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Montag, 23. Oktober 2023

Val Calnègia - Tis-sa-ack (6c+)

Schon seit im Jahr 2006 der erste SAC-Kletterführer von Glauco Cugini über die Tessiner Klettereien erschienen ist, habe ich das Topo der Tis-sa-ack bestaunt und mich auf eine Begehung gefreut. Dieser Zustand dauerte also geschlagene 17 Jahre, da war einiges an langem Schnauf gefragt. Ganz erstaunlich ist das nicht: ziemlich peripher liegt das Val Calnègia, als Seitental des Val Bavona, welches wiederum ein Ast des Valle Maggia ist. Hinzu kommt ein zwar schöner, aber mit 1.5-2.0h relativ langer Zustieg und eine eher kurze Saison: im Sommer ist es auf diesen südexponierten Platten viel zu heiss, während im Frühjahr lange Schnee liegt und es im Herbst wegen den hohen Bergen rundherum nur noch eingeschränkt Sonne gibt. Dementsprechend existieren auch nicht viele Berichte und Erzählungen, welche das Unternehmen anpreisen. Naja, all dies ist nun Geschichte - die Geduld hat sich sehr gelohnt, denn weit hinten in den Tessiner Tälern schlummert ein wahres Juwel für die amici dell'arrampicata in aderenza.

Yosemite Vibes im Val Bavona, einfach wunderschön das Tal und die Cascata di Foroglio.

Ich war in einer speziellen und intensiven Herbstferienwoche mit Larina unterwegs, als uns die Begehung gelungen ist. Sie begann mit der Realisierung einer 6-SL-Neutour im Rätikon (Blog folgt...) und nahm ihre Fortsetzung mit dem Punkten eines 8a-Sportkletterprojekts. Die darauf folgende, 2-tägige Pause scheint aufgrund von diesem Programm vielleicht logisch, war jedoch durch unverrückbare Arbeit bedingt, welche intensiv, zügig und effizient erledigt wurde. Nach dem Neustart widmeten wir uns erst einmal 2 Tage dem Bouldern in Chironico, bevor wir ins Maggiatal dislozierten und den gehörig zum Rauchen gebrachten Fingerspitzen und -flexoren etwas Pause gönnen wollten. Dies nicht mit einem Ruhetag, sondern mit dem Versuch, denselben Zustand auch in den unteren Extremitäten und der Gummisohle zu erreichen. Von unserem Basecamp in Bignasco hatten wir nur eine kurze Anfahrt nach Foroglio, wo sich die eindrückliche und wunderschöne Cascata befindet, die wie das ganze Tal stark an das Yosemite Valley erinnert (nur die Frequentierung ist im Val Bavona zum Glück markant tiefer). Für 5 CHF kann man sich auf dem grossen Platz unmittelbar an der Strasse den ganzen Tag stationieren. Um 9.40 Uhr starteten wir von dort zur Tour.

Mit grosser Vorfreude geht's los, im Background die Cascata di Foroglio.

Steil geht es zuerst über einen treppenartig angelegten Weg neben dem Wasserfall hinauf. Um lange Sightseeing zu betreiben waren wir eher etwas zu spät aufgebrochen. Trotzdem, hat man einmal den Sockel erklommen und kommt dem Wasserverlauf vor den Hütten von Puntid nahe, so sollte man unbedingt einen Blick auf den absolut fantastischen, tief in den Granit eingefressenen Verlauf des Fiume Calnègia werfen. Wenig später ist man beim gepflegten Maiensäss, von wo man den Sektor Puntid rasch erreichen könnte. Auch diese Felsen sehen toll aus und dürften einen Besuch absolut verdienen, ich freue mich schon sehr darauf. Wir indessen überquerten die markante Bogenbrücke aus Natursteinen und gingen weiter ins menschenverlassene Hochtal hinein. Der Weg verläuft ab Puntid am Nordhang, wobei es im tief eingeschnittenen Schlitz im Herbst wie bereits erwähnt sowieso kaum mehr Sonnenstrahlen zu geniessen gibt. Immer wieder aber geben sich spannende Ausblicke frei, ebenso könnte man mit mehr Zeitbudget einige wunderbare 'Splüi' (unter die Felsen gebaute Ställe bzw. einfache Unterkünfte) bestaunen. Kurz vor 11.00 Uhr waren wir beim verlassenen Steindorf von Calnègia. Nun nur noch den Fluss überqueren, einen kurzen Hang hinauf und schon ist man am Einstieg, so schien es. Doch die zunehmend verbuschende Wiese zog sich irgendwie in die Länge. Nichtsdestotrotz, nach 1:30h Zustieg waren wir am mit dem Fototopo aus dem SAC-Führer problemlos zu identifizierenden Start der Route (Kartenlink) und konnten uns bei angenehmen Bedingungen auf die Kletterei vorbereiten, bzw. um 11.40 Uhr loslegen.

