Seiten

Mittwoch, 27. Februar 2013

Schnee und Eis im Brunnital

Nachdem sich mein Appointment zum Eisklettern leider in letzter Minute zerschlagen hatte, ergab sich alternativ die Möglichkeit, mit Chris und Bruno eine sportliche Skitour zu unternehmen. Die 2500hm auf Chli und Gross Ruchen, in schnellem Tempo gelaufen, durch steiles Gelände mit vielen Spitzkehren und Spurarbeit waren fordernd für mich. Zum Glück konnte ich trotzdem vernünftig Schritt halten. Aber es ist eine Tatsache, aktuell bin ich aufs Eisklettern eingestellt und dementsprechend, ohne eine längere Skitour von über 1500hm in den Beinen, für Konditionsbolzereien nicht top in Form.

Blick zu unserem Tourenziel Gross Ruchen. Solch breite und leere Skipisten hat man gern!
Beim Klettern finde ich halt den Mix von Psyche, Kraft, Balance und Technik (wobei keines dieser Elemente ohne die anderen viel Wert ist) einfach einzigartig und es ist toll, diese Herausforderung auch in der kalten Jahreszeit zu haben. Somit waren meine bisherigen Skitouren in diesem Winter mehr auf Genuss denn auf Herausforderung auslegt. Das Ausloten der psychischen Grenze beim Skitouren wäre ja auch eher gefährlich, denn sie tritt (für mich) da zu Tage, wo ein Sturz zum Absturz führen würde, oder die Lawinengefahr droht. Beim Eisklettern hingegen ist meine Psyche hingegen schon gefordert, wenn noch alles perfectly safe ist, d.h. ich im steilen Gelände über die letzte Schraube hinaussteigen muss.

Aufstieg durch die Nordwand des Chli Ruchen.
Skitour Chli Ruchen und Gross Ruchen

Auf einen ausführlichen Tourenbericht verzichte ich an dieser Stelle, alle Details sind bei Chris nachzulesen. Darum in Kurzfassung: von Unterschächen stiegen wir durchs Brunnital nach Nider Lammerbach, um dann südlich an den Griessstöcken vorbei in die Nordwand des Chli Ruchen einzusteigen. Steil ging es durch diese in rund 40 Spitzkehren hoch, das Gelände ist länger anhaltend rund 40 Grad steil, war aber gut begehbar. Ein bisschen anspruchsvoller wie die Ruch Chälen ist es schon, aber kein Extremgelände. Man erreicht schliesslich den Sattel im Verbindungsgrat zwischen P.2880 und und P.2944. Während wir dem Westgipfel P.2880 einen Besuch abstatteten, liessen wir den Hauptgipfel aus. Sein Westgrat oder die Rinnen unmittelbar nördlich davon sehen zwar abweisend aus, dürften aber eine prima winteralpinistische Herausforderung darstellen. Die wahrscheinlich kaum geeichte Sommerbewertung des SAC-Führers ist WS, im Internet liest man von kaum absicherbaren Stellen im 2.-3. Grad.

Unser Programm. GPS-Track und Bearbeitung von Chris (www.chmoser.ch).
Während ich noch an einem Versuch am Hauptgipfel herumstudierte, wollten meine Begleiter davon nichts wissen und stattdessen noch den Gross Ruchen angehen. Somit fuhren unter die eindrücklichen Wände des Chalchschijen ab und eilten bald über den Ruchenfirn dem zweiten Gipfel entgegen. Der Aufstieg zum Skidepot hoch fühlte sich dann etwas zäh an. Zum Schluss dann noch die alpinistische Einlage am Gipfel: beim Aufstieg vom Skidepot fiel mir auf, wie viel die Mixed- und Eiskletterei zu meinem Wohlfühlen auf Steigeisen beigetragen hat. 9 Jahre zuvor ging ich diesen Abschnitt das letzte Mal hoch und fand es ziemlich ätzend, nun war es fast ein Spaziergang, obwohl wiederum teilweise im verschneiten Fels agiert werden musste. 

Das wäre der Chli Ruchen Hauptgipfel P.2944, mit seinem nicht einfachen Westgrat. Rechts der Chalchschijen.
Die Abfahrt vom Gross Ruchen war dann wirklich genussvoll. Der obere Teil des Ruchenfirns bis P.2837 zwar noch vom Wind geprägt, dann bis zum Ruchchälenpass schöner, gesetzter Pulver. Die obersten 200hm in der Ruch Chälen dann nochmals zum Vergessen mit zwischen tragend und nicht tragend wechselhaftem Winddeckel. Ab 2400m retour bis ins Brunni dann aber prima Pulver. Zuletzt ging's auf der Strasse hinaus retour nach Unterschächen, wobei ich selbstverständlich noch einige ausführliche Blicke auf die Eisfälle warf. Hier ein kleines Bulletin.

