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Montag, 30. Juli 2018

Sportklettern am Nibbio

Eine heftige Gewitterfront hatte uns aus dem Bergell weiter nach Süden in den Raum Lecco vertrieben. Wider Erwarten, doch für diese Gegend nicht weiter erstaunlich, dauerte es nicht allzu lange, bis es wieder aufklarte. So dauerte, was eigentlich als kurzer Zwischenstopp auf unserem Roadtrip geplant war, schliesslich drei ganze Tage.

Sicht vom Klettergebiet Pradello auf den Ostarm des Lago di Como, welcher eben Lago di Lecco heisst.
Noch am Regen- oder eben Nicht-mehr-Regentag wollten wir uns nach einem Shopping-Halbtag noch etwas die Finger langziehen. An der Bastionata del Lago (wo wir auch schon waren) werden derzeitig grossräumig Steinschlagnetze gebaut, so dass man nicht klettern kann. Im gleich anschliessenden Pradello gibt's hingegen keine Einschränkungen. Eigentlich ist das ein typisches Wintergebiet, zudem als speckig verschrien. Doch nachdem es 10 Grad abgekühlt hatte und der Himmel bewölkt war kein Problem. Mit der Politur ist es in den Routen ab 7a ebenfalls deutlich besser. Wie das Titelfoto zeigt dauerte es aber nicht lange, bis die Sonne wieder vom eitel blauen Himmel schien.

Little Boy on Lead am Piccolo Torre di Nibbio.
Nachdem wir direkt am Lago di Garlate einen schönen Camping gefunden hatten, welcher insbesondere den Kindern sehr zusagte, wollten wir nicht direkt weiterreisen, sondern einmal den Nibbio besuchen. Schliesslich steht ja im Führer, dass es sich um einen Sommer-Sportkletterspot handeln soll. Und das ist auch absolut zutreffend! Ab Mitte Vormittag wird im Schatten angegriffen und dank der Höhenlage von 1300m waren die Bedingungen trotz >30 Grad sehr gut.

Corno di Nibbio mit seiner steilen NE-Wand.
Beim Fels handelt es sich nicht etwa um Kalk, sondern um Dolomit. Man klettert hier also wie in den genialen und geliebten Dolomiten-MSL (wie z.B. am Torre Brunico, am Passo Giau oder der Tofana) an Löchern, Taschen, Henkeln, Rissen und Leisten in leicht überhängender Wand, total begeisternd! Ein, zwei Nachteile gibt's auch: die Haken sind teilweise schon etwas angejahrt (passt aber schon noch), wegen dem sehr dichten Routennetz sind der Routenverlauf nicht immer klar und natürlich wissen auch die Italiener um die Vorzüge dieses Ortes. So herrschte am Sonntag beinahe Volksfest-Stimmung (man konnte jedoch immer noch tiptop klettern), am Montag waren wir dann fast alleine.

Sicht vom Gipfel des Corno di Nibbio auf die Stadt Lecco hinunter. Für Gipfelsammler lohnt sich der kurze Aufstieg vom Klettergarten zum Top. Von Osten durch die Rinne hinauf ist es eine schöne Alpinkraxelei im Bereich T5-T6. Westseitig herum geht es möglicherweise auch einfacher.
Folgende Routen habe ich ausprobiert: Ombre di Luce (7c, sehr technisch kleingriffige Wand), Giulia (7a, bisschen hin und her an der markanten Kante), Spit & Span (7a+, die obere Länge ist der Oberhammer), Campione (7a, kurze tricky Stelle an steilem Riss), Gli Antenati (7a+, super, athletische Riss- und Wandkletterei), Pinciroli (7b+, ausdauernde gelbe Leistenmauer), Cardioleso (7a, unübersichtliche Wandstelle an kleinen Griffen). Grundsätzlich sind auch die einfacheren Routen sehr lässig, wenn auch die klassischen, easy Risslinien teils heftig poliert sind. Die Kinder indes hatten vor allem an der Route am vorgelagerten Turm ihren Gefallen gefunden. Hier wurden ein paar griffarme Stellen mit Kletterhallen-Griffen vereinfacht (und niemand hat das bisher zerstört...). Ihre Meinung: sowas sollte es öfter geben ;-) Topos und weitere Infos zum Gebiet findet man übrigens im Extrem Süd von Filidor, im Lario Rock von Versante Sud oder auf dieser Website.

Abendstimmung am Lago di Lecco. Im Zentrum der Stadt ist's übrigens ganz nett. Und einen Besuch in der Gelateria Capo Horn sollte man sich nicht entgehen lassen, die ist wirklich sehr empfehlenswert!
Am Tag der Weiterreise machten wir dann noch eine kurze Aufwartung an der Muro del Pianto am Zucco dell'Angelone. Hier gibt's auch noch ein paar ganz nette Sportkletterseillängen, auch wenn diese nicht ganz so herausragend sind wie jene am Nibbio. Vor allem gibt's hier aber gleich nebenan auf der Placca del Pistolino ein paar wirklich lässige Plattenrouten für die Kinder, ein idealer Spot also. Im Sommer muss man jedoch früh aufstehen, denn ab etwa 14 Uhr kommt die Sonne und dann wird's höchstwahrscheinlich eher zu heiss.

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