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Donnerstag, 29. April 2021

Rätikon - Haldejohli (6c oder 6a A0)

Eigentlich wollte ich diesen Rätikon-Klassiker schon lange einmal machen! Doch wenn man an den Kirchlispitzen schon alle modernen, viel höher bewerteten alpinen Sportklettertouren begangen hat, so fragt man sich dann doch, ob man sich dieses (laut den alten Topos) Geschnafel im dritten bis fünften Grad noch antun möchte. Die Gelegenheit kam schliesslich an einem Tag, wo für eine Dreiviertel-Familientour eine Route ohne allzu grossen Anmarsch, ohne allzu hohe Schwierigkeiten, aber doch mit einem tollen, gesamtheitlichen Klettererlebnis inklusive Abenteuerfaktor, Gipfel und lässiger Kletterei gefragt war. Haldejohli hat denn auch auf auf der ganzen Linie überzeugt! Die Moves sehr abwechslungsreich, viele spannende Passagen warten, trotz der tiefen Bewertungen ist die Kletterei nie banal oder langweilig, zudem trifft man weitestgehend auf Fels in Top-Qualität.

Die Südwand der 5. Kirchlispitze im Rätikon mit dem Verlauf von Haldejohli.

Unsere Tour begann um 10.15 Uhr beim sehr gut besuchten Parkplatz der Kletterhütte. Schon die ersten fünf Minuten des Zustiegs brachten viel Spannung. Einige Wochen zuvor waren wir nämlich für einen Besuch in unserem Lanciamira-Projekt Richtung Melkplatz gelaufen. Dabei mussten wir ein gewaltiges Exemplar von einem Stier passieren, welcher unmittelbar neben dem Weg in einem separaten Gehege gehalten wurde. Argwöhnisch und schnaubend beobachtete er uns damals, das Einzige das dazwischenstand, war ein dürftiger Elektrozaun, für eine solche Bestie ja nicht wirklich ein Hindernis. Nun ja, wir konnten damals unbehelligt passieren... aber für Larina besteht die Crux eines jeden Rätikon-Besuchs nun in dieser Passage, ganz egal ob die Route Haldejohli, Lanciamira, Silbergeier oder Wogü heissen wird. Doch, und das ist eben der Punkt, der Stier war gar nicht mehr erst zugegen... somit konnten wir entspannt unter die Kirchlispitzen hinauflaufen und uns der Frage widmen, ob das Prachtsstück wohl inzwischen bereits zu Wurst verarbeitet worden wäre.

Hier ist das Prachtsstück, für einmal ganz chillig - das Foto ist aber weder vom Haldejohli- noch vom Lanciamira-Tag. So klein und niedlich ist der nämlich nicht, wie er hier aussieht. Erst recht, wenn er böse dem Zaun entlang tigert...

Der Zustieg führt über den Wanderweg bis zu dem Punkt, wo er sich verzweigt. Ab da am besten direkt weglos Richtung Einstieg, der sich wirklich direkt in Falllinie der Scharte zwischen 5. und 6. Kirchlispitze befindet. Wir konnten dabei zusehen, wie schon 4 Seilschaften in der Kamala engagiert waren - auch eine Route, die wir in dieser 3er-Konfiguration einmal noch begehen müssen, war die Tochter da bei der Erschliessung ja noch in Mamas Bauch mit dabei. Anyway, über etwas Geröll geht's an die deutlich Rinne heran. Man kann diese bis ganz hinauf zum Einstieg verfolgen, einfacher geht's wenn man mittig bei einer Verflachung etwas links ausholt. Der Start von Haldejohli ist bei der kamin- resp. höhlenartigen Verschneidung gut zu identifizieren, mit einem rostfreien BH mit Fixé-Lasche markiert und zudem auch angeschrieben. Um 11.15 Uhr hatten wir alles bereit und stiegen in die Route ein. Meine beiden Damen stiegen jeweils in Unwissenheit der offiziellen Bewertung nach und gaben ihre unverfälschte Einschätzung frei von der Leber weg kund. Diese Einstufungen, auch wenn sie nicht immer harte Münze sein mögen, sind in der folgenden Beschreibung angegeben.

Der Einstieg befindet sich direkt unter der Scharte zwischen 5./6. Kirchlispitze und ist angeschrieben.

L1, 45m, 5c+: Laut der einschlägigen Literatur soll das ein Dreier sein, weit gefehlt! Das war mir bereits bekannt, da ich diese Seillänge schon früher einmal als Zustieg zum Komet begangen hatte. Ein paar Meter rechts der markanten, teils höhlenartigen Verschneidung geht's aufwärts, der erste BH steckt hoch, dementsprechend stellen sich auch Fragen zur Detail-Routenwahl und man muss mobil absichern. Die Crux folgt über dem dritten Bolt, wo man rechts aussen eine steile Wandpassage überwindet (relativ kurz, aber antibanal). Dann wieder einfacher mehr oder weniger gerade hinauf, der Stand befindet sich auf der Kanzel rechts.

