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Dienstag, 9. Oktober 2018

Ailefroide - Pilier du Levant (6a+)

Der Pilier du Levant in Ailefroide erfreut sich einer sehr grossen Beliebtheit. Ob dies nun an der steilen Pfeilerkletterei als Kontrast zu den ortsüblichen Platten liegt, an der prominenten Position direkt über dem Zentrum von Ailefroide, dem minimalem Zustieg oder an der begehrten Gesamtbewertung von TD- bleibe dahingestellt, denn es spielen gewiss alle diese Faktoren mit. Auch wir machten hier unsere Aufwartung und waren alles andere als alleine...

Sicht vom Zentrum von Ailefroide auf den Pilier du Levant, der sich näher befindet als man meinen könnte.
Vom Zentrum beim Hotel Engilberge geht's auf der Teerstrasse nach links, nach 100m folgt der Parkplatz, wo der gut ausgeprägte Trampelpfad beginnt. Nach 15 Minuten Zustieg waren wir um 9.45 Uhr vor Ort. Diverse (langsame) Seilschaften waren bereits vor uns engagiert, eine weitere wartete schon am Einstieg. Normalerweise ist dies das Zeichen, um das Weite zu suchen und woanders anzugreifen. Doch mit meiner Tochter unterwegs fehlte diese Flexibilität und da wir in weiser Voraussicht die Spielkarten mitgeführt hatten, zockten wir einfach ein paar Runden Uno, bis wir an der Reihe waren. Dies dauerte schlussendlich noch fast eine geschlagene Stunde. Aber es war schön und angenehm, wir waren ja in den Ferien und konnten uns die Zeit gut vertreiben. Somit kein Problem. Allerdings sollte man sich besser ausserhalb vom Couloir, wo sich der Einstieg befindet aufhalten - dort fallen manchmal auch Steine runter.

Von nahem hat der Pfeiler und insbesondere die 2 abschliessenden, steilen Seillängen doch eine ziemlich imposante Gestalt!
L1, 40m, 5c: Der Einstieg ist (wenn niemand dort wäre) gar nicht so einfach zu lokalisieren, da nichts angeschrieben ist, mehrere Routen in unmittelbarer Nähe beginnen und der Pilier du Levant zuerst ziemlich nach links zieht. Jedenfalls geht's genau oberhalb vom grössten, buschartigen Baum los. Die Plattenkletterei ist easy, den Grad gibt's für die (rechts umgehbare) Schlussplatte.

No Cheating! Das Finish von L1 (5c, Crux) führt direkt über die Platte, meist wird am linken Bildrand durchs Kraut gestiegen.
L2, 40m, 5c: Eine weitere, gemütliche Seillänge. Die Schwierigkeit erneut am Schluss mit einer bereits etwas feineren Plattenstelle. Wiederum wird üblicherweise rechts durch botanischere Gelände gestiegen.

Kompakte Plattenkletterei am Ende von L2 (5c, Crux), auch wieder am linken Bildrand umgehbar. 
L3, 30m, 5c: Deutlicher Quergang nach links, ohne allzu grossen Schwierigkeiten. Danach direkt über die Haken geklettert sehr schöne Plattenmoves. Danach erreicht man endlich wieder einmal einen richtig geräumigen und bequemen Stand.

Rückblilck 'on pitch' auf den Quergang am Anfang von L3 (5c), inklusive Tiefblick nach Ailefroide.
L4, 35m, 6a: Beginnt mit nahezu Gehgelände, gefolgt von einem kurzen Aufschwung mit einem Bouldermove, der von den meisten Begehern A0 erledigt wurde (gut frei machbar, 6a passt schon). Nochmals etwas nahezu Gehgelände und ein paar finale Plattenmoves zum Stand unter dem steilen Pfeilerteil.

L5, 25m, 6a+: Der Beginn noch moderat, danach folgt steile Risskletterei, welche die meisten Begeher vor ein unlösbares Freikletterproblem stellte. Es ist steil, ein bisschen abdrängend und auch ein bisschen mühsam. Mir hat's keine Probleme gemacht, so richtig elegant gelöst habe ich die Stelle aber auch nicht. Die Bewertung von 6a+ sicherlich nicht geschenkt, jedenfalls schon markant schwieriger wie L1-L4. Die Bohrhaken stecken notfalls aber sehr dicht.

