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Donnerstag, 28. März 2024

Zigerschwitz 2024

Absolut genial war die erste Ausgabe vom Zigerschwitz im Vorjahr 2023 gewesen, mein Blog schwärmt in den höchsten Tönen. Wenig erstaunlich somit, dass ich mir den Termin für die diesjährige Durchführung in der Agenda gerne dick angestrichen hatte – komme was wolle. Doch sogar das Wetter zeigte sich kooperativ, ein trüber Tag mit Wind, Regen und tiefen Temperaturen lockte definitiv nicht zu einer Outdoor-Session. In den Tagen und Wochen zuvor war dies zum Glück oft anders gewesen. Deswegen war ich schon seit einer geraumen Weile nicht mehr am Plastik aktiv, was ja aber nicht heisst, deswegen nicht in Form zu sein…

Mit 100% Effort und Spannung am Werk, so soll es sein!

Die Teenies waren an diesem Samstag selbständig bei ihren Aktivitäten unterwegs. Somit konnte ich am Vormittag daheim (in weiser Voraussicht) noch einen Schübel an Arbeit erledigen, bevor ich in Begleitung von Kathrin nach Näfels in die GLKB-Boulderhalle aufbrach. Nach einem seriösen Warm-Up waren wir zum Startschuss um 13.00 Uhr parat. Ein sehr ausgewogenes Menü von 41 Bouldern in perfekt abgestufter Schwierigkeit galt es während einer Qualiperiode von 4.5 Stunden zu bewältigen. Erstmal mit den einfacheren Bouldern in Schwung kommen und einen guten Grundstock legen, so lautete meine Devise. Doch die ersten 1.5 Stunden fielen mir eher schwer: auch was einfach aussah, fühlte sich irgendwie streng an. Ob es an mir, bzw. der fehlenden Hallenroutine lag, oder ob die Probleme doch schwieriger waren wie sie optisch aussahen, bleibe mal dahingestellt.

The griffels of yours truly...

Später fühlte ich mich dann besser im Schuss und die Kräfte blieben bis ganz zum Ende der Quali erhalten. So ging sich Top um Top aus. Insbesondere konnte ich alle Slabs bezwingen und auch bei den athletischen Bouldern war die Ausbeute sehr solide. So schloss ich die Quali mit 34 Tops und 37 Zonen ab, davon waren mir 23 Boulder im Flash gelungen. Das fühlte sich unbesehen von der Rangliste wie eine starke, persönlich sehr zufriedenstellende Leistung an. Der Totomat sprach dann auch noch die gleiche Sprache, Rang 3 und damit die Startberechtigung für den 5er-Final war das Verdikt. Somit ging es (vorerst) nicht zum Pasta-Plausch, viel mehr stellte sich die Frage, wie man eine 90-minütige Pause bis zum Final-Beginn nach 4.5 Stunden Vollgas-Bouldern sinnvoll gestaltet... Die allumfassend gute Antwort darauf habe ich definitiv noch nicht parat. Ja vermutlich gibt's diese auch nicht, da es einfach zu stark von der Situation und dem persönlichen Befinden im Moment abhängt.

Die schwierigste Slab der Quali, sehr abschüssig-kleingriffig, dazu am Reibungslimit auf Volumen stehen... 😍

Der Final umfasste dann nochmals 3 Boulder, welche im Weltcup-(Onsight)-Modus mit 4 Minuten Rotationszeit zu absolvieren waren. Während wie immer in einer Boulderjam-Quali der Ausdauer, Beharrlichkeit und Strategie eine grosse Bedeutung zukommt, galt es nun einfach richtig harte Moves zu ziehen. Im Gegensatz zum "Dranbleiben" ist das bekanntlich nicht meine primäre Qualität, zudem war das Pulver an Kraft und Haut schon deftig verschossen. Natürlich habe ich alles gegeben und alles versucht, einen Boulder zu toppen war mir aber leider (wie schon im Vorjahr) nicht vergönnt. So reichte es dann am Ende auch nicht für einen Podestplatz, was aber natürlich meinen Gesamteindruck von diesem tollen Klettertag nicht wirklich schmälerte. Trotzdem, für nächstes gibt's Potenzial für Verbesserung - Zeit also, um dran zu bleiben, weiter an sich zu arbeiten und dann werden wir sehen, was das nächste Mal gelingt.

