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Dienstag, 31. August 2021

Alpawand - Wassersymphonie (6c+)

Verrückte Sache eigentlich: zwar konnte ich schon einen hohe, dreistellige Zahl an MSL-Routen klettern, doch in unserem Nachbarland Österreich sind es kaum eine Hand voll, obwohl es da ein äusserst reichhaltiges Angebot gibt. Auf die Initiative von Tobias hin sollte diesem Zustand begegnet werden. Einen Ausflug zur Alpawand in der Gegend von Lofer schlug er vor - nicht gerade in unmittelbarer Umgebung von meinem Zuhause. Aber mit einem Angebot zum Mitfahren schien es mir dann doch zu attraktiv, diese Gelegenheit auszuschlagen. Einerseits, um eine mir noch komplett unbekannte Gegend zu entdecken, aber vor allem auch um die weitherum als eine der schönsten Routen gerühmte und schon mehrere Hundert Male wiederholte Wassersymphonie zu geniessen.

Die stolze, nördlich ausgerichtete Alpawand mit dem ungefähren Verlauf der Wassersymphonie.

Unsere Tour begann mit einer ziemlich langen Anreise am Vorabend. Immerhin, wir hatten uns schon eine Weile nicht mehr gesehen und waren schon länger nicht mehr auf einer gemeinsamen Tour. So gab es viel zu erzählen und die Zeit verging wie im Flug. Ziemlich unerwartet stellte sich dann noch ein Hindernis in den Weg - der Grenzübergang von Deutschland nach Österreich. Im Sommer 2021 habe ich ja schon öfters innereuropäische Grenzen überquert, angehalten worden war ich bis dato kein einziges Mal. Doch tatsächlich, hier wurden wir von einem Grenzer mit geharnischten Blicken empfangen und mit kritischen Fragen eingedeckt. Mit dem Kommentar, dass wir "wie Einbrecher unterwegs" wären "ein Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung in Österreich" darstellen, wurden wir aber schliesslich doch ins Land gelassen... :-o Verrückte Sache, doch nix dergleichen: wir kehrten sogar noch in einer Pizzeria ein und zahlten brav unsere Zeche inklusive Trinkgeld, bevor wir uns diskret aufs Ohr legten, strategisch günstig positioniert für die Tour am Folgetag. 

Am Ausgangspunkt, die Parkplätze gesperrt und bei der Strasse der Hinweis auf Hochwasserschäden.

Diese Schäden waren tatsächlich massiv, waren aber bereits wieder komplett behoben worden.

Diese Begann mit früher Tagwache, was aber nicht schadet: beim Ausgangspunkt (ca. 640m) zwischen Lofer und Unken sind zumindest derzeit nur relativ wenige Parkplätze (ca. 5) verfügbar, da wegen den massiven Hochwasserschäden von 2021 noch gebaut wird. Die Strasse Richtung Alpawand war aber zum Zeitpunkt unserer Tour bereits wieder komplett renoviert. Nach einem Müesli und einem Kaffee brachen wir um 6.20 Uhr schliesslich auf. Per E-Bike ging es über die breite, aber steile Naturstrasse (ohne Motor müsste man sehr heftig in die Pedale treten) in ~20 Minuten die 400hm zum Bikedepot hinauf. Von dort sind es noch ca. 80-100hm auf dem Alpasteig bis zum eher unscheinbaren Abzweig des Fusspfades zum Einstieg (Rucksackdepot). Der Pfad selber ist dann gut ausgeprägt und problemlos zu verfolgen, zudem sind die Beschreibungen in der Literatur zahlreich und stimmig. Es geht schliesslich zum Wandfuss hinauf und diesem entlang in Auf und Ab mit 2 Fixseilpassagen zum Einstieg hinüber. Aufgrund der Wandbilder ist dieser zwischen 2 hellen Flecken grob zu lokalisieren, für die Feinortung helfen die angeklebten, kleinen Metallplaketten. Nach ziemlich genau 1:00 Stunde nach Aufbruch waren wir am Einstieg (Aufschirren am Rucksackdepot inklusive). Nach dem Vorbereiten der Seile und dem Schuhwechsel stiegen wir um 7.30 Uhr ein.

Kurze Fixseilpassage im Zustieg

Die Routen sind alle mit Metallplakette beschriftet, diese ist jedoch eher klein und unscheinbar.

L1, 40m, 6c: Die steile, abweisend wirkende Wand erheischt Respekt - zum Glück gibt's die ersten Meter noch geschenkt. Nach ein wenig Vorgeplänkel stellt sich dann aber bald einmal die schwierig zu lesende Crux in den Weg, mit steiler Wandkletterei an Seit- und Untergriffen sowie ein paar Leisten. Der Fels hier zwar fest, aber doch ziemlich belagig, zusammen mit der vorherrschenden Feuchte und noch klammen Händen ergab das nicht optimalen Grip. Doch mit der nötigen Geduld wurde diese erste Herausforderung in sauberem Stil gemeistert. Blieb noch der komplett durchnässte Schluss der Seillänge... hier ging es nicht (mehr), ohne im nassen Fels zu greifen und zu treten. An sich wäre diese Sektion nicht so schwierig, weshalb auch die Hakenabstände etwas grösser sind... aber es ging dann schon.

In L1 (6c) geht's bald steil und etwas unübersichtlich zur Sache!

Grasig, nass oder belagig - your choice! Der obere Teil von L1 (6c) etwas alpin - macht aber Spass!

L2, 30m, 4c: Nachdem die erste Seillänge Zeit und Kraft gekostet hatte, geht es hier umso müheloser. Sehr schöne Plattenkletterei in stark strukturiertem Fels, die auch komplett trocken war.

L3, 40m, 5c: Ebenfalls eine sehr schöne Seillänge mit Auftakt mitten durch die plattige Wand. Doch dank der super rauen Struktur klettert sich das alles sehr genussvoll und unschwierig. Später dann entlang von einer Verschneidung, welche sich dank der vielen Struktur auch sehr mühelos klettert.

Beschwingtes und genussvolles Steigen in L3 (5c).

L4, 20m, 4a: Kurze und etwas grasige Überführungslänge zum Steilriegel hinauf - Achtung, unmittelbar rechts verläuft die 'Best of Genuss'. Doch trotz des etwas grünen Anstrichs klettert man auch hier auf bestem Fels.

L5, 25m, 6b: Die nächste Herausforderung - nicht nur klettertechnisch, sondern auch was die Bedingungen antrifft. Der kurze Rissüberhang zu Beginn stellt einen durchaus gesuchten Routenverlauf dar (wäre links deutlich einfacher zu haben!) und ist wie man allethalben lesen kann, oft nass. So trafen wir diese Passage denn auch an. Doch nachdem die Risskante so richtig scharf und griffig ist, kann man seine Kraft trotzdem einsetzen - dies war auch nötig, um die Füsse mit entsprechend Gegendruck auf die schleimige Unterlage zu pressen. Der Ausstieg aus dieser Passage erfordert dann kurz etwas Übersicht und Reserven im Tank, bevor es über eine super zerfressene, breite Wasserrunse hinauf zum nächsten Stand geht.

Der Kletterer hier in L4 (4a), unmittelbar links von seinem Kopf der nass-schwarze Rissüberhang von L5 (6b). In der Folge führt die Route in ziemlich gerader Linie durch die kompakten Wandpartien oberhalb der rechten Schulter von Tobias.

Grosser, frischer Felsausbruch links vom Stand von L3, im Zuge der Starkregenfälle im Sommer 2021.

