Nach der MSL am Tour Termier beim Col du Galibier hatte ich auf Insta konstatiert, dass unser Ferienpuzzle nun schon fast komplett sei, nur ein kleines Stück 🧩 würde noch fehlen. Dies in vollem Bewusstsein, dass das letzte Stück womöglich nicht aufzufinden sei und das schöne, grosse Bild unserer Ferien so möglicherweise einen kleinen Makel enthielte. Es ging nämlich um den Erfolg in einer (einigermassen) schwierigen Sportklettertour, und der lässt sich halt einfach nicht nach Belieben erzwingen oder erkaufen - das ist ja genau das schöne an diesem Sport. An dieser Stelle ein kleiner Round-Up über die umfangreiche Sportklettertätigkeit in unserem Sommerferien, plus eben das Erlebnis mit dem letzten Puzzlestück.
Hannah in der Ciao Criquet (8a) im Gebiet Rue des Masques. |
Ja, zum Sportklettern in der Briançon-Gegend gäbe es sowieso noch viel zu schreiben ✍🏼. Das habe ich bisher immer unterlassen. Denn einerseits sind die guten Gebiete sowieso schon stark besucht. Und dort wo es einem auch noch gefällt und die Frequentierung angenehm tief ist, muss man ja nicht zwingend mehr Leute anlocken. Sowieso folgen meine Blogs nicht in erster Linie der Idee, Besucher anzulocken oder Werbung für gewisse Routen zu machen. Sie sollen einfach meine Erlebnisse festhalten, damit ich später alles was mir wichtig ist noch im Detail nachvollziehen kann. In Sachen Sportklettergebiete im Haut Val Durance war das so gesehen bisher nicht nötig, da wir jedes Jahr einen Besuch dort machen und die Tricks & Tipps zu den Gebieten so ständig im Kopf bleiben.
Wie ebenfalls bereits beschrieben, dieses Jahr waren wir mehrere Wochen vor Ort und mit den Comp Girls in erster Linie zum Sportklettern. Nebenher gingen sich zur Abwechslung und "Erholung" doch auch noch 6 MSL-Touren aus, die inzwischen alle auf dem Blog beschrieben und veröffentlicht sind. So bestand unser üblicher Tagesablauf aus Ausschlafen, einem gemütlichen Frühstück und dem Aufbruch an einen steilen Fels, welcher Schatten, interessante Kletterei und spannende Projekte bot. Wobei ich persönlich kaum ernsthaft projektiert habe. Sich in den Ferien auf eine schwierige Route "einzuschiessen", dann Tag für Tag immer wieder am selben Ort zu klettern und sich dazwischen echte (!) Ruhetage zu nehmen, um auch voll performen zu können, das dünkt mich einfach eine Verschwendung von vielen spannend-reizenden Klettergelegenheiten. Und im dümmsten Fall zieht man dann doch mit leeren Händen von dannen. Routen am persönlichen Limit werden darum daheim projektiert, wo Arbeit und Lebensumstände einem sowieso Ruhetage aufzwingen und man nicht durch das drohende Ferienende ein Zeitlimit hat.
Somit bin ich wo möglich auf Onsight-Jagd gegangen oder habe mich auf zügig in 2-3 Go's machbare Sachen beschränkt. Das ist mir ganz gut gelungen und ich konnte meine Ticklist um die schöne Menge von 47 Einträgen (>=7a) bereichern - wie so oft hat es der Dettling mit der Menge statt der Schwierigkeit gemacht. Das wirft natürlich die Frage auf, wie es denn überhaupt möglich ist, mehr oder weniger täglich zu klettern und anzugreifen?!? Der Punkt ist eben, dass mir in unserer Konfiguration und mit unserem Rhythmus gar nicht so viele Gelegenheiten vergönnt waren, um mich ins Seil einzubinden. Das waren nach einem seriösen Aufwärmen nur 3x bis max. 5x am Tag. Da versuchte ich aber immer, mein Bestes zu geben, d.h. gut zu klettern (vorausschauend, taktisch aber entschlossen, mutig) und mit 100% try hard. Oder kurzum einfach der vollen Absicht, ohne Sturz und Hänger zum Umlenker zu kommen.
Nun aber zurück zum letzten Stück vom Puzzle: das war ein 8a-Double-Send mit Larina. Einige Tage zuvor hatten wir eine gute Session in einem neuen Crag bei Briançon. Einer der diesen Sommer zum Glück sehr raren Regenschauer hatte uns an den Fuss des grössten Überhangs vertrieben, wo diese Route startete. Irgendwie war es logisch, sich dann auch dort zu probieren, denn die weniger steilen Touren waren alle zumindest parziell nass geworden. Bei unserer Erkundung wurde eine Lösung gefunden und die Route als prinzipiell machbar taxiert. Doch schliesslich vertrieb uns die wieder hervorkommende Sonne, welche für zu hohe Temperaturen sorgte. Ein Rotpunkt-Durchstieg war an diesem Tag nicht mehr realistisch.
