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Mittwoch, 30. März 2016

Ponte Brolla: Waldbrand / Forest Fire / Incendio di Bosco

Am Karfreitag 2016 hat sich am Rovine del Castelliere in Ponte Brolla ein Waldbrand ereignet, welcher sämtliche, sehr beliebten Klettersektoren an diesem Berg betrifft. Gemäss Medienberichten hatte ein 25-Jähriger Schweizer den Brand ausgelöst, indem er nach dem Verrichten seiner Notdurft seine Spuren mittels einem Feuer beseitigen wollte, welches jedoch ausser Kontrolle geriet. Der Brand brachte auch diverse Kletterer in Bedrängnis, welchen kurzzeitig der Fluchtweg abgeschnitten war. Dies löste sich zum Glück in Minne und ohne Personenschäden auf. Die Folge war aber dennoch ein mehrtägiger Löscheinsatz mit Helikopter, Feuerwehr und Pipapo, als Konsequenz waren sämtliche Sektoren am Berg von der Placca di Tegna bis zum steilen Ostsektor für einige Zeit gesperrt.

Update vom 14. Mai 2016: ALLE KLETTERSEKTOREN in PONTE BROLLA sind wieder OFFEN und für den Klettersport zugänglich. Die Geb Spez der Schweizer Armee haben Ende April 2016 das Gelände oberhalb der Kletterrouten soweit möglich von losen Steinen und herumliegendem Holz gereinigt. Eine Garantie, dass keine Steine oder sonstiges Material fallen, gibt's aber natürlich weder hier noch sonstwo am Fels.

English Summary

On Easter 2016, a climber lighted a fire at the crag of Ponte Brolla which subsequently got out of control and developed into a large forest fire. Even some climbers at the scene got in trouble, as they first could not escape anymore. The situation cleared without persons being harmed, but heavy (and expensive) action over a few days from the fire brigades including several helicopters was required to keep the fire under control. Due to safety concerns, all climbing sectors in Ponte Brolla were shut down for a longer period. In the meantime (as of May 3, 2016) they are open again, and there remain no further restrictions to climbing at Ponte Brolla.

Please note that there is a major risk for forest fires in the Swiss mountains, especially so in Ticino. Unfortunately, it is not difficult to spot traces of illegal fireplaces at the foot of most crags in Ticino - sound evidence to the authorities that the climbing folks do not stick to the fire rules and potentially also engage in illegal wild camping at the foot of the cliffs. As not everybody in these areas is overly amused about the constant stream of visitors (that in their eyes just create chaos and do spend little money in the area), there is always a threat that some of these world-class areas will be closed for climbing. Please keep as low profile as possible, sleep only on official campgrounds, do not violate any traffic bans and do not light fires except at official fireplaces, and never at the base of our crags!

Italiano

Un incendio di bosco è divampato nel primo pomeriggio di Pasqua a Ponte Brolla nei pressi della parete di arrampicata e sono rimasti bloccati dalle fiamme diversi scalatori. Sono una cinquantina le persone ad essere state tratte in salvo dagli uomini del SAS. La REGA ha perlustrato la zona per accertarsi che non vi fossero altre persone nel bosco in fiamme.

L'origine del rogo ha divorato diversi ettari di bosco e ha impegnato i pompieri di Locarno e della Melezza per due giorni. Per ragioni di sicurezza tutti gli settori di arrampicata erano stati chiusi per un periodo più lungo. Nel frattempo (3 maggio 2016) sono stati riaperti.Ê stato fermato un 25enne confederato che dopo l'interrogatorio della polizia ha confermato di essere l'autore dell'incendio. A detta del giovane il fuoco è sfuggito al suo controllo in modo accidentale dopo aver cercato di cancellare le tracce die bisogni che aveva espletato dando fuoco alla carta che aveva usato per pulirsi. Il giovane è indagato per incendio colposo.