Dynamische Boulder statisch zu überlisten mach ich gerne - hier hat's aber nicht geklappt 💁🏼‍♂️

Vielen herzlichen Dank dem Team vom VKL für die Organisation, dem Fotografen Martin Knobel für die tollen Bilder und allen Sponsoren für den Support von solchen Events!

Montag, 18. März 2024

Skitour Spitzmeilen (2501m) & Wissmeilen (2481m)

Die Voraussetzungen waren gleich wie in der Vorwoche: es war wieder Donnerstag, es war wieder sonniges Wetter angesagt, in den Tagen zuvor hatte es Neuschnee gegeben und in der Agenda liess sich ein freies Zeitfenster für eine Skitour kreieren. Erneut galt es, die Lawinenlage auf Stufe 3 in die Planung mit einzubeziehen. Ebenso wie die Tatsache, dass es zum Ende der Niederschlagsperiode bis auf eine Höhe von gegen 2000m sehr feucht geschneit bzw. sogar geregnet hatte. Das Ergebnis meiner Planungen präsentierte sich in der folgenden Tour:

Mit den Liftanlagen der Flumserbergbahnen von Unterterzen zum Leist - Abfahrt zur Alp Fursch - Aufstieg zum Spitzmeilen via den ENE-Rücken ("Schönegg") - Abfahrt über den ESE-Hang - von SE via die Schönbielfurggel zum Wissmeilen - Abfahrt über die Nordflanke zur Alp Fursch - Maschgenlücke - Abfahrt über die Pisten nach Tannenboden - per Luftseilbahn zurück nach Unterterzen.

Die Motivation zu dieser Routenwahl war durch den mir so optimal scheinenden Mix zwischen Lawinensicherheit und Abfahrtsgenuss gegeben. Der Spitzmeilen-Aufstieg via Schönegg schien mir sicherer wie die Normalroute via Spitzmeilenfurggel. Und hätte ich die steilen Hänge zum Gipfelcouli als zu heikel beurteilt, so hätte ich die Tour unter Auslassung des Spitzmeilen-Gipfels ohne Änderungen oder Einbusse an Abfahrtsmetern durchführen können. Der ganze Rest der Tour liess sich sowieso in lawinentechnisch sicherem Gelände bestreiten.

Das Felsriff des Spitzmeilen (2501m) in der linken Bildhälfte mit dem Schönegg-Rücken (d.h. meiner Aufstiegsroute), der von links her zum Gipfel zieht. Der Wissmeilengipfel befindet sich leicht rechts der Bildhälfte. Während hier noch alles unverspurt ist, wurden später in all diese Hänge Linien gelegt.

An einem Wochentag nach der Skiferienzeit rechnete ich mit wenig Betrieb auf den Pisten. Mit dieser Einschätzung lag ich nicht ganz richtig. Es gibt doch viele Rentner und sonstige Freizeitspezialisten, die einen sonnigen Donnerstag im März gerne skifahrend verbringend - gut so, ich gönne es ihnen genau gleich wie mir selbst, der ja auch zu dieser Spezies gehört 😎 Zum Leist gelangte ich nach dem Löhnen von gut 30 CHF fürs Ticket (mit Halbtax) trotzdem ohne Anstehen und konnte von 2222m nach einem kurzen Auftakt über die Piste schon meine zweite Abfahrt antreten. Diese startete doch mit einer gewissen Ernüchterung, denn der fantastische Powder der Vorwoche wiederholte sich so nicht. An den steilen Hängen war der Schnee zäh. Immerhin drehbar, aber in den flachen Passagen war es eher etwas mühsam und durchaus schon als decklig zu bezeichnen. Es war aber nicht der richtige Zeitpunkt, die Flinte ins Korn zu werfen, möglicherweise wäre die Situation bei anderer Höhenlage, Exposition oder Tageszeit ja anders.

Auf der Normalroute zum Wissmeilen war man nicht alleine unterwegs...

