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Dienstag, 17. Januar 2023

Swiss Ice Climbing Cup 2022 im 6aplus

Dieser Bericht kommt sicher unerwartet, wobei es auf diesem Blog eine Konstante sein soll, dass immer wieder Kletterüberraschungen präsentiert werden. Meine besten und intensivsten Zeiten an den Pickeln mit wilden Touren in Kandersteg (1,2,3), Erstbegehungen wie der Bloody Mary oder der Rubi Love und Tooling der härteren Gangart (siehe z.B. hier) liegen nun schon ein paar Jahre zurück. Aus den üblichen Gründen - d.h. immer seltener passende Bedingungen und der aufkeimende Mangel an motivierten Partner:innen, wenn man immer seltener geht - hat meine Aktivität mit den Geräten abgenommen, auch wenn meine Faszination für diese Spielart der Kletterei sicher nicht erloschen ist. Naja, ein Indoor-Wettkampf in diesem Metier ist dann nochmals eine ganz andere Geschichte. Wie es dazu kam, kann man in diesem Beitrag nachlesen.

Start in ein neues Abenteuer - breite Klettererfahrung zu sammeln, schadet auf keiner Altersstufe.

In den Bergen herrschte zwar eitel Sonnenschein ☀, bei allerdings miserablen Schneebedingungen und sowieso war ich für die Kids zuständig, so dass eine Tour nicht drin lag. Direkt im Anschluss an Larinas Training lag das 6aplus allerdings am Weg. So passte eine Teilnahme am Wettkampf perfekt in die Agenda. Hinzu kommt, dass mein Verständnis von einem guten Kletterer aus einer Person besteht, welche in allen möglichen Stilen, Felsarten, Bedingungen und Modi eine souveräne Vorstellung präsentiert. Dazu ist es eben auch imperativ nötig, sich diesen unterschiedlichen Umgebungen immer wieder auszusetzen, sonst erreicht man nie die entsprechende Vielfältigkeit. All diese Argumente verfingen schliesslich auch bei Larina, welche mich an den Wettkampf begleiten und selbst auch teilnehmen wollte.

Mach dich leicht... etwas Upper Body Strength schadet bei der Disziplin durchaus nicht.

Grundsätzlich kann man schon sagen, dass das Toolen und erst recht das Wettkampf-Toolen eine absolute Exotendisziplin ist. Die Teilnehmerfelder waren entsprechend klein: 11 Damen und 18 Herren. Dabei war z.B. bei den Damen von der amtierenden Weltmeisterin über das komplette CH-Nationalteam, der Equipe aus Lichtenstein bis zur blutigen Anfängerin Larina die komplette Szene vertreten. Bei den Herren war es ganz ähnlich, ausser dass die CH-Topleute hier nicht ganz zur internationalen Spitze zählen und neben dem Dettling noch ein paar andere schräge (Normalo-)Vögel mitwirkten. Ein wenig befürchtete ich schon, mich an diesem Event komplett zum Affen 🦧 zu machen. Wie im Intro erwähnt liegen meine besten Tooly-Zeiten schon etwas zurück, die einzige Practice Session fand am Vorabend in unserem Keller statt 😳. Gleichzeitig ist es mir aber auch völlig Schnuppe, beim Klettern etwas nicht zu können, bzw. in der Öffentlichkeit Verbesserungspotenzial aufscheinen zu lassen.

Natürlich darf auch ein Figure of 4 nicht fehlen - nix da mit DTS an den Wettkämpfen.

So gingen wir mit einiger Aufregung an den Austragungsort. Schliesslich war es ja durchaus Neuland. Bei den Sportkletterwettkämpfen wissen wir inzwischen genau wie der Hase 🐇 läuft - hier waren uns nicht einmal die exakten Regeln bewusst. Sind Handschuhe Pflicht? Wie, wann und wo darf man die Hände einsetzen? Zum Glück waren wir auch als komplette Noobs herzlich willkommen und bald über die Modalitäten aufgeklärt. Sodann konnte es losgehen. Die Quali bestand aus 8 stark überhängenden Boulderrouten, welche seilfrei absolviert werden konnten, plus einer im Toprope anzugehenden Aufgabe im "normalen", sprich leicht überhängenden Kletterbereich. Für mich lief es viel besser wie erwartet: 5 von 9 Problemen konnte ich toppen, beim sechsten fehlte mir nur der Move zum Top. Gut, die restlichen 3 waren dann deutlich anforderungsreicher mit wackligen Mini-Hooks und krass athletischen Moves. Der eine oder andere Fortschritt ging sich zwar aus, aber da wurden mir auch die Limiten und das Verbesserungspotenzial aufgezeigt.

Ein kleiner Überblick, woran die Pickelhaue halt finden muss - einfach immer sauber in Belastungsrichtung ziehen!

Ranglistentechnisch resultierte das in Rang 11, womit ich schliesslich gerade einen Platz hinter der Finalteilnahme zurück blieb. Was einerseits nicht so bedauernswert war, denn einerseits hatte ich in der Quali den Tank leergefahren - hätte ja nie damit gerechnet, später nochmals klettern zu müssen. Zweitens wurde der Final im Vorstieg geklettert, in einer irre langen Route im steilsten Kletterbereich. Andererseits wäre diese Prüfung natürlich auch sehr spannend gewesen: die Aufregung, wenn es wirklich zählt, zu sehen wie weit es in der spektakulären Route gereicht hätte, et cetera. Naja, auch das Zuschauen war sehr interessant, ja überhaupt die Anwesenheit und das Mitstreiten mit den Topcracks der CH-Szene, welche sich auch sehr unterstützend zu uns Anfängern verhalten hatten. Das war auch das Fazit von Larina. Mit der Toolerei hatte sie sich hingegen eher etwas schwerer getan wie (vom Vater) erwartet. Sonst bewegen wir uns Indoor inzwischen auf ähnlichem Level (wage ich jetzt mal noch zu behaupten 😎), hier waren die Vorteile klar auf meiner Seite. Der Mut und die Bereitschaft, sich auf Teufel komm raus den wenigen Quadratmillimetern Auflagefläche der Pickelhaue anzuvertrauen machten die entscheidende Differenz - was natürlich mit langjähriger Erfahrung aus Eis und Fels doch noch etwas einfacher geht. Das Fazit am Ende: ein echt cooler Klettertag, absolut wiederholenswert 😊

Drei Wochen später, auf eigene Initiative... 🥰 

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