L1 (5c+) bietet noch etwas durchzogenes Gelände, insbesondere in deren oberstem Teil.

L2, 35m, 6b: Eine sehr schöne Seillänge, welche etwas unscheinbar daherkommt, aber über weite Strecken prima plattige Rätikonkletterei bietet. Erst gängig über den Wulst hinweg, sieht man sich nach dem dritten BH einer plattigen Stelle gegenüber, die sauberes Antreten verlangt. Nach einigen wiederum gängigeren Metern wartet zum Ende hin nochmals eine knifflige Aufgabe über die mit Wasserrillen verzierte Platte, gefolgt vom Wechsel an die Verschneidung und einem einfachen Ausstieg über die Rampe (hier mobile Sicherungen für die Nachsteiger nicht vergessen).

Sehr schöne Kletterei über die wasserrillige Platte in L2 (6b).

L3, 40m, 5c: Hier gibt's scheinbar gleich mehrere Möglichkeiten, an Verschneidungen hinaufzusteigen. Richtig ist die mittlere, bei genauerer Beobachtung erkennt man da ein Stück weit oben auch einen Bolt. Steil aber griffig an stark wasserzerfressenem Fels geht's aufwärts. Nachdem man auf eine Plattform ausgestiegen ist, erkennt man bereits die markante Schuppe der Haifischflosse, welche sich direkt in der Hauptrinne befindet. Dort schlüpft man entweder durch den Kamin oder bezwingt sie piazend auf der Aussenseite. Bald darauf erreicht man den etwas unbequemen Stand direkt in der Rinne.

Durch diese hohle Gasse müssen sie kommen... stimmt aber nicht ganz. Wer schmal ist, passt ganz gut durch den kaminartigen Schluff hinter der Haifischflosse in L3 (5c), bei mehr Körperumfang klettert es sich hingegen im Piaz auf der Aussenseite womöglich kommoder.

L4, 50m, 5b: Auf den ersten Zügen heisst es gleich etwas zupacken, links herum geht's einfacher. Bald flacht es etwas ab, es folgt nun gemütliche Kletterei über die Platten rechts der eigentlichen Rinne. Eine kurze, anspruchsvollere Stelle wird durch 2 BH markiert, der Rest ist selber mit mobilen Geräten abzusichern.

Gemütlich und genussvoll klettert man im oberen Teil von L4 (5b).

L5, 45m, 5c+: Erst nochmals über die Wand rechts der Verschneidung hinauf, allerdings gilt es den Abzweiger nach links hinaus nicht zu verpassen. Mich dünkte das absolut offensichtlich, dem Verhauer-Gear zu Folge ist da aber schon der eine oder die andere fälschlicherweise gerade hinauf geklettert, bis es nicht mehr weiter ging. Über eine Art Rampe geht's diagonal nach links hinauf zur markanten Verschneidung. Hier löst sich alles viel besser auf wie man aufgrund derer eindrücklichen Erscheinung befürchten könnte, auch die Wand daneben ist super griffig - sehr schöne Kletterei!

L6, 35m, 6a: Eine plattige Seillänge, welche zu Beginn sehr schöne Rätikonkletterei bietet und auch super mit BH abgesichert ist. Nach einem kurzen Linksschwenker geht's dann im zweiten Teil der Seillänge dem schönsten Fels entlang +/- gerade hinauf. Da nur noch 1 BH steckt, ist die Linie hier nicht so einfach zu erkennen und es muss zusätzlich mit mobilen Geräten abgesichert werden.

Zum Ende von L6 (6a) ist das Gelände wieder etwas grasdurchsetzt, davor aber wartet beste, kompakte Plattenkletterei.

L7, 20m, 4a: Links vom Stand in relativ steilem, aber gut griffigem Fels durch eine Art Verschneidungsrinne aufwärts, dank 2 BH gut aufzufinden. Man steigt dann auf ein überraschend grosses Grasband aus, an der hinteren Wand befindet sich gut sichtbar der Stand. Mit 60m-Seilen kann dieser Abschnitt wahlweise mit L6 oder mit L8 kombiniert werden (beides gut möglich).

L8, 40m, Gehgelände: Über die breite und gut begehbare Grasrampe geht es links hinauf, bis man kurz vor dem grottenähnlichen Riss rechterhand den mit einem zweiten BH aufgebesserten Muniring findet.

Kurz vor Ende der Grasrampe in L8, hinten den beiden kleinen Türmen im Vordergrund quert die Route hier nach rechts und verläuft nachher +/- an der Kante, die hier den Horizont bildet.

L9, 35m, 5c: Nun geht's wieder nach rechts, Ziel ist der Durschlupf hinter dem grossen, zackenförmigen Turm. Bis dahin handelt es sich um mässig schwierige Kletterei. Einmal in der Turmscharte angekommen, bin ich den ersten, steilen Riss hinaufgeklettert. Der ist prima zu klettern, mobil abzusichern und garantiert keine 3c, wie der SAC-Führer behauptet. Wer weiss, vielleicht gäbe es weiter rechts ausholend eine leichtere Möglichkeit - egal, wenn dem so wäre, dann wäre trotzdem dieser Riss die attraktive Variante! Zuletzt trifft man dann auf einen BH, der eine kurze Plattenstelle zum Stand hin absichert. Wer die Kletterei an diesem Stand beenden möchte (oder muss), quert 10m in einfachem Gelände nach rechts, von wo man problemlos über die hier flache Nordabdachung absteigen kann.

