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Mittwoch, 27. August 2025

Bouldering in Helsinki

Nein, nach Helsinki zum Bouldern zu reisen, das wäre mir vermutlich nicht einfach so in den Sinn gekommen. Der unweit (ca. 1h östlich) gelegene Burden of Dreams (9A) ist mir definitiv zu schwierig und obwohl wir sogar Familie in der Stadt haben, nahm ich die Reise bisher nie auf mich. Doch als sich Larina für die Jugend-WM im Sportklettern qualifiziert hatte, war der Moment da. Hey, und wie sich zeigte, war es auch zum Bouldern richtig cool. Zwar ganz klar nicht ein Premium-Boulderspot auf unserem Planeten, dafür gibt’s aber überall in und um die Stadt verteilt Boulderblöcke, so dass sich die sportliche Aktivität ohne viel Zusatzaufwand mit einem City Trip verbinden lässt.

Bouldern in Helsinki ist ein Genuss! Hier in der Extended Pippeli Extension (7A) in Koivusaari.

Infos

Wir waren in Lautaasaari stationiert, einer Insel ca. 3km westlich vom Stadtzentrum. Das war ein guter Ausgangspunkt, zudem lag mit dem Koivusaari einer der besten Blöcke in Helsinki in Gehdistanz. Generell spielt es jedoch keine wesentliche Rolle, wo man residiert. Die Boulderspots sind weit verstreut und mit dem sehr gut ausgebauten ÖV bestens erreichbar (Tipp: HSL-App nutzen). Wobei wir den ÖV nur für den Weg hin und zurück zum Flughafen nutzten. Sonst waren wir mit immer mit dem Velo unterwegs. Das funktionierte perfekt, das Velowegnetz ist super ausgebaut (da könnte sich die Schweiz eine Scheibe davon abschneiden!) und die maximale One-Way-Distanz, die wir zu fahren hatten, lag bei 18km. Wir konnten von privat gute Velos ausleihen, es gibt jedoch ein preisgünstiges, öffentliches City-Bike-System für jedermann.

Wir waren stets mit dem Velo unterwegs zum Bouldern.

Jahreszeitlich waren wir Ende Juli/Anfang August vor Ort. Es war so richtig sommerlich und warm, zu Beginn sogar heiss. Ein sehr willkommener Kontrast zur regnerisch-kühlen Schweiz, aus welcher wir angereist waren. De fakto war es für ambitioniertes Bouldern eher auf der warmen Seite. Die Blöcke sind allesamt aus bombenfestem Granit, der Fels fühlt sich meist eher glatt an. Sprich, es geht nicht so auf die Haut, dafür fühlt es sich gerade bei Wärme eher schwitzig und nicht so grippy an. Bzgl. Jahreszeit will ich mich hier nicht zum Experten aufspielen. Der Winter ist aber lang, kalt und dunkel, sprich die Sommermonate sind sicherlich besser und der Frühling sei trockener wie der Herbst. 

In dieser "Gletscherspalte" wäre es im Winter ganz sicher nicht boulderbar.

Falls nötig, gibt es in der City auch diverse Bouldergyms und Kletterhallen. Das war für mich zum Glück nicht nötig, ich war nur bei Boulderkeskus in Espoo, um das Rental Pad abzuholen (Link zum Pad Rental). Das Landegelände war in den von uns besuchten Gebieten in aller Regel freundlich. Sprich generell eben und kaum verblockt, aber auch nicht Wiese oder Sand wie in Bleau. Kurzum, ein paar Steine hier, eine Wurzel da oder sonst ein Absatz im Terrain. Ganze ohne Matte ist ambitioniertes Bouldern kaum sinnvoll möglich und mit Risiko behaftet. Das für 15 Euro/Tag geliehene Moon Saturn war ein guter Deal und sehr wertvoll – mit dieser einen Matte waren auch alle gekletterten Boulder gut machbar.

Das war der Grund, warum Helsinki aufs Tapet kam. Und es passt zum Thema Kletterhalle. Bild: IFSC.

In Sachen Topos gibt es nichts Gedrucktes, man kann/muss auf 27Crags zurückgreifen. Um alle Infos und insbesondere die Fototopos zu sehen, muss man eine Premium-Version lösen (kostenfreie Testversion für 7 Tage, dann 8.90 Euro pro Monat). Das lohnt sich absolut – mit diesen Infos sind die Blöcke gut zu lokalisieren und die Probleme zu identifizieren. Ein bisschen umständlich und gewöhnungsbedürftig ist das Handling der Webseite. Vor allem fühlt es sich für mich ein bisschen doof an, am Fels anzukommen und dann doch gleich wieder ins Handy zu gaffen und herzumzuscrollen, um die Boulder zu identifizieren. Da wäre mir ein Papiertopo definitiv lieber.

Session 01: Koivusaari (Topo / Infos)

Nur ein einziger Block, aber was für einer! Gegen 5m hoch steht er wie ein umgedrehter Tetraeder direkt am Meer, an der Spitze einer kleinen, unbewohnten Insel. Von der gleichnamigen Metrostation ist er in wenigen Minuten zu Fuss zugänglich, ein Auto könnte man noch näher abstellen und mit dem Velo fährt man direkt an den Einstieg. Der Block hat mehr oder weniger drei Seiten. Auf der E-Seite gibt es leicht überhängende Wandkletterei, die SSW-Seite hat eine dachartige Basis mit Plattenaustieg und Richtung NW ist es ca. 30 Grad überhängend. Die Schwierigkeiten reichen von 5A bis 7C+, wobei es eher ein Spot für Fortgeschrittene ist – für Helsinki-Verhältnisse stark besucht. Das kam mir bei der ersten Session nur zugute. Da war ich nämlich noch ohne Matte unterwegs, doch Climbing Team Poland war gerade da und so konnte mich ihnen angreifen. Wobei ich den Athleten (welche den zeitgleich stattfindenden Semi verpasst hatten) nur staunend zuschauen konnte. Mit den Coaches hingegen konnte ich Beta sharen und battlen, das war perfekt. 

Koivusaari, what a beautiful spot!

Folgende Boulder konnte ich klettern:

Yhlä (5+): Gutes Problem, überhängend und leistig, der Mantle-Exit durchaus noch knifflig.

Yhlä Direkt (6B): Ähnlich wie das Original, einfach der Mantle ist deutlich höher und heikler, braucht somit etwas Mut. So viel schwieriger ist die Sache jedoch auch wieder nicht.

Platoon (6C): Klassiker in diesem Grad mit einem dachartigen Start an Jugs, der Ausstieg auf die Platte an seitlich ausgerichteten Leisten stellt dann das Hauptproblem dar.

Rock (7A): Ähnlicher Charakter wie Platoon, sprich athletischer Start an Leisten mit weiten Zügen und (für mich) einem tricky Heelhook, der Ausstieg in die Platte ist dann eher nur noch das leichtverdauliche Dessert. Da musste ich schon investieren, konnte aber schliesslich mit einem Send davonziehen. Wobei mir ein vorbeispazierender Finne noch weismachen wollte, dass zwei (für mich) entscheidende Griffe wegdefiniert seien. Doch einerseits wäre das Problem statt gefühlt 7A eher im 7B+/7C-Bereich (definitiv härter wie die 7B gleich daneben), andererseits war meine Lösung konform mit den diversen Beta-Videos.

Ein traumhafter Abend, das Meer auch noch mit angenehmen Badetemperaturen.

