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Montag, 29. August 2022

La Saume, Ceüse & Le Ponteil - Surplomb Jaune (6a+)

Nach unserer tollen und gelungenen MSL-Tour am Galibier folgten Tage mit weniger stabilem Wetter, die wir zum Sportklettern in den talnahen, schattigen Gebieten nutzten. Wenn hingegen keine abendlichen Platzregen angekündigt waren, so zog es uns aufgrund der Hitze in die alpinen Klettergärten von La Saume und Ceüse, wo sich im Sommer bekanntlich gerne die internationale Elite tummelt. Unser traditioneller Besuch in Ceüse liefert denn auch die Vorgeschichte zur hier beschriebenen MSL-Route: nachdem wir selber schon bis spät geklettert waren, liessen wir es uns natürlich nicht nehmen, die Spitzenkletterer bei ihren Versuchen im letzten Abendlicht zu bestaunen. Mit dem Abstieg, dem üblichen Besuch bei Mr. Pizza Le Crux und dem Heimweg war es schon nach Mitternacht, bis wir ins Zelt schlüpften. Die Konsequenz war ein gemütlicher Start am Folgetag.

La Saume

Eher kleines, aber landschaftlich sehr schönes, ideales Sommergebiet in den Queyras-Bergen. Dank EU-Geldern (welch sinnvolle Nutzung ;-)) ist die lange Schotterpiste zum Ausgangspunkt derzeit in einem problemlos mit normalen PWs befahrbaren Zustand, selbst grosse Camper schafften es in Vielzahl dahin und kreierten da oben ein wahres Woodstock. Auch die Zugangsbeschreibung im Briançon Climbs passt nicht mehr, es wurde ein neuer und kürzerer Weg etabliert. Genaue Angaben erübrigen sich aber, vom Ende der befahrbaren Piste ist der sehr gut ausgetretene Weg problemlos zu identifizieren und im Zweifel läuft man einfach den zahlreichen Climbern hinterher. 

Der Felsriegel von La Saume bietet ganztags schattige Kletterei auf rund 2200m, ideal im Sommer!

Für moderat schwierig kletternde (Bereich 6b-7b) wäre auch der im Briançon Climbs beschriebene Sektor 1A eine zumindest auf dem Papier lohnende Adresse. Vor Ort angetroffene Bekannte rieten uns aber, auf jeden Fall im höheren Sektor 2 zu klettern, dort fänden sich grossartige Perlen. Dieser Empfehlung kann ich absolut beipflichten, noch viel gravierender ist aber, dass wir den theoretisch direkt am Zugangsweg liegenden Sektor 1 gar nicht identifizieren konnten - und ich bin im Rückweg sogar an den beiden vielversprechendsten Stellen zum Wandfuss hinaufgestiegen. Es wissen also die Götter, wo sich diese Wand wirklich befindet.

Das Gebiet, dieses Mal von der anderen Seite gesehen. Am linken Bildrand der Nebensektor mit der coolen Route Gazpatcho (7a+) in der platten Wand, rechts der ästhetische gelb-schwarze Hauptsektor.

Der Hauptsektor bietet eine erstaunlich grosse Vielfalt. So ab Niveau 6c/7a findet man (für einen Tag) ausreichend Beschäftigung, wobei man die Wahl zwischen athletischen und plattigen Routen hat. Das Prunkstück ist sicher die Hauptwand mit ihren überhängenden, ausdauernden und langen Wandklettereien im Bereich 7c-8c. Die (wenigen) einfacheren Routen (im Bereich 6c+ bis 7b+) verlaufen oft etwas diagonal an logischen Linien entlang der Felsschichtung. Die waren aber ebenfalls sehr cool zu klettern, das hat richtig Spass gemacht! Im Nebensektor links findet man neben zwei, drei sehr technischen Lochklettereien (u.a. die coole Gazpatcho 7a+) v.a. brutale, 45 Grad überhängende Athletiktests.

Ceüse

Unser jährlicher Besuch in Ceüse war natürlich auch fix in der Ferienplanung eingebaut. Im 2020 und im 2021 gingen wir jeweils am 5.8. rauf, im aktuellen Jahr 2022 waren wir am 6.8. einen Tag zu spät unterwegs - natürlich schauten wir in erster Linie auf's Wetter und die Bedingungen, nicht auf's Datum. Eine Hitzewelle war angesagt und da man erst ab Mitte Nachmittag Schatten vorfindet, gab es feriengerecht nichts zu pressieren. Um 12.30 Uhr machten wir uns auf den Weg vom Col des Guérins, der zum Glück zu einem grossen Teil im Wald verläuft. Ohne zu hetzen und mit einigen Pausen konnten wir schliesslich um 14.00 Uhr am Fels angreifen. Da schien grosso Modo noch die Sonne an die Wand, doch mit einer geeignet ausgewählten Route ging es grad prima - der Sektor Un pont sur l'infini war das Ziel unserer Wahl.

Quelle magie! Der perfekte Fels und die einmalige Lage machen dieses Klettergebiet einzigartig.

Das Spektakel findet aber natürlich nicht in dieser vertikalen Lochwand rechts am Felsband, sondern anderswo statt - in erster Linie am gewaltigen Bauch vom Biographie-Sektor, bei welchem man sowohl auf dem Hin- wie auch auf dem Rückweg vorbeikommt. Und natürlich liessen wir uns das Schauspiel nicht entgehen und beobachteten die Topcracks bei ihren Versuchen in der Abenddämmerung. Es ist schon Wahnsinn, was diese Leute an Power-to-Weight-Ratio, Resistance und Bewegungspräzision mitbringen. Alleine nur die ersten paar Griffe in dieser 30-40m hohen und 40 Grad überhängenden Wand zu befühlen zeigt ziemlich klar auf, wie weit deren Können von dem eines Joe Normalo weg ist...

Für einmal auf dem Plateau de Ceüse, um noch besser die Rundumsicht zu geniessen!

Da könnte man sich und seine Kletterei als klein und unwichtig fühlen, was natürlich global gesehen sowieso stimmt. Dennoch, es ist nicht die Emotion, mit welcher ich diesen grandiosen Tag beschlossen habe. Mir glückten der Reihe nach vier lange Routen in den Graden 6b+, 6c+, 7a und 7b+ onsight. Gerade in der letzteren musste ich mindestens genau so sehr wie ein 9b-Athlet kämpfen. Näher am Abgang hätte ich an mehreren Stellen nicht sein können, mirakulös konnte ich mich jeweils retten - immer ein geniales Gefühl. Die Emotion, 2m über dem Haken einen dynamischen Move ans Loch der letzten Hoffnung zu pfeffern und dann gerade knapp hängen zu bleiben, lässt einen einfach als Held fühlen, egal wie unspektakulär es von aussen betrachtet sein mag. Und genau ums persönliche Erlebnis geht's ja schliesslich in erster Linie beim Klettern. Auf jeden Fall, es hat wieder einmal 'mehr als gfägt' in Ceüse, ich freue mich schon bald wieder zurück zu sein!

Strong Ladies - die eine direkt aus dem Go in der 9b+ :-))

Ponteil - Le surplomb jaune (6a+)

Wie bereits erwähnt, unsere Rückkehr aus Ceüse war erst nach Mitternacht, so gab es am nächsten Tag einen langsamen Start und nach dem erlebnisreichen Tag war bei manchem Familienmitglied das Reissen für einen nächsten Ausflug beschränkt - vor allem, weil wir ja am Folgetag nochmals nach Ceüse "mussten", um noch mit einigen weiteren der Topcracks Fotos zu schiessen und Unterschriften einzuholen. Wir einigten uns schliesslich darauf, dass die Kinder am Nachmittag in den Aquapark dürfen und die Erwachsenen eine kurze und zeitsparende Recovery-MSL angehen. 