L10, 30m, 6a+: Hier bietet die Route eine schöne, etwas glatte und geneigte Plattenkletterei. Schon am ersten Bolt vorbei heisst es etwas hinschauen und hat man das Exemplar Nr. 2 geklippt, so muss man erst recht die Hirnmasse in Bewegung bringen. Direkt zum dritten Haken ist es arschglatt und sauschwer (>=6c), um im Grad 6a/+ zu verbleiben, ist eine kleine Linksschleife gefordert. Wo/wie man für die 4c im SAC-Führer klettern muss, hat sich mir nicht erschlossen. Nach dieser Stelle schön und gemütlich zum Stand.

Schöne, plattige Kletterei auf dem Ostrücken der 5. Kirchlispitze wartet in L10 (6a+).

L11, 35m, 6c: Freiklettertechnisch folgt nun noch die Crux und am Haken zu ziehen ist ja definitiv etwas, was heute nicht mehr en vogue ist! Allerdings könnte man hier dann doch noch bald einmal versucht sein, den Joker A0 zu Rate zu ziehen. Rechtshaltend gelangt man zur etwas kleinsplittrig wirkenden, wulstigen Stufe (kein Problem aber, es hält alles) und klippt den BH. Jetzt heisst es kleine Leisten dübeln - ginge ja noch, nur hat es kaum Tritte. Ein zweiter (Hilfs)haken folgt sogleich, allerdings ist der aus der Kletterstellung echt fast nicht (sicher) zu klippen. Die beste Option zum Freiklettern ist es, diesen Haken auszulassen und gleich weiterzusteigen. Ein Sturz wäre zwar wohl unangenehm (Pendler, flaches Gelände unterhalb), doch nicht echt gefährlich. Und zum Glück kommen auch bald wieder Griffe, wo man nicht mehr loslässt. Nach ein paar einfacheren Moves geht's nicht (wie man versucht sein könnte) rechts um die Ecke, sondern links über 2 BH die steile Verschneidung hinauf mit nochmals schönen Bewegungen im 5c/6a-Bereich. Zuletzt dann noch in bereits grasigem Gelände weiter, der Stand kommt dann schon. 

Die Cruxlänge (L11, 6c) führt einen auf den Grat, über welchen man den Gipfel erreicht. Hinten die Drusenfluh.

L12, 50m, Gehgelände: Zum Gipfel sind es noch 50m in einfachem Gelände. Es stecken keine fixen Sicherungen mehr (ist auch nicht nötig) und einen Stand findet man auch keinen - man kann aber unmittelbar beim Top einen guten Cam 1 legen. Unter dem Strich finde ich, dass routinierte Kletterer das Seil nach L11 auch gleich aufnehmen können und diesen Abschnitt sinnvollerweise seilfrei begehen.

Wie sagt man schon wieder?!? Mit vollem Maul fotografiert man nicht (oder so etwas) ;-)

Um 16.15 Uhr und somit nach 5:00 Stunden genussreicher Kletterei in Dreierseilschaft waren wir auf dem isolierten Gipfel angelangt und konnten bei besten Bedingungen eine gemütliche Rast halten. Dies inklusive einem super Ausblick auf die obere Südwand der 4. Kirchlispitze, durch welche unsere Prix Garantie verläuft. Immer wieder toll, so in Erinnerungen schwelgen zu können! Schliesslich hiess es dann, an den Weg zurück nach Hause zu denken. Dazu waren mir die Gegebenheiten nicht ganz klar, da es mindestens 4 Optionen gibt:

  1. Über den Grat zurücksteigen zum Stand nach L11, von dort gelangt man mit 1x50m Abseilen nach NE auf eine flache Zone, wo man dann Richtung NW geht und mit den folgenden Möglichkeiten zusammentrifft.
  2. Vermutlich könnte man auch gleich die erste Schuttrinne vom Gipfel (ohne Sicherung heikel!) hinuntersteigen, wo sich an deren Ende eine 50m-Abseilstelle (an NH, nicht saniert?!?) befinden soll, die einen in einfacheres Gelände bringt. 
  3. Wir folgten indessen dem Grat mit etwas Auf und Ab weiter nach Westen bis in eine markante Scharte - an sich unschwierig, aber doch eine exponierte Bergsteigen-Einlage. Hier befindet sich eine mit neuen BH ausgestattete Abseilmöglichkeit (3x25m, 1x60m plus Abkraxeln ginge auch).
  4. Wer komplett zu Fuss absteigen möchte, der folgt dem Grat besser noch 30m weiter nach Westen bis in die tiefste Scharte zwischen den Spitzen 4 und 5 und klettert nordseitig ab (T6, II). 
Die Rückseite der 5. Kirchlispitze, über welche der Abstieg verläuft.

