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Sonntag, 23. September 2012

Fixe Exen: bequem, aber gefährlich!

Am 22. September 2012 hat sich im Klettergarten Magletsch, in der Route Dr. Tabu (7b+) ein tödlicher Unfall durch einen Seilriss ereignet (Pressebericht). Ganz bestimmt die Horrorvorstellung für alle, die im Fels unterwegs sind. Wie kann so etwas heutzutage, trotz moderner Materialien, passieren? 

Das ist ein Blick auf die Route Dr. Tabu (7b+) im Magletsch. Bild: M. Dettling
Natürlich muss die Unfallursache in einer polizeilichen Untersuchung erst hieb- und stichfest abgeklärt werden. Somit kann hier keine definitive Antwort erfolgen. Ich erachte es aber als sehr wichtig, auf eine Gefahrenquelle hinzuweisen, die selbst bei einem fabrikneuen Seil zum Riss führen kann, und der ich mir (wie bestimmt viele andere) bis dato nicht in diesem Ausmass bewusst war: nämlich fixe Expressschlingen, welche durch die ständige Seilreibung eingeschliffen werden. Es ist gut vorstellbar, ja aufgrund der Indizien sogar wahrscheinlich, dass dies im aktuellen Fall die Ursache war. Doch auch wenn es nicht so sein sollte: in Zukunft ist bei fixen Exen höchste Vorsicht angebracht!

Die Route Dr. Tabu ist enorm (ca. 10-15m) überhängend und mit fixen Expressschlingen ausgerüstet. Somit entfällt nach einer Begehung das in diesem Gelände mühsame und auch nicht ganz ungefährliche Abbauen des Materials und dank korrekt eingestellter Schlingenlänge stellt sich auch weniger Seilzug ein. Die fixen Karabiner unterliegen aber einer starken Abnutzung. Zumindest teilweise war dies sicher schon bei meiner Begehung im Frühling gegeben. Ich nahm das höchstens als etwas suboptimal war, einer besonderen Gefahr war ich mir jedoch nicht bewusst. Erst kürzlich hat Bruno in einem Kommentar auf die eingeschliffenen Fixexen hingewiesen, mir war das ja nicht einmal eine Erwähnung wert!

Gemäss einem Artikel in bei klettern.de der Unfallkarabiner aus der Prager Kletterhalle. Bild: CHS / klettern.de

Weltweit sind bisher erst einige wenige Unfälle aufgrund von Seilrissen durch eingeschliffene Karabiner bekannt. Dokumentiert ist einer aus einer Prager Kletterhalle, der, da noch bodennah, glimpflich ausgegangen ist. Auch aus der Red River Gorge / USA wurde ein Seilriss aufgrund eines eingeschliffenen Karabiners gemeldet. Dies hat die Leute bei Black Diamond dazu veranlasst, Versuche auf der Sturzanlage zu machen. Resultat: selbst ein fabrikneues Seil riss bei einem normal harten Sportklettersturz über einen eingeschliffenen Karabiner, welcher aus einer Sportklettertour in freier Wildbahn entfernt wurde. Das zeigt, wie brisant das Thema ist!

Die Abnutzung fixer Karabiner ist besonders gefährlich, wenn die Belastung unter einem stumpfen Winkel erfolgt, d.h. das Seil zwar Druck auf den Karabiner ausübt, aber nur wenig umgelenkt wird. Mit anderen Worten: wenn es fast gerade hindurchläuft. Das ist jeweils insbesondere bei der ersten Exe der Fall, und weiter oben bei jenen, die etwas ausserhalb der Linie stecken. In der Dr. Tabu treffen diese ungünstigen Kriterien gleich bei mehreren Schlingen ein.

Dieser eingeschliffene Fixkarabiner aus einer Sportkletterroute hat das fabrikneue Seil in einem Test zerschnitten. Bild: blackdiamondequipment.com
Was können wir für die Zukunft lernen? Bei fixen Exen ist grösste Vorsicht angebracht. Wenn man sich nicht sicher ist, dass der Karabiner keine scharfen Kanten aufweist, so platziert man besser eine eigene Schlinge und hängt das Seil gar nie in den fixen Karabiner ein. Beobachtet man einen eingeschliffenen Karabiner, so entfernt und ersetzt man diesen am besten sofort. Idealerweise mit einem Stahlkarabiner (z.B. einem solchen hier), welche sich durch eine viel geringere Abnutzung durch Seilreibung auszeichnen. Es wäre schön, wenn möglichst viele Kletterer hier mitarbeiten und für ihre eigene Sicherheit und die der Kameraden sorgen.