Doch ohne das ganze (Familien)programm auf den Kopf zu stellen, kam die Gelegenheit, es dort nochmals zu probieren erst bei der allerletzten Session am Heimreisetag, mit schon bereits gepackten Koffern. Unweigerlich setzt das einen gewissen Druck auf, dann auch wirklich erfolgreich zu sein. Gut, für eine Wettkampfkletterin wie Larina vielleicht auch nicht verkehrt, nach den Sommerferien erfolgte ja sowieso die Rückkehr ins kompetitive Dasein. Wir wärmten uns auf und checkten dann nochmals sorgfältig alle Moves. Dann war mein erster scharfer Go an der Reihe. So wie oben beschrieben (entschlossen, zügig, fluid) ging ich ans Werk, überstieg die Crux sauber und mit Reserven – nur um dann am letzten, abtropfbaren Move zu scheitern. Ich hatte die Füsse für den kräftig-weiten Zug für meine Durchstiegs-Disposition nicht optimal platziert und nicht mehr den Tiger im Tank, um das auszubügeln. Das war sowieso das «Hauptproblem» der wochenlangen Kletterei. Die Ausdauer im 7bc-Bereich wurde zwar immer besser, dafür ging aber der Extragang, d.h. der Punch für die härteren Moves, mehr und mehr verloren.
Ein gewaltiger King Swing beim Ausräumen der Tri Sert à Tops (7c+). |
Dann war Larina dran. Ihre Hauptsorgen bestanden aus dem Crux-Move, den sie vorerst mit einem weit aufgespannten Deadpoint gelöst hatte. Einzeln ging er immer, aber im Durchstieg leicht angezählt war es Low Percentage, sprich es wollte er bis da nicht funktionieren (sonst hätte sie die Route vermutlich bereits in unserer ersten Session gepunktet gehabt). Nun aber hatte sie beim nochmaligen Checken der Moves eine etwas aufwändigere, dafür viel stabiler ausführbare Beta gefunden. So war der Durchstieg dann fast schon ein leichtes Spiel, bravo! Tja, ohne mein Unvermögen von zuvor hätten wir den Double Send gehabt. Es fühlte sich ein wenig an, wie wenn wir das letzte Puzzleteil schon gefunden hatten, ich es dann aber total blöd wieder aus der Hand fallen liess.
Die Frage war nur noch, ob ich es 🧩 einfach wieder aufheben und ins Bild einsetzen könnte… oder ob es dummerweise in einen Abgrund gefallen und nicht mehr beizubringen war. Das musste sich nun zeigen: mit dem Spanner an der Crux hatte ich dank mehr Spannweite wenig Probleme. Diese bestanden mehr im Rési-Finish, wo ich einfach zu wenig Reserven hatte. Und natürlich war ich nun, nachdem ich die Route ja schon beinahe 1x durchgestiegen hatte, noch schlechter disponiert. Aber ich musste es probieren und alles geben. Schon bald merkte ich, dass ich nicht mehr mit derselben Leichtigkeit kletterte wie beim ersten Mal – jeder Move fiel schwerer und wo ich vorher kurz inne halten und schütteln konnte, schien das nun nur noch eine Kraftverschwendung. Dafür passte es mental bestens: es gab kein Zögern, nach dem Motto so schnell und effizient wie möglich kletterte ich, um möglichst vor dem Ausgehen der Kräfte den Henkel nach dem letzten weiten Zug in die Hände zu kriegen. Flucht nach vorne, und das total! Tatsächlich, auf dem letzten Blatt schnappte ich diesen Griff und der Double Send war Tatsache, das letzte Stück vom Puzzle wieder gefunden 🏆 Was für ein wunderschöner Ferienabschluss. Mit hohem Einsatz allerdings, denn das Risiko hier betrübt von der Stelle zu trotten war natürlich erheblich. Natürlich liessen wir es bei diesem letzten Send Go bewenden, verschoben zu Kaffee ☕ und Kuchen 🍰 in der Stadt und machten uns dann auf den Heimweg. We'll be back, that's for sure!
Fast schon dachartige, athletische Kletterei in der Double-Send-Route (Blessing, 8a). Ideal für Gym Rats, geht aber sogar auch für ältere Männer 😁 |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über Ergänzungen zu diesem Blog via Kommentarfeld!
Kontakt: mdettling74@gmail.com.