Blick ins Val Durance vom Einstieg, in der linken unteren Ecke der Sportklettersektor Le Pouit.

Als Ziel wurde die Wand von Ponteil auserkoren. Das ist grundsätzlich ein sehr sonniges Gebiet an der (süd)östlich ausgerichteten Talflanke, ideal für die kältere Jahreszeit. Der rechte Wandteil liegt allerdings ab den frühen Nachmittagsstunden im Schatten und ermöglichst dann dank Talwind und der Lage auf 1500m durchaus auch im Hochsommer ein genussvolles Klettern in angenehmen Bedingungen. Um 13.30 Uhr liefen wir vom Parkplatz bei der Brücke in Le Pont (P.1447) los. Man geht über den Bach zurück, gleich bei der Mauer bzw. beim Infoschild beginnt der gut ausgetretene Pfad, der in 10 Minuten zur Wand führt. Die Routenwahl liessen wir bis zuletzt offen, am Wandfuss setzte sich dann die feminine Devise durch, dass Recovery das Klettern der einfachst- und nicht der schwierigst-möglichen Route im Sektor bedeutet :-)). Somit stiegen wir um 13.45 Uhr und somit 15-30 Minuten vor der definitiven Einkehr des Schattens am Wandfuss in die Surplomb jaune ein. Der Einstieg ist mit einer abblätternden "43" unscheinbar beschriftet, mit Topo und etwas analytischen Fähigkeiten aber durchaus zu identifizieren.

Leider auf der Anfahrt den Zeitpunkt verpasst, um ein Wandfoto zu schiessen und auf dem Rückweg war die Wand dann im Schatten und es hatte Gegenlicht. Naja, einen Eindruck vom Gemäuer kriegt man auch so, ebenso konnte ich den Routenverlauf von Surplomb Jaune (6a+) einzeichnen.

L1, 30m, 5c+: Steil, griffig und abgespeckt nach links hinaus, etwas um die Dächer herum und darüber hinweg. Pas si facile que ça - wer eine 6a nicht solide drauf hat, tut sich hier möglicherweise durchaus schwer. Die Felsqualität ist zudem nicht überragend, da hier schon viele vorbei sind, passt es aber schon. Erst das Finish an einer Schuppe dann einfacher.

Nachstieg in L1 (5c+), am Ende geht's einer prima griffigen Schuppe entlang.

L2, 20m, 5c+: Erneut eine Querung nach links hinaus, am Ende dieser an der Nase gibt's eine für den Grad doch ziemlich knifflige Stelle, dünkte es mich! Das Finale dann wunderbar über eine Platte mit extrem wasserzerfressener Tropfloch-Struktur.

L3, 25m, 5c+: Mit der Verwendung von langen Exen liess sich diese Länge gleich an die vorangehende Anhängen - macht aber sicher nur Sinn, wenn man gut über dem verlangten Niveau steht. In dieser Seillänge geht's gleich fordernd und ziemlich athletisch los, der glatte Fels ist schon reichlich poliert, eher 6a. Zum Schluss dann einfach aber in etwas brüchigem Gelände zum Stand bei einem Baumstrunk - wie lange der wohl schon hier ist?!? Möglicherweise dank dem trockenen Klima schon Jahrhunderte!

Kathrin folgt in L3 (5c+), der Ausstieg ins flachere Gelände "da capire...".

L4, 25m, 5c: Die schönste Seillänge der ganzen Route führt durch eine steile Verschneidung. Der Fels ist hier von prima Qualität, top-strukturiert und erlaubt genussvolles Steigen. Aber auch hier würde ich sagen, für eine 5c ist das ziemlich oho, 6a kann man sicher durchaus geben!

L5, 25m, 5c: Es geht auf dem Band kurz nach rechts und dann über die steile, ziemlich griffige Stufe hinauf. Der Mantle ins flachere Gelände ist doch einigermassen knifflig, auch diese Stelle würden wir eher mit einer 6a/+ bewerten?!? Das Ende dann einfacher an einer etwas botanischen Verschneidung. Hinweis: viele verkoffern sich laut den Berichten auf C2C zu Beginn dieser Seillänge nach rechts in die Ricollet, was einen alternativen, etwas einfacheren Ausstieg vermittelt.

Ideales Schuhdepot an Stand 5 (#scarpaspa #noplacetoofar - ah nein, Schuhe sind ja selber gekauft ;-))

L6, 15m, 6a+: Vom bequemen Stand mit prima Schuh-Schublade wartet noch das Abschlussbouquet. Die meisten Topos zeigen hier nicht die tatsächliche Situation, gibt es nämlich 2 mögliche Linien. Die linke scheint irgendwie logischer und ist das Original, erfordert jedoch A0 (ist schon auch frei kletterbar, dies jedoch im Bereich 7b, sicher nicht als 6a). Die rechte Variante unter dem Dach hindurch ist hingegen deutlich kommoder und im Bereich 6a+/6b frei passierbar - dies jedoch einigermassen zwingend (insbesondere für den Nachsteiger!). Das Dach einmal bewältigt, kommt noch kurz etwas griffiges Gelände, gefolgt von ein paar Büschen und dann schon der finale Stand.

Zwei Abseiler in steilem Gelände ermöglichen eine rasche Rückkehr an den Wandfuss.

Um 15.30 Uhr und damit nach 1:45h Kletterei waren wir am Top der genussreichen Kletterei. Wegspuren führen hinauf auf die flachere, waldige Zone der Crête du Bouchet. Man könnte sich nun nach links (westlich) und aufwärts halten, um den Gipfel und einen mit Seilen versicherten Fussabstieg zu wählen. Ziemlich sicher schneller und bequemer ist es von diesem Sektor jedoch, auf Wegspuren ca. 20hm nach rechts (östlich) zu einer Abseilstelle bei einer grossen Föhre abzusteigen. Von dort erreicht man mit zwei steilen Manövern den Boden und ist mit wenigen Schritten zurück am Einstieg. Alternativ liesse es sich auch über Nid d'Aigle abseilen, der oberste Stand schien mir aber in exponiertem Gelände (Fixseil) weniger bequem erreichbar. Bald rollten wir talwärts, es war nur ein kurzer Weg zurück zu unserem Basecamp.

Facts

Le Ponteil - Le surplomb jaune 6a+ (6a obl.) - 6 SL, 140m - M. & J.J. Rolland 1973 - **;xxxx
Material: 2x50m-Seile, 12 Express

Eher kurze, aber doch komplette MSL-Route mit klassischer Linienführung durch eine steile Wand. Die Felsqualität ist insgesamt recht gut, einzelne Stellen mit fantastischen Tropflöchern wechseln sich ab mit teils etwas blockigen Verschneidungen/Dächern, etwas glattem/belagigem Gestein und teils deutlichen Gebrauchsspuren - lässig zu klettern ist es aber immer noch. Die Route wurde saniert und ist üppig mit zeitgemässen, verzinkten BH ausgestattet. Überall wo es schwierig ist, ist die Absicherung mindestens klettergartenmässig und auch an den einfacheren Stellen nie weit. Topos findet man z.B. im Oisans Nouveau, Oisans Sauvage, Briançon Climbs, Plaisir Sud und (mit der grössten Präzision) im Topoguide Band III. Nützlich auch die Beschreibung auf C2C.

