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Dienstag, 28. Dezember 2021

Avegno / Torbeccio - Anima Ribelle (7b)

Am Torbeccio in Avegno ist wohl manch ein Kletterer schon vorbeigekommen. Sei es auf dem Weg ins Maggiatal, zum Klettern auf den Anfängerplatten an seinem rechten Ausläufer, für die tolle MSL der Viso di Luna oder für die kürzlich erschlossenen Sportklettersektoren Zio Fiasco, Underzero, Aspis oder Zufolo. In den letzten Jahren hatte ich diese kennen und schätzen gelernt. Der gefaltete Gneis von bester Qualität verspricht Tessiner Kletterei der allerbesten Güteklasse. Durch die rund 250m hohe Wand führen auch 3 Routen, welche vor und nach der Millenniumswende eingerichtet wurden: Bala Balengo, Anima Ribelle und Zufolandia. Populär geworden sind sie nie und die Suche nach Informationen bringt nur gerade den empfohlenen Kletterverzicht von 1.1.-15.9. eines jeden Jahres hervor. Zugegeben, aus der Distanz sieht die Wand eher vegetativ und mässig lohnend aus. Aber das trifft eben auch auf die doch so formidablen Sportklettersektoren zu. Und so konnte der logische Schluss nur lauten, dass hier einmal ein Besuch mit dem MSL-Gear überfällig wäre...

Wintersonne im Maggiatal - che bello!

Unmittelbar vor dem kürzesten Tag im Jahr machte ich mit Viktor auf den Weg ins Tessin. Angesagt war ein ruhiger Hochdrucktag mit 10 Grad Höchsttemperatur, somit sollten die Bedingungen passen. Etwas Sonne gibt's auch, das Fenster dauert von exakt 9.30 Uhr (am Einstieg) bis ca. 13.30 Uhr, je nach Wandpartie. Für die ganze Route reicht das nur, wenn man richtig zügig und/oder mit Verzicht auf Freikletterambitionen unterwegs ist - wie bekannt ist das weniger unser Ding und so nahmen wir eben einen Haulbag mit allerhand warmen Kleidern, Zwischenverpflegung und warmen Getränken mit. Ein paar Minuten nach 9.00 Uhr liefen wir bei der Hängebrücke los, im Gegensatz zu den Osterferien musste man um einen Parkplatz nicht besorgt sein ;-) Im Talboden war es eisig gefroren und schlipfrig, bereits wenige Meter oberhalb war man aus der Kaltluftschicht draussen. Nachdem ich im Frühling bei einem Sportkletterbesuch bereits den Einstieg ausgecheckt hatte, war es natürlich kein Problem, diesen direkt anzulaufen. Doch hier die Beta: dort, wo der Zustiegspfad an die Wand trifft, beginnen die hinauf nach rechts führenden Fixseile zur Zufolandia. Ziemlich genau 15m links davon geht's über den Vorbau hinauf zur Anima Ribelle. Auch da ist ein (schon beinahe kompostiertes!) Fixseil, sollte es irgendwann fehlen, hilft ein BH zur Identifikation der entsprechenden Stelle. Vorsicht, Stand Dezember 2021 ist das Seil an einer Stelle bis auf 2 Litzen durch, man vertraue sich ihm nicht blind an. Unser Timing ging perfekt auf, um 9.30 Uhr ging's mit den ersten Sonnenstrahlen los.

Die Wand mit der Route (die viel besser ist, wie man es aufgrund vom Foto denkt!)

L1, 25m, 7a: Mit vielen Fragezeichen, was uns hier erwartet, steigen wir ein, "wird schon gehen" ist der naheliegende Gedanke. In Tat und Wahrheit sind dann schon die ersten, de visu noch fast trivial eingestuften Meter bis unter das Dächli hinauf ziemlich fordernd. Subito heisst es, kleine Leisten und Seitgrifflein zu bedienen und ohne Vertrauen in die Füsse geht gar nichts. Am Dächlein wird es dann erst recht zäh, erst kräftig auf Gegendruck an Untergriffen, dann mit Power, Entschlossenheit und einer Prise Zauberei darüber hinweg. Was wir jetzt schon bemerken: die Absicherung ist definitiv sehr eng gehalten und A0 kein Problem, die Haken aus der Kletterstellung aber auch zu klippen manchmal durchaus. Der zweite Teil der Länge ist dann mit Benutzung einer auffälligen Kante gutmütiger zu haben. Ob jetzt L1 tatsächlich wie von uns wahrgenommen die zweitschwierigste Stelle der Route bietet oder ob's mangels Aufwärmen, langer Abstinenz vom Fels und noch längerer vom Tessiner Gneis nur so schien?!? Tja, wenn wir das wüssten...

Brain to eyes: "Search for footholds". Eyes to brain: "Search negative". Echt so, an dieser Stelle in L1 (7a).

L2, 30m, 7a: In diesem Abschnitt kommt die Wandneigung etwas gutmütiger daher und hier will nun der Punkt einfach im ersten Anlauf geholt werden. Mit einer 7a macht "man" in den Sportklettersektoren hier ja auch jeweils kurzen Prozess. Doch der Flow will sich auch hier nicht gleich einstellen: zwar stecken die Bolts auch hier eng, die ersten Schritte aus dem Stand raus fordern aber dennoch etwas Committment, denn die Moves spielen sich etwas links der Hakenlinie ab und wer fällt, kollidiert mit dem Sicherungspersonal. Naja, extrem schwierig ist diese Stelle nicht und bis auf einen heiklen Schritt mittig in der Länge geht's vorerst recht gut dahin. Anspruchsvoll wird's dann am Ende mit technisch-kniffliger Wandkletterei, die bouldrig-geniale Moves fordert. Mehrmals musste ich mich so bewegen (und vor allem im Kopf dazu überwinden), dass ich dachte "geht nicht, hält nicht" - tat es aber und genau das macht eben die Faszination von dieser Art Kletterei aus.

Hervorragende Steilplattenkletterei, oft an Steigriffleisten am Ende von L2 (7a).

L3, 20m, 6b: Kurzer Abschnitt, nachdem wir nun ja schon auf höhere Schwierigkeiten vorkonditioniert waren, sollte der uns vermeintlich leicht von der Hand gehen. Schon bald einmal stellt sich aber eine ziemlich schwierige, aber sehr originelle Stelle mit einem kleinen Mono-Loch in den Weg. Damit ist es nicht ganz gegessen, wartet doch am Ende noch eine knifflige Reibungsstelle. Steht man in eine Trittschlinge bzw. steht auf den BH, so geht's auch hier sicher A0, klettert man auf dem einfachsten Weg frei und somit etwas um die Haken rum, so ist doch Vertrauen in die Füsse nötig.

L4, 25m, 7a+: Eine leicht überhängende Wand mit speziell gefaltetem Fels stellt sich hier in den Weg, sehr originell und herausragend! Fingerkräftig-ausdauernde Kletterei wird hier gefordert, vorerst geht's an vertikalen Schlitzen bzw. Rissspuren noch ganz ordentlich voran. Doch es ist nicht nur die (Laktat)uhr die hier tickt, je weiter man kommt desto rarer werden die Tritte und längst nicht mehr jeder Griff hängt schön an. Unweigerlich stellt sich auch die Frage, ob man die nahende Kante links in die Beta einbauen soll oder nicht - eine Frage, die wir auch im Rückblick nicht ganz schlüssig beantworten können (und sonst würde ich es an dieser Stelle nicht tun, hehe ;-)). Mein Onsight-Versuch endete mit einem vom Tritt zippenden Fuss, doch möglicherweise wäre mir irgendwann noch der Saft ausgegangen. Aufgrund der Unübersichtlichkeit bestimmt eine harte 7a+ ohne Vorkenntnisse.

