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Montag, 28. Oktober 2024

Ibergeregg - Wahlsonntag Sit (7c)

Auch die kleinen Dinge im Leben machen Freude - mir jedenfalls. Darum hier der Bericht und die Details zu einer Mini-Route im Klettergarten Chli Schijen auf der Ibergeregg. Die 'Königslösung' beginnt dabei mit einem Sitzstart, gefolgt von einer Bouldertraverse und gipfelt in einem Ausstieg am Seil über vier Bohrhaken auf einen Felsturm, der die 10-Meter-Marke wenn, dann nur haarscharf überschreitet. Somit sind also alle Ingredienzen vorhanden, damit dieses Projekt zu einem richtigen Renner wird 😁

Kathrin im Pentagramm (7c), ihrem offenen Projekt im Sektor Spielwiese. Darum war mir etwas Zeitvertrieb in dieser Gegend durchaus willkommen, mit einer der Gründe warum ich Wahlsonntag und Konsorten ausgetüftelt habe.

Während ich die Bouldertraverse mit dem Namen Elefantenrunde im Sektor Spielwiese schon früher als Zeitvertrieb und Warm-Up ausgetüftelt hatte, so reizte mich der Ausstieg durch die steile, aber nur wenige Meter hohe Wand schlussendlich doch. Am (derzeit letzten) nationalen Wahlsonntag vom 22. Oktober 2023 platzierte ich Bohrhaken. Wie die folgenden Zeilen zeigen, passt der Name aber nicht nur deswegen. Die kurze Seilroute könnte ich zügig punkten und auch eine Version mit der Bouldertraverse gelang mir rasch. Nur die Königslösung musste ich dannzumal auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Hier auf dem Video wird sie vordemonstriert.

Der Clou: die Königslösung basiert auf einer definierten Eliminationsvariante im Teil mit dem Seil. Die Nutzung der Kante ist dabei tabu, man soll/darf also nur in der linken Wand klettern. Für mich persönlich war der Grund dazu nicht, einen höheren Schwierigkeitsbereich buchen zu können. Sondern es klettert sich einfach besser: anhaltend, homogen schwierig, mit ausdauernden Crimp-Moves, vor allem im Anschluss an die Bouldertraverse, wo dann beide Teile etwa ähnlich schwierig sind. Zudem ist die Definition mindestens halblogisch, vor allem aber ist das Klettern der Kante nach dem Motto "alles gilt" ein wenig ein Gewürge und deutlich einfacher wie der Boulder. 

Nochmals ein Shot von Kathrin in Pentagramm (7c).

Wobei ich natürlich niemanden vorschreiben will, wie er/sie zu klettern hat. Sitzstart, Bouldertraverse oder Definition hin oder her - man suche sich das aus, was einem am meisten Spass macht. Für die meisten heisst das vermutlich sogar, zu einer besseren und längeren Route weiterzugehen. Dieser Beitrag soll in diesem Sinne auch nicht Werbung für die Route machen, sondern in erster Linie der Nachvollziehbarkeit meiner Kletterei dienen. Im Einzelnen:

Elefantenrunde 6C/+

Der Boulder mit Sitzstart links an der Ecke (derzeit dezent markiert). Linke Hand an gutem Griff, rechte auf kleiner Leiste. Interessante Traverse, die Griffe sind ok, dafür die Füsse nicht so gut. Der Grad bleibt gleich, egal ob man zum guten Griff beim ersten Bolt klettert oder rechts auf die Kante aussteigt. Wenn man ohne Seil klettert, dann besser mit 2 (oder mehr) Pads: eines am Start, eines für den recht heiklen Block, der mittig im Rücken auf seine Opfer wartet. Bei (aufmerksamer) Seilsicherung und wenn der erste Haken geklippt ist, geht's mit 1 Pad.

Wahlsonntag 7b/+

Nur der Seilteil in der Eliminationsvariante, ohne die Bouldertraverse. Das Foto unterhalb zeigt schön die Demarkationslinie zwischen erlaubt und nicht erlaubt, bzw. zur Eliminationsvariante gehörig und nicht gehörig. Im unteren Teil geht's nicht ohne die gute Kante rechts zwischen den ersten beiden Bolts, während der eigentliche, noch weiter rechts liegende Grat der Struktur tabu ist. Ab dem zweiten Haken dann links in der Wand. Sie ist mit kleinen aber positiven Leisten gespickt und bietet coole Moves.

Wahlsonntag Sit 7c/+

Das ist eben die Königslösung, welche die Bouldertraverse und die Eliminationsvariante am Seil kombiniert. Nach dem ziemlich intensiven Boulder kommen zwar ein paar bessere Griffe, wo man je nach Fitness wieder etwas runterschütteln kann. Auf null aber definitiv nicht und bald geht's dann wieder zur Sache. Die beiden Teile sind isoliert auch ähnlich schwierig zu klettern, meine ich. Nach Grade Calculator von https://darth-grader.net/ ergibt sich so etwas in der Gegend von satt 7c bis leicht 7c+, je nachdem wie man die beiden Einzelteile und die Schüttelposition dazwischen bewertet.

Das ist die Optik, aus welcher die Definition "nur Wand ohne Kante" ganz bestimmt am meisten Sinn macht und sich irgendwie auch von selbst erschliesst. Also nochmals ganz konkret, für die oberhalb vom Foto beschriebenen Varianten müssen Hände und Füsse stets unterhalb der roten Linie bleiben, was eine empfehlenswerte, coole Wandkletterei ergibt.

Wahlsonntag easy 6c

Nur der Seilteil nach dem Motto "alles gilt". Wie schon erwähnt, nach meinem Gusto eher etwas ein Gewürge. Es ist halt je kraftsparender, je mehr man sich auf der Kante bewegt. Man kämpft dann immer ein wenig dagegen, nicht in die linke Wand zu kippen, was die Kletterei etwas unrund macht. Aber wer weiss, vielleicht findet ja doch jemand Gefallen daran?!?

Wahlsonntag easy Sit 7b

Natürlich kann man nach der Bouldertraverse auch nach dem Motto "alles gilt" am Seil aussteigen. Die Crux liegt dann definitiv im Boulder, der Ausstieg ist der leichtere Teil.

Dienstag, 22. Oktober 2024

Chli Glatten - Giannas Line (7a)

Wunderbares Spätsommerwetter ist angesagt, dazu ist für Kathrin und mich wieder einmal die Gelegenheit für eine gemeinsame MSL-Tour da. Neben all dem familientechnisch Nötigem und dem Wünschbaren bleibt uns ein nicht allzu langes Zeitfenster. So zogen wir wieder einmal den Chli Glatten zu Rate: der kurze Zugang und die moderaten Routenlängen sind kompatibel mit einem beschränkten Zeitbudget, trotzdem sind die Klettereien steil, anspruchsvoll und so richtig kernige MSL-Touren. Nach meiner Erinnerung bin ich nicht nur schon oft am Chli Glatten geklettert (das stimmt), sondern auch vor nicht allzu langer Zeit. Das täuscht hingegen, sind es doch schon wieder drei Jahre her, seit wir am Schwert des Samurai (7a+) geturnt haben. Nun wollten wir der steilen Seite vom Flachen Pfeiler wieder einmal unsere Aufwartung machen. Für mich war es kaum zu glauben, dass seit der Begehung der Open Air (7a+) tatsächlich eine ganze Dekade verstrichen war - tja, die Zeit rennt wirklich!

Bisschen ein Bottom-Up-Shot, aber der Verlauf von Giannas Line ist prima erkennbar.

