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Montag, 15. September 2014

Ofen - Einarmiger Bandit (7b)

Gleich zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Tagen sollte es zu dritt auf Tour gehen. Der Ofen war zum Ziel auserkoren worden, und da meine Partner etwas die weite Anreise und den weiten Zustieg monierten, musste ihnen etwas Ansprechendes geboten werden. Der Einarmige Bandit wird im Extrem Ost neben dem Planet der Affen als einzige Route mit fünf Sternen bewertet, er befand sich schon länger auf meiner Wunschliste und war mit diesem Team ein herausforderndes, aber realistisches Ziel.

Die pralle Südwand am Ofen bietet viele schöne Klettereien - der hier präsentierte Einarmige Bandit eine der besten davon!
Weil für den späteren Nachmittag einige Schauer vorhergesagt waren und andere Verpflichtungen riefen, trafen wir uns für eine solche Tour unüblich früh bereits um 5.30 Uhr, so dass wir um rund 7.00 Uhr in Turrenbach bei P.1006 losliefen. Da es bereits meine neunte Tour am Ofen war, wusste ich natürlich bereits bestens um die in der Literatur völlig übertriebenen Zeitangaben von 2:30h für den Zustieg. Der Wandfuss befindet sich auf rund 1960m, es sind also 950hm zu bewältigen. Da man am Ofen mit einem minimalen Rack anrücken kann und zudem auf Strasse und Pfad schnell an Höhe gewinnt, legten wir die Strecke wie bisher immer in 1:30h zurück. Ein Übertreten des Fahrverbots nach Unter Boden lohnt sich also zeitlich kaum, zudem wird es oft mit einer hohen Busse geahndet und es gefährdet den Erhalt des Klettergebiets! Um 9.00 Uhr waren wir schliesslich eingebunden. Der Plan war, dass ich die gesamte Route vorsteigen würde, und so konnte es losgehen.

L1, 30m, 6c: Die ersten Meter sind noch nicht wirklich schwierig, allerdings steckt erst auf der Höhe von 10m ein BH. Davor kann man auf ca. 6m über Grund noch einen guten Friend setzen, wenn man ihn dabei hätte (ca. Camalot 0.75, nicht unbedingt nötig). In sehr schöner Wandkletterei gewinnt man dann an Höhe, bis die zähe Crux auf einen wartet. Mit kniffligen, steilen Moves will diese kleingriffig und auflegerig gemeistert sein. So unaufgewärmt kann einen das ganz schön pumpen, und man könnte hier wohl auch eine 6c+ vergeben. Die Stelle ist zwar gut gesichert, aber trotzdem zwingend. Bei der Sanierung wurde der BH davor etwas nach unten versetzt. Derjenige danach ist dafür 30-40cm höher oben wie der alte, man muss ihn überklettern, um vernünftig klinken zu können. Das ist irgendwie leicht fies, weil das alte Dübelloch schon deutlich vorher in Reichweite ist...

Super Wandkletterei in L1, 6c. Hier folgt nun gleich die Crux, welche die Arme schon mal ganz schön aufblähen kann.
L2, 45m, 6a+: Hier bekommt man die für den Ofen und diese Wandzone typische Henkelkletterei an horizontal gebändertem Kalk ab. Und das echt eine ganz Seillänge lang steil und ohne Unterbruch, was in diesem (tiefen) Grad doch sehr aussergewöhnlich ist. Unten gut gesichert, oben dann etwas luftiger - ein Aspirant, welcher den Hauptschwierigkeiten gewachsen ist, wird dies jedoch kaum bemerken.

L3, 15m, 5b: Unwesentliches und eher unschönes Verbindungsstück aufs nächste Band hoch, der Stand ist links vom Baum zu suchen. Wäre es mit 50m-Seilen nicht zu knapp und würde Seilzug drohen, würde man es wohl gleich an L2 anhängen.