Der Charakter von L4 (7a+) kommt auf diesem Foto nicht extrem gut zur Geltung.

L5, 20m, 6b+: Nachdem der Stand nach L4 eher unbequem ist und das nach L5 zu erreichende Band schon zum Greifen nah scheint, habe ich diese Länge gleich an L4 angehängt. Das geht problemlos und es war auch mit den 15 mitgeführten Exen möglich, indem ich ein paar Mal nach dem Klippen die letzte wieder mitnahm. Zum Klettern warten nicht wirklich die grossen Schwierigkeiten, d.h. es kam uns nicht unbedingt schwieriger wie L3 vor: eine etwas rutschig-brösmelige, reibungslastige Stelle gleich zu Beginn, dann wird es einfacher. Bestimmt aber ist's die qualitativ schlechteste Länge der Route, v.a. am Ende ist der Fels ziemlich moosig und um auf's Band zu kommen, muss auch noch an Grasbüscheln gezogen werden.

Das Finish von L5 (6b+) ist ziemlich bewachsen, es ist die schlechteste Passage der Route.

L5', 15m, 2a: Um die folgende L6 zu klettern, muss auf jeden Fall der Stand rechts auf dem Band bezogen werden. Möglicherweise kann man das gleich an L5 anhängen, wenn man den Stand nach L4 bezieht. Die Querung ist unschwierig, aber kein Gehgelände - hinderlich waren v.a. das Totholz und ein paar weitere, morsche Gehölze. Wir haben ein wenig aufgeräumt, um für richtig Ordnung zu sorgen, wären aber Rasenmäher, Gartenschere und Säge nötig.

L6, 30m, 7a: Es sind nur gerade knappe 30m zu klettern hier, die sich aber doch wie eine kleine Reise anfühlen, v.a. auch weil man definitiv die Sicht- und möglicherweise auch die Hörverbindung zum Kameraden verliert. Los geht's mit athletischen Zügen an Henkeln und positiv-scharfen Leisten an einer 5m hohen, überhängenden Stufe - kräftig, aber gewusst wie nicht bösartig. Über eine geneigte Platte schleicht man an die nächste Aufgabe heran. Eine Stufe mit einer Art Verschneidung will mit 3D-Moves durch Spreizen und Stemmen bewältigt werden. Auch hier sind die Haken nahe beisammen, ein Sturz führt aber aufgrund der ganzen Anlage ziemlich sicher zu einem fürs Geläuf heiklen Aufprall auf der Platte. Zuletzt bietet die Länge dann noch ein drittes Problem, nämlich einen Wulst, wo an Slopern mit der nötigen Entschlossenheit operiert werden muss.

Mega schöne Felsstruktur in L6 (7a).

L7, 15m, 6c+: Rein metermässig eine Mini-Seillänge, wo man aber trotzdem etwas geboten kriegt und durchaus Kraft verballern darf. Die ersten 2-3 Haken stecken zwar nahe beisammen, aber deutlich rechts der Kletterlinie, was wiederum die Gefahr eines Techtelmechtels mit dem Sicherungspartner bietet. Zum Glück ist's da noch nicht so schwierig. Es ist hier nicht zu viel verraten, wenn ich schreibe, dass die Crux erst nach der Rechtsquerung folgt. Der Wulst ist zwar tatsächlich so gutgriffig, wie man sich das aus der Distanz erhofft. Allerdings auch stark überhängend, ohne etwas Reserven und dem geschickten Einsatz aller Körperteile für den Fortschritt bzw. gegen die Schwerkraft geht's kaum! Uns dünkte diese Länge als gerade so schwierig wie L6.

Kurz, aber definitiv nicht schnurz: L7, 6c+

L8, 20m, 7b: Eine Dächerzone wartet direkt oberhalb vom Stand, doch die Route sucht sich einen einfacheren Ausweg rechtsherum. Über eine erste, verschneidungsähnliche Stufe und eine Plattenquerung kommt man in einen Winkel, wo es steil wird. Was auf den ersten Blick gar nicht so schwierig aussieht, wird durch die glatte, trittarme Wand rechts und die Sloprigkeit der Griffe mehr kompliziert, als einem lieb sein könnte. Die Crux ist kurz, aber doch reichlich knifflig. Wer kurze Hebel aufweist, kann sich möglicherweise geschickt im Winkel platzieren, für uns ging es schliesslich nur mit einer innovativen, aber wenig offensichtlichen, komplizierten Beta frei. Zuletzt dann noch ein paar athletische Züge an den eher unbequemen Stand, wo es wie beim Eisklettern von oben tropfte.

Im noch einfacheren, unteren Teil der nominellen Cruxlänge (L8, 7b).

L9, 25m, 7a+: Der Auftakt in diese Länge begeistert wenig. Der Fels ist feucht, etwas bewachsen und über die ersten paar Meter von nur durchschnittlicher Qualität. Immerhin bietet dieser Abschnitt nur wenige Schwierigkeiten. Man wird dann aber doch noch reichlich dafür entschädigt, dass man sich auf diese letzte Seillänge begeben hat. Mittig folgt eine richtig coole Steilplatte mit Zangengriffen und Slopern, wo man sich sehr ausgewählt zu bewegen hat. Den Abschluss findet die Route mit einer kniffligen Linksquerung und einem athletischen Ausstiegswulst, ein richtig cooles Finale. 

Nochmals grandiose Kletterei zum Abschluss in L9 (7a+).

Um 15.45 Uhr und damit nach 6:15h Kletterei waren wir am Top. Zwar hatten wir die Punktebuchhaltung nicht komplett ins Reine gebracht, aber doch immerhin alle Stellen in freier Kletterei entschlüsselt und es waren nur L1 und L8 ohne einen stilreinen Durchstieg von Standplatz zu Standplatz geblieben. Die Sonne hatte uns bereits etwas nach 13.30 Uhr verlassen, doch nachdem es windstill und mild war und wir auch noch vom bereits aufgewärmten Fels profitieren konnten, waren die Bedingungen weiterhin gut. Viel zu tun gibt's am Ende der Route nicht, sie endet nämlich bereits ca. 2 Seillängen vor dem Top. Wir konnten nur darüber rätseln, warum dem so ist. Gewisse Indizien sind schon sichtbar, linkerhand wäre es wohl gut gangbar, der Fels aber dafür bewachsen und die Kletterei daher beschränkt attraktiv. Eher rechts hinauf hätte es zwar durchaus noch sauberen, kompakten Fels, aber dafür würden vielleicht hohe Schwierigkeiten warten?!? Naja, vermutlich haben die Erschliesser ja schon einen weisen und informierten Entscheid getroffen. Wir fädelten unsere 2x50m-Seile, mit 4 Manövern (à 50+, 35, 35, 50 Metern) waren wir zurück am Einstieg. Von da war es nur ein kurzer Weg zurück zum Ausgangspunkt. Bald hatten wir Caffè und Dolce in der Hand und konnten heimwärts fahren. Ja, heute hatten wir wieder einmal eine verborgene Perle entdeckt und einen grandiosen Klettertag bestritten. Wir waren uns einig, dass wir einen solchen Event baldmöglichst wiederholen sollten.

