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Sonntag, 24. Dezember 2023

Gandschijen - Up in the Sky (7a+, 6 SL, Erstbegehung)

Der Gandschijen mit seiner imposanten Südwand thront in sehr sonniger Lage prominent über der Göscheneralp. Besten, rau strukturierten Granit findet man da, so dass schon die erste Freikletter-Generation in den 1980er-Jahren in dieser Wand ihre Herausforderungen suchte. Im Laufe der Zeit geriet das Gebiet etwas in Vergessenheit. Der steile Kalk der Wendenstöcke war bei den Spitzenleuten 'en vogue' und die Masse folgte ihnen. Kommt noch hinzu, dass die Routen der Pioniere zeitgenössisch knapp abgesichert waren und die alten Bohrhaken mehr und mehr Rost ansetzten. Weil man darüber hinaus wenig über einige durchaus erfolgte Sanierungen wusste und die Gandschijen-Routen kaum mehr in den modernen Topos verzeichnet wurden, beschränkten sich die Besucher allermeistens auf die beiden klassischen Linien des Südpfeilers und der Gatsch. Es gibt aber für den alpinen Sportkletterer definitiv noch viel mehr zu entdecken am Gandschijen. Hier der Bericht zu unserem Beitrag dazu, der Neutour Up in the Sky.

Die Gandschijen-Südwand mit dem Verlauf unserer Up in the Sky (6 SL, 7a+).

Erschliessung

Die Geschichte dieser Route beginnt mit unserem Besuch am Gandschijen am 3. Juli 2021. Eigentlich wollten wir da den bekanntesten Sportkletterklassiker der Wand, die Super Gwüest klettern. Da es in den Tagen zuvor stark geregnet hatte, verunmöglichte verbleibende Restfeuchte dieses Unterfangen. Die Suche nach einer trockenen Alternative brachte uns schliesslich zur Golden Flake, die in der westlichen Südwand mehr oder weniger direkt in der Fallinie des Gipfels emporführt. Die Route der Gebrüder Jud aus dem Jahr 2014 bescherte uns einen spannenden und intensiven Klettertag. Wie so oft schweiften die Blicke beim Sichern umher. Linkerhand lockten mit Strukturen gespickte, gewaltige Granitplattenschüsse. Ja gäbe es hier die Möglichkeit für eine weitere Linie?!? Könnte sein... Beim Abseilen gingen wir der Sache noch etwas konkreter auf den Grund. Wir beurteilten die Lage positiv und vereinbarten in freudiger Erwartung, die Sache baldmöglichst in Angriff zu nehmen.

Moody Weather bei unserem Besuch im Juli 2021, hier der Blick aufs Börtli.

Eine Sache galt es allerdings im Vorfeld noch zu erledigen: es gab in diesem Wandteil eine alte Artif-Route von Sepp Inwyler aus dem Jahr 1968. Was wir damals wussten: sie startete rechts der Golden Flake in einem kolossal grasigen Riss, verlief Ende L1/Anfang L2 teils gemeinsam mit dieser, um sich dann nach links zu entfernen und auf der letzten Seillänge wieder abschnittweise den Parcours der Golden Flake zu teilen. Sie schien schon sehr lange nicht mehr begangen und ausser sehr rudimentären Infos im SAC-Führer Urner Alpen 2 von 1996 (mit wie sich später zeigte komplett falsch eingezeichnetem Routenverlauf) liess sich gar nichts in Erfahrung bringen. Also wählte ich die Telefonnummer von Sepp Inwyler, um mich aus erster Hand zu informieren und meine Idee mit ihm zu besprechen. Er freute sich sehr über meine Kontaktaufnahme und erzählte von damals. Seine Hoffnung war es, eine Freikletterei direkt zum Gipfel zu realisieren. Sie hätten einen ersten Versuch etwas weiter links gemacht, der jedoch scheiterte. Solch kompakter und schwieriger Fels hätte sich damals schlicht und einfach nicht klettern lassen. Bei diesem Vorstoss handelte es sich übrigens genau um die von uns nun realisierte Linie, der immer noch vorhandene Umkehrhaken von Sepp in unserer L1 zeugt heute noch davon. Ihre Alternative bestand schliesslich darin, etwa 10m weiter rechts zu starten, wo man weniger attraktiven, erdig-grasigen Rissen folgen konnte. Trotzdem entstand "nur eine Nagelroute", wo viele Schlaghaken im 1m-Abstand platziert wurden und man sich fast ausschliesslich artif fortbewegte. Einige besonders kompakte Passagen erforderten sogar den Einsatz von altertümlichen BH. Sie sind noch heute sichtbar, z.B. einige Meter rechts unserer heutigen Linie am Ende von L2. Weil Sepp damals schon die Freikletterei bevorzugte (wie seine grandiose Route am Tällistock zeigt) und ein begnadeter Kletterer war, entsprach seine Tour am Gandschijen nie seinem Gusto. Sie war ihm nicht wichtig und erlangte nie Popularität. So war er "zu 100%" damit einverstanden, dass wir unser Projekt mit einer Linie für die moderne Freikletterei in Angriff nähmen, auch wenn sie seine alte Linie potenziell tangieren würde. Er meinte, er würde das als die Verwirklichung seiner ursprünglichen Idee sehen, das sei ganz in seinem Sinne. Wir bedankten uns gegenseitig für das herzerwärmende Gespräch, wo ich ihm auch versprach, seine damalige Leistung zu würdigen. Das geschieht hier an dieser Stelle und damit, dass der originale Verlauf in unserem Topo wiedergegeben ist. 

