Seiten

Sonntag, 28. Januar 2024

Skitour Chli Aubrig (1642m)

Eine weitere Tour zu einem Ziel ohne Rang und Namen, welches ich darüber hinaus nicht zum ersten Mal besucht habe. Zu Fuss, mit dem Gleitschirm, mit dem Bike und auch schon 1x per Ski war ich zuvor schon auf dem Chli Aubrig. Das illustriert dann auch gleich die Sinnhaftigkeit dieses Berichts. Aus meinen damals noch viel spärlicheren Aufzeichnungen kann ich zwar ersehen, dass diese Skitour vor ziemlich genau 20 Jahren stattgefunden hat. Neben dem, was mir in Erinnerung geblieben ist, sind manche Details aber auch dem Nebel des Vergessens zum Opfer gefallen. Diese Form von partieller Amnesie kann man als Nachteil sehen, aber vielleicht ist sie ja auch ein Vorteil. Was wirklich wichtig war, bleibt schon haften und den Rest dazwischen kann man sich ja schön ausmalen. Das wird mit einem Blog schon schwieriger, wenn schwarz auf weiss dasteht, was auf der Tour los war. Wobei das jetzt den Gedanken weckt, dass sich der Ausflug nicht gelohnt hat, was aber definitiv nicht zutrifft.

Hat man den Verbindungsrücken zwischen Chli Aubrig und Nüssen erreicht, so eröffnet sich dieses fantastische Panorama vom Fluebrig bis zu den Mythen. Dazu die tiefstehende Januarsonne am blauen Himmel, nachdem das dicke, graue Schleierwolken-Paket nach Osten abgezogen ist - da hat die Tourenplanung top gepasst!

Nach der ausgiebigen Runde vom Vortag, weil familienbedingte Präsenz anstand und ich sowieso auf das nachmittägliche Sonnenfenster nach Abzug eines dichten Schleierwolken-Pakets setzen wollte, startete ich erst um 13.30 Uhr vom P.713 bei der Abzweigung der Satteleggstrasse in Vorderthal. Der Auftakt zur Tour gestaltet sich gar nicht mal so einfach. Im Kanton meines prominenten Namensvetters entwickeln sich bisweilen texanische Allüren 🤠, d.h. mit Zäunen, scharfen Hunden und "no trespassing"-Schildern verzierte Grundstücke. Mit guten Tipps um mich zu werfen wäre verfehlt, ausser "keep low profile" und "der Nase nach" kann ich auch keinen Gold-Standard festlegen - aber ich habe es ohne Bisswunden, zerrissene Hose oder Zusammenschiss geschafft - da habe ich von dieser Tour auch schon andere Erfahrungen gehört 💩.

Beim Gipfelhang trifft das Prädikat 'unverspurt' nicht mehr wirklich zu. Und 'schneereich' gleich auch nicht. Aber sowohl das eine und auch das andere liess sich auf dieser Tour wie gewünscht finden. Aber wie ich es letzthin erst geschrieben habe: wer First Line will muss dahin, wo andere nicht hinwollen.

Die Einstiegshürde einmal überwunden, geht's über zahme und ideal geneigte Wiesen hinauf nach Dorlaui (P.1154). Es lag nur gerade der lockere Pulver vom letzten Schneefall, ein Unterlage war nicht vorhanden - das kann man sich dank dem gutmütigen Untergrund aber leisten. Der Güterweg nach Ahoreli (P.1272) war dann durch Schneemobile gespurt, ab da gab's erstens eine Unterlage und zweitens einen breit ausgetretenen Track bis zum Gipfel, die Gegend ist auch bei Schneehschuhläufern sehr beliebt. Wobei diese entweder ihre Tour schon beendet hatten oder gar nicht erst angetreten waren. Ich konnte bis zum Gipfel und zurück perfekte Einsamkeit geniessen und begegnete keinem einzigen Tourengänger. Trotz der bescheidenen Höhe geniesst man vom Gipfel einen perfekten Blick in die Schwyzer Alpen, im flachen Januar-Nachmittagslicht ein besonderer Genuss.

Das Panorama - hier vom Gipfel des Chli Aubrig (1642m) - noch umfassender.

Das alles hätte schon gereicht für ein tolles Erlebnis, ja eine wunderbares Nachmittagstüürli. Aber Zeitbudget, Gusto und Verhältnisse für ein paar Eskapaden waren vorhanden. Somit konnte ich es nicht unversucht lassen, ein paar unbefahrene Steilhänge mit meinen Spuren zu verzieren. An dieser Stelle verzichte ich jedoch gerne darauf, deren exakte Lokation zu vermerken. Viele Tourengänger werden auf solche Umwege sowieso lieber verzichten wollen, die wenigen anderen bringen sicher selber die nötige Phantasie auf. Und für mich selber muss ich es auch nicht aufschreiben, denn das Erlebnis dabei war schon gut genug, dass ich auch in 20 Jahren noch nicht vergessen haben werde, wo meine Spur da genau hingeführt hat 😎

Facts

Vorderthal (P.713) - Dorlaui - Ahoreli - Ober Alten - Chli Aubrig (1642m)
Total ca. 1000hm Aufstieg (+ 300hm extra), Ski-Schwierigkeit WS, normale Tourenausrüstung

Dienstag, 23. Januar 2024

Best of Schwialp!

Erneut stand uns ein Traumsamstag bevor, der zum Skitouren lockte. In Bezug auf den Schnee tönten die Verhältnisse nicht mehr ganz so vielversprechend wie eine Woche davor. Erst hatte der Wind Schnee verfrachtet, dann wurde eine ungünstige Oberfläche eingeschneit, bevor es Regen bis weit hinauf gab. Aber immerhin, zuletzt gab's noch eine Ladung fluffigen Pulverschnee bis in tiefe Lagen. Lawinenstufe 3 war die Konsequenz von diesem Auf und Ab, somit stellte sich die Frage nach der Konstruktion einer lohnenden Tour. Ein familienbedingt später Aufbruch und der Wunsch nach Exklusivität mit First-Line-Garantie definierten dazu Rahmenbedingungen, welche die Planung nicht einfacher machten. 