Session 02: Haukilahti (Infos / Topo)

Um die Bouldermatte in Espoo abzuholen mussten wir 15km nach Westen radeln, und dann natürlich inklusive dem Luftwiderstand auch wieder zurück. So bot es sich an, auch gleich eines der Gebiete in dieser Zone zu besuchen. Am besten, grössten und vielseitigsten schien mir das gewählte in Haukilahti zu sein. Es befindet sich in einem Park/Waldstück, jedoch nur ca. 100m von den nächsten Häusern entfernt. Die Hauptwand ist ein ca. 40m breiter, 3-5m hoher, grob nach W ausgerichteter Riegel mit einer Auswahl von Problemen von 4A bis 7B. Meist +/- senkrecht oder maximal leicht drückend, die harten Boulder sind alle kleingriffig, sehr technisch und v.a. sehr trittarm. Überhängend-athletisch-gutgriffige Probleme existieren hingegen kaum. 

Engeli Sit (7A), ein richtig cooler Boulder im Gebiet Haukilathi.

Hier waren wir allein zugegen und kletterten bzw. versuchten die folgenden Boulder:

Lohkarerikko (4+), Kiva helpoo (4+), Libido (5), Halkkis (5), Luu Ulkona (5), Halipula (6A), Nylkytys (6A+): Gute Aufwärmboulder mit netten Moves, die ich allesamt flashen konnte.

Engeli Sit (7A): Harter und kleingriffiger Start, wenn man einmal den Henkel links vom Stehtstart (6B+) in den Fingern hat, geht’s etwas einfacher dahin. Wobei der Exit an der sloprigen Kante eben doch noch fordert. Nicht nur kräftemässig, aber der Fels ist glatt und das trocknende Pulver an den Pfoten hat sich bis da längst verflüchtigt. Trotzdem, für eine 7A gelang mir das recht zügig.

Engeli Left Exit (6C+): Eigentlich dasselbe wie oben, nur mantelt man am Ende nicht direkt, sondern quert hangelnd an der Kante 3m nach links, wo man dann deutlich müheloser ins Flache aussteigt. Wohl tatsächlich einen Tick einfacher wie das Original.

Das Kniffeln in zwei weiteren Problemen (Fjerleppen 7A, Positiivinen Yllätys 7A+) war schlussendlich leider nicht von Erfolg gekrönt. Vielleicht dann nächstes Mal bei kühleren Temperaturen, die wären ganz bestimmt hilfreich.

Bei solch schöner Aussicht konnten wir jeweils mit dem Velo nach Hause fahren.

Session 03: Meilahti (Topo / Infos)

Mit Chris (chmoser.ch) war ich im 2006 das erste Mal am Fels, später dann auf einigen legendären MSL wie z.B. der Millenium an den Wendenstöcken. Das ist schon lange her und damals hatte wir beide noch keine Kinder. Tja, die Zeiten ändern sich: wir waren schon länger nicht mehr gemeinsam klettern und unsere Kids sind heute 15-jährig und starteten beide mit dem Swiss Team an der WM. So ergab sich nach der Lead-Quali für Chris und mich immerhin wieder einmal eine gemeinsame Bouldersession, wofür wir das Gebiet Meilahti auswählten. Dieses bietet sehr unterschiedliche Sektoren. Einige liegen im Wald (aber nur ca. 30m von der Strasse entfernt), da habe ich nur ganz kurz hingeschaut und wurde gleich von einer Mücke gestochen. Da der Himmel bewölkt war, stand uns jedoch auch der Seaside-Sektor offen. Diese terrassenartigen Felsen befinden sich in sehr sonniger Lage direkt an der Meeresbucht. Es gibt ca. 44 Boulder von 3 bis 7C. Meist eher kurze senkrechte oder leicht überhängende Probleme, die schwierigen Boulder sind alle sehr technisch und kleingriffig, athletisch-griffiges gibt's kaum. Die schöne Lage in Nähe zum Siedlungsgebiet bringt den Nachteil mit sich, dass sich hier allerhand Volk tummelt. Dementsprechend viel Abfall liegt leider herum, insbesondere auch Glasscherben (Vorsicht!). Und nein, es sind natürlich nicht die Boulderer, denn dort wo nur diese frequentieren, ist es picobello sauber.

Meilahti Seaside Sector, auch ein schöner Platz zum Bouldern.

Kurz nach uns kam auch das Climbing Team Canada hierher und in einer gemeinsamen Session ergaben sich für mich die folgenden Boulder:

Sormiruuvi (4), Menkat (4), Listahitti (5) und einige weitere Varianten wurden zum Aufwärmen genutzt und allesamt im Flash geklettert.

Ampiaispesä (6B): Schon eine ziemlich knifflige Sache mit einem weiten Zug. Körpergrösse durchaus vorteilhaft, aber auch mit dieser nicht ganz einfach. Die von mir gewählte, rechte 6B-Ausstiegsvariante tat dann nicht mehr so viel dazu.

QR Code (7A, FA): Um die Matten nicht verschieben zu müssen, begann ich dann mit dieser definierten Variante rein in der linken Seitenwand der Verschneidung zu spielen. Erst noch unsicher, ob es (für mich) überhaupt drin läge, kristallisierte sich die Machbarkeit dann nach und nach hinaus. Während nach einiger Zeit die leistigen Intro-Moves auf nahezu inexistenten Tritten sassen, ging beim Schlussmove auf die rettende Leiste leider immer das Scheunentor auf. Bei sehr präziser Ausführung und mit voller Kraft wäre das potenziell zu halten gewesen... was sich aber schlussendlich doch nicht materialisierte. Während sich Chris und das Team Canada auf den Weg machten, wollte ich noch nicht aufgeben und mir diesen Send unbedingt holen. Beim Videostudium meiner Versuche kam mir nach einer Weile schliesslich die Idee: mit einem Double Clutch Dyno sollte es gehen. Nach etwas Tuning und einiger Hartnäckigkeit klappte es schliesslich - yes! Dies gerade mit dem Einsetzen von einem leichten Regen und in Präsenz von einem kundig-starken Local, der mit seinen Kindern am Spazieren war und mir bestätigte, dass diese zwar definierte, aber durchaus "logische" Variante so wohl noch nie gemacht worden war. Höchst zufrieden konnte ich schliesslich meine Matte schultern und nach Hause radeln. Seht selbst, es ist ein wirklich cooler Boulder (auch wenn der Double Clutch auf dem Video ziemlich Mickey Mouse aussieht...). Hier zusätzlich der Link zum Youtube-Short.


Session 04: Kaitalahti (Topo / Infos)

An diesem Tag hatten wir länger Zeit und entschieden uns darum für dieses weiter entfernte, im Osten der City gelegene Gebiet auf der Insel Laajasalo. Das bedeutete, erst einmal knapp 20km dahin zu radeln. Dieser Sightseeing-Trip war jedoch bei bestem Wetter ein grosses Vergnügen und ein integraler Bestandteil des Tagesprogramms. Wir beschränkten uns schliesslich auf den Subsektor Green Goddess (es gäbe noch drei weitere), in welchem 31 Boulder von 3+ bis 7C beschrieben sind. Obwohl de fakto nicht weit vom Siedlungsgebiet und vom Meer entfernt, bot das Gebiet doch einen etwas anderen Charakter wie die zuvor besuchten. Es war ein kleiner Magic Wood, in welchem man sich "ab vom Schuss" fühlte und wir den ganzen Tag keine anderen Personen zu Gesicht bekamen. Auch der Fels war etwas anders: rauer, teilweise etwas mit Flechten bewachsen (ähnlich wie in den alpinen Gebieten der CH à la Gottardo) und darum auch hautfressender wie anderswo in Helsinki. Die Kletterei zwischen leicht überhängend bis teilweise auch athletisch-dachartig. Der Vorteil bestand so natürlich im guten Grip. Sowieso liess es auch an diesem sonnig-warmen Tag prima Klettern, da die bekletterten Wände eher nach Westen ausgerichtet sind und teilweise im Schatten der Bäume. Das tönt alles sehr positiv und wir hatten hier wirklich eine geniale Session, begleitet von Jani und Steve mit ihren Kids (minus jenem Familienmitglied, welches ebenfalls mit dem Swiss Team an der WM war).