Montag, 22. August 2022

Tour Termier (3070m) - Le feu sacré (7a)

Der Col du Galibier ist für uns ein magischer Kletterplatz. Schon vor 3 Jahren waren Larina und ich das erste Mal über die Ponant Neuf (6a+) durch die eindrückliche Westwand des Tour Termier geklettert. Seither bestritten wir jedes Jahr eine MSL in dieser Gegend (2,3) und somit erstaunt es nicht, dass auch für diese Ferien ein Ausflug an die Galibier ganz oben auf der Wunschliste stand. Die beste Linie am Gipfelturm ist sicherlich die Feu Sacré, welche lotrecht und fast pfeifengerade auf den über 3000m messenden Gipfel zieht. Sie war schon Mitte der 1980er-Jahre von J.M. Cambon und G. Fiaschi mit dem Handbohrer erschlossen werden, ein kühne Sache für die damalige Zeit!

La fille grandit - la paroi reste aussi imposante! Tour Termier mit dem Verlauf des Feu Sacré (7a).

Der erwünschte und erhoffte Top-Tag kam zum Glück schon am vierten Tag unserer Ferien. Den wollten wir auch gleich für die Tour nutzen, denn einige Parameter müssen schon stimmen, damit man an dieser Wand genussvoll klettern kann. Idealerweise ist es warm (bzw. im Tal heiss), windarm und stabiles Wetter erlaubt es, erst nach Mittag anzugreifen, wenn die Wand von der Sonne beschienen wird. Das alles war gegeben, so kurvten wir vom Camping zum Galibier hinauf und starteten um 11.30 Uhr bei der letzten Kehre auf der Südseite auf 2510m. Der Zustieg führt erst mit etwas Auf und Ab horizontal ca. 2km dem Hang entlang. Erst im Geröllkessel unter der Wand gewinnt man dann so richtig an Höhenmetern. 

Auf dem Zustiegspfad - inzwischen lastet nicht mehr das ganze Material auf des alten Esels Schultern ;-)

Wir waren uns inzwischen bewusst, dass die ideale Route möglichst lange auf der Spur zum Col Termier bleibt und strikte dem Wandfuss entlang zum Einstieg am Pfeiler führt. Nach 1:00 Stunden Gehzeit waren wir vor Ort auf ca. 2810m. Der ganze Pfeiler war (scheinbar) für uns reserviert, darauf kann man bei diesen beliebten Routen bei guten Bedingungen nicht unbedingt zählen. Da schon etwas mit dem Sektor vertraut, war der Einstieg für mich einfach zu identifizieren. Die Route war rudimentär mit Chalk angeschrieben, sonst gibt es aber keine Markierung. Die steile Verschneidung der ersten Länge (siehe Foto) ist aber ziemlich charakteristisch. Da niemand zugegen war, setzten wir erneut auf die Option Abseilen anstatt Fussabstieg, liessen die Treter am Einstieg und zogen dafür ein Hilfsseil mit. Um 13.00 Uhr stiegen wir ein.

Hier geht's los mit der Feu Sacré, vielleicht hilft das Bild ja einmal jemandem, den Einstieg zweifelsfrei zu identifizieren. Sonst ist er nämlich nicht näher bezeichnet, auch bei den umliegenden Routen ist dies nicht der Fall und die Orientierung am Wandfuss ist durchaus nicht komplett trivial.

L1, 25m, 6a: Ziemlich imposant und gar nicht mal so üppig abgesichert sieht das aus, da könnte man durchaus einen gewissen Bammel bekommen. Naja, wir waren uns der Sache aber sicher und so legte ich los. Steil geht's erst hinauf, das Gestein entpuppt sich als prima henklig. Auch die Verschneidung danach klettert sich gutmütiger wie man befürchten könnte, da man die Sache recht gut wegstehen kann - leicht überhängend ist die Wand aber durchaus.

Die erste Etappe ist geschafft (L1, 6a).

L2, 45m, 6a+: Verschneidungskletterei zum zweiten, dieses Mal durchaus ein bisschen verschärft. Erst geht's noch, aber nachher wird der Riss unangenehm breit und abdrängend, das Trittangebot eher schmal. Ohne den Füssen zu vertrauen geht's nicht, die zu verwendenden Strukturen zeigen durchaus schon einige Abnutzungserscheinungen - ce n'est pas facile! Hat man dann etwas einfacheres Gelände erreicht, so folgt man der nun rampenähnlichen Verschneidung nach links, der offensichtliche Bolt gerade hinauf in der Wand gehört hingegen zur benachbarten Oxygène. Zuletzt über ein Grasplätzli mit sehr vielen Edelweiss nach links zum Stand.

In L2 (6a+) ist der Ausblick auf die pas-si-facile-que-ça Verschneidung fotogener als der Ausstieg auf das Grasbödeli. Dafür sieht man halt niemanden in Aktion beim Klettern...

L3, 45m, 6a+: Startet mit steilplattiger Wandkletterei, berührt kurz eine Verschneidung um wieder über die Platte zu führen - es gilt die Optimallinie zu erkennen, man kann es sich hier definitiv auch schwierig machen. Das Gelände verflacht sich dann zusehends und man trifft auf den (Abseil)stand bei einem bequemen Bödeli. Achtung, die BH-Linie direkt ob diesem ersten Stand ist die Oxygène! Das Feu Sacré verläuft weiter links, damit man die nächste Seillänge vernünftig klettern kann, muss man noch schrofige 10m zum eigentlichen Stand traversieren. Dieser ist nicht so offensichtlich und auch nicht saniert, er besteht noch aus den originalen Spits.

Ausstieg auf die Bänder am Ende von L3 (6a+), hinten der Roc Termier, wo es auch Routen gibt.

L4, 25m, 6c/+: Nun also rechtshaltend hinein in diese steile Mauer - man wird sich subito Gewahr, dass dies eine erste Prüfung wird. Zumindest wenn man freiklettern will, denn die Bolts stecken eng und erlauben A0, so wäre es kein Problem. Das Gestein ist hier leider erst von der Sorte 'bof bof', sprich etwas glatt, ungriffig, abgelutscht und zumindest von der Optik her geht's in Richtung splittrig. Wir finden aber den Schlüssel und können die bouldrige Stelle passieren - danach ist der Fels schöner, wird zerfressen mit Tropflöchern und wasserrilligen Strukturen (die aber teils schon deutlich poliert sind). Auch da muss man sauber geplant Moven, so einfach fand ich das nicht!

Nach einem bouldrigen, nicht so überzeugenden Auftakt folgt in L4 (6c/+) eine prima Steilplatte.

L5, 20m, 6a+: Optisch sieht's vom Stand her durchaus anspruchsvoll und kompakt aus, man könnte einen Sandbag vermuten. Das trifft dann aber doch nicht zu, auf der richtigen Linie besticht der Fels durch formidable, stark zerfressene Struktur mit Tropflochgriffen und man gewinnt doch recht mühelos an Höhe. Eine sehr schöne Seillänge! Schade nur, dass schon bald das nächste Band kommt, der Stand dort gemeinsam mit der Ponant Neuf (6a+) - auch hier gibt's nur die alten, handgebohrten Spits.

Gegend, Panorama und die Routenlinie sind einfach fantastisch. Hier Larina am Ausstieg von L5 (6a+).

