Seiten

Montag, 16. Dezember 2024

Ofen - Pandur (7b+)

Mit dem kürzlichen Wintereinbruch schien die Zeit gekommen, um dem Ofen wieder einmal den typischen Herbstbesuch abzustatten. Mein Geschmack stand auf ein paar Seillängen an steiler MSL-Sportkletterei, und diesbezüglich wird man an der 200m hohen Südwand auf jeden Fall fündig. Zudem war am Ofen das Gelände bereits wieder komplett aper und trocken, was in höheren Lagen wie z.B. den Wendenstöcken noch nicht uneingeschränkt der Fall war. Als Ziel wählten wir natürlich eine Route, welche ich zuvor noch nie probiert hatte - ein paar solche gibt es immer noch. Die Pandur bietet 4 Seillängen an kernigen Moves bis auf das obere Band, von dort stiegen wir über eine Länge der Zabayone und eine vom Einarmigen Bandit zum Top der Wand.

Der Ofen mit unserer Route: Pandur (7b+, rot) mit Ausstieg über je eine Seillänge von Zabayone und Einarmiger Bandit (6c+, 7a+, orange).

Am Ofen gibt's nach vielen Besuchen für uns keine grosses Haareraufen mehr, wenn es um die Tourenplanung geht. Mit der Webcam auf dem Bonistock liess sich zweifelsfrei feststellen, dass alles trocken und (wieder) schneefrei war. Wir planten den Kletterstart auf den Zeitpunkt, wo die Sonne den Wandfuss erreicht: 8.50 Uhr war das bei unserer Tour anfangs der zweiten Septemberhälfte. Um 7.35 Uhr ging's in Turrenbach P.985 los, mit den E-Bikes sehr zügig zum Unter Boden, dann zu Fuss weiter über den ziemlich schlammigen Pfad und zuletzt die steilen Grashänge an die Wand. Gerade eine Stunde brauchten wir dafür, nach einer kurzen Vorbereitung starteten wir wie geplant beim Eintreffen der ersten Sonnenstrahlen mit der Kletterei.

Die letzten Meter vom Zustieg, rechts sieht man die Wand, die gleich fulminant loslegt.

L1, 35m, 7a: Wie im Einarmigen Banditen unmittelbar daneben steckt auch hier der erste BH auf 8-10m Höhe. Natürlich ist die Kletterei einfach, nur Runterfallen wäre sehr ungünstig. Zum Glück hatte Jonas die Keile an den Einstieg getragen. Ich liess sie mir zuwerfen und platzierte einen Rock Nr. 3. Dann geht's los mit der ortstypischen Kletterei an Schlitzen. Oft eher rund, teils sloprig und bisweilen etwas staubig. Wobei, vorerst geht's ganz ordentlich, die Sache spitzt sich erst auf den letzten 15m zu. Zuerst an kleinen Griffen hoch antreten, im Finish dann erst an kleinen Seitgriffen mit einem ziemlich ätzenden letzten Klipp von üblen Slopern.

Von L1 gibt's leider kein Foto, daher dieses Panorama aus der Wand.

L2, 40m, 6a+: Auf dieser Höhe gibt's die coole Backsteinkletterei: quergebänderter Fels mit vielen Henkeln gespickt. Wobei diese im ersten Teil nicht überall präsent sind, da warten ein paar recht knifflige Stellen für den Grad. Mittig gibt's dann einen langen Runout. Einfacher werdend zwar und daher auch ohne Gear machbar, noch besser ist's aber einen kleinen bis mittleren Cam (0.3-0.5) in einen der Schlitze zu versorgen. Das Ende dann betont senkrecht mit Idealhenkeln, aber auch ein paar weiten Zügen. Auch hier gibt's nochmals einen Hakenabstand von 8-10m, wo jedoch kaum gelegt werden kann. Der wird aber Anwärter, die dem restlichen Programm gewachsen sind, vermutlich nicht ins Schwitzen bringen.

Tolle, steile Kletterei - auf den ersten Blick würde man nicht glauben, das sei nur eine 6a+.