Kathrin am Aufwärmen in Kaitalahti, rechts von ihr startet die Kaitalukko (7A).

Folgende Boulder fanden Eingang in die Ticklist:

Kanttisläbi Sit (5+), Roope Ankan Cräkkiluola (5+), Runaway Chickens (6A) und einige Varianten davon gehörten alle zum graduellen Aufwärmprogramm und konnten geflasht werden.

Kaitalukko (7A): Hier zeigte sich wieder einmal schön, wie morpho das Bouldern sein kann. Da ich meine Beine nirgendwohin versorgen konnte und zudem mit meinen XL-Pfoten auch nicht der Oberhirsch im Halten von kleinen Leisten bin, fühlten sich die Startmoves bei diesem Problem hammerhart an und rückten erst nach längerem Tüfteln in den machbaren Bereich. Für die 12-jährige Audrey waren die hingegen ein flashbares 'piece of cake' und der für sie schwerste Move weiter oben am Boulder war für mich insgesamt der einfachste. Aber, und das zählt schlussendlich: wir haben es beide geschafft - erste Outdoor-7A für Audrey, bravo!

Jerome motiviert für Kaitalukko (7A), welche man liegend beidhändig an der Leiste links startet.

Mamas Problem (6A+/6B): Der Rest der Crew und insbesondere die (durchaus topmotivierten) Mamas kamen in der Kaitalukko auf keinen grünen Zweig und verlegten sich auf eine absolut logische, im Topo aber nicht beschriebene Variante 2m rechts davon, welche mit unserem einzigen Pad ohne grossen Zusatzaufwand gleichzeitig genutzt werden konnte. Ein wirklich cooler Boulder, wenn's einer ist, dann gehört der FA Kathrin.

Laatikaisen Kantti (6B+) & Kaatikaisen Lantti (7A+): Die 6B+ ist ein dachartiger Boulder, welcher an einer sloprigen Kante aufwärts zieht, absolut à la Magic Wood. Mir fiel der wirklich leicht, während die restliche Crew hier doch längere Zeit investieren musste. Das war insofern kein Problem, als dass es für auch noch einen definierten Eliminate im Grad 7A+ gab, der jedoch auch schnell erledigt war.

Trendikäs Maustemakkara (6B) & N'Duja (7A): Die beiden Probleme weisen den selben Sitzstart an einem Riss auf. Während bei der 6B die rechte Kante des Blocks dazugehört und man sich in genialer Fridge-Romping-Compression in die Höhe arbeitet, ist diese bei der 7A wegdefiniert. Damit kriegt der Boulder einen komplett anderen Charakter, erst bizepslastig am Riss, dann Leisten ballern in der Wand. Beide Versionen sind aber super zu klettern!

N'Duja (7A): bizepslastig habe ich geschrieben und das ist hier gut sichtbar.

Session 05: Koivusaari (Topo / Infos)

Da unsere Heimreise erst nach dem Mittag startete, gab es am letzten Tag nochmals Gelegenheit für eine Session. Dafür hätten sich insbesondere die Blöcke von Myllykallio angeobten, welche quasi vor der Haustür unseres Domizils lagen und von mir natürlich schon längst inspiziert worden waren. Da dort aber nur 2 Boulder mit Schwierigkeiten >6B vorhanden sind und der Wunsch bestand, nochmals im Meer zu baden, verlegten wir uns nochmals auf den nur wenige Minuten weiter entfernten Koivusaari-Bloc, der ja auch extrem viele coole und harte Probleme bietet. Mit dem Velo ging's bis an den Einstieg und es konnte gleich losgelegt werden mit:

"Mit dem Velo an den Einstieg", das ist nicht einfach so dahergeschrieben ;-)

Pippeli (6A): Die Kante an der Nordecke des Blocks checkt wohl eher bei 6C ein. Weder den Arsch vom Boden wegzubringen, noch der absolute Power-Move #1 und auch nicht der finale Sloper-Ausstieg bzw. Mantle sind geschenkt. Ein geniales Problem aber, Bouldern in Reinkultur!

Extended Pippeli Extension (6C): Teilt den harten Auftakt an der Nordkante mit dem vorher beschriebenen Boulder. Dann heisst es aber, der rechten, sloprigen Kante entlang mehrere Meter nach rechts zu klettern und zuletzt beim höchsten Punkt auf den Gipfel auszusteigen. Der zweite Teil fordert die Ausdauer stark. Und obwohl nicht extrem hoch, ist es wegen der sloprigen Natur und den eingenommenen Positionen mit hohen Hooks an der Kante ziemlich committing. Ich bin froh, dass ich hier mit einem Full Effort durchziehen konnte. Die Bewertung sehe ich ganz klar eher bei 7A.

Long John (7A): Die 7A kann man sich hier offiziell schreiben, doch diese kurze Variante links der Nordkante mit ein paar Zügen an Leisten und einem Mantle-Ausstieg dünkte mich eigentlich in jedem Aspekt einen Tick einfacher wie die originale Pippeli. So in etwa 6B/6B+ wäre wohl eine sinnvolle Einstufung.

Stars (6B+): Bevor der Chalkbag endgültig zugeschnürt wurde, konnte noch diese "Altlast" von der Session 01 erledigt werden. Offiziell mit Stehstart, mich dünkte der Sit logischer. Macht das Problem um zwei coole Züge an Leisten länger, ändert den Grad aber kaum. Denn die Crux besteht im hohen Ende an Slopern, wo man eine gewisse Entschlossenheit an den Tag legen muss.

Fertig gebouldert. Und Zeit, die Speicher mit einem Big Pro wieder aufzuladen.

Resümee

Wow, das war jetzt wirklich eine sehr coole Woche in Finnland gewesen. Meine Erwartungen waren nicht allzu hoch, sie wurden aber weit übertroffen. So viele coole Boulder in wunderschönem Ambiente und dies bei bestem, sommerlichem Wetter. Dazu noch eine sehr aufregende Prise Comp-Climbing zur Unterhaltung, perfekt. Vielen Dank an Barbara und ihre Familie für die Gastfreundschaft, Jerome & Kathrin für die coole Zeit unterwegs und natürlich auch an alle Fellow Climbers, welche mit mir am Fels waren.

Freitag, 18. Juli 2025

What a Magic day!

Aus absolut erfreulichem Grund (mehr dazu ein anderes Mal...) heisst es Change of Plan für die Sommerferien. So bleiben wir vorerst in der CH und Trips, Ziele und Ausflüge müssen ein wenig improvisiert werden. Nicht immer klappt es mangels Partnern für spannende und neue MSL, aber es gibt ja auch sonst eine Menge zu tun. An diesem Tag alleine unterwegs, entschied ich mich die grosse Bildungslücke im Magic Wood ein wenig weiter zu befüllen. Es wurde ein magischer und sehr erfolgreicher Tag.

Endurance-Bouldering in La Traversatta (7A+).

Der grosse Vorteil meiner Unkenntnis des Gebiets: ich brauche meine 3 Pads nur bis zu den ersten Blöcken zu buckeln, welche da am Wegesrand stehen. Nach einigen Turnübungen und dem Vorheizen der Finger geht's los mit der tricky Kante des Goodmorningcorner (5+ ⚡). Für die lapidare Bewertung ist die aber gar nicht so einfach zu haben. Viel schwieriger fiel mir henklig-athletische Zombie Light (6B ⚡) mit ihrem Campus-Hangel am Ende da auch nicht. Mein Hauptziel an diesem Block war dann die Dyno-Version vom Zombie (7B+ 🔴), welche mir erstaunlich leicht fiel und sehr zügig erledigt war. Ob der Grad zutreffend ist bleibe dahingestellt, ich nehme ihn aber gerne. Zu sagen ist: mit meiner Grösse geht der Boulder sicher einfacher. 