L6, 35m, 6b+: Der Auftakt in diese Länge bietet etwas ein Déja Vu zu jenem in L4. Es ist gleich knifflig-bouldrig, schwierig zu lesen, das Gestein unangenehm glatt-abgelutscht und hier durchaus nicht nur optisch auf der splittrigen Seite. Ich muss ein paar Mal ansetzen, bis ich eine stabil ausführbare Lösung finde - habe ich mich nur dumm angestellt oder ist es wirklich so schwierig? Es folgt eine kleine Verschneidung, erst danach geht's dann im Schaulaufen an griffigem Gestein linkshaltend aufwärts zum Stand. Am Ende folgen dann noch ca. 5m horizontale Querung nach links, der Fels da wieder etwas brüchig, aufgrund der Absicherung etwas unangenehm für den Nachsteiger.

Die ganze Anlage fast schon wendenmässig. In diesem Ausblick sieht man im Vordergrund L5 (6a+), in Originalauflösung sieht man auch unsere Vorgänger-Seilschaft, die ich bei Ankunft an Stand 4 das erste Mal überhaupt wahrgenommen hatte. Der Nachsteiger dieser Seilschaft ist in L6 (6b+) unterwegs.

L7, 20m, 7a: Nein, diese Cruxlänge fand ich nicht die Zierde der Route! Los geht's noch gemässigt schwierig im 6a/+ Bereich. Der Fels nicht schön, er wirkt etwas splittrig. Man erreicht dann eine Struktur, an welcher die Linie erst nach rechts und dann aufwärts führt. Leider sind die zu nutzenden Tritte auf dem glatten Fels inzwischen hochpoliert. Es heisst also, ordentlich Druck aufs Geläuf zu bringen, was erst an Untergriffen und kleinen, fragil wirkenden Leisten, später dann an Seitgriffen zu erfolgen hat. Immerhin, die Bolts stecken eng, so ist bei dieser unangenehmen Kletterei immerhin der psychische Anspruch nicht hoch und bei Nichtbeherrschen die A0-Möglichkeit gegeben. Zuletzt stellt sich dann noch die Frage, auf welcher Höhe man sich von der linken Struktur löst und an die rechte Schuppe wechselt, wo sich schlussendlich der Stand befindet. Solcherlei konkrete Beta gehört ja nicht in einen Tourenbericht, zumal ich mir auch nicht anmasse, dass meine Version die Optimallinie gewesen sein muss. 

Am Ende der Cruxlänge (L7, 7a) hat's wieder gute Griffe, davor fand ich es eher etwas murksig.

L8, 35m, 6b: Die Crux dieser Länge könnte man beim Blick nach oben leicht übersehen... sie befindet sich nämlich gleich beim ersten Schritt, wo man wieder an die linke Struktur wechseln muss. Das ist bestimmt auch ziemlich morpho, mit reichlich Spannweite war das einmal hopp und gegessen, Larina musste sich da wesentlich mehr mühen. Der Rest der Seillänge ist dann mehr vom Typ "ça déroule". Nie ganz einfach, auf der richtigen Linie aber auch ohne üble Stopper-Moves, etwas Engagement ist aber auf der ganzen Strecke nötig.

Kleine Verschneidung am Ende von L8 (6b), die gutgriffiges, flowiges Steigen erlaubt.

L9, 25m, 6b: Ein schöner Abschnitt, der mit prima Kletterei an schönem, vom Wasser modellierten Fels beginnt. Zwei etwas bouldrige Stellen wollen entschlüsselt werden, was mit der richtigen Linienwahl gut möglich ist. Man gelangt dann unter ein Dächlein, welches im schwarzen Fels mehr umgangen als überquert wird. Darob befindet sich ein Stand, der gemäss manchen Beschreibungen als fakultativ bezeichnet wird. Doch einerseits fehlte mir die nötige Zahl an Exen um noch weiter zu klettern, andererseits ist es auch in Sachen Seilzug wohl beschränkt sinnvoll. Noch gewichtiger war für uns aber das Argument, dass wir hier endgültig auf eine Seilschaft vor uns aufliefen, die wir auf dem Anmarsch und während langer Zeit auch beim Klettern nicht bemerkt hatten. Sie waren schon um 9 Uhr morgens und damit 4 Stunden vor uns eingestiegen, mühten sich über die Seillängen hoch und kamen nur in Zeitlupe vorwärts. Zum Glück hatten wir lange geschlafen und nachher gemütlich gefrühstückt, kann man da nur sagen!

Umkletterung eines Daches am Ende von L9 (6b), unten sieht man die Abfahrts-Geröllreisse.

L10, 20m, 6c: Die letzte klettertechnische Herausforderung auf dem Weg zum Gipfel! Ohne besondere Probleme geht's an den Wulst heran, dessen Überwindung v.a. beim Mantle in die Platte darob einen guten Plan, etwas Bewegungstalent und Vertrauen in die Füsse erfordert. Ich fand es schlussendlich aber doch deutlich einfacher wie L4, L6 und erst recht L7. Aufgrund der Mühen unserer Vorgänger ist's vermutlich auch mit Hakenhilfe nicht ganz geschenkt bzw. ein plattiger Aufsteher noch halb zwingend (schwierig zu sagen für mich). Nachher geht's einfacher zum Stand, wobei man sich durchaus nochmals fordern kann, wenn man sehr strikte die Hakenlinie benutzt.

Plattiger Ausstieg aus L10 (6c), in direkter Hakenlinie ziemlich fordernd.

L11, 40m, 5c: Es geht gerade hinauf in die markante Verschneidung, nach etwa 15m mündet von links her die Ponant Neuf ein. Das Gestein ist hier formidabel griffig, so erfreut man sich hier einer genussvollen Turnerei. Der Stand befindet sich dann ca. 5m unter dem Gipfelkopf auf einer Plattform. Wer es eilig hat, wieder ins Tal zu kommen, macht da Stand (Abseilen von da über die Wand möglich, ebenso auf die Rückseite für den Fussabstieg). Aber natürlich ist es schade, den über 3000m hohen Gipfel mit seinem bequemen Rastplatz zu verzichten. Also über die Wandstufe hinauf, zum Nachnehmen muss man dann etwas unbequem den Ausstiegsstand der Boucs en Stock nutzen, der sich weitere 5m drüben an der Kante befindet. 

Geschafft - angekommen auf dem Tour Termier (3070m). Man vergleiche zum Bild 3 Jahre zuvor...

Noch ein paar Minuten vor 19.00 Uhr und somit nach doch fast 6:00h Kletterzeit waren wir am Top angekommen. Unter dem Strich hatte es eher länger gedauert, als ich es bei der Planung erwartet hatte. Die Kletterei ist aber bedeutend steiler und anhaltender wie in der Ponant Neuf (6a+) nebenan, v.a. waren die laut Originaltopo vielen 6a/+ Seillängen durchaus schon fordernd und kein Marschiergelände. Und in den 4 schwierigsten Längen (L4, L6, L7, L10) mussten wir uns echt schon die nötige Zeit nehmen und voll Mühe geben, um sie stilrein Onsight/Flash zu bewältigen. Unsere letzte Unternehmung an diesem Berg, die Marmotta Impazzita (6c) sieht auf dem Topo im Schnitt durchaus ähnlich aus, die hatten wir aber doch als bedeutend einfacher in Erinnerung. Wie dem auch sei, geschafft ist geschafft und auf einige Minuten schneller oder langsamer kommt es schlussendlich nicht an.

Panorama vom Tour Termier (3070m) - einfach eine fantastische Berggegend!