Facts

Torbeccio - Anima Ribelle 7b (6b+ obl.) - 10 SL, 225m - M. Bassi 2004 - ***;xxxxx
Material: mind. 1x70m oder 2x40m-Seile, 15 Express, Keile/Friends nicht nötig

Kaum bekannte, aber echt lohnende, sportliche MSL-Route in Talnähe, welche vom 1.1.-15.9. eines jeden Jahres aufgrund von Vogelschutz mit einem Kletterverzicht belegt ist. Die Moves sind sehr abwechslungsreich, von Steilplatten welche gute Fusstechnik erfordern, über vertikale Wandkletterei an Leisten und Seitgriffen, typischen Tessiner Boulderproblemen bis hin zu athletisch-henkligen Überhängen wird vieles geboten. Schon von weitem erkennt man, dass in der Wand da und dort Bäume wachsen und Graspolster spriessen. Die Route führt aber fast ausschliesslich durch kompakte Zonen und der raue, hautfressende Gneis ist auf der Linie zum grössten Teil sauber und frei von Bewuchs (eine höhere Frequentierung schadet der Sache aber bestimmt nicht). Die Absicherung mit Inox-BH ist sehr üppig, mit Verwendung einer Trittschlinge geht vermutlich die ganze Route A0. Aus der Kletterstellung sind aber nicht alle Bolts mühelos zu klippen und so fühlt es sich subjektiv schon nach 6b/6b+ obl. an. Die Bewertungen schienen uns im MSL-Kontext stimmig, in den Klettergärten am Wandfuss fallen mir dieselben Grade jedoch typischerweise deutlich leichter (woran es auch immer liegen mag...). Ein Topo zur Route findet man nur noch in älteren Ausgaben des SAC-Kletterführers Tessin, in der neusten Version ist es nicht mehr enthalten. Nach längerer Zeit habe ich nun zum Glück doch noch eine Kopie des Originaltopos erhalten (danke Joachim!). Ich stelle es hier gerne als PDF-Download zur Verfügung.

Samstag, 25. Dezember 2021

Skitour Langrain P.2271

Tolles Winterwetter lädt zu einer Skitour ein. Doch wie gehabt, als die Kinder in ihre Trainings aufgebrochen sind, bleibt für Kathrin und mich nur noch ein limitiertes Zeitfenster. Wie üblich stellt sich die Frage, wohin es denn noch reicht, wo der Schnee noch pulvrig ist und wo wir nicht den Massen hinterherhecheln. Ins Sarganserland zieht es uns schliesslich und tatsächlich erfüllt die Tour alle Punkte aus dem Pflichtenheft.

Unterwegs im Sarganserland... unten bereits wieder grün - ja, Sportklettern wäre auch gegangen.

Um 11.45 Uhr starten wir schliesslich beim gebührenpflichtigen Parkplatz (1 CHF/h) beim P.1020 in der Nähe von Parmort. Dieser akzeptiert übrigens vorbildlich auch die Bezahlung per App, nur ist leider der Handy-Empfang an diesem Ort stark eingeschränkt... mit einem guten Gerät und etwas Geduld wird es klappen. Auf gut gespurter Route geht's zügig zum Skihaus Schwarzenberg (1345m), wo wir die Strasse in den Cholschlag wählen. Dem Stockbild nach zu urteilen sind hier vor uns nur 4 Personen vor einigen Tagen aufgestiegen, somit dürften wir also die gewünschte Einsamkeit vorfinden. Dass diese Route nicht populärer ist, liegt sicher daran, dass nun ins Tal hinein ca. 4km Flachlauf folgen, was für manche Tourengänger die Attraktivität stark schmälert. Ich hingegen liebe solche Escapes vom zivilisierten Gelände, auch wenn man dabei über längere Zeit nur wenig Höhe gewinnt.

Kurz vor Chläui (1959m), links der Gipfel Langrain P.2271 mit seiner idealen NW-Flanke.

Ab dem Mittelsäss steigt das Gelände wieder stärker an. Noch immer können wir der dünnen Spur folgen und nehmen mit Vorfreude wahr, dass hier an windgeschützter Lage noch idealer, gesetzter Pulver liegt. Bei den Gebäuden von Chläui (1959m) treten wir schliesslich wieder an die Sonne. Ein einsamer Platz mit der in Winterruhe liegenden, gleichmässig verschneiten Ebene von Gadims, wirklich wunderschön. Dieser flache Boden zieht uns so stark in seinen Bann, dass wir ihn durchschreiten und "unseren" Gipfel P.2271 schliesslich mit einiger unnötiger Horizontaldistanz über den WSW-Rücken erreichen. Ja, der Zugang von NE wäre kürzer und effizienter, dafür aber weniger sonnig und schliesslich gehen wir ja auf Touren, weil wir so gerne durch unvergleichliche Landschaften schreiten und nicht weil wir möglichst zügig wieder nach Hause wollen.

Winteridylle mit der Hochfläche von Gadims - welch ein Genuss, hier zu schreiten!

Um 15.00 Uhr waren wir am Gipfel und konnten die Szenerie bei besten Bedingungen geniessen. Wobei man den "Gipfel" je nach Vertrauen in die Landestopografie in Anführungszeichen setzen muss. Er ist auf der Karte zwar nämlich kotiert, aber nicht benannt. Doch aufgrund der Morphologie, mit einer Schartenhöhe von 41m und einer Dominanz von 860m hätte er einen Namen durchaus verdient. Aber naja, weiter wichtig ist dies natürlich nicht. So legten wir mit grosser Vorfreude den Fokus auf die Abfahrt. Der NW-Hang von P.2271 führt in 300hm mit optimaler Neigung zurück nach Chläui. Los geht's mit 35 Grad, dann bleibt sie lange im idealen 30 Grad Bereich und flacht nach unten ab. Erst drei Spuren waren im Hang, d.h. es gab noch Platz à discretion für die eigene Linie und der Schnee war ideal.

Der 'Turtle Rock' am WSW-Rücken von P.2271, welcher sich rechts am Bildrand befindet.

Die obersten 20hm am Gipfelkopf waren abgeblasen, liessen sich aber vorsichtig mit den Skiern an den Füssen machen. Ab da war's de visu perfekt eingeschneit, die Vorgänger hatten es scheinbar krachen lassen und so wollten wir das Gleiche tun - wobei ich natürlich mit der gebotenen Bedacht und Zurückhaltung losfuhr. Das erste Halbdutzend an Schwüngen war bereits erfolgt, als ich unverhofft auf knapp unter der Schneedecke versteckte, scharfkantige Steine traf. Und dies mit vollem Druck im Schwung, direkt unter den Füssen :-( Einen Vorwurf konnte ich mir nicht machen, ich hatte die nötige Umsicht walten lassen und die Gefahr war wirklich nicht erkennbar. Trotzdem hinterliess das Malheur am Sportgerät eine gewaltige Narbe. Die meisten würden ein Paar 11-jährige Skier mit einer solchen Beschädigung wohl gleich entsorgen. Aber ich habe eine (vermutlich übertrieben innige ;-)) Beziehung zu meinen gebrauchten und lieb gewonnen Ausrüstungsgegenständen... sind es doch inzwischen rund 400 Touren, die ich mit dem guten Shuksan gemeinsam bestritten habe. Und nachdem die Kante zum Glück weder ausgerissen noch gebrochen ist, werden auch in Zukunft nach einer Self-Made-Reparatur noch weitere dazukommen.

