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Montag, 19. Dezember 2022

Galerie - Thai Village (8a)

Ziemlich genau 8 Jahre ist es her, seit es dereinst Thai-ai-ai geheissen hat! In aller Regel steige ich in Routen, welche ich einst nach Projektieraufwand am Limit durchsteigen konnte, nicht mehr ein. Denn es geht ja dann sowieso nicht mehr einfach so wieder und hinterlässt nur das schale Gefühl von "unsend" und "ich bin schlechter geworden". Bei der Thai City war dann aber im Winter 21/22 ein starker Mann zur Installation eines Topropes gefragt, so dass Frau (Dettling) in dieses mögliche Projekt schnuppern konnte 😁 Und genau bei diesem Anlass kam mir die Idee, einen Rechtsausstieg einzurichten. Ein erster Augenschein zeigte manch nutzbare Struktur an und verhiess, dass es machbar sein sollte. 

Ob Stadt oder Land, jetzt kann jeder nach seinen Präferenzen leben 😎

Jedenfalls kam kurz darauf der Sommer, in welchem ich den Galerie Waldsektor nicht frequentiere. Viele Monate später sanken die Temperaturen dann endlich wieder auf Werte, welche das Klettern im kleingriffig-scharfen Kalk möglich machen. Natürlich erinnerte ich mich sogleich an die Idee vom letzten Winter - nur nicht mehr an die Sequenz der Moves, welche ich damals erkannt hatte. Die Sache entpuppte sich nämlich aus äusserst knifflig und ich war schon kurz davor, das Handtuch zu werfen, da sich das Projekt als oberhalb von meiner Kragenweite zu befinden schien. Dem geduldigen Neni und meiner Hartnäckigkeit sei Dank hatte ich aber nach 2 vollen Sessions dann doch eine Beta draussen, welche für mich aufging.

Galerie Waldsektor, eine coole Wand. Der Akteur ist allerdings in der Craigh na Dun (8a).

Somit bestand die Aufgabe "nur" noch darin, die Linie auch Rotpunkt zu klettern. Schon bei der ersten Gelegenheit gab es einen ziemlichen Setback. Der Grip war super, meine Kraft auch gut beeinander. In der Cruxzone riegelte ich den Gegebenheiten entsprechend an den Sloperleisten. Und schnipp, schon war ein tiefer Cut in der Hautfalte am ersten Fingerglied. Meine Fingerkraft ist ja alles andere als legendär. Aber offenbar ist die Reissfestigkeit meiner Fingerhaut noch tiefer - denn das war keine mechanisch induzierte Verletzung, sondern die Haut wurde auf Zug einfach auseinander gerissen. Logischerweise war dann Geduld gefragt. Dick eingetapt war zwar Trainieren bald wieder möglich, auch das Bouldern in der Halle ging nach ein paar Tagen wieder. Doch wieder auf genau dieselbe Art und Weise an den Leisten im Projekt zu zerren erforderte mehr Zurückhaltung.

Winterliche Stimmung am Walensee. 

Immerhin war mir klar, welcher Griff der Bösewicht war. Ich nahm mir vor, an einem Tag maximal 3x im Rahmen von fokussierten Versuchen daran zu ziehen und nicht im (eigentlich sowieso sinnlosen, aber beim Projektieren so verlockenden...) Serienfeuer-Style verzweifelt daran herumzuzerren. Sowieso war ich eigentlich soweit, dass ich mit ernsthaften Rotpunkt-Versuchen anfangen konnte. Doch so einfach war die Linie nicht zu haben. An ziemlich jedem der schwierigen Moves scheiterte ich ein- oder mehrmals. Aber immerhin waren meine Fortschritte konsistent, d.h. ich kam jedes Mal bis zu meinem bisherigen Highpoint oder einen Move höher. Nach 4 weiteren Sessions hatte ich dann plötzlich den Griff in der Hand, wo ich dachte, dass man dann ganz bestimmt nicht mehr fallen kann. Doch wie es doch so oft kommt: "completely powered out" war ein Weitersteigen zum Top dann doch nicht nur Formsache. Doch ich konnte die Nerven und die Ruhe behalten, kurz schütteln und dann entschlossen die verbleibenden Moves anpacken - genau so ging es, der Erfolg war Tatsache und ein interessantes Projekt zur Realität geworden!

