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Freitag, 24. Februar 2017

Zwischen Sommer und Winter

Verrückte Zeit irgendwie: da holt man sich am einen Tag beim Sportklettern schon beinahe einen Sonnenstich und beklagt sich über temperaturbedingt miserable Reibung, während man am nächsten Tag schon wieder bei Schneetreiben zur Arbeit geht. Ähnlich viel Abwechslung wie das Wetter weist mein Bergsport-Programm in der letzten Zeit auf. Nachfolgend einige Impressionen davon - leider ist es für detaillierte Berichte bei einigen Ausflügen noch zu früh, bei anderen ist das schlicht und einfach nicht nötig.

Nordwand-MSL-Projekt

Zusammen mit Tobias habe ich ein Projekt, wo in Mixedkletterei eine 500m hohe Nordwand durchstiegen wird. Nach einiger Zeit haben wir uns endlich wieder einmal einen Tag darin gegönnt. Leider waren die Bedingungen nicht ganz ideal. Seit dem letzten Schneefall hatte noch kein Wind, Regen oder Wärme dem Pulverschnee auf allen Griffen, Tritten und sonstigen Verflachungen den Garaus gemacht. So war es dann bereits eine gewisse Herausforderung, überhaupt zum Ende der bereits eingerichteten Strecke zu klettern. Nichtsdestotrotz konnten wir aber auch noch 3 neue Seillängen einrichten. Insgesamt schlussendlich doch ein prima Tag mit viel Abenteuer und Ambiente, auch wenn bis zum Ausstieg noch ein paar Seillängen fehlen.






Skiferien mit der Familie

Das gehört sogar kaum hierhin und wenn, dann höchstens als Ausrede für den Verzicht auf Skitouren und sonstige alpine Aktivitäten. Zwar wurden die Tourenbretter für einen allfälligen Abstecher auf einen 3000er in der Nähe mitgeführt. Aber wenn die Mannschaft jeden Tag von 9.00-16.30 topmotiviert am Lift fahren will, so fällt ein solcher eben aus. Wobei ich sehr gerne verzichtet habe, es war eine super Zeit, dies bei perfektem Wetter, ideal präparierten Pisten und wenig Leuten, also fast uneingeschränkt "freier Fahrt". Dementsprechend wurde den Brettern die Sporen gegeben...



Sportklettern

Nach dem kalten Januar lässt sich nun also schon wieder fast nach Belieben im freien Klettern, auch recht so! Wobei, einmal war ich da auch etwas optimistisch unterwegs... setzte doch während meinem (zeitlich nicht eben kurz angelegten) Onsight-Go in einer 7b+ sogar tatsächlich das Schneetreiben ein. Das war kein Grund zum Aufgeben und auch keiner zum Scheitern - blöd nur, dass ich den Erfolg doch tatsächlich am letzten Move noch hergab. Nächstes Mal klappte es dann besser, auch die Begehung von einigen brandneuen Routen gelang dabei, für anderes sind hingegen noch weitere Besuche nötig. Weil ich die Bolts aber nicht selber platzierte und auch noch nicht ganz alles fertig abgeschlossen ist, spare ich mir die weiteren Details aus. Nicht, dass es Top Secret wäre, aber es mögen sich diejenigen die Lorbeeren für die News sichern, welche sie auch verdienen.

Wer bekommt da nicht kribbelige Finger...

Donnerstag, 9. Februar 2017

Kandersteg - Reise ins Reich der Eiszwerge (M6+)

Die Reise ins Reich der Eiszwerge, das kann man auch im übertragenen Sinn verstehen. Als ich vor 20 Jahren zum ersten Mal von dieser Route im Oeschiwald bei Kandersteg hörte, haftete ihr etwas Extremes an. Erstbegangen durch Robert Jasper. Und nein, nicht nur schwierige Eiskletterei, stellenweise musste sogar im Fels geklettert werden. Das schien mir damals ins Reich der Träume zu gehören. Im Lauf meiner an sich sehr bescheidenen Eiskletterkarriere verschoben sich die Massstäbe aber trotzdem etwas, ein Versuch war plötzlich greifbar. Schwierig gestaltete sich hingegen die Partnersuche: diejenigen, die es drauf haben, hatten die Route meist schon geklettert, und wollten nicht deswegen nochmals nach Kandersteg. Bei vielen anderen spielte hingegen genau jener Abwehrreflex, den ich über lange Jahre auch hatte. Umso besser, dass es im Januar 2017 endlich mal jemand mit von der Partie sein wollte.

