounding the belay….
    when I bolt now I am (almost) sure my bolts and belays are properly placed and (reasonably) safe….
    This said….am I 100% sure? NO
    I think every climber which climb outside on “real” rock has to be aware of this and develop a sense of self-consciousness and responsibility…rock DO break under tension as it works very well under compression but not under tension…and geological times includes now.
    The climbing game is self-ruled….accept it or not, this is not Football (thanks God) ….Absolute safety is an utopia, and obviously even a guide can make errors and poor judgments or, as simply as it sounds be un-lucky (as I personally think is the case in Salinella)
    it is clear that it is a hard job to bolt properly and it is very hard to be sure 100% that all the bolts and all the rock is solid at the time of bolting and 10 years later.... I personally think the variables in the game are simply too many and it is very hard, if not utopistic to pretend to control all of them
    nevertheless this is what i hear in the gym all the time, people saying sport climbing has to be 100% safe, all the bolt have to be 100% trustable and the rock has to be solid…BUT the state at the cracg is the opposite: in fact still, no helmet is generally used at crags (how many people climb in salinella with an helmet? safety concern? what`s that? how many professional climber contribute to this trend (Ines? you there?) climbing and making photo shooting without helmets…even in alpine terrain?
    this said, and apart from this accident
    It is obvious than in certain area bolting with un-appropriate (and sometime NOT state of the art, old, cheap) material is not a good idea to say the least. Still the problem is there..
    the ultimative way of bolting in places where salt can make the difference (Kalymnos and many others) is to use titanium (very expensive) or at least A4 inox, better if glued (if the glue is the right one (epoxy?) and if it is correctly placed (amount, dept, time, temperature) ....moreover, not everybody is willing/able to do that…still many new routes are made and climbed every day on non-A2/4 inox bolts….to conclude if i see how the catastrophic bolt failure under certain conditions can be avoided by sharing information and bolting "generally better" (compare now days routes with routes from 10/20 years ago in the jura for example...old self made equipement etc...) with better equipment, i find utopistic to think that the risk will not be there or could be reduced to nothing.
    The risk IS there, it WILL be there and it is part of the game...somebody even like it for reason i am not going to discuss here...
    BUT not all the people who bolts know, not all the bolting mass is aware of the way of correctly bolt, and many error happens also to people who know how to properly do it
    so let`s share these information and be all aware of the risk in order to minimize it but let all avoid to let the pain of such an accident (certainly big) to fool us ….CLINBING IS A DANGEROUS ACTIVITY no matter how cool, experienced, hardcore ones is…simply like driving a car.

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    1. Hallo Stefano,

      Vielen Dank für Deinen Kommentar - ich teile Deine Gedanken!

      Beste Grüsse, Marcel

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  3. Ich erlaube mir, hier einen öffentlich verfassten Kommentar von Pesche Wüthrich (leicht gekürzt) zu zitieren:

    Horror Szenario. Ein Standplatz bricht aus, ein Grounder die Folge. 1984 setzte ich mich ohne meinen Partner darauf aufmerksam zu machen, ins Seil nachdem ich den Standkarbiner geklippt hatte. Ein 25m Sturz auf den Boden war die folge...Hanspeter dachte ich würde selber abseilen. 1986 in Sperlonga brach mir ein Stand aus. Zwei Alu Plättli mit einer Stahlkette verbunden. Hatte riesiges Glück. War ganz oben und hatte noch nicht begonnen mit dem Abbauen der
    Route. So wurde mein Sturz vom darunter liegenden Bolt abgefangen.

    Wie einige von Euch vielleicht wissen, eröffne und saniere ich seit 37 Jahren Klettergarten oder Mehrseillängenrouten. Was anfänglich vor allem zu eigenen Zwecken diente, wurde in den letzten Jahren zusehends zu einer Öffentlichkeitsarbeit. Und diese Öffentlichkeit hat auch, je länger und je mehr Kletterer aus den Hallen sich nach draußen bewegen , einen anderen Zugang zum Klettern.

    Zwei nicht zu unterschätzende Probleme gehen hervor [...] eine falsche Erwartungshaltung der „Neukletterer“.
    Von Drinnen kommen sie nach Draußen. Klettern verdammt gut...Mir ist aber aufgefallen dass der größte Teil keine Ahnung hat woher all diese Bohrhaken die in den Routen stecken herkommen. Für diese Unwissenheit können Sie nichts dafür. Hier steckt meines Erachtens ein großes Aufklärungs- Potential .Da sollte ruhig auch die Geschichte aus den Anfängen dabei sein, bei derer wir die BH in Handarbeit setzten und sie demzufolge spärlich vorzufinden waren.
    Unterschiedlichste Materialien wurden verwendet, viel Homemade Plaketten zieren bis Heute vor allem klassische Mehrseillängenrouten.

