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Dienstag, 2. Juli 2024

Bockmattli - Meriba (5c+)

Ja, von Mitte Mai bis Mitte Juni lief wetterbedingt nicht viel im MSL-Business. Oder genauer gesagt: gar nichts. Darum auch die temporäre Funkstille auf diesem Blog. Untätig war ich deswegen natürlich nicht geblieben, aber übers Sportklettern und Bouldern gab's (trotz einiger schöner Erfolge) nix generell Wissenswertes zu schreiben. Doch endlich einmal war ein trockener und warmer Sommertag angesagt. Für eine grössere Tour reichte es leider nicht, unverrückbare Termine bei der Arbeit stellten es sogar in Frage, ob ich überhaupt ausrücken könnte. Schliesslich war es 15.15 Uhr, bis ich den Laptop endgültig zuklappen konnte. Allzu grosse Sprünge lagen um diese Zeit nicht mehr drin und ob der Unsicherheit hatte ich auch keinen Partner organisiert. Für einen Ausflug ans Bockmattli, wo ich das letzte Mal vor 3 Jahren war, sollte es aber reichen.

Blick von der Kletterhütte Bockmattli auf den Kleinen Turm und den Namenlosen Turm. Der Einstieg und das Top der Route Meriba (5 SL, 5c+) sind mit den Pfeilen markiert. 

Mit dem E-Bike ging's zügig von der Staumauer hinauf zur Schwarzenegg, dann zu Fuss ins Reich der Türme. Diese präsentierten sich auf den ersten Blick verwaist und menschenleer. Etwas unverhofft kreuzte ich später aber dann doch zwei Seilschaften, welche beide das Echo der Zeit geklettert hatten und mir lobende Worte darüber berichteten. Dem konnte ich nur zustimmen, diese Linie hätte mir bestens gefallen, war meine Replik 😊 Mein Weg führte mich schliesslich hinauf durch die kleine Chälen zum Einstieg. Diesen findet man am Namenlosen Turm auf der Höhe, wo von links die Wegspur von der Westschulter am Kleinen Turm einmündet. Es starten dort zwei mit BH abgesicherte Routen, die linke mit den grossen Fixé-Plättli mit dem Bächli-Imprint ist die Meriba. Rechts startet die vom Autor im 2024 erschlossene Neutour Kairos (6b). Um 17.45 Uhr war ich 'all geared up' und startete im Rope Solo Modus in die Route.

L1, 40m, 5c+: Eine absolut geniale Seillänge. Steil, aber mit Schlitzen, Löchern und Leisten garniert. So geht auch das was schwierig aussieht immer super auf, ohne dass es je schwierig würde! Noch dazu ist die Absicherung mit vielen BH im Komfortmodus ausgefallen, auch stecken sie an den absolut richtigen Stellen.

Dieses Foto wurde beim Abstieg von der Westschulter des Kleinen Bockmattliturms aufgenommen (nachdem wir die erste RP-Begehung der neuen Version vom Element of Slime gemacht hatten). Kathrin (in voller Auflösung sichtbar) befindet sich gerade an dem Punkt, wo die Spur von der Westschulter mit jener in der Kleinen Chäle zusammentrifft. Und genau von dort quert man wenige Meter hinüber zum Einstieg der Meriba. Deren tolle erste Seillänge ist hier bestens sichtbar.

L2, 40m, 5c: In ähnlichem Stil geht's weiter - nicht mehr ganz so gut und anhaltend, hin und wieder kann/muss man hier nun auch schon mal auf's Gras treten. Am Ende der Seillänge wird man sich bewusst, dass man an einer Art Vorbau/Turm geklettert ist und nur eine kleine Abkletterpartie von 2-3m in die Scharte einen zum nächsten Stand bringt (in Seilschaft vermutlich seilzugtechnisch nicht ganz optimal).

L3, 35m, 5c: Hier ist das Gelände nun nicht mehr ganz so homogen toll wie davor. Die Route sucht und findet aber den besten Weg mit lässiger Kletterei, besonders im Mittelteil geht's super griffig an bzw. rechts einer Verschneidung durch. Auch am Ende dieser Seillänge ist man wieder auf einer Art Turm angelangt. Hier ist das Abkletterstück in die Scharte nun schon 4-5m (Fixseil vorhanden) und man sichert vermutlich bequemer mit Zackensicherung auf dem Turm nach?!?

Der Fokus bei der Aufnahme dieses Fotos lag mehr auf dem eleganten Bockmattli Westpfeiler leicht links der Bildmitte. Tatsächlich ist aber auch fast der ganze Verlauf der Meriba in der schattigen Nordwand am Namenlosen Turm einsehbar.

L4, 35m, 5c: Auf diesem Abschnitt bewegt man sich am linken Rand einer grossen Platte. Wenn man sich den besten Weg sucht, wird es nie schwierig, griffige Schuppen helfen auch hier kommod bei der Fortbewegung. Am Ende in wenig steilem Grasgelände zu Stand an 2 BH am Fuss der Kante des folgenden und letzten Felsabschnitts.