Esiste un elevato pericolo d'incendio in tutta la Svizzera, ma soprattutto in Ticino, e di conseguenza un divieto assoluto di accendere fuochi all’aperto. È di grande importanza rispettare questo divieto e tenere gli occhi aperti per evitare di perdere ettari di bosco e bellissime pareti di arrampicata. Chi vuole assolutamente fare la griglia faccia uso delle aree attrezzate per grigliate!

Auftakt zu Ostern 2016: da war die Welt noch in Ordnung, die Palmen noch grün und nicht verkohlt...
Beitrag auf Deutsch

Ob es sich beim Verursacher um einen Kletterer handelt, konnte ich zwar nicht mit Sicherheit in Erfahrung bringen. Aber wer sonst treibt sich dort im Gebüsch herum und wird bei seinem Handeln auch noch von Zeugen beobachtet?!? Da muss man sich wohl nur 1 und 1 zusammenreimen. Bleibt zu hoffen, dass die Geschichte ohne langfristig negative Folgen für uns Kletterer ausgeht. Die ganzjährig bekletterbaren Plaisir-Sektoren auf der Südseite sowie das beliebte Sportklettergebiet an der Ostflanke wären jedenfalls ein herber Verlust.

So präsentierte sich die Lage dann wenig später. Bild: laregione.ch
Was mich betrübt ist die Tatsache, dass leider in ziemlich allen Tessiner Gebieten Feuerstellen zu finden sind. In Russo gibt's welche, in Cevio liegt angekohltes Holz herum, in Cresciano und Claro dasselbe, undsoweiter. Dabei sollte eigentlich klar sein, dass man im notorisch für Waldbrände gefährlichen Tessin keine offenen Feuer abseits von offiziellen Feuerstellen entfacht. So steht's auch sogar im Kletterführer, wenn man sich denn die Zeit nehmen würde, um auch einmal die Worte vor den ersten Topos zu studieren. Leider sind wir Kletterer als Gruppe hier ziemlich exponiert: wer sonst entfacht am Fuss der teils abgelegenen Felswände sonst ein Feuer, welches zudem auch als Hinweis auf ebenso illegale Übernachtungs-Aktivitäten gelesen werden kann?!? Zudem sind wir auch sehr einfach zu treffen, da wir sehr standortgebunden sind und ein Kletterverbot für uns sehr einschneidend ist. Qualitativ gute Felsen sind ja leider ein rares Gut,..

Und das ist die Folge davon: die Klettergebiete sind "bis auf weiteres" geschlossen. Grrr...!
Nicht nur im Tessin ist das Entfachen von Feuern in und um Klettergärten wegen der Waldbrandgefahr als kritisch zu sehen. Wer etwas über den Tellerrand hinausblickt erkennt sofort, dass dies in allen ökologisch sensiblen Gebieten ein Problem darstellt. So nimmt z.B. der Kletterkodex Basler Jura hier auch eindeutig Stellung: "Ich mache Feuer nur bei eingerichteten Feuerstellen. Jede neue Feuerstelle zerstört den Boden auf Jahre hinaus". Wer unbedingt eine Wurst bräteln will, um zu seinen Proteinen zu kommen oder um sein Outdoor-Erlebnis zu vergolden, der halte sich doch bitte an offizielle Feuerstellen, oder entferne sich bitte grosszügig von der sensiblen Zone des Einstiegsbereichs, damit die Problematik wenigstens nicht direkt den Kletterern angelastet werden kann.