L3, 45m, 7b+: Beginnt mit einer kurzen Stufe, dann auf dem Band nach rechts und in etwas brüchigem Gelände einfach hinauf unter das Dach, wo sich ein Zwischenstand befindet. Dieser Abschnitt ist 6a und kann als 15m-Seillänge gemacht werden. Würde ich das nächste Mal wohl so versuchen, denn direkt weiter zu klettern funktioniert zwar, wenn man die Standhaken nicht klippt und unter dem Dach verlängert. Die Seilführung ist zum Freiklettern dann aber echt ein Mist. Ob es denn mit dem Zwischenstand viel besser wäre, bleibe dahingestellt. Potenziell besteht dann das Problem, dass man hart in die zweite Sicherung stürzt und der Sicherungsperson auf die Rübe fällt. Das Boulderproblem am Dach selbst konnte ich mit einem coolen Crossing-the-Midline-Jump lösen. Damit ist es aber nicht geschafft, vom guten Griff ob der Kante ins senkrechte Gelände zu entkommen fordert nochmals... und es kann leider so wie die Haken stecken auch kaum vernünftig ausgecheckt werden. Der Leser wird es ahnen, ich konnte die Stelle leider weder onsight noch rotpunkt (mit Restart vom Zwischenstand) bewältigen - schade! Einmal ob dem Dach etabliert, gibt's dann noch 20m an genialer 6a+ in wendenmässigem Fels mit Schlitzen, Töffgriffen und allem was das Herz begehrt.

Die Schlüsselstelle der Route befindet sich an diesem Dach in L3 (7b+). An den Griff über der Dachkante zu kommen ist das eine (das hier schon gelungen ist). Aus dieser Position noch über das Dach zu kommen ist das andere... wobei einem dann eben noch total nervig das Seil in den Weg kommt. Der BH knapp unterhalb der Dachkante, wo das Seil für den Exit aus dem Dach geklippt ist, befindet sich ungünstig rechts vom Kletterer.

L4, 25m, 7a: Gerade vorher Wenden, hier eher Rätikon. Sprich kompakter, nicht allzu steiler Fels, rau aber eher knapp strukturiert, eher auflegerig. Und selbstverständlich kommt der Fussarbeit eine entscheidende Komponente zu. Dem Gelände und der Art der Kletterei wegen muss man sich hier trotz der an sich sehr guten Absicherung engagieren. Nach 15m ist der Spass vorbei, es geht dann noch 10m über Schrofen gerade hinauf, wo die Route im Prinzip endet. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um noch weiter zu klettern: Wolfsfeder, Schwarz Peter, Zabayone führen direkt von diesem Stand weiter, Game Girl (links) und Einarmiger Bandit (rechts) sind mit kurzen Traversen auf dem Band erreichbar.

Bottom-Shot von L4 (7a), welche mit rätikonmässiger Steilplattenkletterei aufwartet.

L5 (Zabayone), 35m, 6c+: Wir entscheiden uns für die Länge der Zabayone, welche 3m rechts vom Stand hinaufführt. In den 1990er-Jahren hatte ich diese Route einmal komplett geklettert, aber das ist gemessen an meinen Erinnerungen an die Moves schon längst verjährt. Kurz an Leisten unter den Überhang und dann zwar an guten Griffen, aber doch kräftig, dafür gut abgesichert darüber hinweg. Über sehr schönen Querschlitz-Fels klettert man nachher rechtshaltend im 6a-Gelände weiter. Die Absicherung ist eher knapp (es kommen nur noch 2 BH, legen geht auch nicht wirklich). Die Sache ist zum Glück gut kontrollierbar und man tut auch gut daran, die Kontrolle zu behalten. Der Stand dann gemeinsam mit der Wolfsfeder.

Nach dem Ende von Pandur auf dem oberen Band sind wir über Zabayone (6c+) weiter...

L6 (Einarmiger Bandit), 35m, 7a+: Auf die folgende A1-Passage der Zabayone haben wir weniger Lust, also queren wir über die Wolfsfeder nach rechts, in der Hoffnung den Ausstieg vom Banditen nehmen zu können. Diese fetzenscharfe und affengeile Tropfloch-Crimperei kenne ich von meiner Begehung vor 10 Jahren. Und tatsächlich, wenn man die ersten Haken in der Wolfsfeder mit 60er-Alpinexen klippt, geht's wirklich. Damals habe ich berichtet, dass die knifflige Stelle über den Wulst beim Abzweig "gut geht wenn man weiss wie". Vermutlich stimmt das schon, gewusst wie habe ich aber nicht mehr und meine gewählte Lösung ging zwar, aber zu sagen "gut" wäre übertrieben, zäh war's! Einmal in der steilen Wand etabliert, geht's vorerst etwas besser dahin, bevor die Extrarunde rechtsherum am Ende nochmals alles an Haut, Kraft und Fusstechnik fordert. In der Traverse heisst's scharfe Ware krallen und auf kleinen Strukturen antreten, bevor man im Exit noch eher plattig auf die Füsse stehen und die Lösung erkennen muss.

