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Donnerstag, 31. Mai 2018

Auffahrtstrip 2018

"Was, aus der Schweiz kommt's hierher zum Klettern?!?", das wurde ich vor Ort gleich mehrmals gefragt. Meine Suche nach der trockensten Ecke über die Auffahrtstage 2018 hatte uns nämlich ins Salzburgerland geführt - ein Versprechen, welches schliesslich mit viel Sonne und nur wenigen Regentropfen perfekt eingehalten wurde. Schlussendlich wäre es wohl an vielen Orten in Mitteleuropa weniger trüb uns nass gewesen als im Vorfeld angekündigt. Doch darüber mussten wir uns im Nachhinein ja keine Gedanken mehr machen. Ein spannender Aspekt unter vielen beim Klettern ist ja die Vielfalt und das Entdecken neuer Gebiete, und das war hier wieder einmal perfekt aufgegangen. Für die Tickliste war's hingegen nicht ganz so erfolgreich, nicht umsonst haben wir es hier nicht mit einem "Soft in the grade"-Hotspot zu tun.

Schönes Salzkammergut! Aussicht auf St. Gilgen und den Wolfgangsee. Der Plombergstein befindet sich direkt hinter uns.

Plombergstein (805m)

Der Plombergstein ist ein felsig-waldiger Buckel, inmitten der schönen, voralpinen Seenlandschaft des Salzkammerguts gelegen. Hier gibt's sowohl plaisirige MSL-Touren wie auch Sportklettersektoren, ideal für Familie Dettling. Wir betätigten uns schliesslich in der Irma la Douce (4a, 7 SL, 235m, Beschrieb, Topo), die über griffige Felssporne in der steilwaldigen Westflanke führt. Die Kletterei ist stets gutmütig und lässig, zudem viel weniger von der Vegetation "gestört" wie man von Weitem denken könnte. Daher durchaus ideal für weniger Versierte, zumindest im Nachstieg. Mein Plan war es an sich, hier unsere beiden Kinder je eine Seilschaft führen zu lassen. Das war dann schlussendlich doch nicht ganz realistisch. Es steckt über weite Strecken nur wenig fixes Material. An vielen Sanduhren und hie und da einem Baum lässt es sich zwar sehr gut mobil sichern (Keile und Cams könnte man ebenfalls platzieren, die waren jedoch zuhause geblieben). Doch das Aufspüren dieser Sicherungsmöglichkeiten, die Unklarheit über den weiteren Verlauf, usw., das war dann doch noch ein bisschen 'too much', um die Kinder komplett in Eigenregie auf den Weg zu schicken. Somit kletterte die Tochter im Nachstieg, während mein Kleiner die zweite Seilschaft mit belassenen Zwischensicherungen anführen konnte und dies auch souverän erledigte. Starke Leistung, bravo!

Vorstiegsmaschine in der Irma la Douce (4a, 7 SL, 235m) am Plombergstein: schnell, souverän & rotpunkt.
Klettergärten gibt's am Plombergstein diverse: auf dem Hinweg kommt man zuerst bei den sogenannten AV-Platten vorbei, wo es gut abgesicherte Klettereien vom zweiten bis zum sechsten Grad gibt. Hier waren die Kinder nicht weiterzubringen, bis alles in ihrem Bereich abgegrast war. Eine ideale Umgebung für Kinder und Anfänger! Uns Erwachsene hingegen zog es eher zur Westwand, dem wohl besten Sportklettersektor am Plombergstein. Es wartet technisch anspruchsvolle, meist leicht überhängende Wandkletterei in oft glattem, in den beliebten Touren auch extrem poliertem Gestein. Halt findet man oft an Slopern, an Seit- und Untergriffen sowie an überraschenderweise auftauchenden, manchmal sogar recht guten Löchern. Insgesamt hat's mich sehr an Jurafelsen wie z.B. die Tüfleten oder die Falkenflue erinnert. Wirklich regelmässig begangen werden an der Westwand nur einige Perlen, die anderen Routen sind dann hingegen eher unternutzte, verstaubte Stiefmütterchen. In Bezug auf die Bewertungen wird einem auch nichts geschenkt, so reisten wir schliesslich mit den folgenden Routen in der Tasche ab:

Loamsider (6a+): kurze athletische Stelle über den ersten Bauch, danach einfacher
Schmalzbettler (6c+): Stark überhängend und athletisch an seifigen Löchern und polierten Tritten
Der braune Überhang (7a+): Schöne, athletische Kletterei an griffigen, teils scharfkantigen Löchern
Des is a so (7a+): Coole Kletterei an grossen Sloperlöchern mit zupfiger gewusst-wie Abschlusscrux
Streit um Isabella (7b+): Boulderstart, schmierige technische Wandstelle und Ausdauer, super Tour!
Sue Ellen (7c/7c+): Erst unglaublich technisch/kleingriffig, Crux an sehr heiklem Sloper ohne Tritte

Das bezieht sich zum Glück nur auf die Irma la Douce (und die weiteren, einfachen MSL-Routen am Plombergstein). Beim Sportklettern wäre man in diesem glatten, oft polierten Gestein ohne Chalk eher aufgeschmissen. Erst recht bei den Temperaturen, die an Auffahrt 2018 herrschten!
Die anderen Sportklettersektoren am Plombergstein hatte ich zumindest besichtigt. Da gibt's noch die Südwand (teilweise sonnig, hat mich wenig überzeugt). Dann die ostseitigen Wände am Kriegerdenkmal: leider sind die Routen hier über eine ziemlich lange Strecke verteilt, d.h. wenig zentral. Die oft schwierigen Touren sehen kaum begangen und oft auch etwas mangelhaft gesichert aus. Schön wäre u.U. noch die ebenfalls ostseitige Lochwand. Allerdings gibt's hier nur 10 Routen und das Angebot zwischen 6c und 7b ist minimal. Ebensowenig hat uns schliesslich der oberhalb gelegene, ebenfalls ostseitige Balkon (sieht auch wenig genutzt und anspruchsvoll aus) zu einem Besuch gelockt.

Kleiner Barmstein (841m)

Die beiden markanten Barmsteine liegen östlich von Hallein auf der deutsch-österreichischen Grenze. Während man auf der nachmittags schattigen Ostseite ideal Sportklettern kann, wartet der Südgrat mit einer einfachen Kraxeltour (2b, 6 SL, 170m, Beschrieb, Topo) auf. Da Zu- und Abstieg kurz sind, lässt sich diese im Vorbeigehen, zum Aufwärmen oder zum Beine vertreten während dem Sportklettern rasch mitnehmen. Es stecken zwar hier und da ein paar Bolts, für den Kinder- oder Anfängervorstieg ist die Sache (wie so häufig bei Gratklettereien) aber doch zu alpin und zu spärlich gesichert. Auf die Mitnahme von Kletterfinken kann man übrigens problemlos verzichten, die Felspassagen sind grosstrittig und zwischendurch gibt's auch mehrere Gehstrecken, wo man in Turn- oder Bergschuhen deutlich besser bedient ist. Nach dieser Ouvertüre liessen wir uns bei der Weissen Wand, d.h. dem linken Sektor in der Ostwand nieder und griffen an. Hier wartet im Vergleich zum Plombergstein  deutlich kantigerer Fels, der auch positive Leisten und gute Henkel aufweist. Doch auch hier ist das Gestein von der eher glatten Sorte und v.a. die Tritte in den beliebten Touren oft extrem poliert. Mich hat dieser Sektor am ehesten an die Wand in Lungern erinnert, die athletisch-ausdauernde, überhängende Wandkletterei ist von vergleichbarem Zuschnitt. In folgenden Touren hatten wir uns betätigt:

Ladylike (6b): Griffig-ausdauernder Henkelspass, sei es zum Aufwärmen oder als Lebensprojekt ;-)
Warm-Up (7a): Pumpiger Fun an Henkeln und Leisten mit knifflig-interessanter Abschlusscrux
Dahoam is dahoam (7a): Lange Route, unten griffig-lottrig-easy, oben knifflig-spannnend-super
Nimm mi so wia i bin (7b+): Sloper, Löcher und Leisten, anhaltend & ausdauernd, poliert, hart!

