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Mittwoch, 24. Juli 2013

Hexenstein / Sass da Stria - Ultima Tule (6c)

Dies ist bzw. war zwar nicht unsere erste Tour in den Dolomiten. Aber erstens müssen Ötzi und Yeti auch mal einen ruhigen Tag machen, zweitens waren für den heutigen Tag Gewitter angesagt, somit durfte es etwas kürzeres sein. Und drittens eignet sich die Route hervorragend zur Einführung in die Dolomiten, über die Knaller wird dann später berichtet. In unmittelbarer Nähe der Strasse am Passo Valparola führt die Ultima Tule in 8 relativ kurzen Seillängen in steilem, sehr gutem Dolomit gegen den Gipfel des Hexensteins. Einige Bänder erlauben bequeme Standplätze und mit der üppigen Absicherung kann man guten Gewissens von einer Plaisir-Route sprechen.


Zum Zustieg gibt es auch nicht viel zu schreiben. Man parkt entweder direkt am Valparola-Pass (da ist sehr viel Platz), weil der Abstieg da endet. Ein klein wenig logischer ist vielleicht der kleine Parkplatz bei einem grossen Felsblock noch etwa 400m weiter östlich Richtung Passe Falzarego. Hier hat man direkte Sicht auf Wand bzw. Route und kann sich gleich aufschirrren. Entgegen der Angabe in den meisten Topos braucht man dann nicht 10-15 Minuten für den Zustieg, 5 Minuten reichen komfortabel aus. Der Einstieg ist mit einem kleinen Blechschild markiert. Wir waren um 9.15 Uhr bereit und legten bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen los.

Hier geht's los, das macht richtig Appetit - tolle Wand!
SL1, 6a+, 30m: sehr schöner Auftakt in festem, griffigem, grauem Fels. Zum Stand hin wartet dann eine athletische Passage, die vermeintliche Zusatzaufgabe links herum über die Haken dürfte sogar tatsächlich der einfachste Weg sein.

Athletische Schlusspassage in SL 1 (6a+)
SL2, 6b+, 20m: bouldrige Stelle aus dem Stand raus, dann wartet ein einfacherer Quergang und zuletzt ein athletischer Pfeiler mit einem etwas heiklen Abschlussmantle rauf auf das Gras- bzw. Dreckband.

In SL 2 (6b+) heisst es ein erstes Mal zupacken.
SL3, 6b+, 30m: erneut ein Boulderzug an einem seichten Loch aus dem Stand raus. Bald darauf wird es unverschämt griffig, bis man nach links an den Riss ausweicht, wo es nochmals knifflig ist. Zuletzt ein einfacher Ausstieg auf das Latschenband.

Tolle Aussicht zu Passo Falzarego und den Cinque Torri.
SL4, 6b+, 25m: die erste Etappe führt in schöner, griffiger Kletterei auf ein Band hoch. Von diesem Weg folgt die Crux an einem steilen Riss, ein paar gute Leisten daneben hat es auch noch. Trotz wirklich guter Absicherung könnte man sich bei einem Sturz weh tun. Ist aber kein Fehler der Erstbegeher, so ist das halt einfach, wenn es gleich oberhalb von einem Band schwer wird. Stand dann bei der Schiessscharte vom Weltkriegsbunker.

Stand! Im Gegensatz zu derartigen Installationen in der Schweiz wurden diese hier (leider!) in echt benutzt.
SL5, 6c, 30m: wiederum ist die erste Hälfte der Seillänge gemütlich, bevor die Crux an einem steilen Mäuerchen folgt. Hier sind nicht alle Griffe natürlich gewachsen, Hilti meets Sika. Aber item, ich will das nicht kritisieren (erwähnt soll es aber sein). Klettern tut es sich gut und ohne diese Griffe wäre die Stelle sicher schwer (>7b würde ich schätzen, ohne es probiert zu haben).

Kathrin unterwegs in SL 5 (6c).
SL6, 6a+, 30m: hier nicht nach rechts der Sturmtruppen-Variante folgen, sondern erst links um die Ecke klettern, einen steilen Riss hochwuchten und danach über die griffige Platte zum Stand unter der überhängenden Wandpartie klettern.