...und haben dann als L6 im Einarmigen Banditen (7a+) geklettert, wo man seine Griffel in scharfe Tropflöcher krallen darf/muss.

Um 13.45 Uhr und damit nach rund 4:50h Kletterei waren wir am Top. Ausser der Dachpassage hatte ich alles senden können (Rest vom Pandur os, Zabayone/Bandit retroflash). Das hatte meinen vollen Einsatz und auch Zeit für die Tüftelei im technischen Gelände plus strategisch eingestreuten Schüttlern erfordert. Wir waren aber voll im Zeitplan für die daheim versprochene Rückkehrzeit. Um nicht doch noch in Verzug zu kommen, fädelten wir das Seil umgehend in den Abseilring und seilten über die Piste in den 5 empfohlenen Manövern an Kettenständen zum Einstieg ab. Auch Abstieg und Abfahrt gingen zügig, so dass wir bald talwärts rollten und pünktlich daheim eintrafen. Ja, Fingerkuppen und Unterarme waren heftig strapaziert worden, aber das war genau nach unserem Gusto gewesen.

Auf dem Heimweg, die Abseilerei verläuft dank der steilen Wand mühelos.

Facts

Ofen - Pandur 7b+ (6c obl.) - 4 SL, 220m - Röthlisberger/Winkler 1991 - ****;xxx
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, Cams 0.3-0.75

Steile MSL-Sportklettertour mit einigen tollen Seillängen. Der Fels ist wie man es vom Ofen kennt meist sehr gut, ja teilweise fantastisch. Ein paar kurze, einfache und weniger schöne Passagen gibt's auch, ist aber absolut kein Thema. Mit nominell nur 4 bzw. 5 Seillängen bis auf das grosse obere Band wirkt die Route ein wenig anachronistisch. Man kann sich aber problemlos ein 2 SL umfassendes Restprogramm mit Schwierigkeiten nach persönlichem Gusto anfügen, so hat man den Full Value. Laut dem Wandbuch ist die Route aber trotz all diesen lobenden Worten nur selten begangen. Unmittelbar nach der Erschliessung 1991 kamen mehrere Seilschaften pro Jahr, nach ein paar Saisons ebbte dies ab. Seit 2010 gibt es im Schnitt weniger als eine Begehung per Annum. Mir scheint, als ob MSL mit gehobenen Schwierigkeiten, wo man sich auch einmal ein wenig engagieren muss, derzeit nicht sehr im Trend liegen. Wobei der Pandur (dito der Ausstieg über Zabayone & Bandit) an den schweren Stellen sehr gut abgesichert sind. Eine 6c ist zwar obligatorisch, dies aber nicht weit über dem Bolt und bei optimalem Sturzgelände. Nur im einfachen Gelände (Einstieg, L2, unsere L5 von Zabayone) vernimmt man noch vereinzelt den (Absicherungs-)Geist aus dem letzten Jahrhundert mit dem möglichst sparsamen Einsatz von BH wenn auch gerade so ohne geht. Die Dachpassage mit der klettertechnischen Crux geht easy A0. Sie ist auch frei prinzipiell gut machbar, den Durchstieg gibt's aber nicht geschenkt (auch wenn die Route, wie ich erfahren habe, inzwischen eine Onsight-Begehung erhalten hat, bravo!). Topos findet man in diverser Literatur, z.B. Extrem Ost oder SAC-Kletterführer Zentralschweiz, Band Südwest. Sehr hilfreich auch das Online-Topo hier.

Sonntag, 8. Dezember 2024

Skitour Magerrain (2524m)

Die Skitour zum markanten Gipfel des Magerrain (2524m) stand schon lange auf meiner Pendenzenliste. Es handelt sich um den höchsten Kulminationspunkt einer ganzen Gebirgsgruppe im Grenzgebiet der Kantone Glarus und St.Gallen, welcher der weniger hohe aber auch spezielle Spitzmeilen seinen Namen gegeben hat. Die Schartenhöhe vom Magerrain ist mit 357m nicht aussergewöhnlich, mit seiner Dominanz von 8350m liegt er in dieser Statistik aber auf dem respektablen Rang 72 der Schweiz. So erstaunt es denn auch nicht, dass die Tour zu seinem Top ziemlich weitläufig und aufwändig ist, noch dazu erfordert sein bis zu 40 Grad steiler Gipfelhang geeignete Bedingungen. Kurzum, die Verhältnisse müssen einfach passen für diese Skitour und das war an diesem 1. Dezember 2024 nun einwandfrei der Fall.