Vorerst gestaltete sich der Aufstieg sehr bequem über die zur Spitzmeilenhütte angelegte Pistenspur. Auf rund 2000m verliess ich diese und spurte in direkter Linie dem Schöneggrücken entgegen und ab P.2252 über diesen hinauf. Erst auf den letzten 50m zum Spitzmeilen-Gipfelcouli hin bewegt man sich dann in Gelände, welches steil genug für eine Lawinenauslösung wäre. Doch auch da kann man sich direkt unter den Felsen halten und sowieso schien die Schneedecke schon sehr gut verfestigt, ich hatte beim bisherigen Aufstieg nie Setzungsgeräusche oder andere Alarmzeichen wahrgenommen. Sowieso waren mir von der anderen Seite her schon 2x2 Tourengänger zuvorgekommen und hatten das Couloir eingespurt. So konnte ich auf bequemen Tritten in optimalem Stapfschnee hinauf zum Gipfelbuch gelangen, die mitgeführten Steigeisen und der Leichtpickel blieben unbenutzt. Den kurzen Abstecher über die luftige Passage zum Gipfelkreuz liess ich mir auch nicht nehmen. Dann hiess es aber runter zum Skidepot, schliesslich wollte ich ja die First Line in den formidablen Osthang legen, bevor mir jemand zuvorkam. Das gelang, der Schnee war zwar kein Champagne Powder, sondern schon etwas feucht-kompakt, aber ohne Deckel und prima zu fahren. Nach hervorragenden Schwüngen stoppten die Bretter auf ca. 2200m, ich konnte eine Pause einlegen und die Felle wieder montieren.

Oh yeah! Spitzmeilen-Ostseite mit der Spur meiner ersten, tollen Abfahrt und Blick aufs Gipfecouli.

Der Wiederaufstieg zum Wissmeilen zieht sich trotz nur 300hm durchaus etwas, weil man relativ viel Distanz zurücklegen muss. Das störte mich aber nicht im geringsten, so durch diese frisch verschneite, komplett einsame und unberührte Winterlandschaft schreiten zu können, ist ein Element des Genusses und nicht eine Strafaufgabe! Leichte Kleidung genügte, denn es herrschte eine verrückte Wärme und die Sonnenstrahlung in der hellweissen Landschaft war extrem intensiv. Eventfrei erreichte ich den Wissmeilen-Gipfel, wo ich mir gewahr wurde, dass die Nordflanke vom Gipfel schon von ca. einem Dutzend Personen befahren worden war. Auch nicht falsch, denn die First Line dieser Direktabfahrt mit zu Beginn 35-40 Grad Steilheit hätte ich wohl nicht gewagt. Doch mit der Situation im Gelände (inzwischen war auch der noch deutlich steilere Spitzmeilen-Nordhang und eine noch wahnwitzigere Linie am Magerrain befahren worden) und der soliden Schneedecke standen die Lichter auf grün. Und es war einfach der Hammer! Auch hier nicht super fluffy, aber doch genial zu fahren - schon nach den ersten 50hm zudem auf einer komplett eigenständigen Linie in einer Geländekammer, wo noch niemand abgefahren war, und das bis zur Fursch hinunter. 

Der auf den ersten Höhenmetern doch gehörig steile Wissmeilen-Nordhang liess sich auch fahren!

Ab hier wartet nochmals ein langgezogener Gegenaufstieg retour ins Skigebiet. Mit einer Kombi von Skaten, zu Fuss laufen, bisschen Abfahren und einem Gratis-Skilift war der Punkt erreicht, wo nochmals die Felle an die Bretter mussten und bei sommerlicher Wärme die Maschgenlücke erreicht werden musste. Diese war der ideale Zeitpunkt für eine gemütliche Pause, bietet sich doch ein optimaler Blick ins Spitzmeilengebiet und auf die gezogenen Linien. Die Abfahrt über die gut präparierten, aber inzwischen doch sehr sulzigen Pisten war dann Formsache, machte aber doch auch mit den Tourenbrettli Spass. Dann hiess es noch ins Tal zu gondeln, bevor der Touring Thursday engültig im Kasten war. Das Fazit: super Sache, mit solchen Donnerstagen darf es gerne noch bis in den Juni hinein weitergehen 😁

Unverspurt und pulvrig, so haben wir's gern 👌🏼

Dienstag, 12. März 2024

Jackpot Day an Isisizer Rosswies (2334m) & Chli Fulfirst (2368m)