Der Spitzistein (P.2024), den man im Aufstieg passiert - auch am ersten Bohrtag im Juli 2021.

Nachdem wir grünes Licht für unser Projekt hatten, wurde es nicht lange aufgeschoben, schon ein Wochenende nach der Golden Flake war es soweit. Frühmorgens nach einem langen und intensiven Wettkampftag an der ZKM im Griffig reiste ich auf die Göscheneralp - höchst motiviert und trotz den Efforts am Vortag topfit. Vor Ort traf ich auf Viktor, welcher nicht ganz meine sprühende Motivation und Vitalität zeigte. Kein Wunder, er hatte sich am Vortag einen wahren Klettermarathon mit 75 SL am Grimsel gegönnt, der noch heftig in seinen Knochen steckte. Doch Ausruhen und Zurücklehnen war vorerst nicht angesagt, in harter Arbeit waren unsere kolossal schweren Säcke an den Einstieg zu befördern. Da wir im Projekt 'zugängliche' Schwierigkeiten vermuteten, gingen wir davon aus, schon an diesem Tag weit vorstossen zu können und führten dementsprechend viel Ausrüstung mit. Endlich am Wandfuss angekommen, behängte ich mich mit allerlei Material und packte an. Tatsächlich liess sich die angepeilte Wandzone dank strukturiertem, mit Leisten gespicktem Fels prima klettern. Allerdings lagen die Schwierigkeiten mindestens einen Buchstabengrad höher, als wir uns dies beim ersten Augenschein während dem Abseilen ausgemalt hatten. Eigentlich sollte ich es langsam aber sicher wissen, denn diese Sensation hatte ich schon viele Male davor erlebt.

Der Bohrstaub verrät es, Viktor folgt in L1 (6c), kurz nachdem diese quasi 'erfunden' wurde.

Noch mehr Einsatz zeigen hiess es beim Start in L2. Da geht's gleich steil und anspruchsvoll los, so dass mir Viktor den Vortritt überliess. Zum Glück bietet der rau strukturierte Granit hervorragende Reibung für Füsse und Hände, so dass auch die Sloper und vage Unebenheiten gut genutzt werden können. Noch dazu tauchten an entscheidender Stelle ein paar Crimps auf, so dass sich die Stelle entschlüsseln liess. Wie sich erst später bestätigen sollte, handelte es sich dabei um die klettertechnische Crux der Route. Die logische Fortsetzung unseres Wegs führte in eine steile, kleine Verschneidung, wo von rechts her die 1968er-Linie von Sepp Inwyler einmündete. Über ca. 15m verläuft unsere Route hier gemeinsam. Während die alte Route später gerade hinauf an einem sich schliessenden Riss in einen glatten, nicht frei kletterbaren Plattenschuss führt (wo die bereits erwähnten, altertümlichen Bohrhaken stecken), fand ich einen Ausweg mit einer zwar kniffligen, aber machbaren Plattentraverse nach links und einer Verschneidung entlang hinauf zu Stand 2. Der Tag war inzwischen zeitlich schon fortgeschritten, doch Viktor gab mir grünes Licht, um noch die dritte Seillänge anzugreifen. Unser Plan war, den famosen Splitter Crack einzubauen, den wir beim Abseilen über die Golden Flake entdeckt hatten - er stellt durchaus ein Highlight unserer Route dar. Erreicht wird er über eine leistig-listige Wand, bevor der Riss zum grössten Teil mobil absichernd erstiegen wird. Damit war der Tag nun definitiv um, inzwischen war nicht nur Viktor sehr müde, sondern ich nach 3 anspruchsvollen Bohrseillängen ebenfalls.

