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Mittwoch, 17. Dezember 2014

Extrem SUD

Wer einem Kletterer ein tolles Weihnachtsgeschenk machen möchte, oder wer noch auf der Suche nach Inspiration für die kommenden Feiertage ist, dem kann ich den neusten Führer aus dem Hause Filidor wärmstens empfehlen. Dreizehn Jahre nach der Erstausgabe ist der konsequent dreisprachig (Deutsch/Italienisch/Englisch) gehaltene Nachfolger erschienen, wie gewohnt ein Werk der Extraklasse. Der Führer ist sauber und vom Autor Sandro von Känel persönlich recherchiert, besticht durch klare Topos und viele präzise Detailinformationen. Die grafische Gestaltung ist sehr ansprechend und mit den vielen tollen Kletterfotos handelt es sich schon beinahe um ein kleines Kunstwerk.


Beschrieben sind die Perlen am südlichen Simplon und in den Ossola-Tälern, alle wesentlichen Hardmover-Gebiete im Tessin sowie die besten Klettergärten in der Gegend von Lecco. Schliesslich fehlt zuletzt auch ein Abstecher ins Val di Mello nicht. Bezüglich der Auswahl der Gebiete gibt es also kaum etwas zu kritisieren! Vielleicht wäre es noch einen Gedanken wert gewesen, einen kurzen Abriss und Beschrieb der wirklich weltbekannten Boulder-Gebiete Cresciano und Chironico zu geben - ja ich weiss, es handelt sich um einen Kletter- und nicht einen Boulderführer, doch als Auswahlführer für von weit hergereiste wäre das vielleicht doch dienlich. Mir hätten auch ein paar Infos über die Granit-MSL-Touren rund um Chiavenna (z.B. den Precipizio di Strem) durchaus noch getaugt. Aber klar, über die Auswahl der Gebiete kann man immer diskutieren, der Autor muss einfach irgendwo einen Strich ziehen. Und dass ich am liebsten im ganzen südlichen Alpenraum auf die präzisen Filidor-Topos zählen würden, darf man als grosses Qualitätsmerkmal für deren Führer zählen.


Wenn ich noch eine Schwäche an diesem Führer erwähnen darf, so liegt diese meines Erachtens bei den Angaben zu den cleanen oder zumindest über weite Strecken abzusichernden MSL-Routen. Diese sind ziemlich durchgängig mit der Absicherungs-Bewertung x ("nur sehr versierten Kletterern zu empfehlen, expo") angegeben. Dies betrifft aber nur die vorhandene, fixe Absicherung und die kann, darf, ja soll bei gut selber abzusichernden Touren auch spärlich bis inexistent sein. Zur Absicherbarkeit mit mobilen Mitteln sagt der Führer dann aber wenig aus, es gibt nur den Zusatz A ("diese Route lässt sich mit Keilen, Friends und Schlingen nachsichern. Erfahrung im Umgang mit mobilen Sicherungsmitteln ist erforderlich"). Der Punkt ist halt, bei selber abzusichernden Touren gibt es von perfekten Splitter Cracks wo ohne weiteres klettergartenmässig abgesichert werden kann bis zur ultimativen psychischen Herausforderung mit extraweiten Abständen die ganze Bandbreite, und der Führer lässt einen da weitgehend im Dunkeln.

Fazit

Auch wenn ich noch ein paar Verbesserungsvorschläge gefunden habe, dieser Führer ist höchst empfehlenswert und auf jeden Fall sehr gut investiertes Geld - etwas besseres gibt es über dieses Gebiet mit Garantie nicht. Ich freue mich schon, einige der neu beschriebenen Gebiete bald auszuprobieren. Einige Beispiel-Seiten kann man übrigens gratis abrufen.

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