Allzu viele Skitouren habe ich auch diesen Winter bisher nicht bestritten. Das liegt in erster Linie daran, dass ich bei Sturm, diffuser Sicht oder ungeeigneten Schneeverhältnissen lieber aufs Klettern setze. Der Benefit dieser Strategie liegt dafür darin, dass alle bisherigen Touren super lohnend, ja sogar richtige Highlights waren. Und nun kam wieder ein sonniger Tag ausgiebigen Neuschneefällen, der sich potenziell nahtlos in diese Serie würde einreihen lassen. Ich entschied mich schliesslich für den Buchserberg, so konnte/musste das Bike für einmal zuhause bleiben. Meine Überlegungen tendierten nämlich dahin, dass zwar bis etwa 800m hinunter Neuschnee lag, die Verhältnisse aber doch erst ab 1500m mit vorhandener Unterlage so richtig gut wären. Da schien mir die Übergangszone von nicht mehr Bike-fahrbar zu richtig guten Skiverhältnissen bei den Touren mit tieferem Ausgangspunkt zu lange. Die Gegend um das Berghaus Malbun (1371m)  ist ein super Tourengebiet, welches ich aber schon seit einigen Jahren nicht mehr aufgesucht hatte. Das liegt in erster Linie daran, dass es ein richtiger Rummelplatz geworden ist und ich die meisten Gipfel, Routen und Optionen bereits früher begangen hatte. Doch an einem Donnerstag, mit einem (einigermassen) frühen Start sollte und einer komplett blanken Leinwand sollte der Andrang kein Faktor sein.

Das war ein Traumtag, den es nicht zu verpassen galt. First Line an der Rosswies.

Als ich um 8.30 Uhr fellend loslegte, war der Parkplatz trotzdem schon mit mehr als 20 Autos gefüllt und die Spur gut ausgetreten. Zu Beginn lagen nur die 30cm Neuschnee der letzten Niederschlagsperiode. Kein Problem für die Aufstieg und auch im Rückweg sollte es vernünftig gehen mit den Brettern an den Füssen. Einige Tourengänger passierend gelangte ich eventfrei zum Übergang von Isisizgrat (2016m), wo westseitig rund 100hm vernichtet werden müssen. Meist geschieht dies ohne Fellwechsel und so hätte ich es möglicherweise auch gemacht, wenn ich mir dadurch eine vorteilhafte Position für die Abfahrt hätte verschaffen können. Das war jedoch nicht der Fall, die Spurequipe war kurz vor dem Gipfel und mein Slot war absehbar um die Nummer 10 herum, egal ob ich mich beeilen würde oder nicht. Somit war der Fall klar, die Felle kommen für diese erste Abfahrt weg. Der Fellwechsel lässt sich zusätzlich amortisieren, wenn man noch etwas gegen den Margelchopf aufsteigt, so gibt's bis zu 200hm an erstem Skigenuss, der einfach schon einmal ein formidabler Auftakt war.

Panorama im Aufstieg, es war schon gut gespurt und noch frisch, so dass es keine Stollen gab.

Der Weiterweg zum Gipfel war dann zügig erledigt, etwas vor 10.30 Uhr war ich oben. Es war sehr angenehm windstill und mild, zu pressieren gab es nichts. Trotzdem war die Vorfreude riesig. Selbst auf dem Standard-Abfahrtskorridor hätte man links oder rechts noch eine unverspurte Toplinie gefunden. Aber warum nicht etwas ganz eigenes machen, wenn man kann?!? Deshalb kurz entschlossen das Kar unter dem Sichli gewählt und damit eine Geländekammer gefunden, welche noch komplett unberührt war. In Sachen Terrain und Neigung ist das sicher nicht schlechter wie die Standardvariante und ob die zusätzlichen ~50hm (an Zusatzaufstieg zum Isisizergrat, bzw. an Abfahrt) nun Bonus oder Malus sind, darf jeder selbst entscheiden. Auf jeden Fall, die Ski kamen zum Stillstand und die Felle wieder auf die Lauffläche.

Glitzerpulver so viel man will - geniale Verhältnisse!

Zur Einsattelung ist es nur ein Katzensprung, danach können die Felle wieder weg, ausser man will sich noch eine etwas vorteilhaftere Position für die Abfahrt via Farnböden verschaffen. Dies war meine erste Absicht, doch als ich mir gewahr wurde, dass inzwischen auch die Fulfirste angespurt worden waren, konnte ich ja auch noch etwas weiter aufsteigen. Beim Sattel zwischen den beiden Gipfeln endete die Spur, der Weiterweg der Krete entlang zum Chli Fulfirst war aber lawinentechnisch zu verantworten. Beim Vorgipfel war dann aber Schluss, für den exponierten Schlussanstieg (welcher erst kürzlich der Schauplatz von einem tödlichen Absturz war) passte mir das Verhältnis zwischen Risk und Reward hingegen nicht (zumal ich schon früher einmal am Top war). 

