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Montag, 16. Dezember 2024

Ofen - Pandur (7b+)

Mit dem kürzlichen Wintereinbruch schien die Zeit gekommen, um dem Ofen wieder einmal den typischen Herbstbesuch abzustatten. Mein Geschmack stand auf ein paar Seillängen an steiler MSL-Sportkletterei, und diesbezüglich wird man an der 200m hohen Südwand auf jeden Fall fündig. Zudem war am Ofen das Gelände bereits wieder komplett aper und trocken, was in höheren Lagen wie z.B. den Wendenstöcken noch nicht uneingeschränkt der Fall war. Als Ziel wählten wir natürlich eine Route, welche ich zuvor noch nie probiert hatte - ein paar solche gibt es immer noch. Die Pandur bietet 4 Seillängen an kernigen Moves bis auf das obere Band, von dort stiegen wir über eine Länge der Zabayone und eine vom Einarmigen Bandit zum Top der Wand.

Der Ofen mit unserer Route: Pandur (7b+, rot) mit Ausstieg über je eine Seillänge von Zabayone und Einarmiger Bandit (6c+, 7a+, orange).

Am Ofen gibt's nach vielen Besuchen für uns keine grosses Haareraufen mehr, wenn es um die Tourenplanung geht. Mit der Webcam auf dem Bonistock liess sich zweifelsfrei feststellen, dass alles trocken und (wieder) schneefrei war. Wir planten den Kletterstart auf den Zeitpunkt, wo die Sonne den Wandfuss erreicht: 8.50 Uhr war das bei unserer Tour anfangs der zweiten Septemberhälfte. Um 7.35 Uhr ging's in Turrenbach P.985 los, mit den E-Bikes sehr zügig zum Unter Boden, dann zu Fuss weiter über den ziemlich schlammigen Pfad und zuletzt die steilen Grashänge an die Wand. Gerade eine Stunde brauchten wir dafür, nach einer kurzen Vorbereitung starteten wir wie geplant beim Eintreffen der ersten Sonnenstrahlen mit der Kletterei.

Die letzten Meter vom Zustieg, rechts sieht man die Wand, die gleich fulminant loslegt.

L1, 35m, 7a: Wie im Einarmigen Banditen unmittelbar daneben steckt auch hier der erste BH auf 8-10m Höhe. Natürlich ist die Kletterei einfach, nur Runterfallen wäre sehr ungünstig. Zum Glück hatte Jonas die Keile an den Einstieg getragen. Ich liess sie mir zuwerfen und platzierte einen Rock Nr. 3. Dann geht's los mit der ortstypischen Kletterei an Schlitzen. Oft eher rund, teils sloprig und bisweilen etwas staubig. Wobei, vorerst geht's ganz ordentlich, die Sache spitzt sich erst auf den letzten 15m zu. Zuerst an kleinen Griffen hoch antreten, im Finish dann erst an kleinen Seitgriffen mit einem ziemlich ätzenden letzten Klipp von üblen Slopern.

Von L1 gibt's leider kein Foto, daher dieses Panorama aus der Wand.

L2, 40m, 6a+: Auf dieser Höhe gibt's die coole Backsteinkletterei: quergebänderter Fels mit vielen Henkeln gespickt. Wobei diese im ersten Teil nicht überall präsent sind, da warten ein paar recht knifflige Stellen für den Grad. Mittig gibt's dann einen langen Runout. Einfacher werdend zwar und daher auch ohne Gear machbar, noch besser ist's aber einen kleinen bis mittleren Cam (0.3-0.5) in einen der Schlitze zu versorgen. Das Ende dann betont senkrecht mit Idealhenkeln, aber auch ein paar weiten Zügen. Auch hier gibt's nochmals einen Hakenabstand von 8-10m, wo jedoch kaum gelegt werden kann. Der wird aber Anwärter, die dem restlichen Programm gewachsen sind, vermutlich nicht ins Schwitzen bringen.

Tolle, steile Kletterei - auf den ersten Blick würde man nicht glauben, das sei nur eine 6a+.