L6, 30m, 5c: Mitten durch die steile Wand und nicht etwa entlang der flankierenden Risse und Verschneidungen geht es hoch. Doch auch hier ist das Gestein dermassen gut strukturiert, dass sich das im läppischen Grad 5c abspielt - genial! Erst am Ende kommt man den Strukturen näher und nutzt sie auch teilweise.

L7, 30m, 6c+: Klettertechnisch wartet hier in Bezug auf die Schwierigkeit die Hauptherausforderung und mit all der Vorinformation aus den zahlreichen Topos und dem visuellen Eindruck ist ziemlich klar, was einen erwartet. Nach kurzem, griffigem Zustieg folgt eine betont senkrechte Passage, wo das Gestein für einmal nicht mit üppiger Struktur brilliert und man mit einigen Piazmoves an seichten Schlitzen operieren muss. All dem Vorwissen zum Trotz, mit welcher Hand man beginnt, wie hoch die Füsse optimalerweise platziert werden und welche Körperposition effizient Fortschritt ohne Abschmieren verspricht, bleibt nach wie vor der Intuition des Kletterers überlassen. Nach ein paar Moves hat man unverhofft eine veritable Kelle in der Hand und erreicht mit ein paar weiteren, brenzligen Zügen endgültig einfacheres Gelände, in welchem man steil und griffig zum Stand klettert.

Blick auf die Cruxsequenz der Route am Anfang von L7 (6c+).

Rückblick auf die sehr schöne Kletterei im oberen Teil von L7 (6c+).

L8, 40m, 6b: Der Blick nach oben vom Stand sah nicht so erbaulich aus, weswegen ich gleich nochmals mit dem Vorstieg zum Zug kam. Problem war nämlich, dass nach der initialen Rampe nach rechts hinauf eine komplett durchnässte Zone mit der klettertechnischen Crux passiert werden musste. Diese war tatsächlich nicht einfach zu haben! Offenbar drückt es hier oft raus, so dass der Fels einen glitschigen Algenbelag aufweist, noch dazu sind ein paar entscheidende Griffe für einmal eher sloprig anstatt positiv und scharf... nach einigem Tüfteln konnte ich schliesslich eine Lösung identifizieren, welche sich trotzdem kontrolliert klettern liess. Auch die Fortsetzung der Seillänge entlang von Rissen und Schuppen war teils feucht - doch dank weniger Aquaplaning und tieferen Schwierigkeiten nicht mehr die gleich grosse Herausforderung.

Für ein paar Meter direkt durch den Schlonz! Challenge in L8 (6b).

L9, 40m, 6a+: Eine sehr schöne Seillänge, eine der besten der Wand - rein optisch würde man kaum glauben, dass der Weg durch die steile Wand oberhalb des Standes wirklich nur 6a+ sei. Doch ich kann mich nur wiederholen, dank der fantastischen Struktur geht's, wobei man hier effektiv für einmal ziemlich kleingriffig operieren muss. Nachher geht's dann rechts um die Ecke und wieder zurück nach links, nicht mehr ganz so steil und weiter mit unglaublich strukturiertem Fels.

Selbst auf den Fotos sieht das Gestein nicht so griff-adhärent aus, wie es ist - hier in L9 (6a+)!

L10, 25m, 4c: Im Gesamtkontext ein kurzes Überführungsstück an den nächsten Steilriegel, aber das wird der Sache nicht gerecht! Unglaublich vom Wasser zerfressenes Gestein machen diese Passage einmalig! Dem Mathematiker kommt der Gedanke, wie gross wohl die einem Fraktal gleichende Oberfläche eines 1x1m-Quadrats hier wäre?!? Vielleicht wäre das ja eine Masszahl für die Kletterfreundlichkeit eines Gesteins...

Unglaublich zerfressen ist der Fels am Ende von L10 (4c) - genial zu beklettern!

L11, 40m, 6a+: Hier geht's wieder mehr zur Sache - steil hinauf und an einem kleinen Überhang will mit einem weiten Zug eine Schuppe ergriffen werden, um sich in der Wand darob zu etablieren. Dort weiter in homogener, stets anregender Kletterei. Eine Passage mit einer markanten Schuppe erfordert nochmals etwas Nachdenken, wie man sie am besten passieren kann. Zuletzt etwas einfacher aber sehr genussreich zum Stand.

Beweglichkeit und ein paar kräftige Züge sind in L11 (6a+) gefragt...

L12, 40m, 5c: Ein grosser Quergang, der viel Ambiente gibt! Etwas unbedarft hat man zwar den Eindruck, dass eine Routenführung gerade hinauf gut möglich und vielleicht logischer gewesen wäre - die Erstbegeher haben diese Möglichkeit denn auch später in ihre 'Best of Genuss' eingebaut, welche man im Quergang kreuzt (Metallplakette mit Wegweiser vorhanden, Verhauergefahr daher eliminiert). Der Quergang an sich (erst rüber, dann rauf, dann rüber) zum von weither sichtbaren Stand bietet nicht die grossen Schwierigkeiten und war trotz einigen Rinnsalen und ein paar Grasbüscheln genussreich zu klettern.

Die Wand fast wie ein Gemälde - im Bild der grosse Quergang von L12 (5c).

L13, 40m, 5c+: Eine unglaubliche Seillänge! Der von Stand 12 unscheinbare dunkle Streifen in der glatten Wand rechts der klassischen (und nassen) Verschneidung entpuppt sich als stark vom Wasser zerfressene Runse. Mit eleganter Kletterei gewinnt man hier an Höhe, das ist echt wie gemacht für die Kletterei - kaum zu glauben, in solch steilem und wenig grobstrukturiertem Gelände so einfach steigen zu können. In der zweiten Hälfte der Seillänge klettert man dann teils in der (dort nun trockenen) Verschneidung selber, wohl auch weil in dieser eine klassische Route verläuft, sind die Hakenabstände für einmal grösser wie üblich. Zuletzt wieder rechts in die etwas grasige Wand hinaus zu Stand.

Auch hier in L13: wie schwierig ist das? Kaum zu glauben, dass es so gut geht und nur 5c+ ist!

L14, 35m, 6a+: Abschlussbouquet mit einer nochmals tollen Seillänge, die gleich zu Beginn mit einem steilen Wulst aufwartet. Ein paar Seitgriffe erlauben es, die nötige Höhe zu gewinnen, der Mantle ins plattige Gelände dünkte mich fast die heikelste Sache. Die folgenden Platten nun nicht mehr ganz so vom Wasser zerfressen, sondern etwas mehr glatt und geschlossen, so wie man den Nordwandkalk aus vielen anderen Wänden kennt. Und man merkt gleich, wie schwierig die Sache wäre wenn... Doch zum Glück gibt's hier noch eine Leiste und da einen kleinen Absatz und so geht auch diese letzte Challenge in sauberer Manier von der Hand.

Nochmals zupacken heisst es am Wulst zu Beginn von L14 (6a+).

Hier am Ende von L14 (6a+) ist das Gestein deutlich glatter, da sieht man wie es wäre wenn...

L15, 30m, 4a: Wir frotzeln, dass die Erschliesser hier wohl schon müden waren und die Lust verloren hatten?!? Es wäre nämlich durchaus denkbar, den Plattenschild der Abbruchkante entlang noch weiter Richtung Gipfel hinauf zu verfolgen. Aber nein, die Route quert über eine Rampe in eher klassischem Alpingelände nach links hinaus zur Wandkante - der Stand dort an Latschen selber einzurichten.