Dienstag, 8. März 2016

Breitwangflue - Dreh den Swag auf (M8+)

Der extrem milde und eisarme Winter 15/16 hatte bisher nicht viele Gelegenheiten geboten, um die Eisgeräte bestimmungsgerecht einzusetzen. Dafür hatten wir ausgiebig dem Einhaken ebendieser Geräte ins Felsritzen, Löcher und sonstiger Vertiefungen gefrönt. Sprich, das Drytooling war bei dem häufig vorherrschenden nassmilden Sauwetter nicht zu kurz gekommen. Für die einen von uns mit grossem, für die anderen mit eher bescheidenem Erfolg. Immerhin, für zwei Touren im Grad M9 hatte es auch für mich gereicht. Nun war der Tag gekommen, um diese Fertigkeiten auch in einer längeren Route einzusetzen. Obwohl in Kandersteg zu dieser Zeit keine einzige reine Eisroute begehbar war, wurden wir uns gewahr, dass die Dreh den Swag auf an der Breitwangflue machbar sei. Die schwersten Stellen bieten dort sowieso immer Drytooling und an den einfacheren Stellen war ausreichend Eis präsent.

Der linke Teil der Breitwangflue mit der von uns gekletterten Linie. Ebenfalls sichtbar: Flying Circus, Mach 3, Panic Room.
Rechter Wandteil im Februar 2016 mit u.a. Tsunamix, Elementarteilchen, Beta- und Alphasäule sowie Crack Baby.
Zuerst galt es, die Frage nach den Zustiegsmodalitäten zu klären. Fürs Crack Baby waren wir damals aufgrund der guten Spur zu Fuss mit Bergschuhen und ohne Hilfsmittel aufgestiegen. Zur Alphasäule, wo noch keine Spur lag, gingen wir mit den Schneeschuhen. Nun sollten die Tourenski zum Einsatz kommen: einerseits ist die Swag-Route ganz links hinten an der Breitwangflue gelegen, andererseits lag bester, tiefer und noch komplett unverspurter Pulverschnee. Im Nachhinein betrachtet war das Verwenden der Ski die absolut richtige Entscheidung. Zwar lag bis auf 1250m nur ein Hauch Weiss, so dass wir die Bretter im ersten Viertel des Aufstiegs zu buckeln hatten. Oberhalb nahm die Schneemenge aber rasch zu, so dass sich der Aufstieg bequem, effizient und kraftsparend erledigen liess. Mit Schneeschuhen oder gar zu Fuss wär's hingegen am Schluss ein echter Murks gewesen. In der Abfahrt waren die oberen 500hm dann ob der famosen Schneequalität trotz dem Rucksack ein richtiger Genuss, danach liess es sich noch 250hm gut fahren, bevor wir wieder per Pedes abstiegen.

Falls man mit den Ski zusteigt, so stellt sich natürlich die Frage, mit welchem Schuhwerk denn geklettert werden soll. Wenn man welche hat, so stellen Toolyboots bestimmt die beste Lösung dar. Mir scheint zwar, dass diese, bzw. deren Einsatz im alpinen Gelände nicht unumstritten sind - aber sie sind leicht, sowohl zum Tragen wie zum Mitnehmen, und nachdem ich inzwischen auch einmal solche ausprobieren konnte muss ich sagen, dass auch die Präzision und Direktheit absolut überzeugt. Sicherlich eine sehr interessante Anschaffung, für alle die ernsthaft im Drytool- und Mixed-Bereich unterwegs sind. Tja, diesen Zeilen zum Trotz zeigen die Fotos, dass ich selber (mangels eigener Toolyboots) die Route sogar mit den Skischuhen geklettert bin. Wobei mein Modell nicht schwerer wie meine Bergschuhe ist und mit der steiferen Sohle und der besseren Kälteisolation punktet. Nur der etwas höhere Schaft ist natürlich bisweilen hinderlich, bei der Kletterei eingeschränkt fühlte ich mich durch diese Wahl jedoch nicht entscheidend.