In der Dyno-Version von Zombie (7B+)

Mein zweitlängstes Projekt an diesem Tag war Rotzkiebel (6C 🔴). Da gibt's einen steilen Start, wo man entweder kleine Leisten richtig gut zukneifen muss, mit geschickten Hooks für Stabilität sorgt oder die Reichweite auspackt. Mit von allem ein bisschen ging es dann. Es folgt nur noch das hohe Topout. Dank einem kunstvoll gebauten Landepodest gibt's noch eine Weile lang eine "Fluchtmöglichkeit", am Ende sollte man dann aber besser wissen, was man tut... Bouldering meets MSL-Mindset, kann man da nur sagen.

Nach einer kurzen Verschiebung war die lange Traverse von Madame Etoile (6B+ ⚡) an der Reihe, welche mich als Kletterer natürlich besonders anspricht. So viele Flashes von Bouldern >6B konnte ich bisher noch nicht holen. Doch beim Praktizieren dieser Disziplin bin ich meist alleine unterwegs, mit nur 3 Pads und ohne Spotter scheint es da oft nicht der richtige Ansatz, ohne ein gewisses Befühlen und Abchecken gleich ohne Rücksicht auf Verluste anzugreifen. Da aber ging's und ich sicherte mir im Anschluss noch die direkten Linien von Starman (6A+⚡) und Ziggy Stardust (6B⚡). Die Ethikkommission relativiert die letzteren beiden Flashes übrigens, weil ich da ja vorher in der Querung (quasi am Exit der direkten Boulder) schon einmal drübergestiegen war.

Noch ein Shot aus La Traversatta (7A+). Diese 15m lange Querung schien mir zuerst mit nur 3 Pads und ohne Spotter bzw. Mattenschieber mässig realistisch. Nach etwas Practice hatte ich dann aber ein genügend gutes Gespür für die Moves, so dass ich es trotzdem für Durchstiegsversuche wagen konnte.

Ein "Muss" für einen meiner ersten Magic-Revisits war die La Traversatta (7A+ oder laut Darth Grader: 7c hard 🔴). Diese ca. 15m lange Querung mit >20 Moves ist eigentlich mehr eine bodennahe Kletterroute und zu sowas habe ich eine besondere Affinität. Das war bestimmt auch der Grund, warum ich mich damals bei meinem ersten und bis zu diesem Jahr einzigen Besuch im Magic Wood, genau dort probierte. Doch damals, nach unserer Kletterwoche im Bergell mit dem Pizzo Badile, blieb ich völlig chancenlos auf einen Durchstieg, da fehlte der Pfupf bei Weitem. Auch dieses Mal musste ich ein wenig Tüfteln, bis für alle Sektionen eine effiziente Lösung beisammen war. Danach flutschte es aber gut. Die Begehung war stabil und unter dem Aspekt von Genuss und Training konnte ich sie sogar gleich nochmals wiederholen. Da kann man nur sagen: es macht besonders Freude, heute mit Ü50 Boulder zu ziehen, wo man in jungen Jahren noch zu schwach dafür war. Damit liess ich es an diesem Tag gut sein, bald bin ich gerne zurück für mehr!

Mittwoch, 4. Juni 2025

Jedermensch Cup 2025

Der Jedermensch-Cup im Elys Boulderloft passte anfangs Mai 2025 perfekt in unsere Familienagenda. Garantiert werden einem viele tolle Boulder in allen Schwierigkeiten und ein stimmungsvolles Finale. Mit guten Vibes reisten wir nach Basel und wollten sehen, was wir erreichen konnten. Dieser Beitrag schildert nicht nur unsere Erlebnisse, sondern beleuchtet die Grundsatzfrage, wie die Gestaltung von Kletterwettkämpfen mit Stärkeklassen ablaufen könnte.

Kathrin bouldert im Plaisir-Finale am Jedermensch-Cup 2025. Foto: Elys Boulderloft.

Grundsätzlich gibt's bei diesem Wettkampf zwei Kategorien, nämlich Plaisir und Elite. Einteilen kann man sich (mehr oder weniger) nach Selbstdeklaration. In meinem Fall ist es zwar vielleicht nicht restlos klar, ob ich alle Attributen von einem typischen Plaisirmenschen aufweise. Nur eines ist sicher, zur Elite gehöre ich ganz bestimmt nicht. Jedenfalls attackierte ich die 20 Plaisir-Boulder, welche ich schliesslich in der 6 Stunden dauernden Quali alle komplettieren konnte. Daneben galt es noch die 10 Jedermensch-Boulder zu absolvieren, welche sowohl für Plaisir wie Elite auf dem Menü standen. Acht Stück davon konnte ich bezwingen und die Konsequenz dieser Performance war zu erahnen: zu stark für Plaisir, d.h. meine Teilnahme wurde annulliert und ich war nicht für das Plaisir-Finale zugelassen.

Mein wertvollstes Top war diese (echt schwierige) Slab hier, welche Balance, Fusstechnik und Dynamik abfragte. Was man im Sinne meines Beitrags sagen muss: eigentlich machte dieser Boulder im Plaisir-Set herzlich wenig Sinn, da für die dort vorgesehenen bzw. zugelassenen Athlet:innen deutlich zu schwierig. Bzw. wer diesen Boulder eben schaffte, war nach der Definition der Veranstalter kein Plaisirmensch mehr. Und damit eben zum Widerspruch bei diesem Anlass: welchen Sinn macht es, diesen Boulder ernsthaft zu probieren und alles zu geben, wenn der Erfolg darin die Teilnahme in der Kategorie annulliert? Bild: Elys Boulderloft.

Fair enough, damit konnte und kann ich natürlich gut leben. Schliesslich ging es mir nicht um das Finale oder die Rangliste, sondern darum eine gute Bouldersession zu haben. Und dazu war dieses Set von 30 Bouldern einfach perfekt für mich. Von den Elite-Bouldern wären die meisten jenseits von meinem Können und meinem Style gewesen, die hätten mir deutlich weniger Spass gemacht. Sprich, auch in Retrospekt würde ich mich erneut für die Plaisirkategorie entscheiden. Trotzdem kann ich die Ereignisse nicht unkommentiert lassen, welche sich erst noch an einem Event abspielten, der mit seinem Namen und Charakter voll auf Inklusion macht. 

  • Ich meine, wenn es Kategorien gibt, so funktioniert (zur Zeit) nur die Teilnahme nach Selbstdeklaration. Wenn man nicht möchte, dass sich starke Athlet:innen in die tiefere Kategorie einschreiben, so muss man die höhere halt entsprechend attraktiv machen.
  • Jeder Versuch einer Objektivierung der Einteilung ist m.E. zum Scheitern verurteilt, solange es beim Klettern nicht wie in anderen Sportarten (z.B. Tennis) ein Ranking bzw. eine Klassierung gibt, welche aufgrund vergangener Wettkampfresultate ermittelt wird. 
  • Insbesondere ist ein ein Widerspruch am Wettkampfgedanke an sich, wenn eine gute Performance am Event selbst einen von der Teilnahme ausschliesst. Man kann nicht gleichzeitig versuchen, eine möglichst gute Leistung zu zeigen, aber dann doch nicht zu stark für die Kategorie zu sein.

Am Jedermensch-Cup ist die Idee, dass die Anzahl geschaffter Jedermensch-Boulder darüber entscheidet, in welche Kategorie man gehört. Wenn dies 6 bzw. 7 oder mehr sind (die Angabe war nicht einheitlich), so gehört man zur Elite. Doch einerseits wurde dies auch nicht konsequent gehandhabt im Sinne, dass man mit nur 5 Jedermensch-Bouldern aber 20 Plaisir-Bouldern eben doch auch ausgeschlossen wurde da "zu gut für Plaisir". Somit wirkten die Entscheidungen schlussendlich auch etwas willkürlich und der Versuch Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu kreieren in der Plaisirkategorie schaffte wiederum neue Ungerechtigkeiten.