Überblicksbild auf den Routenverlauf der Reise ins Reich der Eiszwerge vom ersten Stand aus gesehen.
Nach frühmorgendlichem Aufbruch bogen wir als erstes Fahrzeug auf den Parkplatz ein, das verhiess schon einmal Gutes. Unsere Säcke waren bereits fertig gepackt, also rasch die Schuhe geschnürt und zum noch verwaisten Oeschiwald marschiert. Von guten Bedingungen war heftig gezwitschert worden und tatsächlich: es war zwar an der unteren Stufe nicht üppig Eis vorhanden, aber es hatte genügend und es schien (und war) bestens kletterbar. Somit galt es, nicht noch länger herum zu trödeln, sondern "auf ins Vergnügen" war die Devise. Um 8.30 Uhr ging es los.

L1, 40m, WI4: Die ganz klassische Linie befindet sich vermutlich ganz links an der Verschneidung. Dort tropfte es allerdings heftig, so dass es deutlich empfehlenswerter schien, einige Meter rechts in schön homogen geneigtem Gelände in Genusskletterei aufzusteigen. BH-Stand mit Kette rechts im Fels.

Hier geht's los! Blick auf die erste Seillänge der Reise (WI4).
L2, 40m, WI3: Überführungsstück zum oberen und interessanten Teil. Flacher Beginn, das Ende auf dem Schneeband, nur in der Mitte befindet sich eine wenige Meter hohe Steilstufe. BH-Stand mit Kette am Fuss des nächsten Aufschwungs.

L3, 30m, M6-: Üblicherweise klettert man hier auf einer Eisglasur in einer schwach ausgeprägten Verschneidung und wechselt dann an den hängenden Zapfen. Zur Zeit unserer Begehung war dieser allerdings so fett gewachsen, dass man im Fels hinter dem Zapfen beinahe eingeschlossen gewesen wäre, und kaum mehr ins Eis hätte wechseln können. So hatte es sich in diesen Tagen etabliert (bzw. es war die logische, korrekte Linie) unmittelbar links an ein paar filigranen Säulen und Zapfen zu klettern, wobei hier und da auch der Fels links und rechts benutzt wurde. Ziemlich aufregende Sache, die Absicherung erforderte auch etwas Kreativität und war nicht à discretion möglich. Nötigenfalls kann diese Seillänge ca. 5-10m rechts einfacher erklettert werden, sogar eine Komplettumgehung weit rechts herum übers Band ist möglich. BH-Stand mit Kette am linken Rand der Eiszwergli-Höhle.

Blick auf L3 (M6-). Die Originalroute ist die orange Linie, welche allerdings zur Zeit unserer Begehung wegen dem fett gewachsenen Zapfen kaum zu machen gewesen wäre, weil man zuoberst im Fels hinter dem Zapfen eingeschlossen gewesen wäre. Somit wählten alle Begeher in diesem Fenster die linke, rote Linie - elegant an ein paar filigranen Säulen an den Zapfen, ein paar Hooks im Fels waren auch noch dienlich.
L4, 35m, M6+: Und nun folgt also das Kernstück der Route. Die Eiszwerge, kleine Eis-Stalagmiten, welche vom Tropfwasser in der Höhle entstehen, waren tatsächlich gewachsen. In einer fetten Glasur liess sich erst noch eine Schraube drehen, welche den Quergang nach rechts absicherte. Relativ einfach gelangt man zum rechten Höhlenrand, wo sich ein NH befindet. Nun exponiert rechts aufs Eck hinaus, die Position wird schlagartig unglaublich luftig. Nun beginnen die Schwierigkeiten. Linkerhand befindet sich ein meist griffiger Riss, welcher sich mit Klemmgeräten sehr gut absichern lässt. Die etwas grobblockige Felsqualität ist nicht überragend - ich fand es unbedenklich und gut zu handeln, eine Nachfolger-Seilschaft beförderte hier aber tatsächlich einen ordentlichen Block in die Tiefe. Das Problem an diesem Teilstück ist, dass man rechts auf einer plattigen Rampe subtil mit den Steigeisen antreten muss - mit einer sauberen Monozack-Technik geht's aber gut. Am schwersten ist eigentlich gleich der erste Schritt nach dem Quergang, dieser lässt sich allerdings mit einem Rock #10 perfekt absichern. Die zweite Crux ist dann der Wechsel ins Eis, der wohl auch ziemlich von den Verhältnissen abhängig ist. Bei unserer Begehung vollzog sich der unmittelbar auf der Höhe des zweiten NH dieser Länge. Wie so immer an solchen Stellen, es ist kurz etwas schwierig, die Füsse zu platzieren und ein kleiner Runout ist fällig, bis man sauber im Eis etabliert ist und an einer soliden Stelle eine Schraube setzen kann. Schliesslich stand ich in der Nische am Fuss der Abschlusssäule, aber wo weiter?!? Viele Wege schienen denkbar. Aussen um die Säule queren, links hinauf oder dann eben die korrekte Variante, hinten durchs Loch kriechen. So erreicht man eine weitere Nische mit einer Art Eiskamin, wo man sich in die Höhe und zum BH-Stand links oben emporarbeiten kann.

