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Dienstag, 7. Januar 2025

Jahresrückblick 2024

Das alte Jahr ist rum und das neue ist schon wieder zügig gestartet. Bevor es schon wieder zu spät ist, folgt an dieser Stelle der traditionelle Rückblick auf das vergangene Bergjahr. Dies hat sich durch allerlei Kletteraktivität vom Bouldern über das Sport- und Wettkampfklettern bis hin zu Mehrseillängen inklusive vieler Neutouren charakterisiert. Zur Erholung und zum Genuss wurde das Menü um einige sehr schöne Skitouren bereichert. Was wie schon in den letzten Jahren fehlt, sind alpine Grosstaten und klingende Gipfelnamen auf der Tourenliste.

Passt zum Jahreswechsel - zum Glück gab's in meinem Bergjahr 2024 viel Licht und kaum Schatten.

Sportklettern

Vor einem Jahr hatte ich mich etwas enttäuscht über die magere 2023er-Ausbeute gezeigt und Besserung für das 2024 gelobt. Und die ist mir nachhaltig gelungen. Mit 8b, 8a+ und 6x 8a rotpunkt sowie 5x 7c onsight gelangen mir viele wertvolle Begehungen, dazu kamen noch 127 weitere Sends in den Graden 7a-7c. Und das, obwohl ich subjektiv gesehen gar nicht so oft Sportklettern war. Auch längere Trips machten wir nur zwei: nämlich die (immerhin ziemlich ausgedehnten) Sommerferien in den Hautes-Alpes und eben erst vor dem Jahreswechsel im Val Pennavaire.

Aus den Sommerferien 2024: Hannah in der Ciao Criquet (8a) im Gebiet Rue des Masques.

Woher kommt dann diese grosszügige Ausbeute? Zwei Aspekte kommen mir in den Sinn: während ich mich Indoor schon seit langem weitgehend aufs Bouldern beschränke, war ich im 2024 auch Outdoor öfters an den Blöcken unterwegs. Der Traum, auch da mal noch ein paar (persönlich) schwierige Projekte zu realisieren lebt und hat wohl einen nicht zu unterschätzenden Trainingseffekt. Zweitens hatte ich im Herbst 2023 plötzlich und erstmalig milde Schulterbeschwerden. Laut der Kletterphysio waren diese auf Überlastung wegen muskulären Defiziten zurückzuführen. Also habe ich diese konsequent mit Krafttraining auszumerzen versucht. Das ist in Bezug auf die Beschwerden vollständig und nachhaltig gelungen, als sehr willkommener Nebeneffekt ist es auch meinem Kletterlevel zu Gute gekommen.

Neutouren

Erneut darf ich ein fantastisches MSL-Neutourenjahr bilanzieren. Mit Guido konnte ich zuerst zwei plaisirtaugliche Erstbegehungen im 6b-Bereich verbuchen, welche hier auf dem Blog schon publiziert wurden: nämlich zuerst die Kairos am Bockmattli, nach den Sommerferien dann das Donnerwetter am Brisi. Und als dritten Streich realisierten wir im November noch eine 11-SL-Route im Rätikon. Deren Begehung mit leichtem Gepäck und Rotpunktambitionen gelang nicht mehr vor dem Wintereinbruch und steht für die Saison 2025 auf der Agenda. Man darf dort mit Schwierigkeiten bis in den Bereich 7a rechnen, auf jeden Fall ein sehr interessantes Ziel für das MSL-Sportklettern, welches sicher viele Seilschaften begeistern wird.

Guido, immer mit viel Freude dabei, danke! Hier im Rätikon-Projekt aus dem November 2024.

Vor ziemlich genau 1 Jahr, um die kürzesten Tage herum, hatte ich mit Daniel ein Bigwall-Projekt am Gonzen begonnen. Metermässig machten wir damals gute Fortschritte. Es wurde dann aber doch April, bis der Schnee geschmolzen war und wir die Linie komplettieren konnten. Zu einer RP-Begehung ist es bisher jedoch nicht gekommen. Ganz einfach wird diese auch nicht zu haben sein, mit 7c aufwärts muss man mindestens rechnen. Die Route ist somit eher der Kategorie Special Interest zuzuordnen. Unmittelbar nach dem Sommerferien kam ich dann ziemlich unverhofft noch zu zwei Neutouren mit je 3 SL an der Roskirche in den Churfirsten. Daniel war an diesem kecken Felszahn aktiv und lud mich dazu ein, bei der Erschliessung vom Massnahmenpaket (7a+) und Sinnfrage (7a) mitzutun. Hier stehen schon alle Infos bereit, an der Roskirche gibt es inzwischen mehr als genug zu tun für einen langen MSL-Klettertag - wahlweise an der Sonne oder im Schatten.

Top of Brisi, nach Abschluss vom Donnerwetter. Die Weite stehe sinnbildlich für alle die weiteren Ideen, welche noch ihrer Realisierung harren. 

Der vorletzte Paragraf in diesem Neutourenabschnitt gebührt den Tradrouten. Beim Einrichten der Kairos waren meine Blicke beim Sichern immer wieder auf den eleganten Turmschartenwächter am oberen Ende der Kleinen Chäle gefallen. Das mussten wir einfach probieren und tatsächlich: er liess sich in 3 SL gut klettern, ohne dass wir den Bohrer zum Einsatz hätten bringen müssen. Weiter bin ich mit Viktor schon seit einigen Jahren am Breakfast Buffett aktiv, wo uns im 2024 die Neutouren #5 und #6 gelangen. Inzwischen gibt es dort ~30 Trad-Seillängen, welche alle ohne eine einzige gebohrte Zwischensicherung auskommen. Dank zugänglichen Schwierigkeiten und einwandfreier Absicherbarkeit wird das sicher ein Eldorado für Liebhaber von diesem Genre. Natürlich werden alle nötigen Infos hier auf diesem Blog publiziert, wenn die Zeit dafür reif ist. Noch haben wir aber ein paar interessante Ideen in diesem Gebiet, welche wir zuerst realisieren möchten.

Guido klettert auf den letzten Metern der Kairos, hoch über dem Kleinen Turm.

Im Klettergarten habe ich hier und da ein wenig gemacht - nichts was hier zwingende Erwähnung erforderte, der interessierte Leser findet die vollständige Auflistung auf der entsprechenden Blog-Seite. Ein paar bereits im Klettergarten-Fels steckende BH warten auch noch darauf, dass sie beim Klettern "nicht wirklich gebraucht werden" - hoffentlich dann im 2025. Im vergangenen Jahr war ich wie schon erwähnt vermehrt am Bouldern. Natürlich ist auch da mein Entdeckergeist präsent und immer auf der Suche nach etwas Neuem und Aussergewöhnlichem. Ein paar Videos von (mutmasslichen) First Ascents sollten eigentlich schon lange einmal hier präsentiert werden. Und noch dazu habe ich ein Blockfeld entdeckt, wo bisher allen Anzeichen nach nicht oder zumindest kaum gebouldert wurde. Ich freue mich darauf, da noch viele tolle Linien und Sequenzen zu identifizieren.

MSL

Ob all den bisher erwähnten Aktivitäten erstaunt es vielleicht nicht so sehr, dass das Wiederholen von MSL-Routen einen nicht ganz so umfassenden Raum einnahm wie auch schon. Zwar startete die Saison schon am 28. Januar an der Föhnmauer, im Frühling ging dann aber wetterbedingt lange nicht so viel. In den kurzen Schönwetterfenstern konnten wir mit der Ground Zero (7b+) an den Gastlosen und der Buuchfrei (6c) am Hundstein aber trotzdem zwei geniale und auch sehr lange Touren realisieren. In unseren Sommerferien waren wir ein paar Mal auf Multipitch, dies aber meist zur Erholung vom Sportklettern. Die Ausnahme stellt die L'usure du temps (7c+) am Tour Termier dar. Einfach der Hammer, was für Touren ich mit Larina inzwischen angehen kann. Bzw. könnte, denn meistens bleibt es aufgrund vom Trainingsplan und Wettkämpfen in dieser Hinsicht beim Konjunktiv. Nach den Sommerferien war ich dann, wenn ich in hohen Wänden unterwegs war, mit wenigen Ausnahmen beim Einrichten bzw. in Neutouren unterwegs. Spezielle Erwähnung findet an dieser Stelle jedoch die Dos Idiotas (7a) am Chli Bielenhorn, eine wirklich geile Granitroute mit allem was man an diesem Genre liebt. Am Ende der Saison stehen 19 gekletterte MSL-Routen und natürlich der Wunsch, im 2025 so oft wie möglich in hohen Wänden unterwegs zu sein.