L5, 35m, 4b: Der Auftakt bietet nochmals ein paar spannende Moves, nachher wird das Gelände gratartig und deutlich leichter. Am Ende geht's in grasigem Gelände um die Bäume herum dem Gipfel entgegen. Der letzte BH-Stand von Meriba befindet sich ca. 5m unter dem Gipfel hinter der Tannengruppe, von wo man dann seilfrei die letzten Meter zum Gipfel steigen kann. Alternativ gleich den Muniring der Namenlosen Kante am Top nutzen, welcher sich 1m jenseits unterhalb des Gipfels südseitig befindet.

Eh bien, c'est ça! Ein paar Minuten nach 20.00 Uhr und somit nach rund 2:15h der Kletterei hatte ich die Route 2x im Aufstieg und 1x abseilend bewältigt. Das war also ziemlich zügig gegangen - wie vermutet war die Meriba dank ihrer Unkompliziertheit, der angenehmen Straightforward-Kletterei und der sehr guten Absicherung ein ideales Ziel für eine Rope Solo Mission gewesen. Denn dabei zählt für mich nur der Genuss und Spass am Moven, da muss ich mich nicht mit anspruchsvollen Routen verwirklichen, die man besser in Seilschaft angeht. So konnte ich gechillt auf dem Namenlosen Turm eine Pause machen. Der Abstieg von der Meriba führt erst auf deutlichen Wegspuren ca. 100m dem Grat entlang Richtung Osten, in der ersten Scharte führt dann rechts ein Weg in die Gross Chälen hinunter und retour zum Kletterhüttli. Alternativ kann man von der Scharte auch nach links weglos über die Wiese absteigen und gelangt so zur kleinen Turmscharte, von wo man durch die Kleine Chälen wieder die Kletterhütte erreicht. Das ist kraxliger und eher langsamer, dafür kommt man nochmals am Einstieg vorbei und kann ein allfälliges Depot aufheben. Dieser Alternativabstieg ist auf dem Foto oben gut sichtbar. Für mich persönlich war's das nicht ganz, das Tageslicht liess noch einen spannenden Erkundungsgang durch das Bockmattlimassiv zu und ich machte mich erst auf den Heimweg, als es definitiv einzudunkeln begann. Viel Freude hatte es gemacht, sich endlich wieder einmal im Terrain und nicht nur im Klettergarten oder an den Blöcken zu bewegen - möge endlich so richtig stabiles Wetter kommen, das uns mehr derartige Ausflüge ermöglicht!

Time to go home: die Westschulter am Kleinen Turm im letzten Licht.

Facts

Bockmattli / Namenloser Turm - Meriba 5c+ (5c obl) - 5 SL, 185m - M. & K. Schmed, T. Götz 2015 - ***;xxxx
Material: 1x40m-Seil, 12 Express, Cams/Keile nicht nötig

Genussreiche, unkomplizierte und sehr gut abgesicherte Plaisirroute, die meist Wand- und Plattenkletterei in prima strukturiertem, solidem Bockmattli-Nordwandfels bietet. Hier und da spriessen Grasbüschel und auf ein paar Abschnitten geht/klettert man im Grasgelände, was aber überhaupt nicht stört. Position und Umgebung sind fabelhaft, mit dazu gehört ein Gipfelerlebnis - top! Wie bereits erwähnt, ist die Absicherung mit rostfreien BH bestens, fürchten muss man sich hier nicht. Hier werden wohl alle frohgemut auf mobile Sicherungen verzichten können - anbringen könnte man allerdings immer wieder welche, wenn man denn wollte. Erwähnenswert: abseilen über die Route macht keinen Sinn, der Fussabstieg ist viel schneller und einfacher. Falls ein Rückzug nötig ist, so ist dieser sicher möglich - wegen der Lage der Standplätze 2 und 3 hinter Scharten ist aber etwas Improvisation gefragt (sprich einfach an den Kettenständen abseilen funktioniert eher nicht). Für einen Rückzug günstiger liegen die Standplätze der Nachbarroute Kairos. Das Topo zur Meriba findet man im plaisir OST oder auf der Webseite der YOYO-Kletterschule.

4 Kommentare:

  1. Was hast du eigentlich für ein E-Bike? Kannst du eines speziell für den Zweck als Zustiegsverkürzer empfehlen?

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    1. Ich habe ein Canyon Hardtail E-Mountainbike (GrandCanyon:ON 8.0). Gibt's zu einem fairen Preis für <3000 CHF und hat sich für diese Zwecke wirklich super bewährt bisher. Einzig wenn man ambitioniert biken möchte, so ist Vollfederung sicher die bessere Option. Für Zustiegsverkürzung auf befestigten Wegen und Strassen braucht's das aber nicht.

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  2. Ein Bild von deinem Rope-Solo-Setup hätte mich noch interessiert. Hast du das Grigri am Oberkörper befestigt?

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    1. Da gibt es nichts Spannendes zu zeigen. Ich habe ganz normal das Grigri in der Anseilschlaufe. Zusätzlich das freie Seilende in einem Ropeman, so dass nicht das Gewicht vom freien Ende das Grigri blockiert und das Seil läuft. Das erfordert alle paar Meter Handarbeit, um sich wieder ein paar Meter Slack durch den Ropeman zu ziehen. Mit Experten-Tipps für bessere Setups kann ich nicht dienen, für gelegentliche Anwendung im Bereich von ca. 5c-6b funktioniert das aber ganz ordentlich so.

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