Verhältnisse Eisfälle Brunnital

Die Bedingungen sind sicher nicht als absolut top zu werten, dennoch war deutlich mehr Eis vorhanden, als ich dies vermutet hätte. Die meisten der bekannten, langen Linien wären am Dienstag 26.2.13 machbar gewesen, wenn auch ohne vorherige Begehungen und mit mehr Anspruch als gewöhnlich. Zu beachten ist, dass die Sonne am Nachmittag schon 3-4 Stunden voll reinknallt. Mit den in den kommenden Tagen stark steigenden Temperaturen und der intensiven Besonnung dürfte die Saison zu Ende sein, bevor sie richtig begonnen hat. Einige Kommentare zu den einzelnen Fällen.

Flohzirkus (WI6): welche eine Traumlinie! Stand morgens gut, die obere Kerze sah dann aber am Nachmittag schon von weitem gefährlich aus. Der filigrane Zapfen erhält viel zu viel Sonne, deshalb kaum mehr machbar.

Hydrophobia (WI6-): recht gut gewachsen, Einstieg vermutlich am besten über die mittlere Säule, die linke ist dünn, aber evtl. auch machbar. Die steile zweite SL sieht nicht trivial aus, geht aber bestimmt. Der flachere obere Teil sieht dann recht gut aus. Erhält auch schon einiges an Sonne, in den nächsten Tagen aber evtl. noch kletterbar. Jedoch: keine Spuren am Einstieg sichtbar.

Hydrophobia (WI6-), links der untere, rechts der obere Teil.
Verschneidung (WI4-): unten nicht üppig gewachsen, aber genügend Eis zum Klettern ist sicher vorhanden. Erhält durch die Lage im Couloir weniger Sonne wie die anderen Fälle. Die Ausstiegslängen sind von unten schlecht einsehbar, haben aber Eis. Zudem der einzige Fall mit einer (frischen) Spur an den Einstieg.

Cold Carpet (WI4+): viel weniger Eis als in anderen Jahren. Vermutlich nicht unmöglich, aber sicherlich deutlich anspruchsvoller wie sonst und somit aktuell kaum ein lohnendes Ziel. Keine Zustiegsspur sichtbar. Erhält auch schon einiges an Sonne.

Cold Carpet (WI4+): Eher dünn und darum auch ohne Spur zum Einstieg.
Bluebalu (WI6-): steht, wenn auch nicht mit üppig Eis, das zudem ziemlich röhrig und anspruchsvoll aussieht. Wegen der eher geringen Eismenge in der sonnenexponierten Felswand ist ganz sicher davon abzuraten, hier noch eine Begehung zu versuchen.

Linker Lisslerenfall (WI5): derzeit der klar der am fettesten gewachsene Fall im Brunnital. Ich vermag nicht recht zu sagen, ob er gut wäre. Auf jeden Fall ist er auch schon früh und sehr stark der Sonne ausgesetzt, mir wäre das klar zu heikel.

Verschneidung (WI4-), inklusive frischer Spur zum Einstieg.
Rechter Lisslerenfall (WI5): steht ebenfalls. Sieht machbar aus und Begehungsspuren waren sichtbar. Erhält weniger Sonne als sein Nachbar, nur der Ausstieg ist ebenfalls ziemlich dem wärmenden Gestirn exponiert.

Die nach Norden ausgerichteten Linien rechts des Eingangs ins Brunnital weisen Eis auf. Allerdings liegt auch einiges an Schnee. Fazit: vielleicht machbar. Die Routen links des Eingangs sehen von weitem her beurteilt recht gut aus und wären womöglich eine Alternative. Am Gross Ruchen stehen die beiden beschriebenen Eisfälle, die Route "Der Dunkle Turm" sieht sehr trocken aus und weist kaum Eis auf.

Mittwoch, 20. Februar 2013

Kandersteg - Rübezahl (WI6)

Nach langem Zögern und Überlegen hatte ich mir endlich (!) neue Eisgeräte angeschafft, die Nomics von Petzl. Bei einer Erkundungstour im Tösstal hatte ich sie ein paar wenige Male eingeschlagen, doch ich war natürlich heiss darauf, sie richtig und zweckbestimmt einzusetzen. So kam mir die Anfrage von Dani gerade recht. Er wollte vor seinem Business Trip nach Korea noch einen adäquaten Eisfall klettern (für ihn wohl bereits den letzten diese Saison). Die Wahl fiel schliesslich auf den Rübezahl in Kandersteg, welcher mit dem magischen Grad von WI6 daherkommt, für seine kompromisslose Steilheit in den ersten 3 SL bekannt ist und mit riesigen Eispilzen und Balkonen aufwartet.

Für uns stand es absolut ausser Frage, hinter einer anderen Seilschaft in den Fall einzusteigen - viel zu gefährlich ist ein solches Tun. Somit galt es, zeitig vor Ort zu sein und sich die Pole Position im Rübezahl zu sichern. Spätestens um 6 Uhr wollten wir in Kandersteg loslaufen, somit stellte ich meinen Wecker auf 3.30 Uhr. Definitiv ein "Alpine Start". Die Anfahrt in dunkler Nacht verlief zwar trotz stellenweise glatter Strassen ereignisfrei, dennoch starteten wir den Zustieg später als gewünscht um ca. 6.30 Uhr.