Diese felsige Burg ist der Magerrain, gesehen aus dem Gebiet der Alp Fursch. Der Berg muss von der Rückseite angegangen werden, auch aufgrund der Wildruhezonen im Murgtal muss man dabei eine ziemlich weite Strecke in Kauf nehmen. Das ist aber für Liebhaber einsamer und weiter Winterlandschaften kein Nachteil, sondern ergibt eine grandiose Tour!

Meine Tour startete um 8.00 Uhr in Unterterzen, von wo ich mich mit den Flumserberg-Bahnen auf den Maschgenkamm gondeln liess. Da im Skigebiet erst Teilbetrieb herrschte, war der für die Touren im Spitzmeilen-Gebiet an sich günstigere Ausgangspunkt auf dem Leist (2222m) nicht erreichbar. Zu meinem Glück war das Trassee des Wanderwegs in der SE-Flanke vom Ziger (2074m) schön hartgetreten. So erreichte ich mit Doppelstocktechnik zügig die Zigerfurgglen und konnte eine erste Abfahrt zur verwaisten Alp Fursch (1792m) geniessen. Dort wurden die Felle ein erstes Mal aufgeklebt und der langgezogene Aufstieg zum Wissmeilenpass konnte um 9.00 Uhr beginnen. Ich war der erste Tourengänger im Gebiet, es lag eine gute Spur, nur herrschte im flachen Gelände der Alp Fursch ein teilweise erstaunlicher Gegenwind.

Im Aufstieg zum Wissmeilenpass (2416m).

Etwas vor 10.30 Uhr hatte ich die Passhöhe (2416m) erreicht und stellte fest, dass auf der Fortsetzung nur mehr eine einzige Spur lag. Nach einer Pause an der Sonne stach ich in die Tiefe. Selbst in dieser sonnigen Südexposition war der Schnee ideal: kompakte Unterlage mit pulvrig-weicher Auflage, der Skigenuss also garantiert. Mit etwas Karten-Engineering fand ich eine gute Linie durch das unübersichtlich coupierte Terrain um den nächsten Anfellpunkt auf ca. 2080m im Guetental zu erreichen (10.50 Uhr) - ein sehr abgelegener Ort: man sieht den Talgrund der noch am schnellsten erreichbaren Zivilisation (das Glarner Kleintal) nicht, es gibt keinen Handyempfang und es wäre dahin auch einfach kolossal weit. Nun denn, ich wollte ja sowieso zum Magerrain und sich isoliert und fernab aller menschlichen Bebauungen zu befinden darf man gerne als Privileg wahrnehmen.

Blick zurück zum Wissmeilenpass (2416m) mit der Abfahrt nach Süden.

Zuerst ging's aufwärts über einen formidablen 250hm-Hang in die Lücke von P.2233, bevor man sich mit Flachlauf und einer kurzen Abfahrt (mit Fellen) dem steilen Magerrain-Gipfelhang nähert. Dieser weist eine Neigung von bis zu 40 Grad auf, den guten Bedingungen sei Dank konnte er aber mit den Ski an den Füssen bewältigt werden. Erst ganz oben war die Gipfelkappe abgeblasen, tiefer lag perfekter Pow, der eine genussreiche Abfahrt versprach. Die letzten 15hm zum Gipfelkreuz waren zu Fuss zurückzulegen, um 11.10 Uhr schlug ich dort an. Während sonst generell sehr milde und angenehme Bedingungen herrschten, war in Kammlage ein deutlicher SW-Wind zu verspüren, welcher einen längeren Aufenthalt am Top wenig angenehm machte. So schnallte ich bald meine Bretter an die Füsse und verschob eine Pause auf tiefere und angenehmere Gefilde.

Im Guetental, auch von hier schlägt man nochmals eine ziemliche Ecke via P.2233 und muss danach nochmals einen Höhenverlust in Kauf nehmen, um den Magerrain mit seinem bereits sichtbaren Gipfelhang zu erreichen. 