Blick auf den kleinen Barmstein und dessen Westseite. Der Südgrat (6 SL, 2b, Beschrieb, Topo) führt von rechts her auf den Gipfel. Der wirklich lässige Sportklettersektor befindet sich auf der ostseitigen Rückseite des Berges.

Aussicht vom Kleinen Barmstein nach Hallein und den Fluss Salzach.
Karlstein

Der in Deutschland gelegene Klettergarten Karlstein bei Bad Reichenhall war unser Ziel für den letzten Tag. Immerhin liegt er schon ein kleines Stück auf dem Weg nach Hause. Es handelt sich um den grössten und populärsten Klettergarten im Berchtesgadener Land. Hier waren schon in den 80er-Jahren starke Kletterer unterwegs, später trieben die Huberbuam die Skala immer weiter nach oben. So gibt's hier eine grosse Dichte von anspruchsvollen Routen im achten Franzosengrad. Doch selbst für die Kids gibt's einige wirklich lohnenswerte Dreier und Vierer. Eher dünn ist hingegen das Angebot im Bereich 6a-6c, auch sind die eher wenigen guten Touren in diesem Bereich oft extrem poliert. Es erwartet einen meist sehr technische Wandkletterei in oft geschlossenem und etwas glattem Fels. So eine Art Spot, wo man danach sagt 'wer's hier kann, der kann's überall'. Das Gebiet ist südseitig exponiert, weil jedoch in einem ziemlich dichten Laubwald gelegen eher prädestiniert für Frühling und Herbst. Für harte Begehungen sind jedoch tiefe Temperaturen und guter Grip ganz sicher matchentscheidend. Diese waren bei unserem Besuch nicht wirklich gegeben. Trotzdem konnten wir noch den einen oder anderen Punkt holen. Für mehr war einerseits die Zeit zu kurz und andererseits die Arme bereits zu leer.

Nova (7a): ein Mantle und die folgende, kleingriffige Wandsequenz fordern alles. Polierter Fels!
Pfefferminzprinz (7a): unten eine gängige 6b+, dann pumpige Risskletterei und finale Wandstelle
Berliner Kante (7a): technisches hin und her mit 'gewusst wie'-Faktor, glatt, poliert und rutschig

Dann war die Zeit für unseren Aufbruch leider schon wieder gekommen. So musste dann auch der Besuch beim Kuglbachbauern, wo ein Vesper mit Umtrunk nach dem Klettern am Karlstein integral dazugehört, leider ausfallen. Via Lofer - Wörgl - Innsbruck - Arlberg ging's schliesslich flott nach Hause, um den stauträchtigen Strassen im süddeutschen Raum auszuweichen. Alles in allem war's ein toller Aufenthalt gewesen, der leider wie immer zu kurz ausgefallen war, um noch alles zu sehen, zu probieren und zu machen, was wir noch gerne getan hätten. Gut klettern liess es sich ebenfalls, schliesslich geht's da ja um das Meistern der Herausforderung - andererseits habe ich nun auch ein gewisses Verständnis für die Frage zu Beginn des Artikels entwickelt...

1x (am ersten Abend) hat's etwas geschauert, kein grosses Problem allerdings!

Ein super Trip war's mal wieder! Nächstes Mal könnten wir noch etwas Betterluck mit den schwierigen Routen brauchen ;-)

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