Die letzten Meter in L15 (4a), hier nahmen die Erschliesser den easy exit aus der Wand.

Um rund 13.00 Uhr und damit nach 5:30 Stunden Kletterei hatten wir es geschafft! Wie erhofft war mir eine komplette Onsight-Begehung gelungen, wobei es die Bedingungen stellenweise nicht so einfach gemacht hatten. Im Überschwang erhoffte ich mir, nicht nur einen Rotpunkt, sondern auch noch einen Gipfelpunkt zu ergattern, da die Alpawand ja schliesslich mit der Höhenquote 1671m in der Literatur aufgeführt ist. Also aufwärts durch die Latschengasse in Richtung des höchsten Punkts. Nach ein paar Minuten erreichten wir den Ausstieg der Route 'Im Nest des Geiers' (Wandbuch, dasjenige am Ausstieg der Wassersymphonie existiert leider nicht mehr). Dies stellte den logischen Endpunkt unseres Aufstiegs dar und bestimmt die Position der Höhenquote. Der Kamm zieht sich aber mit (mehr) Auf und (weniger) Ab noch über eine lange Strecke hin und ist komplett von Föhren überwuchert, einen eigentlich Gipfel gibt es hier nicht.

Am Gipfel der Alpawand (1671m).

Also ging es wieder auf gleichem Weg zurück zum Ende der Wassersymphonie und dem deponierten Material. Ab hier durch kurz durch eine Latschengasse, wenig später trifft man auf offeneres, leicht bewaldetes Gelände. Eine ausführliche Beschreibung des Abstiegs erübrigt sich - Worte dazu findet man in der Literatur genügend, wobei diese nicht zwingend nötig sind. Eine Pfadspur ist meist gut sichtbar, auch wenn sie doch abschnittweise erstaunlich schwach ausgetreten ist, weiter gibt's rote und gelbe Farbmarkierung an Bäumen und Steinen sowie von der Bergrettung angebrachte Reflektoren. Ab der Alpaalm dann über den Steig zum Rucksackdepot, weiter zu den Rädern und in rasanter Fahrt zurück zum Auto, wo wir um 14.45 Uhr (inklusive Gipfelaufstieg und gemütlicher Rast da) eintrafen. Es wartete noch der lange Weg nach Hause aber nach einer solch tollen Tour nimmt man diese Pflicht gerne in Kauf.   

Facts

Alpawand - Wassersymphonie 6c+ (6a+ obl.) - 15 SL, 500m - Brüderl/Amann 1998 - ****;xxxx
Material: mind. 1x40m-Seil (reicht!), 15 Express, Cams/Keile nicht nötig

Plaisirroute in etwas alpinem Ambiente mit anhaltender Kletterei im Bereich 5c/6a, ein paar kurzen 6a+/6b-Intermezzi mit zwei schwierigeren Einzelstellen im 6c/+ Bereich. Die Wand ist sehr imposant und das wasserzerfressene Gestein sehr aussergewöhnlich und bestens für die Kletterei geeignet - eine Tour in dieser Wand muss man einfach einmal gemacht haben. Negativ bemerken kann/muss man, dass das Ambiente teils etwas grasig ist, Wand/Route sehr anfällig auf Feuchtigkeit und der Fels teils auch belagig ist - was umso mehr stört, wenn man bei nicht einwandfrei trockenen Verhältnissen anrückt. Dies ist, wie man allenthalben lesen kann, für den Genussfaktor wirklich unbedingt zu empfehlen und einen warmen Tag zu wählen ist auch sinnvoll. Unsere Begehung war tendenziell auf der frühen Seite, dafür hatten wir Wand und Route für uns alleine, was an den Toptagen sicher nicht der Fall ist. Die Absicherung mit rostfreien Bohrhaken ist sehr gut ausgefallen - dort wo es ganz einfach ist, auch mal ein bisschen weiter aber immer noch völlig im grünen Bereich, auf dem Niveau 6a+ dann top-sportklettermässig, die noch schwierigeren Stellen weisen hallenartige Abstände auf und können A0 begangen werden. Topos gibt es ganz viele, in verschiedenen lokalen Führerwerken und Auswahlbänden, sowie frei auf dem Netz verfügbar - am besten jene von Bergsteigen.com oder bei Thomas Behm.

Freitag, 27. August 2021

Drei Zinnen - Petri Heil (6c+)

Für den letzten Tag unseres MSL-Trips konnten wir uns doch noch früh aus den Betten schälen. Um eine der Touren durch die Nordwände der Zinnen zu klettern ist das auch angezeigt. Nur schon, um den oft üblen Stau an der Mautstelle zu umgehen, aber die Touren sind auch alle lang und weisen einen zeitraubenden Abstieg auf. Zuoberst auf unserer Liste war die erst im 2016 erschlossene 'Petri Heil' an der Westlichen Zinne. Im Gegensatz zur Grossen Zinne war ich auf diese noch nie geklettert, da war noch die Sache mit dem Pfeifhofer-Enchaînement und laut den Berichten im Internet sollte es sich um eine eindrückliche, lohnende und gut abgesicherte Kletterei handeln. Wir wurden denn auch nicht enttäuscht, so kann ich hier von einem fantastischen Bergtag berichten.

Sicht auf die Nordwände der Drei Zinnen mit dem Verlauf der Petri Heil an der Cima Ovest.

Unsere Tour startete um 7.20 Uhr beim grossen Parkplatz am Rifugio Auronzo, zuvor waren wir dort hinauf gekurvt, was das Löhnen einer sündhaft teuren Maut (30 Euro) erfordert. Im Auto hatten wir dann noch einen Kaffee gekocht, ein Müesli gegessen und uns gleich für die Kletterei aufgeschirrt. Es stellte sich dann die Frage, auf welchem Weg man am effizientesten zum Einstieg gelangt. Man kann die Drei Zinnen nämlich sowohl im Uhrzeiger- wie im Gegenuhrzeigersinn umrunden, als dritte (aber sicher ungeeignete) Option gäbe es auch noch die "Abkürzung" via die Scharte zwischen der Westlichen und der Grossen Zinne. Mehr aus "Gewohnheit", den Weg war ich so schon zur Hasse/Brandler gegangen, wählten wir den Weg via Paternsattel (d.h. im Gegenuhrzeigersinn). Mit den ersten Touristen gelangten wir in den Sattel und querten dann am Wandfuss Richtung Westen - noch idealer wäre es, die Querung etwas tiefer auf einer Wegspur im Geröll anzusetzen.

Wenig oberhalb vom Paternsattel, der Wechsel vom Touristen- ins Klettergelände ;-)

Als wir schliesslich unter der Grossen Zinne traversierten, konnte ich meinen Augen kaum glauben. Keine einzige Seilschaft war anwesend, niemand in den Routen engagiert - es blieb auch den ganzen Tag über so! Kein Vergleich zu dem Zirkus, der damals am Tag der Hasse/Brandler (7a+) herrschte, wo die Comici (6b) von über 20 Seilschaften begangen wurde. Ich stellte mir bereits die Frage, ob ich wohl den Wetterbericht komplett falsch interpretiert hatte oder sonst irgendwas nicht stimmen würde... und unsere bereits erfolgte Tourenwahl wurde auch noch einmal auf die Probe gestellt. Wann erhält man schon die Chance, die Comici (6b) bei einwandfreien Bedingungen komplett alleine zu klettern?!? Das ist sonst wahrscheinlich nur der Fall, wenn Ostern auf Weihnachten fällt und es sich um einen 30-Grad-im-Tal-Tag handelt. Oder dann gleich in die ISO 2000 (7a+), deren Linie hier lotrecht in den Himmel pfeift und die einen weiteren Punkt in der Moderne Zeiten Sammelserie versprochen hätte? Am liebsten wäre ich natürlich gleich alle diese Touren aufs Mal geklettert, aber wir mussten uns nun halt für eine einzige entscheiden. Und es schien am vernünftigsten, beim gemachten Plan zu bleiben und für die anderen Touren später einmal zurückzukommen. 

