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Montag, 28. November 2011

Metronom (8a) – erste Rotpunktbegehung

Mal aus diesem, mal aus einem anderen Grund hatte es nicht geklappt in den letzten Wochen, doch nun gab es doch noch eine Chance. Das Ziel: den in den letzten Wochen eingerichteten, oberen Teil der Route „Metronom“ am Gonzen zu befreien. Soviel vorweg, an einem weiteren, goldenen Novembertag wurden unsere Träume Realität. 

Die Zufahrt zu den Rieterhütten ist aktuell durch die Trockenheit sehr staubig, aber wie immer sehr bequem. Von dort erreicht man mit bloss 10 Minuten horizontalem Fussmarsch die Abbruchkante, und hat das Objekt der Begierde, vor den Augen: sieht schon sehr imposant aus, der obere Teil der Gonzenwand! Bevor es losgehen kann, will aber noch über den Ausstieg der Gemsweid entlang der Fixseile abgestiegen werden, um dann exponiert über das Mittelband in die Wand hinein zu queren. Dauer: bequeme 20 Minuten. So sind wir dann um 10.00 Uhr, mit etwas Verspätung gegenüber unserem Plan, startbereit. 

Oberer Teil der Gonzenwand - gute 200m Wandhöhe und Horst von 10 alpinen Sportkletterrouten.
SL 1, 20m, 8a: Inspiriert von den Kabinettstücklein im Magletsch wurde hier, gleich zu Beginn, die Linie direkt über das 3m ausladende Dach gewählt. Bis dahin einige einfache Meter in nicht zu 100% solidem Fels und dann hopp: reinspannen am Untergriff, rauslangen ans abschüssige Sloper-Rail, Füsse kommen lassen und dann patschen und hooken. Zwischenhaken klinken, dann noch 2 kleine Leisten blockieren et voilà! Dani zieht es souverän durch, Gratulation! Für den Nachsteiger ist es dann rein seiltechnisch sogar noch anspruchsvoller als für den Vorsteiger... mit Benutzung des ersten Dachhakens wird es jedoch zur 7a 1 p.a.. 

Kleiner Mann, grosses Dach. Ja, es geht wirklich direkt drüber. Ziemlich verwegene Linienführung!
Rauskommen ist Problem 1, an der abschüssigen Kante dranzubleiben Problem 2, weiterzumoven Problem 3.
SL 2, 20m, 6a: Querung nach links in sehr schönem Fels mit den typischen Querschlitzen. Es empfiehlt sich, die Absicherung zu Beginn noch mit einem Camalot 1 aufzupeppen. 

Prima Fels und sehr schöne Kletterei in SL 2 (6a).
SL 3, 50m, 7a: Die ersten Meter sind leicht überhängend, grossgriffig und gehen gut. Schon bald aber legt sich der Fels etwas zurück, büsst dabei aber auch seine grosszügige Griffigkeit ein. Zum Festhalten gibt es bald nur noch eine vertrackte Seitgriffrippe und als diese ausläuft, müssen kleinste Unebenheiten gekrallt werden. Die Waden sind selbstredend schon lange im sauren Bereich, die Gummisohlen am Rauchen! 

Zu berücksichtigen ist auch, dass die Absicherung zu Beginn fordernd, aber OK ist, im oberen Teil dann aber ziemlich „allegra“ wird. Dani sagte mir, diese Länge hätte er in 2 Anläufen gebohrt, von wo weg er wieder mit frischem Mut und Kraft unterwegs war, ist mehr als deutlich. Teilweise muss in anhaltend schwerem Gelände gleich mehrere Meter über die Bolts weggestiegen werden, es ist die klare Vorstiegscrux der Route. Ich konnte mich im Nachstieg gerade so „häb chläb“ im Flash durchmogeln, und würde da ein solides 6c+ obl. attestieren. 

Fantastisch griffiger Start in SL 3 (7a), weiter oben wird es dann eher glatt...
SL 4, 35m, 6c: Die Reihe wieder an mir, kniffliger Aufsteher nach dem 1. BH, dann easy weiter bis unter das Dach, dessen Überwindung dann nicht so trivial ist. Das erste Problem ist das darüberkommen, das zweite oben zu bleiben, und das dritte weiterzuziehen. Vor allem dann, wenn man die Sicherungen (wie ich) zu wenig grosszügig verlängert hat! Den Onsight lasse ich mir aber nicht nehmen. 

Dani gut getarnt unterwegs in SL 5 (7a).
SL 5, 50m, 7a: Eine weitere Knallerlänge, die für einmal auch schon von unten anspruchsvoll aussieht. Für die kleinen folgt bald der erste Bouldermove, die grossen „langen“ hier für einmal einfach darüber hinweg. Dann folgt aber sehr anhaltende Kletterei an kleinen, teilweise etwas brüchig wirkenden Seit- und Untergriffschüpplein. Es hält aber alles, dennoch hilft es hier sicher, nicht zu viel zu überlegen und einfach zu moven, die Absicherung ist jedenfalls prima. Im Nachstieg gelingt mir dies und es geht im Flash, ob ich wohl im Vorstieg auch so beherzt gewesen wäre? Das letzte Drittel der Seillänge ist dann nicht mehr ganz so schwer, verlangt aber in einem sehr guten Placement zwingend einen Camalot 3 zur Absicherung. 