Wir fuhren auf den Klausenpass (und hatten Glück, dass dieser wegen dem Klausenmonument erst am Sonntag und nicht schon am Samstag gesperrt war) und stationierten auf der Alp Bödmer. Das sollte man nur tun, wenn kein Alpbetrieb mehr herrscht, was an diesem zweiten Septemberweekend zutraf. Und es lässt sich sicher eine Win-Win-Situation mit den Älplern kreieren, wenn man quasi als Obulus für den Parkplatz im Self-Service-Hofladen etwas einkauft (Alpkäse, Getränke, Konfitüre, Sirup, Bezahlung per Twint oder Bargeld möglich). Von Bödmer sind es ~300hm bis an den Fuss der Plattenwand. Der eine Seillänge über dem Wandfuss liegende Einstieg von Giannas Line wird dabei von rechts einquerend entlang von Drahtseilen erreicht. Achtung, den Installationen ist nur beschränkt zu vertrauen. Teils ist das Seil ausgerissen und die Verankerungen an gebohrten Sanduhren und auf Dübel geschraubte Kettenglieder sind eher improvisiert. Vor allem wirkt alles etwas in die Jahre gekommen und nicht mehr geprüft und unterhalten. Mit alpinem Sachverstand ist es aber gut machbar, so starteten wir um 12.00 Uhr bei besten Bedingungen in die Route.

Die Querung im Zustieg führt durch exponiertes Gelände. Hinten der Clariden mit Wolkenkappe.

L1, 45m, 6a+: Der Einstieg ist nicht näher bezeichnet und befindet sich ca. 10-15m vom linken Ende des Drahtseils (wo die Open Air beginnt). Der erste Abschnitt bietet unschwierige Kletterei, das Gelände ist aber bof bof und zur Absicherung gibt's nur eine Schlinge. Alternativ kann man rechts einen BH und eine verrottete SU-Schlinge der Skyline klippen. Nachher gilt's dann richtig abzubiegen (links mit Fixé-Plättli Giannas Line, rechts mit Petzl-Longlife Skyline). Die Kletterei am ortstypisch mit horizontalen Leisten gespickten Gestein ist cool - gewisse davon sind sloprig, andere positiver und bei denjenigen mit der rauen Kante kann man sozusagen "gratis" anhängen.

Die ersten Meter noch etwas durchzogen, nachher folgt in L1 (6a+) aber griffig-kompakter Klausenfels.

L2, 30m, 6b+: Vom Stand kurz rauf zu NH, dann geht's über die Verschneidung hinweg und in der Wand oberhalb deren Begrenzungskante aufwärts. Prima griffige Kletterei in gutem Fels, die Crux besteht in einer drückenden Zone mit einem athletischen Seitgriffzug. Am Ende heisst's dann an den richtigen Stand zu klettern. Der linke der beiden mit den zwei Sondy-Ringhaken ist die richtige Adresse. Diese gelten inzwischen nicht mehr als zuverlässiges Sicherungsmaterial, zudem sind die Exemplare auch noch eher zu wenig tief im Fels versenkt - wird schon halten, immerhin droht hier kein harter Sturz in den Stand.

Sehr schön die zweite Seillänge (6b+) mit einer athletischen Cruxsequenz.

L3, 30m, 6b: Es folgt nämlich ein horizontaler Quergang nach links hinaus an die Kante, wobei man zuerst sogar etwas abklettern muss. Im Bereich dieser Kante geht's dann in fotogener Position aufwärts. Der Fels nicht mehr ganz so schön wie in der Länge zuvor, aber trotzdem von guter Qualität. Wahnsinnig schwierig fand ich das nicht, jedoch muss stets überlegt werden, ob man eher links oder eher rechts steigt. Meist geht vermutlich alles, halt einfach bei (vermutlich nicht allzu stark) unterschiedlicher Schönheit und Schwierigkeit.

Querung an die Pfeilerkante in L3 (6b), dann geht's dort steil auffi.

L4, 40m, 7a: Vom bequemen Stand weg kommt jetzt das Highlight der Route. Die markante Spiegelwand am Pfeiler fällt bereits von der Passstrasse auf und die Kletterei wird den Erwartungen absolut gerecht. Die ersten 20m gehen recht gäbig über die Bühne (~6b), es gilt jedoch hier und da die Linie zu erkennen. Dann geht's mit einem Crescendo in die Crux. Man befindet sich da in einem seichten Winkel, welcher über die steile Seite nach rechts verlassen wird. Die Frage ist allerdings wann, wie und wo... kleine bis mikromässige Griff- und Trittmöglichkeiten gibt's im scharf zerfressenen Fels unzählige. Nur jedoch keine offensichtlichen und guten. Somit heisst es Abtasten, der Intuition vertrauen und sich geschickt zu positionieren. Im Aftermath der Crux muss man noch kurz etwas Rési beweisen, dann lässt es deutlich nach. Im Finish ist der Fels nicht so toll und man muss (im leichten Gelände) auch noch etwas über den Haken steigen.

Die entscheidende Sequenz in der Crux (L4, 7a) lässt sich mit der Kamera nicht einfangen.

L5, 30m, 6c+: Am erneut superbequemen Stand kann man sich gut erholen, bevor es ins steile Schlussbouquet geht. Und dies mit einer Traverse nach links, wo sich ca. 7m drüben erst ein NH und dann der erste von vielen eng steckenden BH befindet. Die Kletterei führt diagonal nach rechts aufwärts, recht athletisch mit Seit-/Untergriffen und ein paar Leisten. Da muss man schon etwas dranbleiben, aber gefühlt war das für mich eher eineinhalb statt nur einen halben Grad leichter wie die Crux. Im oberen Teil heisst es noch kurz auf die Füsse zu stehen, bevor das Abschlussdach dann tatsächlich jene Griffqualität bietet, die man sich erhofft. Der Abschlusstand rechts dann gut an der Gamelle zu erkennen.

Kurz vor dem Top, mit Blick ins Schächental und seine Windgällen.

Um 15.30 Uhr und damit nach 3:30h sehr genussreicher Kletterei hatten wir das Ziel erreicht. In meinem Fall nicht nur das Top der Route, sondern auch der Komplett-Onsight im Vorstieg. Weitgehend waren Reserven da, aber für die Cruxsequenz musste ich wirklich aus der Komfortzone treten. Die ist kleingriffig, kompliziert und schwierig zu lesen. Da musste ich 100% geben, an jeder Unebenheit die der Fels bot den Widerstand suchen und konnte mich auch so nur mit dem allerletzten Quäntchen Energie vor dem Sturz retten. Und das alles in einer 7a?!? Ehrlich gesagt kam es mir schon schwieriger vor, aber natürlich ist es sehr wohl möglich, sich aus einer 7a mit suboptimaler Beta eine 7b zu zimmern, erst recht in solch kniffligem Gelände ohne jegliche Kletterspuren. Vielleicht wäre es mit dem Wissen wo die Griffe sind und wie man sich effizient von Position zu Position bewegt auch nicht so schwierig, d.h. im Rahmen einer taffen 7a?!? Oder ist die Stelle doch härter?!? Ich kann es wirklich unmöglich sagen, ausser dass ich es nur mit vollem Einsatz auf dem allerletzten Zacken geschafft habe.

Seitenblick auf eine Seilschaft in der Route Der Wolf im Schafspelz (6b+).