Panoramablick vom Ochsenchopf über Glärnisch und Silberen bis zu den Hinteren Gräten.

Ich entschied mich schliesslich, in Hinter Richisau zu starten und im Gebiet der Schwialp zu touren. Dieses ist ziemlich weitläufig, da würden sich bestimmt ein paar noch unbefahrene Hänge finden lassen. Dank den tiefen Temperaturen konnte man auch in den südlich-sonnigen Expositionen auf guten Schnee zählen, das war ein weiteres Argument meiner Zielauswahl. Auf einen bestimmten Gipfel war ich hingegen weniger fokussiert, da ich mehr oder weniger sämtliche zur Verfügung stehenden Ziele bereits früher besucht hatte - das kann aber auch ein Vorteil sein, weil der Fokus mehr auf den optimalen Skihängen liegen kann.

Das streifende Auge erkennt hier gewisse Hänge, deren Befahrung zum Imperativ wird.

Davon machte ich im Gebiet der Ober Schwialp dann Gebrauch. Ich lief erst 2x ins "nichts", sprich einen super attraktiven Hang am Fuss der Hinteren Gräte hinauf. Einfach nur, um ihn Anspuren und als erster befahren zu können. Mehr gab's da an diesem Tag nicht zu holen... bei idealen Verhältnissen könnten aber einige der Couloirs auch bis zur Gratlinie hinauf machbar sein - nächstes Mal dann vielleicht. Jedenfalls gelang es mir, die Landschaft wunschgemäss zu verzieren. Die Verhältnisse waren perfekt, der locker-leichte Pulver lag auf einem (vom Regen) kompakten Untergrund. Die propagierte Lawinenstufe 3 (die formell erst ab einer Höhe von 2000m galt) war vor Ort nicht zutreffend, die Verhältnisse waren als sehr sicher einzustufen.

Toller Hang am Fuss des Wänifirst. Wer die Spur sehen will, muss wohl auf die volle Auflösung gehen.

Als nächstes peilte ich den Gipfel von P.1881 am Wannengrat, der mir schon vor 3 Jahren eine prima Abfahrt beschert hatte. Als ich den Kulminationspunkt erreicht hatte, entschied ich mich jedoch spontan, das Wannenstöckli (1989m) aufzusuchen. Dessen Südhänge böten an diesem Tag auch den erwünschten Skigenuss. Das hiess, erst nochmals 60hm dem Grat entlang zu vernichten, bevor der W-Gipfel zügig erreicht war. Hierher hatte ich nur im Rahmen der Wägital-Rundtour vor 13 Jahren meinen Fuss gesetzt, somit war das zumindest skifahrerisch Neuland. Auch auf meiner dritten Abfahrt hinunter nach Schartli konnte ich die gewünschte First Line ziehen.

Bei der Alphütte von Schartli, viertes Mal Felle aufziehen bei angenehmen Bedingungen.

Der Preis dafür hiess es, ein viertes Mal die Felle aufzuziehen. Es wartete der letzte Aufstieg zum Brüschbüchel (1817m). Hier waren im Verlauf des Tages schon einige Tourengänger aufgestiegen, so dass ich für die First Line ein wenig Kreativität anwenden musste. Nun, extreme Innovativität war nicht gefragt, an den etwas steileren Nordhang hatte sich noch niemand gewagt. Auf 1670m wechselte ich dann hingegen in den Südhang, um direkt über den Burstrain abzufahren. Auch da war noch niemand durch, bis auf 1330m fährt man da, bevor es 150hm zu Fuss dem Wanderweg entlang durch den Wald abzusteigen gilt - dieses Stück ist nicht mit den Ski fahrbar und der Fussabstieg macht nur Sinn, wenn es nicht zu viel Schnee hat. Zuletzt kamen die Bretter nochmals kurz an die Füsse, bald war Hinter Richisau erreicht. Ohne grosse Erwartungen war ich losgezogen, 1800hm mit viel Spurarbeit und stets der First Line in der Abfahrt bei genialen Bedingungen waren es geworden - fantastico!

Nochmals ein Panoramablick zum Mutteristock (wo an diesem Tag unzählige Tourengänger unterwegs waren), dem steilen und kaum mit Ski begehbaren Ochsenchopf, dem Klöntalersee mit der eindrücklichen Glärnisch-Nordwand und zum Bös Fulen, der mir auch schon ein tolles Nordwandabenteuer beschert hatte.

Mittwoch, 17. Januar 2024

Salginatobel-Rundtour

Keine Frage, was an diesem Sonntag zu tun war: super Pulverschnee, geringe Lawinengefahr und ideales Bergwetter. Auf zu einer exquisiten Skitour, konnte die Devise da nur lauten. In mir drin verspürte ich dennoch ein leichtes Zögern, denn es gab ja noch unerledigte Sportkletterprojekte. Ob der Kälte ein bisschen gesucht vielleicht, aber möglich wäre es bestimmt gewesen. Tja, das ist das Privileg der Bergsportler, welche sich nur auf eine Disziplin fokussieren. Da muss man dann nicht überlegen, ob Ski, Seil oder Bouldermatte. Jedenfalls, der Wechsel zwischen den Disziplinen fällt nicht immer ganz leicht, die Entscheidungsfindung bereitet durch das Mehr an Optionen manchmal Kopfzerbrechen. Aber dafür sind die diversen Erlebnisse natürlich eine grosse Bereicherung.

Wer Einsamkeit will, muss eine Tour gehen, für die sich sonst niemand interessiert...