Gesamtansicht des Sektors: links im Profil knapp sichtbar Rübezahl, prominent in der Mitte Blue Magic, rechts Bück Dich.
Schon auf den ersten Metern konnten wir erfreut feststellen, dass in den ca. 5cm Neuschnee noch keine frischen Fussspuren sichtbar waren. Vom Parkplatz bei der Oeschinenbahn (4 CHF/Tag) hält man sich erst gegen den Oeschiwald-Sektor zu, um sich auf der Schlittelpiste zu etablieren und auf jener bergwärts zu steigen. Dort, wo diese über eine Brücke auf die andere Talseite wechselt, verlässt man sie, um gegen den prominenten Blue Magic hinaufzusteigen. Die mitgeführten Schneeschuhe konnten wir getrost am Rucksack angeschnallt lassen, eine breite und schön ausgetretene Fussspur erlaubte bequemes Steigen.

Rübezahl mit der von uns gekletterten Linie. Die ersten 3 Stände sind mit BH ausgerüstet.
Wir hatten alles andere als getrödelt und trafen nach 45 Minuten am Einstieg ein. Die Stirnlampen hatten wir eben auslöschen können und endlich konnten wir einen ersten Blick auf das Objekt der Begierde werfen. Vorerst einmal fiel auf, dass wohl jemand vergessen hatte, den Wasserhahn zuzudrehen... denn munter plätscherte der Rübezahl vor sich hin. Und auch wenn die Steilheit grandios war, so fiel uns doch auch eine machbare Linie ins Auge. Wobei ich an dieser Stelle erwähnen will, dass die Schwierigkeiten höher waren, als es vom Einstieg den Anschein machte. Nachdem wir alles Gear montiert hatten, ging es um rund 8.00 Uhr los mit der Kletterei.

Rübezahl (IV, WI6, 215m)

SL 1, 35m, WI5: Am linken Rand ging es los, auf den ersten Metern noch erfreulich trocken. Die ziemlich trivial aussehende Rampe entpuppte sich als kniffliger wie es den Anschein machte und in eher mässigem Eis galt es, eine Art Nische zu gewinnen. Dort konnten am Trockenen noch zwei verlässliche Schrauben gesetzt werden, danach galt es kühn den überhängenden Balkon zu gewinnen. Das war nicht ganz einfach, wartete oberhalb doch nur total matschiges Eis, in welchem die Geräte kaum griffen. Stand macht man an BH links, auf einem bequemen Band.

Dieser Überhang ist die Crux von SL 1.
SL 2, 35m, WI6: Wenn es zuvor schon nicht einfach war, so würde es hier noch schwieriger werden, das war klar. Ganz am linken Rand kletterten wir in etwas vertrocknetem und abgelöstem Eis hoch. Das hatte seinen Grund, nämlich "je rechts, desto tropf". Bei allem Bemühen setzte es dennoch eine heftige Dusche ab, so dass nachher innen alles feucht und aussen bald alles steifgefroren war. Die technische Crux das athletische Überwinden eines überhängenden Balkons. Nach einigen nicht ganz so schweren Metern quert man dann schliesslich scharf nach rechts, um über einige wieder steile Meter den BH-Stand im Innern einer Eishöhle am rechten Rand des Falls zu gewinnen.

Sicht auf die anspruchsvolle und sehr feuchte SL 2.
SL 3, 60m, WI6: Vom Top bis knapp unter den dritten Stand lief das Wasser hinter dem Eis, unterhalb davon dann ausserhalb. Das bedeutete, dass es ab hier aussen trocken (aber innen feucht...) weitergehen würde. Von der Eishöhle weg warten 25 anhaltend senkrechte Meter. Das Eis war nicht ganz so geschmeidig, frische Begehungsspuren waren keine vorhanden und ob der bombierten Morphologie des Falles war auch die Fussarbeit nicht einfach. Mit einem gehörigen Pump konnten wir uns aber beide in die weniger steile Zone retten. Die zweite Hälfte in einem 75-80 Grad steilem Trichter war aber irgendwie auch nicht so einfach wie erwartet. Zuletzt findet man einen gut geschützten BH-Stand rechts aussen auf einem schmalen Band im Fels.

Ausblick auf die steile und wilde SL 3.
SL 4, 50m, WI4+: So rein vom Anschein her könnte man meinen, es handle sich um eine Plaisir-Länge. Der Start ist zwar nur so 75 Grad steil, wegen dem mässigen Eis war es aber dennoch unangenehm. Auch stellte man bald fest, dass der Fall hier arg hinterspült war, mit einigen gar schon offenen Fenstern. Und zuletzt steilte das Gelände dann wieder auf, eine kurze senkrechte Einheit wartete, zuletzt musste man noch links der Felswand entlang schleichen. Stand an Schrauben bzw. Abalakovs.