Autsch :-/

Nun ja, dieser Zwischenfall nimmt in meinem Bericht jetzt fast übertrieben viel Raum ein. Wir liessen uns die Laune nicht verderben - ist vielleicht auch der Vorteil, wenn man mit stark gebrauchtem Material unterwegs ist. Nachdem ich mich wieder aufgerappelt hatte, stiebten wir eventfrei nach Chläui hinunter, genossen den gesetzten Pulver in den Cholschlag, glitten und stöckelten zurück zum Skihaus. Ab dort war's dann retour zum Ausgangspunkt weniger rühmenswert, mit eher decklig-verkarrtem Schnee und nur vereinzelten akzeptablen Schwüngen. Alles in allem aber ein äusserst genussvoller Wintertag!

Mittwoch, 15. Dezember 2021

Tête Colombe (3022m) - Le Bal des Boucas (6c)

Zurück in den Sommer und seine Ferien, nach Frankreich und genauer ins Massif des Cerces, das grob zwischen Briançon und dem Col du Galibier liegt. In den vergangenen beiden Jahren hatten wir an der eindrücklichen, relativ leicht zugänglichen Wand vom Tour Termier mit der Ponant Neuf (6b+) und der Marmotta Impazzitta (6c) zwei sehr schöne Touren klettern können. Dort gibt es zwar durchaus noch mehr zu tun, doch ein Besuch an der etwas weiter östlich gelegenen Wand der Tête Colombe drängte sich definitiv einmal auf. Der Hauptgrund, warum wir ihr als Vater/Tochter-Team bisher fern geblieben waren, liegt am steilen, doch rund 750hm umfassenden Zustieg und etwas schrofigem Jägergelände zum Einstieg. Im 2021 waren wir aber bereit dafür und wollten uns mit dem 1985er-Klassiker 'Le Bal des Boucas' Punkte für die Moderne Zeiten Sammelliste sichern. Das klappte, wir fanden die Kletterei grandios, Ambiente und Gestein erinnerten uns sehr an den Drusenfluh Westgipfel, wo wir ja in unserer Lanciamira schon viel Zeit gemeinsam verbracht hatten.

Die breite SW-Wand der Tête Colombe mit dem Verlauf der 'Bal des Boucas' (10 SL, 6c).

Schon am dritten Tag unserer Ferien war die Gelegenheit da, sprich warmes, windarmes und gewitterfreies Wetter. Diese Faktoren sollten schon gegeben sein, denn obwohl wir es mit einer Südwestwand zu tun haben, erfordert die Lage an der Schwelle zum Hochgebirge einwandfreie Bedingungen. Um ca. 10.45 Uhr brachen wir schliesslich vom Ausgangspunkt beim Tunnel Vallois (ca. 1880m, Seite Briançon) auf. Eine gute Wegspur führt hinauf zum Chemin de Roy. Man überquert ihn und steigt weiter durch den Lärchenwald hinauf, wobei da die Pfadspuren manchmal nicht so deutlich sind, bzw. es mehrere davon gibt. Wobei hier viele Wege nach Rom führen, nach der Baumgrenze ist die Spur wieder besser ausgeprägt und führt hinauf in den Kessel unter der Wand. Das lebendige Geröll hinauf zum Einstieg kann auf der falschen Fährte sicherlich sehr mühsam zu begehen sein. Wir stiegen darum von links her über den Schrofensockel auf. Das geht gut, ist aber doch schon ziemlich exponiert. Während wir erst am kurzen Seil gingen, gab's dann zuletzt eine nullte Seillänge (T5 II, 2-3 BH vorhanden) zum eigentlichen, schon ziemlich in der Wand oben gelegenen Einstieg. Gegen 12.30 Uhr stiegen wir ein, der Zustieg hatte uns rund 1:15h gekostet.

Ausblicke auf dem Zustieg zum Col du Lautaret und dem Massiv der Meije.

L1, 45m, 5b: Über von Bändern unterbrochene Aufschwünge geht's hier in die Höhe, bei eher spärlich gehaltener Absicherung. Noch dazu finden sich die kurzen, bouldrigen Schlüsselstellen gleich oberhalb von flachem Gelände. Eine souveräne Beherrschung der Schwierigkeiten ist angeraten, 5b als Bewertung zudem definitiv auf der tiefen Seite.

L1 (5b) überzeugt noch nicht restlos, bzw. darf man als verschärften Teil des Zustiegs sehen.

L2 & L3, 50m, 6a: Die nächsten beiden Abschnitte kann man bei vorausschauender Seilführung verbinden, was jedoch nur mit entsprechend Reserven empfehlenswert ist. Man bewegt sich hier nun auf dem ästhetischen Plattenpanzer. Der Auftakt an einer kompakten Wand fordert gleich in Sachen Fusstechnik und Linienwahl, tatsächlich zeigt auch der an sich raue und exzellente Fels da und dort schon einige Gebrauchsspuren. Später geht's an Wasserrillen und einer griffigen Schuppe einfacher im 5bc-Bereich voran. Die nominell dritte Seillänge begeistert dann in homogener, wasserrillig-technischer Steilplattenkletterei. Hier ist die Absicherung nun enger, allerdings muss man auch für diese 6a durchaus etwas auf dem Kasten haben.

Hervorragende Steilplattenkletterei wartet in der 50m-Kombo von L2 & L3 (beide 6a).

L4, 40m, 6a: Eine weitere, sehr schöne Seillänge, die im steilplattigem Gelände diagonal nach rechts hinauf führt, da und dort mit ein paar Wasserrillen garniert, sehr genussvoll! Auch hier: ohne Vertrauen in die Füsse geht's nicht - die Absicherung zwar in Ordnung, aber zwingend.

Auch in L4 (6a) wartet hervorragendes, steilplattiges und wasserrilliges Gelände.

L5, 30m, 4c: Hier legt sich die Wand etwas zurück, dennoch sieht's für versprochene 4c durchaus "oho" aus! Ob der Grad nun wirklich zutrifft ist für mich schwierig zu sagen. Auf jeden Fall löst sich wirklich alles prima auf, so dass auch die hier nun wirklich sehr distant gehaltene Absicherung mit nur 3 BH nicht für Kopfzerbrechen sorgt. Topoguide schlägt hier einen Umweg rechtsherum über die 'Valse des Boucs' vor, wo mehr Bolts stecken. Kann man machen, nötig ist's nicht.

Auch aus dieser Perspektive würde man es glauben, wenn eine 6b stünde. Aber L5 ist nur 4c!

L6, 30m, 5c: Über die folgenden 2 Seillängen traversiert die Route nun unterhalb des markanten Grats. Das wäre bei entsprechender Linienführung ziemlich einfach zu haben, die Route sucht sich aber die schönen Kletterstellen. Unterhaltsam geht's in griffigem Gelände diagonal nach links.

Etwas gesuchter Verlauf durch das kompakteste Gelände in L6 (5c), aber prima Kletterei in griffig-schönem Fels!

L7, 50m, 5c: Zu Beginn erklettert man kompakte Aufschwünge und muss sich durchaus etwas festhalten, nachher quert man in zunehmend einfacherem Gelände deutlich nach links an den Fuss des Gipfelturms. Der Stand befindet sich am rechten Ende der bequemen Terrasse, das Seil reicht nur bis dahin. 