Facts

Galerie Waldsektor - Thai Village (8a)

Die Linie verläuft bis zum 6. BH (d.h. der zweiten Fixexe) mit der Thai City gemeinsam. Dann leicht rechtshaltend und gerade hinauf. Der schwierige Abschnitt ist vielleicht leicht kürzer als im Original, dafür sind die einzelnen Moves eher schwieriger. Eine Bewertung ist wie immer schwierig, wenn man eine Neutour ganz alleine etabliert hat. Ich denke aber, es die Schwierigkeit ist vergleichbar mit der Thai City und schlage darum auch eine 8a vor. Wie so oft wird die empfundene Schwierigkeit aber auch von den persönlichen Präferenzen und den körperlichen Gegebenheiten abhängen. Hier dürfte es entscheidend sein, wie gut man mit ein paar kleinen Löchern umgehen kann und welche Fusstritte man für die härtesten Moves am Cruxwulst nutzen kann - unmöglich für mich zu sagen, wie sich das für andere Kletterer anfühlen wird. Aber ich bin natürlich sehr gespannt, davon zu hören!

Von diesen Viechern gibt's im Sommer viele im Sektor. Von November bis März ist es viel besser. Unglaublich allerdings, wie sehr das Grünzeug über den Sommer gewuchert hat. Ein angenehmer Nebeneffekt des Projekts ist es, dass daneben genügend Zeit für die nötigen Gartenarbeiten blieb und es jetzt schon wieder viel besser aussieht.

PS: Der Stand vom Thai Village lässt sich auch erreichen, indem man die Via Anja bis zu deren Stand klettert, dann an ein paar Löchern gerade hinauf zieht, um schliesslich mit einer Linksquerung die Untergriffe und die Ausstiegshenkel zu erhaschen. Das wäre dann die Via Anja Extension und somit eine weitere Möglichkeit im Waldsektor. Die Schwierigkeit beläuft sich auf ca. 6c/7a. Ob das jetzt eine sinnvolle Quality Addition zu den Möglichkeiten im Waldsektor ist, bleibe dahingestellt. Es ist aber ein bequemer Weg, um mit einer Aufwärmroute das Material ins Thai Village zu hängen und es musste nichts neu gebohrt werden, da ein bereits bestehender Anker von einer Hakenreihe genutzt werden kann, welche beim ursprünglichen Einrichten des Sektors entstand. 

Dienstag, 13. Dezember 2022

Skitour Fürstein (2040m)

Nun ist der Winter auch vor die Haustüre gekommen. Dies jedoch noch nicht so ausgiebig, dass man im Züri Oberland bereits auf Skitour gehen könnte. Doch nach einer intensiven Kletterwoche, an einem Bluebird-Sonntag nach ausgiebigen Neuschneefällen würde es sich ganz bestimmt lohnen, eine etwas längere Anreise in Kauf zu nehmen. Meine Wahl fiel auf den Glaubenbergpass, eine Gegend in welcher ich bisher noch nie unterwegs war. Da lässt sich ohne grossen Aufwand ein ziemlich hoch gelegener Ausgangspunkt erreichen, das sanfte Gelände ermöglicht Touren auch bei frühwinterlich knapper Schneelage. Zudem schien mir die Möglichkeit einer Mehrgipfel-Rundtour sehr attraktiv.

Eine tolle Gegend! Der schattige Chli Fürstein (1994m) und der sonnige Fürstein (2040m).

Der Start zur Tour war in Langis auf 1440m, bis zum dortigen Wintersport- und Bundesasylzentrum ist die Strasse von Sarnen her ganzjährig befahrbar. Zuerst geht's dem Trassee der Strasse entlang hinauf zur Passhöhe Glaubenberg (1543m), dann war mein erstes Ziel der äusserst populäre Rickhubel (1943m). Das ist keine Überraschung, denn er hat viele Attribute auf seiner Haben-Seite: kurz, einfach, relativ schneesicher und äusserst aussichtsreich. Vom Kreuz an seinem Gipfel überblickt man die ganze Tourenarena und kann sich nach Gusto eine Runde über die schönsten Skihänge aussuchen (oder natürlich auch über die Aufstiegsroute zurück zum Ausgangspunkt gelangen). 

Tolles Ambiente im Aufstieg zum Chli Fürstein (1994m).

Mein nächstes Ziel war der Fürstein (2040m), der König dieses Gebirges. Mit seiner Höhe kann er zwar nicht übermässig punkten, aber dank fast 500m Prominenz und einer Dominanz von beinahe 10km steht er sehr selbständig und bietet viel Aussicht. Ich folgte dem plateauartigen Rücken, später dem sich aufsteilenden ENE-Grat zum Gipfel - es ist weniger weit, wie es vom Rickhubel den ersten Anschein macht. Nach einer angenehmen Rast am Top machte ich mich für die Abfahrt bereit. Es lag ausreichend, wenn auch nicht übermässig Schnee. Eine etwas defensive Fahrweise war der Unversehrtheit von Mensch und Material absolut zuträglich. Viel Spass gemacht hat es trotzdem, nur zu bald kamen meine Latten unten am Bach bei Ober Sewen (1740m) zum Stehen.