Steigeisen: Petzl. Schuhe: Scarpa. Hose: Mammut. Socken: Rohner. Unterwäsche: Odlo - so haben fast alle etwas davon ;-)
Unser Tourentag startete wie üblich wenn's nach Kandersteg geht mit frühem Aufstehen, um 3.00 Uhr schrillte der Wecker. Einige Minuten nach 6.00 Uhr starteten wir noch im Schein der Stirnlampen mit gebuckelten Ski, um schliesslich nach rund 2:00 Stunden Zustieg am Ort der Begierde einzutreffen. Hier oben war alles jungfräulich, keine Spuren von anderen Begehungen waren erkennbar. Wir rüsteten uns zum Klettern und während der Vorsteiger in L1 engagiert war, traf prompt noch eine zweite Seilschaft ein. Diese hatte dasselbe Ziel wie wir auf dem Radar, eine ungünstige Situation. Nach dem Studium der Alternativen (sämtliche anderen Routen schienen entweder gar nicht oder höchstens unter deutlich erschwerten Bedingungen begehbar) blieb ihnen nichts anderes übrig, als wieder von dannen zu ziehen. Ein Hinterhersteigen ist hier wie immer eine schlechte Idee, vor allem auch weil alles was in L4 und L5 abgeräumt wird, unweigerlich auf L3 hinunter fällt.

L1, 30m, M8+: Eine reine Drytooling-Länge, komplett ohne Eis. Der erste Teil ist senkrecht und bietet interessante, noch nicht ganz so schwere (ca. M7) Kletterei an Topfels mit kleinen Wasserlöchlein. In diesem Abschnitt muss man doch zünftig über die Haken steigen und darf ob der eher klein-wackligen Hooks nicht zweifeln. Der zweite Teil der Länge hängt dann deutlich über. Einige positive Hooks säumen den Weg, die Kletterei ist bei nun enger gehaltener Absicherung aber athletisch und auch nicht so einfach zu lesen. Die Climax folgt, wenn man es vermeintlich schon geschafft hat, mit dem Ausstieg ins flachere Gelände zum Standplatz.

Dieser gewaltige Überhang (man beachte die hängenden Zapfen!) wird in L1 (M8+) in reinem Drytooling überwunden.
Der erste, noch nicht ganz so steile Teil (ca. M7) bietet feine Kletterei an tollen Wasserlöchlein.
Der Ausstieg zum Stand nach L1 erfordert dann nochmals gefühlvolles Klettern an eher feinen Hooks in glattem Fels.
L2, 30m, M6+: Vom Stand weg nach rechts über eine plattige Zone hinweg, die Passage erinnert (ausser dass man auf die falsche Seite quert und das Fixseil fehlt) etwas an den Hinterstoisser-Quergang. Je nach Verhältnissen kann dieser Abschnitt wohl zwischen Spaziergang und unmöglich variieren. Bei uns gab es eine dünne Semifreddo-Auflage (d.h. Schnee/Eis-Gemisch). Absichern war auf den ersten 10m unmöglich, doch wenn man ganz vorsichtig zu Werke ging, dann hielt die Glasur. Eine weitere Seilschaft, welche die Route ein paar Tage nach uns bei wärmeren Temperaturen angriff, musste hier jedoch die Segel streichen, nachdem Geräte und Eisen an dieser Stelle überhaupt keinen Halt fanden. Die eigentliche Crux folgt dann erst danach, man quert im Tooly-Gelände überhängend um eine Kante herum ins Eis. Uns dünkte es recht schwer für den Grad, vermutlich ist's aber kommoder zu haben, wenn es rechts mehr Eis gibt. In diesem (ca. WI4) noch ca. 20m zu Stand.

Die zweite Seillänge (M6+) mit dem heiklen Beginn im Ausblick (der Akteur ist in der Crux engagiert).
So sieht's im Rückblick aus, wenn das Eis einmal erreicht ist. Die heikle Glasur wird ohne Zwischensicherung geklettert.
L3, 55m, WI4: Reine Eislänge, auf welcher wir ein bisschen wider Erwarten sehr gute Bedingungen antrafen. Der schwerste Abschnitt (ein paar Meter senkrecht) gleich nach dem Stand, danach geht's etwas einfacher dahin. Wo gewünscht liessen sich gute Schrauben drehen, obenraus im Tropfbereich gab's dann sogar perfektes Softeis wie man sich das immer wünscht.