    Plötzlich stehen die Erschließer vor ganz neuen Problemen. Sie eröffnen nicht mehr Routen für sich und einige Kletterfreunde sondern für die eine internationale Klettergemeinschaft. Frankreich hat sich sehr Früh für eine bessere Absicherung der Klettergarten eingesetzt und die Leute für Ihren professionellen Aufwand bezahlt. Italien ist nachgezogen und ein äußerst erfreuliches Beispiel ist das Tirol mit climbers paradise. In der Schweiz gibt es ganz wenige solche Strukturen. Ob es nun der Schweizer Alpen Club, Mountain Wilderness oder einige lokale Kletter IG s sind, alle versuchen etwas eigenes aufzubauen. Schade dass da die Kräfte nicht gebündelt werden.

    Am wichtigsten scheint mir der Klettergemeinschafft mitzuteilen dass es beim Einrichten keine Standards gibt die irgendwelche Bürokraten erlassen. Gott sei Dank und ich bete dafür dass es nie solche geben mag. Unter den Kletterer die Einrichten herrscht Einigkeit nur noch gutes Material zu verwenden. Aber wie immer kostet das etwas. Über den Daumen gepeilt habe ich in den 37 Jahren Material für CHF 100 000.- in den Felsen gebohrt. Wohl verstanden aus dem eigenen Sack. In diesem Betrag ist sogar das Sponsoring ausgeschlossen. [...] Wünsche mir in Zukunft, dass sich Herstellerfirmen mehr für unsere Sache ins Zeug legen, Material bereitstellen, analog dem gut funktionierenden ACCES Fund.

    Nun wünsche ich dem Stefan und seiner Familie nur das beste und er baldmöglichst wieder nach Hause darf.

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  4. Traurige Unfaelle die einen aber einfach nur stink sauer machen können, finde ich. Es ist zwar richtig, dass Fels keine Kletterhallen sind und jeder Kletterer auch eine Selbstverantwortung hat, aber alle Verantwortung auf den Kletternden abzuschieben ist wohl zu einfach. Wer die Gebrauchsanleitung von Expansionsbohrhaken mal durchliesst, der wird darauf finden, dass diese nicht für weichen Fels wie in San Vito, Kalymnos,,,, geeignet sind. Hintergrund ist, dass der Spreizdruck am Dübel, aehnlich wie beim Dübel in einer porösen Altbauwohnung mit der Zeit nach laesst, der Bolt zu rutschen beginnt, zusaetzlich korrodiert. Dies ist seit langem bekannt. Ich frage mich warum immer noch in vielen Gebieten tickende Zeitbomben gelegt werden, wenn es doch die sichere alternatieve der Klebehaken gibt. Das Grundproblem ist dass nur noch schnell, schnell möglichst viele Neurouten zaehlen, anstatt Qualitaet. Am aergerlichsten machen mich dabei die Events der Hersteller, P.Trip, NF,.. die wie auf Kalymnos nur an Ihren Werbe-event denken , alles billg und schnell für ein paar Tage Selbstdarstellung einnageln und 3 Jahre spaeter sind alle diese Routen Schrott . Wir brauchen ein komplettes Umdenken in diesem Punkt, Druck und Richtlinien für Erschliesser und vorallem für diese Events. Hier in Geyikbayiri/Citdibi (Türkei) hat das Aufgrund des entschiedenen Drucks der Locals beim Petzel Rocktrip diees Jahr dann auch geklappt, nach anfaenglichem Murren ist dann alles anstaendig mit Klebehacken einbebohrt worden,.. na es geht doch! Warum nicht mal ein Rebolting Rocktrip oder Rebolting-Kalymnosfestival, dass waere deutlich besser alls immer neue Routen.... aber dafür braeuchte es den Druck der Konsumenten, die leider fast alle im Dunklen Tapen und sich der Gefahr nicht bewusst sind.