Obwohl es unten in der Wand sehr angenehm warm und windstill gewesen war, ging am Top ein unangenehm zügiger Föhn. Sowieso ist der Ausstiegsstand kein gemütlicher Platz für eine Pause und weil sich das Wandbuch ebenfalls in Pappmaché verwandelt hatte (der Gamellendeckel fehlt leider) warfen wir gleich die Seile aus und glitten in die Tiefe. Das ist teils ziemlich eindrücklich steil: vom Top 25m zu Stand 4 von Skyline, dann 50m freihängend gerade runter zu Off-Route-Abseilstand, 25m zu Stand 1 von Giannas Line, von wo man 40m retour zum Einstieg schwebt. Von dort zieht man trotz ein paar losen Steinen im Gelände am einfachsten vom Ende des Fixseils (Beginn von Open Air) einen 45m-Abseiler an den Wandfuss. Auch da machten wir uns gleich auf den Weg, denn wir hatten abgemacht, die Jungmannschaft am Swiss Cup im Griffig zu treffen, dort gemeinsam den Final zu verfolgen und die nationale Elite anzufeuern. Ganz so viele erfolgreiche Durchstiege wie bei uns in der Giannas Line gab's da nicht zu bestaunen - auch wenn sich die 7a so richtig taff angefühlt hatte, so ist sie wohl halt doch wesentlich einfacher wie die Wettkampfgeräte in der Halle... 😎

Steile, weitgehend freihängende Abseilerei über Skyline (7a+)

Facts

Chli Glatten - Giannas Line 7a (6b obl.) - 5 SL, 175m - Gisler/Müller 2004 - ***;xxxx
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, Cams/Keile nicht nötig

Schöne, steile, luftige und eindrückliche Kletterei in meist gutem, ja teilweise hervorragendem Klausenfels. Einige andere Abschnitte bieten nicht Top-Felsqualität und erfordern etwas Umsicht in der Griffauswahl, für alpin orientierte und erfahrene Sportkletterer ist das aber absolut problemlos. Die Absicherung mit verzinkten BH mit Fixé-Laschen ist an den schwierigen Stellen (ab ca. 6b) sehr gut und klettergartenmässig. Im einfacheren Gelände gibt's auch mal einen etwas längeren Abstand, aber es ist auch dort alles im grünen Bereich und gut/sinnvoll eingebohrt. Stand 2024 ist das (nicht so langlebige) Material in der Route noch recht gut im Schuss, Vorsicht erheischen v.a. die Fixseile und deren Verankerungen im Zustieg. Mobile Sicherungen führte ich keine mit und empfand sie nicht als nötig, auch wenn man vereinzelt wohl etwas unterbringen könnte. Topos zur Route bzw. zum Gebiet finden sich im Extrem Ost, im leider vergriffenen Führer Kletterrouten im Schächental und auch in verschiedenen Werken des SAC-Verlags. Am besten/präzisesten sind jedoch die Originaltopos der Erschliesser, die hier unterhalb aufgeführt sind.

Das Originaltopo der Erschliesser - vielen herzlichen Dank!

Wichtige Hinweise:

  • die Mutter bzw. die BH-Lasche zu Beginn der Cruxsequenz der 7a-Länge war lose und kurz vor dem Abfallen. Ich habe sie von Hand kurz so festgezogen, dass sie bei einem Sturz nicht abfällt, mich dann aber auf den Durchstieg fokussiert. Beim Abseilen kommt man da dann nicht mehr vorbei, somit wird die Lasche bald wieder wackeln oder fällt im dümmsten Fall sogar ab. Reparaturmaterial mitzuführen ist also nicht verkehrt und es wäre hilfreich, wenn die Bolts in dieser Länge kontrolliert bzw. nachgezogen würden.
  • In der benachbarten Skyline fehlt in der letzten Seillänge in der Cruxsequenz (oder das, was für mich beim Abseilen auf den ersten Blick danach ausgesehen hat) schon seit längerem eine BH-Lasche. Leider hatte ich keine Gelegenheit, das zu reparieren. Nötig wäre ein verzinktes Plättli und eine verzinkte 17er-Mutter (M10). Aus der Kletterstellung dürfte das kaum zu machen sein, man kann/muss das Top über die letzte SL von Giannas Line erreichen, kann es beim Abseilen fixen und dann die letzte SL von Skyline angehen.
  • Vorsicht an den Fixseilen im Zustieg, diesen keinesfalls blindlings vertrauen!
Fototopo der Erschliesser - vielen herzlichen Dank!

Montag, 14. Oktober 2024

Chli Bielenhorn - Dos Idiotas (7a)

Ein weiterer, hitziger Spätsommertag war angekündigt. Zu heiss für die sonnig ausgerichteten Wände in tieferen Lagen, aber für den Granit am Furkapass sollte es perfekt sein. Denn allzu zahlreich sind die Tage, wo man da ohne Quellbewölkung, Wind und Zähneklappern klettern kann nun auch wieder nicht. Die Routen am Chli Bielenhorn passten am besten in unser relativ enges Zeitbudget, zeichnen sie sich doch durch einen kurzen Zustieg und moderate Länge aus. Unsere Wahl fiel auf die Dos Idiotas, eine von Urner Locals im 2013 erschlossene Route, welche es noch nicht zu grösserer Bekanntheit geschafft hat. Obwohl sich das Topo inkl. Begehungswunsch schon lange in meiner Schatulle befand, hat es nun doch auch lange Jahre gedauert, bis es hier zu einem Go kam. Belohnt wurden wir mit einer fantastischen Kletterei!

Die fantastische Südwand des Chli Bielenhorn mit dem Verlauf der Dos Idiotas (8 SL, 7a).

Um 8.25 Uhr brachen wir beim Sidelenbach P.2280 auf. Wir folgten dem markierten Weg zur Sidelenhütte bis zur Bachüberquerung auf 2470m, wo rechts eine deutliche Steigspur abzweigt, welche zu den Einstiegen am Chli Bielenhorn führt. Nach rund 40 Minuten Zustieg waren wir vor Ort, der Einstieg zur Dos Idiotas liess sich dank einer Metallplakette problemlos und zweifelsfrei identifizieren (ca. 30m links und höher oben als die Sacremotion ist man richtig). Wir bereiteten uns auf die Kletterei vor und starteten um 9.20 Uhr in die erste Seillänge.

L1, 35m, 6a+: Allzu viel fixes Material steckt hier nicht, es sind 3 BH, welche fast mehr die Aufgabe der Wegmarkierung haben. Der Start in einer Verschneidung (BH) weckt einen gleich mal auf - es ist nicht so easy, wie man sich vielleicht erhofft. Nach etwas terrassiertem Gelände geht's mit einer grossen Rechtsschleife am nächsten BH vorbei. Dann links traversieren, bevor ein schöner Riss mobil gesichert werden will. Zuletzt in einfacherem Gelände gerade hinauf zum Stand.

Hier geht's los mit L1 (6a+), rechts davon in der Verschneidung die Trad-Route Krampfader (6a+).

L2, 25m, 7a: Wahnsinnig aufgewärmt ist man nach L1 nicht, aber hier schlägt bald einmal die Stunde der Wahrheit! Die Route zieht nämlich nach links hinaus in einen wahnwitzig erscheinenden, steilen Plattenschuss. Der Auftakt zum ersten BH in dieser Slab ist nicht schwierig, aber doch relativ weit und legen kann man nicht - Vorsicht! Einmal geklippt, geht's dann gleich los. Die Füsse sind super-schlabbrig auf relativ glitschigem Granit, mit den Händen bedient man sich der seichten Rissspur, die ein paar Seitgriffcrimps bietet und piazartiges Moven auf Gegendruck erlaubt. Ich stehe da relativ subito wie der Esel am Berg, mein Onsight-Go verpufft chancenlos. Nach etwas Auschecken und Vertrauen gewinnen ist dann aber eine Lösung identifiziert - so extrem schwierig ist es nicht einmal, denke 7a passt schon. Die restlichen Meter ab dem Stance nach der Crux zum Stand bieten dann schöne, mobil zu sichernde 6a+ Risskletterei und sind zügig erledigt. Meinen zweiten Go für diese Länge verschiebe ich auf das Abseilen (falls Zeit, Kraft und Motivation dann noch vorhanden), wo ich dann tatsächlich reüssieren kann.

