Seiten

Dienstag, 25. April 2023

Skitour Engelberger Rotstock (2818m)

Endlich einmal - aus Sicht des Skitourengängers - hatte es Mitte April 2023 in der Höhe zünftig geschneit. Zudem kündigte sich ein sonniger Tag an, zusätzlich liess auch die Agenda gewisse Freiheiten zu. Schon längst war ich eigentlich in der Klettermodus gewechselt, aber so zur Abwechslung reizte mich diese Gelegenheit trotzdem sehr. Nachdem der Vorabend aber mit Arbeit und der Eastbolt-Jahresversammlung bis spät besetzt war, stellte ich meine Pläne in Frage. Zu meinem (Touren)glück musste die Tochter am Folgetag früh raus und mit einem raschen Blick auf die Webcams war meine Motivation zurück. Nun musste nur noch eine gute Tour her, die alleine, bei Stufe 3 und hochnebelartiger Bewölkung bis auf 2000m hinauf Sinn machte. Gut, ich geb's zu, da hatte ich am Vortag schon etwas Karten-Engineering betrieben, so ganz spontan in 2 Minuten war mir die Idee mit dem Engelberger Rotstock ab St. Jakob im Isenthal nicht gekommen.

Der Engelberger Rotstock (2818m) mit seiner Nordflanke in der linken Bildhälfte, der Aufstieg dahin verläuft zum Übergang des Rot Grätli (etwas rechts der Bildmitte), einem Höhenverlust nach dem Übergang und dem rückseitigen Aufstieg über die Südflanke des Rotstocks. Ab diesem Punkt herrschten noch ziemlich winterliche Verhältnisse.

Natürlich lag beim Ausgangspunkt beim P.1001 schon weit und breit kein Schnee mehr. Ohne auf das Schneetaxi (E-Bike) zugreifen zu können, hätte ich sie bestimmt nicht in Erwägung gezogen. Auf aperer Strasse ging es über 4.0 Kilometer Distanz steil aufwärts zum P.1416, ein wenig vor der Gossalp. Ab dieser Stelle lag Schnee, ich konnte die Bretter anschnallen und bis zum Gipfel an den Füssen belassen. Eigentlich stellte die von mir gewählte Route für mich gar kein Neuland dar. Vor 20-25 Jahren hatte ich bei den Touren ab der Bannalp zum Ruchstock (und retour via St. Jakob - Gitschenen - Brisen), zum Brunni- und Urirotstock alle Teile bis auf den Gipfelhang am Rotstock bereits begangen oder befahren. Aber das liegt ja schon sehr lange zurück und während sich einzelne Momente dieser Touren fest im Gedächtnis eingebrannt haben, sind viele Details (der Landschaft) nicht mehr so präsent. Das hat sicher auch damit zu tun, dass es von damals, noch vor dem Digital(foto)zeitalter, keine Bilder gibt.

Der Wissigstock (2887m) wäre mein alternatives Tourenziel gewesen, falls sich der steile Gipfelhang am Engelberger Rotstock als zu heikel erwiesen hätte. Das war jedoch nicht der Fall, so bleibt dieser sicherlich auch sehr lohnende Berg auf meiner Pendenzenliste.

Im frisch gefallenen, nass-pfluttrigen Neuschnee stieg ich durch die Schluecht hinauf zur Oberalp. Ab dieser Höhenlage hatte es in der Nacht wohl keinen Nebel gegeben, somit bessere Abstrahlung, was in einer mehr oder weniger tragenden Unterlage resultierte. So kam ich relativ zügig voran auf die Hochfläche unter der Bannalper Schonegg. Das Gelände ist dort sehr coupiert mit Buckeln, Rücken und kleinen Tälern. Da galt es, eine effiziente Route zu wählen, welche möglichst ohne Gegenanstiege auch eine bequeme Rückkehr erlauben würde. Hinweise in Form von bereits existierenden Spuren gab es keine. Die Gegend war komplett unberührt, auch von der Bannalp her war niemand unterwegs. Immer wieder spannend bei Frühlingstouren sind die abrupten Wechsel von Schnee, Wetter und Klima. Hatte zwischendurch bei stechender Sonne schon richtige Hitze geherrscht, so blies im Schlussaufstieg zum Rot Grätli ein eisiger Wind. Bei gleichzeitig winterlich-kalter, pulvriger Schneedecke fühlte man sich gleich einige Monate im Jahresverlauf zurückversetzt.