Sonntag, 2. September 2012

Wendenstöcke - Strada del Sole (7a+)

Schlechtes Wetter, Verletzungspause -  Zeit, einen nie ganz fertig gestellten Bericht aus dem Jahr 2011 zu finalisieren...

Endlich mal wieder ist die Gelegenheit für eine gemeinsame Klettertour mit Christoph da, nach einigen Klimmzügen mit sonstigen Verpflichtungen klappt es dann tatsächlich und die Vorfreude ist so gross, dass auch das Aufstehen um 4 Uhr morgens ohne gedankliches Murren in Kauf genommen wird. Um ziemlich genau 7.00 Uhr geht es auf der Wendenalp los. Die Wände sind noch grossflächig von schwarzen Wasserstreifen überzogen, Überbleibsel der Kaltfrontpassage am Vorvortag. Praktisch nirgends sieht es aber so gut aus wie an der von uns geplanten Route, der Strada del Sole. Also los. 

Mähren, Pfaffenhuet und die Pfeiler des Gross Wendenstock beim Zustieg frühmorgens.
Ansonsten sieht der Zustieg Ende Mai 2011 bereits sehr sommerlich aus, die Lawinenresten sind schon massiv abgeschmolzen, so dann man zum Gross Wendenstock mit all seinen Pfeilern bereits gelangen kann, ohne auf Schnee treten zu müssen. Achtung, beim Pfaffenhuet trifft dies (noch) nicht zu, ein Pickel ist dort sicher nützlich, je nach Verhältnissen sogar Steigeisen. Auf den letzten 200 Höhenmetern, über weglose, steile Schrofen zeigen sich dann aber auch noch einige Überreste der Kaltfront. Die Erde ist noch feucht und schmierig, und auf allen etwas flacheren Tritten liegen noch Neuschneereste. Nicht gerade Top-Bedingungen im T6-Gelände, der mitgeführte Ankerpickel leistet im Gras sehr gute Dienste. So geht es schliesslich doch gut. 

Zuerst auf Wegspuren unter den Sektor Dom hochsteigend, dann über noch gut gestuftes Gelände leicht rechts aufwärts querend gilt es schliesslich, etwa 30-50hm unter dem Wandfuss nach rechts zu queren. Es empfiehlt sich, nicht zu früh zu hoch hinauf zu steigen. Das Gelände ist vernünftig gangbar, aber exponiert. Man erreicht schliesslich die Nische mit dem Einstieg der Route Aureus, von wo man über wieder etwas leichteres Gelände noch 50m weiter nach rechts quert. Um 8.20 Uhr sind wir dort. Den Einstieg der Strada del Sole auszumachen ist gar nicht einfach, steckt der erste BH doch in 20m Höhe und ist kaum zu sehen. Am hilfreichsten dafür ist sicher der Bolt am Einstieg der Nachbarroute Portami Via – und 5m links davon geht’s los, man suche sich auf den ersten 20m selber den einfachsten Weg. Nach einem Zmorge im wärmenden Sonnenschein steigen wir um 8.45 Uhr ein: 

Blick vom Einstieg nach links zum Sektor Lochstreifen, mit Routen wie Zahir, Hakuna Matata und Ben Hur.
SL 1, 45m, 6b+: wie geschrieben, der erste BH steckt in 20m Höhe, bis dort gibt es, wie sich aus der Nähe zeigt, noch 3 marode SU-Schlingen, und auch Keile und Friends können gelegt werden. Doch noch vor dem BH beginnt die anspruchsvolle, plattige Kletterei, und danach geht’s dann Vollgas los: kompromisslos muss auf Reibung und kleinen Käntchen angetreten werden, die Schwierigkeiten sind anhaltend und voll obligatorisch, man steigt jeweils 7-8m, bis wieder geklippt werden kann. Die blutigen Schürfwunden, die es im Falle eines Falles gäbe, blendet man dabei besser aus... Der Stand, an welchem diese Seillänge endet, ist erbärmlich: ein im Dreck steckender Schlaghaken, einige Schnüre durch eine dünne Sanduhr und die Möglichkeit für einen mässigen Friend in einem Loch. Der im Topo eingezeichnete BH existiert nicht. Besser wählt man den Stand der Portami Via etwa 4m weiter rechts, er ist gut erreichbar und liegt fürs Weiterklettern auch günstig. 