Der "Alte" darf dann den Wanderweg vorsteigen... die letzten Meter in SL 6 (6a) sind grasig, aber problemlos.
SL 6, 45m, 6a: Lange, nicht üble, aber weitgehend gemütliche Kletterei, immer etwas linkshaltend. Die Crux ein kurzer Aufsteher kurz nach Seilmitte. 

Geschafft! Jetzt haben alle SL eine Rotpunktbegehung erhalten,  auch die glatte SL 7 (6a+).
SL 7, 30m, 6a+: Sieht ziemlich eindrucksvoll aus, „wie eine Tasse ohne Henkel“, sprich grifflos. Glatte Reibungskletterei wartet, doch wenn man die Linie durch die Platte geschickt wählt, so bleiben die Schwierigkeiten überschaubar. 

Um 13.45 Uhr erreichen wir den Ausstieg. Ohne grosses Rumtrödeln könnte es auch noch fast für unseren Plan, um 15.00 Uhr wieder in Sargans zu sein, reichen. Dennoch waren wir etwas langsamer als gedacht, die Kletterei in den beiden 7a-Seillängen war aber arg knifflig, und wer da in sauberem Stil unterwegs sein will, muss entsprechend etwas Zeit und Musse mitbringen. 

So übernehme ich den Task Gipfelbesuch, während Dani das Abseilen vorbereitet, danke! Runter geht es dann über den „Ablöscher“, weil der bereits eine komfortabel eingerichtete Abseilpiste aufweist. Toll sieht er übrigens aus, eines Tages werde ich sicher zurückkommen, um ihn zu klettern. Heute indessen machen wir uns zügig auf die Socken, queren über das Band raus aus der Wand, sind bald retour bei den Rieterhütten, von wo es talwärts geht. Den Zvieri kann ich für einmal schon daheim mit den Kindern geniessen. 

Facts: 

Gonzen – „Metronom“ (8a oder 7a 1 p.a., 6c+ obl.) – 9+7 SL, 400+250m – Dani Benz et al. 2009/2011 - ***, xxx 
Material: 14 Express, Camalots 0.3-3, 2x60m-Seil 

Lange alpine Sportklettertour, welche durch die ganze Gonzenwand führt. Der untere Wandteil bietet anspruchsvolle Plattenkletterei, während es oben steiler zur Sache geht. Die Hauptschwierigkeit im von uns bekletterten, oberen Teil ist kurz und mit Griff zum Haken lösbar. Danach warten wohl schöne, aber anhaltende und anspruchsvolle Steilplatten-SL, die ein sehr solides Niveau und gute Vorstiegspsyche erfordern. Obwohl eine durchgehende, sturzfreie Rotpunktbegehung noch ausstehend ist, darf die Tour bereits wiederholt werden. Wer ein Topo erhalten möchte, der kontaktiere mich via E-Mail, die Adresse steht unten über dem Kommentarfeld.

2 Kommentare:

  1. Gratulierä! So eine Gelegenheit ist zu nützen... nur schon wegen der Aussicht wär die Gonzenwand ein lohnendes Ziel. Gibt's Empfehlungen für die anderen Routen?

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  2. Danke Bruno!

    Bzgl. Empfehlungen für die anderen Routen: mir persönlich sind nur "A guats Gfühl" und "Wachmeister Studer" bekannt. Hier eine Einschätzung dieser Routen, und einige Secon-Hand-Infos über die anderen, bereits publizierten Routen:

    "A guats Gfühl": bietet im oberen Wandteil erst 2 tolle Längen, dann 2 durchschnittliche, zuletzt eindrücklicher und schöner Ausstieg in 2 SL über den Südgrat. Mit Reinqueren über das Band ein tolles alpines Gesamterlebnis.

    "Gonzo": sei saniert, gut abgesichert und biete im oberen Teil weitgehend schöne Kletterei mit direkter Linie. Die zweite SL nach dem Band sei kurz etwas weniger schön.

    "Sonnenschauer": logische Linie, die eine der einfachsten Möglichkeiten durch den oberen Wandteil sei. Zum Vermeiden der herben Platte der letzten SL bietet sich die unmittelbar daneben gelegene, einfachere "Metronom" an.

    "Dr Ablöscher": soll eine der besten Touren am Gonzen sein. Abwechslungsreich, guter Fels, gute Absicherung, aber nicht geschenkt. Ein Muss für den, der er drauf hat.

    "Aischans Weg": homogene Tour mit guter Kletterei, durchgehend "nur" um 6c, deren obligatorische gehaltene Absicherung aber dennoch solides Kletterkönnen erfordere.

    "Wachmeister Studer": Hierzu lese man den Gipfelbuch-Eintrag von meiner Begehung.

    "Miss Marple": sei die am besten abgesicherte Tour im oberen Wandteil, mit guter Kletterei, einer schweren Einzelstelle (A0 möglich) und nicht zu unterschätzenden weiteren Seillängen.

    "Kottan ermittelt": gemäss meinen Quellen die beste Tour am Gonzen. Anhaltend anspruchsvolle Kletterei, noch gewürzt mit einigen Extrabouldern, in tollem Fels. Die Absicherung sei gut, und eine Rotpunktbegehung inzwischen erfolgt.

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