Querung zurück ins Eis vom abseits im Fels liegenden Stand zwischen SL 3 und 4.
SL 5, 35m, WI3+: Grundsätzlich gutmütige und mit rund 70 Grad mässig steile Ausstiegslänge. Das Eis war ziemlich alt und vertrocknet, eingefasst in den Felswänden auf beiden Seiten hatte man hier mehr das Gefühl in einer grossen Alpenwand unterwegs zu sein als an einem Eisfall und so wirklich einfach war es deswegen eben auch nicht. Einen eingerichteten Stand gibt es nicht mehr, darum Schrauben bzw. Abalakovs kurz bevor das Eis unter dem Schnee verschwindet.

SL 5, kurz vor dem Top des Falls.
Etwas nach 14.00 Uhr waren wir am Top, somit betrug unsere Begehungszeit ohne Warten und Trödeln doch gute 6 Stunden. Das zeigt doch auf, wie schnell oder eben langsam man hier nur vorwärtskommt, und unterstreicht die Schwierigkeiten. Zurück an den Einstieg gelangt man durch Abseilen über die Route (4 Manöver: 35m, 50m, 60m, 60m). Soweit also problemlos, der Punkt war nur, dass uns tatsächlich zwei Seilschaften gefolgt waren. Wohl waren sie einem erheblichen Eisschlag von uns ausgesetzt, denn im nicht ausgehackten Fall war es schlicht unmöglich, eine Zapfen und Schollen loszulösen. Dieses Harakiri gibt aber anscheinend ohne gravierende Treffer aus. Aber nun kehrte sich die Sache natürlich um, da wir beim Abseilen nun selbst möglichem Eisschlag ausgesetzt waren. Mit kurzem Zuwarten auf ein günstiges Fenster (d.h. niemand oberhalb in Bewegung) war diese aber zu minimieren.

Yours truly in SL 3.
Gemütlich packten wir unsere sieben Sachen wieder zusammen. Für heute würde es keine zweite Route mehr geben, denn unsere Kräfte waren verbraucht und ob der Feuchte hatten wir auch ein etwas frösteliges Gefühl. Und auch wenn die benachbarten Fälle, der Blue Magic und die Lochroute von den Bedingungen her gut aussehen, so waren doch in beiden gleich mehrere Seilschaften am Werk. So warfen wir halt nur zahlreiche Blicke auf diese zukünftigen Projekte und trotteten auf der Schlittelpiste zu Tal. Auch im Oeschiwald herrschte natürlich ein emsiges Treiben, nur gerade die äusserst fragil aussehende Säule von "Mehr Power durch sportliche Aufkleber" wäre zu haben gewesen. So ging es noch ins Ermitage zum Aufwärmen bei Kaffee und Kuchen, bevor die Fahrt zurück nach Hause angetreten wurde.

Facts

Rübezahl (IV, WI6, 215m) - Bongard/Gobet 1988
Material: 12-14 Eisschrauben

Grosser Klassiker in Kandersteg mit 3 kompromisslos steilen Startlängen. Die beiden Ausstiegslängen sind wohl weniger steil, aber auch nicht zu unterschätzen. Insgesamt machte der Rübezahl auf mich den Eindruck eines ziemlich alpinen Unternehmens. Nicht ausgehackt und mit qualitativ mässigem Eis empfand ich die Bewertung von WI6 jetzt durchaus als zutreffend. Auch wenn die Kletterei jetzt nie über längere Strecken ultraschwer war, so war sie doch anspruchsvoll, und bisweilen, auch ob der Verhältnisse, durchaus auch ein bisschen unangenehm.


Nützliche Links

Einen schönen Artikel über die Möglichkeiten in und um Kandersteg findet man im Bergzeit Magazin. In Kandersteg gibt es eine private Wetterstation, wo man Temperaturen und allerhand weitere Infos zum Wettergeschehen aktuell und in der Vergangenheit abrufen kann. Herzlichen Dank für diesen Service, er ist für uns Eiskletterer Gold wert! Zudem, auf den Webcams von kandersteg.ch kann man gut erkennen, ob in den Routen Eis vorhanden ist. Natürlich sieht man dort nicht, ob die Verhältnisse taugen. Informationen dazu erhält man am ehesten mit dem Ampelsystem vom Alpine Center, auf gipfelbuch.ch oder dem Eiskletterportal von camptocamp.org.

Freitag, 8. Februar 2013

Kalymnos 2012 - Teil 2

Draussen Schnee und Kälte, da helfen Erinnerungen an die Sportkletterferien im Süden: ...nun gingen wir also bereits in die zweite Woche. Ursprünglich hatte ich gedacht, vielleicht auch den einen oder anderen Klettertag mal auszulassen, wenn 14 Tage am Stück zur Verfügung stehen. Doch irgendwie liegt mir das Konzept von Zurückhaltung und Ruhetagen ganz und gar nicht. Vollgas geben, bis die Hände nicht mehr greifen mögen, das scheint für mich natürlich. Aber sowieso: während mich zu Beginn der Ferien oft die Müdigkeit plagte und ich mich irgendwie kraftlos fühlte, kam ich mit der Zeit immer besser in Schwung. Dies allerdings nicht ganz unerwartet: während ich weder fürs Klettern noch für andere Sportarten mit besonderem Talent oder Hochleistungs-Genen gesegnet bin, so ist immerhin meine Rekuperationsfähigkeit vermutlich überdurchschnittlich. Ich mag noch so kaputt sein, wenn ich danach etwas anständiges zu Futtern kriege und ein paar ungestörte Stunden Schlaf, so bin ich am nächsten Tag wieder voll einsatzbereit.