Der superschöne Splitter Crack am Ende von L3 (6c).

Weiter ging es aus verschiedenen Gründen schliesslich erst ein knappes Jahr später am 2. Juli 2022. Der entscheidende Faktor war, dass Viktor für die Fortsetzung nicht abkömmlich war. Meine Motivation war nach dieser langen Zeit jedoch am Überborden und so war es Zeit, um alleine loszuziehen. Notgedrungen mit nicht mehr ganz so viel Material wie bei der Initiierung des Projekts, noch schwerer war mein Rucksack mit der kompletten Ausrüstung aber dennoch. Die vierte Seillänge kostete mich schliesslich mehr oder weniger einen ganzen Tag an Arbeit. Es dauerte seine Zeit, bis ich im Solomodus in die Gänge kam. Zudem war die Ideallinie an jener Stelle nicht so klar vorgegeben und nichts kostet beim Erschliessen mehr Zeit, wie wenn das Werweissen über die einzuschlagende Richtung beginnt. Am Ende ging dann doch alles gut auf, selbst die unvermeidliche Querung über eine scheinbar blanke Zone hinweg offerierte die für zugängliche Freikletterei nötigen Strukturen und Stand 4 war erreicht. Die Zeit reichte mir noch, um einen ersten Vorstoss in die fünfte Länge zu machen. Sie startet mit einer athletischen Hangeltraverse unter einem Dach. Jetzt wo alles fertig ist und man diese 6b-Passage im Wiederholer-Modus klettern kann keine grosse Sache - Rope Solo im steilen Gelände mit all dem Gear und nach schon vielen Stunden in der Wand sah das damals anders aus. Erfreut nahm ich beim Blick nach oben zur Kenntnis, dass die Weiterführung der Seillänge hinauf zum Jardin unter der Headwall gut machbar aussah. In der Hoffnung, das Projekt in einem weiteren Bohrtag abschliessen zu können, machte ich mich zufrieden auf den Heimweg.

Zurück in der Göscheneralp im Juli 2022. Alleine am Bohren, da gibt's jeweils nur wenige oder gar keine Fotos davon. Ausnahme davon ist der Zustieg, da war ich mit dem extrem schweren Rucksack natürlich um die eine oder andere (Foto)pause sehr froh.

Normalerweise setze ich mir beim Klettern ja keinen Zeitdruck und verzichte auf terminierte Ziele. Doch das Gandschijen-Projekt noch im 2022 abzuschliessen, das reizte mich dann doch. Am 19. Oktober dieses Jahres konnte dann zumindest die Linie vollendet werden. Wiederum alleine machte ich mich auf den Weg. Wie erhofft liess sich der fehlende Teil von L5 recht zügig einbohren. Zwar hat es auch da durchaus ein paar knifflige Moves, aber die Kombination von etwas liegendem Gelände und nicht ganz so hohen Schwierigkeiten machen die (Einbohr-)Sache eben schon spürbar leichter. Für die abschliessende Sequenz war mir dann schon seit der Begehung der Golden Flake klar, wo die Route durchführen sollte. Die kompakte Headwall sah einfach super attraktiv aus, mit einigen abgerundeten, rissähnlichen Strukturen sollte man auch das nötige Material zum Festhalten finden. Zwei etwas bouldrige Stellen säumen zwar den Weg, aber auch da ging alles tiptop und mit sehr lohnender Kletterei auf. So waren es nur noch eine Piazschuppe und zuletzt ein paar Meter durch die Wacholder-Stauden, welche mich vom finalen Standplatz wenig unter dem Gipfel trennten. Das Routenende war erreicht, alles komplett eingerichtet, welch ein Erfolg! Wie nahe Freud und Leid beisammen liegen, musste ich aber kurz darauf erfahren. Wie abgemacht wollte ich Sepp Inwyler telefonisch berichten, dass ich mit meinem Projekt den Gipfel erreicht hatte. Das war leider zu spät... wie ich erfahren musste, war Sepp am 13. Oktober 2022, also nur 9 Tage vor meinem letzten Bohrtag, im Alter von 82 Jahren, völlig unerwartet und noch voller Tatendrang und Pläne, an einem Herzstillstand verstorben. Diese, unsere Route, soll darum Sepp, einem Pionier des Alpinkletterns in der Schweiz und dieses Wandteils am Gandschijen gewidmet sein.