Mit dem Sonnenaufgang geht's los (im Januar schafft das selbst Langschläfer Dettling noch 😁)

Auftakt zur Tour war um 8.00 Uhr bei der Seilbahn Fanas. Etwas erstaunlicherweise war ich auf der ersten Fahrt (16 CHF/Person) der einzige Fahrgast. Das lag wohl daran, dass die Südhänge nicht mehr die beste Reputation genossen und mein Ansinnen mit der Rundtour definitiv in die Kategorie Special Interest gehörte. Um 8.20 Uhr machte ich mich bei der Bergstation (1700m) auf den langen Weg. Die Route auf den Sassauna war natürlich gespurt - leider Multi-Use, sprich das Trassee war von Schneeschuh- und Fussgängern zertreten. Trotzdem war es in wunderbarer Morgenstimmung ein sehr schöner Aufstieg. Nach einer knappen Stunde hatte ich den Gipfel (2307m) erreicht.

Blick vom Gipfel auf meinen Weiterweg. Am Horizont links die Schesaplana und rechts der Bildmitte die Rätikon-Felsberge Kirchlispitzen, Drusenfluh und Sulzfluh. Mein nächstes Ziel Pfäwi in der linken Bildhälfte (nicht am Horizont, mit der schattigen Flanke). 

Es folgte ein erster Höhepunkt, die Abfahrt über die Sassauna NW-Flanke. Der einfachste Einstieg befindet sich 100m westlich vom Gipfel, bei Idealbedingungen geht's auch 20m westlich vom höchsten Punkt. Extrem steil fährt man da nicht Ski, die Neigung liegt auf der gutmütigsten Linie bei 30-35 Grad. Aber die ganze Flanke ist schon riesig und hat viele Steilpartien - da darf gar nichts ins Rutschen kommen, absolut sichere Bedingungen sind unabdingbar. Die waren gegeben und da idealer, gesetzter Pulverschnee lag, durfte ich diesen Schwüngen gerne 100 von 100 Punkten geben. Auf 1800m im Gebiet von Ludera kamen die Ski zum Stehen und die Felle wurden wieder montiert. 

In Bildmitte die Sassauna NW-Flanke, ein absolut ideales Skigelände.

Um 9.40 Uhr ging's weiter Richtung Luderer Fürggli. Am besten geht's erst etwas querend über den Graben vom Schwieggatobel hinweg, dann hinauf zum (oberen) Sommerweg und mehr oder weniger diesem entlang zum Sattel. Für Sammler gibt's mit 47hm Zusatzaufwand noch den absolut unbedeutenden, aber irgendwie doch noch neckischen Gipfel vom Picardichopf (2096m) einzusammeln. Zum Pfäwi geht's dem aussichtsreichen NW-Grat entlang. Hier machte ich nun aus der Spur (der Gemsen) auch ein Multi-Use. Sie werden meine Planierarbeit hoffentlich geschätzt haben. Um 10.40 Uhr war die Arbeit getan und der Gipfel vom Pfäwi (2304m) erreicht. Die Felle konnten abgezogen werden und die Vorfreude auf eine nächste geniale Abfahrt paarte sich mit der formidablen Aussicht.

Blick vom Pfäwi (2304m) zum Sassauna (2307m), gut sichtbar die schattige NW-Flanke.

Die nordseitige Abfahrt vom Pfäwi via Hinterberg und Freschidörsch ist dann mit ein paar kurzen Stellen im Bereich von 35 Grad nicht extrem steil - war aber sehr genussreich mit idealem Skigelände und perfektem Powder, besser kann es wirklich nicht sein! Nur zu bald kamen die Skis in der Talsohle beim Vordersäss zum Stehen. Dies ist wirklich ein sehr abgelegener Platz: rundherum nur Berge, kein Blick ins bewohnte Tal und erst recht kein rascher Weg zurück dahin. Weil auch noch der Handyempfang fehlt, fühlt man sich da rasch ziemlich isoliert und schon ein kleines Problem mit nicht (mehr) klebenden Fellen oder einem verlorenen Ski würde einen da durchaus in die Bredouille bringen.

Blick zur Schesaplana aus der Pfäwi-Nordflanke, wo meine zweite Abfahrt durchführte.

Bei mir lief aber alles flott und ich genoss das Gefühl der Abgeschiedenheit extrem. Das Tal war komplett unberührt, keine einzige Spur von Menschen oder Tieren war sichtbar. Da fühlte ich mich gleich wie auf Terra Incognita, während ich ab 11.15 Uhr durch hektarweise besten Pulverschnee Richtung Golrosa spurte. Ein Tipp noch für jene, die es mir dereinst gleichtun wollen: die Rinne vom Valser Bach lässt sich nicht überall einfach queren, insgesamt ist der Aufstieg auf der linken (nördlichen) Seite vom Bach wohl als angenehmer zu werten. Gehen tut's aber definitiv auf beiden Seiten.

Rückblick ins einsame Hochtal des Valser Bachs am Fuss der Schesaplana-Südflanke.

Um 12.40 Uhr hatte ich den Passübergang der Golrosa (2124m) erreicht. Fast 90 Minuten also für die nur 450hm, aber es ist eben auch eine beträchtliche Strecke von nahezu 4km, die man dabei (in nicht immer gerader Linie) zurücklegt. Beim Übergang wird der Blick auf die Rätikon-Felsberge frei. Darauf hatte ich mich natürlich sehr gefreut, denn aus dieser Perspektive hatte ich die Wände bisher nie gesehen. Sowieso bilden die westlichen Kirchlispitzen 1-3 aus der typischen Kletterer-Optik eine vernachlässigte Grösse und es war schön, diese für einmal etwas näher zu Gesicht zu bekommen.

Blick von der Golrosa auf die Rätikon-Kletterberge: Kirchlispitzen, Drusenfluh und Sulzfluh.