Querung an den Stand nach SL 6 (6a+).
SL 7, 6a+, 30m: es geht links den steilen aber super griffigen Pfeiler hoch, nach etwa 15m lassen die Schwierigkeiten stark nach. Haltet man sich mehr oder weniger geradeaus weiter (die Linie ist nicht eindeutig), wird man bestimmt auf den Standplatz treffen.

Leicht feuchte Verhältnisse in SL 7 (6a+).
SL 8, 4b, 45m: in meist einfacher Kletterei geht es aufwärts, nur in der Mitte haben die Erstbegeher noch ein kompakteres Wändchen eingebaut (BH, gut sichtbar). Der Stand zuletzt leicht links beim Übergang in die Schrofenzone.

Für uns war die Tour wirklich ziemlich leicht von der Hand gegangen. Beide hatten wir alles problemlos onsight bzw. flash klettern können, ohne je ans Limit gehen zu müssen. Somit eine Genusskletterei durch und durch, bis auf eine kleine Ausnahme: in der zweitletzten Seillänge ging entgegen aller Vorhersagen bereits vor Mittag ein erster, ziemlich heftiger Graupelschauer nieder, der uns doch ordentlich zu durchnässen vermochte. Wäre jetzt nicht wirklich nötig gewesen, dennoch erreichten wir um 12.15 Uhr das Top. Dort heisst es Schuhe wechseln, und mit einer leicht aufsteigenden Traverse der Schrofenhänge erreicht man in wenigen Minuten die Krete mit den Schützengräben aus dem ersten Weltkrieg, und dem Wanderweg. Wir folgen diesem bis zum Pass und sind in 25 Minuten retour beim Auto. Noch schneller ginge es, wenn man nach Erreichen der Krete bald wieder rechts abbiegt und so in direkterer Linie absteigt (Wegspuren vorhanden). Zum Schluss der Tour scheint bereits wieder die Sonne und man glaubt es kaum, für den Rest vom Tag bleibt es natürlich perfekt trocken und grösstenteils sonnig. Na ja, so sind unsere nassen Klamotten und Seile wenigstens rasch wieder einsatzbereit.

Der Abstieg den Schützengräben entlang. Krasse Sache das.
Facts

Hexenstein / Sass da Stria - Ultima Tule 6c (6a obl.) - 8 SL, 240m - Galvagni/Filippi 2008 - ***, xxxxx
Material: 12 Express, 1x50m Seil, einige Schlingen zum Verlängern.

Genüssliche Plaisirtour mit sehr kurzem Zustieg und raschem Abstieg. Die Kletterei verläuft durchwegs in steilem, gutem und griffigem Fels und spielt sich weitgehend im Grad von +/- 6a+/6b ab. Einige kurze, etwas schwierigere Einzelstellen geben der Sache noch eine zusätzliche Würze. Die Route ist sehr gut abgesichert, an allen schwierigen Kletterstellen auf Niveau xxxxx, d.h. die Schwierigkeiten sind nicht obligatorisch. Im Grad 6a muss vielleicht auch mal leicht über den Haken gestiegen werden (xxxx), nur im ganz einfachen Gelände (3./4. Grad) sind die Abstände weiter. Manchmal stecken die Haken etwas in seilzuggefährdeter Position, die eine oder andere Verlängerung hilft. Ein Rückzug aus der Tour ist jederzeit möglich, der Abstieg per Abseilen ist jedoch wenig sinnvoll und wäre vom letzten Standplatz aus auch mühsam. Die Route liegt sehr sonnig, schon die ersten Sonnenstrahlen bestreichen sie, erst ab etwa 14.00 Uhr (Sommerzeit) kommt der Schatten. Somit (auch dank der Kürze) ein dankbares Ziel für Tage mit unsicherem Wetter, oder auch für den Spätherbst.

Das frei verfügbare Topo der Erstbegeher; jenes von Alberto de Giuli; oder ein käuflich erwerbbares von Topoguide.

Der Abstieg zu Fuss dauert nur 20-25 Minuten. Es ist bereits wieder trocken und die Sonne scheint.


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