More of the same, hier schon bei der Abfahrt vom Fulfirst.

Somit stand die dritte und längste Abfahrt auf dem Programm: super lohnend ging's die Fulfirstmulde hinunter. Auf 2200m dann rechts raus, hier hatten 3 Tourengänger zuvor die Fährte gelegt, welche in die Abfahrt über das Altsäss führt. Diese Hänge hatte ich von meiner Tour 12 Jahre zuvor mit chmoser.ch noch in bester Erinnerung. Und auch dieses Mal war es einfach wieder der Hammer - top Pulver, unverspurtes Gelände in bester Neigung und Anlage, das gab unzählige Schwünge bis die Beine und der Skibelag rauchten. Erst ganz zuletzt bei der Ausfahrt zur Alpstrasse musste man sich dann wegen der knapper werdenden Schneelage etwas zügeln. Einzig die Traverse retour zum Berghaus Malbun war dann nicht mehr so der Brüller. Der hier feucht gewordene Schnee erforderte einiges an Stockeinsatz, aber in 15 Minuten war auch das erledigt. Somit hatte sich die geniale Runde geschlossen, nach einem feinen Zmittag im Berghaus machte ich mich auf den Weg, um noch meine Präsenz am Arbeitsplatz zu zeigen und mit Schwung möglichst viele Aufgaben zu erledigen - was nach einem solchen Tagesauftakt natürlich entsprechend viel leichter fiel.

Tourenabschluss und ab zur Arbeit...

Facts

Berghaus Malbun - Isisizgrat - Rosswies - Isisizgrat - Chli Fulfirst - Altsäss - Berghaus Malbun
Aufstieg/Abfahrt total ca. 1600hm, Ski-Schwierigkeit WS
Für die Besteigung der Fulfirste: Steigeisen & Leichtpickel

Montag, 4. März 2024

Mutteristock (2294m) - geht doch auch im Winter 23/24!

Wieder einmal eine herausfordernde Weekend-Planung, wer kennt das nicht auch?!? Klettern ja auf jeden Fall, aber wann und wo finden sich gute Bedingungen dazu? Nachdem es während der Woche Neuschnee gegeben hatte, stand auch eine Skitour auf dem Wunschzettel, zu beantworten gab es dazu die exakt gleichen Fragen. Dazu kam noch der Aspekt, welche Aktivität die Priorität vor der anderen geniesst und wie man die sportlichen Absichten mit der Familienagenda in Einklang bringt. Das Kopfzerbrechen hat sich aber ausbezahlt, lieferten doch sowohl die Sportklettersession wie die Skitour die tolle Erlebnisse.

Beim Ausgangspunkt an der Staumauer mit Blick auf Zindlenspitz, Redertengrat und Mutteristock.

Nach Abwägen aller Optionen und ausführlichem Studium der Wetterprognose sollte der Samstag der Klettertag sein. Der Sonntag war generell sonniger angesagt und der frisch gefallene Pulverschnee sollte bis dann konserviert werden. Das brachte den Vorteil mit sich, dass ich Larina am Samstagvormittag bei ihrer Comp Simulation supporten konnte. Dann ging's für mich aber an den Fels: die Temperaturen waren mit 5 Grad eher auf der frischen Seite angesagt, aber mit etwas Sonne ist das längst ausreichend. So wärmte ich mich vor Ort solide auf, und dann war High Noon: ohne nochmalige Anprobe gleich rein ins mit fixen Exen ausgestattete Projekt. So ein Start von (fast) null auf (nahezu) Hundert ist nicht immer einfach. Doch die Taktik ging auf: frischer Kraft sei Dank war die erste Schlüsselstelle bald sauber passiert. Noch gut beisammen kam dann an jedem Ruhepunkt mehr Kraft zurück als gewohnt und so kletterten sich auch alle noch folgenden, schwierigeren Passagen leichter, wie dies jeweils beim Auschecken der Fall gewesen war. Nach 40 Minuten Kletterzeit war die 8a in der Tasche, juhui! Somit wäre die Arbeit erledigt gewesen, aber natürlich war es noch zu früh, um schon wieder nach Hause zu fahren. Ein Sneek Peek ins nächste Projekt musste schon noch sein. Dass die Bedingungen dabei mit aufkommendem Wind und Wolken weniger freundlich wurden und am Ende gar in Richtung garstig gingen, müsste man hier nicht erwähnen... es spielte aber auch keine Rolle für die Einordnung des Tages.