Mein Rückweg in die Zivilisation sollte ab der Golrosa via den Höchstelli erfolgen. Bei sicheren Verhältnissen kann man dazu die steilen Nordhänge vom Girenspitz ohne Höhenverlust queren. Andernfalls wäre eine kurze Abfahrt Richtung Vorder Cavell die sicherere Variante. Für mich war das nicht nötig und somit war es prinzipiell nur noch ein Katzensprung zum letzten Kulminationspunkt. Wobei die Beine langsam etwas schwer wurden, mit der Nachmittagstour vom Vortag hatte ich in 24h nun bereits fast 3500hm zurückgelegt, dies bei fast der Hälfte davon inkl. der Spurarbeit. Um 13.10 Uhr schlug ich auf dem Höchstelli (2297m) an. Von da kann es wieder abwärts gehen, wobei der ambitionierte Gipfelsammler sich die Gelegenheit mit dem nahe gelegenen Girenspitz (2393m) nicht entgehen lässt. Skitechnisch lohnt es sich allerdings eher nicht und der Aufstieg entlang dem teils stark verwächteten Grat war auch nicht unbedingt dem Genre Plaisir zuzuordnen. Einfacher wäre es wohl, diesen Gipfel direkt von NW bzw. N anzugehen, man würde sich so auch einiges an Rund-um-den-Berg-herum-Distanz sparen.

Der Girenspitz (2393m) mit seinem überwächteten SSE-Grat vom Höchstelli.

Der Kulminationspunkt war erreicht, nun war wieder Skifahren angesagt! Wobei über den ersten Teil über die steilen Südhänge hinunter nicht viel Rühmenswertes gesagt werden kann. Teilweise war es schwingbar, je nach Steilheit und Expo aber auch ein unmöglicher Zwieback-Karton. Immerhin war es relativ schnell vorüber, unter 2150m war der nach Schuders verlaufende Rücken genügend flach, dass die Schneeoberfläche noch locker war und beschwingt gekurvt werden konnte. Bis zu dieser Stelle war von Schuders her gespurt, wobei diese Tourengänger über den SE-Rücken von Falvanja abgefahren waren. Das sah echt verlockend aus, hätte mir aber ultimativ die Fluggelegenheit genommen, weshalb ich die Idee dort abzufahren verwarf...

Sicht aus der Kartonzone auf den nach Schuders verlaufenden Rücken (mit wieder gutem Schnee).

Dies war sowieso ein springender Punkt meiner ganzen Planung gewesen: wie sich die Tour gut beenden liesse und man wieder zum Ausgangspunkt zurückkäme. Der logische Endpunkt war nämlich in Schuders, was doch eine ganze Ecke von der Fanaser Talstation entfernt liegt. Man müsste also auf eine Mitfahrgelegenheit von dort nach Schiers hoffen. Einzig bei idealen Verhältnissen mit genügend Schnee bis in tiefe Lagen könnte man durch das Schraubachtobel bis nach Schiers fahren - das war aber an dem Tag nicht möglich. Mein Joker war der Ultraleicht-Gleitschirm, mit welchem ich vom Schuderser Maiensäss starten wollte, um effizient zu Tale zu kommen. 

Ideale Startgelegenheiten in mehr oder weniger alle Richtungen findet man auf dem Rücken.

Im Winter dann aber auch tatsächlich in die Luft zu kommen, ist nicht immer trivial. Der Abwind kann ein hartnäckiger Gegner sein, aber hier auf dem Rücken sollte nichts schiefgehen. Laut Prognose und auch zuvor auf den Gipfel war ein deutlicher Westwind vorhanden, was auch die bevorzugte Startrichtung war. Warum dieser dann an meinem Absprungort doch plötzlich aus NE kam, ist eine gute Frage. Aber einmal um 180 Grad umgedreht, so war das an meinem designierten Startplatz auf einer Kuppe kein Problem. Anderswo könnte es aber auch bedeuten, ohne das Flugtaxi ins Tal gelangen zu müssen. 

Ah natürlich, der Schirm wollte halt auch einfach nochmals die Drusenfluh sehen, das ist der Grund!

Der einzige Schönheitsfehler meiner Rundtour ist der, dass der Flug vom Schuderser Maiensäss zurück zur Talstation der Fanas-Seilbahn sich mit dem Ultralight-Equipment kaum ausgeht. Da müsste man schon auf Thermik treffen oder sehr günstigen Wind haben, das war mir schon im Voraus bewusst. Und tatsächlich war der Touchdown dann im Haupttal bei Schiers Pferpfier. Grundsätzlich wäre es ein Leichtes gewesen, auf der Anreise das Bike dort zu deponieren und die Runde damit als Ski-Fly-Bike-Triathlon zu vollenden. Aber ich dachte mir, dass es entweder mit Autostopp oder dann zu Fuss wohl auch ohne grossen Zeitverlust ginge. Und genau so war es dann. Ich machte mich per Pedes auf die Socken, nach ein paar Minuten wurde ich mitgenommen und punktgenau nach Fanas zur Seilbahnstation chauffiert. So schloss sich diese geniale Runde mit ihrem grossen Exklusivitätsbonus - das war eine Tour ganz nach meinem Gusto gewesen!

Facts

Route: Fanas Bergstation - Saussauna - NW-Abfahrt - Luderer Fürggli - Picardichopf - Pfäwi - N-Abfahrt - Vordersäss - Golrosa - Höchstelli - Girenspitz - Schuderser Maiensäss - Flug nach Schiers Pferpfier - Fanas Talstation (Autostopp, sonst +300hm extra). 

Total ca. 1900hm Aufstieg, 2000hm Abfahrt und 1000hm Gleitschirmflug
Ski-Schwierigkeit ca. ZS, jedoch diverse Steilhänge, die sichere Bedingungen fordern!

Mittwoch, 10. Januar 2024

Jahresrückblick 2023

Ja, es ist wieder einmal Zeit für den Jahresrückblick, der nun schon zum 13. Mal auf diesem Blog erscheint! Extrem schnell ist das Jahr wieder einmal vorbeigezogen und es hinterlässt den Eindruck, als ob nur ein minimaler Bruchteil aller Ideen und Projekte realisiert werden konnte. Da tut es umso mehr gut, einmal die andere Perspektive einzunehmen und festzuhalten, was denn alles zustande kam. Und wenn ich es aus dieser Optik ansehe, dass ist es irgendwie schon auch eine unglaubliche Menge an Erlebnissen und Taten!