L8, 30m, 6b: Da ab der Terrasse mehrere Linien starten, besteht die Herausforderung darin, auch wirklich auf der 'Bal des Boucas' zu bleiben - mit gutem Studium des lokalen Topos sollte es gelingen. Die Fortsetzung setzt eher am linken Ende der Terrasse an, was evtl. eine kurze Übergangslänge erfordert. Es lohnt sich: eine fantastische Seillänge in hervorragendem, gefinkeltem Steilplattenfels mit anhaltenden Schwierigkeiten wartet. Nach unserem Empfinden kam die Crux erst am Ende bei einer etwas kniffligen, seichten Verschneidung, wo man sich gut platzieren muss.

Perfekter Fels und geniale Steilplattenkletterei bietet die Route in L8 (6b).

L9, 20m, 5c oder 30m, 6b: Dieser Abschnitt verläuft gemeinsam mit der 'Valse des Boucs' und bietet immer noch sehr schöne, aber etwas einfachere Steilplattenkletterei wie L8. Man gelangt nach ca. 15-20m zu einem Band, wo man bequem Stand beziehen kann. Dies ist sogar zwingend, sofern man die Cruxlänge links in einfacherem Gelände umgehen möchte. Original wartet für die 'Bal des Boucas' aber noch eine zünftige Boulderstelle vom Band weg rechts hinauf zu Stand auf einer Kanzel am Grat. So haben wir das gemacht, doch ich würde aus verschiedenen Gründen den unteren Stand empfehlen (bequemer, Sturz im Boulder heikel wegen Band, gleich nach dem oberen Stand folgt nochmals eine zähe Stelle).

L10, 35m, 6c: Je nach gewähltem Standplatz beginnt diese Länge eben mit dem Boulder auf die Kanzel, oder dann mit einem etwas kniffligen Move an Tropflöchern gleich aus dem Kanzelstand raus. Der nächste Haken ist da zwar nicht weit weg, ein Sturz (in den Stand) wäre aber wohl doch unangenehm. In einer steilen Tropflochwand nähert man sich dem markanten Riss, den man in einer Linksquerung erreicht. Dieser fühlt sich dann etwas abgelutscht-glatt an - so richtig schwierig (v.a. für eine 6c) eigentlich nicht, einfach etwas 'öttelig', sprich rund und abdrängend. Wegen der sehr eng gehaltenen Absicherung sind die Moves aber nicht obligatorisch.

Tiefblick auf die fabelhafte, luftig-exponierte Tropflochkletterei am Beginn der Cruxlänge (L10, 6c).
Bald geschafft! Trotz perfektem Hochsommerwetter und >30 Grad im Tal musste man sich am Ende doch warm anziehen. Die Thermik ist in dieser Gegend brutal stark, da pfeift einem der Wind am exponierten Schlusspfeiler gehörig um die Ohren. Oder vielleicht könnte man auch einfach sagen: "Der Kletterer friert lieber im Hochsommer in der Daunenjacke, als er in der Badehose schmort" ;-)
:-)

Um 16.25 Uhr und somit nach knapp 4:00h Kletterei hatten wir das Top mit einer perfekten Team-Onsight- bzw. Flash-Begehung erreicht. Man könnte von hier noch 1-2 einfachere Seillängen über den sich verflachenden Pfeiler weiterklettern und zuletzt über Schrofen den Gipfel erreichen. Das hiesse, dass man den Retourweg per Pedes bewältigen muss. Der Standard und deutlich zeitsparender ist es jedoch, vom Ende der Route abzuseilen und genau das taten wir auch. Wir hielten uns an die im JMC-Führer empfohlene Piste über die 'Du côté de chez Tronc', was perfekt und zügig funktionierte. In der Mitte, d.h. unterhalb der 'Boule à Tronc' muss über eine geneigt-geröllige Zone zu Fuss abgestiegen werden. Dies erfordert, mitten in der Wand, etwas Zutrauen, das Gelände ist aber wirklich unschwierig und der auf den ersten Blick nicht sichtbare Stand kommt dann schon. Nach 5 Manövern ist man schliesslich zurück im exponierten Schrofengelände und muss erneut linkshaltend zum Einstieg kraxeln. Das ist als Übung durchaus sinnvoll, denn vom Schuhdeport wartet nun ja auch nochmals ein steiler Abstieg aufs Geröll hinunter. Wir hielten uns an die trefflich beschriebene Variante aus dem JMC-Führer. Bald konnten wir entspannen und gemütlich zurück zum Ausgangspunkt wandern, wo wir noch vor 19.00 Uhr eintrafen. 

Edelweiss findet man in der Wand sehr viele!

Facts

Tête Colombe - Le Bal des Boucas 6c (6a+/6b obl.) - 10 SL, 330m - Maure/Pellet 1985 - ***;xxx
Material: 2x50m-Seile, 12-14 Express, Cams/Keile kaum einsetzbar

Sehr schöne Kletterei über wasserrillige Steilplatten. Die Route erinnert in verschiedener Hinsicht an den Drusenfluh Westgipfel im Rätikon: einerseits der zuletzt geröllige und steil-schrofige Zustieg, der tolle Fels mit einem Mix aus steilplattigen Zonen, geneigteren Abschnitten und Bändern, sowie das gewaltige Panorama. Obwohl die Route im Plaisir West Band 2 beschrieben ist und (bei Umgehung der Cruxlänge) nirgends schwieriger als 6b ist, so sollte man sich dennoch eher auf alpines Sportklettern einstellen. Sicherlich ist es auch sinnvoll, wenn man zumindest eine 6a+ fusstechnischer Art wirklich gut draufhat. Die Absicherung ist zwar an den Schlüsselstellen (>=6b) sehr gut und ermöglicht sogar A0, im mittelschwierigen Gelände (6a/6a+) aber schon etwas weiter und öfters zwingend. Die einfacheren Stellen sind knapp (5er-Bereich) bis nur spärlich (alles darunter) ausgerüstet, dies auch an Orten mit ungutem Sturzpotenzial. Hier muss man souverän und sicher klettern, denn mobile Sicherungen kann man kaum je zuverlässig anbringen. Die ehrlichste Empfehlung lautet deshalb, sie gleich im Tal zu lassen. Wer sich doch etwas an den Gurt hängen will, ist wohl mit kleinen bis mittleren Cams am besten bedient. Topos zur Route bzw. zur Tête Colombe findet man in manch einem Führer: 'Oisans Nouveau, Oisans Sauvage, Livre Est' von J.M. Cambon, Plaisir West Band 2, Topoguide Band 2 oder der Sammelband Moderne Zeiten.

Mittwoch, 8. Dezember 2021

Sonne und Powder am Stockberg (1781m)

Falls dieser Blog saisongerecht und aktuell sein möchte, so braucht er zwingend einige Fotos von der weissen Pracht mit Tüürelern in Aktion. Weil's solche Bilder gibt, erscheint an dieser Stelle ein kurzer Beitrag über den genussvollen Ausflug auf den Stockberg. Wie bekannt ist dieser immer ein dankbares Ziel für den Saisonauftakt. Im Toggenburg fällt meistens reichlich Schnee und dank dem relativ sanften Gelände braucht es gar nicht allzu viel davon.

Winteridylle im Aufstieg und das schon anfangs Dezember :-)

Auf der Anfahrt lockten mich schon zahlreiche jungfräuliche Hänge im Tössbergland, die man ideal mit Spuren hätte verzieren können. Doch ich blieb standhaft, denn ich wollte das Rendez-Vous mit meinen Kollegen nicht torpedieren. Für die (fast) lokalen Touren gibt's hoffentlich diesen Winter noch reichlich Gelegenheit und es waren schon satte 16 Jahre vergangen, seit wir das letzte Mal in exakt dieser Dreierkombination auf einer Skitour waren. Wie die Zeit vergeht, wer hat an der Uhr gedreht?!?!

