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Mittwoch, 4. Januar 2012

Avers - Brückenfall (WI3+) / Rechter Pfeiler (WI4+)

Christof topmotiviert zum Eisklettern. Ich eigentlich auch, nur das mit dem Eis ist aktuell ein bisschen schwierig. Vielerorts hat es gar keines, andernorts nicht viel. Lawinengefahr und intensive Schneefälle machen die Gebietswahl auch nicht gerade einfacher. Weil "dort etwas geht" machen wir uns auf den Weg ins Avers.

Als erstes peilen wir den Brückenfall an. Eine nette kleine Herausforderung und zudem, da direkt unter/über der Strasse gelegen, sind die Verhältnisse auch problemlos einsehbar. Ganz offensichtlich sind sie gut, so rüsteten wir uns aus, und machen uns auf die luftige 50m-Abseilfahrt vom Brückengeländer runter. 

Brückenfall (WI3+): Ambiente am Einstieg, den man durch Abseilen erreicht.
Der Beginn der unteren Seillänge hält gleich die Schlüsselstelle bereit. Die ersten 10-15m sind anhaltend steil und gefühlt knapp senkrecht. Das Eis ist aber sowohl gut zum Schlagen wie auch zum Schrauben, so kann ich diese Länge souverän Vorsteigen. Danach legt sich das Gelände etwas zurück, bietet aber formidable Kletterei, bis man nach 40m, am Fuss des nächsten Aufschwungs, Stand bezieht.

Crux am Brückenfall: gut geschraubt ist halb gewonnen. Oder: jeder fängt mal klein an...
Die obere Seillänge bietet dann Genuss in prima Kompakteis. Die Crux im oberen Drittel verdient wohl gerade so ein WI3, insgesamt ist diese Seillänge gut mit dem vergleichbar, was in unserer "Stapfetenstrasse" im Ducantal wartet. Christof steigt sauber vor, bald sind wir beide oben, und nach kurzem Fussmarsch zurück auf der Strasse und beim Auto.

Christof steigt die zweite SL am Brückenfall vor.
Die anderen Fälle in diesem Sektor sind mangels Eis alle nicht bekletterbar. Aber ein bisschen Übung im Mixed bzw. Drytooling kann nie schaden, und so richten wir uns ein Toprope ein. Ich finde es wieder einmal ein furchtbares Geeier, aber irgendwie kann ich mich in diesem doch recht anspruchsvollen Gelände doch ohne abzurutschen oder zu pausieren durchkämpfen - wenn zwei, drei Mal Pickel über die Schulter hängen und Felsgriffe benützen nicht als bescheissen einzustufen ist, sogar sauber.

Der Hauptsektor vom Campsut in der rechten Bildhälfte. Von weitem sieht es nicht so imposant aus...
Der Tag bietet aber noch Raum für zusätzliche Eiskletterei. So machen wir die kurze Fahrt und den kurzen Zustieg in den Hauptsektor von Campsut. Die attraktive Linie ist dort ganz klar der rechte Pfeiler. 50m lang, recht anhaltend steil und mit WI4+ bewertet. Während es von weitem harmlos aussieht, ist es von nahem dann doch ganz ordentlich imposant. Probieren geht aber über studieren, los geht's...

Und tatsächlich kann ich diese Länge total souverän und sogar rotpunkt Vorsteigen. Ok, die Verhältnisse mit prima Softeis sind hervorragend, und mit einem guten Arsenal an fast fabrikneuen Topschrauben ausgerüstet, liegt der Materialvorteil definitiv auf meiner Seite. Christoph doppelt dann mit einer Vorstiegsbegehung an den bereits steckenden Schrauben nach.

Wenn man darunter steht, dann allerdings schon. Christof steigt den rechten Pfeiler (WI4+) vor.
Ich räume dann zuletzt im Nachstieg aus. Weil das Tageslicht am Schwinden ist und jetzt auch starker Schneefall eingesetzt hat, räumen wir das Feld. Der Tag ein voller Erfolg, wir sind richtig zufrieden, es ist für uns beide sehr gut gelaufen. Da müsste eigentlich noch gut Luft nach oben sein, und wenn wir schon nur auf diesem Niveau solide und zügig klettern, so lassen sich ganz spannende MSL-Projekte im Eis realisieren :-). Nun warten wir... auf gute Verhältnisse und den nächsten Eisklettertag.

Facts:

Avers - Brückenfall (WI3+, 80m)

Sehr schöner und lohnender 2-SL-Fall unter/über der dritten Lezibrücke (P.1844). Vom Brückengeländer wird 50m freihängend abgeseilt, die Crux folgt gleich zu Beginn der ersten Länge. Danach gemütlich-genüssliche Eiskletterei. Hochkommen ist aber Pflicht. Als Auskneifvariante böte sich das Schrofengelände linkerhand an.

Campsut - Rechter Pfeiler (WI4+, 45m)

Die Linie im Hauptsektor von Campsut. Anhaltend steile Kletterei, nur Beginn und Ende sind etwas einfacher. Daher am besten in einer SL zu klettern, BH-Stand am Ende. Zu beachten ist die potentielle Eisschlaggefahr vom im Dach linkerhand hängenden Zapfen. Sobald die ersten Meter überwunden sind, ist der Kletterer safe, postiert sich der Sichernde genügend weit rechts und am Wandfuss, ist es auch für diesen im grünen Bereich.

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