Unterwegs in der Querung aus der Eiszwergli-Höhle raus (M6+) und damit der Moment, auf den ich fast 20 Jahre lang gewartet bzw. gehofft habe. Tatsächlich war es eine super Kletterei, auf dem Eck rechts draussen wird es dann auch so richtig luftig.
Frieder kriecht aus dem Durchschlupf hinter der Säule von Reise Integral, welcher das Ende der Cruxlänge markiert.
L5, 35m, WI5: Hier gibt's zwei Möglichkeiten: falls vorhanden kann man die steile Säule von Reise Integral direkt erklettern, was wir aber erst später gemacht haben (WI6, siehe unten). Die klassische Linie führt jedoch rechts über die Eisspur, welche an der Felswand aufliegt und knapp senkrecht ist. Je nach Verhältnissen ist wohl ein mehr oder weniger grosser Spreizschritt nötig, um dieses Eis zu erreichen. Für mich war's absolut problemlos und auch die weitere Fortsetzung kletterte sich sehr gut. Die Bedingungen waren ideal, hier gab's nun auch deutliche Kletterspuren und so fühlte es sich eher einfacher wie der Fünfer an, den ich hier am Beginn dieses Absatzes proklamiere. Zuletzt flacht's dann etwas ab und man erreicht das einfachere Gelände oberhalb, wo man links an einem Baum Stand macht (Schlingen und Maillon vorhanden).

Genussreiche Kletterei in sehr luftiger Position in L5 (ca. WI5).
L6, 30m, WI2: Die allermeisten drehen nach L5 um, was sich auch in der Hinsicht ausbezahlt, dass man vom Baum mit 1x60m Abseilen gerade so knapp aufs Zentralband kommt. Mein Alpinistenherz liess es jedoch nicht zu, hier schon vor Ende Schluss zu machen. Über ein paar Stufen geht's nämlich noch 30m aufwärts, bis sich das Eis definitiv im Wald unter der Schneedecke verliert und nur noch flaches Gelände folgt.

Blick auf die Abschlusslänge (L6, WI2), welche die meisten Begeher wohl auslassen...
...aber auch hier gibt's noch was zum Pickeln, mit einem Cuore Alpinistico lässt man das nicht aus.
Um 12.30 Uhr hatten wir den Ausstieg erreicht und seilten uns in zwei Etappen an den BH-Stand am Ende der Cruxlänge zurück. Mein Kletterpartner meinte, die Säule von Reise Integral (WI6) würde doch noch ein ideales Dessert abgeben. Meinereiner meinte "von mir aus gerne, wenn du vorsteigen magst". Das Eis war nämlich sehr grümschelig und alles andere als kompakt, es tropfte heftig von oben und die Absicherbarkeit schien mir sehr fragwürdig - sogar von der Tatsache abgesehen, dass man in solche Säulen sowieso besser weder Schrauben setzt noch Stürze hinlegt. Kurzum, ich traute mir nicht zu, diesen 15m langen Abschnitt in kühnem Stil souverän und sicher durchzusteigen, so dass mir ein Verzicht die vernünftige Strategie schien. Mein Begleiter war in Bezug auf Sicherungsmöglichkeiten und auch auf die Stabilität der ganzen Struktur viel optimistischer, und wollte sich versuchen. Mit Kampf, Einsatz, viel Zeit, Nässe bis auf die Unterhosen und zwei Stürzen konnte er den Durchstieg erzwingen. Und in einem Punkt hatte er absolut recht, die Säule hielt der Belastung stand und in die Schrauben konnte man sogar stürzen. Im Nachstieg konnte ich das Teilstück dann mit etwas Einsatz ohne grössere Probleme punkten. Wobei ich teilweise schon Placements in fragilem, wässrigem Eis nutzte, wo der Pickel auch jederzeit hätte durchrutschen können. Nein, da hätte ich definitiv nicht vorsteigen wollen!