Oh ja, schöne Schwünge in unverspurtem Schnee, hinten die Churfirsten. Foto: Adrian.

Zum Aufstieg gibt es nicht viel zu vermelden. Wir starteten erst um Mittag, da war die Route selbstverständlich schon bestens eingespurt. Bei sehr angenehmen Temperaturen nahmen wir es gemütlich. Nur auf dem Gipfel blies dann plötzlich ein frischer Wind, der allfällige Ambitionen auf einen längeren Aufenthalt ins Nichts auflöste. So wurden bald einmal die Bretter an die Füsse geschnallt. 

In rasanter Fahrt, so haben wir es gern!

Ein Nachteil der stark frequentierten Stockberg-Südroute ist, dass es auf der Aufstiegsroute v.a. im oberen Teil nur einen relativ engen Abfahrtskorridor gibt, der dann natürlich auch subito verkarrt ist. So war Innovation gefragt. Mit einer eigenen Linie am Gipfelhang, einer Schleife über den Risipass und von dort retour nach Stein fanden wir stets den gewünschten jungfräulichen Schnee vor. So ergab sich manch genussvoller Schwung, auch wenn's abschnittweise fast ein wenig flach für den tiefen und an der Sonne schon etwas gebundenen Schnee war. Nein, das war kein grosses Abenteuer - aber ein grosser Genuss an einem Tag, an welchem auch noch 8h Arbeit ihren Platz fanden.

Genügend Schnee und Platz für eigene Linien bis ins Dorf :-)

Donnerstag, 2. Dezember 2021

Gorge de la Biaysse - Plouf dans l'eau (6c)

Der Winter hat auf der Alpennordseite endgültig Einzug gehalten! So wird es nun Zeit, die noch nicht dokumentierten Sommergeschichten aufzuarbeiten. Da sind vor allem aus den Sommerferien noch einige davon vorhanden, die nun in loser Folge präsentiert werden sollen. Als Ouvertüre hier der Bericht zu einer kleinen und netten MSL-Kletterei in Talnähe, welche wir nach der langen Fahrt in die französischen Alpen noch anpacken konnten. Nun schon das sechste Jahr in Folge traten wir den Weg ins lieb gewonnene Haut Val Durance an. Nachdem wir uns auf dem Camping installiert hatten, blieb vor dem Nachtessen noch ein Zeitfenster, wo wir uns ein wenig die Glieder strecken wollten. 

Blick auf die Wand am Rive Droite der Gorge de la Biaysse mit dem Verlauf von 'Plouf dans l'eau'.

Unsere Tour begann 'by fair means', d.h. mit der 15-minütigen Anfahrt per Velo vom Camping zum Ausgangspunkt, der sich bei in der Nähe der Kapelle von Rame bzw. dem Elektrizitätswerk befindet. Man traversiert von dort noch die Brücke über den Fluss, folgt dem Feldweg rechts über ca. 100m zu einer Linksbiegung (Bikedepot) und nimmt den gut ausgetretenen Pfad den Hügel hinauf. Bald erreicht man eine grasige Fläche, der Pfad leitet über diese an den Wandfuss, der sich auf einem schmalen Band über der Schlucht befindet. In nur gerade mal 2-3 Minuten ab Veloparkplatz kann man die Einstiegsgriffe befühlen, den Kopf in den Nacken legen und sich auf die Kletterei freuen. Um ca. 17.45 Uhr stiegen wir in die Route ein.

Gemütliche Anfahrt per Bike über Nebenstrassen in rund 15 Minuten vom Camping.

Hier geht's los! L1 (6c) führt nach rechts auf die Rampe, oben dann athletisch durch die Dachzone.

L1, 25m, 6c, 10 BH: Noch ohne grosse Schwierigkeiten im 5c-Bereich geht's hinauf und nach rechts auf eine plattige Rampe, die man nach rechts um die Ecke verlässt. Um den Stand zu erreichen, muss eine Dächerzone überwunden werden. Das macht die Route auf einer geschickt gewählten Linie und der Kletterer, indem er die zahlreichen Henkel festhält. Die 6c-Bewertung dünkte uns auf der eher gutmütigen Seite. Zu erwähnen ist, dass man durch die Position über der Schlucht und die Linie sofort eine luftige Exposition erreicht, sehr schön!

Ausstieg aus der Dächerzone von L1 (6c), hier sieht's fast ein wenig unspektakulär aus...

L2, 30m, 6b+, 15 BH: Eine prima Seillänge mit recht anhaltender Wandkletterei, die sehr üppig mit Bolts abgesichert ist. Einige Moves sind durchaus etwas knifflig und erfordern etwas Planung, denn die Sache spielt sich an manchmal etwas seichten Schlitzen ab und der etwas glatte Fels bietet nicht extrem viel Reibung. Zu erwähnen ist, dass mich einige der Schlitze zu Gunsten von homogenen Schwierigkeiten etwas gar 'aggressiv geputzt' dünkten...

Sehr schöne Wandkletterei in L2 (6b+)

L3, 25m, 6a, 10 BH:  Weiter durch die Wand, welche sich zurücklegt - was aber für den Auftakt noch nicht wirklich gilt, dieser hält nämlich die Crux bereit, wo man sich für eine 6a durchaus festhalten muss. Man erreicht ein gemüsiges Band und steigt ab diesem geradeaus durch die obere Wand hinauf. Tatsächlich mussten wir dabei konstatieren, dass wir nun von einem Schauer benetzt wurden. Zuvor waren wir durchaus froh um die paar dunklen Wolken gewesen, welche die in dieser Gegend im Sommer oft sengende Sonne verdeckt hatten. Darüber waren wir auch nullkommanull besorgt gewesen, da es gemäss unserer Erfahrung aus den Vorjahren in dieser Gegend ja eigentlich nie und wenn, dann  höchstens ein paar wenige Tropfen regnet... eine Meinung, die wir im 2021 nicht nur bei dieser Gelegenheit etwas revidieren mussten ;-)

Hmm, so klar sieht man es nicht, aber Larina folgt da frisch geduscht in L3 (6a).

L4, 20m, 6a+, 8 BH: Vom Stand vor dieser Länge könnte man über das Band nach links aus der Route queren. Das wollten wir aber freilich nicht tun und es war auch nicht nötig, da der folgende Abschnitt von einem grossgriffigen Dach abgeschlossen ist. So war der Fels grossmehrheitlich trocken geblieben und auch am Standplatz war's (nur im T-Shirt) gut auszuhalten.  Gemütliche und griffige Kletterei leitet hinauf unters Dach - dieses ist wirklich maximal grossgriffig, aber für eine 6a+ dann doch gehörig athletisch und nicht geschenkt. Bzw., so viel einfacher als L1 wie die Bewertungen suggerieren (6c vs. 6a+) dünkte es uns jetzt nicht unbedingt.

Ausblick auf die zum Glück trockene, da durch grosse Dächer abgeschlossene L4 (6a+).

Plouf dans l'eau - ja der Routenname passt! Auch zu den den schmierigen Henkeln am Ausstieg von L4.