Bei Larina stellte sich die Kategorien-Frage nicht. Aber weil ich mit ihr "dabei" und im Austausch war, weiss ich umso genauer, dass die allermeisten der Elite-Boulder für mich einfach nix gewesen wären und mir dieses Set ganz sicher viel weniger Spass bereitet hätte. Bild: Elys Boulderloft.

Ein weiterer Aspekt: wie erwähnt lag für mich der Fokus auf einer optimalen Session mit maximalem Spass. Und dies beisst sich leider mit dem Regularium bzgl. den Jedermensch-Bouldern. Denn ich gehe progressiv vor, mache erst die einfachen Boulder, gefolgt von allem was flashbar ist. Und zuletzt sind dann die harten Geräte dran. Somit wusste ich erst am Ende, in welcher Kategorie ich mich aufgrund der Leistung einzuordnen hatte. Und dann wäre es sowieso zu spät gewesen, um diese noch zu wechseln. Es war a priori alles andere als offensichtlich für mich, dass ich die (progressiv nach Schwierigkeit geordneten) Jedermensch-Boulder #7 und #8 würde toppen können.

Immerhin, einen der Elite-Boulder habe ich also dann doch noch geschafft. Und das erst noch in meinem Antistyle (Campus 🫠) und quasi schon auf dem Heimweg in den Sandalen. Solange sie dafür nicht die kleinen Leisten nehmen, sollte ich vielleicht meine Kategorienwahl für das nächste Mal doch überdenken...

Vielleicht fragt sich mancher nun ob der Sinnhaftigkeit von diesem Beitrag. Naja, ich möchte nicht den Event an sich oder die Entscheidungsträger kritisieren. Ich war ja auch freiwillig da, mir dem "Problem" schon im Vornhinein bewusst und es hat meine Freude an dem Tag auch nicht getrübt. Das eingesetzte System finde ich aber unlogisch und inkonsistent, das darf gesagt sein. Ebenso wie dass Kathrin gut genug aber nicht zu gut für die Teilnahme am Plaisir-Finale war und sich dabei den dritten Platz sicherte, bravo! Da bleibt nur noch das Schlusswort: nächstes Jahr kommen wir (vielleicht) wieder. Und wenn das der Fall ist: ich werde wohl wieder auf die Plaisir-Boulder setzen und den resultierenden Konsequenzen harren 😎

Es bitzli warm aagleit für Indoor. Dieser Tooly-Boulder war ein Side-Event zum Wettkampf. Beim Toppen der Route hätte man die teure Daunenjacke behalten können. Ich war zwar gut genug, um eine Weile an der Wand zu bleiben und die schöne Jacke zünftig zu verschwitzen. Doch für das Top fehlten dann doch einige Körner. Immerhin, ein schönes T-Shirt hat es als Obulus für meine Leistung, danke @Kaemp. Spät wurden also meine früheren Efforts bei feuchter Kälte in dieser Disziplin doch noch honoriert 🤪

Mittwoch, 21. Mai 2025

Magic Wood am 1. Mai

"Steine besteigen statt Steine werfen", so unser Motto für den 1. Mai 2025. Während unsere Frauen in Innsbruck weilten, konnte ich Jerome von seinem ersten Besuch in diesem Boulder-Mekka überzeugen. Wobei ich gestehen muss, dass ich zuvor auch noch nicht viel öfter da war: nämlich nur ein einziges Mal, auf der Rückreise von der Via Cassin am Pizzo Badile. Und das liegt schon beinahe 20 Jahre zurück. Mit meiner aufgeflammten Liebe zum Outdoor-Bouldern eine gewaltige Bildungslücke und ich freute mich sehr, diese ein wenig zu füllen.

Die Gesellschaft im Magic Wood an diesem 1. Mai war so farbenfroh wie dieses Schild hier 😊

Ein Konglomerat von Wünschen an machbaren und interessanten Bouldern, Nähe zum Bach, Gelegenheit zum Sonnenbad und den Empfehlungen von Adi führte uns schliesslich in den Sektor Beach bzw. Riverbed. Wir liessen uns zuerst am Block mit dem Klassiker Grit de Luxe (7A+) nieder. Wie man es sich denken kann: schöne Umgebung und interessante Boulder heisst viele Leute. Was den Vorteil mit sich bringt, dass schon viele Matten liegen und alles parat wie in der Halle ist. Andererseits muss man den Andrang als positiven Nebeneffekt zum Beta Sharing und zum sozialen Austausch sehen (was für uns absolut der Fall war). 

Impressionen aus der Beach Arete (6C).

Neben ein paar einfacheren Aufwärmern war dann die Beach Arete (6C) das erste seriöse Projekt. Wie tief man da für den Start "sinken" muss, ist mir nicht ganz klar. Viele Mitstreiter:innen wählten eine bequeme Standstart-Variante etwas links an offensichtlichen, guten Griffen. Falls ein Sit erforderlich sein sollte: ich habe es gemacht, auch wenn dieser etwas glitschig und unkommod ist. Zu erwähnen ist auch, dass sich der Exit von diesem Boulder hoch anfühlt und es einen grossen Vorteil darstellt, wenn viele Matten liegen. Klein beigeben musste ich hingegen in Grit de Luxe (7A+). Den Würgi-Start mit kräftigem Mantle und kippeligem Etablieren in der Wand ging (ca. 6C), aber die kleinen Leisten danach mit Anlaufen auf der aalglatten Platte... puh, next time!

Impressionen aus der Beach Arete (6C).

Als nächstes ging die Crew in Richtung vom unweit direkt am Wanderweg gelegenen Dyno Block weiter. Es war bequem mit der Welle mitzureiten. Und tatsächlich konnte ich sowohl den Magic Dyno (6C+) und auch den Magic Hook (6C) ziehen. Das erstere Problem kann man fast als "Training für die Halle" bezeichnen, voll genial einen solchen Move outdoor zu machen. Die Rechtsvariante mit dem Hook ist hingegen einiges technischer, aber auch toll. Hier die Moves vom Dyno auf Video (Youtube-Link).

Crux Move im Magic Dyno (6C), hier die animierte Version.

Gleich in der Nähe vom Dyno-Block findet sich mit The Slice (6A) eine interessante Scheibe. Für den Grad ein echt cooler Boulder, wo man sich mit Compression festklammern muss. Der Riss rechts davon (The Cleft, 5) ist leider fast etwas kurz, 1x etwas schmerzhaft die Griffel verklemmen reicht schon. Mich reizte aber vor allem der "Kasten" zwischen den beiden Bouldern. Allem Anschein nach war der noch nicht begangen worden. Das musste ich fast versuchen... nach dem Putzen und etwas Tüfteln gelang es mir schliesslich. Ich vermute, dass diese Variante bisher noch nicht geklettert wurde - obwohl so offensichtlich zwischen zwei anderen Problemen und direkt am Wanderweg gelegen. Falls mir die Ehre zusteht, so wäre das Le Frigo (6B). Hier der Link zum Youtube-Video.

Le Frigo (6B), auch hier gibt's eine animierte Version auf Video.

Das wars, es war ein magischer Tag im Zauberwald, wir kommen sicher bald wieder!

