Seiten

Sonntag, 28. Juli 2013

Nordgalerie - Arcimboldo (6b/+) und Routenliste

Nach den Ferien (Berichte folgen) konnte ich den halben Tag bei grosser Hitze und noch vor den vermeintlichen Gewittern dazu nutzen, mein Projekt auf der Nordgalerie fertigzustellen. Und dazu natürlich auch noch meine neue Bohrmaschine zu ihrem ersten Einsatz zu bringen. Sie hat sich bewährt und die entstandene Route gefällt mir auch prima. Es handelt sich vermutlich um die einfachste Tour auf der Nordgalerie, somit dürfte sie regen Zuspruch erfahren.

Jetzt kann man es wieder rattern lassen...
Getauft ist die Route auf den Namen 'Arcimboldo' und wenn man nicht weiss, wer das ist, dann kann man es auf Wikipedia nachlesen. Problem ist allerdings, dass unser Bub der Spezies Arcimboldus Maximus Cheibus dort noch nicht erwähnt ist. Die Länge beträgt knappe 25m, und 10 Bohrhaken säumen den Weg. Geboten wird einem erst teilweise knifflige Wandkletterei an Leisten, Auflegern und Untergriffen. Im oberen Teil wartet dann eine athletische, griffige Rissverschneidung, welche ebenfalls spannende Moves bereithält. Mit der ersten Rotpunktbegehung hatte ich erwartungsgemäss keine Probleme, und auch die ersten Wiederholer liessen nicht lange auf sich warten. Zur Bewertung: beim Ausprobieren hatte ich mir 6b+ gedacht, was im Toprope und in noch nicht geputztem Zustand aber natürlich immer schwer zu sagen ist. Sie ist aber womöglich etwas leichter wie die 'Bubak' (6b+), daher evtl. auch nur 6b. Somit gilt für den Moment 6b/+, d.h. 6b oder 6b+. Sachdienliche Hinweise zur korrekten Bewertung sind natürlich erwünscht, irgendwann werden wir uns dann auf das eine oder andere festlegen.

Interessante, schwarzgelbe Felsstruktur. Im Bild die erste Wiederholung der Route.

Facts

Der rechte Hauptsektor der Nordgalerie befindet sich auf dem Dach der Autobahn A3, die von Chur nach Zürich führt. Er ist sehr schattig gelegen (wenig Sonne nur frühmorgens und abends ab 18.30 Uhr) und somit ein interessantes Ziel für warme Tage. Das Ambiente am Südufer des Walensees ist genussreich, auch wenn man effektiv über der stark befahrenen Autobahn klettert. Erreicht wird der Sektor in ca. 15 Minuten horizontalem Fussmarsch vom Strandbad Gäsi bei Weesen. Ein Topo mit allen Routen findet man im Schweiz Extrem Ost. Weil fast alle Routen angeschrieben sind, reicht aber auch die folgende Routenliste aus. Einige weitere, eher selten begangene Routen gibt es auch im linken Teil auf der Galerie, sowie beim Holzpodest, das man beim Zustieg passiert.

Abendstimmung auf der Nordgalerie.
Routenliste

Die Routen werden hier von links nach rechts aufgeführt und mit einem Kommentar versehen. Zusätzlich ist die Länge der Route angegeben, (wo mir bekannt) die Anzahl BH die steckt und die offizielle Bewertung aus dem Schweiz Extrem Ost. Bei den Routen, die ich selber schon rotpunkt begangen habe, gebe ich nach dem Beschreibungstext einen persönlichen Schwierigkeitsgrad in Klammern an, da ich mit der offiziellen Version doch in einigen Punkten nicht übereinstimme. Die Routen sind eigentlich alle schön und lohnenswert, so dass ich nicht einzelne davon mit einer Sternchenbewertung herausheben will.

1 Projekt Mike (35m, NR)
Sieht interessant aber schwierig aus, dürfte eine der härtesten Routen im Sektor werden.

2 Corazon Negro (35m, 7b)
Knifflige und kräftige Sequenz auf den ersten 10m, danach Genusskletterei im 6c/+ Bereich (7a+).

3 Samsum's Traum (35m, 14 BH, 7a)
Technisch interessantes Bewegungsproblem am Wulst nach 10m, danach einfacher (7a).

4 Captain Barbossa (35m, 14BH, 6c+)
Sehr schöne, anhaltende Genusskletterei mit ein paar interessanten, bouldrigen Stellen (6c).