Natursteinbrücke bei Puntid, ab dieser Siedlung wird es deutlich einsamer.

L1, 45m, 6c+: Ja, vom Boden aus sieht's plattig aus. Auf den ersten Blick eigentlich nicht mal allzu steil oder gar schwierig, doch einerseits verriet uns die Erfahrung, andererseits die wenigen Berichte zur Route, dass dies eine Täuschung wäre. Dem kann ich absolut beipflichten, denn wenn man einmal (schon alles andere als trivial) vom Boden abgehoben und den ersten BH geklippt hat, so folgt gleich die Crux der Route. Prädikat 'unlösbar', so liest man auf dem Netz... uns ist die Stelle nach einigem Nachdenken und Befühlen aller Lösungsansätze onsight/flash gelungen, aber sie ist echt knifflig. Ob ich den Trick hier verraten sollte?!? Naja, sicher nicht im Haupttext, aber wenn einmal jemand danach fragt (und ich es bis dann nicht vergessen haben sollte), so bin ich gerne bereit, ihn in einem Kommentar hinzuzufügen. Einen Bewertungsvorschlag abzugeben ist nicht so einfach. Ganz bestimmt bereitet einem eine 6c+ in der Halle nicht adäquat darauf vor und auch den den Tessiner Blöcken würde dieser Cruxboulder vermutlich mindestens im Bereich von 6B/6B+ gehandelt, somit wäre eine 7a/+ in Routenbewertung nicht zwingend übertrieben. Aber item, es gilt nicht einen Schwierigkeitsgrad zu klettern, sondern ebendiese Stelle... oder auch nicht, denn falls nötig ist sie auch A0 zu haben. Das gilt jedoch nicht für das Stück von BH #2 zu #3, in welchem man so richtig gescheit und zwingend auf die Füsse zu stehen hat, 6b obbligatorio, oho! Darauf legt sich das Gelände etwas zurück, wodurch sich die weiter werdenden Abstände als unbedenklich erweisen und selbst die finale, nun wieder steilere Querung nach rechts zum Stand entpuppt sich als gut machbar.

Nach dem vielen Text fühlt sich dieses Foto von L1 (6c+) womöglich fast etwas banal an. Doch nach dem taffen Auftakt geht's im Mittelteil dann tatsächlich für eine gewisse Zeit kommod voran. Vielleicht kann man auch sagen, dass man auf den ersten Metern gleich auf das härteste kalibriert wird, so dass einem jedes Grad weniger an Neigung nachher geschenkt erscheint.

L2, 50m, 6a: Nach rechts hinaus und hinauf, etwas kühn und womöglich gleich der schwierigste Abschnitt in L2. Ist man einmal um die Ecke, so wird es flacher und die Schwierigkeiten beschränken sich auf zwei, drei Schritte. Diese befinden sich zum Glück jeweils in Nähe der Haken, denn global gesehen muss man hier mit 7 BH auf 50m Kletterstrecke schon jeweils wegsteigen. Nicht so aber, dass es besonders unangenehm oder gefährlich wäre.

Sommerliche Vibes beim Klettern von L2 (6a). Wie man sehen kann, bleibt der Talboden aber Mitte Oktober bereits ganztags schattig, weiter vorne im Tal sogar auch die Felswände am Südhang. Der Klettersektor von Calnegia hat jedoch auch um diese Jahreszeit noch ein schönes Sonnenfenster, welche eine Begehung bei angenehmen Bedingungen erlaubt.