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    1. Hallo Tobias,

      Ich denke es geht zu weit zu sagen, dass Expansions-BH für den Fels in San Vito und Kalymnos generell ungeeignet sind. Keiner der von mir beschriebenen Fälle hatte zur Ursache, dass der Fels zu weich für diesen Hakentyp war. Und es sind mir auch keine solchen Fälle aus den bekannten Destinationen rund ums Mittelmeer bekannt. Darüber hinaus, in lose Blöcke gesetzte Klebehaken sind ebenso wenig zuverlässig wie Expansionshaken, und das Problem der Korrosion in der salzhaltigen Luft besteht bei Klebehaken auch - wenn auch evtl. in leicht vermindertem Ausmass, siehe den Folgebeitrag in den nächsten Tagen. In Thailand jedenfalls, haben korrosionsbedingt auch Klebehaken versagt. Hinzu kommt, dass das Setzen von Klebehaken wiederum komplexer ist und seine Fehlerquellen bietet, weswegen auch schon etliche solcher Haken versagt haben. Und dass um die Dauerbeständigkeit des Klebers (gerade in aggressivem Klima) viele Fragezeichen bestehen, ist ebenfalls ein Fakt - zumindest will kein Hersteller auch nur irgendeine Garantie dafür übernehmen. Damit will ich nicht sagen, Klebehaken seien eine schlechte Sache und Expansionshaken seien besser. Dein Pladöyer für den Klebehaken wollte ich aber trotzdem etwas relativieren, denn sicher (im Sinne von 100% sicher) sind auch diese nicht und nach wie vor ist jeder Kletterer verpflichtet, die Haken selbständig auf deren Zuverlässigkeit einzustufen.

      Das von Dir angesprochene Grundproblem (Masse statt Klasse) sehe ich durchaus. Mit den vermarkteten Events kann ich mich auch nicht wirklich anfreunden - was im Zuge der von NF gesponsorten Events in den letzten Jahren auf Kalymnos getan wurde ist jedenfalls nicht das, was der Klettercommunity am meisten zu Gute kommt. Auf jeden Fall wird es eine Herkulesaufgabe sein, die zig-Tausenden von Kletterrouten rund ums Mittelmeer in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten betriebssicher zu halten.

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  5. Hallo, bin der Bruder von Stefan und bin bin früher etwas geklettert somit kein Experte, aber ein paar Dinge möchte ich hier mal loswerden. Das Problem beim Unfall von Stefan waren nicht verrostete Bohrhaken oder ein anderes Materialproblem sondern (bei aller Eigenverantwortlichkeit beim Klettern) viele Kleinigkeiten die mangelndes Verantwortungsbewusstsein aufzeigen.

    Erstens würde ein erfahrener Routensetzer den Stand niemals in solch einen Felsen einbohren, es müsste auffallen, dass dieser Felsen nicht schlüssig mit der kompakten Felsmasse verbunden war. Die Tatsache, dass diese Route auch noch im Zuge eines Einbohr-Kurses entstanden ist finde ich äußerst bedenklich.

    Zweitens werden Routen in Kletterführer aufgenommen ohne sie wirklich auf Sicherheit überprüft zu haben. Natürlich liegt es nicht in der Verantwortung des Autors dies zu überprüfen nur in wessen Verantwortung liegt es dann? Der Kletterer handelt natürlich eigenverantwortlich, aber kann man wirklich alles abwälzen!?

    Drittens finde ich es ganz ehrlich erschreckend, dass man wenn einem ein Stand in hohlem Fels auffällt nichts dagegen unternimmt. Mir ist bewusst, dass man da viel tun müsste, wenn man alles beheben möchte was einem auffällt, aber einen Versuch ist es doch alle mal Wert und wenn der nur darin besteht jemand Bescheid zu geben. Der einheimische der sich maßgeblich um die Routen dort kümmert, hat schon einige Routen aus Sicherheitsgründen gesperrt und hätte sicher auch diese gesperrt, hätte er einen Hinweis bekommen. Stefan hat mir vor kurzem erst erzählt, dass sie einen Kühlschrank großen Felsen aus der Wand geschlagen haben, weil er eine Gefahr hätte sein können. Er war extrem Verantwortungsbewusst in solchen Fragen und dachte auch an andere. Zu posten, dass einem das schon aufgefallen ist und man nichts unternommen hat finde ich sehr befremdlich. Gleichzeitig möchte ich all jenen danken, die so handeln wie Stefan es stets getan hat und so mit Sicherheit viele tragische Unfälle verhindert haben. Das steht dann natürlich in keinem Blog …

    Mit diesem Kommentar will ich niemand auf die Füße treten, aber ich will zum Nachdenken anregen und zum Glück dürfen wir was Stefan angeht noch hoffen.

    Daniel

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    1. Hallo Daniel,

      Danke für Deinen Kommentar. Einige Dinge gilt es von meiner Seite klarzustellen.