Postkartenmässig, viel Fels und ein wenig Schnee, das war das 2023 in ganz kurzer Zusammenfassung.

Neutouren

Dieser Abschnitt hat am meisten News-Gehalt, darum beginnen wir damit. Kurzum, es war ein absolut grandioses Jahr in Sachen Neutouren, definitiv das Beste meiner ganzen Karriere! Diese Aussage würde ich wohl auch so schreiben, wenn ich mich nur auf die bereits online publizierten Routen bezöge. Und das sind ganz konkret die Poco Loco (9 SL, 7a+) am Sasso Altis im Tessin, welche wir im Februar/März innerhalb von nur 5 Wochen realisieren konnten - einfach mega! Die Tour ist aktuell sicher bei Top-Conditions kletterbar, nichts wie hin also! An Pfingsten fand dann das kürzlich hier im Blog präsentierte, 2021/2022 eingebohrte Gandschijen-Projekt mit dem Namen Up in the Sky (6 SL, 7a+) seinen Abschluss mit der RP-Begehung - eine super Granitkletterei, bei welcher alles geboten wird, was dieses Genre so cool macht. Und wenn wir schon beim Grad 7a+ sind: da gibt's noch die Vitaminstation (10 SL, 7a+) an den Kirchlispitzen. Sie bietet bestens abgesicherte alpine Sportkletterei im Stile Rätikon at its best. Nicht auf dem Blog, nur auf Instagram hatte ich ein paar Zeilen darüber geschrieben - das war genug der Werbung, dass sie in dem einen Monat zwischen der Erstbegehung und dem Saisonende schon über 10 Wiederholungen erhalten hat!

Mit Kathrin unterwegs bei der Befreiung des Vitaminstation-Projekt (10 SL, 7a+) im Rätikon.

Drei grosse MSL-Routen in 1 Jahr, mehr als man sich Erträumen könnte. Mit einem (positiven) aber: es ist noch längst nicht alles, da gibt's noch einiges mehr, was bisher im World Wide Web noch mit keiner Silbe erwähnt wurde! Im Winter hatten wir gebohrt, an Pfingsten hofften wir nach dem Gandschijen auf den 'double tap' und gaben den ersten seriösen Go zur Befreiung vom richtig taffen Projekt mit dem Namen Fettes Brot (5 SL, ~7c) aus dem Winter 2023. Sie gelang damals noch nicht vollständig und auch wenn ich inzwischen alle Längen punkten konnte, so steht der RP-Gesamtdurchstieg noch aus. Let's try again, heisst da das Motto - das Topo kommt dann natürlich, wenn's geklappt hat. Wegen der anstehenden Neuauflage vom Rätikon-Führer war es insbesondere attraktiv, die dortigen 'Baustellen' noch zum Abschluss zu bringen. Das sind eine spektakuläre Kantenkletterei mit dem Namen Backside Air (3 SL, 7a) sowie eine Linie, wo ich mich vor 25 Jahren schon einmal versucht hatte: kurz vor Saisonschluss im Oktober konnte ich diese hübsche Tour mit dem (provisorischen) Namen Ovo Grand Prix (6 SL, 6c) mit Larina zum Abschluss bringen. Die Topos werden im Rätikonführer erscheinen, die Bildberichte gibt's dann hier im Anschluss als Supplement.

Da heisst es zupacken und nochmals anpacken: das 7c-MSL-Projekt, wo noch der Single Push RP fehlt.

Und nein, dieses Kapitel ist immer noch nicht ganz zu Ende: da gibt's noch die Gretchenfrage (2 SL, 6b+) am Annagrethli, dem neckischen Felsturm am Gonzen. Ein paar Klettergartentouren hier und da fehlen auch nicht (wobei da teils noch ein wenig Punkte- und Publikationsstau herrscht, kommt dann schon...). Und kurz vor Redaktionsschluss gab's eigentlich total crazy noch etwas Bigwall-Action an einem der kürzesten Tage des Jahres. Man wird's kaum glauben, aber zwischen Weihnachten und Neujahr schafften wir es tatsächlich, volle 230m an Neuland zu erschliessen. Auch davon wird man sicher dereinst auf diesem Blog lesen können - glaubt mir, ich freue mich auch sehr auf den Tag, wenn dies der Fall ist!

Eines aus dem neusten Projekt. Da gibt es noch zu tun.

MSL

Dieses Genre schliesst sich direkt dem Vorherigen an. Meine Saison dauerte quasi von Anfang bis Ende mit Start am 7. Januar und Ende am 29. Dezember. Wobei man sagen muss, dass es wetterbedingt erst im Juni so richtig los ging und dann trotz dem anfänglich extrem warmen Herbstwetter ab Mitte Oktober aufgrund von Regen und erstem Schnee in höheren Lagen schon Schluss war. Erst habe ich gezählt, dass ich mich 35x MSL-mässig eingebunden habe. Wenn man jedoch alles subtrahiert, was mit eigenen Erschliessungen zu tun hat, so bleiben noch 18x übrig. Einzelne Touren besonders herauszuheben wertet die anderen immer ein Stück weit ab, was ich eben nicht tun möchte. Noch schlimmer wäre das, wenn man nur eine einzige auswählt. Also kommen hier 3 Stück zur Kür, die vielleicht nicht das grösste Renommee geniessen und auch nicht die schwierigsten sind, wo aber mein persönliches Erlebnis am intensivsten war. Und genau darum geht's beim MSL-Klettern in erster Linie: den Flow zu finden und in guter Gesellschaft einen grandiosen Tag in den Bergen zu erleben. Hier nun die 3 Touren mit Special Mention: Köbis Wäg am Bächihorn im Glärnischgebiet, die Princesse de Feu am Pic de l'Aigle am Col du Galibier und die Tis-sa-ack im Val Calnègia im Tessin.