Die Abfahrt durch die Gipfelflanke war prima, ein kurzer Aufstieg (ohne Fellwechsel) brachte mich dann zu noch höherem Genuss mit der Abfahrt von der Lücke P.2233. Mehr oder weniger am selben Ort im Guetental wie 1.5h zuvor war erneut Wechselzone angesagt, bevor es bei sehr warmen Temperaturen retour Richtung Wissmeilenpass ging. Hier wurde die Tour aber mit einer Spezialeinlage aufgepeppt. Den eigentlichen Pass (P.2416) liess ich rechts liegen und steuerte eine 300m im NW gelegene Lücke bei Hüenderblänggli an, welche ebenfalls auf P.2416 kotiert ist. Schon damals bei meiner Tour zu Spitz- und Wissmeilen im März 2024 hatte ein Tourengänger eine Linie in deren formidablen, 35-40 Grad steilen Nordhang gelegt (welche mir damals bei LWS 3 reichlich gewagt vorkam). Doch heute war der Tag da, um hier selbst eine Spur in den Schnee zu zeichnen.

Die Gipfelflanke am Magerrain, mit Steilheit von bis zu 40 Grad. Auch später im Winter präsentiert sie sich oft abgeblasen, Lawinengefahr ist wohl seltener eine Problematik wie die Tatsache, dass zu wenig oder nicht genügend guter Schnee zum Skifahren liegt.

Und es war so gut wie erhofft: solide Unterlage mit einer genial zu fahrenden, pulvrigen Auflage. Bessere Bedingungen für ein solches Unternehmen kann man da wirklich kaum antreffen! Bis auf eine Höhe von 2000m war es wirklich absolut erstklassig. Unterhalb spürte man dann die Auswirkungen vom starken Fallwind, der meinen morgendlichen Aufstieg über die Hänge von Fursch gekennzeichnet hatte. Sprich, da war die Unterlage eher auf der verblasenen Seite. Doch immer noch recht gut zu fahren, so war ich bald retour bei der Alp Fursch, von wo es den letzten Hatscher retour ins Skigebiet zu absolvieren gilt. Zwar sind es netto nur 200hm zur Maschgalugga, dafür rund 3km Distanz, welche einfach nochmals etwas Zeit erfordern.

Blick vom Magerrain auf die malerische Hochebene von Oberen Chämm.

Etwas vor 14.30 Uhr war ich dort angekommen und nahm gerne die Gelegenheit war, ein kühles Getränk in meine Kehle zischen zu lassen. Mein mitgeführter Vorrat war längst aufgebraucht und die lange Runde hatte doch einigen Durst ergeben. Danach wartete noch die fünfte und letzte Abfahrt des Tages auf mich. Dies über die Piste nach Tannenboden, was definitiv kein Highlight mehr war. Hart und abgefahren war es, bisweilen sogar eisig. Dazu in einem engen Bereich viele Leute, manche davon von den Bedingungen eher überfordert. Noch dazu alles im Schatten. Tja, auch das läuft unter Skifahren, für die allermeisten ist das sogar der Standard von diesem Sport. So kommt man nicht umhin zu denken "wenn die Leute nur wüssten, was sonst noch so möglich ist mit den beiden Latten an den Füssen", natürlich nicht ohne gleichzeitig froh zu sein, dass sie es eben nicht wissen...

Der tolle Hang von P.2233 hinunter nach Guetental. Die schattseitige Hammerabfahrt von P.2233 liess sich hingegen leider nicht in gebührendem Lichte bildlich darstellen.

Facts

Magerrain ab Maschgenkamm, total 4 Aufstiege und 5 Abfahrten.
Ca. 1700hm Aufstieg und einiges an Distanz, Ski-Schwierigkeit ca. WS+
Normale Skitourenausrüstung sollte eigentlich immer ausreichend sein
Unterterzen - Maschgenkamm, retour Tannenboden-Unterterzen 20.60 CHF mit Halbtax

Dienstag, 3. Dezember 2024

Mit (sub)maximaler Effizienz!