      Ich habe die betroffene Route (Poccahontas Loveline 8a) nie geklettert und auch sonst keinen näheren Bezug dazu. Das einzige was ich gemacht habe, ist eine kommentierte Ticklist von einem Kollegen der ein paar Monate früher vor Ort war in meinen Kletterführer zu übertragen, um vor Ort die lohnendsten und schönste Routen klettern zu können. Selbst nach dem Lesen der Unfallmeldung war mir nicht mehr präsent, dass ich je eine Warnung vor einem schlechten Umlenker in San Vito erhalten hatte. Erst beim Blättern im Führer zwecks Identifikation der Unfallroute wurde mir das wieder bewusst.

      Dass der Unfall sich wegen einem ausgebrochenen Umlenker ereignet hat, der in schlechtem Fels steckte, sollte aus meinem Beitrag genügend klar werden. Der andere Vorfall mit dem ausgebrochenen Bohrhaken hat damit nicht direkt zu tun, klar. Ist aber auch so beschrieben. Trotzdem gehört dieser zweite Vorfall auch in diesen Post. Es gibt in San Vito sicherlich mehr schlechte Bohrhaken als es in schlechtem Fels platzierte Umlenker gibt. Und wer auf den Boden donnert weil bei einem Sturz der dritte BH in einer Route versagt hat, hat oft auch sehr schlechte Karten was sein Wohlergehen anbetrifft. Diese Gefahr ist sehr real!

      Der betroffene Umlenker in der Poccahontas Loveline war wohl wirklich grottenschlecht gebohrt. Ich kann das selber nicht beurteilen, aber mein Kollege hat diesen Sachverhalt auf (jetzige) Nachfrage hin bestätigt. Ist die Route wirklich an einem Einbohrkurs entstanden? Wäre ja doch reichlich exotisch, an einem Kurs gerade eine 8a einzubohren. Aber es gibt ja nichts, was es nicht gibt... Neben dem Umlenker war die Route aber auch sonst nicht gut abgesichert, die Bolts seien willkürlich und falsch platziert (--> steht so im Kletterführer, kann mich noch erinnern, dass mir dies vom Boden aus stimmig schien).

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    2. Bezüglich Eigenverantwortung: es gibt keine Stelle und keine Person, welche laufend und ständig die Sicherheit von Kletterrouten im Freien überprüft und garantiert. Das wird es nie geben, und kann es nie geben. Der Umkehrschluss aus dieser Tatsache ist, dass jeder selbst das nötige Wissen und Können aufbringen muss, um sicher unterwegs zu sein. Wer das nicht akzeptieren kann oder will, sollte seine Finger vom Klettern draussen lassen.

      Natürlich kommt allen Erschliessern und Sanierern eine besondere Verantwortung zu. Meine persönliche Maxime dabei ist es, nur qualitativ einwandfreies Material in gutem Fels zu versenken, und dabei die Sicherungen so zu platzieren, dass keine gefährlichen Stürze möglich sind. Doch nicht einmal daran halten sich (heutzutage!) alle Erschliesser/Sanierer - die einen nehmen lieber Sub-Standard-Material weil es billiger ist, anderen fehlt das Können oder die Sorgfältigkeit um die BH korrekt zu platzieren und ob man durch die Platzierung von (ausreichend) BH jede Gefahrenstelle entschärfen soll (und überhaupt kann) ist höchst umstritten. Das ist Real Life in der Klettercommunity.

      Doch selbst wenn man meiner Maxime folgt, so ist es für einen Erschliesser unmöglich, 100% Sicherheit für die eingerichteten Routen zu garantieren. Klar, man handelt nach bestem Wissen und Gewissen, aber 100% Sicherheit gibt es eben nicht (Stefano hat das oben schön beschrieben). Wenn nun noch jemand ("der Einheimische der sich dort um die Routen kümmert") die Sicherheit für Tausende von (nicht einmal selbst eingerichteten) Routen garantieren soll, ich weiss nicht...

      Dies gesagt, war es übrigens damals (bei meinem Besuch, und beim noch früheren meines Kollegen) überhaupt nicht so, dass eine "verantwortliche Person" auch nur annährend zu identifizieren gewesen wäre. Ich weiss schon, dass Daniele Arena inzwischen einen Kletterladen in San Vito eröffnet hat und damit ein hohes Interesse daran hat, dass die Felsen rund um den Ort nicht in schlechten Ruf und/oder Zustand geraten. Und auch wenn er sich aktuell glücklicher- und verdankenswerter Weise um Sanierungen kümmert, so wird auch er weder Haftung, noch Verantwortung oder Garantie für die Zuverlässigkeit des Sicherungsmaterials an den Felsen um San Vito übernehmen (können).

      Alles Gute Dir und Deinem Bruder, Marcel

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