5 Captain Jack Sparrow (35m, 14 BH, 7a)
Weitgehend gemütliche Kletterei entlang einer Rissspur mit bitterem, suboptimal gesichertem Schlusswulst (7a+).

6 Rumborak (35m, 16 BH, 6c)
Super Kletterei an oft erstaunlichem, sintrigem Fels. Athletische Crux in der Mitte, und feine Stelle zum Schluss (6c+).

7 Duha (35m, 7b)
Unten steil, oben plattig.

8 Zahir (28m, 12BH, 7a)
Boulderstelle unten links umgehen. Oben erst kühne Ausdauer (BH suboptimal) mit plattig-schwerer Schlussstelle (7a).

9 Bubak 2(5m, 11 BH, 6b+)
Abwechslungsreiche Wandkletterei mit nicht zu unterschätztender Leistencrux im zweiten Drittel (6b+).

10 Unendliche Reise (44m, 7c)
Soll eine fantastische Reise sein. Unterer Teil bis Bubak-Stand 7b, oben ein athletischer und ein plattiger Boulder.

11 Azasch (32m, 14 BH, 7b)
Tolle Tour, gemässigter Beginn, kräftige Crux in Wandkletterei und kniffliges Mantle-Problem zum Schluss (7a+).

12 Walking in Blood (25m, 6b+)
Entlang der Verschneidung bis unters Dach. Selten geklettert, da weite Abstände und angeblich weniger lohnend.

13 Grün ist die Hoffnung (35m, 15 BH, L1 6c, L2 7b)
Unten technisch (6c+) zum Zwischenstand, Boulder übers Dach, Ruhepunkt und schweres Finish in weisser Wand (7b+).

14 Secondo (25m, 10 BH, 6c)
Anspruchsvolle, technische Wandkletterei. Schlüsselstellen zu Beginn und nach Routenmitte (6c+).

15 Kreziano (33m, 13 BH, 7a+)
Unten Wandkletterei, Bouldercrux am Dach und plattig-anspruchsvolles Finish. BH stecken eher suboptimal (7b).

16 Riding on the Storm (35m, 7c+)
Unten etwas gesuchte, bereits schwere Wandkletterei, harte Boulderstelle am Dach, dann Ausdauer.

17 Arcimboldo (25m, 10 BH, 6b+)
Erst knifflige Wandkletterei an Leisten, Auflegern und Untergriffen, dann athletische, griffige Rissverschneidung (6b).

18 Mammon (35m, 7b+)
Sehr lange Route, soll super Kletterei bieten.

19 Chain Reaction (25m, NR)
Hartes Projekt, evtl. bereits geklettert? Status unbekannt.



9 Kommentare:

  1. Guten Morgen Marcel
    Bei der Arcimboldo hatte ich Probleme die Sicherungspunkte einzuhängen es war mir mehrmals 10 cm zu hoch eingerichtet. Vor dem Stand hatte ich dann die Kriese, das war mir zu alpin obwohl mir die Galerie gut gefällt und ich den Fels mit den vielen Auflegern gut mag. Bestimmt 6c die Tour.
    Tschüss
    Timo

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Timo,

      Die BH-Positionen sind in dieser Tour (wie allgemein auf der Nordgalerie) in erster Linie durch die Felsqualität bestimmt. Ich finde, dass es für alle BH eine gute Klipp-Position gibt. Im Zweifelsfall einfach etwas weiter steigen, die BH sind ja nicht weit auseinander. Und ja, der Schlussteil braucht trotz der engen Absicherung etwas Mut. In wirklich alpinem Gelände müsste man solches aber mit viel weniger, oder gleich ganz ohne BH (und selber absichern) klettern. Darum sicher eine Aufgabe, an der man wachsen kann.

      Zur Bewertung nehme ich Dein Feedback gerne entgegen. Welche Bewertung korrekt ist, kann und will ich nicht entscheiden. Das ist bei einer Erstbegehung generell immer sehr schwierig. Ich frage mich dann jeweils: ist die Route schwerer wie z.B. die Bubak oder die Rumborak. Oder wie die erste Länge vom Ikarus auf der Galerie? Ich meine in allen Fällen eher nein und komme daher zum Schluss, dass 6c zu hoch gegriffen wäre, obwohl es natürlich nicht ganz einfach ist.