Der Volumen-Fight im Sparta Bouldering & Bar war angesagt. Dies am Freitagabend vor einem strahlend schön prognostizierten Weekend. Für einen Outdoorfreak nicht unbedingt der optimale Zeitpunkt... wenn man solche Events doch nur einfach bis zur nächsten Schlechtwetterperiode aufschieben könnte. Somit haderte ich nicht nur wegen der weiten Anfahrt mit meiner Teilnahme. Andererseits liegt mir die Kletterei an Volumen sehr. Statt rohe Griffkraft und Dynamik ist viel mehr geschicktes Positioning, Vertrauen in die Haftreibung und gefühlvolles Handauflegen an Slopern gefragt. Und da ich noch nie an einem reinen Volumen-Wettkampf teilgenommen hatte, reizte mich die Sache einfach zu sehr. 

Der Kampf mit dem Kühlschrank... oder so! Foto: Sparta Bouldering / mediasquad.ch

Der Deal mit meiner selbst war schliesslich, zuerst von 7-13 Uhr möglichst viel Arbeit mit vollem Einsatz und maximaler Effizienz zu erledigen. Dann würde ich , um die weite Anreise ins Sparta besser zu amortisieren und die Outdoorambitionen ebenfalls zu befriedigen, am Nachmittag noch eine Skitour geniessen. Mit dem Motto ski and bloc hatte ich ja just 7 Tage zuvor gleich doppelt hervorragende Erfahrungen gesammelt. Zwar war der Wintertraum vom vorangehenden Weekend schon längst wieder passé. Tauwetter hatte dem Weiss in den tiefen Lagen längst den Garaus gemacht. Doch dann hatte es wieder abgekühlt, zuletzt war wieder etwas Powder gefallen, welcher seiner Zerpflügung harrte. Als Dessert gäbe es dann abends eben noch die Bouldersession.

Kleiner Spoiler: näher an den Trophäen als so war ich leider nicht, weiterlesen lohnt sich möglicherweise trotzdem 😊. An dieser Stelle herzlichen Dank an die Halle für die Organisation, die Schrauber für die tollen Probleme, den Sponsoren für die Preise. Mit Unterschrift von Susi Good, die ihres Zeichens einmal Kletterweltmeisterin war. Das weiss heute fast niemand mehr. Und danke natürlich auch allen weiteren Helfern und dem Fotografenteam von mediasquad.ch.

Dass meine Planung auf der (sehr) ambitionierten Seite war, müsste ich wohl nicht explizit erwähnen. Die Arbeitssession lief zwar nach meinem Gusto, doch bis ich alle mir zum unverzichtbaren Ziel gesetzten Tasks erledigt hatte, war es eine halbe Stunde später als geplant. Um 13.30 Uhr klappte ich schliesslich meinen Laptopdeckel zu und fuhr sogleich dem Hüenerchopf entgegen. Aufgrund meines Studiums der Webcambilder ging ich davon aus, per Bike bis auf ~1500m fahren zu können, was eine gemütliche Skitour mit rund 700hm Aufstieg bedeutet hätte. Somit parkierte ich meinen vierrädrigen Untersatz in Mels und radelte dem Schnee entgegen. Schon etwas verblüfft nahm ich zur Kenntnis, dass zwei Tourengänger in Vermol (1098m) eben ihre Abfahrt vom Hüenerchopf beendeten, dies notabene mit den Ski an den Füssen. Dank vorhandener Traktor-Reifenspuren gelangte ich der Strasse entlang noch bis zu P.1219 bei Lutzboden, wo diese endeten. Ab da war es komplett aussichtslos, mit dem Bike noch weiter an Höhe zu gewinnen.

Wechselzone, die Aussichtslosigkeit von weiterem Höhengewinn per Bike offensichtlich.

Somit standen mir auf den Gipfel vom Hüenerchopf doch noch fast 1000hm bevor, zudem war auch die Uhr schon auf 15.10 Uhr vorgerückt. Ein kurzer Check auf der Meteoschweiz-App verriet, dass der Sonnenuntergang bereits um 16.35 Uhr stattfände. Eine Halbstunde danach wäre es zweifellos bereits sehr düster, so dass mir de facto keine zwei Stunden für eine doch respektable Skitour blieben. Um lange zu studieren blieb mir aber erst recht keine Zeit, und so fellte ich nach dem Motto "Gring ache u seckle" los. Trotzdem wurde ich mir subito der exzellenten Bedingungen gewahr. Erst Wärme und Regen, dann Kälte und schliesslich eine Portion von 5-10cm Neuschnee hatten eine prima Unterlage erzeugt. So liess es sich zügig an Höhe gewinnen. Einige Male konsultierte ich auf der Karte meine (Höhen)position und die Uhr. Trotz Puls am Anschlag prozessierte das Gehirn die Rechnung, dass es mir beim Beibehalten des hoch angeschlagenen Tempos noch rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang auf den Gipfel reichen würde.