L3, 40m, 6b: Der Blick nach oben verrät es glasklar, hier wartet eine richtige Knallerplatte. Wobei sich der Auftakt am oder sogar neben derer linkem Rand abspielt, man wähle seine Linie geschickt. Die Linienwahl bleibt auf dem ganzen Abschnitt ein Thema. Die BH geben wohl das Ziel vor, wie man jedoch vage Dellen, ein paar Verflachungen und hin und wieder den Ansatz von einem Griff in eine Sequenz zusammenreimt, bleibt der Intuition des Kletterer überlassen. Spannend ist's auf jeden Fall, sehr sogar - denn auch die Option A0 hülfe wohl meistens nur sehr beschränkt weiter und es muss doch ordentlich zwischen den Haken geklettert werden. Später führt dann eine lässige Diagonale in eine quarzig-weisse Zone, wo man für den Abschnitt vom letzten BH zum Stand noch einmal spekulieren darf, auf welchem Weg die kontrollierbarsten und am wenigsten rutschgefährdetsten Moves abgefragt werden. Eine absolute Hammerlänge für 'Lovers of the game'.

Hammermässige Kletterei über superkompakte Platten in sauberem Gneis, hier L3 (6b).

L4, 45m, 6b: Ähnlich toll geht es weiter, wobei hier im ersten Teil der Seillänge einige diagonal verlaufende Strukturen ein vergleichsweise kommodes Vorankommen erlauben. Bei der Crux im letzten Drittel will dann aber wieder sehr entschlossen angetreten werden, ebenso darf man sich bei der Beta wiederum nicht verspekulieren - wobei man da vielleicht auch einfach alles mögliche zusammenklettern kann, wenn man einfach noch einen Tick besser auf den Füssen stehen kann wie das bei der Familie Dettling der Fall ist.

Kompaktissimo auch hier, das ist die Cruxzone gegen das Ende von L4 (6b) hin.

L5, 35m, 6b: Ein HIGHLIGHT, ein absolutes Wunderwerk der Natur! Nach einem kurzen, sorgenlosen plattig-piazigen Auftakt stellt sich ein überhängender Riegel in den Weg, der bei der lokal vorherrschenden Felsstruktur in freier Kletterei garantiert unbezwingbar wäre - wenn es nicht diese absolut fantastische, ca. 50cm breite Quarzader gäbe, welche mit Griffen und kantigen Henkeln nur so auftrumpft. So turnt man elegant in die Höhe, einfach total genial - allfällige Bedenken, wie stabil die Griffe wohl seien, kann man nach einem Anklopfen und Anprobieren auch in den Wind schlagen. Wobei die eng gehaltene Absicherung einen kompromisslosen Angriff erlaubt. Es scheint, als ob sich der Erschliesser Glauco auf den glatten Platten viel mehr im Element fühlt als bei dieser athletischen Kletterei. Die 6b gibt's auch da global gesehen nicht geschenkt, logischerweise waren wir da aber um Meilen weiter von unserem Limit weg wie bei den plattigen Passagen in den anderen Seillängen, welche mehr oder weniger die Grenze unserer Leistungsvermögens ausreizen. 

Oberhalb vom Dach in L5 (6b) ist die Quarzader eher braun als weiss und schmaler.

L6, 45m, 6b: Hier setzt sich die zuvor genutzte Ader noch fort - nicht mehr als weisses, henkliges Quarzband, sondern nur noch als bronzene Spur, die vorwiegend für die Füsse genutzt wird. Das hilft aber doch auch recht gut weiter, so dass die erste Hälfte der Länge ohne maximale Schwierigkeiten über die Bühne geht. Die folgen dann aber schon noch, in Form einer steileren Crux. Diese offeriert jedoch ein paar seichte Ansätze von Löchern, die mit abgefahrenen Bouldermoves nutzbar sind. Zum Stand hin geht's dann wieder etwas einfacher. Ein Foto können wir leider keines präsentieren, da der Rucksack mit dem Handy drin ungeplant am Standplatz zurück blieb und für einmal auf dem Rücken der Nachsteigerin transportiert wurde.

