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Montag, 1. Mai 2017

Ueli Steck (1976-2017)

Beim Zmorge als Auftakt zu einem wunderschönen Klettertag im Jura erreicht uns die bestürzende Nachricht, dass Ueli Steck bei den Vorbereitungen auf die geplante Everest-Lhotse-Traverse offenbar am Nuptse tödlich abgestürzt ist. Es zieht mir den Boden unter den Füssen weg, die Gedanken kreisen den ganzen Tag ob diesem traurigen Geschehen. Soweit bisher bekannt ist, passierte der Unfall ja weder in besonders grosser Höhe, noch in sehr schwierigem Gelände. Wie wenig es manchmal braucht: sei es eine kleine Unachtsamkeit, ein fallender Stein, ein im falschen Moment brechendes Steigeisen oder eine zur Unzeit versagende Pickelhaue.


Mit seinen Leistungen, seiner Akribie in der Vorbereitung und seiner enormen Motivation war mir Ueli eine grosse Inspiration. Nicht nur das, er war ein Wegbereiter für eine neue Art des Bergsteigens, welche ohne viel Ballast auskommt. Und er war jederzeit bereit, bisherige Konzepte und Denkweisen zu Gunsten von einem moderneren und besseren Ansatz zu verwerfen. Das gefiel mir, ebenso wie seine Vorträge, an welchen man seine Begeisterung förmlich spüren konnte. Ein paar Mal habe ich ihn auch am Fels getroffen, mit ihm sogar einmal das Projekt geteilt. Da war er einer von uns - keiner, der aufgrund von seinem Status eine Sonderbehandlung oder Vortritt eingefordert hätte. Im Gegenteil sogar. Ebensowenig war er sich zu schade, Amateure wie mich bei einem Versuch anzufeuern oder über die richtige Beta zu diskutieren. Und vor allem, er gab sich auch keine Blösse dabei, wenn er eine Stelle schlechter als ein Weekend-Punter lösen konnte. Das hat mich fast am meisten beeindruckt.


Während ihn nach meiner Auffassung fast alle aus der Bergszene auf diese Art und Weise kannten und schätzten, wurde er von der breiten Öffentlichkeit nicht richtig verstanden. Die Vielzahl an absolut beschämenden und verletzenden Kommentaren in den Mainstream-Medien schmerzt mich gleich nochmals. Wie kann man so über einen Menschen urteilen, den man nicht gekannt hat?!? War es, weil er für viele der Spiegel der eigenen Mutlosigkeit war - derjenige, der aufgezeigt hat, was alles drin läge, wenn man die Courage hätte, Konventionen zu brechen, den eigenen Träumen zu folgen und mit Motivation für das zu Arbeiten, wovon man träumt?!? Machs guet, Ueli, wo auch immer du jetzt bist!

Die Bilder sind von meinem Ausflug in die Everest-Region anno 2006.

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für die schönen Zeilen - du sprichst mir aus der Seele!

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  2. Du hast es auch meiner Einschätzung nach gut getroffen Ueli zu beschreiben. Ich habe Ueli beim Abstieg von der Ama Dablan nur 1x in den Bergen getroffen...aber mich mit ihm an diversen Vorträgen unterhalten können. Ich teile Deine Einschätzung vollumfänglich. Er hat sich auch für uns "Normalos" interessiert und er hat sich stets bescheiden geäussert.

    Namasté Ueli
    René

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