Der Start in SL 1 (6b), die zweite SL geht etwas rechts des Kletterers durch die steile Wand. Rechts in der Verschneidung die Portami Via.
SL 2, 40m, 7a+: diese SL ist sowas von genial, darum kommt man immer und immer wieder an die Wenden. Bis zum 2. BH geht's gut (ca. 6c), dann wartet die erste Knaller-Stelle: 2m über dem Bolt an Untergriffschuppe, auf schlechten Tritten anlaufen, durchblockieren zu Auflegern und gleich weiter, bis auf einem besseren Tritt aufgehockt werden kann (ca. 6c+/7a, uiuiui). Man klippt eine gebohrte Sanduhr mit zu Fäden aufgelöster Schlinge, es folgen einige strenge, weite Züge an guten Griffen, bevor wieder mal ein BH geklippt werden kann. Die folgenden Meter sind dann der Hammer: in deutlich überhängendem Gelände gilt es kleine Tropflochleisten zu krallen und sich höher zu arbeiten. Gute Übersicht, Technik, Fingerkraft und entsprechende Ausdauer sind unabdingbar, die Psyche wird mit BH-Abständen um 4m für einmal nicht aufs äusserste gefordert. Stand schliesslich wegen Seilzug nach 40m an einem einzigen BH und einer Kevlar-Schlinge in dünner Sanduhr. 

Beim späteren Abseilen über SL 2, die kompromisslose Steilheit kommt gut zum Ausdruck.
SL 3, 10m, 6c: die Wand wird sogar noch steiler, dafür gibt es gute Griffe (wenn man sie denn findet). Vom Stand gerade hoch zu Fixkeil, welcher mit einem kleinen Camalot komplementiert werden kann, dann anstrengend zum BH und überaus athletisch weiter. Der Mantle ins flachere Gelände hinaus ist die Crux, der Bolt auf schon wieder 2m unter den Füssen entschwunden. Am besten macht man dann bereits wieder Stand an BH und gebohrter Sanduhr. Zusammenhängen mit SL 2 ist wegen massivem Seilzug höchstens mit konsequenter Halbseiltechnik UND massiven Schlingenverlängerungen sinnvoll. 

SL 4, 40m, 6b: vom Stand nach links auf die Platte mit der markanten Wasserrille hinaus. Die erste und einzige fixe Sicherung dieser Seillänge besteht aus einem Hexcentric, welcher gewaltsam in die Rille verkeilt wurde. Der hält wohl, doch leider ist die an ihm befestigte Schlinge verrottet und nicht zu ersetzen – ein BH wäre hier deutlich ästhetischer, vom Gewinn an Sicherheit gar nicht zu sprechen... Die Rille wird danach über viele Meter weiter verfolgt, zwar nicht besonders schwierig, aber auch nicht trivial und Sicherungsmöglichkeiten gibt es eigentlich keine tauglichen. Zuletzt leichter auf ein etwas brüchiges Band, wo ein BH steckt. Danach links etwa 5m abklettern, weiter nach links traversieren, wieder hochsteigen und noch weiter nach links zum Stand traversieren. 

Wendenpanorama in die Berner Hochalpen, immer wieder ein Genuss!
SL 5, 50m, 7a: eine Traumlänge! Vom Stand über den auf dem ersten Meter etwas brüchigen Wulst hinauf. Danach einfach perfekter Fels, superscharf und mit vielen Tropflöchern garniert. Die ersten 3 BH stecken noch vernünftig nahe, doch dann geht’s zur Sache: bei sehr anhaltenden Schwierigkeiten muss stets 6-8m weitergestiegen werden, bis das Seil wieder einmal eingehängt werden kann. Hier sollte man doch über gewisse Reserven verfügen, damit man jedes Grifflein richtig einsortieren kann, und die Übersicht nicht verloren geht. Sonst gibt’s ganz weite Flüge hier, welche aber in der überhängenden Wand nicht besonders gefährlich wären. Falls es nötig werden sollte, könnte an einem Cliff eigentlich auch fast überall ausgeruht werden... 

Steile, athletische und griffige Traumkletterei in SL 5 (7a).
SL 6, 50m, 6b: die ersten Meter aus dem Stand hinaus sind gleich super-pumpig und schwierig. Wenn das als Referenz-Siebner durchgeht, so müsste man sicher grossflächig mit abwerten beginnen... Auch nach dem Auftakt geht’s nie trivial weiter, doch weil die Wand hier nicht mehr ganz so kompromisslos steil ist, gibt es auch einige Rastpositionen, wo man wieder Kräfte sammeln kann. Auf den 50m stecken bloss 3 Bolts, einige SU-Schlingen dienen mehr der Wegweisung, doch recht gute, zuverlässige mobile Sicherungen lassen sich wiederholt anbringen. 