Toller, fluffig-leichter Pulverschnee in der Abfahrt vom Chli Fürstein (1994m).

Die Felle wurden ein zweites Mal montiert, zu Chli Fürstein (1994m) sollte es nun gehen. Zwei Tourengänger waren mir hier bereits zuvorgekommen, so war auch dieses Top ziemlich zügig erreicht. Ich stellte mir nun die Frage, ob ich der Aufstiegsroute entlang zur Kapelle Sewen (1719m) oder doch eher südseitig zum Stall bei 1650m abfahren sollte. Etwas mehr Skispass konnte nicht schaden und tatsächlich waren die obersten 200hm in der Südflanke vorzüglich mit bestem Pulver. Weiter unten im bewaldeten Steilgelände war es dann nicht mehr ganz so toll (ähm ja, doch eigentlich logisch). Aber es ging und bald war der nächste Anfellpunkt erreicht.

Der nächste Anfellpunkt beim Stall auf 1650m, mit wohlig-warmem Ambiente.

Ziemlich flach und in einem grossen Bogen ging es bei der bereits erwähnten Kapelle vorbei hinauf zur Sewenegg (1835m), welche vor Ort als Schnabelspitz bezeichnet ist. Damit war bereits das vierte Gipfel(chen)ziel des Tages erreicht und die Felle konnten endgültig im Rucksack verstaut werden. Auch auf dem Teilstück hinunter zur Passstrasse liessen sich noch ein paar genussreiche Schwünge zelebrieren, bevor es in zügiger Fahrt auf deren Trassee zurück zum Ausgangspunkt ging. Wobei "zügig" zu relativieren ist. Die neuen Arbeitsgeräte mussten auch an diesem Tag daheim bleiben. Während man beim Pulvercruisen mit dem alten, in Mitleidenschaft gezogenen Material keine Abstriche machen muss, so ist es beim Gleiten auf gewalzter Unterlage doch spürbar anders. Noch schlimmer war nur das Skaten auf dem flach-harten Schlussabschnitt - doch auch diese 3 Minuten hatte ich bald hinter mich gebracht. Sehr zufrieden mit diesem wunderbaren Frühwintertag und 1150 Höhenmetern im Gepäck machte ich mich auf den Heimweg.

Ob es heute wohl neue Kratzer gegeben hat?!? Die Suche gestaltet sich zunehmend schwieriger 😁!

Samstag, 10. Dezember 2022

Zürcher Klettermeisterschaft 2022 - Bouldern im Minimum

Mit grosser Vorfreude fieberten wir der jährlichen Zürcher Bouldermeisterschaft im Minimum entgegen. Die ganze Familie war mit am Start, für Larina ging es noch um den Titel der Zürcher Klettermeisterin 2022, wofür sie prima positioniert war. Auch meine Batterien waren voll geladen und ich war top motiviert, den vielen Bouldern in der Fun-Kategorie einen guten Fight zu geben. "Dummerweise" herrschte aber am Tag zuvor noch bestes Bergwetter und Jonas fragte mich absolut sinnigerweise an, ob wir diese Gelegenheit nicht für eine letzte MSL nutzen sollten. Natürlich zögerte ich keine Sekunde und sagte zu. Das zeigt ja ziemlich exemplarisch, wie ernst ich diese Wettkämpfe nehme. Logo, vor Ort und im Geschehen gebe ich immer alles, aber deswegen mein Outdoor -Programm beschneiden würde ich dann doch definitiv nicht. Wobei ich mich nach einem (nicht ultralangen) MSL-Tag jedoch meist auch wacher, fitter und beweglicher fühle, wie wenn ich stattdessen 3 Tage auf dem Bürosessel "geruht" hätte. Bis der Körper da jeweils wieder komplett auf physische Leistungsbereitschaft umgestellt hat ist schon mehr Kraft weg, wie sich mich die MSL am Ofen vom Vortag je kosten könnte.

Finalboulder #3 von Larina.

Ein langer Tag stand uns bevor und er startete früh! Start zur Quali um 9.00 Uhr heisst (konkret für Larina, aber ganz allgemein vernünftig) zum Aufwärmen eine Stunde früher vor Ort zu sein. Dazu die Zeit für die Anreise, ein dem Tagesprogramm entsprechendes Frühstück und einem Footing ergibt schon einen ziemlichen Alpine Start... soll mal einer noch behaupten, die Wettkämpfer seien totale Schöggeler. Pünktlich gemäss Programm ging es los mit Larinas Quali. Zwanzig Boulder waren es, bis auf 3,4 Stück waren diese ziemlich einfach und schnell erledigt. Über die Finalteilnahme entschied im Wesentlichen dann ein Problem - ziemliche Erleichterung machte sich breit, als dieses gelang. Mit dem ex aequo Rang 2 war die Teilnahme am Final gesichert und damit auch bereits der Titel der Zürcher Klettermeisterin im Trockenen.