Kathrin auf der Querung unter der Nordwand der Grossen Zinne (der untere, sichtbare Pfad wäre aber besser).

Somit also weiter hinüber zur Westlichen Zinne, wobei nochmals etwas abgestiegen werden muss, im Bereich der Rinne zwischen der Grossen und der Westlichen waren auch noch zwei harte Firnfelder zu überqueren (daher eben besser tiefer queren). Der Einstieg befindet sich ca. 20m westlich der NE-Kante, dies jedoch nicht direkt am Wandfuss, sondern bereits auf der zweiten Etage. Zwei etwa 5-7m hohe Stufen müssen erklettert werden, was etwas weiter im Zentrum der Wand (ca. 50m von der Kante entfernt) deutlich einfacher ist. Nachdem die Grosse Zinne komplett verwaist war, hatten wir hier erst recht niemanden erwartet. Damit lagen wir aber falsch, eine Seilschaft war eben erst in L1 gestartet. Das war nun alles andere als optimal. Wie es sich herausstellte, handelte es sich um einen Südtiroler Bergführer mit einem starken Gast. Somit entschieden wir uns, ihnen zu folgen - was schlussendlich auch problemlos ablief und ausser am Einstieg keine Wartezeiten zur Folge hatten. Der Zustieg hatte uns gerade 1:00 Stunden gekostet - laut Aussage vom Gast dauerte ihr Zustieg im Uhrzeigersinn um die Zinnen gleich lange. Um ca. 8.40 Uhr kletterten wir schliesslich los.

L1, 30m, 6b: Es geht gleich fulminant los mit steiler, leicht überhängender Wandkletterei an einer kleinen Verschneidung - erst in gelbem, dann in rabenschwarzem Fels. Schon manch einer hat hier wohl mit klammen Fingern gekämpft. Wir hatten uns zum Glück warm angezogen, so ging es gut. Diese Länge ist bestens mit BH und NH gesichert, der Stand befindet sich ziemlich rechts in der Rinne/Schlucht.

Um allenfalls überhitzte Finger abzukühlen eignet sich L1 (6b) hervorragend...

L2 & L3, 35m, 4c: Nun folgen zwei kurze und im Gesamtkontext unschwierige Seillängen in nicht immer bestem Gestein. Es scheint attraktiv, diese zu einer einzigen Länge zu verbinden. Das geht aber aufgrund vom Seilverlauf nur, wenn man die Sicherungen sehr grosszügig verlängert. Der Stand dazwischen existiert nicht ohne Grund... wir bezogen ihn.

L2 & L3 (4c) sind nicht die Seillängen, welche die Tour charakterisieren oder die man in Erinnerung behält.

L4, 32m, 6c+: Es folgt nun bereits das Herzstück der Tour, d.h. die schwierigste, spektakulärste und wohl auch schönste Länge der Tour. Erst kurz hinauf in Richtung der Kante, aber schon vor dieser wird rechts abgebogen und es geht bald hinein in die massiv überhängende, gelbe Wand. Hier trifft man auf Zinnenkletterei 'at its very best'. Formidable Henkel gibt's zur Genüge, die athletische Kletterei mit kraftvollen Zügen erinnert an die Kletterhalle, echt geil! Der Fels sehr speziell, in den tiefen Grifflöchern teils auch etwas sandig - man hat fast den Eindruck, als ob das Gestein hier erst in der Entstehung begriffen ist :-) Die Absicherung ist hier sehr eng gehalten, die schwersten Moves macht man alle über klettergartenmässig steckenden BH, dazwischen hat es auch noch NH, so dass man die Länge wohl auch technisch begehen kann. Wer alles klippen will, braucht ca. 16 Exen, so viele wie sonst nirgends auf der Tour. Wer sparen will, kann sicher auch den einen oder anderen wieder aushängen, bzw. wer's drauf hat einige der NH auslassen.

Durch dieses gelbe Amphitheater führt L4 (6c+), der Südtiroler Führer bereits am Stand oben.

Rückblick auf diese spektakuläre, mehrere Meter überhängende L4 (6c+), Kathrin eben losgeklettert.

Für kletterhallengestählte Athlet*innen eine chillige Sache dank so vielen guten Griffen!

L5, 25m, 6a+: Vom Stand 3 sieht diese Länge eindrücklich und steil aus, steht man dann kurz davor legt sich das Gelände aber schon zurück und es klettert sich auch kommod. Unterhalb bzw. rechts einer Verschneidung geht's hinauf (einige wenige Stellen waren noch feucht). Ein bisschen schwierig bzw. unübersichtlich wird es auch noch, nämlich da wo es um die Ecke geht - passt aber schon. Mix von BH und NH, gut gesichert.

Hier fand ich es mal kurz gar nit so easy in L5 (6a+), aber vielleicht habe ich die beste Lösung verpasst.

L6, 28m, 6a: Hinauf durch die schwarze, vom Wasser ausgewaschene Wand! Man klettert effektiv meist in der gut strukturierten, plattigen Wand rechts der markanten Verschneidung, an zwei, drei Stellen wo die Griffe/Tritte dort marginal werden, kann man sich an ebendieser links behelfen. Das geht gerade optimal auf, ohne dass es je richtig schwierig würde. Eine elegante und zügig zu kletternde Seillänge, mit vorwiegend BH gut gesichert.

Ausblick auf L6 (6a) mit der schwarzen Platte im Vordergrund, die andere Seilschaft ist bereits im etwas rustikalen Kamin von L7 (5c+) engagiert, welcher den unteren Abschnitt der Tour in der Nordwand beschliesst.

Rückblick auf L6 (6a), sehr schöne Kletterei, meist in der strukturierten Wand links der Verschneidung.

L7, 25m, 5c+: Eine rustikale Länge durch eine Art Kamin - schlussendlich war es aber doch weniger rampfig wie befürchtet und athletischere Kletterei als gedacht. Also eine super Abwechslung! Es steckt hier etwas weniger Material und ich habe auch noch Cams platziert. Am Ende dieser Länge kommt man zur NE-Kante und damit an die Sonne, womit man sich einiger Kleiderschichten entledigen kann. Leider ist der Stand nicht oben auf dem bequemen und geräumigen Plateau, sondern sehr unbequem weit unten platziert (wohl damit der BH-Stand die klassische Demut-Führe nicht tangiert, mit welcher man hier zusammentrifft).

L8, 40m, 4a: Eine unschwierige, aber unangenehme Seillänge gemeinsam mit der Demuth. Man quert auf dem unteren Band nach rechts, dann an logischer Stelle gerade hinauf. Man klettert bzw. kraxelt hier in einer Art Trichter - wenn irgendwo oberhalb Steine ausgelöst werden, so fallen diese bestimmt in diese Flachzone des Berges und werden direkt auf die Kletterer kanalisiert... also Vorsicht, insbesondere falls sich Leute oberhalb befinden. Kommt noch hinzu, dass ich keine fixe Absicherung gefunden habe und man auch kaum etwas Nennenswertes legen kann... alles in allem eine ungünstige Kombination. Der Stand ist gut sichtbar bei einem NH-Verbund und zum Glück wenigstens einigermassen geschützt.