Um 19.10 Uhr und damit nach ca. 1:25h Kletterei waren wir am Top und konnten mit einer perfekten Team Onsight-/Flash-Begehung die Schuhe schnüren, der Regen hatte sich zum Glück rasch wieder verzogen. So richtig passend zu dieser Tour ist auch der Abstieg ein 'Quickie'. Mit etwas Abstieg könnte man eine 45m-Abseilstelle erreichen, welche zurück auf die Fläche in der Nähe vom Wandfuss führt. Das macht aber höchstens Sinn, wenn man gleich in eine zweite Route einsteigen möchte. Selbst dann ist es vermutlich schneller, den Fussabstieg zu wählen. Dazu quert man vom Ausstieg horizontal über Pfadspuren etwas durch die Büsche. Bald einmal erreicht man den Römerweg mit seinen Trockensteinmauern, über welchen man in wenigen Minuten wieder zurück auf dem Talboden und beim Bikedepot ist. Wir sattelten unsere Räder und trampelten zurück auf den Camping, wo schon das Nachtessen für uns bereit war. Klein aber fein und ein richtig guter Ferienauftakt, das war unser Fazit zu dieser Route.

Aussicht auf's Tal vom Top der Route.

Facts

Gorge de la Biaysse / Rive Droite - Plouf dans l'eau 6c (6a obl) - 4 SL, 100m - J.M. Cambon 2010 - ***;xxxxx
Material: mind. 1x40m-Seil, 16 Express

Kurze, interessante MSL-Route in Talnähe mit minimalem Zugang und sehr zügigem Abstieg. Die Wand liegt bis am späteren Nachmittag im Schatten, was es erlaubt die Route auch an warmen Sommertag anzugehen. Sie bietet oft vertikale, eher technische Wandkletterei, überquert aber auch ein paar grosse Dächer an idealen Henkeln. Die Absicherung ist mindestens klettergartenmässig und wenig obligatorisch. Doch auch wenn der Erschliesser J.M. Cambon sie auf 'Niveau 6a' ansiedelt, so sollte man eine Outdoor-6b einigermassen drauf haben, damit man Spass an der Kletterei hat. Zu erwähnen ist, dass die Route nicht zum Abseilen eingerichtet ist - ein Rückzug ist sicher möglich, erfordert aber das Zurücklassen von Material an den Standplätzen. Weitere Infos findet man auf C2C oder im Führer "Oisans Nouveau, Oisans Sauvage, Livre Est" vom Erschliesser J.M. Cambon.

Freitag, 26. November 2021

Mettener Butzli - z'Schlanggä Unghyyr (6b) & Butzliläll (6b)

Nachdem wir schon das Saisonende vermutet hatten, so ging der MSL-Sommer doch noch in Verlängerung. Das nahmen wir sehr gerne, denn einen goldenen Novembertag an der Wärme zu verbringen während im Flachland dichter Nebel wabert, hat einen extrem grossen Genussfaktor. Im Vorjahr waren wir bei 'derselben' Gelegenheit am Gabchopf über dem Urnerboden geklettert. So wollten wir es dieses Jahr nun westlich der Passhöhe beim Mettener Butzli versuchen. Eine taxpflichtige Strasse führt dort bis auf fast 2000m hinauf und damit in unmittelbare Nähe der Einstiege. Vor allem auch wird sie, im Gegensatz zur Passstrasse selber, nie mit einer offiziellen Wintersperre belegt, so dass man am Butzli wirklich bis zum Wintereinbruch klettern kann.

Sicht vom Ausgangspunkt auf Berglichopf und Butzlichopf mit dem Verlauf der gekletterten Routen.

Somit kurvten wir ins Schächental, die Bewilligung (10 CHF/Tag, 100 CHF/Jahr) kauft man nicht mehr im Posthaus Urigen, sondern auf einem Bauernhof, der 250m nach der Abzweigung von der Passstrasse folgt (vor Ort ausgeschildert, Kartenlink). Zudem gibt's da übrigens deliziösen Alpkäse zu kaufen, den ich wirklich sehr empfehlen kann. Meistens dürfte auf dem Hof jemand vor Ort sein, der einem mit den Besorgungen hilft, bei Abwesenheit geht's auch im self-service. Ab diesem Punkt gewinnt man noch 700hm mit dem Fahrzeug, zuerst auf Teer, zuletzt dann auf einer etwas rauen Naturstrasse. Einmal in der Arena des Butzli parkiert, gibt's dann viele Möglichkeiten: Berglichopf, die Butzli-Wände, Alpler Stock, Schächentaler Windgällen und selbst für die Touren an der Läged Windgällen handelt es sich um den Ausgangspunkt mit dem kürzesten Zugang. Zu unserem Ziel, den Wänden über dem Mettener Butzli, beschränkt sich der Zugang auf gerade mal 100hm und ~10-15 Minuten. Hatten wir ursprünglich eine 'Family Affair' zu dritt geplant, so ergab sich kurzfristig noch die Begleitung von Viktor, der mit Kathrin ein Team bildete. Larina und ich waren um ca. 11.20 Uhr parat und stiegen ein in ...

z'Schlanggä Unghyyr (4 SL, 6b)

L1, 5c: Unmittelbar rechts der grossen Höhle geht's los, der Einstieg ist mit einem Klebehaken und einer Anschrift markiert. Gleich mal ordentlich steil und griffig geht's los. In der Mitte der Seillänge wartet dann sogar eine leicht überhängende Passage mit Oho-Effekt für den angegebenen Grad, wenn man direkt über die Haken klettert. Ein lässiger Auftakt!

Zum Auftakt klettert man gleich eine richtig steile Seillänge (L1, 5c).

L2, 6a+: Eine ziemlich lange Reise mit viel Abwechslung! Erst hält man sich unschwierig rechts hinaus, erklimmt dann einen Pfeiler und passiert einen Abseilstand, bevor man die grosse Verwerfung nach links hin überquert und in einem luftigen, jedoch sehr eng gebohrten Quergang entlang von einer Fuge über dem Abgrund zum Stand quert. Der letzte Move zum Stand hinauf ist dann ziemlich knifflig! Hinweis: für diese Länge sind ca. 14 Exen nötig, einige verlängerbare helfen, um den Seilzug einzudämmen.

Die Crux in L2 (6a+) befindet sich in den letzten Moves zum Stand hinauf.

L3, 6b: Sehr schöne, eng abgesicherte Tropflochkletterei. Nach einer kleinen Linksschleife zum Auftakt folgt bald die Crux, wo man einige kleinere Griffe bedienen muss, bei nicht allzu üppigem Trittangebot. Bald lassen die Hauptschwierigkeiten wieder nach, in genussreicher, gutgriffiger Kletterei geht's hinauf zum Stand.

L4, 6a+: Diese eher kurze Seillänge kann gut an L3 angehängt werden. Dies erfordert allerdings, dass man entweder viele Exen mitführt (ca. 18 Stück) oder hin und wieder eine wieder aushängt, was aufgrund der kurzen Hakenabstände gut möglich ist. Einer Art Verschneidung entlang gewinnt man hier an Höhe, der Fels teilweise mit sintrigen Strukturen, cool! Am Ende versperrt ein steiler Wulst den Ausstieg, eine Rechtsquerung und ein kräftiger Abschlusspiaz bieten die Lösung.

Die letzten beiden Seillängen (L3/L4, 6b) kann man gut verbinden, super Tropflochkletterei!