Viele Fotos habe ich auf der Skitour aus offensichtlichen Gründen nicht gemacht. Als mir bei einem kurzen Blick zurück aber dieses wunderschöne Alpenglühen bewusst wurde, nahm ich mir doch die Zeit, um rasch auf den Auslöser zu drücken.

So war es dann auch, um Schlag 16.30 Uhr hatte ich das Top erreicht. Die Zeit für einen kurzen Rundumblick nahm ich mir noch, dann aber hiess es ritsch-ratsch die Felle ab, Schnallen schliessen, in die Bindung steigen und los. Wie vermutet war das Gelände hervorragend zu befahren - ja selbst im grossen Flachstück bis zum Alpstutzhang konnte dank dem schnellen Schnee mit grossem Genuss gecarvt werden. Der Hüeneri war an diesem Tag nur gerade von 3 Tourengängern besucht worden, so war es auch absolut kein Problem, stets komplett unverspurtes Gelände zu befahren. Wie im weissen Rausch ging es zu Tale, schon um 16.50 Uhr war ich retour beim Bikedepot, von wo im letzten Licht weitere 7km auf zwei Rädern bis zum Autodepot bevorstanden.

Unweit vom Top. Die letzten Sonnenstrahlen treffen auf die Drusenfluh und die Lanciamira im Rätikon.

Wenige Minuten nach 17.00 Uhr dort angekommen konnte ich beruhigt konstatieren, dass mir komfortable Reserven bis zum Start der Bouldercomp um 18.30 Uhr blieben. Dies mit Betonung auf ZEITreserve, wie es mit dem Krafthaushalt aussah, war hingegen eine andere Frage. Dass eine Skitour ein "optimales Aufwärmen" vor einer Powersession am Plastik gelten kann, lässt sich wohl auch höchstens tongue-in-cheek für Hobbyathleten und bei gemässigtem Tempo sagen. Aber das waren jetzt 1000hm mit Vollgas gewesen, dazu noch 700hm mit dem Bike, wo E-Antrieb hin oder her ebenfalls kräftig in die Pedale getreten worden war. Doch nun ohne den Volumen-Fight wieder nach Hause zu fahren konnte es ja auch nicht sein. Somit widmete ich mich erst einem Carbo-Reload, fuhr dann ins Sparta und machte mich sogleich daran, die Muskeln erneut auf Betriebstemperatur zu bringen.

Kletterei auf unterschiedlich ausgerichteten Flächen. Man lese den Text zu Cyclope, Seillänge 5.

Nun ja, beim Bouldern verspürte ich dann schon etwas müde Beine und bestimmt fehlte mir etwas die Spritzigkeit. Aber gerade bei solchen Volumenbouldern sind natürlich in erster Linie die technischen Fähigkeiten ausschlaggebend. Noch dazu ist es ja (im Vergleich zu einer Vollgas-Skitour) eine relativ chillige Aktivität, wo nur ein relativ kurzer Effort gefragt ist und man sich danach bis zum nächsten Go wieder erholen kann. An der Rangliste gemessen war meine Performance zwar nicht so berauschend, aber ob es an der Skitour oder der starken Konkurrenz lag? Wir werden es nie genau wissen, trotzdem sinnierte ich natürlich über die Frage, wie viele zusätzliche Tops mir ohne den vorherigen Kräfteverschleiss gelungen wären. Keines? Oder mindestens eines? Möglicherweise sogar zwei oder drei? Nur eines ist sicher: eine Rolle spielt es absolut keine. Denn im Nachhinein bin ich es mir ganz und gar nicht reuig, zuvor noch die Skitour genossen zu haben. Einzig im Speedmodus hätte diese nicht unbedingt sein müssen... wobei es in Retrospekt auch wieder einmal eine Erfahrung war, das Herz-Kreislauf-System nahe bei den 100% zu betreiben - etwas, was im bequemen Büroalltag-Indoorbouldern-Sportklettern-Modus der kurzen Novembertage ja sonst eher nicht passiert.

Compression, Hüftbeweglichkeit und erst recht das Manteln wurden oft abgefragt.