Ausblick auf den Verlauf des mittleren Abschnitts von Petri Heil vom Stand nach L7. Sichtbar ist ein Kletterer in der Demuth (blauer Kreis), sowie die beiden Kletterer in der Petri Heil (gelbe Kreise). Diese befinden sich in L9 (4b), bzw. am Stand nach dieser Länge. Oben sieht man dann auch den Verlauf der Seillängen 10-15, die in der Ostwand naher der hier wenig ausgeprägten Kante zur Nordwand verlaufen.

L9, 46m, 4b: Der erste Teil der Seillänge noch gemeinsam mit der Demuth, später dann biegt man nach rechts ab. Wo genau ist nicht restlos klar, in diesem einfachen Gelände ist der Routenverlauf wohl auch nicht fix gegeben. Ich hielt mich an die logischen und einigermassen absicherbaren Strukturen und traf dann irgendwann wieder auf NH - somit war ich also wohl auf der korrekten Route unterwegs. Wieder besser absicherbar und steiler, damit auch kleineres Steinschlagrisiko. Einmal auf dem Band unter der nächsten steilen Wandpartie quert man noch ca. 10m nach rechts zum Stand - die nächste Länge beginnt eher rechts der hier schwach ausgeprägten Kante in der Nordwand.

L10, 45m, 6a+: Da geht's gleich zügig los mit einer athletischen Boulderstelle vom Band weg! Wird wohl nicht selten A0 geklettert, da für den Grad alles andere als geschenkt und wer's nicht packt, riskiert einen Sturz aufs Band (wir konnten diese Stelle freiklettern). Man quert bald einfacher nach links zurück an die Sonne in die E-Wand, dann steil hinauf an einem Riss/Verschneidung über ein kleines Dach. Nachher flacht das Gelände ab, es steckt nicht mehr viel und die genaue Routenführung ist wohl beliebig - kreuz und quer steckt noch der eine oder andere NH. Achtung, der Stand befindet sich VOR dem Band, nach dem Band am Beginn der nächsten Stufe gibt's nix, auch wenn da auf dem Originaltopo nochmals ein Stand eingezeichnet ist.

Rückblick auf den einfachen Schlussabschnitt von L10 (6a+). Unten im Geröll sieht man auch gut den Verlauf der verschiedenen Pfade, welche vom Paternsattel unter die Nordwand der westlichen Zinne ziehen. Wir gingen ganz oben am Wandfuss, zeit- und kraftsparender ist sicher einer der tieferen Pfade.

L11, 45m, 5b: Also über das Band und hinein in die Wand, welche für einen Fünfer doch ordentlich steil aussieht. Es geht erst Richtung 13 Uhr hoch, um dann den Strukturen folgend markant nach links abzubiegen in Richtung 10/11 Uhr zum nächsten Stand zu klettern - zuletzt steckt auch nicht mehr viel Material (Cams nötig).

Das Finish von L11 (5b) - einfach, aber selber abzusichern. Wie man hier auf dem Foto auch sieht, der Fels ist grösstenteils fest und man kann immer an soliden Strukturen klettern. Trotzdem gibt's hier genügend Material das nur darauf wartet, in die Tiefe geschickt zu werden - aber so ist Alpinklettern an den Drei Zinnen!

L12, 22m, 6a+: Dieser Abschnitt ist durch einen markanten, weissen Ausbruch gleich links vom Stand charakterisiert. Diesen zu überwinden, stellt auch gleich die Crux dar. Danach in steiler, gutgriffiger Wandkletterei hinauf.

Hier heisst es wieder mehr zupacken! Kathrin folgt in L12 (6a+). Man ist hier um diese Zeit (~13 Uhr) nun auch wieder zurück am Schatten - es sei denn, man wäre deutlich früher eingestiegen oder viel schneller unterwegs, bis etwa am Mittag sind diese mittleren und oberen Längen an der Sonne.

L13, 24m, 6b: Steile Wandkletterei, an einem Wulst zu Beginn will gleich zugepackt werden, es gilt ein paar kleinere Leisten zu zwicken - wobei es in diesem stark strukturierten Gestein wie fast immer unzählige Möglichkeiten gibt, sich eine Sequenz zu zimmern. Darauf folgend etwas einfacher weiter gerade hinauf, der Stand dann gut geschützt unter einem kleinen Überhang.

Die Blicke auf die (an diesem Tag nicht bekletterte) Nordwand der Grossen Zinne sind grandios!

L14, 35m, 4c / L15, 25m, 5b / L16, 40m, 6a: Ab diesem Punkt werden die markanten Kletterstellen seltener. Man klettert im Cruising-Gelände durch die Wand hoch. Schöne Kletterei, aber dafür auch ziemlich gleichförmig. Der Fels an sich ist gut, trotzdem gilt es seine Griffe und Tritte mit Bedacht zu wählen, auch weil die Absicherung hier zwar den Schwierigkeiten angepasst, aber darum eben auch nicht mehr so üppig vorhanden ist. Oft handelt es sich auch um NH, die nicht alle von guter Qualität sind und häufig mehr der Wegmarkierung dienen. Allerdings, sofern wirklich eine schwierigere Kletterstelle kommt, so steckt auch ein BH. Nach L16 erreicht man das hier breite Ringband. Von hier sollte man, wenn die Zeit sehr knapp ist, nach links zum Abstieg queren können (ohne Gewähr!). Oder, wenn die Kräfte erschöpft sind aber man noch zum Gipfel möchte, den letzten Abschnitt über die Demuthkante klettern, die ab hier im Vierergelände direkt an der NE-Kante den Gipfel erreicht.

Der Blick zwischen den Zinnen hindurch (gut sichtbar die Westwand der Grossen Zinne, wo es auch Routen gibt, welche einen Besuch lohnen) nach Auronzo di Cadore mit seinem See.

L17, 45m, 5b: Zuerst noch +/- gerade und steil hinauf, dann (Achtung, Verhauergefahr) quert die Route aber stark (und scheinbar nicht zwingend!) nach links. Es stecken hier aber, sofern man die Augen offen hat, gerade genügend NH mit Seilschlingen, um den Verlauf zu markieren. Der Stand oben ist gegenüber jenem unten ca. 20m nach links versetzt.

In der grossen Querung von L17 (5b), rechts unten in der Bildecke das Ringband sichtbar.

L18, 35m, 6a+: Über weite Strecken ähnliches, gut gängiges Cruising-Gelände wie davor. Ein kurzer und wohl weiträumig umgehbarer Aufschwung, den man zu Gunsten von direkter Linie und vernünftigem Seilverlauf direkt anpackt, bildet die Crux - mit BH gesichert, aber aufgrund vom Seilverlauf und dem Band darunter trotzdem nicht ungefährlich fürs Geläuf, wenn man stürzen würde.

L19, 35m, 6b: Die letzte Seillänge verläuft nochmals durch einen steilen, kompakteren Wandbereich mit einem schwarzen Wasserstreifen. Hier müssen ein paar Moves nochmals sorgfältiger geplant werden. Allerdings entpuppte sich diese Länge doch als eher zahm, da fanden wir z.B. L1 oder den Startboulder in L10 doch deutlich schwieriger. Ganz am Ende geht's übrigens nach rechts der Rampe entlang (logische Linie) und nicht gerade weiter durch die Wand (was sicher auch möglich wäre). 