Montag, 31. März 2025

Zigerschwitz 2025

Ich haderte mit meiner Teilnahme am Zigerschwitz 2025, denn schliesslich war es schon Ende März: die Saison für Outdoor-Projekte an den Blöcken und beim Sportklettern war schon wieder voll im Gange, zudem hatte ich auch bereits schon wieder MSL angepackt. Die staubigen Boulderhallen lagen hinter mir zurück, sozusagen. Ich überlegte mir kurz eine Volksinitiative, die Ausführung von solchen Wettkämpfen auf die Monate November bis Februar einzuschränken. Dann besann ich mich wieder meiner Situation: die war nicht ganz optimal. Erst hatte ich wegen einer Erkältung kürzer treten müssen. Als diese kein wesentlicher Faktor mehr war, so lockte unmittelbar vor dem Zigerschwitz draussen bestes Wetter. Solches konnte ich mir nicht entgehen lassen und warf je eine Session im Bouldern und am Seil ein - was vor allem die Haut auf den Fingerbeeren schon einmal Richtung null brachte.

Nr. 43, einer der easy von der Hand ging. Foto by Martin Knobel.

Hinzu kam am Tag der Austragung ebenfalls outdoortaugliches Wetter, die Verabredung zum RP-Versuch in der Milzbrand am Gonzen für den Folgetag (Blog folgt) und ein Blick auf das starke Teilnehmerfeld verhiess auch nicht unbedingt die Versprechung, die tollen Erlebnisse mit den Finalteilnahmen von den beiden Vorjahren (2023, 2024) wiederholen zu können. Viele gute Gründe (ok, der letztere ist natürlich definitiv keiner!) um die Flinte ins Korn zu werfen. Schliesslich besann ich mich eines anderen und fuhr trotzdem Richtung Näfels, und zwar ohne das Felsgear im Gepäck. Um 13.00 Uhr fiel der Startschuss für die gut 100 Teilnehmer:innen. Während 4:30h Qualifikationszeit galt es bei 46 Bouldern möglichst viele Zonen und Tops zu holen, die Anzahl Versuche dabei wurde für die Rangliste hingegen nicht berücksichtigt. 

Nr. 14, auch dieser war zügig im Flash erledigt. Foto by Martin Knobel.

Ich kam gleich zügig voran, die Auswahl aus augenscheinlich machbaren Bouldern war gross und dieser visuelle Eindruck täuschte nicht. Top um Top im Flash fand Eingang auf das Laufblatt und ob dem guten Fortschritt konnte ich mir jedesmal eine längere Pause gönnen, wenn ein Problem doch einen gewissen physischen Effort erfordert hatte. Schliesslich stand ich bei 37 Tops, wovon ich 33 Boulder hatte flashen können. Bei den restlichen vier hatte ich 1x den machbaren Flash doof verschenkt, 2x erforderte eine etwas schwierigere Slab ein bisschen Tuning und einen Swing Jump löste ich schliesslich mit einem Beta Break. An den restlichen 9 Bouldern gelang mit trotz genügend Zeit- und Kraftreserven kein Top mehr, ja nicht einmal eine Zone. Dass ich mangels Haut zu diesem Zeitpunkt mit komplett getapten Griffeln agieren musste, spielte mir zwar nicht in die Karten. Aber de fakto waren diese Boulder auch einfach zu schwierig für mich. Wobei sie tatsächlich auf einem sehr hohen Level waren: auch von den Elite-Cracks konnte niemand mehr als 42 Stück lösen, vier blieben im Rahmen des Wettkampfs unbezwungen.

Nicht wirklich cool, so klettern zu müssen. Aber manchmal halt unumgänglich...

Das Ranglisten-Verdikt lautete schliesslich Platz 14 und damit deutlich ausserhalb des 5er-Finals. Wie oben schon erwähnt, war dies schon aufgrund vom starken Teilnehmerfeld schon im Voraus absehbar und sowieso: die Platzierung ist mir nicht sonderlich wichtig, bzw. vorne sein zu können ist nicht der Antrieb zum Mitmachen. Schwerer wog da schon die persönliche Emotion, eigentlich nur eine Session mit "ein paar einfachen Bouldern" gemacht zu haben, um dann noch gute 2 Stunden an ein paar "unmöglichen" Problemen seine mangelnden Fähigkeiten demonstriert zu erhalten. Ich gebe zu, dieser letzte Satz ist nun gar drastisch formuliert. Er soll auch keine Kritik am Event darstellen, sondern er widerspiegelt nur meine persönliche Emotion nach Abschluss der Quali - andere haben hoffentlich anders empfunden und ich nehme mir nicht den Anspruch raus, dass der Wettkampf nach meinem Gusto konzipiert sein müsste. Aufgegeben habe ich übrigens keine Sekunde vor Ablauf der Qualizeit, Spass hatte es mir dennoch sehr gemacht und auch den Wert vom Erlebnis, im Wettkampfsetting vor solchen schwierigen bzw. unmöglichen Bouldern "nicht einfach weglaufen zu können" ist nicht zu unterschätzen. Hin und wieder aufgezeigt zu erhalten, dass es noch diverse Hausaufgaben zu erledigen gibt, ist doch das Öl im Getriebe, das die Sache am Laufen hält 😎. 

Unfruitful Effort bei Nr. 40. Links steht auf gar nichts, rechts auf einem ultraglatten Mini-No-Tex und dann sollte so wohl ein Paddle Dyno eingeleitet werden  🤨. Hätte ich jetzt nicht schreiben müssen, das Foto sieht ja noch halbwegs gekonnt aus, auf einem Video sähe es wohl anders aus... Foto by Martin Knobel.

Samstag, 22. Februar 2025

Bimano Open 2025

Wie meine früheren Berichte zeigen, hat die Teilnahme am Boulderwettkampf im Bimano in unserer Familie Tradition. Und weil ich im Vorfeld nochmals alle Berichte zu den früheren Ausgaben konsultierte und als sehr wertvolle Auffrischung der Erinnerungen taxierte, gibt es nun auch dieses Mal einen. Für Larina war der Jugend-Regiocup als Vorbereitung für die anstehende Saison mit den nationalen (und hoffentlich internationalen) Wettkämpfen sowieso gesetzt. Da draussen gleichzeitig ein stahlblauer Neuschneetag mit sehr guten Tourenverhältnissen stattfand, wurde meine Standfestigkeit etwas auf die Probe gestellt. Doch mit dem Wunsch von Larina, sie als Wasserträger, Sekretär und (wo nötig) als Coach zu unterstützen war die Sache dann schnell klar. Diesen Support leistete ich nur zu gerne und da ihr Wettkampf schliesslich bis fast um 16 Uhr und dem Startschuss in der Open-Kategorie dauerte, liess ich mich natürlich nicht für eine anschliessende, persönliche Bouldersession lumpen.

Brush your boulders! Das war der Finalboulder #1 für Larina.

Seit wir das letzte Mal im Bimano gebouldert hatten, war die Anlage erweitert worden. In diesem neuen, sehr grosszügigen Hallenteil fand die Qualifikation statt, wofür 71 Probleme in den Bimano-Schwierigkeiten 3 bis 12 an die Wand geschraubt waren. Für die Jugend dauerte die Quali nur gerade 2h. Ob der Vielzahl and Bouldern waren Übersicht, eine gute Strategie und ein schlauer Umgang mit den Kraftreserven imperativ. Die Punktevergabe für die Boulder war wiederum so gestaltet, dass ein Grad höher eine um 50% bis 100% höhere Ausbeute versprach. Larina war effizient und gewandt, so füllte sich das Laufblatt und das Punktekonto zügig. So konnte sie gegen Ende das Gas sogar etwas zurücknehmen. Die Finalteilnahme schien gesichert und so schien es weise, dafür noch einige Körner aufzusparen. Aus 56 Tops bestand ihre Ausbeute schliesslich.

Larina im Finalboulder #3, hier war viel Flexibilität gefragt.

