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Sonntag, 22. Januar 2012

Lindental

Strahlend schönes Winterwetter mit gutem, sicherem Pulverschnee, für mich wartet aber ein Business Meeting in Bern. Immerhin, mit sorgfältigem Planen lässt sich das für mich mit meinem ersten Besuch im Lindental kombinieren. Unter Insidern bekannt und berühmt ist das Gebiet schon lange, hatte hier doch Fred Nicole mit der unendlichen 8C-Traverse "E la nave va" Geschichte geschrieben. Wegen Zugangsproblemen gab es früher viel Geheiminskrämerei um das Gebiet. Im Jahr 2009 wurde dann von den Behörden offiziell geregelt, dass vom 1. Februar bis zum 30. Juni ein Betretungs- und Kletterverbot herrscht, dafür während dem Rest des Jahres frei gebouldert werden darf. Dies wurde dann gefolgt von der Veröffentlichung eines Topos auf bimano.ch.

Mit dem Bike radelte ich gemütlich vom Stadtzentrum in Bern durch die Vororte ins Lindental. Das geht auch im "No Schwitz"-Tempo in einer guten halben Stunde über die Bühne. Der erste Anblick dann gleich umwerfend: die Sandsteinwand ist geschätzte 80m hoch (man bouldert an deren Fuss) und sieht äusserst kompakt und steil aus. Schnell ist der kurze, aber durchaus steile Zustieg bewältigt und mir klappt es den Kiefer runter!

Geismeflue im Lindental. Hier wird am Wandfuss gebouldert. Zum Klettern ist es leider "off limits".
Ich habe ja tatsächlich schon viele Felswände hier und da besichtigt, aber ein solch eindrückliches Cliff ist mir noch selten untergekommen. Steil, ja massiv überhängend, wie eine Riesenwalze erhebt sich der Sandstein aus dem ebenen Boden. Wow! Während es in der untersten Etage noch ordentlich strukturiert aussieht, hat es weiter oben weniger und weniger Griffe. Echt schade, dass man hier nicht klettern darf. Für mich wäre zwar wohl kaum viel zu holen, aber so richtig futuristische Linien gäbe es gleich Dutzende.

Trotz eisig-kalten Temperaturen, mein Ausflug hatte tatsächlich den bisher kältesten Tag des Winters 11/12 getroffen, mache ich mich bereit, und wärme mich an einigen einfacheren Bouldern (etwas) auf. Als Projekt gehe ich dann die 6C-Traverse im mittleren Wandteil an. Diese kann ich gleich flashen, in Kletterbewertung dürfte es sich um so etwas im 7a/7b-Bereich handeln.

Wandfuss im mittleren Teil, hier führt die 6C-Traverse hin.
Leider sind dabei meine Hände und vor allem die Füsse eiskalt geworden. Eine Aufwärm- und Fussmassage-Pause an der Sonne ist nötig. Danach wärme ich nochmals ausgiebig, etliche einfachere Boulder um 6A/6B flashend, auf, bevor ich noch eine 7A ziehen möchte. Das geht dann nicht mehr auf Anhieb, bald sind Hände klamm und erneut vor allem die Füsse so kalt, dass ich nicht mehr genügend gefühlvoll treten kann. Heute ist es einfach zu kalt dafür, die 7A muss bis an einem regnerischen Sommertag warten.

Somit wechsle ich an der Sonne auf die Turnschuhe zurück, gönne mir zum Abschluss noch eine erfolgreiche Turnschuhbegehung der grossgriffigen und grosstrittigen 6C-Traverse. Dann schiebe ich ab, radle, um nicht 2x denselben Weg nehmen zu müssen, gemütlich nach Burgdorf, setze mich mit einem warmen Kaffee in den Interregio, und ab geht's nach Hause.

1 Kommentar:

  1. Danke, war interessant zu lesen. Ein Arbeitskollege hier in Zuerich geht fuer sein Leben gern Bouldern, er hatte mich auch schon einige Male eingeladen; bald ist es soweit. Wir werden jedoch noch ein bisschen warten, vermut ich mal, Bouldern im Winter ist vielleicht eher was fuer die Hartgesottenen :-)

    Alex von activepeople.ch

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