Geschafft! Der Ausstieg aufs Plateau kurz unter dem Gipfel (Routenende, L19, 6b).

Ein paar Minuten nach 16.00 Uhr nach knapp 7:30 Stunden Kletterei erreichten wir mit einer beiderseits perfekten Onsight/Flash-Begehung den Ausstiegsstand an einem Block im Geröllplateau unmittelbar unter dem Gipfel. Die sich dort befindliche Wandbuchdose war leider leer, zu gerne hätten wir nachgesehen, wer und wie viele diese Tour schon begangen hatten. Wir schossen die Seile auf und stiegen im Zweiergelände von Norden her zum Gipfel mit Kreuz und Buch. Um 16.30 Uhr verliessen wir den Gipfel, es stand ja noch ein ziemlich langer und alpiner Abstieg bevor. Dafür gibt es beileibe viele Beschreibungen. Am nützlichsten zur Orientierung fand ich die Skizze von Bergsteigen.com. Der einzige Nachteil: sie ist eigentlich für den Aufstieg gedacht, so sind auch die Kommentare formuliert. Und wenn man einmal aufgestiegen ist, so findet man natürlich auch den Rückweg entsprechend. Ich habe darum einige Ergänzungen angebracht, so dass man die Route auch beim erstmaligen Abstieg besser finden kann (insbesondere bei schlechter Sicht, d.h. Nebel oder Dunkelheit).

Topo zum Normalweg der Westlichen Zinne von Bergsteigen.com, mit Ergänzungen zum Abstieg.

Während auf diesem Topo die meisten Standplätze noch mit NH eingezeichnet sind, trafen wir vor Ort durchgehend auf gebohrte Abseilverankerungen. Doch wer zum Teufel hat diese Klebehaken bloss so dilettantisch gebohrt? Es gilt beim Bohren ein absolut minimaler Kantenabstand von 10cm, welcher hier weit unterschritten wurde - noch dazu völlig unnötig. Zum Glück gibt's meistens ein Backup mit einem zwar materialtechnisch schlechteren, dafür aber besser platzierten (Bohr)haken...

Ungünstig platzierter Klebehaken, Kantenabstand ca. 2cm - Vorsicht!

Um 19.00 Uhr waren wir zurück am Parkplatz, damit hatten wir diese ausführliche Runde gerade noch gut unter 12 Stunden Gesamtzeit komplettieren können. Auch der Abstieg war gut verlaufen, allerdings gab es etwas Wartezeit. Nicht etwa durch andere Kletterer, sondern durch Alpinisten welche den Normalweg in Auf- und Abstieg angingen und deren Zeitplan sowieso schon explodiert war - ich hoffe, sie haben den Rückweg auch noch wohlbehalten geschafft, denn sie waren sicher nicht retour im einfachen Gelände, bevor es dunkel wurde. Was auch heisst, dass man auf dieser Tour sicher immer eine Stirnlampe mitführen muss, wobei der Abstieg im Dunkeln bestimmt schwierig zu finden ist. Diese Seite der Westlichen Zinne ist ein richtiges Labyrinth mit unzähligen Rinnen und Türmen und es gibt zig Möglichkeiten, um auf eine falsche Fährte zu gelangen. Nun ja, das musste uns keine weiteren Sorgen machen. Wir genossen ein feines Nachtessen zum Abschluss unserer Tourentage und eine weitere, geruhsame Nacht vor Ort, bevor wir uns neuen Destinationen zuwandten.

Impression vom Abstieg, wenig unterhalb vom Gipfel muss ein markanter Spalt überwunden werden.

Facts

Westliche Zinne - Petri Heil 6c+ (6a+ obl.) - 19 SL, 600m - Niederbrunner/Pfeifhofer 2016 - ****;xxx
Material: 1x oder 2x50m-Seile, 15 Express, Camalots 0.2-1

Moderne, lange und gut abgesicherte Kletterei auf die Westliche Zinne. Sie führt unten durch die Nordwand und verläuft später im Bereich der NE-Kante in östlich ausgerichteten Wandpartien. Die Felsqualität darf man durchgehend als gut bezeichnen - mit dem Zusatz, dass man sich hier an den Drei Zinnen befindet. Sprich, man findet mehr als genügend Griffe, die man auch ausreissen kann und Steine die herumliegen und nur darauf warten, in die Tiefe geschickt zu werden, hat es unzählige. Alpine Erfahrung ist also zwingend nötig - wer entsprechend versiert ist, muss kaum einen Griff/Tritt benutzen, welcher nicht solide wäre, somit darf man ja eigentlich nicht von brüchig sprechen. So richtig spektakuläre Zinnen-Kletterei bekommt man vor allem in L4 geboten. Nachher folgt viel Cruising-Gelände mit Schwierigkeiten im 5c/6a-Bereich mit nur ganz wenigen, etwas schwierigeren Stellen. Markante Passagen fehlen weitgehend - wer mehr harte, überhängende Kletterei und Nervenkitzel sucht, wird wohl mit einer Portion Alpenliebe oder Pressknödl glücklicher. Die Absicherung ist für eine Dolomitentour sehr gut. An den schwierigen Kletterstellen und den Standplätzen stecken durchgehend rostfreie Bohrhaken. Wo möglich, sprich v.a. im einfacheren Gelände wurde mit NH gesichert. Oft stecken diese etwas kreuz und quer, qualitativ fand ich auch nicht jeden restlos überzeugend. Zur Wegmarkierung und Lenkung des Seilverlaufs dienen sie aber allemal. Wer den NH traut, muss nicht viel selber legen - oft könnte man an diesen Stellen aber auch mobil sichern. Ein Set Cams von 0.2-1 ist auf jeden Fall empfehlenswert, ein Satz Keile eine prüfenswerte Option. Weitere Infos inklusive einem sehr guten Topo findet man im Blog der Erschliesser - herzlichen Dank!

Dienstag, 24. August 2021

Tofana - Aspettando la Vetta (6c)

Tja, wenn frau das Arrangement bucht, dann ist das Frühstücksbuffett inbegriffen und somit wird es nichts mit einem frühen Tourenstart. Wobei, das sei erwähnt, ich auch nichts gegen ausreichend Schlaf habe, vor allem wenn ja nachher sowieso der ganze Tag zum Klettern zur Verfügung steht. Nach unseren Eskapaden am Vortag, bzw. bis in den späteren Abend hinein, war so eine richtige Hammertour auch nicht zwingend angezeigt. Auf eine Tour an der Tofana konnten wir uns dann doch einigen, ist doch der Zustieg kurz und der Gesamtrahmen überschaubar. Knappe 7 Jahre waren seit unserem letzten Besuch vergangen. Damals, anlässlich der Begehung der Vecchio Leone, hatte ich noch mit den fordernden 7b-Routen kokettiert. Daraus sollte an diesem Tag abermals nichts werden, "Genuss" mit moderat schwieriger Kletterei war angesagt. Der Plaisir steht in Anführungszeichen, weil die Sicherungen nicht allzu üppig vorhanden sind. Womit ja aber in erster Linie der Vorsteiger klar kommen muss - und wenn er das tut, so steht dem Spass nichts im Wege.