      Löschen
  2. Hoi Marcel
    Noch was zu Corazon Negro, die Route verläuft über einen Einstiegsboulder 7b und geht dann im 6c-7a Bereich weiter. Oben kommt dann nochmals eine 7b Stelle beim Corazon direkt hoch zu bewältigen. Die Kante links ist in meinem Projekt. Ich werde dafür besorgt sein, das es so eingerichtet wird, dass es zwingend direkt hochgeht und niemand in meinem Projekt rumturnt.
    Ciao
    mike

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ciao Mike,

      Damit hier alle Leser folgen können: die obige "Androhung" wurde inzwischen umgesetzt, siehe den Artikel und die Kommentare zur Corazon Negro.

      Meine persönliche Meinung und Erfahrung ist es, dass Kletterer ziemlich gut darin sind, den Weg des geringsten Widerstands zu finden. Logo, denn beim Klettern geht es genau darum, die Wandstrukturen so zu nützen, damit man möglichst kraftsparend nach oben kommt, und nicht möglich mühsam. Kein Wunder darum, dass man die guten Griffe 0.5m weiter links der oberen 7b-Stelle auch mitgenommen hat.

      Deine Reserviertheit bzgl. dem Projekt in Ehren, aber mir sei die Frage erlaubt: ist die bei einer Route, welche mit der Corazon Negro gemeinsam startet, mit ihr die erste Crux teilt und gemeinsam endet wirklich angebracht? Ich sähe da jetzt (bei einem Projekt von mir) kein Problem, wenn einer der Griffe auch noch aus einer Nachbarroute angesteuert wird - aber natürlich jedem das Seine!

      Gruss, Marcel

      Löschen
  3. Sali Marcel,
    Sehr schöne Route, vielen Dank!
    Sie ist TipTop mit Bolts gesichert, die Captain Barbossa ist jedenfalls weiter gesichert.
    Die Bewertung sehe ich auch im Bereich 6b bis 6b+ und eher etwa einfacher als Bubak.
    Gruss Hans

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Salve Hans,

      Vielen Dank fürs Feedback. Dann stimmen wir darin überein, dass es sich um die in diesem Schwierigkeitsgrad am freundlichsten abgesicherte Tour auf der Nordgalerie handelt, und womöglich auch um die einfachste.

      Gruss, Marcel

      Löschen
  4. Hey Marcel..
    Interessante und abwechslungsreiche Route. Fand die Arcimboldo schwerer als Bubak. Zumindest im Onsight ist sie gar so nicht einfach zu klettern und auch klar anhaltender als Bubak. Der Piazriss am Schluss braucht dann doch noch etwas Strom. So schwer wie die 6c's nebenan ist sie dann aber auch nicht. Ergo, 6b+ passt. Die einfachste Tour an der Nordgalerie ist sie meiner Meinung nach aber nicht.
    Merci für den unermüdlichen Einsatz
    Gruess, Adi

    AntwortenLöschen
  5. Hi Marcel.

    Sehr abwechslungsreiche Route und zumindest im Onsight gar nicht einfach zu klettern. Meine Kletterpartnerin und ich haben sie beide schwerer empfunden als Bubak. 6b+ dürfte jedoch passen, da die 6c's dort doch nochmals ein gutes Stück schwerer sind.

    Merci fürs Einrichten. Freue mich auch schon, deine neue Kreation am Zuestoll auszuprobieren. Bisher haben mir deine MSL Erstbegehungen immer super gut gefallen.

    Gruess Adi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hoi Adi,

      Vielen Dank fürs (doppelte) Feedback. Offenbar ging eine Kommentar-Meldung unter, darum habe ich den ersten davon erst spät entdeckt. Und Du dachtest wohl, Dein Kommentar sei nicht übermittelt worden. Dumm gelaufen...

      Deine Argumentation bzgl. Schwierigkeit dünkt mich stimmig. Im Gegenteil dazu habe ich die Schwierigkeit vielleicht unterschätzt. Für mich selbst war es halt so, dass die Tour erst total ungeputzt war, und ich sie schrittweise "aufgearbeitet" habe. Schliesslich wusste ich so genau wie es geht, dass es mir irgendwie einfacher vorkam wie die Bubak. Aber die Bubak klettere ich halt maximal ca. 1-2x pro Jahr, immer so ein bisschen nach dem Motto "wo ist jetzt der entscheidende Griff schon wieder?" - da kann man sich bei einem Vergleich dann auch wieder täuschen.

      Gruss, Marcel

      Löschen

Ich freue mich über Ergänzungen zu diesem Blog via Kommentarfeld!
Kontakt: mdettling74@gmail.com.