Frieder in der kompromisslos senkrechten, nassen und teils fragilen Säule von Reise Integral (WI6).
Nun denn, zwei Stunden später waren wir erneut am Baum nach L5 angelangt, und schwebten an den Seilen in die Tiefe. Wie bereits erwähnt, reicht es von dort mit 60m gerade knapp bis aufs Zentralband. Dort steigt man wenige Meter zu Fuss zu einem Block mit Kettenstand ab, von wo man mit einer weitere 60m-Abseilstrecke den Einstieg erreicht. Mein Kletterpartner war total durchnässt, somit wollten wir uns nicht mehr lange aufhalten. Allerdings galt es noch, die Suche nach den 3 Schrauben aufzunehmen, welche dem Ruf der Gravitation gefolgt waren. Leider liess sich nur eine davon wieder auffinden, die anderen beiden lagen wohl zu verlockend zum Mitnehmen auf dem bereits niedergetrampelten Schnee am Einstieg. Bald waren wir retour beim Auto. Mit trockenen Kleidern am Leib und einem warmen Kaffee in der Hand ging's dann in angenehmem Ambiente heimwärts. Tja, die Reise ins Reich der Eiszwerge, die ging irgendwie einfacher von der Hand, als ich das lange Jahre gedacht und im Vorfeld befürchtet hatte. Mit der schwierigen Säule der Reise Integral zeigte dann das Eisklettern aber doch wieder seine Zähne und mahnte sogleich, nicht übermütig zu werden.

Facts

Kandersteg - Reise ins Reich der Eiszwerge (III TD+ M6+ WI5) - 6 SL, 210m - R. & D. Jasper 1996 - *****
Material: 2x60m-Seile (auch 2x50m möglich), 6-8 Eisschrauben, Camalots 0.5-3, Rock #10

Ein grosser Kandersteg-Klassiker, der dem Ruf des Extremen anhaftet. Er bietet abwechslungsreiche, stets interessante Kletterei und hat nichts bösartiges an sich. Die Eiskletterei gestaltet sich bei guten Verhältnissen genussreich und nicht extrem schwer. Die mit M6+ bewertete Schlüsselstelle ist eindrücklich und sehr luftig, jedoch im Fels prima mit Klemmgeräten abzusichern. Für den schwersten Move passt ein Rock #10 perfekt - trotzdem ist der irgendwie fakultativ mitzunehmen, weil 50cm darunter auch ein sehr guter Cam liegt. Am heikelsten ist je nach Verhältnissen die erste, nominell etwas einfachere Mixedlänge vom Band weg. Falls nötig, lässt sich diese wenige Meter rechts aber auch einfacher haben. Die Stände sind alle fix eingerichtet, bis auf den letzten an einem Baum sogar topsolide mit BH und Ketten. Zum Abseilen sind 2x60m-Seile praktisch, weil man so vom Top von L5 mit 2 Manövern zum Einstieg gelangt, mit 2x50m ist die Route aber auch möglich. Vorsicht vor Eisschlag: wenn jemand oberhalb klettert, dann fällt alles bis zum Einstieg runter. Die untere Stufe ist sehr exponiert, das im Bereich der Route vereiste Zwischenband vermag die fallenden Stücke nicht aufzuhalten!