Blick auf die gewaltigen Wände der Tofana mit dem Verlauf von 'Aspettando la Vetta' (6c)

Unsere Tour startete um 10.50 Uhr beim Rifugio Dibona. Da gibt es zwar viele kostenlose Parkplätze, es waren aber trotzdem fast alle belegt. Jedoch nicht in erster Linie von Kletterern, sondern viel mehr von Wanderern und anderen Luftschnappern. Auf dem breiten Fahrweg geht's in Richtung Rifugio Giussani, bevor man schliesslich horizontal auf einem gut ausgetretenen Pfad Richtung Einstieg quert. Nach einer halben Stunde Gehzeit hatten wir diesen erreicht. Dieser befindet sich direkt am Weg, etwa 10m links der Aufschrift "Castelletto" (nicht 25m, wie im Topoguide steht!) bei der einfachsten Rampe, welcher dieser Wandbereich zu bieten hat. Eine Anschrift oder fixes Material zur Orientierung gibt es allerdings nicht. Nach kurzer Vorbereitung stiegen wir ein, wir hatten entschieden am Einstieg kein Depot anzulegen, obwohl im Abstieg nur ein kurzer Umweg nötig wäre, um die Sachen wieder aufzulesen.

L1, 55m, 3b: Unschwierige Kletterei über die Rampe, welche aber v.a. auf den ersten 30m nicht wirklich gut abzusichern ist. Da das Gestein auch nicht überall über jeden Zweifel erhaben ist, sind keine Fehler erlaubt. Am Ende geht's dann auf logischer Fährte direkt hinauf, da lässt sich auch mal ein solider Cam/Keil installieren und die Standhaken rücken ins Blickfeld.

Wenig attraktives Foto, aber nicht meine Schuld, dass L1 über diese etwas grasig-brüchige Rampe führt ;-)

L2, 50m, 6b: Die von der Absicherung her heikelste und anspruchsvollste Seillänge der Tour! Bohrhaken, Rissspur (Cam), Bohrhaken, dann ein fragwürdiger Schlaghaken - das tönt mehr nach Klippen als nach Moven, aber da liegt schon eine Menge an anspruchsvoller Kletterei dazwischen. Doch die haarigste Stelle kommt nach dem NH, entweder direkt an Seitgriffen trittarm und schwierig hinauf oder alternativ mit einer grösseren Linksschleife. Wobei man sich bei jener weit von der letzten Sicherung entfernt und zusätzlich mit dem Bammel umgehen muss, dass es nicht aufgeht... tut es aber dann doch. Trotzdem, diese Stelle fand ich unangenehm. Es folgt eine deutliche Rechtsquerung zum letzten BH, gefolgt von einer nochmals schwierigen Kletterstelle wo man unter mehreren Optionen die (für sich) richtige Beta wählen muss (es gehen hier wohl alle Optionen bei +/- ähnlichen Schwierigkeiten).

Coole, athletische Kletterstelle in sehr gutem Fels am Ende von L2 (6b).

L3, 40m, 6c: Nun geht es über das grosse Dach hinweg, was von Weitem sehr eindrücklich aussieht, die nominelle Schlüsselstelle der Route bereithält, sich aber schlussendlich alles sehr gut auflöst. Im Einzelnen steigt man ohne besondere Schwierigkeiten im grauen Fels hinauf in den gelben Wandbereich. Da Gestein ebenda ist nicht bombensolide und etwas splittrig, aber doch absolut vernünftig bekletterbar - einfach nur die hier permanent weiss markierten Griffe nehmen, fast wie in der Kletterhalle ;-) Einzig die Bolts sind etwas verwunderlich platziert... irgendwie sowohl für den Vor- wie den Nachstieg leicht suboptimal, passt aber schon - gut verlängern hilft, um den Seilzug einzudämmen. Am schwierigsten ist eigentlich gleich die Stelle am Wulst zu Beginn (nicht nur wegen der Behakung), nachher greift man immer zu anständigem Material und das Dach wird mehr an einer Fuge gequert als wirklich überstiegen. Mit einer Rechtsquerung oberhalb und ein paar Meter obsig erreicht man den nächsten Stand. Eine 6c ist das wohl eher nicht, 6b dürfte auch reichen, wir empfanden die Länge auch einfacher wie L2.

Holla, hier geht's in L3 (6c) drüber hinweg - an der Schwachstelle natürlich!

L4, 45m, 6a: Hier stecken nur gerade 2 BH für eine ziemlich lange Reise. Darum wohl ist am Stand ein Pfeil eingeritzt, damit man nicht in eine unbekannte Route rechts abdriftet, wo SU-Schlingen erkennbar sind. Wer genau hinschaut, sieht aber den ersten Haken der Aspettando direkt voraus. Die Hauptschwierigkeiten warten im ersten Teil, wo es bald recht steil wird - man sichert erst mit Cams, der Bolt kommt dann genau an der entscheidenden Stelle. Nach einem weiteren BH am nächsten Wulst (erneut perfekt platziert) gibt's zum Stand hin dann ziemlich freie Linienwahl. "Logische Linie leicht rechts ansteigend" meint Volker im Topoguide. Diese kletterte ich (vermeintlich?), zum Ende musste ich auf dem Band dann deutlich einige Meter nach links zum Stand queren. Ginge also vielleicht auch direkter im zweiten Teil?!? Zur Bewertung kann man sagen, dass diese Länge kaum einfacher wie die anderen ist, somit eher 6a+.

Auftakt zu L4 (6a/+) mit sehr schöner Kletterei, Cams zwingend erforderlich.

L5, 40m, 6a+: Vier Bolts stecken auf dieser Länge, d.h. nicht allzu viele für 40m Kletterstrecke. Aber erneut genau am richtigen Ort, d.h. da wo unmittelbar danach eine schwierigere Stelle kommt. Der Rest lässt sich hier für einmal sogar recht üppig mit Keilen und Cams sichern, somit steigt man ziemlich unbeschwert in henkligem Gelände.

Kathrin folgt in L5 (6a+), die Wand wie man sieht ab frühem Nachmittag im Schatten!

L6, 50m, 6b: Steile, sehr griffige Kletterei in perfektem, schwarzem Dolomit! Hier liegt nun wieder nicht mehr ganz so viel wie in der Länge davor, d.h. man kommt nicht um den einen oder anderen Runout herum - was aber in diesem extrem strukturierten Henkelgestein bei Schwierigkeiten um 6a schon fast Freude macht, da man einfach frei steigen kann. Die Crux der Länge kommt dann erst am Schlusswanderl und erscheint etwas gesucht. Linksherum wäre es wohl deutlich einfacher zu haben, doch da sonst massiver Seilzug droht und man im besseren Gestein operiert, klettert man sicherlich am besten direkt über den Bolt.

Dieses Foto stammt von L5 (6a+) - nicht so entscheidend, es sieht überall ähnlich aus ;-)

L7, 55m, 3a: Überführungslänge, welche nach den ersten Metern Gehgelände über das Schuttband bietet. Den Stand findet man links oberhalb eines markanten Pfeilerleins an einer Sanduhr (wie auf diversen Webseiten erwähnt, wurden die BH ab hier von Traditionalisten entfernt!). Die Route führt nachher leicht rechtshaltend durch den dunklen, soliden Streifen zwischen zwei orangen, wohl splittrig-brüchigen Flecken hindurch.

Blick auf die Fortsetzung in L8 (6a), im grauen Streifen leicht rechts der Bildmitte verläuft die Route.