In einem glatten Plattenschuss verläuft das Kernstück von L2 (7a), eine Rissspur erlaubt die freie Kletterei.

L3, 25m, 6b+: Supercoole, granitige 3d-Kletterei an Verschneidungen und Schuppen. Es stecken 2 BH welche bei der Routenwahl helfen, der Rest ist mobil zu sichern. Der Beginn erfordert gleich (für mich) zwingend den 3er-Cam, das ist aber die einzige Stelle der ganzen Route, wo wir diesen eingesetzt haben. Mit kreativer Technik geht's die relativ enge, V-förmige Verschneidung hoch. Nach 12m traversiert man dann unter einem Überhang nach links um erneut bewegungsintensiv die überdachte Verschneidung zu erobern. Zuletzt dann noch ein tolles, athletisches Finish an griffigen Schuppen.

Kräftig-griffige Kletterei am Ende von L3 (6b+)

L4, 30m, 6b+: Der Auftakt hier macht richtig Freude: super Felsqualität entlang von zwei Schuppen, die eine Verschneidung bilden. So gibt's hier gleich zwei Risse zum Greifen und Cams zu versorgen. Nach diesem gängigen Start ginge dann gerade hinauf die 7b-Direktvariante, welche sich ähnlich wie in L2 auf Gegendruck an dünnem Seitgriffriss mit schlabbrigen Tritten abspielt (Eindruck gemäss meiner Inspektion beim Abseilen). Wir wählen hingegen das leichter verdauliche Original, das am Ort wo sich die Wand aufsteilt eine supercoole, horizontale Hangeltraverse an einem Rail bietet (BH). Da es nur wenige Tritte hat, ist das trotz den guten Griffen noch recht pumpig. Das Finish dann mehr mit Wandkletterei, es geht mit einer recht grossen Rechtsschleife um den BH herum.

Jonas hangelt am Rail im Quergang von L4 (6b+)

L5, 40m, 6b+: Hier könnte man bzgl. der Routenwahl in Zweifel kommen, v.a. wenn man nur über das Topo im Uri Excellence verfügt, welches hier m.E. irreführend ist. Jedenfalls gibt es vom Stand weg zwei Risssysteme, welche hinauf zum Dach führen, oberhalb dessen ein BH steckt. Mit dem Originaltopo ist aber glasklar, es ist der rechte Riss zu wählen (links sicher auch kletterbar, aber wie schwierig und wie gut absicherbar?!?). Schon mal nicht trivial hinauf (6a+), die Querung unter dem Dach recht knifflig (6b) und der Piaz-Ausstieg dann mit der kräftigen und zwingenden Crux über dem BH. Nach meinem Empfinden die schwierigste der drei 6b+. Damit ist's dann aber gegessen, man merkt nach dieser Passage gleich, dass sich die Wand zurücklegt und oben wohl nicht mehr die anhaltenden Schwierigkeiten von unten bietet. Das gilt auch für das Finish dieser Länge: Achtung, es geht nicht an den gut sichtbaren Stand links (von der 7b-Variante), sondern in einfachem Gelände noch 20-25m gerade hinauf weiter zu Stand auf bequemer Terrasse (zwei Orientierungs-BH vorhanden). 

In L5 (6b+) geht's rechts aus dem Stand raus, schöne Risskletterei wartet.

L6, ~55m, 6a: Lange Seillänge mit griffiger Plaisirkletterei, welche sich über weite Strecken eher im Grad 5a/5b abspielt. Hier stecken total 5 BH, ein bisschen was dazulegen kann man auch noch hier und da. Am Ende ist es dann etwas unklar: es steckt nochmals 1 BH, mit einer Linksschleife durch grasiges Gelände erreicht man den Stand 6m höher auf dem Pfeilerkopf unschwierig. Dann muss man sich aber die Frage stellen, wo sich die 6a auf dieser Seillänge befunden hat. Im Nachstieg habe ich dann den direkten Weg über den Haken hinauf zum Stand gewählt. Der hat sich aber als echt noch taff (~6b) erwiesen, zudem ist's im Vorstieg auch noch ein Runout mit Seilzug, den will wohl jede/r vermeiden.

In diesem Gelände verläuft L6 (6a), in voller Auflösung erkennt man auch Jonas, der sich am Stand befindet.

L7, 35m, 6c: Hier wartet zuerst schrofiges Gehgelände, welches einen zum markanten, steilen Turm bringt. De fakto wäre es nicht unweise, eine kurze Übergangslänge zu machen und am Beginn der steilen Kletterei nochmals Stand zu beziehen. Sonst leidet man im steilen Teil unweigerlich unter Seilzug, und das obwohl ich die drei zentralen BH mit 60er-Alpinexen eingehängt habe. Allerdings: die Standmöglichkeiten am Fuss vom Turm sind nicht optimal, man muss den hoch steckenden ersten BH verwenden. Und dieser steckt mit gutem Recht so hoch - nichtsdestotrotz würde ein Sturz vor dem zweiten BH am Turm wohl zu einem Grounder auf dem Band führen. Vorsicht also, die Kletterei ist nicht prohibitiv schwierig und der Abstand nicht megaweit - aber die ganze Anlage (wenn man vom Stand nach L6 sichert) ist halt einfach ungünstig. Das alles tönt jetzt so, wie wenn diese Seillänge ein Mist und ein Mega-Gewürge wäre. Das entspricht aber überhaupt nicht der Realität. Bald wartet nämlich affengeile, super athletische Henkelkletterei - super! Ich fand es für 6c gemütlich, aber vermutlich ist das bei einer solchen Seillänge für Sportkletterer mit deutlich höherem Niveau so zu erwarten.

Steile, aber dafür so richtig henklige Kletterei am Turm in L7 (6c).

L8, 25m, 6a: Kurz rauf, ein plattige Traverse nach rechts zur Kante, wo es nochmals steil, griffig und mit mobiler Sicherung aufwärts geht. Man erreicht dann eine Art Grat, wo man nach rechts zum finalen Stand klettert.

An dieser Stelle befindet man sich an einem Turm etwa 20hm unterhalb vom Gipfelgrat. Der einzig logische Weiterweg ist aber jener am Seil zurück zum Einstieg. Genau so machen wir das um 13:40 Uhr, was 4:20h Kletterzeit für die Route ergibt. Das Abseilen geht zügig und gut (Stände 8 - 6 - 5 - 3 - (2 oder 1) - Boden), wobei man v.a. beim obersten und zweitobersten Abseiler aufpassen muss, dass man mit dem Seil keine Steine in die Tiefe schickt. Die Eigengefährdung dadurch ist klein, wenn's jedoch andere Leute in der Wand unterhalb oder am Wandfuss hat, so befinden sich diese im Gefahrenbereich. Sonst lief es glatt, und das Zeitbudget liess noch das Erledigen der Pendenz mit dem Durchstieg der Cruxlänge zu. Wenig später waren wir am Wandfuss, räumten zusammen und gingen retour zum Ausgangspunkt, damit wir die versprochene, frühe Rückkehrzeit daheim einhalten konnten. Auch wenn wir die Strassen mit vielen anderen Verkehrsteilnehmern teilen mussten gelang das und wir konnten einen rundum gelungenen Tag mit einer absolut passenden Tourenwahl konstatieren.