L7, 45m, 6b: Nun heisst es aber nochmals parat sein! Über die ersten 3 BH wartet nochmals ein Hammerplatte, wo man den Füssen zu 100% zu vertrauen hat. Zwar sind die Abstände nicht weit (oder gar gefährlich), wegen der anhaltenden Schwierigkeit ist es aber doch zwingend und echt aufregend. Mich dünkte diese Passage im Vergleich zu den anderen 6b-Längen fordernder, so dass ich da eher zur 6b+ oder 6c greifen würde. Doch wer weiss, vielleicht ungünstig erwischt oder schon mit der Angst im Nacken, die saubere Begehung noch zu vergeigen? Die 'fear of onsight failure' kann ja schon auch ein ziemlich hartnäckiger Gegner beim Klettern sein und das Schwierigkeitsempfinden in die Höhe treiben. Diesen Auftakt einmal geschafft, geht's mit einer Querung nach rechts und später links einer ungenutzt bleibenden Verschneidung ziemlich gut voran, auch die Linkstraverse zum scheinbar mitten in einer blanken Plattenzone gelegenen Stand geht lange gut... bis es kurz vor Schluss nochmals glatter wird und sich unweigerlich wieder ein paar Stimmen aus dem Hinterkopf melden. Mit einer geschickten Linienwahl lassen die sich aber hoffentlich besänftigen.

Bei dieser Perspektive auf L7 (6b) gilt erneut: YOSE...MITICO!

L8, 25m, 6a+: Gleich zu Beginn nochmals fordernd, aber mit der richtigen Beta dann doch recht gängig. Nach BH #1 bot sich der nach rechts führende geniale Dike Walk zum offensichtlichen Silberling an, von welchem man in sich zurücklegenden Terrain bald einmal den finalen Standplatz erreicht. Erst beim Abseilen habe ich dann wahrgenommen, dass wir da womöglich in die Nachbartour rechterhand abgedriftet sind?!? Die Tis-sa-ack führt wohl nicht über den Dike, sondern nicht unbedingt logisch leicht links nach oben. Es kommt dann nochmals ein BH, der aber deutlich weniger gut sichtbar und offensichtlich wie jener der Nachbarlinie ist. Im Gesamtkontext spielt es aber auch keine grosse Rolle, auf welchem Parcours man die letzten zehn, sich zurücklegenden Meter klettert.

Erst die allerletzten Meter der Route in L8 (6a+) sind etwas einfacher.

Um 16.20 Uhr und somit nach 4:40h an genialer und anspruchsvoller Kletterei hatten wir es geschafft und die Route einwandfrei onsight/flash durchstiegen. Das war sehr befriedigend, denn es war über weite Strecken ein "Tanz auf der Bananenschale", wo man jederzeit hätte wegflutschen können. Nachdem wir unterwegs nie auf einen richtig bequemen Standplatz für eine ausgiebige Pause getroffen waren, so holten wir dies nun am Top nach, auch wenn wir dafür ein Jäcklein überziehen mussten. Sonst hatte uns während dem ganzen Tag die Sonne gebadet, die Temperaturen waren sommerlich warm gewesen und zwar nicht unangenehm, aber tendenziell doch eher an der oberen Grenze für den Grip und vor allem das Wohlbefinden der Füsse in den Kletterfinken. Wobei die Temperaturen im Oktober 2023 ja generell auf Rekordwerten waren. Zu erwähnen ist, dass die Sonne den Einstieg Mitte Oktober von ca. 10.30-15.30 Uhr bescheint. Am Routenende gibt's noch ca. eine Stunde länger Wärmestrahlung, wobei deren generierende Quelle am Ende längere Zeit nur haarscharf über den Grat kratzte. Sprich, wenn der Kalender noch weiter voranschreitet, so verkürzt sich das Sonnenfenster täglich und womöglich stark - bereits Mitte November sieht die Route wohl keinen einzigen Sonnenstrahl mehr. 

Doch noch Gelegenheit gefunden, um die Glücksbällchen zu verspeisen.