Die andere Seilschaft wollte zum Glück zu Fuss absteigen, somit hatten wir einerseits die Wand für den Weg in die Tiefe für uns alleine, andererseits einen 1:1-Vergleich, welche Methode schneller ist. Befindet man sich einmal auf dem Gipfelkopf, so kommt man nicht mehr so einfach zu Stand 11 vom Feu Sacré und wählt besser eine der anderen Abseilpisten (die im Oisans Nouveau, Oisans Sauvage perfekt beschrieben sind). Wir indessen profitierten von den 60er-Seilen, kehrten nach dem ersten Abseiler ins Feu Sacré zurück und standen schliesslich in 6 zügigen Manövern wieder am Einstieg. Unser Getränkedepot ebenda war zum Glück schon kühl geblieben, so konnten wir vor dem Rückmarsch nochmals auftanken. Nachdem wir unsere Waren gepackt hatten, rutschten wir erst das Geröll hinunter und liefen dann bei wunderschöner Abendstimmung retour an die Galibier-Passstrasse, wo wir etwas vor 21.00 Uhr eintrafen. Glücklich und zufrieden über die Tour rollten wir talwärts. Erst nach Einbruch der Dunkelheit trafen wir auf dem Camping ein, assen noch einen Happen und legten uns dann aufs Ohr.

Sozusagen das Fazit des heutigen Tages :-)

Facts

Tour Termier - Le Feu Sacré 7a (6b obl.) - 11 SL, 340m - Cambon/Fiaschi 1987 - ****;xxxx
Material: 2x50m-Seil, 14 Express

Der grosse MSL-Klassiker am Col du Galibier im 7a-Bereich, in kühner Manier von J.M. Cambon und G. Fiaschi schon Mitte der 1980er-Jahre mit dem Handbohrer erschlossen. Erstaunlich eigentlich, dass nicht diese Route Eingang in das Buch Moderne Zeiten gefunden hat, das schiene mir irgendwie passender wie die getroffene Wahl. Die Linie, die steile Kletterei und oft auch der Fels sind durchaus überzeugend, trotzdem wurde die Route nicht ganz meinen sehr hohen Erwartungen gerecht. Die Stellen mit der schwierigsten Kletterei sind allesamt etwas unschön in glattem, etwas splittrig wirkendem Fels, der gerade dort auch schon sehr deutliche Nutzungsspuren zeigt. Alles in allem ist es aber doch eine 4*-Tour, die man gemacht haben muss, wenn man in dieser Gegend klettert. Wie schon erwähnt, fand ich die Bewertungen im lokalen Kontext strenger wie erwartet. Ich habe daher die offizielle 6a obl. nach oben korrigiert. Eine 6b sollte man schon sauber onsight vorsteigen können, sonst ist man in dieser Route sicher an der falschen Adresse. Die Absicherung ist seit dem Remodelling durch die Erschliesser im 1998 durchaus sehr gut - wie gewohnt sind schwierigsten Stellen eng behakt und erlauben A0, wo es einfacher wird ist hier - mehr als in späteren Routen derselben Erschliesser - auch mal etwas Wegklettern vom Haken gefragt. Topos und Infos findet man im Oisans Nouveau, Oisans Sauvage und im Topoguide Band II

Donnerstag, 18. August 2022

Gorge de la Biaysse - Super Viagra (6a+)

Es geht gleich nahtlos weiter mit Berichten aus der Dauphiné, nun aber von den Ferien 2022. Nach langer Anfahrt und dem Zeltaufbau waren alle von der Hitze erschlagen und "müde". Wobei derjenige mit dem grössten Pensum der Autor war. Der hatte nämlich am Vorabend die ganze Ausrüstung vorbereitet und verladen, zudem sass er für die gesamte Fahrtstrecke am Steuer, während der Rest der Familie dösen konnte oder sich der Unterhaltung an ihren elektronischen Geräten widmete. Wobei ich das durchaus relaxend finde, während solcher Fahrten kann man ja sehr gut an seinen Gedanken spinnen und Pläne machen. Und die verlauteten eben darauf, nach dem langen Stillsitzen noch etwas Bewegung zu erhaschen. 

Die Gorge de la Biaysse ist eine tolle Felsenlandschaft mit vielfältigen Klettermöglichkeiten.

Somit also auf dem Zeltplatz das nötige Material gepackt, das Bike startklar gemacht und in 15 Minuten zum Ausgangspunkt bei der Kapelle von Rame geradelt. Für den Zustieg wichtig: für die Routen am Rive Gauche den Bach nicht überqueren, sondern direkt am sakralen Gebäude vorbei und den guten Wanderpfad nach Pallon einschlagen. Nach wenigen Minuten, noch bevor man unter der Wasserleitung quert, zweigt links ein gut ausgetretener Climbers Trail ab, der innert Kürze zur Wand führt. Ist diese erreicht, heisst es noch etwa 30-40m nach links abwärts zu queren. Da sich am Fuss dieser Wand ein Klettergarten mit Base Climbs befindet und die Routen nur teilweise bezeichnet sind, ist etwas Spürsinn erforderlich. Die Skizze ist 'Oisans Nouveau, Oisans Sauvage' ist aber prima - die Super Viagra beginnt (ohne Anschrift) nachdem sich der Pfad für eine kurze Kehre von der Wand entfernt und rechts der Douce Violence, welche deutlich angeschrieben ist. 

Sicht auf die Wand mit dem Routenverlauf.

Was ich bis dahin noch nicht explizit erwähnt hatte: da niemand mitkommen wollte, kam wieder einmal der Modus Rope Solo zum Zug. Zum Wiederholen von Routen bringe ich diesen kaum je zur Anwendung, da die Sache doch etwas umständlich und einfach weniger flowig wie das Klettern in Seilschaft ist. Vom Erschliessen, wo man ja sowieso nicht so vorwärts kommt und in allen Aspekten basteln und riggen muss, bin ich aber durchaus damit vertraut. Erwähnt sei auch, dass diese Art der Sicherung absolut 'fail proof' und somit risikotechnisch identisch zur Kletterei in Seilschaft ist. Trotzdem ist das nur etwas für Experten, ich will an dieser Stelle keine Werbung dafür machen und verzichte daher auf irgendwelche Beschreibungen vom Setup oder sonstigen Empfehlungen diesbezüglich. Um 17.15 Uhr hatte ich mich organisiert und kletterte los.

L1, 30m, 6a: Athletischer Start, dann in eine gutgriffige Verschneidung, welche nach rechts verlassen wird, was die Bedienung einiger kleinerer Griffe erfordert. Steil und luftig geht's schliesslich hinauf zum Stand. Es ist eine lässige Seillänge, der Fels gut und solide - und wo nicht, wurde gehämmert, gezimmert und die Sache von Mr. Bricolage zurechtgebogen.

L2, 25m, 5c+: Sehr schöne Kletterei an einer Kante mit prima Fels, Stand auf bequemem Band. Ich würde sagen, das ist die schönste Seillänge der ganzen Route!

L3, 25m, 6a+: Zwei, drei Meter nach rechts, dann steil und henklig hinauf. Nach einigen Metern legt sich das Gelände zurück, es folgt eine zweite Crux. Fast verdoneske Kletterei an Schlitzen (welche teils etwas intensiv bearbeitet sind). Stand erneut auf Band.

Ausblick auf L3 (5c+), die richtig steile Kletterei an guten Griffen bietet.

L4, 25m, 5c+: Das Gemüsebeet überqueren und rein in die beständig betont senkrechte Wand. Man findet ausreichend Henkel und Schuppen, allerdings ist die Felsqualität nicht die Beste. Doch auch hier hat Mr. Bricolage alles festgeklebt, angeschraubt und abgeschlagen, was eine Gefahr gewesen wäre.

