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Donnerstag, 28. Februar 2019

Just an ordinary family weekend: Powder am Mieserenstock und mehr...

Jetzt wäre die Zeit da, um die grösseren Skitouren zu reissen. Das lag an diesem Weekend organisatorisch nicht drin, aber ein paar gute Schwünge hat's trotzdem gegeben. So war uns am Samstag ein Ausflug am Vormittag vergönnt, galt es doch am Nachmittag mit den Kindern noch einen Boulderwettkampf zu besuchen. In den Tagen davor hatte ich meine Pre-Work-Touren im Tössbergland bereits bei besten, frühlingshaften Sulzverhältnissen geniessen können. Doch nun stellte sich die Frage, ob wir dies auch für die Samstagmorgentour tun sollten, oder wir doch noch in einem Schattenloch auf die Suche nach etwas Pulver gingen. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns schliesslich fürs Hintere Sihltal und zogen damit voll den Joker.

Skitourenidylle im hinteren Sihltal mit Mieserenstock, Höch Hund und den Chläbdächern.
Ein paar Minuten nach 8.00 Uhr starteten wir beim P.1067, die vereiste Strasse vom Ochsenboden her war mit ausreichend Schwung gerade so bis dahin zu passieren. Nach einigen Minuten konnten wir unseren Blick auf die Eisfälle bei Fläschen richten. Tolle Erlebnisse mit der Begehung dieser Routen kamen wieder auf. Augenscheinlich herrschten noch gute Bedingungen, obwohl es in den Tagen zuvor auch nicht mehr wirklich kalt gewesen war. Wenig später galt es, einen üblen Lawinenkegel zu überqueren - ein klares Indiz, dass der Übergang vom Hochwinter in den Frühling rasch vollzogen worden war und es auf die tageszeitliche Erwärmung Acht zu geben galt. Durch den gut eingeschneiten Sihlwald gelangten wir hinauf auf die Ebene von Feldmoos und hatten uns für ein Tourenziel zu entscheiden. Da eine Vierergruppe bereits weit oben den Höch Hund anspurte und zwei weitere Tourengänger ihnen folgten, entschieden wir uns, den Mieserenstock anzupeilen, wo noch niemand unterwegs war.

Blick auf die Eisfälle bei Fläschen. Da kommen Erinnerungen an unsere Begehungen vor ein paar Jahren auf.
Zu passierender Grundlawinenkegel auf dem Weg zum Gribschli.
Hier war ich vor 7 Jahren das letzte Mal gewesen. Damals war auf den Karten noch der östliche Punkt (2199m) als Gipfel markiert, deswegen steht auch heute noch das Kreuz an diesem Ort. Auf den neusten Karten ist jedoch der 150m weiter westliche gelegene P.2203 als Gipfel bezeichnet. Da höher, macht das jeden Sinn und skifahrerisch ist das auch gleich noch lohnender, weil man von dort in deutlich direkterer Linie abfahren kann. In noch mässig steilem (aber trotzdem nicht harmlosem!) Gelände fellten wir hinauf zum engen Couloir, welches den Durchschlupf in die Gipfelflanke erlaubt. Wie schon letztes Mal waren wieder viele Spitzkehren notwendig. Danach hat man wieder mehr Platz zur Verfügung. Die steilen Hänge erfordern aber gehörig Respekt, die letzten 150hm sind durchgehend >35 Grad mit einer Schlüsselstelle, die sogar über 40 Grad steil ist. Hier müssen bedingungslos sichere Verhältnisse herrschen, welche mit der Gefahrenstufe "gering" jedoch gegeben waren. Auf dem Gipfel herrschte Panorama Grande bei sehr angenehmen Bedingungen, exzellent!