Die Sicht vom Stand beim Baum bereits auf die nächste Länge L4, 7a+. Über die Dächer hinweg ist's athletisch, aber griffig.
L4, 35m, 7a+: Gleich zu Beginn der Länge will eine dachartige Zone in sehr athletischer Kletterei überwunden werden. Diese weist ziemlich erstaunlicherweise einige sehr gute und griffige Löcher auf. Diese liegen aber weit bis sehr weit auseinander, so dass man ordentlich dynamisch ziehen muss. Im Onsight ziemlich schwierig, wenn man mal weiss wie, dann geht's schon. Komischerweise ist diese deutlich schwerere Länge im Extrem Ost mit 7a bewertet, die einfachere L5 danach mit 7a+. Im Originaltopo passt's dann hingegen. Nach dem Auftaktüberhang folgt erst sehr schöne, gemütlichere Kletterei in Premium-Fels, bevor zum Abschluss nochmals ein kniffliges, überhängendes Wändchen folgt. Dort wartet erst ein schwieriger Aufrichter, dann athletisch an Untergriffen dem Dach entlang und darüber hinauf manteln.

Die überhängende Abschlusswand in L4, 7a+ ist echt nochmals fordernd, insbesondere der hier gleich folgende Mantle.
L5, 30m, 7a: Sehr schöne, leicht überhängende Wandkletterei. Zu Beginn hat es noch recht gute Tropflöcher und Leisten, danach will eine längere Zone sehr anstregend fast ausschliesslich an recht weit auseinander liegenden Untergriffen und mit mässigen Tritten gemeistert sein. Grrr, schon beinahe war ich durch, bis mir für den letzten weiten Zug dann doch noch der Saft fehlte und der Abgang ins Seil folgte (siehe Foto...). Zum Abschluss folgt dann noch eine feine 6c-Plattenstelle, zwar gut gesichert aber trotzdem über dem Haken. Am eigentlichen Stand beim Bäumchen klettert man besser vorbei, 3m weiter oben auf dem Band ist der Stand der Abseilpiste viel bequemer.

Powerige Wandkletterei in L5, 7a. Erst geht's noch gut, doch dann...
...putzt es mich noch runter, kurz bevor ich wieder in einfacheres Gelände gekommen wäre. Notstrom hat nicht funktioniert.
L6, 45m, 7b: Schon vom Stand weg erkennt man, welche Musik hier spielt: es geht sehr athletisch über eine Dachzone hinweg! Der Fels ist dort vor allem zu Beginn nicht von erster Güteklasse, es geht aber trotzdem gut. Dank einiger guter Leisten kommt man recht gut über die Aufschwünge hinweg und in einen Untergriff hinein. Das schwierigste, vor allem mit langen Beinen, ist der Übergang in die senkrechte Verschneidung danach! Dort kann man dann aber ausspreizen, und es folgt eine längere, nicht schwierige Traverse nach rechts. Man vermutet die Aufgabe schon beinahe als erledigt, bevor sich einem doch nochmals eine schwere, knifflige Wandstelle im Bereich 7a in den Weg stellt. Eigentlich prima gesichert, doch 6c ist auch hier nochmals obligatorisch und wenn man sich auf die falsche Fährte locken lässt, werden die Schwierigkeiten sicher noch höher empfunden!

Mit full gaz übers Dach in L6, 7b. Die Stelle ist deutlich steiler und schwerer wie man auf diesem Foto meinen könnte!
Wer hier im Nachstieg stürzt, hat nur eine Option: Prusik oder Steigklemmen auspacken.
L7, 30m, 7a: Super schönes Abschlussbouquet! Erst ein noch nicht schwieriges Mäuerchen mit ideal scharfen Tropflöchern bis auf die Rampe, wo man die Wolfsfeder kreuzt. Wir müssen aber in gerader Linie weiter, d.h. über den Wulst hinweg. Richtig geklettert geht die Stelle gut, und man etabliert sich in der Wand darob, welche mit super-scharfen Tropflochleisten garniert ist. Je nach Geschmack und Können eine total coole Sequenz oder einfach nur Aua, mir hat es bestens gefallen :-) Zuletzt wurde dann noch eine kleine Extra-Aufgabe rechtsrum eingebaut, wo erst in steiler Tropflochwand gekrallt werden muss, bevor man plötzlich auf plattig antreten und feine Moves umschalten muss. Zuallerletzt dann noch 2x am Grasbüschel und ziehen, und man steht bei der Kette, wo die Route 1m unterhalb der Kante endet.