Links: Teil 1 / Teil 2 / Teil 3

Sikati Cave - Ein Hammertag!

Kathrin und mir war die Sikati Cave vom Vorjahr wohlbekannt. Sie bietet zwar nicht allzu viele Routen, diese sind aber zumeist von bester Qualität, und diesen sehr speziellen Ort muss man einfach gesehen haben. So lag es nahe, Basti & Manu dorthin zu begleiten. Mit der 45m langen Super Lolita hatte ich eine weitere 8a auf der Liste, die ich probieren wollte. Wenn das gelingen sollte, so durfte es kein Zögern geben. Also stieg ich, schwer bepackt mit Exen, in noch sengendem Sonnenschein gleich ein. Die erste Hälfte läuft unter dem Namen Lolita (7a, os) als eigenständige Tour, die für ihre weiten Hakenabstände berüchtigt ist. Nach zähem Ringen und schweissgebadet erreichte ich die Kette onsight. Die Absicherung ist zwar tatsächlich bisweilen wendenmässig weit, die Kletterei dort aber einfach. Die Schlüsselstellen sind hingegen gut gesichert.

Yep, there it is: Sikati Cave.
Anyway, am Zwischenstand war mir die Lust auf den Weiterweg vergangen. Auch im 8a-Teil sahen die Abstände weit aus, und es warteten nochmals 20m Kletterei, welche ja noch deutlich schwerer sein sollte. Und nach diesem Zustieg, mit einigem Seilzug in 40m Höhe noch harte Moves zu ziehen, schien mir zu jenem Zeitpunkt einfach unerreichbar. Also beschloss ich, die Super Lolita sein zu lassen, und liess mich ab. Mag ja sein, dass sie tatsächlich eine leichte 8a ist - um sie einfach so abzuknipsen, müssen aber doch anstrengende 45 Klettermeter abgespult werden, was einem höchstens dann leicht fallen und rasch gelingen dürfte, wenn man solide auf diesem Niveau unterwegs ist. Und dies trifft für mich leider zu wenig zu. Auch jetzt im Nachhinein denke ich, dass der Entscheid vor Ort taktisch vernünftig war. Andererseits, wenn man 8a klettern will, und sich dann nicht mal getraut einzusteigen, dann wird es sowieso nix.

Nach diesem ziemlich intensiven Aufwärmen zog ich mich erst mal in den Schatten zurück. Nach einiger Zeit fühlte ich mich erholt und liess mich zu einem Versuch in Kathrins Projekt, der El Chupodromo (6c+, os) hinreissen. Spannende Kletterei, technisch und athletisch zugleich. In der schwersten Stelle gleich oberhalb des Bändchens stecken die Haken zwar sehr nahe, bei einem Sturz muss der Sichernde allerdings sehr gut parat sein, damit des Kletterers Füsse heil bleiben. Die unmittelbar daneben gelegene Les Pirates du Sikati (7a+, os) wird im Führer als Tour mit grossen Hakenabständen beschrieben. Von der Seite sah dies aber gar nicht so schlimm aus... Ist es auch nicht mehr, denn zwischen den ursprünglichen Haken wurde überall noch ein zusätzlicher Bolt gesetzt. So handelt es sich jetzt um eine spannende technische Kletterei, für den Grad von der sehr gemütlichen Sorte, d.h. sie kam mir eher einfacher wie die El Chupodromo vor.

Finde den Kletterer... No-Hand-Rest in der Armata Sikati (7b)
Somit waren drei Erfolge in der Tasche, so dass ich beschloss, einen Versuch in der Armata Sikati (7b, os) zu geben. Im Führer steht etwas abschreckend "tricky for the grade", allerdings auch verlockend "35m of tufa blobs, pockets and organ pipes: it simply doesn't get any better". Und ja, ich muss sagen, dass dieses Lob voll und ganz berechtigt ist. Es handelt sich tatsächlich um eine der besten Sportkletterrouten, die ich je geklettert habe! Steil, athletisch, zumeist super griffig, in tollem Fels mit genialer Linie. Die ersten Meter gehen noch recht gut, mit der Zeit folgen einige etwas schwerere, bouldrige Stellen, die aber immer wieder von gutgriffigen Zonen unterbrochen sind. Nach zwei Dritteln folgt dann ein No-Hand-Rest in einem Loch. Dieses ist so tief, dass man gleich ganz reinliegen kann (siehe Fotos). Es zahlt sich aus, sich dort nochmals voll zu erholen, denn danach folgt eine kräftige Passage ohne Ruhepunkt an Orgelpfeifen-Sintern. Zuletzt gibt ein saugt ein etwas kniffliger Mantle noch das letzte Restlein Strom aus den Unterarmen, bevor man den Stand einhängen kann. Wirklich am Limit, aber doch souverän ohne Zittern und Zögern konnte ich mich durchkämpfen - eine Begehung und ein Erlebnis, die mich sehr happy machten!