Mit Kathrin an der Föhnmauer in der Je Suis (7a), beim MSL-Auftakt Ende Januar.

Skitouren

Sehr grosse Ambitionen habe ich beim Skitouren nicht. Aber ich gehe dieser Aktivität mit grossem Genuss nach, im Jahr 2024 waren es 22 Tourentage. Dabei beschränke ich mich auf Gelegenheiten mit guten Verhältnissen. Bei Sturm, diffuser Sicht, Nebeltreiben oder Deckelschnee kümmere ich mich lieber um die Kletterform, denn solche Bedingungen schränken meines Erachtens das Tourenerlebnis massiv ein. Meine Ausflüge sind ein Mix von aussergewöhnlichen Touren und regionalen Standardrouten "im passenden Moment". Bei ersteren schrecke ich nicht vor exotischer Routenwahl zurück, welche auch etwas Flachlauf oder vermeintlich wenig attraktives Tourengelände inkludiert. Zwei tolle Beispiele aus dem 2024 sind die Salginatobel-Rundtour und der Trip zum Magerrain. Ebenso ist es mir verschiedentlich gelungen, die Gunst der Stunde zu nutzen. So habe ich z.B. Rosswies und Firzstock bei genialsten Conditions erwischt - welche aber auch nur 1 Tag angedauert haben. Sowieso erscheint es mir, als ob Wetter und Verhältnisse immer öfter Kapriolen machen und man im richtigen Moment parat sein muss. Mit dazu gehört da auch die echt gute Skitour am 15. September 2024 ab der Weglosen. Es ist eine Herausforderung, diese Möglichkeiten zu erkennen und gebührend zu nutzen - aber es macht auch sehr viel Spass.

Die Gunst der Stunde genutzt: First Line bei Traumbedingungen am Firzstock Ende März 2024.

Damit sind meine wesentlichen Bergaktivitäten beschrieben. Ein nicht unerheblicher Teil davon wurde zu Blogs verarbeitet. Vom Trainieren, Sportklettern und Bouldern schreibe ich jedoch in der Regel nicht, vom Erschliessen auch nur selektiv und weil diese Tätigkeiten entsprechend Raum einnehmen, gibt es hier auch einen Minusrekord von nur 45 Beiträgen. Aber das ist ja immer noch fast einer pro Woche. Manche Leser werden sich schon lange gefragt haben, wo der Dettling die Zeit dafür hernimmt. Ehrlich gesagt geht's mir immer öfter auch so... aber meine herausragenden Tourenerlebnisse schriftlich festzuhalten ist nicht nur Tradition, sondern viel mehr eine Passion, welche ich kaum so bald aufgeben werde. Ich möchte an dieser Stelle all jenen herzlich danken, welche im 2024 mit mir das Seil, den Weg oder die Spur geteilt haben. Auf ein tolles Bergjahr 2025!

Mittwoch, 10. Januar 2024

Jahresrückblick 2023

Ja, es ist wieder einmal Zeit für den Jahresrückblick, der nun schon zum 13. Mal auf diesem Blog erscheint! Extrem schnell ist das Jahr wieder einmal vorbeigezogen und es hinterlässt den Eindruck, als ob nur ein minimaler Bruchteil aller Ideen und Projekte realisiert werden konnte. Da tut es umso mehr gut, einmal die andere Perspektive einzunehmen und festzuhalten, was denn alles zustande kam. Und wenn ich es aus dieser Optik ansehe, dass ist es irgendwie schon auch eine unglaubliche Menge an Erlebnissen und Taten!

Postkartenmässig, viel Fels und ein wenig Schnee, das war das 2023 in ganz kurzer Zusammenfassung.

Neutouren

Dieser Abschnitt hat am meisten News-Gehalt, darum beginnen wir damit. Kurzum, es war ein absolut grandioses Jahr in Sachen Neutouren, definitiv das Beste meiner ganzen Karriere! Diese Aussage würde ich wohl auch so schreiben, wenn ich mich nur auf die bereits online publizierten Routen bezöge. Und das sind ganz konkret die Poco Loco (9 SL, 7a+) am Sasso Altis im Tessin, welche wir im Februar/März innerhalb von nur 5 Wochen realisieren konnten - einfach mega! Die Tour ist aktuell sicher bei Top-Conditions kletterbar, nichts wie hin also! An Pfingsten fand dann das kürzlich hier im Blog präsentierte, 2021/2022 eingebohrte Gandschijen-Projekt mit dem Namen Up in the Sky (6 SL, 7a+) seinen Abschluss mit der RP-Begehung - eine super Granitkletterei, bei welcher alles geboten wird, was dieses Genre so cool macht. Und wenn wir schon beim Grad 7a+ sind: da gibt's noch die Vitaminstation (10 SL, 7a+) an den Kirchlispitzen. Sie bietet bestens abgesicherte alpine Sportkletterei im Stile Rätikon at its best. Nicht auf dem Blog, nur auf Instagram hatte ich ein paar Zeilen darüber geschrieben - das war genug der Werbung, dass sie in dem einen Monat zwischen der Erstbegehung und dem Saisonende schon über 10 Wiederholungen erhalten hat!

Mit Kathrin unterwegs bei der Befreiung des Vitaminstation-Projekt (10 SL, 7a+) im Rätikon.

Drei grosse MSL-Routen in 1 Jahr, mehr als man sich Erträumen könnte. Mit einem (positiven) aber: es ist noch längst nicht alles, da gibt's noch einiges mehr, was bisher im World Wide Web noch mit keiner Silbe erwähnt wurde! Im Winter hatten wir gebohrt, an Pfingsten hofften wir nach dem Gandschijen auf den 'double tap' und gaben den ersten seriösen Go zur Befreiung vom richtig taffen Projekt mit dem Namen Fettes Brot (5 SL, ~7c) aus dem Winter 2023. Sie gelang damals noch nicht vollständig und auch wenn ich inzwischen alle Längen punkten konnte, so steht der RP-Gesamtdurchstieg noch aus. Let's try again, heisst da das Motto - das Topo kommt dann natürlich, wenn's geklappt hat. Wegen der anstehenden Neuauflage vom Rätikon-Führer war es insbesondere attraktiv, die dortigen 'Baustellen' noch zum Abschluss zu bringen. Das sind eine spektakuläre Kantenkletterei mit dem Namen Backside Air (3 SL, 7a) sowie eine Linie, wo ich mich vor 25 Jahren schon einmal versucht hatte: kurz vor Saisonschluss im Oktober konnte ich diese hübsche Tour mit dem (provisorischen) Namen Ovo Grand Prix (6 SL, 6c) mit Larina zum Abschluss bringen. Die Topos werden im Rätikonführer erscheinen, die Bildberichte gibt's dann hier im Anschluss als Supplement.

Da heisst es zupacken und nochmals anpacken: das 7c-MSL-Projekt, wo noch der Single Push RP fehlt.

Und nein, dieses Kapitel ist immer noch nicht ganz zu Ende: da gibt's noch die Gretchenfrage (2 SL, 6b+) am Annagrethli, dem neckischen Felsturm am Gonzen. Ein paar Klettergartentouren hier und da fehlen auch nicht (wobei da teils noch ein wenig Punkte- und Publikationsstau herrscht, kommt dann schon...). Und kurz vor Redaktionsschluss gab's eigentlich total crazy noch etwas Bigwall-Action an einem der kürzesten Tage des Jahres. Man wird's kaum glauben, aber zwischen Weihnachten und Neujahr schafften wir es tatsächlich, volle 230m an Neuland zu erschliessen. Auch davon wird man sicher dereinst auf diesem Blog lesen können - glaubt mir, ich freue mich auch sehr auf den Tag, wenn dies der Fall ist!

Eines aus dem neusten Projekt. Da gibt es noch zu tun.