Steile MSL-Kletterei über saugender Tiefe in der Titlis-Nordwand, wo ich dieses Jahr 2x aktiv war.

Sportklettern

In dieser Hinsicht muss ich mich ein wenig Tadeln: die Statistik ist dieses Jahr zumindest gefühlt mager ausgefallen. Man könnte das nun auf die Umstände schieben. Schwierige Wetterbedingungen mit feuchtem Frühjahr, heissem Sommer/Herbst und dann plötzlich nassem Vorwinter. Der Tatsache, dass das Training für die Tochter Vorrang hat und für den Herrn Papa übrig bleibt, was übrig bleibt. Mit einem kritischen Blick kann man aber auch konstatieren, dass ich nirgendwo länger dran geblieben bin, so dass es für eine echt schwierige Route gereicht hätte. Da ein bisschen reinschnuppern, dort mal probieren, das ist halt mehr nur Gugus 😬Als ich diesen Paragrafen entworfen habe, wollte ich noch unmittelbare Besserung geloben und frohe News von einem frühen 2024er-Erfolg in einer Route im achten Franzosengrad nachschieben. Aber... erst mit Larina zum Indoor-Training gefahren, dann ein paar Tage 🤒 gewesen, bevor Schnee und Kälte nun erst mal Geduld fordern. So brauchte es nicht einmal persönliches Unvermögen, damit die Route ungepunktet bleibt. Genau nach diesem Muster ist es 2023 gefühlt viel zu oft gelaufen. Aber hoffen wir das Beste und dass die Geduld 🌹 und 🔴 bringt. Und statt weiterem Lamento legen wir den Fokus hier nun auf die Ticklist. Denn die ist mit 115 notierten Begehungen (>=7a) weniger 📉 wie befürchtet: 3x 8a, 19x 7c/7c+, 36x 7b/7b+ und 57x 7a/7a+. De fakto ähnlich wie im Vorjahr (6/15/24/68) und auch die langjährige Serie mit 7c os und 8a rp hat weiter Bestand.

Racing in the Street... man beachte, wer die Exen in diese 8b gehängt hat 🧐

Ein paar schöne Trips konnten wir auch im 2023 unternehmen, wobei wir da im Vergleich zu früheren Jahren nicht extrem mit Innovativität glänzten. Die Sommerferien traditionell in den Hautes-Alpes in Frankreich, Frühling und Herbst im Tessin. Immerhin, den Teil vom Elsass wo wir zu Auffahrt waren, hatten wir zuvor noch nie besucht. Und in einer weiteren Sommerferienwoche entdeckten wir das Wallis als prima Sommerdestination, da gibt's noch eine Menge zu tun. Ein Trend, der sich 2022 entwickelt und nun weiter verstärkt hat, ist das Outdoor-Bouldern. Hatte ich dies früher nur sehr sporadisch praktiziert (so ca. alle 3 Jahre einmal), so ist die Frequenz zuletzt stark gestiegen. Tja, inzwischen ist es soweit, dass ich sogar aus eigenen Stücken das Seilklettern zugunsten von einer Bouldersession im Tessin repriorisiert habe. Einmal angefixt, wer weiss... vielleicht schrumpft ja der ganze Jahresrückblick 2024 dann nur noch zur Rubrik Bouldern zusammen 🙄

Kleine Collage vom Best-Crag-in-the-World. Dieses Jahr war die Crew schon dafür zu begeistern, 2x dort hochzulaufen. Nächstes Jahr dann die Hälfte der Sommerferien in Ceüse?!? Eines ist sicher, die Burger im Croq'n'Roll sind verdammt fein, schon nur deswegen müssen wir zwingend mehrmals gehen. Und beim Bild rechts gibt's noch eine Special Mention: das ist nämlich Jerome, der uns da die Exen in die Radote Jolie Pepere (8b) hängt (also in deren untere Hälfte zumindest 😅). Project pending... wenn wir genügend Burger und Frites gegessen haben, punkten wir sie dann auch noch, versprochen.

Wettkämpfe

Auch wenn ich nur mehr selten darüber berichtet habe, auch im 2023 habe ich bei fast 20 Events aktiv mitgemacht. Es macht mir einfach viel zu viel Spass, um damit aufzuhören. Nur eines muss ich irgendwie konstatieren: zu viel Werbung dafür gemacht! Die Konkurrenz wird immer zahlreicher und taffer. Dementsprechend wird es je länger je schwieriger, die vorderen Plätze zu belegen. Im 2023 durfte ich nur beim Flash-Event im Minimum Leutsch und bei The Bridge im Bouba das Treppchen besteigen, und auch das jeweils nur in der zweiten Liga. Tja, klarer kann man es nicht vor Augen geführt bekommen, dass man langsam zum alten Eisen gehört. Wobei ich ganz ehrlich nicht das Gefühl habe, schlechter geworden zu sein - das Niveau steigt tatsächlich und es gibt immer mehr Leute, die echt solid unterwegs sind. Was mich im Übrigen natürlich überhaupt nicht stört, ein Ansporn um dran zu bleiben ist es aber allemal. 

Mein Comp-Moment of the Year hat nur mit Glück und nicht mit Können zu tun. Thank you BOUBA!

Und erst recht ist es toll, mit dem Nachwuchs unterwegs zu sein - insbesondere natürlich mit Larina. Sie ist inzwischen auf Wettkämpfe fokussiert, wo es für mich nur noch die Rolle als Fan gibt, Amateure und Grufties dürfen sich gerne anderswo betätigen. So schreibe ich hier auf dem Blog denn auch kaum mehr über diese Events. Wobei das Mitfiebern mindestens so intensiv wie selber zu klettern ist - die Emotionen und Erlebnisse in Worte zu fassen, das gäbe ganz schön lange Texte... Kurzum, es ist eine aufregende Reise, auf welcher Larina hier unterwegs ist und welche ich von nahe mitbegleiten kann. Im 2023 hat sie mit der Aufnahme ins Schweizer Nationalteam, der Teilnahme an drei Jugend-Europacups und mehreren Podestplätzen an nationalen Wettkämpfen neue Höhepunkte erreicht.