Nachstieg in SL 7 (6c).
SL 7, 45m, 6c: vom Stand weg geht’s gleich supersteil an riesigen Suppenschüsseln als Griffen los, die Schwierigkeit ist ca. 6a+. Das ist/wäre superspassig, doch müssen auch etwa 12m geklettert werden, bis die erste Sicherung, eine SU-Schlinge, eingehängt werden kann. Weil davor ein Sturz in den Stand und auf die Sicherungsperson droht, ist eine gewisse Anspannung nicht zu verneinen. Danach geht’s dann etwas einfacher in strukturierterem Gelände dahin, bevor auf den letzten 10m dann noch 3 BH stecken. Dies lässt schon einiges erahnen, vergeudet werden die Sicherungen ja hier nicht und tatsächlich sind die letzten Meter nochmals technisch sehr anspruchsvoll und erfordern präzise Bewegungen. Bevor man sich an den Stand wuchten kann, wartet noch die Abschlusscrux an einem unangenehm runden, glatten Riss. Hier wurde die Route nach der Erstbegehung noch neu gelegt, daher stimmt auch das seit Jahren immer wieder abgezeichnete Originaltopo längst nicht mehr, und auch die Originalbewertung von 6b ist falsch. 

Die letzten Meter der Route wurden irgendwann neu durch eine kompakte Zone gelegt. Sie bilden ein Finale Furioso.
Um 15.05 Uhr sind wir oben, die Begehung hat also über 6 Stunden gedauert. Bei diesen sehr anhaltenden Schwierigkeiten und den langen Seillängen nicht weiter erstaunlich. Wir beobachten noch kurz eine Nachbar-Seilschaft, die in der teilweise nassen Aureus doch einen Weg bis zur letzten Seillänge gefunden hat, peppen den mit 1 BH und diversen gebohrten SU ausgerüsteten Stand noch mit neuen Schlingen auf und machen uns an die Abseilfahrt. 

Hierzu benützt man mehrheitlich die Stände der benachbarten Portami Via. Diese sieht auf den ersten Blick nicht ganz so hübsch aus, die 7c+-Cruxlänge scheint eher von der Sorte „gesucht und erzwungen“ zu sein. Zudem sieht die Länge schon auf den ersten Blick wegen mangelhafter Absicherung lebensgefährlich aus, wie dies auch von den Erstbegehern propagiert wird. Mir ist unklar, warum in einer mit gegen 50 BH abgesicherten Route diese Stelle nicht entschärft wurde. Aber na ja, jedem das Seine, diese Route werde ich bestimmt nie klettern... 

Happyness on the Top!
Ohne grössere Schwierigkeiten, von einem Stand-Plättli mit fehlender Mutter abgesehen, erreichen wir den Wandfuss und machen uns an den Abstieg. Das Gelände hat tagsüber schon gut abgetrocknet, weshalb wir die obersten und exponiertesten Meter mit weniger Anspannung bewältigen können. Kurz nach 17 Uhr sind wir zurück auf der Wendenalp – das war wieder mal ein geniales Wenden-Abenteuer! 

Facts: 

Wenden – Strada del Sole (7a+, 6c+ obl.) – 7 SL, 280m - Lechner/Willener/Anderegg 1991 - ****, xx
Material: 10 Express, Camalots 0.3-2, Keile 4-9

Sehr schöne und eindrückliche Kletterei in fast durchgehend bestem Tropflochfels. Es handelt sich um eine der Wendenrouten, welche nach Regen- und Schneefällen am schnellsten abtrocknen. Die Seillängen sind alle lang und die Schwierigkeiten anhaltend, trotz nur 7 SL ist die Tour nicht zu unterschätzen. Die beiden Cruxlängen sind einigermassen gut abgesichert: luftig und zwingend, aber ungefährlich. Sämtliches einfacheres Gelände im 6b-Bereich ist sehr knapp behakt, hart bewertet und erfordert zumindest teilweise plattiges Hinstehen. Hier und da kann in diesen Passagen noch selbst etwas hinzugelegt werden, doch man muss einfach über Reserven und die nötige Coolness verfügen, um sich und den Seilpartner nicht zu gefährden. Offenbar wurde im August 2011 das Schlingenmaterial in der Tour ersetzt. Ein (für SL 7 nicht korrektes!) Topo zur Route findet man im Kletterführer Schweiz Extrem West.


Samstag, 1. September 2012

Weekend im Zeichen des Wassers

Vor längerer Zeit geschrieben, nie veröffentlicht, aber passend zur aktuellen Lage...