MSL

Dieses Genre schliesst sich direkt dem Vorherigen an. Meine Saison dauerte quasi von Anfang bis Ende mit Start am 7. Januar und Ende am 29. Dezember. Wobei man sagen muss, dass es wetterbedingt erst im Juni so richtig los ging und dann trotz dem anfänglich extrem warmen Herbstwetter ab Mitte Oktober aufgrund von Regen und erstem Schnee in höheren Lagen schon Schluss war. Erst habe ich gezählt, dass ich mich 35x MSL-mässig eingebunden habe. Wenn man jedoch alles subtrahiert, was mit eigenen Erschliessungen zu tun hat, so bleiben noch 18x übrig. Einzelne Touren besonders herauszuheben wertet die anderen immer ein Stück weit ab, was ich eben nicht tun möchte. Noch schlimmer wäre das, wenn man nur eine einzige auswählt. Also kommen hier 3 Stück zur Kür, die vielleicht nicht das grösste Renommee geniessen und auch nicht die schwierigsten sind, wo aber mein persönliches Erlebnis am intensivsten war. Und genau darum geht's beim MSL-Klettern in erster Linie: den Flow zu finden und in guter Gesellschaft einen grandiosen Tag in den Bergen zu erleben. Hier nun die 3 Touren mit Special Mention: Köbis Wäg am Bächihorn im Glärnischgebiet, die Princesse de Feu am Pic de l'Aigle am Col du Galibier und die Tis-sa-ack im Val Calnègia im Tessin.

Steile MSL-Kletterei über saugender Tiefe in der Titlis-Nordwand, wo ich dieses Jahr 2x aktiv war.

Sportklettern

In dieser Hinsicht muss ich mich ein wenig Tadeln: die Statistik ist dieses Jahr zumindest gefühlt mager ausgefallen. Man könnte das nun auf die Umstände schieben. Schwierige Wetterbedingungen mit feuchtem Frühjahr, heissem Sommer/Herbst und dann plötzlich nassem Vorwinter. Der Tatsache, dass das Training für die Tochter Vorrang hat und für den Herrn Papa übrig bleibt, was übrig bleibt. Mit einem kritischen Blick kann man aber auch konstatieren, dass ich nirgendwo länger dran geblieben bin, so dass es für eine echt schwierige Route gereicht hätte. Da ein bisschen reinschnuppern, dort mal probieren, das ist halt mehr nur Gugus 😬Als ich diesen Paragrafen entworfen habe, wollte ich noch unmittelbare Besserung geloben und frohe News von einem frühen 2024er-Erfolg in einer Route im achten Franzosengrad nachschieben. Aber... erst mit Larina zum Indoor-Training gefahren, dann ein paar Tage 🤒 gewesen, bevor Schnee und Kälte nun erst mal Geduld fordern. So brauchte es nicht einmal persönliches Unvermögen, damit die Route ungepunktet bleibt. Genau nach diesem Muster ist es 2023 gefühlt viel zu oft gelaufen. Aber hoffen wir das Beste und dass die Geduld 🌹 und 🔴 bringt. Und statt weiterem Lamento legen wir den Fokus hier nun auf die Ticklist. Denn die ist mit 115 notierten Begehungen (>=7a) weniger 📉 wie befürchtet: 3x 8a, 19x 7c/7c+, 36x 7b/7b+ und 57x 7a/7a+. De fakto ähnlich wie im Vorjahr (6/15/24/68) und auch die langjährige Serie mit 7c os und 8a rp hat weiter Bestand.

Racing in the Street... man beachte, wer die Exen in diese 8b gehängt hat 🧐

Ein paar schöne Trips konnten wir auch im 2023 unternehmen, wobei wir da im Vergleich zu früheren Jahren nicht extrem mit Innovativität glänzten. Die Sommerferien traditionell in den Hautes-Alpes in Frankreich, Frühling und Herbst im Tessin. Immerhin, den Teil vom Elsass wo wir zu Auffahrt waren, hatten wir zuvor noch nie besucht. Und in einer weiteren Sommerferienwoche entdeckten wir das Wallis als prima Sommerdestination, da gibt's noch eine Menge zu tun. Ein Trend, der sich 2022 entwickelt und nun weiter verstärkt hat, ist das Outdoor-Bouldern. Hatte ich dies früher nur sehr sporadisch praktiziert (so ca. alle 3 Jahre einmal), so ist die Frequenz zuletzt stark gestiegen. Tja, inzwischen ist es soweit, dass ich sogar aus eigenen Stücken das Seilklettern zugunsten von einer Bouldersession im Tessin repriorisiert habe. Einmal angefixt, wer weiss... vielleicht schrumpft ja der ganze Jahresrückblick 2024 dann nur noch zur Rubrik Bouldern zusammen 🙄

Kleine Collage vom Best-Crag-in-the-World. Dieses Jahr war die Crew schon dafür zu begeistern, 2x dort hochzulaufen. Nächstes Jahr dann die Hälfte der Sommerferien in Ceüse?!? Eines ist sicher, die Burger im Croq'n'Roll sind verdammt fein, schon nur deswegen müssen wir zwingend mehrmals gehen. Und beim Bild rechts gibt's noch eine Special Mention: das ist nämlich Jerome, der uns da die Exen in die Radote Jolie Pepere (8b) hängt (also in deren untere Hälfte zumindest 😅). Project pending... wenn wir genügend Burger und Frites gegessen haben, punkten wir sie dann auch noch, versprochen.

Wettkämpfe

Auch wenn ich nur mehr selten darüber berichtet habe, auch im 2023 habe ich bei fast 20 Events aktiv mitgemacht. Es macht mir einfach viel zu viel Spass, um damit aufzuhören. Nur eines muss ich irgendwie konstatieren: zu viel Werbung dafür gemacht! Die Konkurrenz wird immer zahlreicher und taffer. Dementsprechend wird es je länger je schwieriger, die vorderen Plätze zu belegen. Im 2023 durfte ich nur beim Flash-Event im Minimum Leutsch und bei The Bridge im Bouba das Treppchen besteigen, und auch das jeweils nur in der zweiten Liga. Tja, klarer kann man es nicht vor Augen geführt bekommen, dass man langsam zum alten Eisen gehört. Wobei ich ganz ehrlich nicht das Gefühl habe, schlechter geworden zu sein - das Niveau steigt tatsächlich und es gibt immer mehr Leute, die echt solid unterwegs sind. Was mich im Übrigen natürlich überhaupt nicht stört, ein Ansporn um dran zu bleiben ist es aber allemal. 

Mein Comp-Moment of the Year hat nur mit Glück und nicht mit Können zu tun. Thank you BOUBA!

Und erst recht ist es toll, mit dem Nachwuchs unterwegs zu sein - insbesondere natürlich mit Larina. Sie ist inzwischen auf Wettkämpfe fokussiert, wo es für mich nur noch die Rolle als Fan gibt, Amateure und Grufties dürfen sich gerne anderswo betätigen. So schreibe ich hier auf dem Blog denn auch kaum mehr über diese Events. Wobei das Mitfiebern mindestens so intensiv wie selber zu klettern ist - die Emotionen und Erlebnisse in Worte zu fassen, das gäbe ganz schön lange Texte... Kurzum, es ist eine aufregende Reise, auf welcher Larina hier unterwegs ist und welche ich von nahe mitbegleiten kann. Im 2023 hat sie mit der Aufnahme ins Schweizer Nationalteam, der Teilnahme an drei Jugend-Europacups und mehreren Podestplätzen an nationalen Wettkämpfen neue Höhepunkte erreicht.

Und das war dann definitiv der Comp-Moment of the Year: European Youth Cup in Bern. 📸 by SAC / David Schweizer

Skitouren, Eis & Alpines

Tja, das ist nun mehr oder weniger die Restrubrik, für wenn die Griffel vom Klettern mal wieder eine Pause brauchten und meine Dienste diesbezüglich auch sonst nicht benötigt wurden. Gerade mal 15 Skitouren gab es im Kalenderjahr 2023, rekordverdächtig wenige! Das liegt nicht in erster Linie am Klettern, sondern daran, dass der Winter 22/23 auf der Alpennordseite extrem schneearm war. So war es nur 1x möglich, neben dem Alltag eine kurze Voralpentour zu unternehmen. Dafür konnte man mitten im Winter MSL einrichten gehen - es hat eben alles seine Vor- und Nachteile und der kluge Berggänger passt sich den Verhältnissen an. Das heisst dann aber auch, dass man bei gutem Schnee und Eis zuschlagen muss, was mir auch gelungen ist. Die grandiose Skitour zum Piz Nair (3059m) mit vielen Höhenmetern, einem selten besuchten Gipfel und einer herausragenden Pulverabfahrt strahlt als grosses Highlight heraus. Und im Eis ist mir - obwohl ich nur ein einziges Mal unterwegs war - ein vergleichbares Erfolgserlebnis gelungen: die begehrte Hydrophobia (WI6-) im Brunnital, c'est fantastique!