Der Final bestand in ihrer Kategorie aus 3 Bouldern. Jede Athletin hatte zuerst aus der Isolation kommend einen Onsight-Go zu absolvieren. Nach diesem durfte man auf der Matte bleiben und den Konkurrentinnen bei ihren Bemühungen zusehen. Reihum wurden dann weitere Versuche gegeben, bis der Boulder getoppt wurde oder die Judges die Übung nach Erreichen eines Zeitlimits abbrachen. Mit einem Score von 2T2z kürte sich Larina schliesslich zur Siegerin in der Kategorie U18F. Ein bisschen schade war einzig, dass die Hand beim dritten Boulder auch schon an der Zone war, diese jedoch nicht als kontrolliert taxiert werden konnte und das Problem schliesslich im Rahmen des Wettkampfs unbezwungen blieb. Alles in allem war es eine sehr gelungene Vorstellung und ein absolut positiv verlaufener Test für die kommende Wettkampfsaison.

Larina im Finalboulder #2. Das schöne Pad im Hintergrund war (leider) nicht für die U18 bestimmt.

Nachdem ich schon jeden einzelnen Boulder im Detail hatte studieren können, war ich dann natürlich umso mehr gespannt, wie sich diese denn tatsächlich anfühlten. Ziemlich gut, das merkte ich bald und konnte voller Zuversicht sein, auch ein schönes Set auf die Scorecard zu bringen. Zudem stand mir als Altersbonus noch eine Stunde an zusätzlicher Zeit zur Verfügung (d.h. 3h statt 2h). Nichtsdestotrotz, zu trödeln galt es trotzdem nicht, es standen ja im Schnitt keine 3 Minuten Zeit pro Boulder zur Verfügung. Mein Ansporn war es, zumindest in die Nähe der von Larina gesetzten Marke zu kommen, so nach dem Motto "ganz zum alten Eisen gehöre ich dann im Fall noch nicht". Schliesslich blieb ich mit einer Länge Rückstand bei exakt 55 Tops (wovon 46 Flash) stehen. Von mir nicht bezwungen wurde erst noch eine trickreiche Spezialaufgabe mit Risskletterei und einem Inverted Foot Jam Start, wo Larina meine Beratung zur richtigen Technik entscheidend geholfen hatte. Tja, gescheit reden ist einfacher als selber machen...

Das Top bei diesem Boulder ist gelungen. Aber war es im hier abgebildeten Versuch?

Ein bisschen schade war dann, in den letzten Sekunden des Wettkampfs bei einem (für mich) superathletischen Boulder kurz vor dem Topgriff noch von einem Power Out erlitten zu werden. Wobei ich mir nichts vorwerfen kann: in Bezug auf die kurzfristig beeinflussbaren Faktoren wie Technik und Taktik alles richtig gemacht, es haben halt einfach die nötigen PS gefehlt. Futsch war damit der familieninterne Gleichstand. Und was noch viel schwerer wog: auch die Finalteilnahme. Wie ich diesbezüglich stand, war mir während dem Wettkampf komplett unbewusst. Die Boulder mussten in der Toplogger-App eingetragen werden, und welche der verschiedenen Metriken schlussendlich zur Wertung herangezogen wurde, war (zumindest mir) nicht klar. In der entscheidenden war ich nach Ablauf der 3h schliesslich auf Rang 7 klassiert und damit einen Platz ausserhalb der Finalteilnehmer. Immerhin brachte das den Vorteil, mich zurücklehnen zu können. Wie immer hatte ich während der Quali alles gegeben und auch noch die allerletzten Körner verschossen. Wie ich da im Final noch hätte eine gute Figur abgeben wollen, das hätte ich nicht gewusst - aber natürlich trotzdem das Beste versucht.

Egal wie ich es versucht habe: die schmerzhaften Foot Jams blieben nicht genügend lang drin 😏

So verbleibt im letzten Abschnitt noch der Vergleich gegenüber den früheren Ausgaben und das Fazit. Nachdem ich das letzte Mal sogar eine grafische Auswertung meiner Tops gemacht hatte, drängt sich eine Wiederholung dessen natürlich auf. Und wie man sieht, die grüne Farbe für den Erfolg hat sich in den Schwierigkeitsgraden 7 und 8 üppiger breit gemacht. Das liegt im Idealfall an persönlich besserer Disposition. Oder vielleicht ist es die Motivation, mit der Tochter mitzuhalten. Selbstverständlich könnte man auch eine softer gewordene Bewertung als Argument heranziehen. Genau wird sich das nicht ergründen lassen und es ist auch nicht nötig. Eines ist sicher, es war ein tolles Erlebnis und ich habe im Bimano keine Sekunde an den schönen Pulverschnee gedacht, welchen man draussen hätte zerpflügen können.

Donnerstag, 6. Februar 2025

Sparta Fight 2025

Auch wenn es mich immer wieder magisch an diese lässigen Events zieht, von Wettkämpfen wird hier nur noch relativ selten berichtet. Sprich, da muss etwas Aussergewöhnliches passiert sein oder es wird eine lange Tradition von Blogs fortgeführt. Im Rahmen vom Sparta Fight trifft beides zu: einerseits gibt es bereits eine Serie von Reports die im Jahr 2019 startet und andererseits stand wie im Vorjahr wieder eine Ü40-Kategorie im Programm. Dass die Chancen auf eine gute Rangierung so höher sind, als wenn man gegen die jungen Wilden antreten muss, versteht sich von selbst.

Alle Bilder sind von Sparta Bouldering & mediasquad.ch, vielen Dank!

Einige Aspekte am Sparta Fight waren bei der Ausgabe 2025 neu. So war er heuer ein für die Nachwuchs-Nationalmannschaft ein verpflichtender Trainingsevent. Somit wurde neben der für lizenzierte Wettkämpfer gedachten Elite eine Plausch- und eben ein Ü40-Kategorie geschaffen. Wie in alten Zeiten war die Familie Dettling wieder einmal vollzählig am Start: 1x Damen-Elite, 1x Herren-Plausch und je 1x Ü40 bei Damen und Herren. So reisten wir zeitig an und konnten gleich das professionelle Warm-Up der Nati (zu) kopieren (versuchen).

Larina vor einem kniffligen Mantle.

Erstmals waren sowohl die neue wie auch die alte Halle für den Wettkampf beschraubt. Während der 4:30h dauernden Qualifikation waren 45 Boulderprobleme zu lösen. Dem Teilnehmerfeld entsprechend gab es natürlich diverse sehr schwierige Aufgaben. Davon musste ich schliesslich 9 Stück ungelöst lassen, sprich es konnten 36 Tops notiert werden - ein bisschen verbunden mit dem Wermutstropfen, dass ich an zwei Bouldern viel Zeit und Energie investierte, aber am Ende so, so, knapp scheiterte. Hätten diese beiden Einträge auf der Scorecard gemacht werden können, so hätte ich ein gutes Gefühl in Bezug auf die Rangliste gehabt. Aber so?!?

Auch Kathrin gibt ordentlich Gas.

Es zeigte sich schliesslich, dass es trotzdem reichte. Ganz konkret sogar für Rang 1. Eingebracht hatte mir dieser Erfolg vor allem das Top an Boulder #33. Diese als Coordo-Problem gedachte Aufgabe konnte ich mit einem Beta Break überlisten. Ganz so schwierig war das am Ende nicht, andererseits reizte es doch jede Faser meiner körperlichen Möglichkeiten aus. Naja, das macht einen wesentlichen Teil vom Erfolg beim Bouldern aus - innovativ denken und immer daran glauben, dass es einen (individuell machbaren) Lösungsweg gibt. Und natürlich freue ich mich jedes Mal diebisch, wenn gewitzt mit Köpfchen ein Top gesichert werden kann, welches auf der offensichtlich angedachten und meistverwendeten Variante vermutlich nicht gelungen wäre.