L4bis, 15m, Gehgelände: Kurzes Verbindungsstück, man muss den Stand aber zwingend übers Band nach rechts verschieben. Ein kurzer Abschnitt am Stand der Bayse Torride vorbei braucht die Hände und ist etwas exponiert. Wer keine Lust auf die letzte Seillänge mehr hat, kann problemlos über das Band ausqueren.

L5, 25m, 5c+: Weniger attraktive und einfachste Seillänge. Der Fels ist teils etwas belagig und brösmelig, auch nicht überall bombensolide. Passt aber schon.

Sicht aus der Wand auf die östliche Talseite des Val Durance mit der Tête du Peyron.

Um etwa 18.45 Uhr und somit nach 1:30h hatte ich das Programm (in jeder Seillänge 1x Vorstieg, 1x Abseilen, 1x Nachstieg) erledigt und war am Top angekommen. Für eine Rast lohnt es sich, vom letzten Stand noch ca. 25m hinauf zu einem flachen Boden mit schönem Blick ins Tal und in die Gorge zu steigen. Für den Abstieg heisst es dann, noch etwas weiter aufzusteigen und die Wasserleitung beim Betonsockel zu unterqueren. Von da gilt es, noch weitere ca. 15hm auf schwachen Wegspuren aufzusteigen, um bequem auf den Wanderweg queren zu können. Allfällige Abkürzungen durchs Gebüsch bzw. eine Felsstufe (sprich eine direkte Querung vom Routenende) lohnen sich bestimmt nicht. Auf dem Weg ist man dann in Kürze zurück bei der Kapelle, am Einstieg kommt man nicht mehr vorbei. Ich radelte zurück und nahm vor dem Znacht noch einen Schwumm mit den Kindern im See. Am nächsten Tag war erst einmal Sportklettern angesagt, wobei das angepeilte 8a-Projekt schon beim ersten Besuch erfolgreich bewältigt werden konnte - ein Ferienauftakt nach Mass :-)

Facts 

Gorge de la Biaysse / Rive Gauche - Super Viagra 6a+ (5c obl.) - 5 SL, 150m - J.M. Cambon 2013 - **;xxxxx
Material: 1x30m-Seil, 12 Express

Kurze, talnahe MSL-Route mit sehr guter Absicherung. Sie bietet ein Ganzjahresziel, dank dem nachmittäglichen Schatten und der Nähe zur Schlucht trifft man abends selbst an Hitzetagen auf akzeptable Bedingungen. Attraktiv ist die Route auch durch die homogenen Schwierigkeiten. Dank der sehr guten Absicherung und der griffig-steilen Kletterei dürften sich auch Umsteiger aus der Halle oder dem Klettergarten hier wohl fühlen. Der Fels ist meist gut, zudem wurde die Route wo nötig ausgiebig geputzt und präpariert (lose Schuppen angeklebt oder festgeschraubt, Griffe verbessert, ...). Hinweis: zum Abseilen ist die Route bis Stand 4 eingerichtet, dafür wäre ein 60m-Seil nötig. Der Fussabstieg ist aber bestimmt schneller und bequemer. Ein Topo zur Route findet man im Oisans Nouveau, Oisans Sauvage, die Baseclimbs sind im Briançon Climbs aufgeführt, nützlich ist natürlich auch die Beschreibung auf C2C.

Sonntag, 14. August 2022

Ailefroide - La voie des Maîtres (6c+)

Eine plattige MSL im Granit, aber bitte nicht zu einfach, so hiess die Bestellung von Madame. Ausgiebig wurde der Kletterführer gewälzt, um ihre Wünsche gegen Anspruch und Machbarkeit für den designierten Vorsteiger abzuwägen. Schliesslich hiess es 'auf zur Slab-Meisterprüfung' in der Voie des Maitres (13 SL, 6c+) im Sektor Palavar von Ailefroide. Eine grandiose Tour, die mit Knallerplatten überhaupt nicht geizt! Wir konnten die Route in unseren Sommerferien 2021 mit Genuss und Erfolg klettern, hier der Bericht dazu.

Da heisst es zupacken und richtig gescheit auf die Füsse stehen! Larina in Action in L5 (6c).

Vom Hauptplatz in Ailefroide folgt man erst der Strasse in Vallon de Selé, wo man nach ca. 600m Parkmöglichkeiten findet. Der Zustieg von da scheint kurz, es sind aber doch 250hm zu überwinden. Man folgt erst für ein kurzes Stück dem Wanderweg zum Refuge du Pelvoux, zweigt aber bald auf einem sehr gut ausgetretenen Pfad rechts hinauf in Richtung der Felsen ab. Noch bevor man am tiefsten Punkt der Felsen mit dem Einstieg der extrem populären Route Palavar-les-flots angelangt ist, hält man sich nach rechts gegen die Schlucht hinter dem Little Palavar. Das Gelände, wo die Route beginnt, sieht extrem nach Gemüsegarten aus... und so ist es auch nicht einfach, den Start zu finden. Etwas nach 13.00 Uhr starteten wir mit der Kletterei.

L1, 4c: Wie erwähnt, botanisch gefärbte, unlohnende Länge ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Es stecken einige Bolts, nur sind sie gar nicht mal so einfach zu lokalisieren. Kann man als verschärften Teil des Zustiegs verbuchen.

L2, 6c: Nun geht's aber fulminant los! Kurz hinauf, dann will ein Dachgürtel bouldrig nach links überwunden werden (A0 möglich). In der nachfolgenden Platte will dann aber geklettert werden, hier sind die Abstände zwingend gehalten, die Kletterei dafür etwas einfacher.

Nach der Dächli-Bouldercrux wartet in L2 (6c) noch ein fordernder Plattenausstieg.

L3, 5c und L4, 6a: In L3 querend deutlich über die Platte nach rechts, im Gesamtkontext eine unschwierige Seillänge, die zügig erledigt ist. Hier stecken die Bolts nicht ganz so eng. Auch in L4 ist der Charakter plattig, ich empfand sie als diejenige mit den weitesten Hakenabständen. Der Ausstieg dann etwas botanisch aber markant an der kleinen Föhre.

Etwas botanischer Ausstieg, dafür aber fotogen in den Farben (L4, 6a).

L5, 6c: Supercoole Steilplattenlänge, prima klettergartenmässig abgesichert. In der Mitte warten die kritischen Moves, es heisst sich sorgfältig zu platzieren, eher sloprige Griffe zu bedienen um Druck auf die Füsse zu bringen, welchen zu 100% zu vertrauen ist. Auch nach der Crux geht's kontinuierlich interessant weiter und lässt bis zum Schluss nicht nach, einfach genial!

L5 (6c) bietet anhaltend fordernde, steilplattige Kletterei mit prima Absicherung - echt genial. 

L6-L9, 6a-6a+: In L6 (6a) erst diagonal über eine Platte hinauf, dann nach rechts fast horizontal durch eine botanische Zone. In L7 (6a) wird das Gelände wieder kompakter, man steigt über eine schöne Platte hinauf. Etwas Abwechslung gibt es in L8 (6a+), wo die Route erst einem verschneidungsähnlichen Dächli folgt - sieht schwierig aus, löst sich aber prima auf. In L9 (6a) geht's plattig in eine buschige Zone hinauf, wo man vor dem Schlussbouquet ideal an einem bequemen Stand eine Pause einlegen kann.

Kurz mal etwas botanisch am Ende von L6 (6a)...
...dann wieder kompakte Plattenkletterei in den folgenden Längen, hier L9 (6a).