Podest Zürcher Klettermeisterschaft U14 Girls 2022 - bravo les filles!

Das war ganz gut so, denn der Final lief dann nicht ganz wunschgemäss ab. Da man im Minimum generell und üblicherweise hervorragende Wettkämpfe geboten bekommt, mag es für einmal sicher auch etwas Kritik leiden. Und dieser aus 3 Bouldern bestehende U14-Final hat leider nicht so gut funktioniert. Problem #2 war deutlich zu einfach und konnte von allen Finalistinnen geflasht werden. Bei der dritten Aufgabe waren zwar visuell durchaus markante Unterschiede zwischen den Finalistinnen erkennbar. Doch war die Zone zu früh platziert, sie konnte von allen Athletinnen geflasht werden. Dann wiederum war der letzte Move zum Top schlicht zu hart und wurde von niemandem gemeistert, womit auch hier absolut keine Separation in der Rangliste entstand. Schlussendlich kam diese vom Startmove in Boulder #1 und das war ein horizontaler Spannweitenmove. Die grösser Gewachsenen konnten den easy statisch, mit weniger langen Armen war es nur dynamisch und damit extrem viel schwieriger lösbar. Oder eben im Fall von Larina gar nicht, was "nur" Rang 5 bedeutete. Das war nicht ganz den Erwartungen und Hoffnungen entsprechend - aber wieder einmal der Beleg dafür, dass man mit jeglichen Widerwärtigkeiten zurecht kommen muss, wenn man konsistent vorne platziert sein will. 

Ich muss es ja an dieser Stelle fast schreiben. Genau so wie es rechts auf dem Bild gezeigt wird, löse ich dynamische Koordinationsprobleme auch am liebsten 😎. Logischerweise wird es unvergleichlich viel schwieriger, wenn man nicht beide Griffe gleichzeitig halten kann. Der Clou ist halt eben: solange die Fähigkeiten für koordinativ-dynamische Probleme noch nicht sehr hoch sind, können die Distanzen nicht zu weit sein. So lassen sie sich mit einem Plus an Spannweite dann gerne statisch austricksen...

Ab Mitte Nachmittag ging es dann, parallel zur Quali der Elite, auch in der Fun-Kategorie los. Das Soll bestand aus 55 Bouldern, welche in einem 3-stündigen Zeitfenster gemeistert werden wollten. Es zählte nur die Anzahl Tops, Schwierigkeit oder Versuche waren unerheblich. Nach einfacher Arithmetik bedeutet das ein Top fast alle 3 Minuten, wenn man denn alle Probleme klettern möchte - das zeigt schon, wie intensiv die Sache ist. Kraft, Ausdauer und Effizienz, bei dieser Art von Aufgabe zählen alle Aspekte. Mir lief es ganz ordentlich, die 26 einfacheren Boulder (gelb - orange) hatte ich zügig erledigt, dazu gab es 14x blau (6C/7A) und 4x rot (7A+-7B+). Wozu diese 44 Tops am Ende reichen würden? Ganz nach vorne kaum, das war mir schon im Vornhinein beim Studium der Teilnehmerliste bewusst. Und so kam es dann auch. Genau gleich wie Larina platzierte ich mich auf Rang 5 - bei immerhin 80 Teilnehmer:innen ist das nicht so schlecht, auch wenn ich natürlich keinen Stich gegen die 51 Tops des Siegers hatte. Das wären 7 zusätzliche Boulder, welche sich auf meiner Skala zwischen sehr hart und nahezu schon unmöglich befinden.

Finalboulder #2 - war jetzt nicht die grosse Hürde.

Als Krönung gab es schliesslich noch die Finals der Elite zu bestaunen. Es ist richtig cool, dass im Minimum auch die Topshots der Schweizer Kletterszene am Start sind. Wobei sich die Sache ja eben nicht nur aufs Zuschauen beschränkt. Während der Quali bewegt man sich auf exakt demselben Feld und kann sich mit und neben ihnen an genau denselben Bouldern versuchen. Schon eine Woche zuvor am "The Bridge"-Wettkampf im Bouba hatten wir genau dieselbe, tolle Erfahrung machen können. Naja, vielleicht hilft's ja wirklich, so dass dann nächstes Jahr kein noch so kleingriffig-athletischer oder dynamisch-koordinativer Boulder mehr unbezwungen bleibt. Höchst zufrieden jedenfalls gingen wir nach einem langen und erlebnisreichen Tag nach Hause, auch wenn uns für einmal bei der Preisverlosung ganz und gar kein Glück beschieden war. Herzlichen Dank dem Team vom Minimum und dem Regionalzentrum Zürich für diesen tollen Anlass!