Herzlichen Dank an die Sponsoren für die schönen Preise 😀

Ein Final stand für die Senioren nicht im Programm. Hätte ich beim High-Noon vor Publikum antreten wollen, so hätte ich bei der Plausch-Kategorie teilnehmen müssen. Da hätte es mir effektiv für die Qualifikation gereicht (niemals jedoch bei der Elite, nur dass dies ganz klar herausgestrichen ist, dort hätte man 42 Tops bieten müssen). Wobei ich dann, so wie sich der Plausch-Final entpuppte, durchaus nicht unglücklich war, meine Fingerspitzen schon an einem frisch aus dem Eiskasten kommenden Getränk abkühlen zu können. Die Boulder waren nämlich hammerhart konzipiert: es gab kein einziges Top und auch Zonen-Erfolge waren sehr rar. Am Ende mit leeren Händen (0t0z) dazustehen wäre ein Verdikt im Bereich des zu Befürchtenden gewesen. Natürlich hätte ich auch das genommen, gebraucht habe ich es allerdings nicht unbedingt 😉

Hier kann man erahnen, dass kaum ein Muskel nicht zu Einsatz kommt.

Familienintern konnten wir uns mit einem zweiten Rang für Kathrin bei der Damen-Ü40 über ein weiteres Podest freuen. Mit Larina im Final mitzufiebern war uns leider hingegen nicht vergönnt. Es hätte dazu nur ein weiteres Top am richtigen Boulder gebraucht. Und wenn man weiss, wie nahe das war... aber so ist das eben beim Klettern und generell beim Wettkampfsport: knapp vorbei ist auch daneben und auch wenn der Unterschied in der Leistung schlussendlich marginal ist - im richtigen Moment braucht's das Epsilon mehr und die Kunst liegt genau darin, es bei der entscheidenden Gelegenheit auf die richtige Seite zu zwingen. Nichtsdestotrotz machten wir uns beglückt und zufrieden auf den Heimweg. Der Sparta-Fight hatte wieder einmal das geboten, was wir uns erhofft hatten: tollen Sport, viele Emotionen und einen gehörigen Trainingsreiz für alle Muskeln welche das Klettern in Anspruch nimmt.

Donnerstag, 30. Januar 2025

Cresciano Bouldering Januar 2025

Während einem substanziellen Teil vom Januar 2025 herrschte im Tessin sonniges Winterwetter. Bei den höher gelegenen Blöcken von Chironico lag Schnee, ebenso ist die bei tiefen Temperaturen willkommene Sonne dort nur für ein kurzes Fenster zu Gast. Mehr frühlingshaftes Ambiente gab's an den Massi von Cresciano, so dass ich diesen den Vorzug gab. Der Nachteil dieser Wahl: man kann nicht auf Strassennähe zählen, die Pads müssen rund eine halbe Stunde hinaufgebuckelt werden. Mit meiner doch noch vorhandenen Alpinisten-DNA kein grösseres Problem. So waren mir drei wundervolle Sessions nach dem Motto "just me, the boulders, the winter sun and the crisp air" vergönnt - fantastisch!

Session 1 in den Sektoren Letamaio & Danilo

Dieser relativ kleinen Sammlung von Blöcken zwischen den beiden populären Sektoren Filo a Sbalzo und Danilo gab ich beim ersten Ausflug den Vorzug. Insbesondere dem grossen Letamaio-Block, wo es vom grossgriffigen 6A-Aufwärmproblem bis zu den High-End-Traversen wie La rondeur de tes seins (8A+) oder der crazy hohen Don't look up (8C) für alle Geschmäcker etwas gibt. Ich werkelte v.a. an der Traversa del Letamaio (7B), einer ziemlich langen Querung mit dem Attribut rasoterra: moderater, schon etwas ermüdender Start, dann eine knallharte Leistensequenz nur knapp über Grund, bevor noch etwas Power für den aufwärts führenden Ausstieg nötig ist.

"Tiefer kannst du nicht sinken...". Am Crimpen in der Traversa del Letamaio (7B).

"Tiefer kannst du nicht sinken", das hatte mir ein auf MSL fokussierter Kollege als Bemerkung zum Video geschrieben. So richtig ernst war das natürlich nicht gemeint. Aber auch wenn... es hätte mich nicht zum Nachdenken gebracht. Begeisterungsstürme zu diesem Video von einem Non-Send an einem No-Name-Dabby-Lowball hatte ich eh keine erwartet. Vor allem aber war ich mit mir total im Reinen: auch nach 35 Jahren im Klettersport macht es mir riesige Freude, an einem solchen Problem "umezchnüble", sprich eine machbare Lösung zu suchen, dabei kleine Erleuchtungen zu haben und den Plan für das Ganze zu entschlüsseln. Warum? Warum nicht! Oder vielleicht auch: weil man kann! In diesem Sinne war das eine absolut grandiose Session 💪🏼. Und eines Tages, da bin ich mir sicher, wird hinter diesen Boulder noch das ✅ gesetzt.

Sessions 2/3 in den Sektoren Naso di Zmut & La Boule

Es dauerte nicht lange, bis es mich wieder magisch durch das Gotthardloch zog. Zur Abwechslung wollte ich dieses Mal zwei der hinteren Sektoren inspizieren. Dem Topo und dem Vernehmen nach wartet da noch man spannende Herausforderung und vor allem hatte ich dieses Gebiet noch gar nie betreten. Schon bei meinem Warm-Up-Bouldern verweilte ich länger als geplant und fügte zum Balancy Froci che non riuscite (6B) einen Sitzstart und dann eine Extended-Version mit Einqueren von rechts hinzu. Steht beides nicht im Topo, dünkt mich aber absolut logisch, wenn man gerne ein paar Moves am Stück macht. So gibt's nicht nur mehr Kletterzeit, sondern auch mehr Schwierigkeit (ca. 6C). Aber vor allem liess sich auch ein Video aufnehmen, welches dem MSL-Kollegen als wertvolles Training für den Pizzo d'Eus verkauft werden konnte - das war nicht so einfach zu kontern.

Eine super Linie im Sektor La Boule: L'altra faccia (7B).

Schliesslich begab ich mich in die kleine Arena, wo mit Bouldern wie La Boulette (7B), Toccami tutta (7A+), L'altra faccia (7B) und Ci credo o non ci credo (7A) gleich mehrere optimale Turngeräte für mich herumstehen. An den mittleren beiden pröbelte und puzzelte ich ausgiebig herum. Schwindende Kraft und verbleichendes Tageslicht verhinderten schliesslich einen Send, motivierten aber zur baldigen Rückkehr. Zum Glück erfolgte diese zeitnah: solides Aufwärmen und dann rein in die Projekte, so lautete das Motto. Ob so viel Zielstrebigkeit den Blick nach links und rechts nicht vergessen jedoch auch. Als Produkt resultierte eine in den Topos nicht verzeichnete Möglichkeit am Block mit dem Boulder L'eliminante (7A+) im Sektor Naso di Zmutt. Vielleicht war das ja ein FA und falls mir das Privileg zusteht, einen Namen zu vergeben, so würde ich das Problem Save the duck (6A, Video) taufen. Wie man am Grad erkennt, schwierig zu klettern ist es nicht - nur die Möglichkeit gilt es zu erkennen.

Eine in den Topos nicht verzeichnete Möglichkeit im Sektor Naso di Zmutt: Save the Duck (6A).

Schon noch rechtzeitig vor dem Ausverkauf von Haut und Kraft widmete ich mich dann aber den Projekten. Wie gewünscht liess sich L'altra faccia nach dem idealen Vorprogramm zügig abhaken (hier geht's zum Video). Natürlich dauerte es nach der erfolgreichen Begehung nur Minuten, bis meine Matten unter dem nächsten Problem platziert waren. Zwar gelang mir mit Mano Lesta Sit (7A+) tatsächlich noch ein weiterer (für mich) schwieriger Boulder. Noch viele mehr blieben aber offen und motivieren, die Reise nach Süden wieder anzutreten, idealerweise gut disponiert, mit reichlich Haut auf den Fingerbeeren und einer ordentlichen Portion "Strom i dä Hose".