Facts

Chli Bielenhorn - Dos Idiotas 7a (6b+ obl) - 8 SL, 270m - Bunschi/Gisler 2013 - ****;(xxxx)
Material: 2x60m-Seile, 12 Express, Cams 0.2-3 (& evtl. 0.3-1)

Tolle und abwechslungsreiche Granitkletterei, welche auf den ersten 4.5 Seillängen so richtig kernig und steil daherkommt. Danach legt sich das Gelände dann (ortstypisch!) zurück und die Kletterei ist nicht mehr so anhaltend. Wobei es in der Dos Idiotas mit dem Turm in L7 nochmals ein richtiges Highlight gibt. Mir hat die Route mindestens so gut gefallen wie die beiden hochgelobten Remy-Kreationen Sacremotion und Psychides. Der Anspruch in der Dos Idiotas ist höher als in der Sacremotion und (bis auf deren hammerharte Cruxsequenz) in etwa ähnlich wie bei der Psychides. Das Absicherungskonzept in der Dos Idiotas überzeugt vollauf: über weite Strecken muss man mobil sichern, aber wo man nicht zuverlässig legen kann oder es für die Orientierung zwingend ist, stecken solide, rostfreie Bohrhaken. Sozusagen Piola-Style oder auch das, was wir in unserem Touren am Zervreilahorn umzusetzen versucht haben. An Cams braucht man ein volles Set von 0.2-3, wobei wir den 3er nur 1x am Anfang von L3 eingesetzt haben, da war er aber ziemlich zwingend. Dank den BH und den relativ kurzen Seillängen geht's m.E. mit einem einzigen Cam-Set, sofern man mobil nicht wesentlich kürzere Abstände macht wie wenn es BH hätte. Verbauen lässt sich aber natürlich auch mehr Material, so dass das doppeltes Mitführen der kleinen bis mittleren Grössen nicht verkehrt ist. Noch zur Seilwahl: 2x60m sind empfohlen. Mit 2x50m-Seilen reicht es in L6 möglicherweise im Aufstieg nicht, zum Abseilen wohl gerade so knapp. Und weiter unten sind dann noch 2 zusätzliche Abseilmanöver nötig. Hier unten erlaube ich mir die Publikation des Originaltopos der Erschliesser. Dieses ist wirklich sehr hilfreich und diese tolle Route hat mehr Begehungen verdient. Sonst findet man im Uri Excellence ein Fototopo, wo jedoch gewisse wichtige Details weggeneralisiert wurden.

Das Originaltopo der Erschliesser, vielen Dank für die tolle Arbeit!

Dienstag, 8. Oktober 2024

Churfirsten / Roskirche - Sinnfrage (7a, 3 SL, Erstbegehung)

"Die Sinnfrage kann man immer stellen, vor allem natürlich beim Klettern", an diesen früheren Ausspruch von Daniel kann ich mich noch gut erinnern. Und nun hat die Sinnfrage also sogar ihre zugehörige Route erhalten. Selbstverständlich kann man die Sinnfrage bei dieser Neutour stellen: es ist weder die längste, die schwierigste noch die schönste Route der Welt. Aber es hat Spass gemacht sie zu entdecken und zu realisieren, was für uns genug der Sinnhaftigkeit ist. Wobei an genau diese Stelle auch ein Disclaimer gehört. Ausgecheckt und eingebohrt wurde die hier beschriebene Route von Daniel Benz, ich war "nur" bei der ersten RP-Begehung mit dabei. Somit der Bericht über die neuste und vorerst letzte Neutour, welche am 90m hohen, freistehenden Turm der Roskirche durch die schattige Nordwand verläuft.

Spannende Perspektive! Daniel turnt in L1 (7a) der Sinnfrage.

Erschliessung

Hier kann ich mich für einmal sehr kurz halten: Daniel hat die Sinnfrage 4 Tage nach dem Einbohren vom Massnahmenpaket im Alleingang am oben fixierten Seil eingerichtet. Dieser Stil war hier die Methode der Wahl, weil es die Linie geschickt durch die verbleibenden Filetstücke der Wand zu legen galt. Nochmals 3 Tage später waren wir dann auf der Rotpunkt-Mission unterwegs, wo wir Massnahmenpaket, dessen Trad-Variante und die Sinnfrage befreiten. Meinerseits konnte ich dabei die zweite Länge vorsteigen und so tatsächlich die formell erste (Vorstiegs-)Begehung von diesem Abschnitt notieren. Vielen Dank Daniel! Es ist auch der Grund, warum die Sinnfrage hier als Erstbegehung präsentiert wird, auch wenn mein Beitrag zu ihrer Entstehung limitiert war, bzw. ich nichts zur Pflanzung der Hardware beigetragen habe.

Dieses Foto gehört quasi noch zur Erschliessung. Nach der RP-Begehung vom Massnahmenpaket sind wir von der Abseilpiste hinüber gequert zur Sinnfrage, um dort im Abseilen noch die Kette mit der fixen Exe in der Crux zu platzieren. Dies war nötig, weil der BH an dieser Stelle aufgrund der Felsqualität (zu) hoch platziert werden musste, so dass er (ohne die Fixexe) aus der Kletterstellung nicht vernünftig bzw. nur sehr umständlich zu klippen ist.

Zugang

Für den Weg zum Depot an der NW-Ecke der Roskirche wiederhole ich hier exakt meine Zeilen aus dem Beitrag zum Massnahmenpaket. Wer sie von dort noch auswendig rezitieren kann, braucht sie nicht nochmals zu lesen.

  1. Für uns die schnellste und bequemste Variante, ein idealer E-Bike-Usecase: von Walenstadt bzw. vom Hasebärg (ca. 560m) an der Lüsisstrasse mit dem Stromrad steil aufwärts, dann auf 1100m noch steiler auf den Tschinglaweg abzweigen und diesem via Vorder Büls bis zum P.1544 (ca. 9km, 1100hm). Von dort auf dem blau-weiss-blau markierten Wanderweg über die Schwarzen Platten (T4) zum Chammsässli und weiter hinauf zum Valsloch. Nach der Engstelle an dessen Eingang noch ein paar Kehren (ca. 50hm) aufsteigen, bevor man horizontal zur gut sichtbaren Roskirche quert (zu Beginn weglos, dann schwache Pfadspuren, T4+). Ein gutes und bequemes Depot befindet sich gleich am Punkt, wo man die Roskirche erreicht. Zeitbedarf ab Walenstadt: ca. 40-45 Minuten per Bike plus 30-35 Minuten zu Fuss, d.h. 1:15h ab Walenstadt.
  2. Wer von Süden kommt und über kein E-Bike verfügt, der fährt wohl mit dem PW aufs Lüsis. Dort gibt es nur eingeschränkte Parkmöglichkeiten. Auf Anfrage kann man (wenn Platz vorhanden) beim Gasthaus abstellen (15 CHF/Tag). Frei parkieren ist nur beim abseitig gelegenen P.1327 erlaubt, was sowohl die Anfahrt wie auch den Zustieg verlängert. Dann auf markierten Wanderwegen Richtung Tschingla, vorteilhaft über den Chalberhalden Highway zum Chammsässli und dann wie unter 1) beschrieben zur Roskirche. Zeitbedarf ab Walenstadt ca. 20-25 Minuten per PW und ~90 Minuten zu Fuss, total gegen 2:00h ab Walenstadt.
  3. Am wenigsten Zustiegs-Höhenmeter sind involviert, falls man die Bahn auf den Chäserrugg nutzt (Betriebszeiten beachten, mit Stand 2024 kostet das 62 CHF retour pro Person, bzw. 31 CHF mit Halbtax). Vom Chäserrugg auf dem Valslochweg absteigen und auf ca. 1950m (d.h. höher als wenn man von unten kommt) nach links zur Felswand hinüberqueren, an deren Fuss ein Wildpfad zur Roskirche führt. Auf dem Retourweg sind dann ~350hm im Aufstieg zu bewältigen. Zeitbedarf aus dem Tal in Unterwasser muss man selber berechnen... Diese Variante bietet sich vor allem dann an, wenn man von Norden durch das Toggenburg anreist.
Hier geht's los - wenn denn die Aufschrift noch lesbar ist.