Dieses Foto zeigt die letzten Meter der Eislänge von L3 sowie den Weiterweg in der zweiten Cruxlänge. Es geht in L4 erst über die Eisglasur am linken Bildrand hoch, dann in einer Links/Rechtsschleife am Überhang an den Eisvorhang oberhalb, und schliesslich durch einen engen Spalt hinter den Säulen durch.
L4, 35m, M8+: Vom Standband über eine Eisglasur zu einem überhängenden Wulst, der in einer Links-Rechts-Schleife rein im Fels überwunden wird. Das Gestein ist hier nicht ganz so gut und die Kletterei weniger elegant als in L1, sondern von leicht murksigem Zuschnitt. Dafür ist die Absicherung mit BH hier löblich gut ausgefallen. Sofern nötig, käme man hier wohl auch A0 drüber - für meinen Vorsteiger aber nicht nötig, der liess hier seinen Komplett-Onsight der ganzen Route nicht anbrennen, saggstarch :-) Nach der Felspassage wechselt man dann ins Eis. Bei uns waren die Verhältnisse ideal, vom letzten BH konnte man ins moderat schwere Eis wechseln - hat es zu wenig davon, könnte diese Passage natürlich herausfordernd werden. Nach einigen Metern im Eis war für uns schliesslich der Durchschlupf durch einen schmalen Spalt hinter der grossen Säule durch möglich - aussenrum ginge es bestimmt auch, was jedoch natürlich schwerer, exponierter und weniger spannend wäre.

Diese Foto gibt vielleicht den Eindruck, dass auch L4 (M8+) im Felsteil massiv überhängend ist.
Vom Stand hat man den perfekten Einblick in die Cruxlänge (M9) von Mach 3. Ein gewaltiger Zapfen muss hier abgebrochen sein und ist bestimmt mit Überschallgeschwindigkeit ins Tal gedonnert. Da ist es von deutlichem Vorteil, zu diesem Zeitpunkt nicht in der Nähe zu sein.
L5, 30m WI4: Sehr, sehr schöne, reine Eiskletterei mit homogenen, aber nicht allzu grossen Schwierigkeiten und nebenbei zum Zeitpunkt unserer Begehung auch perfekten Bedingungen. So geht's dahin, bis die Route etwas abrupt in einer Nische endet, wo das Nass aus einer moosigen Grotte quillt.

Ausblick auf die stimmungsvolle und sehr schöne, reine Eiskletterei von L5 (WI4).
Hier endet die Route abrupt, das Eis bildende Nass quillt aus der moosigen Grotte, oberhalb ist alles trocken.
Um 14:15 Uhr hatten wir es geschafft und die tolle, sehr genussreiche Kletterei bewältigt. Wir hielten uns nicht lange auf, sondern machten uns umgehend ans Abseilen. Dieses ist hier keineswegs auf die leichte Schulter zu nehmen. Gerade beim ersten Abseiler galt es, das Seil geschickt so zu legen, dass man exakt zwischen den riesigen, hängenden Zapfen in die Tiefe gleiten konnte, ohne diese zu belasten. Insgesamt eine extrem bedrohliche Kulisse, mit der richtigen Linienwahl sind die objektiven Gefahren aber sicher vertretbar, da man sich dann auch nicht exakt in Falllinie der Zapfen aufhält. Ein nächstes Manöver führte uns zu einem BH-Stand der Route Tränen der Eisprinzessin, von welchem wir mit einem gestreckten 60m-Abseiler den Boden erreichten.