L10, 6c: Die Route quert erst markant nach rechts und weicht dabei etwas dem Grünzeug aus. Dann gerade hinauf, hier folgt die eng abgesicherte Crux. Einige kleine Leisten müssen zwingend gezwickt werden und natürlich braucht es sowohl die Technik wie das Vertrauen in die Füsse.

L11, 6c+: Kurze, aber sehr kompakte Plattenlänge. Erst hinauf, dann markante Querung nach rechts und ziemlich knifflig nochmals hinauf zum Stand. Gut gelesen ist aber halb geklettert, wir fanden diese Passage nicht schwieriger wie die 6c-Längen, die wir schon bewältigt hatten. Der Stand am Ende dann reichlich unbequem.

Da sind wir schon auf den letzten Metern der Route unterwegs!

L12, 6b: Man fühlt sich schon beinahe am Top, der Grat von Palavar-les-flots ist linkerhand zum Greifen nah. Es folgt aber noch mehr Kletterei wie gedacht, die Linie zieht nämlich etwas diagonal nach rechts unter dem Grat hinauf. Geniale Kletterei in prima strukturiertem Fels, hier sind die Abstände wieder etwas grösser.

L13, 4a: Man erreicht den Grat und folgt diesem über die Route Palavar-les-flots zum endgültigen Ende. Ein richtiger Genuss, der Fels auch hier prima strukturiert.

Tiefblick auf den Zeltplatz von Ailefroide, ein wahres Babylonien!

Um 18.50 Uhr und damit doch nach über 5:30h der Kletterei hatten wir das Plattenbrevet geschafft! Und zwar mit Bravour, wir konnten beide die komplette Route einwandfrei im Onsight bzw. Flash klettern. Das nächste Mal darf es für Madame dann also noch schwieriger sein. Die Frage ist nur, ob ich es dann auch noch kann...?!? Oder vielleicht tauschen wir dann einfach mal die Seilenden ;-) Solche Gedankenspiele hielten uns am Top nicht länger auf, es war Zeit für den Heimweg und das Nachtessen. Eine vorzügliche Abseilpiste führt in 6 langen Manövern an routenunabhängigen Standplätzen im Bereich der 'La vie devant soi' auf einen Geröllplatz hinter der kleinen Palavar-Spitze, von wo man zu Fuss weiter absteigen kann (tw. Drahtseile, weiterer Abseiler möglich). Wir erledigten dies wie immer effizient und zügig, beim zweiten Manöver passierten wir (ohne sie irgendwie zu behindern) eine Seilschaft, die in Zeitlupe operierte. Kaum zu glauben, dass sie nur gerade eine Strecke tiefer waren, als wir bereits am Einstieg die Schuhe schnürten! So sassen wir bald einmal auf dem Polster. Auf der Rückfahrt lief im Autoradio wie immer wenn wir in der Gegend sind, Imagine Radio. Er spielte Partysound und wir waren uns beide einig, welch fantastisches Gefühl es ist, mit einer erfolgreich gekletterten, anspruchsvollen MSL in der Tasche in dieser Stimmung zurück 'nach Hause' zu cruisen :-)

Facts

Ailefroide / Palavar - La voie des maîtres 6c+ (6b obl.) - 13 SL, 500m - J.M. Cambon & Y. Ghesquiers 1990 - ****;xxxx
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, Cams/Keile nicht nötig

Die Route trägt ihren Namen nicht ohne Grund, sie bietet viele hervorragende Plattensequenzen. Wobei es wie immer keine reinen Schleicher sind, der stark strukturierte Ailefroide-Granit mit seiner perfekten Reibung bietet knifflige, technische Steilplattenkletterei mit viel Abwechslung in den Moves. Die Route wurde im 2021 mit eingeklebten Ringen saniert, wobei die originalen Abstände beibehalten wurden. Die Absicherung ist an den schwierigen Stellen >=6b eng gehalten. Darunter sind die Abstände etwas grösser, bleiben aber immer im grünen Bereich. Einzig ab der zweiten Hälfte von L2 bis zu L4 heisst es etwas mehr "marschieren" - passt aber schon! Ein Topo findet sich im lokalen Führer Oisans Nouveau, Oisans Sauvage, Livre Est von Erschliesser J.M. Cambon.

Montag, 8. August 2022

Roche Jaune (2421m) - Meursault-Pilami (6a)

In den Sommerferien 2021 zeigte sich das Wetter in den französischen Hautes-Alpes für einmal als nicht ganz so stabil, wie wir uns dies aus den früheren Jahren gewohnt waren. Abendliche Gewitter waren mehr die Norm als die Ausnahme und es gab sogar komplett trübe Tage - etwas, das wir bis anhin in dieser Region noch nicht erlebt hatten. Nun denn, um in Talnähe zu klettern war es trotzdem immer gut genug. Als dann wieder einmal ein strahlend schöner, stabiler Tag angesagt war, wollte mit der ganzen Familie ein Kletterausflug in die Berge gemacht werden. Über die hier vorgestellte Route gibt es bis dato keine deutschsprachige Literatur. Die Präsentation im lokalen Führer 'Oisans Nouveau, Oisans Sauvage' war aber sehr attraktiv und die Berichte auf C2C tönten positiv.

Das ist unser Gipfel, die Roche Jaune, den wir von der hier sichtbaren, schattigen Seite attackierten.

Somit fuhren wir vom Camping nach Briançon, hinauf nach Puy-Chalvin (wo es auch einen tollen Klettergarten gibt, den wir schon früher besucht hatten) und weiter und weiter den Berg hinauf zu den letzten Häusern von Les Combes (1853m), zuletzt dann über eine raue, rätikonmässige Schotterpiste bis auf 1870m, wo es beschränkte Parkmöglichkeiten gibt. Wir hatten aber Glück und konnten das Panthermobil platzieren. Um Schlag 12 Uhr mittags machten wir uns auf den Weg. Die Strategie mit dem späten Aufbruch war im Angesicht der Tatsache, dass die Route über einen nach NW ausgerichteten Pfeiler führt, wohl ausgedacht. Und natürlich entsprach sie auch dem Gusto und dem Feriengroove der Teilnehmenden.

Roche Jaune mit ihrem NW-Pfeiler und der Meursault-Pilami (erste 4 SL) in der Abendsonne.
Hier sieht man den oberen, mehr nach SW ausgerichteten Teil der Route. Der untere Teil verläuft mehr oder weniger am Pfeiler im Profil.

Vom Ausgangspunkt folgt man erst der Piste bis zu P.1907, überquert dort den Bach und wandert in westliche Richtung in das Hochtal hinein. Nach ca. 20 Minuten zweigt man erneut linkerhand auf die Pfadspur zum Col de la Trancoulette ab und steigt durch lichten Wald etwas steiler dem angepeilten Berg entgegen. Bevor man den Passübergang erreicht, heisst es nach links über ein Blockfeld und teils auf Wegspuren, zum Einstieg abzuzweigen. Dieser ist problemlos zu lokalisieren, er befindet sich am tiefsten Punkt des Pfeilers, rechts eines angelehnten Pfeilers. Um 13.15 Uhr waren wir (inkl. einer Verpflegungspause unterwegs) vor Ort, bei zügigem Gehen schafft man die ca. 400hm des Zustiegs bestimmt auch in 45 Minuten. Um 13.30 Uhr starteten wir in die Route mit der Strategie, in zwei Seilschaften (Larina & Jerome, Marcel & Kathrin) parallel zu klettern.

L1, 5c+: Holla ja, es geht gleich los! Die ersten 20m bilden gleich einen der schwierigsten Abschnitte der ganzen Route. Man klettert erst eher auf der linken, schattigen Seite, wo das Gestein etwas nordwandelig abschüssig und glatt ist. Die Absicherung mit BH ist aber top. Zum Ende der Seillänge wird es einfacher und etwas alpiner.