In der Crux der Armata Sikati (7b). Total powerige Sequenz dort oben und dann der Mantle aufs Band hoch...
Meine Kraft war alle, etwas Zeit noch übrig - was tun? Schon im letzten Jahr hatte ich in der Cave das Felspotential für Neutouren studiert. Daher führten wir in weiser Voraussicht auch gleich die Bohrmaschine mit. Die Schwierigkeit in diesem überhängenden Gelände ist aber, sich zuerst mal eine Verankerung am Routenende in Wandmitte zu schaffen (der obere Teil zum Rand der Cave ist nicht kletterbar). Mittels Abseilen ist da wegen der Steilheit nichts zu bewerkstelligen, somit bleibt nur das Klettern. Über die Route Body Buldeuse (7c) kämpfte ich mich nach oben, um dann in einem ungesicherten, aber klettertechnisch nicht allzu schweren 12m-Quergang den geplanten Standplatz zu erreichen - vom Feeling her voll und ganz wie eine Erstbegehung im alpinen Gelände. Nach einigen Mühen mit dem für solche Aktionen nicht so ganz tauglichen Bohrgerät (Trade Mark: Basti) waren dann die Haken gesetzt. Ich querte dann gleich nochmals 8m nach links und richtete gleich noch einen zweiten Stand ein. Die Zeit war aber schon fortgeschritten, so blieb nix anderes übrig, als uns auf den Heimweg zu machen. Das Seil liessen wir in den neu gebohrten Ständen fixiert zurück, mit der Absicht so bald wie möglich zurückzukommen.

Erneut ein traumhafter Sonnenuntergang, fotografiert auf dem Scooter beim Heimweg über den Pass.
Arginonta & Erstbegehungen in der Sikati Cave

Für den nächsten Tag schwebte uns vor, erst mit der ganzen Truppe in Arginonta zu klettern. Nachdem dort schon um 13.30 Uhr die Sonne kommt, würden ich zusammen mit Basti in die Sikati Cave weiterziehen, um unsere Routen zu komplettieren, während die anderen an den Strand gehen. Das war doch mal ein guter, wenn auch ambitiöser Plan. Mit der schönen aber jetzt gar nicht so einfachen Anna Maria (6c, os) wärmte ich mich auf. Da Basti mit der Fire Wall (7b+) beschäftigt war und mir bereitwillig Auskunft über die Moves gab, probierte ich dort einen Flash. Nur ganz, ganz wenig fehlte und es hätte geklappt. Ich hatte den guten Griff nach der Crux bereits in der Hand, schaffte es aber nicht mehr, korrekt nachzufassen und vorbei war es. Danach zeigte ich, wie man es nicht machen sollte: ungeduldig stieg ich gleich nochmals ein, und kam, nun mit deutlich weniger Strom, nochmals bis zu derselben Stelle. Das konnte ja nicht sein, so dass ich es nach einer kurzen Pause erneut wissen wollte, doch nun ging es noch schlechter. Nach dem Flash war nun wegen miserabler Taktik auch gleich noch der Durchstieg vergeigt. Den Frust konnte ich dann immerhin mit einer sauberen Begehung von No Sleep 'til Hammersmith (7a+, os) bewältigen. Diese hat am Anfang ein paar Powerzüge, danach folgt einfacheres, ausdauerndes Sintergelände mit immer wieder guten Ruhepunkten.

In der Sikati Cave. Irgendwie schon ein total eindrucksvoller Ort, muss man gesehen haben!
Dann kam bereits die Sonne und es war auch höchste Zeit, in die Sikati aufzubrechen. Nach einem Glacé setzte ich mich das erste Mal im Leben hinten auf einen Scooter (what a scary experience!!!) und bald trabten wir der Cave entgegen. Überraschend waren da bekannte Gesichter anzutreffen: gerade noch waren wir rechtzeitig, um Evi beim Rotpunkt-Durchstieg ihrer ersten 7b zu beobachten. Für uns hiess es aber an die Arbeit zu gehen, denn es war bereits 15.00 Uhr und in den knapp 5 Stunden bis zur Dunkelheit wollten wir ja doch immerhin 2 Routen auschecken, einbohren und Rotpunkt klettern. Dank dem fixierten Seil waren rasch zwei, drei Toprope-Durchgänge gemacht und die idealen Hakenpositionen bestimmt. Die Bohrerei war dann aber, wie immer in diesem massiv überhängenden Gelände, eine etwas anstrengende und mühsame Sache. 

Finalmente war es dann geschafft, und ich konnte einen ersten Rotpunkt-Versuch starten. Dieser führte mich in meiner Route Dropzone (6c+, rp, FA) gleich sofort zum Erfolg. Die Route startet mit cooler technischer Kletterei an ein paar Löchern. Nach einem Rest folgt schöne Tufa-Kletterei, bevor es den grossen Überhang zu überwinden gilt. Das ist die Crux, dank super griffigem Henkelfels checkt das aber nur bei 6c+ ein. Steht man einmal oberhalb der Steilzone, so führt prima Kletterei an Tufa Blobs zum Stand. Folgende Info wird im Kletterführer über die Route stehen:

Dropzone - 6c+ - 3* - 25m - 10 bolts from stainless A4 steel plus lower off with 2 bolts
Technical start, then nice tufa climbing to a steep crux section on big jugs with a cool exit on tufa blobs.