Yours truly gerade in der Cruxsequenz von L7, 7a. Gewusst wie geht's gut, nur wissen wie muss man... ich sage aber nix!
Zum Abschluss dann extrascharfe Tropflochcrimperei par excellence. Etwas Haut- und Kraftreserven schaden sicher nicht.
Knapp vor 15.00 Uhr hatten wir das Top erreicht. Somit waren doch beinahe 6 Stunden draufgegangen, am Tällistock hatten wir in weniger Zeit mehr als doppelt so viele Längen geklettert. Aber logo, bei diesen Schwierigkeiten marschiere ich auch nicht mehr einfach durch, und meine Nachsteiger hatte auch ziemlich zu kämpfen. Für Nachahmer ist vielleicht noch wissenswert, dass hier auch an den Nachsteiger einige Anforderungen gestellt werden. Die athletischen Crux-Dächer in L4 und L6 befinden sich gleich zu Beginn der Längen und müssen vom Nachsteiger mehr oder weniger am Stück geklettert werden, und es ist kaum möglich den Zweiten mit Seilzug zu unterstützen. Sitzt dieser ins Seil, so hängt man wegen der Dehnung rasch ein paar Meter weiter unten, was dann rasch einmal die Verwendung von Prusikschlingen oder Steigklemmen erfordert.

Anyway, wir hatten es alle geschafft! Rasch wurden die Seile in den Abseilring gefädelt. Reizt man beim ersten Abseiler ein 50-Seil bis zum letzten Zentimeter aus, so reicht es auch in 4 Manövern retour zum Einstieg. Nach einem kurzen Vesper dann der Geröllsurf und retour zum Unterboden, wo uns bald danach auf der Strasse ein Schafhirte in seinen Toyota auflädt, so dass wir rasch und knieschonend retour in Turrenbach sind. So können wir den schönen Tag zeitlich mehr als plangemäss abschliessen. Für mich war der Einarmige Bandit eine sehr schöne und befriedigende Begehung, als schwere Sportkletterei irgendwie ein idealer Kontrast zur Inwyler/Bielmeier ein paar Tage zuvor. Klar hätte ich mir gerne die komplette Onsight-Begehung geholt - dies entpuppte sich aber dann doch als zu ambitiöses Ziel. Ich werde aber sicher wieder einmal zu dieser sehr schönen Route zurückkehren, um mit etwas Vorwissen vielleicht den Roten Punkt abzuholen.

Facts

Ofen - Einarmiger Bandit 7b (6c obl.) - 7 SL, 215m - Schoch/Winkler 1989-2005 - ****;xxxx
Material: 12 Express, 2x50m-Seile, evtl. Camalot 0.75

Geniale, steile, athletische und anstrengende Kletterei, welche in gerader und direkter Linie durch die Ofen-Südwand führt. Es handelt sich mit Sicherheit um eine der besten Routen an diesem Berg, dennoch fehlen mir hier etwas Ambiance und alpines Feeling, um die vollen fünf Sterne zu vergeben. Knapp daran vorbei heisst jedoch immer noch, dass ein Besuch höchst empfohlen ist! Die Absicherung mit (vorwiegend) Inox-BH ist bestens ausgefallen, man kann hier voll angreifen und das persönliche Limit ausloten. Während man über die Dächer nötigenfalls auch im A0 oder A1-Style drüberkommt, so gibt es auch einige eher plattig-feine Passagen, wo die 6c-Moves bei guter Absicherung schlicht und einfach zwingend zu klettern sind. Mit meinem Foto oben oder dem Topo unten ist man bestens ausgerüstet, weitere Informationen findet man ansonsten im Extrem Ost oder dem SAC-Kletterführer Zentralschweiz Südwest.



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