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Montag, 10. Juni 2013

Än Schuss in Ofä...

Normalerweise mache ich ja nicht viel Wind um meine Projekte. Aber nachdem jenes am Zuestoll schon bereits im Kletterführer enthalten ist, fühle ich mich hin und wieder eines Zwischenberichts schuldig. Obwohl, ganz generell gilt die einfache Regel, dass solange an dieser Stelle nichts gegenteiliges darüber berichtet wird, die Route noch nicht fertig und kletterbar ist. 

Der miserable Frühling 2013 erlaubte bis fast Mitte Juni auch kein Vorrücken in die Zuestoll-Südwand. Doch nachdem endlich ein sonniges Wochenende anstand, wollte ich zur Tat schreiten. Die Zufahrt auf die Sellamatt ist inzwischen schneefrei, was hingegen vom Zustieg nicht behauptet werden kann. Bis hinauf aufs Rüggli schleppte ich meine Sherpa-Ladung (36kg, habe zuhause nachgewogen) über immerhin recht gut begehbaren Altschnee. Der Pfad über den Nordrücken hinauf zum Gipfel ist dann hingegen aper und in guten Bedingungen. Gemäss Gipfelbuch war ich erst der zweite Sommerbesucher.

Auf dem Weg zum Rüggli gehts noch fast komplett über Schnee. Erst der Zuestoll-Rücken ist aper.
Dieser Höllenschlund liegt zwar nur etwa 50m neben dem markierten Bergweg, ist mir aber bisher noch nie aufgefallen. Das Karstloch ist mindestens 20m tief und äusserst heimtückisch, da von oben kommend oder wenn zugeschneit schlicht und einfach kaum oder gar nicht sichtbar. Ein Sturz ins abgrundtiefe Loch hinunter wäre mit Bestimmtheit das Ende. Von daher ist die Gegend im Winter bzw. solange Schnee liegt eher zu meiden. Ich habe mich nach dieser Entdeckung jedenfalls strikte an den Verlauf des noch nicht sichtbaren Sommerwegs gehalten...
Nach einer ausgiebigen Pause machte ich mich dann auf den Weg in die Südwand. Das Wetter mit den vielen Quellwolken schien mir bereits ziemlich schauerträchtig und wollte mir nicht recht gefallen. Diese Jahreszeit ist einfach für MSL-Touren noch nicht so richtig geeignet, aber jetzt schon klein beigeben wäre auch blöd gewesen. Weil auf dem Einstiegsband noch reichlich Schnee lag und es zudem unklar war, ob die Wächte an der Palisnideri zur Nordseite hin passierbar wäre, entschloss ich mich, Seile zu fixieren, um nach Abschluss der Arbeiten wieder nach oben zum Gipfel aussteigen zu können.

Wobei, von "Abschluss der Arbeiten" zu sprechen, ist hier weit gefehlt. Noch bevor ich mit dem Bohren wirklich begonnen hatte, war auch schon fast wieder fertig damit. Meine gepimpte Uneo erlitt doch prompt einen Motorschaden. Ein Röcheln und mit viel, viel Geduld ein Bohrloch war ihr gerade noch zu entlocken. Und gleich als ich meinem Ärger darüber mit ein paar lauten Worten Luft machen wollte, kühlte ein Graupelschauer mein Temperament wieder ab. Da galt es dann nur noch, den in Wandmitte deponierten Sack, die inzwischen nassen Seile und meiner selbst wieder auf den Gipfel zu hieven: 120m jümaren und haulen, welch eine Freude... und es gibt Leute, die tun das tagelang zum Spass! Das war es dann für diesen Bohrtag. Es wartete noch der Abstieg und die Heimreise. Tja, so kann es halt laufen, und so läuft es dann manchmal auch. MSL-Routen einrichten geht halt einfach nicht schnellschnell, sondern erfordert Opfer, Geduld, Rückschläge und Hartnäckigkeit. Doch genau darum ist eine eigens eingerichtete MSL-Route ja auch etwas solch spezielles - gewisse Dinge haben eben ihren Preis... und mit Geld kann man sie nicht kaufen.

Hier führt meine Route durch...
Fazit: die Bedingungen für Klettertouren an den Churfirsten sind noch nicht optimal. Nordseitig liegt ab ca. 1600m ausser an exponierten Stellen noch eine geschlossene Schneedecke. Auch südseitig ist das Weiss noch nicht verschwunden und sorgt für zumindest stellenweise heikle Zustiege. Aus den Rissen und Verschneidungen drückt zudem auch noch die Nässe, z.B. ist die Ausstiegsverschneidung von Baustop bzw. Chico Mendez noch tropfnass und höchstens unter sehr erschwerten Bedingungen zu klettern.

Und meinereiner brauche ich nun zuerst mal eine neue Bohrmaschine. Für dieses Mal verzichte ich wohl auf den Umbau einer Kleinmaschine vom Uneo-Typ, sondern schaffe mir ein etwas robusteres Modell an, auch wenn dies ein paar hundert Gramm an Zusatzgewicht mit sich bringt und man erst ein paar Fränkli ansparen muss. Möge das neue Ding vor Motor- und Getriebeschaden gefeit sein. Meine aktuellen Favoriten kommen aus dem Hause Makita (BHR162RFE mit 14.4V oder BHR202RFE mit 18V), Panasonic (EY7840 mit 14.4V) oder Bosch (GBH 18V-LI mit 18V). Tipps und sachdienliche Hinweise zu diesem Thema werden dankend entgegen genommen - merci!

Blick zum Säntis. Die Schafbergwand sieht gut aus, die höher gelegenen Wände von Moor und Mittagwand sind vermutlich noch suboptimal.

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