Die Fotos von den guten Skitouren sind alle schon auf dem Blog erschienen. Da hat dieses hier mehr Seltenheitswert, das war nämlich die einzige Tour in der Umgebung von zuhause, welche sich im Winter 22/23 hat realisieren lassen. Schneelage knapp, aber dank Golfrasen als Untergrund auch dann gepflegt fahrbar ⛳

Und wie geht's denn dem Blog?!? Der Counter lügt nicht und zeigt 48 Berichte - Minusrekord! Sicherlich gab es Zeiten, wo ich mehr Zeit hatte zum Schreiben. Mit all den Aktivitäten (Arbeit, Familie, Training, Klettern) bleibt da nicht mehr viel Pufferzeit zum Tippen. Trotzdem gehört es für mich nach einer coolen Tour nach wie vor dazu, einen Blog zu schreiben und es sieht auch nicht danach aus, als ob sich dies demnächst ändern würde. Zudem täuscht die Zahl 48 ein wenig, denn die Berichte von einigen Ausflügen im Rätikon und anderswo sind zwar schon im Kasten, erscheinen aber erst, wenn die Zeit dafür reif ist...

HERZLICHEN DANK AN MEINE FAMILIE UND MEINE SEIL- UND TOURENPARTNER IM 2023 FÜR ALL DIE TOLLEN ERLEBNISSE. AUF EIN GUTES 2024, MÖGE ES SO WEITERGEHEN!

Donnerstag, 5. Januar 2023

Jahresrückblick 2022

Natürlich soll auch in diesem Jahr die traditionelle Serie des Jahresrückblicks nicht abreissen! Inzwischen sind wir hier auf dem Blog bei der Ausgabe Nummer 12. Sicherlich ähnelt sie in Form und Inhalt stark den Versionen der letzten Jahre. Sprich, alles verläuft in geordneten Bahnen. Das birgt die Gefahr einer gewissen Langweile und Repetivität. Andererseits verheisst es eben auch, dass mir ein weiteres, sehr genussreiches Bergjahr gelungen ist, in welchem ich die so geschätzten Tätigkeiten am Fels und im Schnee in gewohnter Manier weiterführen konnte. Und es ist ja absolut beileibe keine Selbstverständlichkeit, dass man auch bei steigendem Alterszähler sowohl den Umfang wie auch die Schwierigkeiten der Bergunternehmen beibehalten kann. 

Wohin führte deine Reise im 2022?!? Meine u.a. in die Route Kreml am Ofen, wie hier im Bild! Ein Blog dazu folgt noch...

MSL-Klettern

Bei 34 ist der MSL-Counter im 2022 stehen geblieben. Aktiv war ich mehr oder weniger das ganze Jahr über, der April ist der einzige Monat, der ohne eine solche Tour geblieben ist. Der Winter 21/22 war im Tessin fast komplett schneefrei, was uns mit Radici del Silvio und Magic Rampit famose Touren am Pizzo d'Eus erlaubte. Im Mai startete die Saison auch in den höheren Lagen der Alpennordseite mit einem Doppelbesuch am Moor. Insbesondere die Moorpheus habe ich als eine richtig geniale Tour in Erinnerung. Die Zeit vor den Sommerferien war dann durch 3 Besuche an den Wendenstöcken geprägt. In der Hakuna Matata, Vreneli und As de Coeur war der Anspruch gewohnt hoch, entsprechend Einsatz und zähes Ringen waren erforderlich, um für Fortschritt zu sorgen. So richtig alles geben zu müssen, ist hin und wieder ein tolles Erlebnis. Ebenso sehr schätze ich aber die 'Soul-MSL', wo man so richtig in den Kletterflow gelangen kann und mit Leichtigkeit in die Höhe schwebt. Am besten gefunden habe ich das Mojo bei den beiden Touren am Poncione di Ruino (Danielli-Pohl, Musique Gaie), der Andromeda in Ueschenen, der Black Mamba am Ruchstock und der Bons Baisers am Rothorn. Wenn ich eine Tour im 2022 als die beste auszeichnen müsste, so wäre es in der Summe aller Faktoren wohl genau diese letzterwähnte.

Ein Erlebnis der besonderen Art: As de Coeur an den Wendenstöcken mit Next Level kompaktem Fels.

Neutouren

Das Vorjahr 2021 war ein absolutes Highlight in Sachen MSL-Neutouren. Da war es schon a priori klar, dass es schwierig zu egalisieren würde. Wenig erstaunlicherweise ist es mir dann auch nicht gelungen. Auf diesem Blog wurde einzig das Flairytale (3 SL, 7b+) als Neuheit präsentiert, so dass man auf ein sehr bescheidenes Jahr schliessen könnte. Es waren aber doch immerhin 13 neuen Seillängen, die ich im 2022 einrichten konnte. Mit The Fugitive (4 SL, 7a) und Fortune Cookie (5 SL, 6b) gibt es zwei zur Zeit noch unverbloggte MSL-Neutouren, ebenso wäre die Squadra Azzurra (7 SL, ca. 7b) an sich fertig eingerichtet. Ich war sogar schon vor Ort, um im Rope Solo alle schwierigen Passagen für die anstehende RP-Begehung einzuüben. Nur gab es dann aus leider doch keinen 'scharfen' Versuch mehr, womit ein gesetztes Ziel fürs 2022 verpasst ist. Andererseits soll die Rotpunktbegehung eben auch die Krönung jeder Neutour sein. Somit ist das nichts für halbgares Wetter, mit semi-motiviertem Partner oder unter Zeitdruck - da verschiebe ich die Sache lieber auf eine besser passende Gelegenheit. Ich bin mir sicher, dass im 2023 der entsprechende Tag kommen wird. Dazu gibt es noch einige weitere, sich in Arbeit befindende Projekte, für deren Fortsetzung ich im kommenden Jahr ebenfalls topmotiviert bin. 

Mit Kathrin unterwegs bei der RP-Begehung von The Fugitive (4 SL, 7a), einer der zur Zeit noch unverbloggten MSL-Erstbegehungen des Jahres 2022. Es braucht noch etwas Geduld bis zur Publikation des Berichts dazu - gut Ding will manchmal etwas Weile haben.

Im Klettergarten hingegen war das 2022 ein quantitativ sehr umfangmässiges Erschliessungsjahr. Es stehen 13 Neutouren zu Buche und mein Totalcounter nähert sich der Zahl 100. Am Anfang steht immer die Idee. Manchmal lässt sich diese dann ziemlich geschwind realisieren, worüber man nie unglücklich ist. Die tollsten Erlebnisse sind aber in jenen Projekten zu finden, wo zuerst das Damoklesschwert der (persönlichen) Machbarkeit schwebt, dann aber doch die Passage erlauben. Dieses Vergnügen hatte ich im 2022 mit dem Frauenstimmrecht (7c), der Herztransplantation (7c), dem Galoppverbot (7c+ oder vielleicht auch 8a...) und dem Thai Village (8a). Ein paar weitere Pfeile sind auch für das 2023 im Köcher, hoffentlich fallen auch diese Projekte auf die richtige Seite des Machbarkeits-Schwerts und es geht wieder alles so perfekt auf wie im vergangenen Jahr.