Und das war dann definitiv der Comp-Moment of the Year: European Youth Cup in Bern. 📸 by SAC / David Schweizer

Skitouren, Eis & Alpines

Tja, das ist nun mehr oder weniger die Restrubrik, für wenn die Griffel vom Klettern mal wieder eine Pause brauchten und meine Dienste diesbezüglich auch sonst nicht benötigt wurden. Gerade mal 15 Skitouren gab es im Kalenderjahr 2023, rekordverdächtig wenige! Das liegt nicht in erster Linie am Klettern, sondern daran, dass der Winter 22/23 auf der Alpennordseite extrem schneearm war. So war es nur 1x möglich, neben dem Alltag eine kurze Voralpentour zu unternehmen. Dafür konnte man mitten im Winter MSL einrichten gehen - es hat eben alles seine Vor- und Nachteile und der kluge Berggänger passt sich den Verhältnissen an. Das heisst dann aber auch, dass man bei gutem Schnee und Eis zuschlagen muss, was mir auch gelungen ist. Die grandiose Skitour zum Piz Nair (3059m) mit vielen Höhenmetern, einem selten besuchten Gipfel und einer herausragenden Pulverabfahrt strahlt als grosses Highlight heraus. Und im Eis ist mir - obwohl ich nur ein einziges Mal unterwegs war - ein vergleichbares Erfolgserlebnis gelungen: die begehrte Hydrophobia (WI6-) im Brunnital, c'est fantastique!

Die Fotos von den guten Skitouren sind alle schon auf dem Blog erschienen. Da hat dieses hier mehr Seltenheitswert, das war nämlich die einzige Tour in der Umgebung von zuhause, welche sich im Winter 22/23 hat realisieren lassen. Schneelage knapp, aber dank Golfrasen als Untergrund auch dann gepflegt fahrbar ⛳

Und wie geht's denn dem Blog?!? Der Counter lügt nicht und zeigt 48 Berichte - Minusrekord! Sicherlich gab es Zeiten, wo ich mehr Zeit hatte zum Schreiben. Mit all den Aktivitäten (Arbeit, Familie, Training, Klettern) bleibt da nicht mehr viel Pufferzeit zum Tippen. Trotzdem gehört es für mich nach einer coolen Tour nach wie vor dazu, einen Blog zu schreiben und es sieht auch nicht danach aus, als ob sich dies demnächst ändern würde. Zudem täuscht die Zahl 48 ein wenig, denn die Berichte von einigen Ausflügen im Rätikon und anderswo sind zwar schon im Kasten, erscheinen aber erst, wenn die Zeit dafür reif ist...

HERZLICHEN DANK AN MEINE FAMILIE UND MEINE SEIL- UND TOURENPARTNER IM 2023 FÜR ALL DIE TOLLEN ERLEBNISSE. AUF EIN GUTES 2024, MÖGE ES SO WEITERGEHEN!

Freitag, 5. Januar 2024

Silvester-Skitour zum Speer (1951m)

Nach Weihnachten gab's eine weitere Kletterperiode mit Outdoor- und Indoor-Sessions, ja sogar ein Ausflug zum MSL-Einrichten lag drin (worüber zu gegebener Zeit dann sicher auch berichtet wird). Doch nun war es wieder einmal angesagt, den Griffeln einen einen Tag der Erholung zu gönnen. Die Tourenbedingungen hatten sich seit meinem letzten Ausflug kaum verändert. Vor der nachmittags eintreffenden Front war in den östlichen Voralpen ein Föhnfenster angekündigt. Das war ganz nach meinem Gusto, so würde ich in der Nähe von daheim auf gute Bedingungen treffen. Meine Quintessenz aus der Menge aller Tourenberichte der vergangenen Tage war es, dass man die besten Bedingungen an steilen, unverspurten und sonnenexponierten Südhängen finden würde. Auf zum markanten Gipfel vom Speer, war also die Devise.

Blick aus dem Gebiet von Underchäseren zum Glärnisch, enorm viel Schnee auf 1300m hier!

Auch hier war ich mir erneut nicht restlos im Klaren darüber, auf welcher Höhe genau auf die Ski gewechselt werden könnte. Weil sich die Bike & Ski-Kombination das letzte Mal bestens bewährt hatte und man nach Minimal-Impact-Diktat ja sowieso nicht überall mit dem Auto in den letzten Chrachen hochfahren muss (wenn es auch gut anders geht), startete ich in Weesen mit dem Bike. So würde ich sicher bis zum Punkt mit einer geschlossenen Schneedecke pedalieren und dann ohne lange Übergangszone mit den Ski weitergehen können. Es zeigte sich schliesslich, dass die Strasse gerade bis zur Alp Matt P.1072 aper war. Wie erhofft und gewünscht konnte da auf die Ski gewechselt werden und diese konnten dann bis zum Gipfel und zurück an den Füssen bleiben.

Blick nach Westen Richtung Zürichsee vom Gipfel, die Kaltfront rückt im Eiltempo heran.

Einmal im Gebiet von Underchäseren angelangt, schien es mir günstiger, nicht die offizielle Route durch den Saumchengel zu wählen, sondern direkt über die Terrasse am Fuss der Gipfelflanke aufzusteigen. Das ist sicherlich etwas kürzer und direkter, erheischt jedoch sichere Verhältnisse - diese waren gegeben, denn Rutsche aus der steilen SE-Flanke waren an jenem Tag definitiv keine zu befürchten. Der kompakte Schnee mit seiner glatten Oberfläche war etwas aufgesulzt, daher griffig und angenehm zum Fellen. So ging sogar die Gipfelflanke gut mit Ski und ohne die Harscheisen zu montieren. Dass solches aber nur eine Momentaufnahme ist, zeigte sich schon am nächsten Tag, wo es andere Tourengänger es mir nach meinem Eintrag auf gipfelbuch.ch gleichtun wollten, jedoch nur eine (zum Glück glimpflich ausgegangene) Rutschpartie ernteten

Zu wenige (gute) Fotos gemacht auf der Tour. So muss dieses vom Vortag herhalten - passt doch perfekt zum Jahresabschluss!