Formvollendete Schönheit :-) Die letzten Meter über den Grat zum Mieserenstock P.2203.
So haben wir's gern! Gipfelpanorama auf dem Mieserenstock mit Blick zur Silberen und in die Glarner bzw. Urner Berge.
Die Abfahrt war dann nicht weniger grandios: sowohl die Gipfelflanke wie auch die langen Hänge ins Chräloch hinunter wiesen noch prima gesetzten, sehr gut drehenden Pulver auf kompakter Unterlage auf. Dank der guten Schneelage konnte ich sogar das Couloir auslassen und die felsige Steilstufe etwas östlich in fast direkter Falllinie des Gipfels durch eine steile Rinne bewältigen. Weiter ging's genussvoll bis ob dem Sihlwald. Im Wald war der Schnee bereits aufgeweicht, doch selbst das machte Spass! Dann noch rasch vom Gribschli retour zum Parkplatz sausen (bis auf die Passage über den Lawinenkegel) und dann ab zum nächsten Programmpunkt. Wie sich zeigen wollte, waren die Zeitreserven bereits ziemlich ausgereizt... also rasch daheim die Kinder aufgeladen und gleich in den Skiklamotten weiter ans Move & Groove im Grindelboulder.  Schon letztes Jahr hatten wir dem Kinder-Wettkampf beigewohnt, dieses Jahr wollten wir es nicht anders machen.

Grandioser Fun auf der Abfahrt in kompaktem, pulvrigem und sehr gut drehendem Schnee!
Auch heuer standen wieder extra für die Kinder geschraubte, interessante Probleme zur Auswahl. Noch dazu ein interessanter Modus, der die Kinder so richtig animierte. Fast ein wenig schade, dass die Teilnehmer hier noch nicht ganz so zahlreich kommen wie z.B. am Sparta Fight. Für unsere Kinder ging's sehr gut aus: Boy auf Rang 1 in der unteren Altersklasse, Girl auf Rang 2 in der oberen. Schliesslich wurden sie auch noch eingeladen, am folgenden Wettkampf für die Erwachsenen in der Easy-Kategorie teilzunehmen. Hier waren die Boulder jetzt logischerweise nicht mehr ganz so kindergerecht geschraubt - aber der Challenge beim Klettern ist ja gerade, mit allem möglichen fertig zu werden und nicht nur mit dem, was einem speziell präpariert wurde. Das Video vom Finalboulder (unbedingt mit Ton anschauen) zeigt wohl, warum die Teilnahme an den Wettkämpfen so richtig Spass macht - Move & Groove eben! Die Efforts wurden schliesslich mit einem weiteren zweiten Rang für die Tochter belohnt.



Doch vor lauter Kämpfen und Mitfiebern war es spät geworden. Irgendwie zu spät, um bei der in diesen frühlingshaften Verhältnissen schnell tickenden Uhr noch auf eine grosse Skitour zu gehen. Somit gab's dann nur ein Morgentüürli an die fabelhaften Sulzhänge im Tössbergland, gefolgt von Sportklettern am Fels. Irgendwie heisst das, die Top-Bedingungen nicht ganz aufs letzte ausgereizt zu haben. Andererseits aber auch egal - mir gelang's, gleich noch ein wenig mit bereits bestehenden Projekten aufzuräumen. Somit wird die Woche klettermässig mit einer 7c+ und einer 8a rotpunkt beschlossen. So könnte es weitergehen :-) Bzw., so (oder noch etwas besser, schliesslich ist ja schon Mitte Februar) müsste es weitergehen, wenn's bis zum Jahresende 100 Routen auf diesem Niveau sein sollen, wie ich in meinem Ausblick davon geträumt hatte. Naja, sehen wir, was die Zukunft bringt!

Dienstag, 19. Februar 2019

Skitour Huser Stock (1904m)

Ein gewisser Teil meiner Beiträge wird in Zukunft exklusiv auf dem Blog von Bächli-Bergsport erscheinen. So auch derjenige von unserer Tour mit den Kindern aus dem Skigebiet vom Stoos zum Huser Stock (1904m). Viel Spass bei der Lektüre!


Mittwoch, 13. Februar 2019

Skin, Ski & Fly Valbellahorn (2763m)

Bereits zum dritten Mal diese Saison hatte sich meine Verabredung zum Eisklettern kurzfristig zerschlagen. Es scheint wie verhext, diese Saison scheint eine höhere Macht meine Tätigkeit an dieser Materie verhindern zu wollen. So war kurzfristig eine Alternative gefragt, welche trotzdem einen genussvollen Bergtag ermöglichen würde. Eine Skitour kombiniert mit einem Flug, das war grundsätzlich die richtige Direktive. Doch weil nach wie vor LWS 3 mit einer gewissen Schärfe herrschte, war etwas Kreativität gefragt. Erleichternd hinzu kam jedoch, dass ich nach vielen Skitouren im Tössbergland gerne wieder einmal eine etwas längere Anreise in Kauf nehmen wollte, um in weniger bekannte Gefilde zu gelangen. Somit wurde das Valbellahorn als die Tour der Wahl identifiziert, los ging's.