Sonntag, 5. Februar 2017

Back on Rock

Mir persönlich war die Lust aufs Eisklettern ob dem Tau- und Regenwetter gründlich vergangen. Vermutlich ist's auch besser so, an hinterspültem und losgelöstem Eis zu klettern, dürfte dem Wohlergehen nicht in jedem Fall dienlich sein. Dem Föhn sei Dank stiegen die Temperaturen bereits locker wieder auf zweistellige Plusgrade, zusammen mit viel Sonnenschein fühlte sich das definitiv bereits schwer nach Frühling an. Speziell war, dass ich ein Uralt-Projekt gleich zum Saisonauftakt bodigen konnte. Schon seit Jahren hatte ich dort sporadisch den einen oder anderen Versuch gegeben, gereicht hatte es bisher nie. Die Route ist ausgeprägt vom Typ Fitnesskletterei. 40m lang, ca. 8m überhängend. Sehr kontinuierlich an kleinen, meist positiven Leisten. Bewertet mit dem Grad 8a, obwohl der nicht ganz unumstritten ist. Gerade deshalb möchte ich hier einige generelle Gedanken zum Sportkletter-Bewertungssystem spinnen.


Aussergewöhnlich an der Route ist, dass es einerseits keine einzige, wirklich verzweifelt schwere Stelle gibt, andererseits aber auch keinen einzigen, wirklich guten Rastpunkt. Wobei beide Aussagen im letzten Satz natürlich auch schon wieder diskutabel sind, da schlicht und einfach vom Auge des Betrachters abhängig. Die Einzelstellen konnte ich schon seit jeher gut klettern, der Durchstieg gelang mir in früheren Jahren trotzdem nie. Die kontinuierlich steile Wand ging an die Substanz, richtige Schüttler konnte ich keine identifizieren und wenn der Pump einmal kam, dann war Ende Gelände. Auch die elende Klipperei saugte mir immer bös am Strom, immerhin will das Seil 18x eingehängt werden, und dies eigentlich nie aus entspannter Position. 

Das war einmal! Im Rückblick muss ich konstatieren, mir fehlte nicht die Fitness, sondern das Kraftniveau. Heute ging's besser. Mehr Maximalstrom sei Dank gehen alle Moves auf einem etwas tieferen Anstrengungsniveau. Plötzlich ist viel mehr Ruhe in der ganzen Begehung drin. Ich muss plötzlich nicht mehr dem Pump davonklettern, sondern kann an jedem etwas besseren Griff diesen wieder aus den Armen schütteln. Mit mehr Übersicht und Reserven lassen sich plötzlich auch die Füsse noch besser einsetzen. Beim Seilklippen bestehen plötzlich auch deutlich mehr Optionen, was den Kraftverpuff nochmals reduziert. So, dass man sich danach schliesslich fragen kann, ob es denn wirklich überhaupt so schwierig war?!?


Meine These: bei solchen Fitnessrouten hängt die Bewertung vom Niveau des Begehers ab. Irgendwie ein Widerspruch in sich, das heisst ja, dass unser Bewertungssystem gar nicht wirklich funktioniert. Ist aber so, wie folgendes Gedankenexperiment zeigt: man nehme eine anstrengende, ausdauernde aber doch nicht extrem pumpige 7a. Ein Idealbeispiel für mich wäre der Pizzabuuch auf der Galerie. Stellen wir uns einen Begeher vor, der die Route ganz knapp nicht punkten kann. Wie schwierig käme ihm die Sache vor, wenn er die Route 3x am Stück übereinander, ohne Pause und ohne wirklich guten Rastpunkt klettern müsste? Ich behaupte, mindestens 7b, wenn nicht noch schwerer. Und ein Durchstieg wäre völlig utopisch. Aus meiner persönlichen Perspektive ist das anders. Es wäre für mich keinen Deut schwieriger wie 7a. Die Moves im Pizzabuuch kann ich aus dem Effeff und sowieso kommen ja immer mal wieder gute Griffe, wo ich einen aufkommenden Pump gut unter Kontrolle halten könnte. Wenn's sein müsste, ginge das wohl auch 10x hintereinander.

Darum: Fitnessrouten fühlen sich "hard for the grade" an, wenn man das Niveau dafür nicht hat. Dafür sind sie soft für alle diejenigen, welche über der Schwierigkeit stehen. Bewertet werden sie am besten von den Kletterern, die sie gerade so knapp durchsteigen können - das ist schlicht und einfach der sinnvollste Ansatz. Die Diskussion beschränkt sich übrigens nicht auf mein hypothetisches Beispiel und meine Tour von heute - selbst im Spitzenbereich, z.B. in Bezug auf die Era Vella (9a) in Margalef findet sie genau so statt. Verbleibt noch die Frage, wie schwierig denn das Vehikel von heute ist. Hm, das weiss ich eigentlich auch nicht so genau... ;-)