Alle Varianten führen schliesslich auf die plateauartige Verflachung unter dem Gipfelkopf der 5. Kirchlispitze. Nun in einfachem Gelände nochmals steiler die markante schuttige Rinne auf den Grasboden hinunter, falls wegen Altschnee nötig geht's auch rechts über den viel schneller aperen Rücken. Dann ist es nur noch Formsache, im Gras erreicht man den Wanderweg zum Schweizertor, kehrt zurück auf die Südseite und läuft auf bestens bekanntem Weg retour zum Ausgangspunkt, wo wir um 18.15 Uhr eintrafen. Lange hatte ich mir die Haldejohli aufgespart, aber dieser Tag war genau der richtige dafür gewesen, ein richtiger Klettergenuss für die ganze Familie!

Facts

5. Kirchlispitze - Haldejohli 6c (6a A0 obl.) - 12 SL, 460m - Eggenberger et al. 1981 - ***; xxx
Material: 1x oder 2x50m-Seil, 12 Express, Camalots 0.3-2, evtl. Keile

Schöne, genussreiche und absolut lohnende Kletterei mit viel Abwechslung, insgesamt eine der leichtesten Kletterrouten im Bereich des Grüscher Älpli. Die in manchen Führern auch heute noch abgebildeten, historischen Bewertungen ("meist 3a-5a mit 2 Stellen 6a+ oder A0") entsprechen nicht mehr den heute gängigen Massstäben. Es wartet anhaltende Kletterei im Bereich 5c/6a in fast durchgehend gutem Rätikonfels mit zwei schwiergeren Seillängen, die mit Hakenhilfe entschärft werden können. Nach der letzten Sanierung im 2019 kann die Absicherung auf jeden Fall als gut bis gut+ bezeichnet werden, dies insbesondere an den schwierigen Kletterstellen ab 5c+ und mehr. Im einfacheren Gelände sind die Abstände manchmal grösser und die Platzierung von mobilen Sicherungen ist da und dort sinnvoll/nötig. Ein Rückzug bzw. Abseilen über die Route ist eigentlich jederzeit möglich. Vom Gipfel, bzw. bereits ab dem Stand nach L9 ist es aber bequemer und schneller, den Berg über die Nordseite zu verlassen.

Geschichte 

Der Erstbegeher Vital Eggenberger hat mir folgende, sehr interessante Zeilen gesendet: "Seit der Erstbegehung des Haldejohli ist einige Zeit vergangen und damit auch die Einstellung und Einschätzung zum Klettern. Zu dieser Zeit (1981) war das Abenteuer grösser als die Absicherung und der Einsatz des Bohrhakens war verpönt. Wir konnten die Route damals mit nur einem guten Duzend Normalhaken und einigen Keilen eröffnen und haben trotzdem von Genusskletterei gesprochen. Da die Route recht beliebt wurde, habe ich im Jahre 2002 eine sanfte Sanierung vorgenommen und ein, zwei Jahre später mit einem Gast zum letzten Mal geklettert. Deine Schwierigkeitsbewertung entspricht wohl dem heutigen Standard. Die erste Seillänge wird wohl nicht mehr auf der Originalroute geklettert, deshalb diese grosse Abweichung der Schwierigkeiten". Interessant ist auch die Herkunft des Routennamens: "Eine einheimische Sage erzählt von einem Senn auf der Alp Drusa, der in die Flüh verbannt wurde. Immer bei Föhn kann man die Rufe des Haldejohli hören. Diese Rufe begleiteten uns bei der Erstbegehung, die in einem starken Föhnsturm vonstatten ging".

Topo

Die Route ist in diversen Kletterführern enthalten (SAC-Führer Graubünden, Panico-Führer Rätikon Süd, Topoguide). Keines dieser Topos zeigt "moderne" Schwierigkeitsgrade und es enthält auch keines den neusten Stand nach der Sanierung im 2019. Deshalb habe ich selber eine Skizze angefertigt.

Montag, 19. April 2021

SAC-Kletterführer Tessin 2021

Ich habe gewusst, dass dieser Führer kommt und ihn gespannt erwartet. Heute war er im Briefkasten, inklusive persönlicher Widmung vom Autor Glauco Cugini: es geht um die neue, vierte und stark erweiterte Auflage des SAC-Kletterführers Tessin. Darin enthalten sind 93 Klettergebiete mit oft vielen verschiedenen Sektoren und fast 4'500 Routen, Ein- und Mehrseillängen bunt gemischt. Gut unterrichteten Kletterern war es sicherlich bewusst, dass in den letzten Jahren im Tessin extrem viele neue Routen und Gebiete entstanden sind. Etliches konnte man hier und da auf einer Webseite erhaschen oder in Erfahrung bringen, aber manches war nur absoluten Insidern mit persönlichen Beziehungen zugänglich. Viele dieser Perlen, z.B. die Sektoren bzw. Gebiete Underzero, Gribbiasca, Taverna, Cama sind nun im Führer enthalten und beschrieben und ich freue mich sehr darauf, sie endlich zu besuchen! Die Möglichkeiten im Tessin sind wirklich fast endlos und werden auch den intensivsten Kletterer ein ganzes Leben lang beschäftigen. Vom Boulderblock über Plaisir-Platten zu stark überhängenden Henkelklettereien bis zum Bigwall gibt es hier wirklich alles in Weltklassequalität. Einen ganz kleinen Teil zum Führer konnte ich auch persönlich beitragen, mit Foto und Info zur Baci dal Nord (7c+/8a) an der Parete Val d'Iragna sowie den 1-SL-Routen Jaraguri (6a), Suure Moscht (8a) und Pachiderma (7b) in Claro. 


