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Dienstag, 10. September 2019

Rheintal Cup 4/2019: Lead in St.Gallen

Auf in die vierte Episode des Rheintal Cup 2019, mit einem Lead-Wettkampf in der Kletterhalle St.Gallen. Die Kinder waren als Teilnehmer mit dabei und auch ich wollte aktiv mitmachen. Seit den Sommerferien waren zwar inzwischen 3 Wochen verstrichen, doch das schöne Wetter einerseits und unverzichtbare Bohrprojekte andererseits hatten mich doch immer wieder in die Berge gelockt, so dass die plastikspezifische Vorbereitung wieder einmal spärlich bis inexistent ausgefallen war. Das soll aber keine Ausrede sein - mein Verständnis vom Klettern ist so, dass man nimmt was kommt und möglichst jederzeit, in allen Situationen und jedem Gelände eine passable Figur abgibt. Immerhin herrschte am Wettkampftag trübes Wetter, der ideale Tag um wieder einmal der Pumpresistenz im überhängenden Dauerpower-Gelände Vorschub zu leisten.

Haha, der einzige der auf dem Podest noch den Klettergurt trägt, ist wieder mal aus unserer Familie (ja, ich habe extra alle Siegerfotos durchgecheckt). Aber ich kam auch direkt aus dem Einsatz: nach dem Wettkampf ist schliesslich vor dem Wettkampf. Und wenn man schon so vielen Athleten in so vielen attraktiven Routen zugeschaut hat und über den Tag erst 3 Seillängen geklettert ist, dann geht's nach dem Final erst richtig los mit dem aktiv sein ;-)
Foto: Regionalzentrum Graubünden.
Ich beendete den Wettkampf schliesslich auf dem zweiten Rang. Tönt nicht schlecht, mit meinen Darbietungen war ich aber trotzdem nicht restlos zufrieden. Sämtliche drei zu kletternden Routen (Q1 8a+, Q2 7c+, Final 8a+) waren in die steilsten Wandbereiche geschraubt - für mich wäre etwas ein bisschen technischeres natürlich wesentlich vorteilhaft gewesen. Naja, es ist halt kein Wunschkonzert und ansonsten siehe die Bemerkung in der Einleitung. So weit so gut, allerdings waren die Routen auch schlicht und einfach pickelhart, nicht nur für mich. Die erste Hälfte zwar jeweils noch machbar, wurde es dann vom einen zum nächsten Move schlagartig zäh und unnachgiebig. Kein Griff mehr vernünftig haltbar, von entspanntem Klippen gar nicht erst zu reden - so konnte es nur noch heissen "Flucht nach vorne" und vor dem unvermeidlichen Abflug noch so viele Griffe wie möglich unter sich bringen. Irgendwie ein wenig schade, es ist halt das deutlich erfüllendere Gefühl, wenn man der Route einen richtigen Fight liefern kann und schliesslich komplett gepumpt klein beigeben muss. Dafür hätten die Routen aber ein bisschen kontinuierlicher an Schwierigkeit zulegen müssen - es hätte sicher auch gereicht, über die letzten 2 Exen zum Top noch die ultimative Verteidungslinie für den Umlenker zu konzipieren, da hätte man nicht schon in der Mitte damit beginnen müssen. Ich denke, diese Einschätzung ist recht objektiv: von total 53 Go's in den drei von mir gekletterten Routen endeten nur 2 am Top. Aber nix für Ungut, Wettkampfrouten schrauben ist ein extrem diffiziles Business, im Nachhinein gute Ratschläge geben hingegen einfach.

Larina unterwegs in der Finalroute der U12.
Im Wettkampf der U12 war's dafür gerade andersrum, sprich die Routen waren leider zu einfach. Schon das Finalticket gab's nur für 2x Top in der Quali (beide Routen 7a). Mal abgesehen vom Kaltpump in der ersten Route gelang das Larina ziemlich souverän. Im Final (7b) hatte sie dann das Pech, als erste von 5 ex aequo Klassierten klettern zu müssen. Auch hier erreichte sie das Top - in aller Ruhe, unter Ausnützung der durchaus vorhandenen Ruhepunkte und das Zeitlimit von 6 Minuten bis auf 30 Sekunden ausnützend, was in dieser Situation natürlich die einzige vernünftige Strategie war. Isolation hin oder her (ist nicht schalldicht), für die folgenden Mädchen war damit klar, dass die Route zu toppen ist und die Rangierung via Kletterzeit bestimmt würde, ein absolut wesentlicher Vorteil. Drei Konkurrentinnen schafften das Top, alle waren schneller. So blieb Larina schliesslich nur der undankbare vierte Platz. Da war sie schon sehr enttäuscht... irgendwie alles richtig gemacht, alles getoppt, aber trotzdem nicht einmal auf dem Podest, bitter. Andererseits, um fair und objektiv zu bleiben, ob's denn im Wissen möglichst schnell klettern zu müssen für einen Rang unter den ersten 3 gereicht hätte, ist unsicher. Sie hätte ihre Kletterzeit um mehr als 2 Minuten senken müssen und der explosiv-dynamisch-schnelle Stil ist jetzt eher nicht so familientypisch. Kommt halt davon, wenn man viel Outdoor klettert, wo es sich meistens auszahlt, sorgfältig geplant und eher defensiv zu moven sowie die Ruhepunkte zu melken. Nichtsdestotrotz, mir schien, dass bei ihr der in den Bergen mit viel Fels und MSL verbrachte Sommer sich generell positiv auf die Performance ausgewirkt hat. In St.Gallen war die nationale Spitze in der U12 vertreten und da war sie ja vorne mit dabei. Anders als man vielleicht erwarten würde, ist es für die meisten Jugendlichen aus der Wettkampfszene unüblich, Outdoor zu klettern und erst recht, am Fels zu trainieren. Naja, das geht halt nur, wenn mindestens ein Elternteil auch voll der Fels- und Kletterfreak ist, was (erstaunlicherweise?!?) kaum vorkommt - in dieser Hinsicht sind wir einer der wenigen Ausreisser.

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