Routenbeschreibung

Roskirche - Sinnfrage 7a (6b+ obl.) - 3 SL, 80m - Daniel Benz, Marcel Dettling 2024
Material: 1x50m-Seil, 10 Express, Camalot 2, Helm

L1, 35m, 7a: Vom Depot an der NW-Ecke der Roskirche steigt man die Rinne zum Nordsattel ein Stück weit hinauf. Der Einstieg ist angeschrieben und durch die rostfreien Bohrhaken gut erkennbar. Vom Boden einzig an der Roskirchenwand startend würde gleich ein heftiger Einstiegsboulder warten. Die Methode der Wahl ist jedoch ein Überfall von einer Terrasse auf der Gegenseite, so kriegt man einen vernünftigen Griff in die Hand und kann abheben. Die markante Crux wartet dann etwas vor Hälfte der Seillänge bei der Fixexe. Mit einem kleingriffig-technischen Boulder will eine 3m hohe, ziemlich blanke Wandzone erobert werden. Diese ist prima gesichert (A0 möglich, die Länge geht auch als 6c 1pa), denn es folgt gleich nachher ein BH, welcher von unten in der Kletterstellung nicht sichtbar ist. Damit ist aber nicht fertig, in athletisch-griffiger Kletterei geht's richtig cool entlang von Rissspuren athletisch in die Höhe, zuletzt klettert man dann noch fotogen die Hangeltraverse der klassischen Nordroute retour nach links zum Stand.

Hier hat man die Hauptschwierigkeiten in L1 (7a) geschafft, auch wenn man sich in der finalen Linkstraverse durchaus nochmals festhalten muss. Hinten übrigens gut erkennbar die Wegspur im Valsloch, von welcher man weglos über die im Bild sichtbaren Grashänge zum Fuss der Roskirche quert.

L2, 30m, 6b: Steil und griffig geht's hier gleich vom Stand weg bei guter Absicherung in die Höhe. Man bedient sich hier an sehr schönem, wasserzerfressenem Fels. Mit etwas Reserven auf den geforderten Grad geht das in einer vergnüglichen Turnerei mühelos in die Höhe. In etwa mittig der Seillänge wurde zwecks von einem exzellenten Placement für einen Camalot 2 auf einen BH verzichtet. Wiederum, wer die Reserven hat, kann sich da aber sogar auch einen Runout zum nächsten Silberling zutrauen. Das Finish dann wieder etwas technischer, auch da super schöner, vom Wasser ziselierter Fels.

In L2 (6b) ist es sowohl auf- wie auch abwärts schwierig, gute Fotos zu machen.

L3, 15m, 6a+: Der Stand auf dem bequemen Band befindet sich auf dem Verlauf der Lucky Bernd. Dessen Haken befinden sich denn auch gerade voraus in der Nordwand. Klettert man diese Passage, so beläuft sich die Schwierigkeit auf 6a. Zur Sinnfrage gehört aber eigentlich die NE-Kante linkerhand. Hier steckte schon altes Material, welches zur Variante Müller-Wetli gehört. Dieser Abschnitt wurde mit rostfreien BH saniert. Die Kante ist steiler und kniffliger, wie man auf den ersten Blick denken könnte! Zuletzt dann noch nach links über den Spalt hinweg zum Gipfelstand beim Wandbuch.

Kurz aber kräftig klettert man an der Kante von L3 (6a+).

Abstieg

Auch hier werden die bereits beim Massnahmenpaket getippten Zeilen rezykliert. Am Gipfelstand geht's los, es werden jedoch andere Stationen wie im Aufstieg genutzt. Das Abseilen über die Standplätze der Sinnfrage ist nicht vorgesehen. Man kann diese jedoch für einen Rückzug nutzen, bzw. man befindet sich an den Standplätzen sowieso stets in unmittelbarer Nähe zur offiziellen Abseilroute, so dass man einfach dahin wechseln kann. Normal seilt man zuerst 15m auf der Nordostseite zu einem Bödeli ab. Man geht ca. 5-10m nach Osten zu Stand im Spalt, von wo man 25m auf das geräumige Velobödeli abseilt. Von diesem quert man über ein ca. 60cm breites Band für 15m in die Nordwand hinein zu einem weiteren Abseilstand. Über eine 25m-Strecke erreicht man den Sattel im Norden der Roskirche, von wo man zu Fuss zum Einstieg bzw. Depot absteigt. 

Auf der zweiten Etappe der Abseilpiste, welche entlang vom Ostkamin führt. In der Wand rechts mit dem knapp sichtbaren Surfverbot verläuft die Ostroute (6c). Und im kompakt-steilen Stück Fels links vom Seilverlauf befindet sich die Cruxlänge (8b+) vom Hauch der Vergänglichkeit, welche Daniel ebenfalls im Sommer 2024 (von unten!) eingerichtet und gepunktet hat.

Planungsinfo & Topo

Die Route ist mit rostfreien Bohrhaken bestens auf Stufe xxxx abgesichert. Ein wenig Engagement ist in L1 nötig und in L2 muss 1x ein Cam gelegt werden, damit man dort im 6a-Terrain nicht einen doppelten BH-Abstand vergegenwärtigen muss. Aber auch hier gilt: alles im grünen Bereich! Im Beitrag zum Massnahmenpaket wurde noch nicht erwähnt, dass es sich an der Roskirche durchaus gut beim sonnig-warmem Wetter klettern lässt. Mit Wildfang (7a+), Lucky Bernd (7a) und Sinnfrage (7a) stehen drei Touren im 7a/7a+-Bereich zur Verfügung, welche vorwiegend schattig in der Nordwand verlaufen. Zudem bleiben auch das Massnahmenpaket (7a+) sowie der Schattenbachfäger (6b) bis am frühen Nachmittag im Schatten. Und wenn dort die Sonne scheint, findet man dafür auf der Ostseite Schatten. Natürlich kann man es auch andersrum machen und mehr von der Wärme des Himmelsgestirns zu profitieren. In der zentralen Nordwand (Lucky Bernd, Sinnfrage) findet man allerdings kaum je so viel Sonne, dass Griffelzitter-Temperaturen auf wohlige Wärme angehoben würden. Das hervorragende PDF-Topo mit allen 2024er-News von Daniel sei auch hier verlinkt, ebenso der Hinweis auf den SAC-Kletterführer St. Galler Oberland von Thomas Wälti. Das Foto mit dem Routenverlauf muss hingegen leider ausbleiben - auf die Nordwand der Roskirche gibt es keine freie Perspektive.

Einen Blick auf den Turm der Roskirche soll es aber doch nochmals geben! Beim Zustieg anzupeilen ist der linke Fuss der Roskirche. Die Sinnfrage verläuft auf der Rückseite in der Nordwand, der Einstieg befindet sich ca. 10-15m vom Fuss entfernt in der Schlucht.