Ein absoluter Traumtag zum Touren in der Weite Mittelbündens. Das Bild ist kurz vor dem Läger (P.2432) aufgenommen, der Gipfel des Valbellahorns ist in der rechten Bildhälfte, unmittelbar links der kleinen Schutzhütte zu sehen.
Der Startpunkt befindet sich in Davos Wiesen auf 1420m. Zuerst einmal gilt es durch das langgezogene Dorf zu laufen, um danach mit etwas auf und ab dem Schneeschuhtrail zu den Ausläufern der Walenschluocht zu folgen. Das sind gut 2km Distanz, somit hat man nach einer halben Stunde Gehzeit netto noch kaum einen Höhenmeter absolviert. Wichtig zu wissen: die Skitourenkarte schlägt hier einen gänzlich anderen Weg durchs Platschtobel vor, der jedoch alles andere als lawinensicher ist. Die von mir gewählte (und z.B. auf skitourenguru.ch) verzeichnete Route via Suraver und Alvascheiner Alp mag zwar etwas länger sein, scheint mir jedoch deutlich günstiger. Durch den schönen Föhrenwald ging's über das Gebrünstijegg hinauf zu den Alpen. Es kam wie es kommen musste: der beständige Wechsel von bereits angefeuchtetem und noch kaltem Schnee führte zu vereisten Fellen, so dass bei den Alpen auf gerade gut 2000m eine längere Pause zum Refueling und Felltrocknen notwendig war.

Da lässt es sich ja auch gut Pause machen! Bei angenehmer Wärme und viel Sonnenschein hielt auf auf der Alvascheiner Alp inne, um die vereisten Felle zu trocknen. In der Bildmitte der stolze Zahn des Corn da Tinizong, da will ich definitiv auch einmal hin!
Die Fortsetzung erfolgt über die weiten, aussichtsreichen Hänge des Chlibärgli hinauf zur Kuppe von Läger (P.2432), einem unbedeutenden Plateaugipfel. Wer den Aufwand möglichst gering halten will, umgeht die Kuppe ab ca. 2300m westseitig und zieht eine gleichmässig ansteigende Spur, was einem vor allem auf dem Rückweg einen Fellwechsel oder ein längeres Schieben und Hochtreten vermeidet. Überschreitet man (wie ich) das Läger, so folgt nochmals eine gut 1km lange Flachstrecke, wo man rund 40hm vernichtet. Über sanfte Hänge gelangt man danach zur Schlüsselstelle, dem rund 70hm langen Hang hinauf zur Höhenkurve 2600m. Dieser kratzt auf dem Weg des geringsten Widerstands gerade so an der 30-Grad-Marke. Bei erhöhter Lawinengefahr ist eine geschickte Spuranlage absolut entscheidend. Danach wird das Gelände wieder gutmütiger, nur die letzten (meist abgeblasenen) Meter hinauf zum Gipfelkreuz sind nochmals steiler. Im Genussmodus und mit zwei längeren Fellbearbeitungs-Pausen hatte mich der Aufstieg total knapp 3:30h gekostet.

Der Gipfel des Valbellahorns (2763m) mit seinem rudimentären Holzkreuz ist erreicht - welch eine Aussicht!
Während ich den gesamten Aufstieg im T-Shirt und ohne Handschuhe hatte gehen können, blies im Gipfelbereich nun doch eine frische Brise. Also kein Ort, um sich allzu lange aufzuhalten. So machte ich mich zur Abfahrt bereit. Bis hinunter auf 2400m warteten perfekte Skihänge mit fluffigem Powder, so haben wir's gern. Nun stellte sich die Frage, ob es sich wohl lohnen würde, für den Rückweg zum Läger die Felle zu montieren oder nicht. Im Aufstieg hatte ich die Kuppe überschritten und bei Pulverschnee ohne vorhandene Spur ist die Umfahrung in der Flanke nicht sinnvoll. Ich entschied mich schliesslich fürs Stossen und Hochtreten, zeitlich kommt's mit Fellmontage wohl ähnlich raus. Nun galt es, noch ein wenig Pulverschnee zu geniessen, aber gleichzeitig den Moment für den Abflug nicht zu verpassen. Im Rucksack hatte ich ja meinen Single-Skin-Ultraleicht-Gleitschirm mit dabei, mit welchem ich die wenig lohnende Waldabfahrt (wenig Platz, pampiger Schnee) und die flache Querung zurück nach Wiesen vermeiden wollte.