Route fertig eingebohrt im Oktober 2022! Blick vom Top zu Lochberg, Galenstock und Dammastock.

Fertig gebohrt heisst aber noch nicht gepunktet. Liebend gerne hätte ich diese Aufgabe gleich unmittelbar noch im Herbst 2022 erledigt. Doch weil die Rotpunktbegehung immer die Krönung eines Projekts darstellt, in welches viel Zeit, Herzblut (und auch Geld) geflossen ist, soll dafür alles passen: Wetter, Partner, Motivation, Gelegenheit, undsoweiter. Schlussendlich kam das Saisonende, bevor alle diese Signale auf Grün standen und die Sache musste auf das Folgejahr vertagt werden. Am Pfingstsamstag, 27. Mai 2023, war es dann soweit: Viktor war motiviert mit von der Partie und wollte sich live anschauen, wovon ich ihm schon lange vorgeschwärmt hatte. Es war ein grandioser Klettertag, welcher so verlief, wie ich mir das vorgestellt hatte. Tatsächlich konnte ich alle Seillängen punkten 🏆, eine geniale Sache. Ich kann mich noch gut an meine Emotionen damals am Top erinnern, die Minuten während ich Viktor gemütlich an der Sonne sitzend nachsicherte. Ich liess das Handy einen guten Beat spielen und kontemplierte - Larina hatte da unmittelbar davor die Selektion für ihren ersten Europacup geschafft. Ein extrem wichtiges Ziel für sie und natürlich auch für mich als Vater und naher Begleiter ihrer Karriere eine sehr emotionale Sache. Eine solche Selektion und das Geschehen an einem internationalen Wettkampf selber würde ich nur mehr von der Seitenlinie verfolgen können. Aber hier am Gandschijen war ich mittendrin, das war meine Welt, mein Projekt, mein grosses Ziel. An diesem Tag war aus einer Vision Realität geworden, in welche viel Zeit, Motivation und auch Vorbereitung geflossen war. Ich war sehr glücklich damit - einfach eine geniale Sache der Klettersport, mit all seinen Facetten.

Das Top erreicht bei der Rotpunktbegehung am 27. Mai 2023, yeah🏆!

Zustieg

Eine Postautohaltestelle und einige wenige Parkplätze gibt's beim Gwüest (P.1573), sonst alternativ 500m vorher in grösserer Quantität beim Zeltplatz unten. Man folgt noch 250m der Strasse taleinwärts und nimmt den zweiten Rechtsabzweiger (Schotterstrasse). Zuerst zwischen den wenigen Häusern durch nach Chehren (P.1704) und via die Abkürzung zum Stall auf dem schönen Boden vom Börtli (1800m). Nun Richtung WNW auf Wegspuren via Oberbort zum markanten Spitzistein (P.2024). Ab hier entweder pfadlos aber auf logischem Weg direkt hinauf durch das Blockfeld zu den tiefsten Felsen, alternativ das Blockfeld nach WNW queren und im Wiesengelände wieder Wegspuren aufgreifen, welche zentral unter die Gandschijen Südwand führen. Nun links hinauf Richtung WNW ins Couloir, wo man nach ca. 50m den Einstieg erreicht. Dieser befindet sich bei den Koordinaten CH LV95 2'682'073/1'168'373 bzw. WGS84 46.66155/8.51101 auf 2195m (Kartenlink). Der Routenname wurde 2023 mit Farbe angeschrieben, wobei diese im Couloir möglicherweise nicht ewig hält. Die beiden BH-Linien von Up in the Sky (links, Austrialpin-Laschen) und Golden Flake (rechts, Petzl-Laschen) sind jedoch gut zu identifizieren. Als Gehzeit für die 620hm ist je nach Fitness mit ca. 1:00h zu rechnen.