Ausschnitt aus dem Führer mit unseren beiden Routen. Die linke ist Dropzone, die rechte Happy Boyfriend. Weiter ist Nr. 22 die oben im Text erwähnte Lolita, Nr. 26 ist die super Route Armata Sikati. Nr. 30 ist Body Bouldeuse, über welche ich eingestiegen bin, um auf dem Band zwischen grauem und roten Teil den Stand unserer Routen einzurichten.
Bei Basti dauerte das Einbohren noch etwas länger. Einerseits waren wir uns über die Position der Standhaken nicht ganz einig, andererseits mussten dort die ersten 2-3 etwas staubigen Meter gut geputzt werden. Ziemlich knapp vor Einbruch der Dunkelheit war es dann aber soweit, und Basti konnte seine Tour auch erfolgreich Punkten. Als Bewertung schlagen wir einmal 6a+ vor, vielleicht ist es auch eine 6b, wer weiss. Sicherlich dürfte es sich jedoch um die beste Sikati-Route in diesem Schwierigkeitsbereich handeln. Beim Namen "Happy Boyfriend" liessen wir uns natürlich vom Pendant "Happy Girlfriend" in der Grande Grotta inspirieren. Der Kletterführer-Text ist wie folgt:

Happy Boyfriend - 6a+ - 2* - 20m - 9 bolts from stainless A4 steel plus lower off with 2 bolts
Start on jugs, then move through the steep flowstone wall with pockets and slopers.

Bis wir unsere Siebensachen eingesammelt und gepackt hatten, war es bereits dunkel geworden. Rasch verzogen wir uns aus der Cave und stiegen in 35 Minuten, deutlich weniger kaputt wie am Vortag, zurück zu unserem Scooter. Es wartete die erneut beängstigende Fahrt auf dem Sozius und das Nachtessen in einer Kneipe, bevor wir nach diesem ausgiebigen Tageswerk in die Betten sanken. Natürlich waren damit unsere Ferien in Kalymnos noch nicht zu Ende, doch vom Schlussbouquet mit einigen der bedeutendsten Onsight-Highlights meiner Kletterkarriere werde ich zu einem späteren Zeitpunkt berichten.

Zeit, um nach Hause zu gehen. Ausstieg an den Fixseilen aus der Sikati Cave nach den erfolgreichen Erstbegehungen.

Links


Samstag, 2. Februar 2013

Mixedklettern am Urnerboden

Eisklettern mit Jonas war auf dem Programm. Die Wärmeperiode Mitte Woche machte uns aber einen Strich durch die Rechnung. Sprich, das Eis in tiefen und mittleren Lagen war in schlechtem Zustand oder gleich gänzlich inexistent. Zusätzlich war auch noch ein Hudelwetter der grausigsten Sorte, mit Schneefall, Sturm und Lawinengefahr angesagt, so dass ein Ausflug ins Gelände abseits vom Schuss wenig ratsam schien. Der sichere Wert in diesem Fall ist der Urnerboden. Viele Routen dort sind sowieso Mixed, und dank der Absicherung mit Bohrhaken auch bei wenig oder schlechtem Eis noch kletterbar.

Gewisse Zweifel hatten wir bezüglich der Anfahrt. Bei grossen Neuschneemengen und Lawinengefahr wird die Strasse oft geschlossen. Und selbst wenn sie noch geöffnet sein sollte, so ist wegen der Steilheit ein Erfolg nicht garantiert. Doch gerade so knapp schafften wir es (ohne Ketten), und flugs waren wir unter den Einstiegen im Sektor Pinocchio. Zum Aufwärmen begannen wir mit Papi ist der Beste (WI3-, 20m). Die Bewertung kann ich aktuell nicht unterstützen. Oben war relativ wenig Eis, auch die unteren 6-7m sind beinahe senkrecht, also ingesamt wohl mindestens WI3+.

Ein Paar am Einstieg der Rampe. Die filigrane Eisstruktur ganz rechts der beiden ist Piccolo.
Als nächste Linie packten wir dann (ohne Blick ins Topo) die Piccolo (WI5-, 25m, 5 BH) an. Zum Klettern hat es genügend Eis, zum Sichern hingegen nicht. Kein Problem, stecken doch 4 BH bis zum Stand nach rund 10-12m. Aber echt geniale Kletterei mit filigraner Säule, mit den Füssen im Fels, super! Da ebenfalls Mixed, würde ich als aktuelle Bewertung etwa M5 vorschlagen. Den Stand auf 12m überkletterten wir übrigens, um noch den Rest von Husky (WI4) anzuhängen. Hier sind noch 1-2 Schrauben nötig, das Eis ist aber dünn. Zum Umlenken hat es einen bequemen BH-Stand.