Auf dem Weg ins Tal wird zuerst in fluffigem Powder Ski gefahren, danach soll's in die Luft gehen!

Ready to go! Als Gleitschirmflieger ist's irgendwie Normalität. Aber wenn man sich wieder einmal vor Augen führt, dass man als Mensch einfach etwas 'Plastikfolie' mit 1.5kg Gesamtgewicht mitführen und dann fliegen (!!!) kann, so ist das irgendwie doch fast unglaublich. Was ebenso sicher ist: bei diesen Schnee- und Windverhältnissen wäre ein Start zu Fuss definitiv unmöglich gewesen, die Abhebegeschwindigkeit ist unmöglich zu erlaufen.
An den etwas abscheinigen Hängen des Chlibärgli liess es sich aber noch hervorragend kurven, so setzte ich den Joker und legte meinen Schirm erst wenig oberhalb der Alvascheiner Alp auf 2000m aus. Hier musste der Start nun aber ohne Fehlversuch klappen, sonst hiesse das Los unvermeidlich ein Wiederaufstieg mit Fellen oder Waldabfahrt. Es herrschte Nullwind von hinten, doch mit den Ski, auf einem optimal geneigten, breiten Hang war's aber natürlich trotzdem kein Problem, die mit diesem Setup doch beachtliche Abhebegeschwindigkeit zu erfahren. Die Krönung wäre es nun gewesen, über den Wäldern genügend Thermik zu finden, um aufzudrehen, höher oben wieder zu landen und eine zweite Skiabfahrt zu geniessen. Dies war mir jedoch nicht vergönnt. Um noch ein wenig in der Gegend herumzugondeln, war jedoch genügend Lift da. Eine Weile später setzte ich auf dem grossen Plateau oberhalb von Wiesen sanft auf der Langlaufloipe aus. Gemütlich konnte ich bei milden Temperaturen mein Equipment verräumen und mich auf der sonnengewärmten Bank nebenan noch ein wenig der Kontemplation dieses äusserst gelungenen Ausflugs widmen.

Blick zurück von meinem Landeplatz in Davos Wiesen auf das Valbellahorn (der prominente, sonnbeschienene Gipfel). Gestartet bin ich wenig links vom rechten Bildrand, auf dem Rücken am Horizont, unmittelbar oberhalb der Waldgrenze.
Facts

Valbellahorn ab Davos Wiesen (via Suraver Alp), WS, netto ca. 1600hm.
Zeitbedarf total ca. 5-6h, normale Skitourenausrüstung ausreichend.

Karte mit der Route und Schattierung der Lawinengefahr nach der QRM. Quelle: skitourenguru.ch


Sonntag, 10. Februar 2019

Sparta Fight 2019

Zeit für den ersten Wettkampf im 2019! Schon im Vorjahr hatten wir dem Sparta Fight beigewohnt und waren dabei auf starke Konkurrenz aus der Ostschweiz, dem Vorarlberg und sogar aus dem fernen Ausland getroffen. Auch dieses Jahr lockten wieder 40 brandneu geschraubte, herausfordernde Probleme auf die total fast 200 Teilnehmer. Unmittelbar davor hatte ich noch leichte Momente des Zweifels: man hätte stattdessen auch im Eis klettern können, im Tessin lockte sogar die Sonne und die Möglichkeit, ein schönes Projekt abzuschliessen. Wie ich mich für mich alleine entschieden hätte, vermag ich gar nicht zu sagen. Für die Familie war der Wettkampf aber gesetzt und so machten wir uns motiviert und topfit auf den Weg nach Buchs/SG.