Während ich im Aufstieg meinen Blick nach SE gerichtet hatte und noch nichts von der heranrückenden Front sehen konnte, so nahm ich auf dem Gipfel wahr, dass sich der Himmel im Westen doch schon merklich verdunkelt hatte. Urplötzlich, ca. 10 Minuten nach meiner Gipfelankunft, kam ein starker Wind auf und es bildeten sich erste Wolkenfetzen tief an den Westhängen. Nun blieb keine Zeit mehr zum Trödeln, das war mir subito klar. Also ritsch-ratsch die Felle weg, in die Bindung steigen und ab ging's. Für die Abfahrt genoss ich wirklich perfekte Verhältnisse. Die Sicht war noch gut und die superkompakte Schneedecke war gerade so aufgefirnt, dass man den Brettern nach Belieben die Sporen geben konnte.  Nach der echt tollen Abfahrt mit mutmasslicher Bestzeit vom Gipfel bis nach Matt gab's noch einen ebenso rasanten Downhill mit dem Bike. In Weesen unten musste ich mich dann gegen einen heftigen Seitenwind lehnen, die Gipfel waren ab 1400m bereits komplett in die Wolken gehüllt und die ersten Regentropfen fielen wenig später 😲 Ja, dieser Plan war gerade noch perfekt aufgegangen, besser hätte ich das Timing für die Tour nicht treffen können!

Facts

Speer (1951m) ab Bahnhof Weesen (424m)
1000hm mit Ski plus 650hm Bike-Strecke
Ski-Schwierigkeit ZS, die 40 Grad steile Gipfelflanke kann Harsch- oder sogar Steigeisen erfordern!

Montag, 1. Januar 2024

Weihnachts-Skitour zum Schilt (2299m)

Ein längerer Trip über Weihnachten in südliche Klettergefilde lag an Weihnachten 2023 leider nicht drin. Das Aufbautraining für die Saison 2024 hatte Priorität, somit beschränkte sich der Genuss vom Tessiner Gneis auf gerade einmal 2 Tage - aber immerhin, das war auch eine grandiose Sache. Zu Weihnachten waren wir wieder daheim. Kraft und Haut waren hingegen im Tessin geblieben und da vor dem Fest noch ein Schönwetterfenster lockte, gab es Gelegenheit sich noch ein wenig die Beine zu vertreten. Sowieso schadet es ja ob dem vielen Sportklettern und Bouldern auch nicht, hin und wieder die Mitochondrien ein wenig zu 'würgen'.

Schöne, föhnige Stimmung mit dem Glärnisch im Bildzentrum, rechts Wiggis und Rautispitz.

Aufgrund von Schneekarten und Webcams war von daheim aus klar, dass es noch vom oder zumindest in der Nähe vom Parkplatz bei Steinböden (1140m) geht. Trotzdem beschloss ich, mit dem Bike in Näfels-Mollis zu starten. Ich rechnete mit ein paar Kreuzungsmanövern auf der Strasse und einem kurzen Marsch zum Schnee, so dass sich daraus kaum ein Zeitverlust ergeben würde. Tatsächlich starteten dann die paar wenigen anderen Tourengänger alle vom Parkplatz mit den Ski, während ich das Zweirad etwas weiter oben bei der Mittelstation vom Skilift (der an diesem Tag nicht in Betrieb war) deponierte. Über die glatte, hartgefrorene Piste ging's erst auffi, im freien und sonnigeren Gelände darob war der Schnee dann weicher und mit einer guten Spur versehen.

Auch dieses nur teilweise scharfe Foto zeigt es klar, stiebenden Powder gab es da keinen.

Nahezu eventfrei erreichte ich den Gipfel. Das 'nahezu' bezieht sich auf die Tatsache, dass ich unterwegs von 2 Rennläufern passiert wurde, welchen ich sicherlich auch beim besten Willen nicht hätte folgen können. Das ist der Nachteil vom Alter, der Vorteil besteht hingegen darin, dass überholt zu werden einem nicht mehr wirklich zu kümmern braucht 😉 Naja, immerhin ist es hier noch eine Bemerkung wert, ab dem 60. Altersjahr unterlasse ich dann auch das, versprochen ✌🏼. Dafür hatte ich den Gipfel dann für mich alleine - die Stimmung war nämlich mit einigen Lenticularis wirklich sehr schön - eine richtig genussreiche Weihnachtstour!

Lenticularis über dem Glärnisch, in der linken Bildhälfte grüsst auch noch der Tödi.

Für die Abfahrt hatte ich keine grossen Erwartungen. Im Vorfeld hatte ich einige Tourenportale konsultiert und da zog es den Smilies die Mundwinkel nicht bis zu den Ohren. Allerdings war es dann gar nicht so schlecht. Der Schnee war im Gipfelbereich kompakt, hart und bisweilen rumplig, aber doch immerhin tragend. An den sonnigeren Hängen vom Färistock gab es so etwas wie sulzähnliche Schwünge, bevor dann zuletzt die immer noch pickelharte Piste wartete. Ja, ein Weltcupschliff und ein Pamir wären anstelle von Tourenbrettli und Kappe deutlich besser geeignet gewesen, aber sich für einen Moment wie unser Skistar Marco Odermatt zu fühlen, hatte dann auch wieder etwas für sich. Bald war die Wechselzone erreicht, der rasante Downhill über die Bergstrasse rundete die Sache ab, bevor es heimwärts zur Weihnachtsfeier ging.

Facts

Schilt (2299m) ab Skilift Mittelstation (P.1208)
1100hm Aufstieg + 750hm Bikestrecke
Ski-Schwierigkeit WS