Larina im Vorstieg in L1 (5c), die ersten Meter bilden gleich einen herben Auftakt und können bei frischen Temperaturen auch noch zu kalten Fingern führen, da sie bis weit nach dem Mittag im Schatten liegen.

L2, 5b: Mit einer Querung nach rechts folgt die Route dem interessanten Gelände. Eine gelbe, griffige Mauer heisst es zu erklimmen. Nachher legt sich das Gelände wieder etwas zurück, in genussreicher Klimmerei geht's zum nächsten Stand, welcher wie alle in dieser Route sich durch Bequemlichkeit auszeichnet.

Jerome folgt im etwas einfacheren Ausstieg von L2 (5b).

L3, 6a: Die nominelle Crux der Route! Beginnen tut die Sache mit einer Rechtstraverse zu einem Riss. Der sieht etwas einschüchternd aus, es löst sich aber alles prima auf. Ein zweiter Riss führt auf eine geneigte Zone und schlussendlich zur Schlüsselstelle, die aus einem plattigen Wändchen besteht. Die Hauptschwierigkeit besteht nur aus ein, zwei Bewegungen, die es m.E. für eine 6a aber noch in sich haben (A0 falls nötig jedoch gut möglich).

Der Cruxmove der Route - man sieht's, es ist kurzzeitig mal gar nicht so easy (L3, 6a).

L4, 5a: Erst über eine schöne Platte hinauf, diese führt zu einem gratartigen Rücken. Diesem hat man zu folgen, wobei es nicht mehr viele Sicherungen hat und mir v.a. die Position des Standplatzes unklar war. Vermutlich gibt's da gar keinen gebohrten Stand und man müsste mit einer Zackenschlinge an einem Block Halt machen. Sowieso, um die nächste Seillänge komfortabel zu klettern, ist es eigentlich zwingend nötig, erst vor dem Übergang an die nächste Wand im Couloir Stand zu beziehen. Es gibt dort aber keine offizielle Station, mit etwas Improvisation mit BH und Schlinge und da überhaupt nicht exponiert jedoch kein Problem.

Auf dem gratartigen Rücken in L4 (5a), Blick von unserem Stand im Couloir zu Beginn der nächsten Wand.

L5, 5b: Etwas kleingriffig hinauf, nach links und über eine plattige Stelle zum grasigen Ausstieg. Schöne Kletterei mit interessanter Linie, gut abgesichert. Wie schon erwähnt, mit dem offiziellen Stand nach L4 in der Mitte des Rückens wegen Seilzug kaum vernünftig zu machen.

Granola mit Coeur extra moelleux hat uns noch über jede MSL in der Dauphiné geholfen :-)

L6, 5c: Schöne und ziemlich anspruchsvolle Seillänge, die über kompakte Platten führt. Die Schwierigkeiten sind ziemlich anhaltend im 5b-Bereich mit ein paar schwierigeren Schritten im ersten Wanderl, später muss dann noch ein Wulst ziemlich knifflig erklommen und das Ausstiegsplättli gemeistert werden, bevor der Stand wieder bequem auf einem Grasband ist.

Auf der Ausstiegsplatte in L6 (5c) heisst es fein antreten!

L7, 5c: Dieses ziemlich lange Schlussstück braucht etwas Spürnase. Erst steilplattige Kletterei über eine Wand, dann heisst es auf einem Band deutlich nach rechts zu queren und die nächste Mauer in steiler Kletterei zu bezwingen (wegen dem Seilverlauf wäre ein Sturz da eher ungünstig). Den Stand zu finden ist gar nicht so einfach, hier und da befinden sich Dübel ohne Plättli - er ist oberhalb einer weiteren Stufe, auf den letzten Metern liegt einiges an losen Steinen herum.

Die Mama erreicht den letzten Stand der Route (Ausstieg aus L7, 5c).

Von diesem Punkt ist in den Topos noch eine letzte Seillänge im Grad 2c eingetragen. Dabei handelt es sich aber um kaum exponiertes Gehgelände, wir haben sie nicht mehr gesichert. Mit einem kurzen Aufstieg ist man bald am Gipfel, wo wir um 18.15 Uhr und somit nach 4:45h Kletterei eintrafen. Die Strategie mit einer Kinder- und einer Erwachsenenseilschaft hatte bestens funktioniert - Larina hatte die ganze Route onsight geklettert, bravo. Hin und wieder mussten wir aber etwas aufeinander warten und die Organisation an den Standplätzen nahm auch etwas Zeit in Anspruch, was die eher lange Begehungszeit erklärt - kein Problem aber, es war ein wunderschöner Sommernachmittag mit angenehmen Bedingungen und bequemen Rastmöglichkeiten am Stand.

Aussicht zum Col de la Trancoulette, der Gipfel hinten die Tête d'Aval, wo von Süden die berühmte und sehr hoch gelobte MSL-Route Rank Xerox (~20 SL, 7a) hinauf führt. Ja, dieser Berg und seine Route sind allgegenwärtig im Val Durance. Ich freue mich schon extrem auf den Tag, an welchem dieses Projekt zu Realisierung kommt. 

Der Abstieg vom Gipfel führt zwar weglos, aber in einfachem Grasgelände südseitig hinunter. Man trifft schliesslich auf eine Spur, welche nach links hinauf zum Gipfel La Croix d'Aquila, bzw. nach rechts zum Col de la Trancoulette führt. Der Abstecher hinauf zum gerühmten Aussichtspunkt über das Val Durance hätte gereizt, doch die Familie war dafür nicht mehr zu begeistern und so verkniff ich mir den Umweg ebenfalls. Auf dem Abstieg vom Col konnten wir die eben erkletterte, stolze Wand nochmals in ihrer ganzen Pracht bestaunen. Nachher ging's zügig retour zum Ausgangspunkt, wo sich der Kreis um ca. 19.20 Uhr schloss. Für den Abstieg brauchten wir nur rund 45 Minuten. 

Auf dem Heimweg, einfach eine sehr schöne Gegend!
Facts

Roche Jaune - Meursault-Pilami 6a (5c obl.) - 7 SL, 250m - Giraud/Raimond/Rougegré 1995 - ***;xxxx
Material: 1x50m-Seil, 12 Express

Sehr schöne, plaisirartige Kletterei in wunderschöner Bergumgebung mit Gipfelerlebnis. Der Fels ist an den schwierigen Stellen fest und von guter Qualität, im einfacheren Gelände gibt es auch hier und da etwas Gras und lose Steine. Die Route ist aber gut für einen Einstieg in das alpinere Klettern geeignet. Zu beachten ist einzig, dass ein Rückzug wegen dem querenden Verlauf bald einmal nur unter erheblichen Schwierigkeiten möglich wäre (zudem sind natürlich auch die Standplätze nicht dafür eingerichtet). Die Absicherung mit BH und ein paar wenigen Schlaghaken ist auf Stufe Plaisir gut+. Die Schlüsselstellen sind klettergartenmässig eingerichtet bzw. erlauben sogar A0, in einfacheren Passagen gibt's auch mal etwas grössere Abstände. Mobiles Material hatte ich keines mit dabei und empfand dies nicht als nötig, auch wenn es hier und da bestimmt noch Gelegenheit gäbe, einen Cam zu legen. Ein Topo zur Route findet man in 'Oisans Noveau, Oisans Sauvage, Livre Est' von J.M. Cambon.