Die Leute vor uns waren zwar sehr langsam, aber immerhin haben sie ein sehr schönes Foto von uns gemacht. 
L6, 35m, 6a+: Die Hauptschwierigkeit besteht im Boulder gleich nach dem Stand. Der sieht eigentlich gar nicht schwierig aus, doch es ist tatsächlich nicht einfach, hier um die Kante rumzukommen. Obwohl sehr gut abgesichert ist's halt auch etwas doof zum Runterfallen, so gleich direkt über dem Stand. So praktizierten ausnahmslos alle Begeher hier ein A0. Ich konnte es frei lösen, doch schlussendlich auch wieder rampfiger und mehr "brute force" wie man bei diesem banalen Grad meinen könnte, einfach so drüberlaufen ging definitiv nicht. Wohl eher keine 6a+, die VII(+) aus dem Topoguide hier m.E. nicht komplett übertrieben. Der Rest der Seillänge bietet dann schöne, luftige Kletterei an der Kante im Bereich 5c+, mit einem eleganten, gratartigen Turmausstieg. Bei der Terrasse mit den Blöcken gibt's nun auch einen gebohrten Stand (der eigentlich zur Nachbarroute Ârete à Françis gehört, aber natürlich mitbenutzt werden kann).

Der luftige, gratartige Ausstieg aus L6 (6a+) mit super Tiefblick auf die schöne Gegend von Ailefroide!
L7, 20m, 5b: Kurzer Kantenhangel, gar nicht mal so einfach - da habe ich mich aber wohl blöd angestellt, meine Tochter ist da quasi drüber gelaufen. Danach bald griffigeres Gelände und schon ist man oben auf dem kleinen Gipfel. 

Kurz vor dem Gipfel (L7, 5b). Mrs. Easy Peasy hat ihre erste TD-Route geschafft, bravo!
Es war inzwischen schon 14.50 Uhr geworden, wir mussten uns also eine Begehungszeit von rund 4:00 Stunden notieren. Wobei wir unterwegs auch nochmals Uno spielten und darüber hinaus noch weitere Wartezeiten zu vergegenwärtigen hatten. Ohne Verkehr wären wir bestimmt eine Stunde oder sogar mehr schneller gewesen. Um noch rückseitig abzusteigen und über die Rivière Kwai weiterzuklettern fehlte uns der Mumm. Es war heiss, Gewitter waren angekündigt und die kühlen Getränke im Hotel Engilberge riefen schon. Wir machten uns ans Abseilen, in etwas mühsamem Gelände (flach, buschig, Verhänger-Schuppen und auch ein paar lose Steine) gelangten wir recht zügig nach unten. Zwei anderen Seilschaften mussten wir unterwegs die verklemmten Seile lösen. Wir gelangten hingegen reibungslos zurück zum Einstieg - das könnte aber auch bloss Glück und nicht Können gewesen sein. Einen kurzen Fussmarsch später waren wir am Wirtshaustisch, konnten den grossen Durst stillen und unser Auge auf den Pfeiler richten, wo immer noch zahlreiche Seilschaften aktiv waren.

Le plus grande piolet du monde - immer wieder herrlich zum Spielen!
Facts

Ailefroide - Pilier du Levant 6a+ (5c+ obl.) - 7 SL, 225m - Cambon/Fiaschi 2000 - **;xxxx
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, Cams/Keile nicht nötig

Interessante, sehr sonnige Pfeilerkletterei in prima Ailefroide-Granit mit kurzem Zustieg an prominenter Lage unmittelbar über dem Zentrum, daher entsprechend beliebt. Die Schwierigkeiten sind etwas inhomogen. Es folgen zuerst 4 plattige Seillängen "im ortsüblichen Stil" im Bereich 5c. Die steile Rissseillänge am Pfeilersockel ist dann markant schwieriger, bevor eine knifflige Boulderstelle in den schönen, luftigen Ausstieg am Pfeiler überleitet. Die Absicherung mit Bohrhaken ist sehr gut und den Schwierigkeiten angemessen. Sprich, an den (einfacheren) plattigen Stellen will etwas geklettert werden, während die steilen Passagen eng behakt sind. Ein Topo findet man in der lokalen Führerliteratur, im Plaisir Séléction oder im Topoguide Band III.

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