Um 13.00 Uhr, somit nach 1:40h Kletterei, hatten wir das Top erreicht und konnten uns ins säuberlich geführte Wandbuch eintragen. Viel länger hielten wir uns nicht auf, lag doch das Routenende bereits im Schatten und wir wollten sowieso noch eine zweite Route attackieren. Das Abseilen geht sehr zügig vonstatten, sind doch nur zwei Manöver nötig. Vom Top geht's schon steil zu Stand 2, der mit einem kleinen Seitpendel erreicht wird. Ab dort dann 45m freihängend, sehr luftig und mit der Möglichkeit für tolle Schattenspiel-Fotos zurück auf den Boden. Nach einem kurzen Imbiss wechselten wir 30m nach links zum 'Butzliläll', wo Kathrin und Viktor noch in der letzten Länge engagiert waren. Ein paar Minuten nach 13.30 Uhr kletterten wir los...

Das Abseilen ist spektakulär luftig und bietet Gelegenheit zum Schattenspiel.

Butzliläll (4 SL, 6b)

L1, 6a: Auch diese Route ist angeschrieben und weist einen Startbolt auf, der sich jedoch fast eher zu weit links befindet. Der Start ist gemächlich und griffig, die Absicherung dort allerdings noch nicht sehr üppig (v.a. im Vergleich zu später). Nach der Hälfte steigt man dann gerade hinauf, hier warten ein paar zügige Tropflochpassagen, wo man sich für eine 6a doch ganz schön festhalten muss! Am Ende dann einige Meter horizontal nach links querend zum Stand.

Super Tropflochfels im Butzliläll, hier folgt Larina in L1 (6a).

L2, 5b+: Achtung, Verhauergefahr! Dem Topo entsprechend quert diese Länge beständig nach rechts. Zu Beginn ist das auch der logische Weg, doch nach ca. 15m lockt rechts ein Stand, den man horizontal anklettern könnte (falsch!) und links hinauf locken einem Zwischenbolts (falsch!). Letzteres scheint an diesem Punkt die offensichtlichste und logischste Variante, vorerst ist's auch mit 5b-Schwierigkeiten kletterbar, aber man landet so im Zigermandli. Wer seine Augen öffnet, findet sicher auch den korrekten Bolt, in Richtung 13/14 Uhr klettert man zum Stand vom Butzliläll.

Das Ende von L2 (5b+) erlaubt es, das Panorama Richtung westliche Urner Alpen zu zeigen.

L3, 6b: Das Herzstück der Route mit luftiger und ziemlich anhaltender Tropflochkletterei. Das fühlt sich echt fast ein bisschen wie an den Wendenstöcken oder am Schweizereck an, ziemlich aussergewöhnlich jedenfalls für eine Plaisirroute! In einer seichten Verschneidung geht's leicht linkshaltend hinauf, über ein paar anhaltende Meter muss man seine Moves schon sorgfältig planen und sich mit bisweilen suboptimalen Seitgriffen geschickt auf abschüssigen Tritten positionieren. Dank der sehr eng gehaltenen Absicherung ist diese Passage aber wenig zwingend. Die zweite Hälfte ist dann einfacher, bietet aber immer noch tollen Fels und führt zu einem bequemen Stand in luftiger Position.

Oh yeah, fantastischer, wasserzerfressener Fels und geniale Kletterei in L3 (6b).

L4, 6a: Nochmals eine coole Länge, v.a. der griffige Auftakt im Steilgelände ist grandios. Nach ca. 7m gelangt man auf's sich zurücklegende Abschlussterrain. Erst kommt man da, einem Riss folgend, zügig voran. Doch unverhofft wird der doch nochmals überraschend knifflig, erst die letzten Meter sind dann wieder Formsache.

Die letzten Meter zum Top in L4 (6a) und schon die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages...

Ein paar Minuten vor 16.00 Uhr und somit nach 2:15h Kletterei waren wir oben. Der Butzliläll hatte uns damit ein wenig mehr Zeit gekostet - erklärbar damit, dass die Kletterstrecke einerseits länger ist, andererseits im Schnitt auch schwieriger. Auch hier, wie schon im Unghyyr, war uns eine perfekte Team Onsight/Flash-Begehung gelungen - scheint bei diesem Schwierigkeitsgrad vielleicht selbstverständlich, aber die Crux in L3 vom Butzliläll ist keine Trivialität, erst recht nicht für eine 6b. Vom letzten Stand schien es möglich, auf den Gipfel vom Butzlichopf zu steigen. Das Zeitbudget erlaubte dies, das Alpinistenherz verlangte danach. Jedoch ist das Top wenig selbständig und bietet nicht viel neues, zu Fuss absteigen (was möglich wäre) wollten wir in den Finken auch nicht. Somit stiegen wir zurück und fädelten die Seile. In 3 Manövern über routenunabhängige Standplätze ging's zurück auf den Boden, wobei die letzte Strecke wieder teils freihängend ist, jedoch nicht ganz so spektakulär wie beim Unghyyr. Damit war der Tag schon beinahe um, wird es ja im späten November um 17.00 Uhr bereits dunkel. Wir ramisierten unseren Waren zusammen, trotteten hinab und fuhren mit der goldigen Novembersonne im Herzen heimwärts.

Beim Seilabziehen nach dem Butzliläll, mit Panorama zu Clariden, Chammliberg, Schärhorn und Gross Ruchen.

Frage: kann jemand erhellende Infos zur Route beitragen, deren Standplätze man beim Abseilen über den Butzliläll nutzt?!? Die oberen Seillängen sehen richtig lohnend und auch bestens abgesichert aus. Die Plättli mit der Prägung 'FZ' lassen den Glarner Frigg Zimmermann als Erschliesser vermuten. Da er schon lange verstorben ist, wäre diese Route alles andere als neu - die gedruckte Literatur, egal ob alt oder neu, schweigt sich darüber jedoch aus.

Facts

Mettener Butzli - Butzliläll 6b (6a obl.) - 4 SL, 140m - A. & H. Arnold, D. Furrer 1985 - ****;xxxx
Material: 2x50m-Seile, 12 Express

Sehr lohnende, spektakuläre Tropflochkletterei in luftigem Gelände mit meist bestem Fels. Man kriegt hier wirklich ein wenig Wendenstöcke im Miniaturformat bei zugänglichen Schwierigkeiten geboten. Wenn die Route 3x so lange wäre, so wäre es in dieser Schwierigkeit sicher eine der besten MSL-Unternehmungen in der Schweiz. Die Route wurde im 2011 saniert und ist grosso Modo bestens mit einem Mix von Klebehaken und Einschlagankern abgesichert. Einzig an den wenigen leichteren Stellen sind die Abstände etwas grösser, an den Cruxen ist die Route fast hallenmässig eingebohrt.

Mettener Butzli - z'Schlanggä Unghyyr 6b (6a obl.) - 4 SL, 120m - R./A./G. Arnold 1985 - ***;xxxx
Material: 2x50m-Seile, 14 Express (davon 3-4 verlängerbar)

Auch das Ungeheuer ist eine wirklich gute Route, im Vergleich zum Butzliläll ist sie etwas weniger homogen, weniger schwierig und auch in Sachen Felsqualität einen Tick weniger gut. Trotzdem, für den Grad ist es eine spektakuläre Sache, die Linie äusserst luftig und einen solchen Tropflochfels wie in L3/L4 findet man nicht überall. Die Route wurde 2005 saniert und ist sehr gut mit einem Mix von Klebehaken und Einschlagankern abgesichert, einzig an ein paar einfacheren Stellen sind die Abstände etwas länger. Topos zu beiden Routen findet man im Extrem Ost oder in diversen regionalen SAC-Führern