Spricht man mit Laien, so nehmen diese das Klettern stets als Outdoorsport wahr, welcher sich nur im Sommer und nur bei trockenem Wetter betreiben lässt. Wir wissen alle, dass dies mit dem Sommer selbst ohne Aktivitäten wie Eisklettern, Drytooling und Bouldern mit einzubeziehen komplett falsch ist, und es kaum etwas schöneres als das Klettern an einer von der Sonne gewärmten Südwand im Winter gibt. Auch bei Regen lässt es sich vielerorts ganz vernünftig und genussreich Outdoor klettern - da wieder einmal ein nasses Weekend angesagt war, mussten wir  eines der einschlägigen Gebiete besuchen.

Und trotz zeitweiligen Regenschauern hat es Spass gemacht. Mir gelang sogar eine wirklich coole Begehung einer Route namens Dr. Tabu (7b+). Ihren Namen erhielt diese, weil nach der Erstbegehung ein harter Move an einem Zweifingerloch, jedoch nicht die Schlüsselstelle der Tour, durch einen künstlichen Griff entschärft wurde. Darauf entstand in der lokalen Szene eine ziemliche Polemik, der Kunstgriff war bald wieder Geschichte, so dass seither wieder am Fels geklettert werden muss.

Zwischendurch schien auch die Sonne. So hatte man prima Sicht auf die Seerenbachfälle. Erst 3 Monate ist es her...
Besagte Stelle mit dem ehemaligen Kunstgriff, in 15m Höhe, ist zwar nicht für alle, doch zumindest für mich problemlos zu klettern. Danach folgt sehr steile, super-henklige Ausdauerkletterei bis zum finalen Boulderproblem. Wenn man dieses erreicht, hat man eine 32m lange, 10m überhängende Tour mit einem Grad von ca. 7a+ in den Armen. Doch nun folgt:
  • eine kräftige Rechtsquerung, wo man eine kleine Leiste blockieren muss, um zu zwei Slopern zu gelangen, an welchen man nochmals kurz etwas schütteln kann.
  • ein weiter Zug an zwei kleine, abschüssige Leisten, die nun den letzten, noch verbliebenen Saft aus den Unterarmen saugen. Zudem gilt es, die Füsse geschickt zu platzieren.
  • und dann die Crux, ein sehr weiter, dynamischer Move an den Henkel über der Dachkante, welcher den Ausstieg in die Vertikale und zum Stand ermöglicht.
Tja, die Crux ist die Crux, weil sie die Crux ist. Als Boulder sind die Moves nicht ultraschwer, vielleicht so im Bereich von Fb 6B/6B+ einzuordnen. Aber natürlich ist man zu jenem Zeitpunkt bereits etwas ermüdet, und vor allem braucht die Stelle etwas Kühnheit: die letzte Sicherung ist zwar nicht sehr weit weg, d.h. irgendwo zwischen Knie und Fuss, doch unter einem befindet sich 35m mit nichts als Luft, und man muss für mein Gefühl unangenehm dynamisch nach hinten-aussen-oben moven - sollte man den Griff nicht zu fassen kriegen, so taucht man rückwärts ins Leere.

Das ist die Tour - steile Sache!
Nachdem ich die Tour bereits zu einem früheren Zeitpunkt 1x mit Griff zum Haken begangen hatte, fand ich dieses Mal beim Ausbouldern eine Lösung für den Abschlussboulder. Im ersten Rotpunktversuch konnte ich mich dann überwinden und wagte ich das erste Mal den dynamischen Zug - noch etwas zu zögerlich, so dass unweigerlich der Flug ins Leere folgte. Nun war aber klar, dass es a) möglich ist und b) der Sturz wirklich problemlos ist - als ob das nicht eh klar gewesen wäre... So konnte ich beim nächsten Versuch genügend entschlossen ans Werk gehen, und die Route sauber durchsteigen. 

Fazit

Nach der Begehung war ich superhappy. Zum Klettern alleine fand ich es gar nicht so schwer, es war vor allem ein Kopfproblem, das Überwinden der Angst vor dem freien Fall ins Leere. Die Bewertung der Route ist übrigens auch ziemlich kontrovers: ursprünglich sprach man sogar von 7c+, inzwischen ist 7b+ ziemlich etabliert, ganz starke Kletterer haben auch schon von 7b gesprochen. Es ist halt ein bisschen so: hat man ein deutlich höheres Niveau, so klettert man geruhsam zur Crux, hält dort 2 etwas kleinere Griffe und zieht kurz dynamisch an, et voilà! Ist man hingegen mehr am Limit unterwegs und muss auf dem steilen Henkeltrail schon Körner liegen lassen, so wird diese Schlusscrux zum unüberwindbaren Problem. Ich selber finde 7b+ oder allenfalls 7c passend.