Mittwoch, 2. Oktober 2024

Churfirsten / Roskirche - Massnahmenpaket (7a+, 3 SL, Erstbegehung)

Die Roskirche ist ein schlanker, rund 90m hoher Felsturm, der sich im Valsloch in der Südflanke vom Chäserrugg befindet. Selbst der Normalweg auf diesen Gipfel fordert den fünften Grad, somit ist es ein eindrückliches Erlebnis, diese Nadel zu besteigen und auch die Umgebung lohnt einen Besuch ganz sicher. Noch dazu gibt es eine erstaunliche Vielfalt von kurzen MSL-Kletterrouten in allen Schwierigkeitsgraden, sowohl in sonniger wie auch in schattiger Exposition. Im Sommer 2024 wurde das Angebot durch Neutouren und Sanierungen sogar noch markant erweitert. Dieser Beitrag schildert die News und präsentiert im Detail das Massnahmenpaket (7a+, 3 SL) welches dem alpin orientierten Sportkletterer eine schöne und steile Möglichkeit auf der Westseite bietet.

Blick auf die Roskirche von Süden. Das Massnahmenpaket verläuft auf der linken Seite, ungefähr dort wo der Wechsel von Licht zu Schatten ist. Ein Foto aus einer anderen, noch etwas besseren Perspektive mit dem Routenverlauf findet man weiter unten im Beitrag.

Erschliessung

Die Idee zum Massnahmenpaket stammt nicht vom Autor, sondern von Daniel Benz. Er war schon früh in seiner Kletterkarriere an der Roskirche aktiv und hat in den 2000er-Jahren die beiden Neutouren Lucky Bernd (7a) und Schattenbachfäger (6b) erschlossen. Im 2024 kamen dann neu die High-End-Route Hauch der Vergänglichkeit (8b+) und die von Dominic Eggenberger (mit Support von Daniel) eingerichtete und gepunktete Wildfang (7a+) hinzu. Nun lud mich Daniel zu einem Besuch an der Roskirche ein, wir könnten da eine Neutour einrichten. So etwas tönt natürlich wie Musik in meinen Ohren und sofort sagte ich zu.

Marcel späht am Einstieg danach, wo es langgehen soll. An der Kante im Bild, das ist die Lösung.

Am (Nachmit)tag der Erstbegehung war es sehr heiss und der Zustieg mit dem Bohrmaterial war trotz aller Optimierung anstrengend. Als erste Massnahme musste ich mich nach der Ankunft am Fuss der Roskirche umgehend im Schatten abkühlen. Das gelang am Eingang der Rinne zum Nordsattel problemlos. So konnte ich auch noch der Mutmassung von Daniel lauschen, dass ich nach den Erstbesteigern von 1941 wohl die erste Person wäre, welche das Top der Roskirche zuerst über eine Neutour erreicht. Diesen Sachverhalt kann ich nicht abschliessend verifizieren, dass ich zuvor nie an dieser Nadel geklettert war, trifft hingegen uneingeschränkt zu.

Los geht's gleich steil! Daniel bohrt den ersten Zwischenhaken in L1 (6c).

Also legten wir los, Daniel - Marcel - Daniel so ergab sich die Aufteilung der Seillängen. Zählt man die Zahl der platzierten Bohrhaken, dann ist die Aufteilung mit 15:10 nicht im Verhältnis 2:1, sondern bei 1.5:1. Natürlich sind diese Rechnereien absolut nur Spielerei: ich freute mich sehr, dabei sein zu können und die tolle mittlere Seillänge inkl. ein paar spannenden Cliff-Placements einbohren zu können. Aufregend war es und ich hatte sehr Freude daran, wie gut es mir gelungen war. Pünktlich zum Sonnenuntergang waren wir auf dem Gipfel und konnten den Tag mit frohem Herzen beschliessen.

Auf den letzten Metern zum Gipfel in L3 (7a+).

Eine Woche später waren wir für das Rotpunkt-Business wieder vor Ort. Im Gegensatz zum letzten Mal sollte es dieses Mal eine Vormittags- und nicht eine Abendtour sein. Frühmorgens bei angenehm kühler Witterung und mit leichtem Gepäck fühlte sich der Zustieg gleich deutlich gemütlicher an. Wir entschieden uns schliesslich, das Punkten im Reverse Mode anzugehen. Sprich, man steigt diejenigen Seillängen vor, welche man nicht eingebohrt hat. Das erhöht die Spannung, so kann einem der Kletterpartner dann gleich berichten, ob man einen "Seich" zusammengebohrt hat und gleichzeitig würde auch dieses Mal die Aufteilung wieder 2:1 oder 15:10 lauten, einfach andersrum. Jedenfalls, die Rp-Begehung gelang auf den ersten beiden Seillängen mühelos. In der Cruxlänge hatte ich wohl eine Beta für die zwei schwierigsten Moves parat, doch es auf der kurzen Rési-Passage danach auch heimzunehmen war dann doch noch recht spannend - da musste ich durchaus Vollgas geben.

Auftakt zur RP-Begehung von L3 (7a+). Diese führt über die graue Wandpartie oberhalb der linken Hand des Kletterers. Ebenfalls gut sichtbar ist die Tradvariante, die wenig links davon am (in voller Auflösung) gut sichtbaren Riss direkt über das aus dieser Perspektive horizontal scheinende Dach führt.

Damit waren wir fast, aber noch nicht ganz fertig: als Variante zur dritten Seillänge gibt's ein massives, von einem gut fingerdicken Splitter Crack durchzogenes Dach. Dieses hatten wir initial verworfen, weil der Weg durch die Wand daneben einfacher und schöner schien (ersteres trifft sicher zu, zweiteres ist hingegen eine Frage der persönlichen Vorlieben). So seilten wir vom Gipfel in den grossen Spalt ab, gingen bzw. kraxelten durch den Kamin zurück auf die Westseite (konkret zum letzten Standplatz der Westroute) und nahmen die Trad-Variante dann in Angriff. Daniel zögerte kurz und platzierte (fast) seine ganze Familie an Klemmgeräten - die Sache ist eben schon noch committing! Dann aber zog er es so durch, wie man es von ihm kennt und diese coole, naturgegebene Linie war zur neuen Seillänge geworden. Wir schlagen dafür eine Bewertung von 7b vor. Damit war an diesem Tag noch nicht ganz fertig, denn wir hatten auch noch die Erstbegehung der Sinnfrage (7a, 3 SL) auf dem Plan. Doch davon berichtet dann mein nächster Blog...

Jetzt gilt's ernst! Der Boulder beim Ausstieg aus dem Dach ist die Crux der Trad-Variante (7b).

Zustieg

Es gibt mehrere Varianten, um zur Roskirche zu kommen.