Impression vom Zustieg, der für sich alleine schon eine spektakuläre Wanderung ist.

Routenbeschreibung

Gandschijen - Up in the Sky 7a+ (6b/6b+ obl.) - 6 SL, 220m - M. Dettling, V. Wegmayr 2021-2023
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, Cams 0.3-2 plus evtl. Grösse 3

L1, 35m, 6c: Los geht's erst noch ein paar Meter gemächlich, dann heisst es an einem ersten Wulst (Umkehrpunkt von Sepp Inwylers erstem Versuch) zupacken, bevor bis zum Standplatz hinauf anhaltende Wandkletterei wartet. Der Fels ist super strukturiert mit Leisten und Rissspuren, oft auch helfen Seitgriffe weiter. Mit guter Planung entschlüsselt sich aber alles, ein toller Auftakt.

Da war der Bohrstaub längst weggewaschen. Viktor folgt in L1 (6c) bei der RP-Begehung.

L2, 45m, 7a+: Gleich nach dem Stand geht's in die Crux, welche subtile Wandkletterei an sloprigen Griffen bietet, wobei mit den Füssen entschieden auf Reibung angetreten werden will - athletisch, auch wenn's nicht so steil ist. Weiter geht's dann einer Schuppe bzw. kleinen Verschneidung entlang, die kräftige Moves im 6c-Bereich bereithält. Das war's noch nicht, eine knifflige und auch nicht so leicht zu entziffernde, plattige Traverse nach links verteidigt den Zugang zur Kante, die einfacher zum Stand führt.

Viktor engagiert sich in der kniffligen, plattigen Querung am Ende von L2 (7a+).

L3, 35m, 6c: Links ums Dächli rum, dann zieht man an Schuppen und Leisten in die Wand rechts. Dabei gehen die Griffe aus, Spannweite oder noch viel mehr eine geschickt gewählte Beta helfen weiter. Steil hinauf zu einem Band, von wo man rechtshaltend den Splitter Crack anpeilt. Darüber, wie schwierig der ist, scheiden sich die Geister. Im Yosemite 5.x, wobei x mit grösster W'keit einstellig wäre... Jedenfalls muss man diese Passage zwingend mit 3-4 mittleren bis grossen Cams mobil absichern.

Von wegen Urgestein und so... Local Bunschi in der Golden Flake. Für ein Foto von L3 siehe oben!

L4, 35m, 6c: Kurz nach links und obsi, der Fels ist in dieser Plattenzone zum Glück prima strukturiert (cit. Michel Piola "dalle à grattons"). Notfalls helfen dort auch Rapunzels Haare, zumindest solange sie noch keine neue Frisur hat 😁. Rissspuren, Schuppen und eine kleine Verschneidung ermöglichen es, recht kommod zur plattigen Crux voranzukommen. Deren Linkstraverse geht dank vorhandener Struktur aber zum Glück ohne extreme Schwierigkeiten auf und lässt einen das athletische Finish an Schuppen geniessen. In dieser Seillänge ergänzt man die BH auch gerne noch mit der einen oder anderen mobilen Sicherung.

Da befindet sich der Akteur gerade in der Cruxzone von L4 (6c).

L5, 25m, 6b: Der Auftakt bietet eine linksorientierte Hangelquerung an guten Griffen mit einem abschliessenden Mantle-Boulder-Problem, um in einfacheres Gelände zu kommen. Dieses klettert sich an strukturiertem Fels genussvoll. Später drängt es einen nach links um die Kante, doch schliesslich heissen einen die Bolts, doch wieder zurückzukommen. Zum Ende geht's ein paar Meter durch die Wacholderstauden zum Stand gerade voraus.