L3, 45m, 7b+: Beginnt mit einer kurzen Stufe, dann auf dem Band nach rechts und in etwas brüchigem Gelände einfach hinauf unter das Dach, wo sich ein Zwischenstand befindet. Dieser Abschnitt ist 6a und kann als 15m-Seillänge gemacht werden. Würde ich das nächste Mal wohl so versuchen, denn direkt weiter zu klettern funktioniert zwar, wenn man die Standhaken nicht klippt und unter dem Dach verlängert. Die Seilführung ist zum Freiklettern dann aber echt ein Mist. Ob es denn mit dem Zwischenstand viel besser wäre, bleibe dahingestellt. Potenziell besteht dann das Problem, dass man hart in die zweite Sicherung stürzt und der Sicherungsperson auf die Rübe fällt. Das Boulderproblem am Dach selbst konnte ich mit einem coolen Crossing-the-Midline-Jump lösen. Damit ist es aber nicht geschafft, vom guten Griff ob der Kante ins senkrechte Gelände zu entkommen fordert nochmals... und es kann leider so wie die Haken stecken auch kaum vernünftig ausgecheckt werden. Der Leser wird es ahnen, ich konnte die Stelle leider weder onsight noch rotpunkt (mit Restart vom Zwischenstand) bewältigen - schade! Einmal ob dem Dach etabliert, gibt's dann noch 20m an genialer 6a+ in wendenmässigem Fels mit Schlitzen, Töffgriffen und allem was das Herz begehrt.

Die Schlüsselstelle der Route befindet sich an diesem Dach in L3 (7b+). An den Griff über der Dachkante zu kommen ist das eine (das hier schon gelungen ist). Aus dieser Position noch über das Dach zu kommen ist das andere... wobei einem dann eben noch total nervig das Seil in den Weg kommt. Der BH knapp unterhalb der Dachkante, wo das Seil für den Exit aus dem Dach geklippt ist, befindet sich ungünstig rechts vom Kletterer.

L4, 25m, 7a: Gerade vorher Wenden, hier eher Rätikon. Sprich kompakter, nicht allzu steiler Fels, rau aber eher knapp strukturiert, eher auflegerig. Und selbstverständlich kommt der Fussarbeit eine entscheidende Komponente zu. Dem Gelände und der Art der Kletterei wegen muss man sich hier trotz der an sich sehr guten Absicherung engagieren. Nach 15m ist der Spass vorbei, es geht dann noch 10m über Schrofen gerade hinauf, wo die Route im Prinzip endet. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um noch weiter zu klettern: Wolfsfeder, Schwarz Peter, Zabayone führen direkt von diesem Stand weiter, Game Girl (links) und Einarmiger Bandit (rechts) sind mit kurzen Traversen auf dem Band erreichbar.

Bottom-Shot von L4 (7a), welche mit rätikonmässiger Steilplattenkletterei aufwartet.

L5 (Zabayone), 35m, 6c+: Wir entscheiden uns für die Länge der Zabayone, welche 3m rechts vom Stand hinaufführt. In den 1990er-Jahren hatte ich diese Route einmal komplett geklettert, aber das ist gemessen an meinen Erinnerungen an die Moves schon längst verjährt. Kurz an Leisten unter den Überhang und dann zwar an guten Griffen, aber doch kräftig, dafür gut abgesichert darüber hinweg. Über sehr schönen Querschlitz-Fels klettert man nachher rechtshaltend im 6a-Gelände weiter. Die Absicherung ist eher knapp (es kommen nur noch 2 BH, legen geht auch nicht wirklich). Die Sache ist zum Glück gut kontrollierbar und man tut auch gut daran, die Kontrolle zu behalten. Der Stand dann gemeinsam mit der Wolfsfeder.

Nach dem Ende von Pandur auf dem oberen Band sind wir über Zabayone (6c+) weiter...