Sportklettern

So rein subjektiv, auf einen richtig grünen Zweig kam ich beim Sportklettern im 2022 nicht. Natürlich war ich immer wieder im Klettergarten unterwegs. Aber mal hier und mal da, so wie es die Agenda und die (Familien-)Gegebenheiten gerade erlaubten. Um fokussiert an Projekten dranzubleiben waren die Möglichkeiten eingeschränkt, oder dann war es wiederum viel zu warm. Auch auf Reisen waren wir nicht umfassend und sehr vielfältig unterwegs, 3x ein Kurztrip ins Tessin plus die Sommerferien in Briançon stellen die Ausbeute dar. Es ist ja wohlbekannt, dass die Tickliste unter griechischer und spanischer Sonne sich rascher als hierzulande vermehrt, bzw. dass sie nur in bescheidenem Masse zunimmt, umso mehr man bereits altbekannte Gebiete besucht. Ein weiterer, die Sportkletter-Ticklist schmälernder Faktor sind die doch immerhin 15 Outdoor-Bouldertage - eine Aktivität, welche ich bisher nur selten praktiziert habe. Es war auf die Initiative von Larina, dass wir für einen längeren Trip nach Fontainebleau und mehrmals ins Tessin gereist sind. Wen erstaunt's, natürlich macht mir auch diese Art der felsmässigen Bewegung enorm viel Freude. Und dass wir mit solchen Weltklasse-Bouldergebieten in erreichbarer Nähe gesegnet sind, ist schon ein riesiges Privileg. Eine Tickliste führe ich beim Bouldern nicht. Das scheint mir wenig sinnvoll: ein Grade Chasing würde bedeuten, von Block zu Block zu tingeln, bis ein hoch bewertetes Problem gefunden ist, welches sich für einen persönlich dank Liegefaktor (viel) einfacher anfühlt, wie es angeschrieben ist. Schon die Kletter-Schwierigkeitsgrade sind ja bisweilen eine sehr volatile Währung, beim Bouldern ist das noch stärker ausgeprägt. Schlussendlich kann ich es aber doch nicht lassen, die 116 neuen Einträge (>=7a) auf meiner Kletter-Tickliste zu erwähnen. Es sind 6x 8a/8a+, 15x 7c/7c+, 24x 7b/7b+ und 68x 7a/7a+. Im Vorjahr waren es 7/12/40/67, womit nur gerade im 7b/7b+-Bracket ein Rückgang zu verzeichnen ist. Ebenso ist mir im dreizehnten Jahr in Folge die Kombo von (mindestens) 8a rotpunkt und 7c onsight gelungen - natürlich hoffe ich, diese Serie und mein Leistungsstand mögen noch viele Jahre bestand haben (wobei die halbe Ernte davon für das 2023 bereits im Trockenen ist 🐹).

Wenn man noch etwas jünger wäre, so hätte man vielleicht noch mehr Träume. Hier am Hängen im Alphane (9A) in Chironico. Meine Geschichte mit diesem Boulder muss wohl mit dem Identifizieren eines haltbaren Griffs und dem Schiessen eines Fotos als abgeschlossen bezeichnet werden. Es ist schon ein Wahnsinn, wie hart dieses Teil ist, bzw. wie weit oberhalb meines Levels es sich befindet. Natürlich, Griffe hat es schon - aber es ist brutal steil, sehr trittarm und noch dazu fast so lang wie eine Kletterroute.

Wettkämpfe

Das Wettkampfgeschehen der Jahre 2020 und 2021 war ja stark durch die Pandemie geprägt und ich warf durchaus berechtigt die Frage auf, ob es wohl je wieder ein Zurück zu den partyähnlichen, grossen Boulderjams mit vielen Leuten auf engem Raum und entsprechend chalkgeschwängerter Atmosphäre geben würde. Doch die Antwort im Rückblick auf das 2022 ist mit einem fetten "JA" zu geben - lasst uns das gerne mit einem kleinen Tusch untermalen!!! So war ich an 15 Events am Start, vom Bouldern (12x) über Lead (2x) bis zum Eisklettern (1x) ist eine gewisse Breite vertreten. Beim Quadrel Rock Rodeo und beim Bimano Bärecöp durfte ich als Sieger nach Hause gehen, bei 4 weiteren Events noch einen der Podestplätze belegen. Ich hab's ja schon x-mal geschrieben, besonders wichtig ist mir das nicht, auch wenn ich im Geschehen immer 100% gebe, um möglichst weit vorne in der Rangliste zu stehen. Es kommt hinzu, dass die Rangierung nicht in erster Linie von der persönlichen Performance definiert wird, sondern viel mehr von der Stärke der Konkurrenz. Mit diesem Wissen ist es auch verständlich, dass meine am höchsten einzuschätzende Leistung wohl der 7. Platz unter ~100 Teilnehmern beim Sparta Fight ist, an jenem Tag ist mir für meine persönlichen Möglichkeiten wohl der fast perfekte Wettkampf gelungen. Ein grosser Teil der Wettkämpferei ist ja stark mit der Familie verbunden. Insbesondere Larina ist da mit ganzem Herzen dabei und auf nationaler Ebene eine der stärksten Athletinnen ihres Jahrgangs. Sie kam auf 21 Wettkämpfe, woraus 7 Podestplätze resultierten. Bei vielen davon konnte ich als Coach mitwirken. Und das ist nicht etwa eine Pflichtübung an der Seitenlinie, sondern ein intensives Erlebnis, das mir enorm Spass macht.

Larina mit einem schönen Cut Loose am Sparta Fight 2022.

Skitouren (& Alpines)

Auf 25 Skitouren komme ich im 2022, das sind ja fast nur mehr halb so viele wie die 43 im Vorjahr! Die Zahl ergibt sich aber in erster Linie aus den Schneebedingungen in der näheren Umgebung. Denn dem Schnee über lange Distanzen ständig hinterherzufahren, das mache ich höchstens in gut begründeten Ausnahmefällen. Im Januar und um den Monatswechsel Februar/März herum gab es zwei Phasen, wo die so geliebten Voralpen-Skitouren quasi 'vor der Haustür' gut möglich waren, während das im sich anbahnenden (Nicht-)Winter 22/23 bisher noch gar nicht realistisch war. Alpinere Highlights stellen die zwei 3000er-Touren zum Piz d'Err und zum Piz Dolf dar, sowie das Foostöckli und zwei nur selten begehbare Spezialtouren im Steilgelände, welche nicht (öffentlich) verbloggt wurden. Ansonsten gibt es aus dem Alpin-Departement nur sehr beschränkt etwas zu melden. Das sind die Eiskletterei im Januarloch, die lange 3000er-Bergtour im Queyras und das Hike & Fly im Fluebrig-Massiv. Man kann wohl definitiv sagen, ich sei viel mehr ein Kletterer wie ein Alpinist.

Voralpen-Skitour mit Kathrin - immer ein Genuss!

Das war's schon fast für das 2022! Ich möchte es aber nicht verpassen, all meinen Weggefährten im vergangenen Jahr herzlich für die gemeinsamen Momente zu danken. Und speziell meiner Familie, sei es für das Mitkommen und Dabeisein, oder auch um mich alleine ziehen zu lassen. Zu einem Rückblick gehört natürlich immer auch ein Ausblick: nur zu gerne möge es so weitergehen wie bisher! Am Fels, am Plastik und im Schnee. Nach wie vor sprudle ich nur so von Ideen & Projekten aller Arten. Auch im 2023 wird sich wiederum nur ein Bruchteil von diesen Wünschen realisieren lassen. Doch darüber muss man nicht betrübt sein - im Gegenteil, das ist 'Fuel to my Fire', denn auch für 2024 und alle weiteren Jahre muss es ja auch noch etwas zu tun geben. 

Immer motiviert für steilen Fels - so soll es sein und darf es bleiben!

All jenen, die bis zum dieser Stelle durchgehalten haben, sei jetzt aber doch noch eine Breaking News verraten: vom Panico Alpinverlag habe ich nämlich den Auftrag angenommen, den Kletterführer Rätikon Süd zu überarbeiten. Das 2023 wird also sicher stärker als üblich durch Ausflüge ins Prättigau gekennzeichnet sein. Wie viel Zeit mir bleiben wird, um diese Ausflüge zu verbloggen und ob dies im Angesicht des Buchprojekts auch sinnvoll ist, lasse ich als offene Frage stehen. Sicherlich jedoch wird es auf diesem Kanal auch im kommenden Jahr wieder den einen oder anderen Beitrag zu lesen geben. In Bezug auf den Rätikonführer möchte ich aber an dieser Stelle alle schon jetzt herzlich dazu einladen, mir wissenswerte Infos aller Art (v.a. zu mir noch unbekannten Routen) zukommen zu lassen. Ebenso freue ich mich im Sommer 2023 über Begleitung auf Rätikontouren. Bei den gängigen, modernen Sportklettertouren habe ich da schon einen guten Überblick, viele einfachere Touren wollen aber auch entdeckt sein, seien sie aus dem Plaisir-Genre oder von der traditionell-alpin-abenteuerlichen Art. Wer einmal Lust hat dabei zu sein melde sich gerne bei mir!