Viktor in der Hangelquerung zu Beginn von L5 (6b). 

L6, 45m, 7a: Anhaltende Wandkletterei über eine toll aussehende Wand, die mit runden Rissspuren als Struktur garniert ist. Meist geht's an Kanten und Leisten recht gut im 6bc-Bereich voran, doch zwei Wulste bieten je ein kniffliges Boulderproblem und fordern ein paar entschlossene Moves, teilweise auf Gegendruck an Unter- und Seitgriffen. Als Dessert gibt's dann noch eine launige Piazschuppe und ganz am Ende noch etwas Gemüse, sprich ein paar Meter durch die Wacholderstauden, um den bequemen Stand am Ende zu erreichen.

Tolle Wandkletterei 'dem Himmel entgegen' an Rissspuren in L6 (7a).

Hat man die Route geschafft, so vergesse man den Eintrag im Routenbuch nicht! Es befindet sich beim letzten Stand, 1.5m links in einer Felsspalte, ich habe mit Farbe einen Pfeil aufgemalt, um darauf hinzuweisen. Bitte die Dose wieder gut verschliessen und den Behälter an seinem Platz verstauen.

Abstieg

Die Route ist mit Raumer-Kettenständen zum Abseilen eingerichtet. Vom Top seilt man nach ➡ 5 ➡ 4 ➡ 3 ➡ 2, von wo es mit 2x50m-Seilen knapp auf den Boden reicht, wenn man sich deutlich seitlich weiter oben ins Couloir hält. Alternativ kann auch Stand 1 zum Abseilen benutzt werden. Tipp: beim Abseilen mit 2x60m sollte Stand 4 keinesfalls ausgelassen werden. Das reicht zwar metermässig, dafür ist ein Verhänger praktisch garantiert. Bei Nutzung von Stand 4 ergeben sich hingegen keine Verhänger-Probleme. Ein Fussabstieg ist eine mögliche Alternative und ermöglicht es, den Gipfel vom Gandschijen mitzunehmen. Vom Routenende entweder direkt über die 3m hohe Stufe hinauf in einfaches Grasgelände, oder einfacher linkshaltend über exponierte Bänder ansteigen. Mit ein wenig Aufstieg erreicht man den Gipfel, der tolle Ausblicke ins Voralptal und zum Salbit bietet. Von dort westwärts haltend durch die Nordflanke absteigen (teilweise Wegspuren). In der Lücke westlich des Gandschijen (Steinmann) in die Südflanke wechseln und +/- der Wand entlang und schliesslich ins Couloir, welches zurück zum Einstieg führt. Der Abstieg ist ca. T4 und nimmt etwa ähnlich viel Zeit in Anspruch wie das Abseilen (ca. 30 Minuten, Zustiegsschuhe nötig). 

Auch da gibt's erstklassigen Granit. Blick vom Gandschijen-Gipfel hinüber zum Salbit.

Topo

Bevor wir das lange ersehnte Topo präsentieren, noch ein paar Infos zum Begehungsfenster. Nach unseren Erfahrungen trocknet die Up in the Sky deutlich schneller als andere Routen am Gandschijen und ist nach schlechtem Wetter zügig wieder begehbar. Bei den Touren weiter rechts (Super Gwüest, Gatsch, Sali Konrad) sifft es hingegen nach Regenfällen gerne noch lange nach. Die Saison der Route wird durch die Öffnungszeit der Strasse ins Gwüest bestimmt. Wenn diese im April/Mai öffnet, sind die Wand und die steilen Südhänge in der Regel aper und die Route kletterbar. Bei nicht extremer Hitze geht's auch im Sommer dank der Höhenlage gut. Besonders schön ist es im Herbst, wobei man selbst dann noch sehr viel Sonne geniessen kann (21.10. von ca. 8.30-17.30 Uhr Sommerzeit, 21.11. von ca. 8.30-15.45 Uhr Winterzeit). Die Saison endet mit der Schliessung der Strasse, die meist irgendwann im November ist. Auf der Seite vom Kanton Uri gibt's Infos zur aktuellen Situation.

Topo zu unserer Route Up in the Sky am Gandschijen. Gibt's auch als PDF!

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