L6 (Einarmiger Bandit), 35m, 7a+: Auf die folgende A1-Passage der Zabayone haben wir weniger Lust, also queren wir über die Wolfsfeder nach rechts, in der Hoffnung den Ausstieg vom Banditen nehmen zu können. Diese fetzenscharfe und affengeile Tropfloch-Crimperei kenne ich von meiner Begehung vor 10 Jahren. Und tatsächlich, wenn man die ersten Haken in der Wolfsfeder mit 60er-Alpinexen klippt, geht's wirklich. Damals habe ich berichtet, dass die knifflige Stelle über den Wulst beim Abzweig "gut geht wenn man weiss wie". Vermutlich stimmt das schon, gewusst wie habe ich aber nicht mehr und meine gewählte Lösung ging zwar, aber zu sagen "gut" wäre übertrieben, zäh war's! Einmal in der steilen Wand etabliert, geht's vorerst etwas besser dahin, bevor die Extrarunde rechtsherum am Ende nochmals alles an Haut, Kraft und Fusstechnik fordert. In der Traverse heisst's scharfe Ware krallen und auf kleinen Strukturen antreten, bevor man im Exit noch eher plattig auf die Füsse stehen und die Lösung erkennen muss.

...und haben dann als L6 im Einarmigen Banditen (7a+) geklettert, wo man seine Griffel in scharfe Tropflöcher krallen darf/muss.

Um 13.45 Uhr und damit nach rund 4:50h Kletterei waren wir am Top. Ausser der Dachpassage hatte ich alles senden können (Rest vom Pandur os, Zabayone/Bandit retroflash). Das hatte meinen vollen Einsatz und auch Zeit für die Tüftelei im technischen Gelände plus strategisch eingestreuten Schüttlern erfordert. Wir waren aber voll im Zeitplan für die daheim versprochene Rückkehrzeit. Um nicht doch noch in Verzug zu kommen, fädelten wir das Seil umgehend in den Abseilring und seilten über die Piste in den 5 empfohlenen Manövern an Kettenständen zum Einstieg ab. Auch Abstieg und Abfahrt gingen zügig, so dass wir bald talwärts rollten und pünktlich daheim eintrafen. Ja, Fingerkuppen und Unterarme waren heftig strapaziert worden, aber das war genau nach unserem Gusto gewesen.

Auf dem Heimweg, die Abseilerei verläuft dank der steilen Wand mühelos.

Facts

Ofen - Pandur 7b+ (6c obl.) - 4 SL, 220m - Röthlisberger/Winkler 1991 - ****;xxx
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, Cams 0.3-0.75

Steile MSL-Sportklettertour mit einigen tollen Seillängen. Der Fels ist wie man es vom Ofen kennt meist sehr gut, ja teilweise fantastisch. Ein paar kurze, einfache und weniger schöne Passagen gibt's auch, ist aber absolut kein Thema. Mit nominell nur 4 bzw. 5 Seillängen bis auf das grosse obere Band wirkt die Route ein wenig anachronistisch. Man kann sich aber problemlos ein 2 SL umfassendes Restprogramm mit Schwierigkeiten nach persönlichem Gusto anfügen, so hat man den Full Value. Laut dem Wandbuch ist die Route aber trotz all diesen lobenden Worten nur selten begangen. Unmittelbar nach der Erschliessung 1991 kamen mehrere Seilschaften pro Jahr, nach ein paar Saisons ebbte dies ab. Seit 2010 gibt es im Schnitt weniger als eine Begehung per Annum. Mir scheint, als ob MSL mit gehobenen Schwierigkeiten, wo man sich auch einmal ein wenig engagieren muss, derzeit nicht sehr im Trend liegen. Wobei der Pandur (dito der Ausstieg über Zabayone & Bandit) an den schweren Stellen sehr gut abgesichert sind. Eine 6c ist zwar obligatorisch, dies aber nicht weit über dem Bolt und bei optimalem Sturzgelände. Nur im einfachen Gelände (Einstieg, L2, unsere L5 von Zabayone) vernimmt man noch vereinzelt den (Absicherungs-)Geist aus dem letzten Jahrhundert mit dem möglichst sparsamen Einsatz von BH wenn auch gerade so ohne geht. Die Dachpassage mit der klettertechnischen Crux geht easy A0. Sie ist auch frei prinzipiell gut machbar, den Durchstieg gibt's aber nicht geschenkt (auch wenn die Route, wie ich erfahren habe, inzwischen eine Onsight-Begehung erhalten hat, bravo!). Topos findet man in diverser Literatur, z.B. Extrem Ost oder SAC-Kletterführer Zentralschweiz, Band Südwest. Sehr hilfreich auch das Online-Topo hier.

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