Episode 2 im "ich gelobe Besserung beim Punkten von (für mich) schwierigen Routen".

Nachdem der Auftakt ins Weeekend so gut gelungen war, hoffte ich auf eine Fortsetzung mit einem weiteren Micro-Adventure bei der Skitour. Die Anforderungen an die Tour waren klar umrissen: kein Föhn, keine Wolken und kein Rummel. Das Patentrezept für die Erfüllung vom letzten Punkt konnte man auf diesem Blog in der jüngsten Vergangenheit mehrfach lesen: eine Tour wählen, wo es unten keinen Schnee hat (und diesen Abschnitt mit dem Bike zurücklegen). Im Wägital mit seinen nur 900m Starthöhe war das der Fall, auch die Meteo-Anforderungen liessen sich dort mit Sicherheit erfüllen. Zusätzlich kam diese Tourengestaltung noch mit dem Benefit daher, nicht früh aufstehen zu müssen und erst gemütlich mit der Familie das Frühstück geniessen zu können. Als Ziel wurde der Mutteristock definiert - von meiner Wohngegend ist das, bzw. dessen Nordabfahrt die beste sichtbare Linie, die man wählen für eine Skitour wählen kann (in Sachen MSL-Kletterei gilt selbiges übrigens für die Nordwände der Bockmattlitürme).

Kontrolle von einer sicheren Position, ob die Spur mit ausreichendem Abstand zur Krete gelegt wurde.

Um 10.30 Uhr startete ich bei der Staumauer mit dem Bike. Über das Westufer erreichte ich nach 5.5km einrollen den üblichen Ausgangspunkt für die Skitour, wo es wie bekannt grün war. Doch der Schnee liegt manchmal näher wie man denkt: schon bald nach der Brücke bei P.997 hätte man fellend loslegen können. Mit einer Abfahrt wäre dahin es aber auf den wenigen Zentimetern an Weiss kritisch geworden, darum radelte noch bis zur Aberen (1090m) weiter und deponierte mein Gefährt ebenda. Fellend ging es nun weiter, vor mir waren (aus meiner Perspektive durchaus etwas überraschend) doch schon eine Handvoll Personen aufgestiegen, so dass ich nur dem Track zu folgen brauchte. Diese Aufstiegsroute ist etwas umwegiger wie der Normalaufstieg via Schwantli und Chruter, daher sind da keine Rekordzeiten möglich und ich habe sie erst selten gewählt, somit fehlt auch noch die Vergleichsbasis. Also konnte ich es gemütlich nehmen und erreichte den Gipfel um 13.30 Uhr.

Die perfekte Absprungrampe für einen Ski-Base-Jump. Und Blick auf die Glärnisch-Nordwand.

Für die Abfahrt waren die Bedingungen gegeben, das Schneeloch zu fahren (wie es die Einheimischen sagen). Die Nordabfahrt bot einen absolut grandiosen Pulvergenuss, mit frischem und lockerem Neuschnee auf einer kompakten Unterlage. Und so ging das weiter, bis auf ~1400m hinunter gab es in den Rinnen dank vorhandenem Altschnee Top-Fahrspass. Dann war aber fertig lustig, mit etwas Umsicht konnte bis auf 1200m hinunter noch ohne Materialschaden gefahren und einiges an Distanz überbrückt werden. Erst in den letzten 100hm zum Bikedepot habe ich die Bretter dann getragen, das raue Gelände mit nur dünner Neuschneeauflage war nicht mehr sinnvoll mit den Ski zu bewältigen. Aber das war natürlich nur eine Sache von ein paar Minuten. Zuletzt wartete noch der Downhill ans Seeende, und um die Runde zu komplettieren, wählte ich für den Rückweg das Westufer. Eine weitere, geniale Mutteri-Tour kam so zu ihrem Ende. Auch wenn ich schon viele Male da unterwegs war, es war doch jedesmal anders und das hier war ganz sicher eine besondere Edition.

Top Conditions, hier nachdem die Nordabfahrt in die Rederten-Normalroute einmündet.

Facts

Mutteristock, ab Seeende via Aberen, Abfahrt über die Nordflanke
Ski-Schwierigkeit ZS, 1400hm, normale Skitourenausrüstung