Die nötigen Infos zum Führer: das stattliche Buch umfasst 576 Seiten, beschreibt den Kanton Tessin und das bündnerische Misox vollständig. Er ist komplett dreisprachig (I/FR/DE) gehalten und mit vielen sehr schönen Kletterfotos attraktiv gestaltet. Topos gibt es sowohl schematische wie auch fotografische - diese sind sicherlich nicht überaus detailliert und superpräzise, aber dafür übersichtlich und sicherlich für die allermeisten und gängigsten Routen mehr als ausreichend - sehr gut. Informiert wird mit einem simplen, verständlichen Piktogramm-System, klare Wegskizzen und wo nötig auch GPS-Koordinaten helfen beim Finden der Ausgangspunkte und Einstiege - ebenfalls sehr gut. Was der Sache definitiv zu Gute kommt ist die Tatsache, dass a) mit Glauco Cugini ein absoluter Kenner und passionierter Erschliesser der Verfasser ist, er b) auch das Auge für die nötigen Detailinformationen hat und c) die Ausdauer, diese auch zu Papier zu bringen, super! So gut und wertvoll ich diesen Führer finde und so stark ich dessen Anschaffung empfehlen würde, eine Präsentation gibt's auf diesem Blog nie ohne einen (kleinen) Verbesserungsvorschlag. Dies betrifft hier die deutsche Übersetzung - sie ist gut und eigentlich fehlerfrei, wirkt auf mich aber oft etwas behäbig, es fehlt teils einfach der passende Kletterjargon. Weiter gibt's einige Details, wo die Infos schon nicht mehr topaktuell sind, so z.B. an der Valletta am San Gottardo. Aber ja, es liegt in der Natur der Sache, dass ein gedruckter Führer zum Zeitpunkt seines Erscheinens schon wieder nicht mehr ganz up-to-date ist, denn die Entwicklung geht ja immer weiter. Dies erst recht bei einem solchen Mammutwerk, wo ein persönliches Vorbeischauen an jedem Einstieg vermutlich schon mindestens ein, wenn nicht gar mehrere Jahre in Anspruch nähme, vom Begehen aller Routen wollen wir gar nicht erst reden. 

Grazie Mille Glauco für deine enorme Arbeit und auf viele schöne Klettertage im Tessin!!!

Freitag, 9. April 2021

Konditionstest 2021 am Mutteristock (2294m)

Über die Spinnerei, ohne nach links und rechts zu schauen mit möglichst hoher Geschwindigkeit auf den Mutteristock hinauf zu touren, hatte ich auf diesem Blog schon bei früherer Gelegenheit (1,2) berichtet. Nun war wieder einmal eine Top-Gelegenheit für diesen Konditionstest gekommen. In der ersten Aprilwoche waren nochmals 50cm Neuschnee gefallen, dank tiefen Temperaturen sollte sich auch am Nachmittag des ersten sonnigen Wochentags danach noch perfekte Verhältnisse anbieten. So war es dann auch: ein früherer Aufbruch wäre zwar sicher nicht falsch gewesen, das lag für mich aber arbeitsbedingt nicht drin.

Wägital, quelle beauté (Bild von der Abfahrt)!

Somit war ich um rund 15.00 Uhr am Seeende bei Hinter Bruch (918m) abmarschbereit und drückte auf den Knopf der Stoppuhr. Im untersten Bereich war die Tour vor den erneuten Schneefällen bereits ausgeapert gewesen, doch an diesem Tag war selbst der Direktaufstieg via Chruter und Schlunenwald in guten Verhältnissen. Über den Aufstieg gibt es sonst nicht allzu viel zu berichten, ausser dass ich ihn möglichst schnell zu absolvieren versuchte. Die Verhältnisse für dieses Vorhaben waren ziemlich gut. Wenig Verkehr (ich musste unterwegs nur 3 Tourengängerinnen überholen) und gut angelegte, leidlich verfestigte Spur. Einzig die Gefahr von Stollenbildung war nicht gänzlich gebannt, zum Glück ging sich dies gut aus. Somit ist das Nennenswerte vor allem in der Marschtabelle zu finden:

Hinter Bruch, 918m, Start: 0:00
Ausgang Schlunenwald, 1310m, 390hm, 0:29 (807hm/h)
Fuss vom Muttrirücken, 1560m, 640hm, 0:48 (800hm/h)
Im Gelände oberhalb Muttri, 1730m, 810hm, 1:00 (810hm/h)
Rippe unter dem Rund Chopf, 1930m, 1010hm, 1:15 (808hm/h)
Rettungsschlitten Torberglücke, 2080m, 1160hm, 1:26 (809hm/h)
Gipfelkreuz, letzte Meter zu Fuss, 2294m, 1380hm, 1:42 (811hm/h)

Es schadet sicher nicht, es an dieser Stelle zu erwähnen: das sind ganz einfach meine Zeiten und die sind hier aufgeschrieben, da sie meinen persönlichen Massstab definieren und ich sie auch nirgendwo so sicher und universell griffbereit habe, wie wenn sie auf dem Blog stehen. Profis und ambitionierte Konditionshengste werden die Strecke deutlich schneller bewältigen und über den lahmen Dettling schmunzeln, der diese Zeiten trotzdem aufs Internet schreibt. Für andere bleiben vielleicht sogar diese Marken unerreichbar und sie halten den Beitrag für eine unnötige Blöfferei. Naja, die persönliche Wahrnehmung wird zur (subjektiven) Realität. Auf jeden Fall soll, darf und muss sich jeder einen eigenen Massstab setzen oder ganz auf den Blick auf die Uhr verzichten, so wie ich das auf eigentlich allen anderen Touren zu tun pflege. 

Das ist nicht am Muttri, sondern am Vortag im April-Schneegestöber auf einem typischen Trainingstüürli nahe von daheim.

Im 2012 und damit vor doch auch schon 9 Jahren hatte ich meine persönliche Bestzeit von 1:39h geschafft (Bericht). Ganz so präzise habe ich es mir (leider) nicht immer notiert, aber vermutlich ist die heurige Performance meine zweitbeste Zeit. Meistens brauch(t)e ich laut meiner Erinnerung zwischen 1:45 und 1:50, bei schlechten Verhältnissen vielleicht auch noch ein paar Minuten mehr. Woran hat es also dieses Jahr gelegen? Sehr guter Züri Oberland Verhältnisse und Home Office sei Dank, konnte ich die Felle diese Saison schon 50x montieren. Meist mit knappem Zeitbudget für die paar Hundert Höhenmeter, die man bei uns in der Gegend eben an kontinuierlichem Aufstieg findet. Naturgemäss bin ich da jeweils mit einer hohen Pace gelaufen. So habe ich nun am Muttri einen subjektiv akzeptablen Schritt angeschlagen und diesen auch tatsächlich bis zum Gipfel halten können. Nun ja, es ist ja nichts Neues, dass die Kondition aus einem gelungenen Mix von Grundlagenausdauer und schnellen Einheiten kommt. Wichtig ist aber vor allem, dass ich in den 9 Jahren nur 3 Minuten langsamer geworden bin. Wenn ich das nun auf ein Alter von 100 Jahren extrapoliere, so reicht es mir auch dann gerade noch, um unter der Schallmauer von 2 Stunden zu bleiben. Aber natürlich nur mit den Worten im Ohr, die der Statistiker so gerne doziert: "Extrapolation ist immer eine heikle Geschichte!".

Sicher nicht perfekte Abfahrtsverhältnisse, aber es könnte viel, viel schlechter sein!

Während im Aufstieg ein sehr angenehmes Klima herrschte, d.h. ich konnte alles im T-Shirt und ohne Handschuhe laufen, so blies am Gipfel ein giftiger und eiskalter Wind. Auf Kleidung für eine Polarexpedition und sonstige Annehmlichkeiten hatte ich bei diesem Tempolauf wohlweislich verzichtet, also machte ich mich nach dem Abfellen auch bald einmal wieder vom Acker. Trotz einem scharfen 'erheblich' ab 1800m war die Nordabfahrt bereits eingespurt, das hätte mich als erster bei einer solchen Menge an gebundenem Neuschnee nicht getraut. Da schon ein gutes Dutzend Spuren drin waren, hätte man es zwar wagen können, doch auf der Aufstiegsroute schien mir noch deutlich mehr freie Fläche, ja gar die Gelegenheit für einen Sektor mit kompletter First Line vorhanden. Der Schnee war noch ganz ordentlich zu fahren, etwas zäher, tiefer Pulver, zudem auch angefeuchtet, aber noch prima drehbar (der Deckel ist aber vorprogrammiert). Ohne die Ski je auszuziehen gelangte ich zurück an den Start, auf der Strasse am Ende kam man aber 2x nur noch knapp durch - sprich, da ist wohl aktuell schon etwas Portage fällig. 

Facts

Mutteristock (2294m) vom Wägitalersee mit Abfahrt über die N-Flanke.
Ski-Schwierigkeit ca. WS+, einige kurze, steile Stellen (40 Grad) bei Einfahrt in die N-Flanke.
Material: normale Skitourenausrüstung.