Alles Gute kommt von oben und das Schlechte bleibt hoffentlich dort. Zirkeln zwischen den Zapfen beim Abseilen.
Ambiente vom Typ "wow" beim Abseilen, hier am Stand von Tränen der Eisprinzessin.
Es blieb noch Zeit und Motivation für weitere Taten. So wurde mit einem Versuch in Flying Circus (M10) geliebäugelt, wir stiegen sogar L1 (WI1) hinauf und richteten uns am Stand im hintersten Punkt der Grotte ein. In der Route hingen zwar einige Zapfen, es war jedoch deutlich weniger Eis wie in anderen Jahren und die Vorhänge und Zapfen machten einen extrem fragilen Eindruck. Man hätte sich wohl auf noch schwerere Kletterei und noch heiklere Absicherung wie sonst gefasst machen müssen, weshalb ein Weitersteigen schliesslich verworfen wurde. Weil wir selbst danach noch Mumm hatten, kletterten wir noch L1 (M7) von Mach 3, welche sich unmittelbar bei unserem Depot befand. Eine relativ kurze, aber interessante Länge mit einem giftigen Dächli, das man an einem Riss bei Trittarmut toolend überwindet, um sich nachher an einer dünnen Eisglasur zu etablieren. Es steckt in dieser Länge nur gerade 1 NH, für den Vorsteiger eine psychisch ziemlich fordernde Geschichte.

Die Monthy Python Cave mit u.a. Flying Circus, welche aus dem tiefsten Punkt der Grotte emporführt.
In  L1 (WI1) von Flying Circus, welche eine schöne Genusskletterei plus Traverse über das Bruchband bietet.
Das Weitersteigen über Mach 3 schien hingegen eine weniger gute Idee. Die zweite Länge führt mittels Drytooling (M8+) ins Eis. Dieses war jedoch extrem mager gewachsen, so dass beim Übergang von Fels zu Eis ein längerer Runout zu kalkulieren gewesen wäre, zudem sah das Eis auch nach einer abgelösten, fragilen und potenziell gefährlichen Glasur aus. So seilten wir uns neuerdings ab und packten unsere Kletterausrüstung zusammen. Im seidenfeinen Pulver ging's hinunter zur Alp Giesenen und über die offenen Hänge darunter noch 150hm sehr genussreich weiter. Danach leisteten die Beinmuskeln noch etwas Bremsarbeit, bis wenig später der Ausgangspunkt wieder erreicht war. Wir fuhren los, um wenig später in der Drytooling-Area von Mitholz neuerlich einen Stopp einzulegen. Seil und Gurt blieben da zwar im Auto, doch ein paar Boulder am Wandfuss mussten dennoch sein. Hier könnte man sich bei einem Scheitern in einem der Kandersteger Projekte trotzdem noch einen interessanten Tag gestalten. Zu unserem Glück war dies für uns an diesem Tag aber nicht nötig gewesen. Hochzufrieden mit unseren Erlebnissen setzten wir uns wieder aufs Polster und traten den langen Heimweg an.

Fast ein bisschen grimmig-alpines Ambiente in der kurzen, aber giftigen L1 von Mach 3 (M7).

Facts

Breitwangflue - Dreh den Swag auf M8+ (M7 obl.) - 5 SL, 220m - Stofer/Seuren/Diener 2013 - ****
Material: 2x60m-Seile, 12 Express, 10 Eisschrauben, Keile/Friends nicht nötig

Sehr schöne Route im linken Teil der Breitwangflue, welche zwei schwere, längere, gut mit BH abgesicherte Drytooling-Passagen bietet. Metermässig spielen sich ca. 2/3 bis 3/4 im reinen Eis ab, welches schöne Kletterei bei nur relativ moderaten Schwierigkeiten bietet. Die Felspassagen sind bis auf die Startmeter gut bis sehr gut mit BH abgesichert, zusätzliches Felsmaterial ist nicht notwendig. Allerdings ist der Zustand des Hakenmaterials eher bescheiden, die Korrosion hat schon stark genagt. Man beachte bei der Bestückung mit Eisschrauben, dass die beiden Stände nach L2 und L4 im Eis einzurichten sind und danach jeweils eine komplette Seillänge im Eis folgt. Zu beachten ist im gesamten Einstiegsbereich und in den Startlängen die enorme objektive Gefahr durch die riesigen Zapfen oberhalb. Deshalb ist bei Tauwetter, abrupten Temperaturwechseln oder stark fliessendem Wasser höchste Vorsicht angebracht.

