Erneut stand uns ein Traumsamstag bevor, der zum Skitouren lockte. In Bezug auf den Schnee tönten die Verhältnisse nicht mehr ganz so vielversprechend wie eine Woche davor. Erst hatte der Wind Schnee verfrachtet, dann wurde eine ungünstige Oberfläche eingeschneit, bevor es Regen bis weit hinauf gab. Aber immerhin, zuletzt gab's noch eine Ladung fluffigen Pulverschnee bis in tiefe Lagen. Lawinenstufe 3 war die Konsequenz von diesem Auf und Ab, somit stellte sich die Frage nach der Konstruktion einer lohnenden Tour. Ein familienbedingt später Aufbruch und der Wunsch nach Exklusivität mit First-Line-Garantie definierten dazu Rahmenbedingungen, welche die Planung nicht einfacher machten.
Panoramablick vom Ochsenchopf über Glärnisch und Silberen bis zu den Hinteren Gräten. |
Ich entschied mich schliesslich, in Hinter Richisau zu starten und im Gebiet der Schwialp zu touren. Dieses ist ziemlich weitläufig, da würden sich bestimmt ein paar noch unbefahrene Hänge finden lassen. Dank den tiefen Temperaturen konnte man auch in den südlich-sonnigen Expositionen auf guten Schnee zählen, das war ein weiteres Argument meiner Zielauswahl. Auf einen bestimmten Gipfel war ich hingegen weniger fokussiert, da ich mehr oder weniger sämtliche zur Verfügung stehenden Ziele bereits früher besucht hatte - das kann aber auch ein Vorteil sein, weil der Fokus mehr auf den optimalen Skihängen liegen kann.
Das streifende Auge erkennt hier gewisse Hänge, deren Befahrung zum Imperativ wird. |
Davon machte ich im Gebiet der Ober Schwialp dann Gebrauch. Ich lief erst 2x ins "nichts", sprich einen super attraktiven Hang am Fuss der Hinteren Gräte hinauf. Einfach nur, um ihn Anspuren und als erster befahren zu können. Mehr gab's da an diesem Tag nicht zu holen... bei idealen Verhältnissen könnten aber einige der Couloirs auch bis zur Gratlinie hinauf machbar sein - nächstes Mal dann vielleicht. Jedenfalls gelang es mir, die Landschaft wunschgemäss zu verzieren. Die Verhältnisse waren perfekt, der locker-leichte Pulver lag auf einem (vom Regen) kompakten Untergrund. Die propagierte Lawinenstufe 3 (die formell erst ab einer Höhe von 2000m galt) war vor Ort nicht zutreffend, die Verhältnisse waren als sehr sicher einzustufen.
Toller Hang am Fuss des Wänifirst. Wer die Spur sehen will, muss wohl auf die volle Auflösung gehen. |
Als nächstes peilte ich den Gipfel von P.1881 am Wannengrat, der mir schon vor 3 Jahren eine prima Abfahrt beschert hatte. Als ich den Kulminationspunkt erreicht hatte, entschied ich mich jedoch spontan, das Wannenstöckli (1989m) aufzusuchen. Dessen Südhänge böten an diesem Tag auch den erwünschten Skigenuss. Das hiess, erst nochmals 60hm dem Grat entlang zu vernichten, bevor der W-Gipfel zügig erreicht war. Hierher hatte ich nur im Rahmen der Wägital-Rundtour vor 13 Jahren meinen Fuss gesetzt, somit war das zumindest skifahrerisch Neuland. Auch auf meiner dritten Abfahrt hinunter nach Schartli konnte ich die gewünschte First Line ziehen.
Bei der Alphütte von Schartli, viertes Mal Felle aufziehen bei angenehmen Bedingungen. |
Der Preis dafür hiess es, ein viertes Mal die Felle aufzuziehen. Es wartete der letzte Aufstieg zum Brüschbüchel (1817m). Hier waren im Verlauf des Tages schon einige Tourengänger aufgestiegen, so dass ich für die First Line ein wenig Kreativität anwenden musste. Nun, extreme Innovativität war nicht gefragt, an den etwas steileren Nordhang hatte sich noch niemand gewagt. Auf 1670m wechselte ich dann hingegen in den Südhang, um direkt über den Burstrain abzufahren. Auch da war noch niemand durch, bis auf 1330m fährt man da, bevor es 150hm zu Fuss dem Wanderweg entlang durch den Wald abzusteigen gilt - dieses Stück ist nicht mit den Ski fahrbar und der Fussabstieg macht nur Sinn, wenn es nicht zu viel Schnee hat. Zuletzt kamen die Bretter nochmals kurz an die Füsse, bald war Hinter Richisau erreicht. Ohne grosse Erwartungen war ich losgezogen, 1800hm mit viel Spurarbeit und stets der First Line in der Abfahrt bei genialen Bedingungen waren es geworden - fantastico!
Nochmals ein Panoramablick zum Mutteristock (wo an diesem Tag unzählige Tourengänger unterwegs waren), dem steilen und kaum mit Ski begehbaren Ochsenchopf, dem Klöntalersee mit der eindrücklichen Glärnisch-Nordwand und zum Bös Fulen, der mir auch schon ein tolles Nordwandabenteuer beschert hatte. |
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