L8, 50m, 6a: Man quert hier zuerst ein paar Meter diagonal nach rechts oben - nicht sehr schwierig, aber auch nicht ganz einwandfrei zu sichern und unterhalb ist halt das Band... Dort wo es steiler wird, kommen dann aber gut sichtbar NH, eine SU und auch mobile Möglichkeiten, es löst sich alles gut auf. Man erreicht eine Nische, klettert rechts aus dieser hinaus über die nächste Stufe hinweg und dann ist irgendwann Bastelstunde angesagt, um einen sicheren Stand zu bauen. Die 2 (dünnen) SU laut Topoguide waren identifizierbar, aber so richtig safe schien mir das nur mit denen nicht - also hier und da noch ein Placement gefunden, alles aufwändig verkabelt und dann in unbequemer Sitzposition nachgesichert... hach die Annehmlichkeiten eines vernünftigen BH-Standes weiss man schon recht bald zu schätzen.

Unbequemes Nachsichern am selbstgebauten Stand nach L8 (6a).

L9, 50-60m, 5b: Wandkletterei ohne fixe Absicherung und daher offener Linienführung. Es geht +/- gerade hinauf, eine Rippe ermöglicht mobile Absicherung, wobei die perfekten Placements hier nicht abundant sind... Man erreicht schliesslich ein Band, wo man mit der klassischen Pfeilerroute von Alvera/Pompanin zusammen trifft. Da sich dort Leute befanden, habe ich etwas weiter rechts mit mobilen Mitteln einen guten Stand eingerichtet.

Schon eine tolle Gegend, diese Dolomiten! Hier an der Stelle, wo man auf die Alvera/Pompanin trifft.

L10, 20m, 4a: Wohl etwas rechts der klassischen Linie sind wir hier über eine Stufe gestiegen - gut möglich und ohne grössere Schwierigkeiten. Weil erstens die Fortsetzung blockiert war (mehr dazu gleich...) und zweitens wieder gebohrte Standhaken vorhanden waren, nahm ich Kathrin nochmals nach.

L11, 50m, 5c+: In der ganzen Zeit, während ich am Stand nach L10 war, bewegte sich der Kletterer in der folgenden Länge keinen Zentimeter weiter. Zu warten wäre einfach aussichtslos gewesen und so stieg ich los. Es stellte sich heraus, dass der Nachsteiger einer rumänischen Seilschaft komplett erschöpft und dem Kollaps nahe war. Er steckte an der henkligen Steilstufe fest, die er einfach nicht mehr überwinden konnte. Zwei, drei Meter rechts stieg ich athletisch an ihm vorbei - da wohl eher im 6ab-Bereich, aber cool. Von oben versuchte ich ihm die besten Griffe anzuzeigen, aber es nützte nichts. "My fingers don't work anymore" war sein verzweifelter Kommentar. Sein Kamerad konnte auch nicht helfen, der befand sich 40m weiter oben am Stand und hatte einen solchen Zickzack in den Seilverlauf gelegt, dass von seinem ganzen Zerren kein Newton an Erleichterung am unteren Seilende ankam. Naja, so stieg ich eben in schöner und nicht ganz trivialer Kletterei (wenige NH) hinauf zur Kanzel unter dem Abschlusskamin, wo sich nochmals 1 BH für den Stand befindet. Ich hiess Kathrin nachkommen und diese hatte sich am Stand unten mit einer weiteren, sich dort einfindenden Seilschaft aus Polen eine Taktik überlegt, wie man dem armen Kerl behilflich sein könnte. Dies war mittels Schulterstand, was nach erster Ablehnung schliesslich zögerlich als Lösungsmöglichkeit akzeptiert wurde und auch tatsächlich über den Überhang half...

Ausblick vom Stand nach L11 auf die letzten Meter und den markanten Fungo.

L12, 30m, 2a: Über eine einfache Rippe und im Kamin steigt man hinauf zum Ausstieg, links vom markanten Pilz - macht keine Schwierigkeiten mehr, ich hatte auch bereits auf die Zustiegsschuhe gewechselt.

Geschafft!

Um 18.00 Uhr und somit nach rund 6:30 Stunden Kletterei waren wir am Top - mit einer beiderseits perfekten Onsight/Flash-Begehung. Wir schossen gleich die Seile auf und liefen los. Erst geht's über einen gut ausgetretenen Geröllpfad nordwärts horizontal hinüber, wobei sogar noch letzte Schneefelder gequert werden mussten. Ziel ist der Steig, welcher auf einem Band durch die Wand der Punta Marietta quert. Das Gelände ist exponiert, die heikelste Stelle da wo sich ein Schuttkegel in den Weg stellt, es stecken jedoch diverse (Klebe-)haken, an welchen man am laufenden Seil sichern kann. Schliesslich biegt man um die Ecke und steigt in einfacherem Gelände entweder zum Rifugio Giussiani (kleiner Umweg) oder direkt hinab zu alten, verfallenen Gebäuden, um den markanten Weg zu erreichen. Auf diesem in einfacher Wanderung mit sehr schönen Ausblicken zur Croda da Lago retour zum Ausgangspunkt wo sich der Kreis um 19.00 Uhr schloss. Wir fuhren hinab nach Cortina, um dort noch den Abend auf einer Terrasse mit feiner Pizza, Birra, Dolce, Caffè und prima Sound zu geniessen :-)

Impression vom Abstieg: Bandquerung unter der Punta Marietta (nach Ende des schwierigsten Abschnitts).

Blick zur Croda da Lago und Lastoni di Formin, wo wir auch schon kletterten (1, 2)

Facts

Tofana - Aspettando la Vetta 6c (6b obl.) - 12 SL, 500m - Da Pozzo/Meneghin 2004 - ****;xx
Material: 1x oder 2x60m-Seil, 10-12 Exen (div. verlängerbar), Keile, Cams 0.2-1 plus evtl. 2

Eindrückliche Kletterei mitten durch die lotrechte erste Pfeilerwand der Tofana. Bohrhaken wurden nur spärlich gesetzt und fehlen im Ausstieg komplett, was die Route zu einem Hybrid zwischen einer MSL-Sportkletterei und einem alpinen Unternehmen macht. Da die Kletterei aber eigentlich stets gut kontrollierbar, d.h. griffig und trittig ist, die wenigen BH fair und intelligent platziert sind und man zwar nicht sehr üppig, aber doch immer wieder mobile Placements findet, geht das Ganze doch in Minne über die Bühne, sprich ohne dass der Haarschopf ergrauen würde. Mir reichten ein Satz Keile und Cams von 0.2-1 gut aus. Grössere Cams werden teils in der Literatur empfohlen, sie sind aber kaum einsetzbar und erscheinen mir nicht nötig. In Bezug auf die Schönheit ist noch zu erwähnen, dass die Route in meist sehr gutem Dolomit verläuft. Unvorsichtige werden aber sicher problemlos Griffe zum Ausreissen finden, was bei den vorhandenen Sicherungsabständen nicht vollständig unbedenklich ist und den alpinistischen Anspruch der Linie nur unterstreicht. Ebenso ist die durchgehende Henkelkletterei zwar toll, aber auch etwas monoton - mit Ausnahme vom Dach in L3 bleiben schlussendlich nicht viele, markant-eindrückliche Kletterstellen haften, sondern es handelt sich viel mehr um Cruising-Genuss. Das Topo von Planetmountain ist hier verlinkt - passt so schon, aber Details zeigt es halt nicht wirklich. Weiter ist die Route mit meist stark generalisierten, wenig informativen Topos in manchen (Auswahl)führern aufgeführt. Das beste schematische Topo findet man im Topoguide Band 3 - sicherlich empfehlenswert für all jene, die sich nicht komplett selber orientieren können/wollen.

Topo by Planetmountain.com