Mittwoch, 5. Januar 2022

Jahresrückblick 2021

An dieser Stelle erscheint wie jedes Jahr und nun schon zum elften Mal, der Rückblick auf das vergangene Bergjahr. Falls jemand gerade Bedarf nach Lesestoff hat, so finden sich hier der Reihe nach alle vergangenen Ausgaben. Was darf ich über das 2021 bilanzieren?!? Sicherlich, dass ich zufrieden bin mit mir und meinen Berg- und Kletteraktivitäten. Vielleicht fehlen die ganz grossen Routen mit den klingenden Namen, die gefährlichen Touren mit Type II Fun und meine Unternehmungen sind mehr geprägt von der Vereinbarkeit mit der Familie und den beruflichen Verpflichtungen. Gerade die Tatsache, dass die Kinder beide im Leistungssport in verschiedenen Disziplinen engagiert sind, erfordert neben der Arbeit doch gewisse Einschränkungen bezüglich der Flexibilität für Touren nach Gusto. Aber eines ist sicher, meine Motivation für den Bergsport sowie für das dazu nötige Training um den entsprechenden Fitnessstand zu haben ist ungebrochen.

Passend zum Jahresabschluss... Stimmung am Fels auf dem Ticino-Trip zum Jahresende 2021.

MSL-Klettern

Das Kerngeschäft von diesem Blog sind die Berichte zu MSL-Routen, also soll die entsprechende Rubrik in diesem Jahr zuerst Erwähnung finden. Trotz dem sehr regnerischen Vorsommer habe ich mich im 2021 insgesamt erstaunliche 43x am Start einer hohen Felswand befunden und diese dann erfolgreich bewältigen können. Die Saison startete Ende Februar mit der Familientour Quarzo (12 SL, 6a) an den Speroni di Ponte Brolla und endete kurz vor Weihnachten nur einen Steinwurf davon entfernt mit der Anima Ribelle (10 SL, 7b) am Torbeccio. Besondere Erwähnung verdienen an dieser Stelle die grandiose Kletterei der Lilith (9 SL, 7c+) am Schweizereck, der Dolomiten-Trip mit Kathrin mit dem Höhepunkt der Petri Heil (19 SL, 6c+) an der westlichen Zinne, sowie die wenig bekannte Sunset Boulevard (11 SL, 7a+) an der Valaschga Hochwand, der ich in ihrer neuen Version mutmasslich die erste freie Begehung abluchsen konnte. Ein herzlicher Dank gebührt meinem regelmässigen Tourenpartnern Viktor und Jonas, die immer für exotische, wenig bekannte MSL-Routen zu haben sind, egal ob sie mit weiten Zustiegen oder anderen Unannehmlichkeiten attributiert sein mögen - das ist echt Gold wert und diese sich oftmals als wahre Perlen entpuppenden Routen anzugehen, macht mir mega Spass! Nicht minder Freude habe ich auch an den Touren mit Larina. Natürlich ist sie nochmals stärker, fitter und ausdauernder als zuvor geworden, die Highlights mit ihr waren Le Bal des Boucas (10 SL, 6c) an der Tête Colombe und die noch unverbloggte Voie des Maîtres (13 SL, 6c+) in Ailefroide in den Sommerferien.

Aus der Rubrik "Tessiner Perlen": in der Viniciololavia (7 SL, 7c+) an der Parete di Cevio.

Neutouren

Diese Rubrik liegt mir natürlich auch besonders am Herzen, hier befindet sich meine grosse Passion. Und in Sachen Erstbegehungen war es ein absolut hervorragendes Jahr!!! Das absolute, kaum zu toppende Highlight ist natürlich die Vollendung der Lanciamira (17 SL, 6c 2pa oder 7b+) am Drusenfluh Westgipfel im Rätikon. Fünf Sommer und acht Besuche lang hatte die Erschliessung Larina und mich auf Trab gehalten und nur wer selber schon MSL-Routen eingerichtet hat, kann wohl abschätzen, wie viel Herzblut, Einsatz und Motivation nötig sind, ein Projekt dieser Grössenordnung mit einem seiner Kinder zu realisieren. Doch wir haben jeden einzelnen Tag genossen, das sind wirklich Momente für die Ewigkeit - schlicht und einfach genial! Doch auch darüber hinaus war es ein super Bohrjahr: mit dem (zur Zeit noch unpublizierten) Nightcrawler (7 SL, 6c) konnten Viktor und ich unsere Trilogie am Zervreilahorn erfolgreich abschliessen. Es handelt sich um eine weitere, hervorragende Semi-Trad-Linie ortstypischen Stils im prima orangefarbigem Gneis, Topo und Bericht werden bis zum Beginn der nächsten Sommersaison sicher zur Verfügung stehen. Das ist aber noch längst nicht alles in Sachen Erschliessungstätigkeit, sind es doch total 31 Seillängen, welche im 2021 entstanden sind. Die nächsten, vielversprechenden Projekte sind also bereits in der Pipeline, aber noch nicht spruchreif für diesen Blog. Ich freue mich sehr auf deren Fortsetzung und natürlich werden sie zu gegebener Zeit mit Topo und Bericht vorgestellt. Meine Erschliessungstätigkeit im 1-SL-Bereich ist im Vergleich zu den MSL von eher untergeordneter Bedeutung. Doch auch hier macht es mir immer wieder Spass, die eine oder andere Herausforderung zu entdecken. Konkret waren das im 2021 acht Seillängen, wobei einige Knacknüsse noch auf den roten Punkt warten und andere in sensitiven Gebieten ohne nähere Beschreibung im Blog bleiben werden.

Eines der neuen Projekte... wieder in Zusammenarbeit mit Larina.

Sportklettern

Meine subjektive Wahrnehmung sagt mir, dass es kein sonderlich ergiebiges Sportkletterjahr war. Der Frühling war feucht, im Sommer lag der Fokus auf MSL und dem Bohren, nach den Sommerferien fand ich nicht die nötige Zeit in der Agenda, um fokussiert an Projekten zu feilen. So blieb es öfter als einem Felskletterer lieb ist bei einer Indoor-Session: hin und wieder am Seil, öfter an den Boulderblöcken und regelmässig im Trainingsraum, an Boards und Systemwänden. Kommt noch hinzu, dass wegen den Covid-Reiserestriktionen die Sommerferien in Frankreich der einzige Auslandtrip waren und sonst nur gerade 3x Tessin drin lagen. Soweit mein persönlicher Eindruck, die Zahlen sprechen aber weniger dieselbe Sprache, wie ich mir gedacht hätte. Ich konnte doch 126 neue Einträge (>=7a) auf der Ticklist machen. Das ist zwar weniger als in früheren Jahren, aber trotzdem eine stattliche Anzahl. Mit 1x 8b, 6x 8a/+, 12x 7c/+, 40x 7b/+ und 67x 7a/+ war es auch leistungsmässig ordentlich und fast im Rahmen der Vorjahre, da darf ich sicher zufrieden sein. Man könnte möglicherweise sogar folgern, dass es der Performance zuträglich ist, ein wenig mehr zu "trainieren" und nicht jede mögliche Minute am Fels zu verbringen. Aber wie schon in der Einführung erwähnt, vielfach bestand nicht die Wahl, da ich Larina dahin oder dorthin zu einem ihrer Trainings begleiten "musste". Und so machte ich eben das Beste draus, sass nicht auf der faulen Haut sondern nahm die motivierten Vibes auf und versuchte, selber stärker zu werden und meine Technik zu perfektionieren. Natürlich finde ich diesen leistungsorientierten Aspekt sehr faszinierend und würde, wenn ich nochmals 35 Jahre jünger wäre, noch so gerne Vollgas geben um an die Spitze zu kommen sowie von Weltcups und Olympia träumen.

So langsam können wir nicht nur dieselben Routen zum Aufwärmen nutzen, sondern projektieren auch dieselben Linien... und das nicht etwa, weil ich mein Niveau nach unten angepasst hätte ;-) Hier ein Eindruck von unserem letzten Tessin-Trip zum Jahreswechsel.