Mittwoch, 7. April 2021

Parete di Cevio - Barcollo ma non mollo (7b/+)

Normalerweise hätte man diese Route nicht als erste auf dem Radar, denn das Statement im SAC-Führer "die Hakenabstände sind sportlich und die Spits nicht immer gut gesetzt" wirkt ja erst einmal etwas abschreckend. Doch bei unserer Abseilfahrt nach der Viniciolòlavia (7c+) hatten wir uns davon überzeugen können, dass die Barcollo einerseits sehr interessante Kletterei im überhängenden Steilgelände versprach und andererseits zahlreiche Bolts vorhanden waren. Eigentlich hätten wir als zweite Tour die mit mehr Sternen dotierte Vamos a la Playa (7b) anteasen wollen. Doch als wir dann gleich am Beginn der Barcollo standen und sich die Sonne schon bedenklich der Wandkante ob dem Klettergarten genähert hatte, musste es zügig gehen. Sofern wir noch bei angenehmen Temperaturen etwas reissen wollten, musste es gleich an dieser Stelle losgehen. Und wir wurden nicht enttäuscht, formidabel war die Route!

Blick auf die vom Parkplatz klein und unscheinbar wirkende Parete di Cevio (Bildmitte, im Schatten)

Unser Klettertag begann ein paar Minuten vor 8.00 Uhr mit dem kurzen Zustieg, vorbei am beliebten  Klettergarten, wo man sich nach rechts ins Gehölz hält und nach ca. 100m am Fuss der Parete di Cevio steht, welche aus dieser Perspektive eindrücklich steil wirkt. Der Einstieg befindet sich auf dem 'Vorbau des Vorbaus', wozu ungesichert plattig-moosiges Gelände erklommen werden muss, was v.a. bei der hier oft drückenden Nässe heikel sein kann. Auch der Einstieg ist nicht näher bezeichnet, wobei die Bolts dort stecken, wo man am einfachsten über den Riegel hinweg kommt. Ab etwa 9.15-9.30 Uhr (Winterzeit) könnte man auf Sonnenschein zählen. Da wir zuerst die Viniciolòlavia (7c+) kletterten, war es bis zum Start der Barcollo bereits ca. 13.00 Uhr und die Sonne stand schon kurz davor, sich wieder um die Ecke zu verabschieden.

L1, 30m, 6a: Die Sache beginnt mit einer kurzen Steilstufe, die dem schwarzen Fels von mässiger Qualität nach zu beurteilen oft nass ist, bevor schrofiges Gelände zu den Standplätzen am Beginn der eigentlich Wand führt. Ist dieser linke Einstieg nass, so präsentiert sich die Situation in der Einstiegslänge der Viniciolòlavia weiter rechts möglicherweise besser. Der Fels dort sieht weniger danach aus, als ob oft die Nässe drückt. Einmal am Fuss der Steilwand, könnte man auch ab diesem Einstieg in die linken Touren wechseln.

L2, 25m, 7a: Von unten sieht es banal aus, der Eindruck täuscht aber. Es ist steiler wie man meint, dennoch ist die Kletterei hier eher noch von technischem Charakter. Schon mittig muss man bei einer Traverse nach links die Moves sorgfältig planen. Die Crux gegen das Ende hin: gefühlvoll Moven an sloprigen Crimps, dies ziemlich zwingend über dem zu wenig tief gebohrten Bolt (brrr....), bevor dann nach dem letzten Klipp zum Stand hin auch nochmals etwas Engagement und kühles Blut für die wackligen Moves nötig ist.

Am Ende von L2 (7a) werden technische Moves an abschüssigen Leisten verlangt, dies auch zwischen den Haken.

L3, 20m, 6c+: Der nächste Standplatz scheint zum Greifen nah, so dass es hier, erst über eine "Platte" und dann einer Struktur à la Verschneidung/Riss entlang leicht einen Punkt zu holen gibt. Aber irgendwie ist in dieser Wand einfach die Optik verschoben. Der erste Teil geht zwar wirklich noch vergleichsweise gut von der Hand, das Finish ist aber echt athletisch mit ein paar kräftigen Zügen. Achtung, kurz vor Schluss bietet sich ein Spike/Spitz als sehr guter Griff an, er ist aber nur schlecht in der Wand verankert und man befindet sich genau über der Sicherungsperson!

Plus difficile qu'il n'y parait... in L3 (6c+) muss man am Ende schon auf die Tube drücken!

L4, 25m, 7b: Ohlalala, was für eine Länge! Der Auftakt eigentlich durchgehend gutgriffig an Henkeln und kleinen Verschneidungen, aber es ist doch deutlich überhängend und man muss oft ohne gute Tritte hangeln, so dass man bereits aufpassen muss, den grünen Drehzahlbereich nicht zu verlassen. Mittig folgt nämlich eine erste Crux über eine Ecke hinweg - supercoole Stelle, wo man sogar mittels Jammen am besten vorankommt und definitiv den Booster zünden muss. Man kann dann an wieder guten Griffen nochmals etwas durchschaufen, bevor es in das zähe Finish geht. Nochmals zieht's athletisch an, bevor die Klimax mit dem Entern des abschüssigen Standbödeli folgt. Ein richtiger Onsight-Killer, nur üble Sloper und die Lösung sehr schwierig zu finden. Tja, während es bis hier im Rotpunkt-Modus gegangen war, verliessen mich da endgültig die Kräfte, schade! Total ausgepowert widmete ich mich dem Nachsichern, die Sonne war inzwischen um die Ecke abgebogen und es wurde empfindlich kalt. Die Frage nach einem 2nd Go stellte sich nicht mehr... 