Als nächstes stand der Ultraklassiker Pinocchio (M5+, 20m, 1 BH) auf dem Programm. Gemäss Gebietskenner Jonas hat dieser aktuell eher wenig Eis und ist etwas anspruchsvoller als sonst. Trotzdem fand ich die Bewertung +/- passend. Der Einstieg im Eis ist gemütlich, dann streckt man sich zum Klippen eines BH und klettert die Crux: zwei, drei Hooks, dann an die Glasur und gleich durchziehen, bis man wieder im Eis steht und eine Schraube setzen kann. Zuletzt dann nach rechts hoch auf einer gut vereisten Rampe zur Umlenkung an BH.

Das (linke) Seil hängt im Pinocchio. Die Crux das Stück im Fels.
Nachdem uns bisher alle Routen rotpunkt gelungen waren, konnten wir nochmals eins drauflegen. Wir packten die gewagte The Virgins Suicide an. Im Topo lese ich M5 und 20m Länge. Aber sie war sicher mindestens gleich schwer wie der Pinocchio, meiner Meinung nach sogar noch ein Zacken härter, so dass M6 jetzt durchaus vernünftig wäre. Zum Einsteigen benützt man nochmals das Eis von Papi ist der Beste (Sicherung an 2 BH links). Mit ein paar zwingenden Hooks im Fels erreicht man den 3. BH und quert nach links an einen steilen Vorhang, an welchem man sich etablieren muss, dann hochsteigt und am Schluss über Torf zur BH-Umlenkung aussteigt - absolut geniale Sache!

Einstieg in die Milchstrasse: in der Rinne rechts bleiben, dann ans Vorhängli hoch.
Nachdem wir beide auch The Virgins Suicide sauber durchstiegen, konnten wir ja noch etwas schwereres anpacken :-) Los ging es in die Milchstrasse (M7-, 20m). Die ersten Meter im Eis sind recht easy. Dafür hat es dort in diesem Couloir zwei Wasserrillen im Eis, eine Erinnerung an das Tauwetter nur 3 Tage zuvor! Danach dann, einige Vorhänge und filigranere Strukturen ausnützend mit den Füssen im Fels an den finalen Überhang hoch. Dieser ist wirklich sehr athletisch: sauber im Fels hooken, die dünne Glasur vorsichtig behandeln und die Füsse hochbringen. Trotz 2 BH erfordert das durchaus etwas Psyche, insbesondere am Ausstieg, wo man über dem Bolt, mit den Füssen im Leeren in den Torf hacken muss - konnte ich zwar auch vorsteigen, zum rotpunkt fehlte mir aber Mut und Entschlossenheit - eigentlich würde ich das aber schon können... 

Der sehr athletische Teil oben in der Milchstrasse. Crux ist es, die Füsse auf den Vorhang zu bringen.
Zum Abschluss gönnten wir uns mit dem Volxlauf (M6, 15m) einen weiteren Klassiker. Erst etwas Eis, dann sehr athletisches, überhängendes Tooling. Da die Eisglasur rechts fast vollständig fehlte, war ziemlich diffiziles Antreten auf dem Fels gefragt. Im Führer steht etwas von "krass ausgekratzten Tritten". Na ja, so bequem wie in einer 5er-Route in der Kletterhalle steht man jedenfalls nicht... Anyway, auch diese Route gelingt uns. Doch langsam sind wir ausgepowert und ein etwas feuchtes Fröstelgefühl stellt sich ein. Ab zu Kaffee und Kuchen ins Gasthaus, und durch einen veritablen Schneesturm mit 10m Sichtweite retour per Automobil in die Zivilisation. Das war ein super Tägli, merci Jonas!

Jonas meistert den Volxlauf souverän.
Facts

Top-Mixedgebiet mit Klettergartencharakter. Von der Anfänger-Eislinie bis zum cleanen M9-Testpiece gibt es hier für alle etwas. Die Mixed-Linien in den mittleren Schwierigkeitsgraden sind zumeist gut abgesichert, verlaufen in gutem Kalk und suchen weitherum ihresgleichen. Das Gebiet ist objektiv sicher und durch die Nähe zum Gasthaus lässt es sich hier bei allen Wetterbedingungen klettern - im Januar und Februar hat es auch meistens genügend Eis. Ein gutes Topo findet sich im Führer Hot Ice, Band Ost von Urs Odermatt.

Verhältnisse

Am Samstag 2.2.13 waren die Zeichen der vergangenen Wärmeperiode zwar noch sichtbar. Da es aber wieder kalt geworden war, liess sich das vorhandene Eis gut und sicher beklettern. Die schwereren Eisklassiker (Eiserner Vorhang, Gully, Verschneidung) waren nicht oder nur erschwert und nicht mit Genuss kletterbar. Einfacheres Eis im Bereich der Rampe war gut machbar, die von uns gekletterten Mixed-Routen waren prima. Wie gut die schweren Mixed-Sachen (M7 und höher) gehen, vermag ich nicht zu beurteilen.