Wettkämpfe

Nun ja, auf weltweitem Niveau werde ich nie mehr antreten können - ich bin ja schon zufrieden, wenn es für den einen oder anderen Plausch- oder Regionalwettkampf reicht. Doch mit der Pandemie sind diese Events leider spärlich geworden, bzw. haben nur ganz zaghaft wieder an Fahrt aufgenommen. Am wenigsten eingeschränkt waren noch die Kinder, welche schon im Frühling wieder mit den nationalen Wettkämpfen starten konnten. Dies aber in einer sehr steifen, angespannten Atmosphäre, ohne Zuschauer und unter der Auflage, möglichst spät zu kommen und möglichst rasch wieder zu verschwinden. Tja, so war der Spassfaktor ziemlich beschränkt, sowohl für mich als Coach wie für die Athletin lebte die Sache ja auch sehr vom Austausch und der Gemeinsamkeit. Ich fürchtete diese Zeiten schon für immer verloren - bis wir kurz vor den Sommerferien mit der ZKM im Griffig endlich wieder so ein richtiges Kletterfest wie "in alten Zeiten" hatten, wo alle mitmachen, beisammen sein und einander anfeuern konnten. Genial war das, und die folgenden ZKM-Events im 6aplus und im Minimum verliefen zum Glück mit gleich guter Stimmung. So kam ich persönlich am Ende mit den Boulder-Jams im Quergang und im Grindelboulder doch noch auf 5 Teilnahmen, wobei ich mit Ausnahme von Rang 4 im Minimum immer aufs Podest durfte (wobei jener Platz knapp daneben im Angesicht des sehr starken Feldes absolut keine Enttäuschung war). Zu erwähnen in dieser Rubrik ist natürlich auch der Titel der Zürcher Klettermeisterin U14 für Larina, ihr erster Sieg an einem Regio Cup (ZKM Griffig) sowie zwei weitere Podestplätze (ZKM 6aplus, B2), wo ich jeweils als Coach mitfiebern durfte, was mindestens so aufregend ist, wie selber Hand anzulegen. Hoffen wir, dass es im 2022 möglichst ohne Einschränkungen weitergeht und wir wieder öfter das Herzklopfen spüren können, bevor es um die Wurst geht.

Big Day an der Zürcher Klettermeisterschaft im Griffig :-)

Skitouren (& Alpines)

Auf (in jüngerer Vergangenheit) rekordverdächtige 43 Skitouren mit 52'060 Höhenmeter kann ich im 2021 zurückblicken. Das erklärt sich vor allem durch die Tatsache, dass wir im Januar, Februar, dann nochmals im März und fast den ganzen Dezember über gute bis hervorragende Schneebedingungen im Züri Oberland hatten. Das sind zwar in Sachen Höhenmeter und Prestige nur kleine Unternehmungen. Da man aber in Sachen Wetter und Verhältnisse als Local die idealen Fenster nutzen kann, ergeben sich dabei immer sehr lohnende Landschaftseindrücke und Skischwünge. Es ist ein grosses Privileg, diese Tourenmöglichkeiten vor der Haustür zu haben. Gelegenheit für längere Unternehmungen in den Alpen gab es nur vereinzelt, die besten davon waren jene auf den Piz Timun, das Tällihorn und die Chläbdächer - passt aber so. Ansonsten gab's in dieser Rubrik, welche auch generelle alpinistische Tätigkeiten abdecken soll, noch 2 Ausflüge zum Eisklettern. Aber das war's dann auch schon mit Aktivitäten, wo Steigeisen an die Füsse gehören. Naja, es bleibt eben nicht die Zeit, um auf allen Hochzeiten zu tanzen und das Klettern, das ist eben meine ganz grosse und präferierte Leidenschaft.

Es muss ja fast ein Foto von einem lokalen Tüürli sein :-)

Somit schliesse ich diesen Rückblick auf's 2021 in grosser Dankbarkeit für die tollen Erlebnisse, die unfallfreien Touren und die Kameradschaft mit meinen Weggefährt:innen. Ein riesiger Dank gebührt meiner Familie für die Unterstützung in allen Belangen. Möge es so weitergehen im 2022, wir freuen uns auf viele tolle Erlebnisse. Zum Schluss noch ein Wort zu diesem Blog, der im vergangenen Jahr in aller Stille sein 10-jähriges Jubiläum gefeiert hat und als (fast) letzter Mohikaner seines Genres sein aktives Dasein lebt. Die inzwischen bald 700 Berichte sind von unschätzbarem Wert für mich persönlich und genau deshalb plane ich, sämtliche markanten Touren weiterhin auf diese Weise zu dokumentieren. Nicht immer gelingt's mir mehr, die Blogs zeitlich in unmittelbarer Folge an die Touren zu finalisieren, oft harren die subito getippten Notizen einige Zeit ihrer Perfektionierung. C'est la vie, kann man da nur sagen - wer tagesaktuell an Eindrücken und Tourentipps interessiert ist, lade ich gerne ein, meinem Account auf Instagram zu folgen. 

Montag, 4. Januar 2021

Jahresrückblick 2020

Wieder einmal ist es Zeit, über das abgelaufene Bergjahr zu bilanzieren. Ein aufgrund vom Coronavirus sicherlich sehr spezielles Annum liegt hinter uns - wobei es sich auf unsere Bergaktivitäten zum Glück nur in moderatem Rahmen ausgewirkt hat. Ja, die Berge sind (viren)frei, die Schweizer Politik hat zum Glück nie Ausgangssperren verhängt und somit konnten wir uns trotzdem sehr oft -  natürlich unter Würdigung der Empfehlungen zu Abstand und Risikominimierung - an der frischen Luft betätigen. 

Sportklettern

Auch im 2020 wurde im Klettergarten motiviert angegriffen, so dass ich mir zum Jahresende 144 neue Touren >=7a  auf die Tickliste schreiben kann. Das sind deutlich weniger als die 178 im 2019, was aber auch ein wenig mit dem coronabedingten Ausfall des Ostertrips und der herbstlichen Kalymnosreise zu tun hat. In fremden Soft-Grade-Gefilden steigt nämlich der Counter schon noch einiges schneller als hierzulande, wo in den gängigen Gebieten die Low-Hanging-Fruit schon etwas abgegrast sind. Sportklettertrips konnten wir im 2020 nur relativ wenige unternehmen, nämlich ins Val Pennavaire, nach Briançon und Arco. Trotzdem, 9x 8a/+, 21x 7c/+, 46 7b/+ und 68x 7a/+ ist die Ausbeute - wenn man zum Vorjahr vergleicht, ist der "Verlust" vor allem im unteren Bereich bis und mit 7b entstanden, eben aus dem bereits erwähnten Grund. Auch eine persönlich ganz schwierige Route im >=8b-Bereich ist mir im 2020 nicht gelungen, jedoch habe ich auch keine projektiert. Das würde halt die Bereitschaft erfordern, immer wieder an denselben Spot zu reisen, wofür dann entsprechende Mitstreiter motiviert werden müssen - da ging ich lieber mit dem Flow (der Familie) und fokussierte auf etwas schneller machbare Projekte. Jeder Durchstieg und die vielen Sessions am Fels, fast ausschliesslich mit der Familie, haben mir aber enorm viel Freude bereitet - so darf und soll es weitergehen, ich bzw. wir sind weiterhin motiviert, um am persönlichen Limit zu moven.

Larina zieht Petit Tom (7a) im Gebiet La Bruza in den französischen Alpen onsight - bravo!

Wettkämpfe

Das ist sicherlich der Bereich, in welchem wir aufgrund von Corona die grössten Abstriche machen mussten, lief doch ab dem März 2020 fast gar nichts mehr in diesem Bereich. Bis dahin konnte ich persönlich immerhin noch 4x an Boulderwettkämpfen teilnehmen (Shortcut, Sparta Fight, Bimano Bärecöp, Boulderei) und 3x aufs Podest steigen :-) Nach einer langen Abstinenz konnten wenigstens die Kids im Spätsommer noch am Tout à Bloc, dem NWS-Regiocup, im O'Bloc und an der Boulder-SM antreten, danach wurde aber auch wieder der ganze Kalender zusammengestrichen. Immerhin konnten die beiden auch noch 7 Podestplätze sichern, womit wir für Team Dettling bei einer Ausbeute von 10 Top-3-Plätzen in total 15 Teilnahmen sind - pretty good! Wir sind gespannt, wie es im 2021 weitergeht... wobei ich befürchte, dass die Events für die Erwachsenen im Gedränge der jeweils pumpenvollen Boulderhallen wohl noch auf längere Frist nicht stattfinden werden (wenn je überhaupt wieder?!?). Nun ja, während 30 Jahren im Klettersport habe ich nie an einem Wettkampf teilgenommen und natürlich weiss ich mich ganz gut auch anderweitig zu betätigen - trotzdem vermisse ich diese Anlässe und wenn es je wieder soweit sein sollte, dann trete ich wieder an. Ich hoffe, dass wenigstens die Wettkämpfe für die Kids im 2021 wieder durchgeführt werden. Larina muss sich nun (obwohl erst gerade 11 geworden) bereits in der U14 und damit auf sehr hohem Niveau beweisen. Jerome ist nun auf Stufe U12 und damit erstmals für die Teilnahme an den nationalen Wettkämpfen berechtigt.

