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Freitag, 5. Mai 2017

Sportklettern in St. Loup

Noch einmal hatte es Ende April vor unserer Haustür 30cm Neuschnee gegeben, dazu in der Südschweiz die ganze Woche hindurch Bindfäden geschifft. Da war guter Rat teuer für das geplante Sportkletter-Weekend mit der Familie. Solchen findet man in der Regel auf den Wetterseiten (siehe hier), wo sich die gefallene Niederschlagsmenge übersichtlich darstellen lässt. Neben dem Zentralwallis hatte es auch im Waadtländer Jura nur moderat geregnet. Also auf ins nach im brandneuen Extrem Jura beschriebene St. Loup!

The Monkey Face, gesehen im Sektor Bain de Sang. Die Route Nightmare (8a+) gleich rechts davon ist eine echte Perle!
Das zwischen Lausanne und Yverdon im malerischen Flusstälchen des Nozon gelegene Gebiet wurde in den 1990er-Jahren vor allem durch die Routen der Gebrüder Fred und François Nicole bekannt. Nebst vielen weiteren harten Geräten war es vor allem die eindrücklich glatte Wandpartie der Bain de Sang (9a), welche diese Felsen in den Fokus brachten. Es handelte sich dabei um eine der weltweit frühen Routen in diesem Schwierigkeitsbereich. Doch es gibt nicht nur schwere Routen in St. Loup, vom Plaisirbereich über die mittleren Grade bis nach ganz oben, es ist unter den total rund 300 Klettereien wirklich alles vorhanden. Was man jedoch nicht erwarten darf, sind athletische Ausdauerhämmer in Grotten von spanischem Zuschnitt. Das Felsband ist zwar teils bis zu 50m hoch, die Kletterei aber meist knapp unter oder über der Senkrechte angesiedelt. Es dominiert Wandkletterei an manchmal unverhofft guten Löchern, Briefkasten-Schlitzen und Schuppen, wobei auf dem nächsten Meter dann schon wieder alles griffarm und wenig strukturiert ist. Charakteristisch für die Kletterei in St. Loup ist ein ziemlich beschränktes Angebot an Tritten. Der Fels ist für (mein Verständnis von) Jura-Verhältnissen sehr gut und die Reibung gar nicht mal so übel - nichtsdestotrotz aber halt doch etwas ganz anderes wie z.B. im Rätikon oder an der Schafbergwand, wo man überall auf nichts antreten kann. Von den Jura-Gebieten, die mir bekannt sind, hat mich St. Loup am meisten an die Falkenflue erinnert.

Banal oder schwierig? Eher das Zweitere. Blick auf die Wandpartie mit dem Projekt Demain und Bain de Sang (9a). 
Es ist allgemein bekannt, das Gebiet sei sehr kinderfreundlich - das ist an sich nicht falsch. Trotzdem möchte ich das Bild ein wenig korrigieren, damit man weiss, was einen hier erwartet. Ja, das ruhige und von einer Güterstrasse (Fahrverbot!) durchzogene Nozon-Tal ist eine gute, bequem zugängliche Umgebung. Wenn es warm genug ist, gibt der Bach auch gute Spielmöglichkeiten her. Obwohl der Wandfuss meist nur wenige Meter vom Strässchen entfernt ist, besteht aber in der Regel keine direkte Sichtverbindung zum Bach, weil dazwischen dichtes Buschwerk wächst. Auch das Gelände an den Einstiegen ist meist relativ eng und etwas unbequem, wenn natürlich auch ungefährlich. Dieses Setup macht die Wahl der richtigen Jahreszeit für dieses Gebiet denn auch nicht ganz einfach. Im Winter ist's in diesem Tälchen bestimmt nicht sonderlich mild, und die Sicherungsperson friert sich im Schatten der Büsche einen ab. An der Sonne klettern tut man meist erst in der zweiten Routenhälfte. Umgekehrt im Sommer, da ist's unten zwar  durchaus angenehm, dafür aber kann man oben gebrutzelt werden. Somit sind Frühling und Herbst sicher die besten Jahreszeiten. Wir kletterten am ersten Tag in den vorderen Sektoren gleich beim Eingang ins Tälchen. Die bis zu 40m langen Routen boten besten, technisch anspruchsvollen Klettergenuss. Einige Routentipps:

Sept pas si durs! (7a): Höchst empfehlenswert, immer wieder griffige Löcher und Schuppen, gängig.
Pour toi Auguste grimpeur étoile (7b+): Knifflige Einzelstellen und Ruhepunkte, eher gutmütig.
Beurre noir (7a): Gut, aber direkt über die Haken in der Crux (sonst expo!) massiv schwerer wie 7a.

Kathrin in der Sept pas si durs! (7a), 40m Klettergenuss bis zum Top vom Cliff.
Am zweiten Tag liessen wir es uns dann nicht nehmen, rund um den Extremklassiker Bain de Sang (9a) zu klettern. Diese selber liessen wir verständlicherweise aus und vergnügten uns in den folgenden Routen:

Riff-Raff (6b): Kurz, aber alles andere als banal für den Grad, sehr technisch.
Les ailes de Mercure (7a+): Bouldereinstieg, Crux am kräftigen, trittarmen Wulst.
Odyssée (7c+): Empfehlung mit Bouldereinstieg, nachher weite Züge an guten Griffen.
L'ososcaphe à thermosiphon (7a+): Kurz, aber ein sehr kniffliges Bewegungsproblem.

Zu tun gäbe es noch viel, viel mehr und die technisch anspruchsvolle Tüftel-Kletterei in nicht ganz so steilem Gelände taugt mir auch sehr. Leider ist's für einen Tagesausflug zu weit weg für uns, aber auf dem Campingplatz in La Sarraz (mit Schwimmbad) kann man sich sehr gut installieren. A+ à St. Loup!

Fazit dieses Weekends und Graffiti am Einstieg von Bain de Sang (9a).

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