Alle voll motiviert dabei!
Die Kinder hatten von 10.30-15.00 Uhr Zeit, sich den 40 Bouldern zu widmen, den Erwachsenen blieben danach weitere 5 Stunden, bis die Scorecard abgegeben werden musste. Somit wollten wir erst die Kinder coachen und nebenher die 'einfachen' Probleme gleich mit abhaken, um sich schön langsam und kontinuierlich aufzuwärmen und einzuklettern. Danach bliebe dann Zeit, um auch noch die härteren Geräte einzusammeln. Um 15.15 Uhr wurde schliesslich das erste Mal abgerechnet. Unsere beiden Kinder hatten gegenüber dem Vorjahr die Anzahl an Tops und Zonen massiv verbessern können, ein Beleg für ihre grossen Fortschritte. Der Tochter reichte es bei der U10 ex aequo zum dritten Rang - immer wieder eine grosse Motivationsspritze, vor der versammelten Meute aufs Podest steigen zu können. Die Medaillen sind zwar ein exklusives Gut, aber einen schönen Preis gab's für alle Kinder - absolut zurecht, denn schliesslich hatten alle im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Beste gegeben.

Podest der U10-Mixedkategorie. Sowohl bei den Teilnehmern wie auf dem Podest sind die Mädchen in deutlicher Überzahl.
Nach der gütlichen Siegerehrungs-Pause konnte dann mit frischen Kräften weiter angegriffen werden. Schon bald glich die Halle vor lauter Chalk-Luft einer räuchergeschwängerten, überfüllten Räuberhöhle. Ausserirdische (bzw. auch Irdische, welche nicht dem Stamm der Kletterer angehören) hätten bestimmt grosse Fragezeichen gehabt, was hier seltsames betrieben wird. Während die 14 blauen Probleme im Bereich 6C/7A für mich noch mehr oder weniger rasch gelöst waren, galt es bei den 10 Bouldern im Schwierigkeitsgrad rot (Bereich 7B) die Differenz zu den Konkurrenten zu machen. Am Ende hatte ich 5 dieser Probleme geknackt, bei zwei weiteren war ich nahe dran - die müssten doch noch zu schaffen sein! Bei beiden handelte es sich Coordination Dynos an sloprigen Volumen, der eine noch mit kraftraubendem Zustieg - bei wiederholten Versuchen eine ziemlich hautfressende Sache. So kam es, wie es kommen musste: die Fingerspitzen wurden mehr und mehr rosa, bis schliesslich im Stile von '10 kleine Negerlein' nach jedem weiteren Versuch an einem weiteren Finger das Blut hervortrat. Trotz oder eben gerade wegen den Tapen-Verbänden wurde schliesslich klar, dass nun endgültig nichts mehr zu holen war, womit wir schliesslich um 18.30 Uhr und somit 1.5 Stunden vor Ende der Quali endgültig die Segel strichen.

Naja, auf dem Foto kommt's nicht so ganz zur Geltung und sowieso ist dieses Foto eine Stunde bevor ich endgültig aufgehört habe entstanden. Jedenfalls ist das Skin & Power Management bei diesen Wettkämpfen schon ein wesentlicher Faktor. Vor allem, wenn man zum Schluss noch einen Final zu bestreiten hat... an diesem Tag wäre ich dazu jedenfalls definitiv nicht mehr im Stande gewesen. Gut war ich nicht unter den 5 Besten ;-)
Am Ende stehen für mich 32 Tops und 35 Zonen (von je 40 bzw. 39, der schwierigste Boulder konnte von niemandem gelöst werden). Das reichte in der Gesamtrangliste für Rang 16 unter 124 Teilnehmern, für mich ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis. Letztes Jahr war ich noch ein ganzes Stück weiter hinten platziert gewesen. Man könnte diese Verbesserung dem Training zuschreiben (was mir durchaus recht wäre!), aber vielleicht war's auch einfach nur Glück: zwischen den Rängen 10 und 40 ist es in der Rangliste ziemlich eng, zwei zusätzlich geschaffte Boulder machen einen grossen Unterschied. Und da hängt's dann eben auch stark davon ab, ob man ein Limit-Problem findet, das gut zur persönlichen Morphologie und den Stärken passt, oder eben gerade nicht. So machten wir uns abgekämpft und müde aber sehr zufrieden auf den Heimweg. Mir verbleibt, dem Team vom Sparta für die Organisation und den Sponsoren für die schönen Preise zu danken. Nächstes Jahr dann wieder! Einen kleinen Tipp zum Schluss hätte ich noch: ich wäre für die Einführung einer Seniorenkategorie. Selbst wenn's nur eine Ü30-Wertung gegeben hätte, so wäre die Bronzemedaille mir gewesen, in einer Ü40-Wertung hätte es sogar noch besser ausgesehen ;-).