Ein Bild vom letzten Finalboulder an meinem letzten Wettkampf... für wie lange wohl?!?

MSL

MSL-Klettern ist etwas, was wir in den Alpen hervorragend tun können und es gibt noch so viele Projekte zu realisieren. Im 2020 war ich fast übers ganze Jahr aktiv: der Startschuss im Februar mit einem Weekend im Val Onsernone (1,2), der Endpunkt erst kurz vor Weihnachten an der Föhnmauer. Das ergibt ein total von 40 MSL-Touren mit unglaublich vielen Highlights. Zuvorderst zu erwähnen ist die Gletschersinfonie am Wellhorn - jahrelang habe ich auf den richtigen Moment gewartet und wie erträumt ist mir eine perfekte Begehung gelungen. Sportlich am wertvollsten war sicher die erste Team-Onsight/Flash-Begehung vom 11. Gebot an den Wendenstöcken, wobei hier die Blumen in erster Linie meinem Seilpartner Daniel gehören. Ebenfalls in die Rubrik "very memorable" gehören sicherlich auch Gonzen/Plattänani, Schöllenen/Inox, Graue Wand/Toggel, Feldschijen/Sännetuntschi (Blog folgt) und Wendenstöcke/Paco. Unglaubliche 18 der 40 MSL-Routen habe ich mit einem unserer Kids geklettert. Insbesondere mit Larina ist da eine ziemlich schlagkräftige Seilschaft entstanden. Obwohl ich immer sehr darauf Acht gebe, dass sie keinesfalls überfordert ist, möglichst alles freiklettern kann und das Gesamtprogramm für sie im angenehm bewältigbaren Rahmen liegt, liegen inzwischen einfach richtig gute Touren drin: unvergessen unsere Grimsel-Trips mit Siebenschläfer, Herrenpartie und Sagittarius, die Suworov in der Schöllenen, Nolens Volens am Gross Bielenhorn und die Marmotta Impazzitta am Tour Termier. Trotz all den vielen Aktivitäten, meine Wunschliste an MSL ist im 2020 prozentual nur unmerklich geschrumpft... also let's go, auch im 2021!

Lange darauf gewartet, schliesslich perfekt erwischt: Wellhorn, Gletschersinfonie (25 SL, 6c+).

Bohren

Coronabedingter Fokus auf lokale Gebiete anstatt weit herumreisen, das heisst umso mehr, dass die Bohrmaschine häufig zum Einsatz kam. Im 2020 zum Abschluss gebracht werden konnten einerseits die Dure à Cuire (7b) am Klein Mythen mit der Rotpunktbegehung und die Maverik (7a) am Zervreilahorn mit der Publikation des Topos, obwohl alle Bolts in diesen Touren bereits im 2019 gesetzt wurden. Auch noch etwas im Rückstand bin ich mit der Holy Smoke (7a) am Zervreilahorn: im Juli hatte ich diese supercoole Semi-Trad-Linie mit Viktor und Larina in 1 Tag erstbegangen, ein paar Wochen später gelang uns dann auch die durchgehende RP-Begehung. Fehlen also noch Topo und Bericht. Die kommen, spätestens auf nächste Saison, versprochen! Im goldenen November gelang mit Daniel ein Handstreich an den Churfirsten: am Frümsel konnten wir die spektakulär steile, abwechslungsreiche Linie der Pro Specie Rara (7a+) auch in nur 1 Tag einrichten. Das ist aber noch längst nicht alles: 2x besuchten wir unser Lanciamira-Bigwall-Projekt im Rätikon und schafften 5 neue Seillängen. Somit sind nun 16 Sequenzen eingerichtet und es fehlt nurmehr wenig bis zum Gipfel. Im 2021 sollte es nun klappen, wir sind positiver Dinge. Auf weiteren, noch nicht ganz so spruchreifen MSL-Projekten konnte ich zusätzliche 7 Längen erstbegehen und bin gespannt wie ein Flitzebogen auf deren Fortsetzung. Auch im Klettergarten habe ich dann und wann Hand angelegt. Komplettiert habe ich 8 Projekte im 1-SL-Bereich, diverse weitere sind sich noch in Arbeit befindliche Knacknüsse. Ein paar weitere Hinweise gibt's für den Moment in dieser Liste, mehr dann vielleicht später. Ein wichtiger Hinweis noch, der passt auch gut dahin: im Blueprint-Projekt auf der Ibergeregg (rechts von Geduldig & Stark, 8a) habe ich meine persönlichen Ambitionen aufgegeben, es ist frei für jedermann zum Probieren. Die Schwierigkeiten sind hoch und definitiv jenseits des für mich möglichen (>8b, time will tell...).

Bei der Erstbegehung unserer Semi-Trad-Linie Holy Smoke (7a) am Zervreilahorn.

Eisklettern, Nordwände und Bergsteigen

Null, nada, nichts gibt's in dieser Rubrik. Zum Eisklettern waren die Bedingungen äusserst bescheiden, in tieferen Lagen und in der Nähe stellten sich nie brauchbare Verhältnisse ein und weiter weg war es jetzt auch nicht so, dass manch ein Klassiker mit Top-Konditionen glänzte. Dass ich nie zum Bergsteigen kam, hat diverse Gründe: das Coronavirus spielt sicher eine Rolle, wer wollte in einer Zeit, wo die Behörden zur Zurückhaltung aufriefen ins Ungewisse aufbrechen und möglicherweise die Rettung in Anspruch nehmen müssen?!? Ebenso hatte ich auf die Nutzung von Hütten und Bergbahnen keinen Mumm und das auch absolut nie gemacht. Aber das ist nur die eine Seite: Bergsteigen ist halt auch nicht wirklich familientauglich. An den Fels kommen alle begeistert mit, ins Hochgebirge müsste ich alleine gehen, der Zeitaufwand ist hoch und so wichtig ist es mir nun auch wieder nicht... so steht dann eben eine Null auf dem Konto. Macht ja nichts, vielleicht ändert es sich in Zukunft wieder.

Naja, eigentlich auch Bergsteigen... bei der alpinen Skitour auf die Schächentaler Windgällen (2764m).

Skitouren

Nicht nur zum Eisklettern war der Winter 19/20 in den Voralpen zum Vergessen, es lag auch fast nie Schhnee vor der Haustür und so kam ich gerade mal auf 2 bescheidene Touren im Züri Oberland und auch dies nur bei absolut marginalen Bedingungen. Kompensiert wurden und werden (?) wir im Winter 20/21. Ab Anfang Dezember lag die weisse Pracht in unserer Gegend, und die Kombination von Home Office mit Schnee vor der Türe ist durchaus eine positiv zu wertende Seite dieser Pandemie. So kam ich schlussendlich im Kalenderjahr 2020 doch auf 30 Touren, wobei der Dezember mit 15 Outings einfach genial war! Unter dem Strich einfach ein lässiger Mix von kleineren Voralpen-Touren und grösseren Unternehmungen. Ich konnte 17 noch nie besuchte Gipfel erreichen, andere das erste Mal mit Ski oder zumindest auf neuen Routen angehen, so dass doch immer für spannende Abenteuer gesorgt ist. Die Highlight-Tour war sicherlich der alpine Aufstieg zur Schächentaler Windgällen mit der Abfahrt durch die dolomitisch anmutende Nordschlucht. Ebenso aussergewöhnlich ist die erste September-Skitour meiner Karriere auf den Amdener Gulmen, dies notabene bei wirklich lohnenden Verhältnissen. Nun fehlt mir nur noch der August als Skitouren-Monat :-)

Immer auf der Suche nach einer guten Linie... auf Voralpen-Tour in meiner Heimat.

So, das wäre es für den Rückblick auf das Jahr 2020. Ich bin dankbar um die vielen tollen Bergerlebnisse, die Begleitung durch Familie und Kameraden, dass wir von gesundheitlichen Sorgen, Unfällen, Verletzungen und sonstigen Zwischenfällen frei blieben. Möge es so weitergehen im 2021 - der Auftakt mit einem kalten, aber tollen Bouldertag am Fels und einer unerwartet sehr lohnenden Skitour auf die Guscha ist jedenfalls bereits geglückt :-)