Wir machten uns an Abseilen. Die Standplätze von Tis-sa-ack sind dazu eingerichtet, jedoch mit älteren, rostigen Kettengliedern, nicht verbunden und nur beschränkt Einhängepunkten. So wichen wir nach 2 Manövern gerne auf die Nachbartour Una sfuggente vena di follia aus. Da ist alles etwas kommoder und man spart sich auch noch ein Manöver, so dass man nach 6 Strecken zurück am Boden ist. Noch dazu gab's natürlich detaillierte Einblicke in diese Linie, welche ja ab sofort eines der nächsten logischen Projekte an dieser Wand ist. Im SAC-Führer und auch im Extrem Sud sind alle Routen der Wand mit 3 von 4 bzw. 3 von 5 Hakensymbolen bewertet. Was uns etwas fragwürdig dünkt, denn in der Sfuggenta vena ist die Hakendichte definitiv markant höher. De visu sehen die Cruxlängen eher nach Stufe 4 bis 5 von 5 aus und auch die einfacheren Passagen scheinen freundlicher geboltet wie in der Tis-sa-ack. Schlussendlich wird aber nur Ausprobieren die Antwort liefern ob dem effektiv so ist, ebenso für die Frage, ob die bis 7b+ angegebenen Schwierigkeiten tatsächlich nochmals so viel höher wie in der Tis-sa-ack sind. 

Die Tour passte gut in den Herbsttag, das Znacht gab es aber trotzdem erst in Dunkelheit.

Um 17.50 Uhr waren wir schliesslich abmarschbereit. Dies mit der Erkenntnis, dass wir es a) entweder bis um 19.00 Uhr in den Coop von Cevio schaffen oder b) einen etwas schmalen Znacht aus den übrig gebliebenen Vorräten geniessen. Einen Plan C hätte es natürlich schon auch noch gegeben, aber man muss es ja nicht übermässig kompliziert machen. Auf jeden Fall schien die Einkaufsmöglichkeit noch wahnwitzig weit weg dafür, dass nur noch eine gute Stunde Zeit zur Verfügung stand. Aber man glaube es oder auch nicht. Es reichte und das sogar noch relativ komfortabel. Um 18.35 Uhr waren wir nach 45 Minuten zügigen Gehens (um jetzt nicht zu sagen einem Trailrun) retour beim Parkplatz, so konnten wir den Einkauf sogar noch vor Ladenschluss beenden und diesen genialen Tag bei einem feinen Campingznacht mit den gewünschten Frischprodukten geniessen. Wenn's läuft dann läuft's und an diesem Tag ging es wie geschmiert. Vielen Dank Larina, das war einfach genial!

Facts

Calnègia - Tis-sa-ack 6c+ (6b obl.) - 8 SL, 310m - Cugini/Branca/Zanda 1995 - *****;xxx
Material: 2x50m-Seile, 10 Express, Cams/Keile nicht nötig und kaum einsetzbar

Der Erschliesser Glauco sagt, es handle sich bei der Tis-sa-ack um die schönste Reibungsroute im Tessin. Das glaube ich nur zu gerne und nach meinen bisherigen Erfahrungen würde ich sie auch schweizweit unter den absoluten Toprouten dieses Genres einreihen. Der Gneis ist super, sehr sauber und adhärent, die Kletterei stets spannend und von bemerkenswert homogener Schwierigkeit. Aber natürlich, man muss diese Art der Kletterei mögen, allzu viel Abwechslung gibt's nicht. Wobei der Überhang mit der einzigartigen Quarzleiter in L5 schon für sich alleine fast die Anreise lohnt. Nimmt man noch die absolut geniale Umgebung hinzu, so darf man sehr gerne von einer 5*-Route sprechen! Die Absicherung mit rostfreien BH darf man als gut bezeichnen, wobei sie alles andere als üppig ist und man viele gewagte Schritte auf Reibung auch zwischen den Haken macht. Die Bolts stecken aber fair und vor allem auch an den genau richtigen Orten, so dass es nie gefährlich scheint. Es sei hier auch noch erwähnt, dass es da hinten keinen Handyempfang gibt, im menschenleeren Tal ein bei der Kletterei zu berücksichtigender Faktor. Auch hierhin gehört, dass die angegebenen Schwierigkeiten nur dann einigermassen zutreffend erscheinen mögen, wenn man in dieser Art der Kletterei versiert ist. Topos und Infos zu Route und Gebiet findet man wie erwähnt im SAC-Kletterführer Tessin oder im Extrem Sud.

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