Patsch! Wer kennt das Gefühl nicht auch, da hast du in einer anstrengenden Länge 25m hart gekämpft, bist gepumpt wie blöd und dann wartet einfach noch eine richtig fiese Stelle zum Umlenker hin. Zeit zum lange hin und her machen bleibt auch nicht, denn an solchen Slopern tickt die Uhr gleich nochmals schneller. Doch andererseits, ohne sich sauber zu positionieren lässt sich an solchen Griffen leider auch kein Fortschritt erzielen... aber that's why we like it!

L5, 40m, 7b/+: Meine Kräfte waren komplett am Ende, doch trotzdem wollten wir natürlich noch bis zum Top klettern. Hier folgt gleich schon zu Beginn am zweiten Haken eine bouldrige Crux, der Bolt ist mangels Griffen und Tritten schwierig zu klippen, somit eine etwas diffizile Sache. Die nächste Challenge folgt mit einer vertrackten Kante, bzw. schon dem Erreichen dieser - knifflige, typische Gneiskletterei à la Ticino. Mit athletischen Zügen entkommt man dieser Sektion, vorerst geht's etwas griffiger dahin. Doch bevor sich das Gelände endgültig zurücklegt, wartet nochmals eine schwierig zu lesende Steilpassage, die nochmals Kraft und Entschlossenheit verlangt, zudem ist sie auch obligatorisch zu meistern. Dies geschafft, sind es noch ca. 10m in zunehmend grasigerem, einfachem Gelände zum Top. Vielleicht waren wir einfach schon zu müde, aber diese Länge dünkte uns für eine vermeintliche 7b doch hammerhart, so dass sie vielleicht eher als 7b+ zu werten ist?!?

Naja, so repräsentativ ist dieses Foto für L5 (7b/+) nun auch wieder nicht, aber vom Top sieht man halt nur die letzten, grasig-einfachen Meter und das supercoole Steilgelände davor nicht. Rechts am Bildrand übrigens der 'normale' Klettergarten von Cevio, auch ein sehr cooler Sektor.

Um 16.10 Uhr, somit nach rund 3:00 Stunden toller Kletterei waren wir oben. Schon längere Zeit im Schatten, der Wind hatte auf heftige Stärke zugelegt, immerhin waren die Temperaturen ob dieser Föhnströmung etwas angestiegen. Trotzdem, es hielt uns nichts länger hier, ab zurück an den Einstieg, ins Auto und möglichst bald einen Kaffee in die Hand war die Devise. Das Programm zum Abseilen (30m, 50m, 30m) kannten wir ja bereits, es ging eventfrei vonstatten. Raschen Schrittes gingen wir am inzwischen wieder verwaisten Klettergarten vorbei zu Tale und konnten über kurz oder lang den Wunsch nach einem Heissgetränk erfüllen. Das war nun ein echt cooler MSL-Tag gewesen, mit sehr viel luftig-athletischer Kletterei. Ganz so viele Punkte wie zuletzt an der Parete di Solada gab es dieses Mal nicht zu verbuchen. Macht nichts und es besteht immer die Chance, wiederzukommen und die Sache besser zu machen :-)

Beschliessen wir die Sache doch mit dem spektakulären Tiefblick auf die massiv überhängende L4 (7b)!

Facts 

Parete di Cevio - Barcollo ma non mollo 7b/+ (6c obl.) - 5 SL, 130m - Bosshard/Mercolli 2001 - ***;xxxx
Material: 2x50m-Seile, 15 Express, Cams/Keile nicht nötig & kaum einsetzbar

Spektakuläre, kurze MSL-Route, die vorwiegend athletische, gutgriffige Kletterei in stark überhängendem Gelände bietet, also sozusagen die Antithese zu den typischen Tessiner Plattenrouten. Die Route wurde scheinbar von oben eingerichtet, in den beiden 7b-Längen stecken die Inox-Bolts sehr dicht (mindestens wie im Klettergarten, eher sogar noch näher, xxxxx), nur in der 7a-Länge am Anfang ist 1-2x etwas Entschlossenheit für nichttriviale Züge über dem Haken nötig (xxxx). Alles in allem aber sehr gut gesichert, man kann bedenkenlos am Limit klettern und voll angreifen. Cams und Keile kann man getrost daheim lassen, nur genügend Exen sollte man auf jeden Fall am Gurt haben. Ein Topo findet man im SAC-Führer Ticino e Moesano oder im Extrem Sud.