Streck dich! Wobei dieser Boulder mit weniger Körpergrösse ebenfalls zu lösen ist, der letzte Move muss dann allerdings dynamischer angegangen werden. Mir als altem Statiker kam die Körpergrösse hier schon ein wenig entgegen :-) Wobei es auch so nicht einfach war, der linke Griff taugt für beinahe gar nix und das Antreten mit vollem Druck auf der beinahe inexistenten Spitze des Volumens ist auch kreativ.

Sonntag, 3. Februar 2019

Freeriden am Hochwang

Skimo, Touring, Freetouring, Freeriding: bei Ersterem geht's um das Besteigen von Bergen, mit den Kindern noch nicht wirklich eine Option. Touring geht mit reduzierten Ansprüchen schon ganz gut und Freetouring (d.h. Aufstieg nach Liftunterstützung) ist derzeit mit der Familie so ziemlich die attraktivste Option. So hatten wir das eigentlich auch geplant. Allerdings waren die Schneeverhältnisse derart gut und das direkt ab dem Lift erreichbare, unverspurte Gelände so zahlreich, dass jegliches Aufsteigen nur eine Zeitverschwendung dargestellt hätte. So wurde es dieses Mal also Freeriding - irgendwie keine wirkliche alpinistische Aktivität mehr, aber sei's drum - affengeil war es allemal!


Nach ausführlichem Meteo-Engineering stellte sich heraus, dass es im Schanfigg einerseits ganz bestimmt ein schön sonniges Fenster geben würde und dass andererseits auch 30cm Neuschnee auf die von Föhnwinden geplagte Decke fallen würden. Also machten wir uns auf den Weg dahin. Unsere Bestimmtheit wurde am Walensee und im Seeztal auf eine harte Probe gestellt. Heftiger Regen prasselte auf die Scheibe und man stellte sich die Frage, ob man nicht daheim in der Stube oder in einer Kletterhalle besser aufgehoben wäre. Es blieb nichts anderes übrig als das "es kommt schon gut"-Mantra zu beschwören und positiv zu bleiben. Wie sich schliesslich herausstellte, absolut zurecht.


Schon als wir ankamen, drückte die Sonne durch die letzten Nebelschwaden. Nach der ersten Liftfahrt herrschte einfach nur noch das Blau und die Sonne. Dazu Quadratkilometer unverspurter Pulverschnee - nichts wie los! So konnten wir Linie um Linie in den Schnee zeichnen. Auf meiner Suunto 9 war danach abzulesen, dass wir nahezu 7000hm Powder geshreddet hatten - fehlt nur noch der Zähler für die Anzahl Schwünge ;-) Dafür zeigt's einem den Maxspeed an: 102.6kmh. Tja, beim Freeriden muss man die Höhenmeter nicht bedacht geniessen, sondern kann es krachen lassen, zumal es mit den harten Schuhen und den All-Mountain-Latten anstelle der Tourenbretter doch auch noch ein ganzes Stück besser geht. 

Jede fängt mal klein an... allerdings war's doch höher, als es im Bild erscheint, da ist noch ein Hügel im Vordergrund.
Am Schluss stellt sich dann fast ein wenig die Frage, ob man nicht noch etwas Busse tun (oder Steuern bezahlen) sollte für den verschwenderischen Umgang mit einer wertvollen natürlichen Ressource... Aber naja, heute schneit's schon wieder und unsere Spuren sind bereits wieder Schnee von gestern. Somit verbleibt zum Schluss die wenig innovative Erkenntnis, dass man an solchen Tagen mit 30cm Neuschnee und einem scharfen Erheblich beim Freeriden tatsächlich mindestens so gut aufgehoben ist wie auf Tour - ausser ein paar Standardbergen geht ja dort eh nicht viel.