Das Bild passt besser zum nächsten Abschnitt 😎 ready to roll am Gipfel, das fast zugeschneite Kreuz knapp erkennbar.

Vom Passübergang (2558m) ins Engelberger Gebiet kommt man nicht darum herum, einige Höhenmeter zu vernichten - je nach (Lawinen)verhältnissen mehr oder weniger, um eine sichere Route zu wählen sind es ca. 100hm. Dann folgt etwas ausholend der Aufstieg in die Engelberger Lücke (2685m), welche für mich der Punkt der Entscheidung in Sachen Gipfelziel war. Die Südflanke am Rotstock ist nämlich bis zu 40 Grad steil, daher nicht a priori Terrain für Stufe 3. Aber wie vermutet gab es an diesem windexponierten Südhang mit seiner kompakten Schneedecke keine Lawinengefahr. Somit konnte ich bedenkenlos aufsteigen, was bis zum Gipfel mit den Ski möglich war - das geht längst nicht immer, oftmals liegt an diesem windexponierten Hang zu wenig Schnee. Mein Ausweichziel wäre übrigens der von der Geländesteilheit her gutmütigere Wissigstock gewesen. Das ist aber nochmals ein ganzes Stück weiter und lohnt sich vor allem dann, wenn man vom Gipfel her dann ein Stück Richtung Rugghubel abfährt. Das verschob ich lieber auf ein anderes Mal, war ich doch längst nicht mehr früh dran und der weite Aufstieg, über weite Strecken alleine spurend, hatte auch schon Kraft gekostet.

In der Abfahrt unterhalb der Bannalper Schonegg - feucht-zäher, pulverähnlicher Schnee, ganz ordentlich zu fahren 😊

Am Gipfel wurde ich urplötzlich von der nun hochgetriebenen Quellbewölkung eingehüllt. Nur zwischendurch war der Blick in die Umgebung frei und bei diesen Verhältnissen wollte ich auch nicht lange verweilen. Meine Abfahrt erfolgte exakt auf dem Aufstiegsweg - inklusive knapp 100hm fellendem Gegenanstieg zurück zum Rot Grätli. Skifahrerisch war es sicher kein absolutes Highlight, aber meist doch ganz ordentlich. Lästigen Bruchharsch gab es nirgends, sondern Schwünge in etwas zähem Pulver oben und feuchtem Schnee (der Deckel war inzwischen aufgeweicht und nicht mehr tragend) weiter unten. Die letzten 80hm retour zu meinem Bikedepot legte ich zur Schonung meiner Bretter dann lieber zu Fuss zurück. Es war verrückt, wie stark die Schneedecke in diesem Bereich in den paar Stunden meiner Tour zusammengeschmolzen war. Bald wird sie bis auf 1800m hinauf wohl wieder weggeschmolzen sein. So blieb mir noch die Bike-Schussfahrt zurück zum Ausgangspunkt und die Frage, ob das wohl schon die letzte Skitour des Winters war?!? Die Zukunft wird es zeigen...

Facts

Engelberger Rotstock (2818m) ab St.Jakob im Isenthal (P.1001)
Total rund 2000hm Anstieg, Ski-Schwierigkeit ca. ZS

PS: GPS im Aufstieg zu spät eingeschaltet 💩

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich freue mich über Ergänzungen zu diesem Blog via Kommentarfeld!
Kontakt: mdettling74@gmail.com.