  1. Für uns die schnellste und bequemste Variante, ein idealer E-Bike-Usecase: von Walenstadt bzw. vom Hasebärg (ca. 560m) an der Lüsisstrasse mit dem Stromrad steil aufwärts, dann auf 1100m noch steiler auf den Tschinglaweg abzweigen und diesem via Vorder Büls bis zum P.1544 (ca. 9km, 1100hm). Von dort auf dem blau-weiss-blau markierten Wanderweg über die Schwarzen Platten (T4) zum Chammsässli und weiter hinauf zum Valsloch. Nach der Engstelle an dessen Eingang noch ein paar Kehren (ca. 50hm) aufsteigen, bevor man horizontal zur gut sichtbaren Roskirche quert (zu Beginn weglos, dann schwache Pfadspuren, T4+). Ein gutes und bequemes Depot befindet sich gleich am Punkt, wo man die Roskirche erreicht. Der Einstieg befindet sich 10-15m unterhalb bei einem bequemen Podest (BH mit Austrialpin-Lasche und falls noch lesbar Farbanschrift "M.N.P" vorhanden). Zeitbedarf ab Walenstadt: ca. 40-45 Minuten per Bike plus 30-35 Minuten zu Fuss, d.h. 1:15h ab Walenstadt.
  2. Wer von Süden kommt und über kein E-Bike verfügt, der fährt wohl mit dem PW aufs Lüsis. Dort gibt es nur eingeschränkte Parkmöglichkeiten. Auf Anfrage kann man (wenn Platz vorhanden) beim Gasthaus abstellen (15 CHF/Tag). Frei parkieren ist nur beim abseitig gelegenen P.1327 erlaubt, was sowohl die Anfahrt wie auch den Zustieg verlängert. Dann auf markierten Wanderwegen Richtung Tschingla, vorteilhaft über den Chalberhalden Highway zum Chammsässli und dann wie unter 1) beschrieben zur Roskirche. Zeitbedarf ab Walenstadt ca. 20-25 Minuten per PW und ~90 Minuten zu Fuss, total gegen 2:00h ab Walenstadt.
  3. Am wenigsten Zustiegs-Höhenmeter sind involviert, falls man die Bahn auf den Chäserrugg nutzt (Betriebszeiten beachten, mit Stand 2024 kostet das 62 CHF retour pro Person, bzw. 31 CHF mit Halbtax). Vom Chäserrugg auf dem Valslochweg absteigen und auf ca. 1950m (d.h. höher als wenn man von unten kommt) nach links zur Felswand hinüberqueren, an deren Fuss ein Wildpfad zur Roskirche führt. Auf dem Retourweg sind dann ~350hm im Aufstieg zu bewältigen. Zeitbedarf aus dem Tal in Unterwasser muss man selber berechnen... Diese Variante bietet sich vor allem dann an, wenn man von Norden durch das Toggenburg anreist.
Der Zustieg an die Roskirche ist nicht eben kurz. Aber es lohnt sich 😀

Routenbeschreibung

Roskirche - Massnahmenpaket 7a+ (6c obl.) - 3 SL, 100m - D. Benz, M. Dettling 2024
Material: 1x50m-Seil, 9 Express, Helm

L1, 30m, 6c: Los geht's mit ein paar gemässigten Moves an einem kurzen Vorbau, dann folgt aber gleich ein steiler Wulst, wo es kräftig zupacken heisst! Es lässt nicht gleich nach und mit dem Ausstieg in etwas flacheres Gelände wartet eine knifflige Stelle. Rechterhand setzt da eine Rissverschneidung an, welche in die Sequenz eingebaut gehört, auch das ist nicht trivial. Später etabliert man sich dann wirklich an diesem Riss, er ist aber breit und nicht so griffig. So wird man weiterhin gefordert, erst am Ende lässt es dann etwas nach.

Daniel folgt im oberen Teil von L1 (6c), das Bild aufgenommen bei der RP-Begehung.

L2, 35m, 6c: Unsere Route nutzt hier die Wandpartie gleich rechts vom Kamin der Westroute. Während die Kante noch dazu gehört, ist der Kamin und die linke Seitenwand gemäss unserer Interpretation zwecks Eigenständigkeit und Homogenität der Schwierigkeiten nicht Teil der Route. Aber Definitionen beim Klettern sind eh fragwürdig, auf MSL erst recht. So mache jeder, was er will. Auf den ersten Metern ist der Fels nicht super top, aber ok. Spätestens ab dem dritten BH spielt sich der Verlauf unweigerlich rechts in der Wand ab, das Gestein nun prima. Griffig biegt man um die Ecke und an eine steile Wandpartie heran. In bestem, wasserzerfressenem Fels mit Leisten und Löchern wartet die Crux, bevor rissige Strukturen beim Ausstieg ins flachere Gelände helfen, wo der Stand kommt.

Marcel unterwegs mit der Bohrmaschine am Gurt in L2 (6c).

L3, 35m, 7a+: Über eine schöne, raue und strukturierte Platte erreicht man "the meat of the pitch", eine überhängende Wandpartie mit der Crux. Erst noch griffig, heisst es dann erst kleine, scharfe Kratzer zu zwicken, die Füsse raufzubringen und dann mit etwas Rési an sloprigen Strukturen den Rettungsanker in Form von henkligem Griffmaterial zu erreichen. Wer sich am mitten in der Cruxzone befindlichen BH bedient, dort rastet und ihn zur Fortbewegung nutzt, kommt auch mit 6c 1pa durch, wodurch die Anforderungen der Route schön homogenisiert werden. Von den zuvor erwähnten Henkeln erreicht man eine Kante, an welcher man aufwärts steigt. Im oberen Teil ist rückseitig noch ein BH der Westroute klippbar. Man kommt so zum höchsten Punkt der Roskirche, geht dort einige Schritte horizontal nach Osten und steigt dann über eine Stufe ab zu Stand und Gipfelbuch.

Für Action Fotos aus L3 (7a+) siehe oben. Hier am Gipfel bei der Erstbegehung im letzten Teil von L3.

Abstieg

Vom Gipfelstand muss abgeseilt werden. Zuerst 15m auf der Nordostseite zu einem Bödeli. Man geht ca. 5-10m nach Osten zu Stand im Spalt, von wo man 25m auf das geräumige Velobödeli abseilt. Von diesem quert man über ein ca. 60cm breites Band für 15m in die Nordwand hinein zu einem weiteren Abseilstand. Über eine 25m-Strecke erreicht man den Sattel im Norden der Roskirche, von wo man zu Fuss zum Depot absteigt. Ins Tal zurück geht's dann gleichermassen wie beim Aufstieg. Zum Abseilen ist das Massnahmenpaket nicht eingerichtet. Vom Gipfelstand ist es auch nicht (vernünftig) möglich, über den Aufstiegsweg zurück zu seilen. Falls man von Stand 1 oder Stand 2 einen Rückzug machen muss, so ist das an sich problemlos - dafür eingerichtet sind die Standplätze jedoch derzeit nicht.

Time to go home! Abgeseilt wird über die Nord- und Ostseite der Roskirche.

Material, Absicherung & Topo

Die Route ist mit rostfreien Bohrhaken prima auf Stufe xxxx abgesichert. Hier und da muss man sich schon ein wenig engagieren, aber es gibt keine langen Runouts oder schwierige, psychisch anspruchsvolle Stellen fernab der letzten Sicherung. Ganz vereinzelt könnte man sicher noch einen Cam legen, nötig ist dies aber nicht und die Geräte können gut am Einstieg oder (je nachdem, was man sonst noch klettern will an der Roskirche) daheim bleiben. Ein super PDF-Topo mit allen Updates von der Roskirche gibt's zwar nicht aus der Feder, aber vom Computer von Daniel - Grundlage dafür waren die exzellenten Informationen im SAC-Führer St. Galler Oberland von Thomas Wälti. Vielen herzlichen Dank Daniel und Thomas für die saubere Arbeit, die keine Fragen mehr offen lässt! Wie beschliessen den Beitrag mit dem Foto der Wand mit dem Routenverlauf - so hat auch Marcel noch etwas zur Dokumentation der Linie beigetragen 😊 Viel Spass an der Roskirche wünscht euch das Erschliesserteam!

Die Westseite der Roskirche mit dem Verlauf von unserer Route Massnahmenpaket (3 SL, 7a+).