Beim Abseilen über L1 der Swag-Route. Der korrodierte Haken im Vordergrund am linken Bildrand ist leider ziemlich repräsentativ.
Topo

Dani hat nach unserer Begehung ein perfektes Topo der Route angefertigt. Es lässt sich auch als PDF-File herunterladen.


Donnerstag, 3. März 2016

Skitour mit Familie

Skitouren ist jetzt nicht unbedingt die ideale Aktivität, die mit jüngeren Kindern durchgeführt werden kann. Beim Laufen wird man nicht weit kommen und dazu braucht es viel Geduld, jegliches alpine Gelände mit Absturzgefahr und steilen Hängen mit Lawinenrisiko ist natürlich sowieso zu meiden. Darüber hinaus schadet es sicher auch nicht, wenn die Kleinen erst einmal lernen, so richtig gut Ski zu fahren. Dafür braucht es ganz einfach viele Abfahrts-Höhenmeter, und die sammelt man deutlich effizienter am Lift. Soweit zur Theorie...

System Human Powered Skilift
In der Praxis ist es dann so, dass vor unserer Haustür zwar nur wenig Schnee liegt, er aber von der Wärme tagsüber und der nächtlichen Abstrahlung schön kompakt gemacht wurde. Ein Skilift in der näheren Umgebung fährt keiner. Lohnende Bedingungen aber für einen kurzen Ausflug auf den Hausberg. Dabei wollen sich die Kinder dann aber nicht lumpen lassen und steigen flugs in den Keller, um auch ihre Latten hervorzuholen. Mangels einer tauglichen Ausrüstung für einen Aufstieg aus eigener Kraft kommt für dieses Mal das Modell Human Powered Skilift zum Einsatz. Dieses ist übrigens weder für den Motor noch für den Passagier mühsam oder extrem anstrengend, solange man nicht extreme Steilpassagen oder lange Schräghänge begeht.

Mein Lieblingshang auf dieser Tour.
Nach 300hm war unser Gipfel erreicht. Sonnenschein und ein tolles Panorama grüsste uns, und die Abfahtsbedingungen waren wie vermutet prima. So liessen sich auf den wenigen Zentimetern Schnee einige tolle Schwünge ziehen. Die Kinder fuhren mit einem grossen Selbstverständnis gekonnt ab - gut hat ihnen noch niemand erzählt, dass das Skifahren abseits einer Piste schwieriger sein soll, oder dass es so etwas wie schlechte Schneeverhältnisse gibt ;-) Zu bald waren wir wieder vor der Haustür. Schon das Aufwärmen für die nachmittägliche Session am Fels war also ein toller Ausflug gewesen. Und weckte natürlich den Hunger auf mehr, wie der Ausspruch der Tochter zeigt: "gäll Papi, vo jetzt aa chum ich immer mit, wenn du uf Skitour oder uf Mehrseillänge gasch". Nur mit dem Eisklettern will sie noch warten, bis sie etwas grösser ist, fügte sie dann noch nach.

Frühlingshafte Bedingungen.
Natürlich werden wir auch in Zukunft mit den Kindern meistens am Lift skifahren. Aber wenn die Verhältnisse passen, dann wird es sicher auch die eine oder andere, kürzere Tour geben. Mit einer Kombination von selber gehen und Human Powered Skilift liegen dann auch noch ein paar Höhenmeter mehr drin. Daher suche ich dringend 2x einen Bindungseinsatz wie Secura Fix oder BCA Alpine Trekker. Leider werden beide nicht mehr hergestellt und sind daher neu nicht mehr erhältlich. Hat noch jemand ein solches Exemplar auf Lager und benötigt es nicht mehr?!? Ich wäre ein dankbarer Abnehmer. Meldet euch doch bitte via Mail oder Kommentarfeld, danke!