Der Plan für den Tag wäre eigentlich gewesen, eine anforderungsreiche Route von Massimo da Pozzo zu klettern. Dazu sollte es aber schliesslich nicht kommen, denn einerseits war wie immer das Wetter ein Thema. Angekündigt war ein schöner und trockener Tag, doch schon in der ersten Vormittagshälfte stockte wegen der massiven Restfeuchtigkeit die Quellbewölkung rasch auf. Darüber hinaus führten wir auch einige Diskussionen, ob die Anforderungen der eigentlich angedachten Route Zoe (8 SL, 7b) nun genau richtig oder eben doch zu hoch seien. Zusammen mit der Tatsache, dass sich die Zoe in einer kalten Westwand befindet, wo wir mit wenig Hoffnung auf spätere Besonnung hätten klettern müssen, liessen wir es schliesslich bleiben und zogen mit der Love My Dogs den Plan B zu Rate.
Trotz oder gerade wegen der verschiedenen Kletterführer und Topos waren wir etwas im Zweifel, wie sich denn der beste und schnellste Zustieg vollzieht. Tatsächlich ist dies von Cortina bzw. Pocol kommend etwa 200m vor dem Passo Giau in einer Kehre. Wir gingen jedoch schon etwas weiter unten los und verfolgten ab da direkt den Weg Nr. 436. Das ist auch möglich, jedoch etwas weiter und es sind auch mehr Höhenmeter im Aufstieg zu bewältigen. Über vom Regen gesättigten Grund gelangten wir zur Forcella Giau und ab da die Geröllhänge querend (nicht zu hoch aufsteigen!) zum Einstieg. Total waren wir ziemlich genau 45 Minuten unterwegs. Als wir ankamen, zog sich gerade eine Seilschaft aus Österreich aus der dritten Länge zurück. Wir hatten sie 2 Tage zuvor bereits am Piz Ciavazes getroffen, wo ihnen die Feuchtigkeit einen Rückzieher aus der Roberta 83 beschert hatte. Ich fürchtete schon, dass hier ähnliches der Grund war, doch es waren zu unserem Glück ihre fehlenden Kräfte, die sie abseilen liessen. Somit war die Bahn frei, und um 12.00 Uhr stieg ich ein.
...und zwar an dieser Bastion des Spiz de Mondeval verläuft sie rechts durch den steilsten Wandteil. |
L1, 25m, 5b: Einfache und eher unschöne Kletterei in nicht sonderlich kompakten, etwas von Geröll bedecktem Fels. Die Stelle mit dem Doppelbolt ist übrigens kein Stand, sondern der untere und deutlich einfacher erreichbare der beiden steckt im totalen Bruch.
L2, 30m, 6c+: Interessante, leicht überhängende und anhaltende Leistenkletterei in gelbem Fels, der an die Drei Zinnen erinnert. Genauso wie dort kann man sich fragen, ob das wirklich alles fest ist... Naja, vielleicht ist nicht alles bombenfest, aber halten tut es eben doch. Die Absicherung mit BH ist hier fast übertrieben gut ausgefallen, die Crux liegt neben der nötigen Ausdauer und Übersicht in der Rechtsquerung zum Schluss.
In der gelben Leistenwand von L2 (6c+). |
L3, 20m, 6c: Kurze und steil-athletische Seillänge an guten Löchern und ein paar Auflegern, mit einem weiten Blockierer in der Mitte. Im ersten Teil fällt mir Bohrstaub auf und siehe da, es wurden hier tatsächlich zwei Griffe gebohrt?! Was soll denn das, 9 Jahre nach der Erstbegehung?!? Dank den Spuren kann ich die Griffe auch problemlos vermeiden, auch ohne diese kommt man mit 6c durch.
Zwei neue, geschlagene Griffe in L3 (6c), welche auch total unnötig sind. Wer macht 9 Jahre nach der Erstbegehung sowas? |
L4, 30m, 6a: Eher einfache Seillänge, deren Maximalschwierigkeit nur kurz und etwas gesucht an einem Wändchen im zweiten Drittel anzutreffen ist. Danach steigt man aufs breite Band hoch und trifft dort den Stand an.
Der Weiterweg durch die steile, gelbe Wand, perspektivisch etwas verzerrt, mit L5, L6 und L7. |
L5, 30m, 6b: Coole und athletische Kletterei im gelb-orange-roten Fels. Von der Festigkeit her ist dieser ok, mit 6b kommt man allerdings nur durch, wenn man sich an zwei, drei Schuppen bedient, die etwas hohl tönen. Allerdings ist an diesen so viel Chalk sichtbar, dass man sie wohl kaum ausreisst. Für starke Angsthasen, welche lieber die kleinen, festen Leisten benützen eher schwerer wie der angegebene Grad.
Keep Moving am Ende von L5 (6b), die Kletterei meist von der gutgriffig-athletischen Sorte. |
L6, 50m, 6a+: Sehr lange, und zu Beginn etwas alpine Seillänge. Während der Rest der Route und insbesondere die schweren Längen beinahe in Kletterhallen-Manier abgesichert sind, muss man hier an der Verschneidung zu Beginn entweder selber einige mittlere bis grosse Friends (Camalot 1-3) legen und noch eine Sanduhr aufspüren, oder es ist ein Runout im Bereich von 15-20m fällig. Natürlich, man kann hier gut mobil sichern, aber ob es im Angesicht der vielen BH und engen Absicherung im Rest der Route nicht auch noch Sinn gemacht hätte, hier zwei weitere zu platzieren?! Wie auch immer, die grosse Verschneidung klettert sich echt lässig und irgendwie auch einfacher wie gedacht. Die Hauptschwierigkeiten kommen erst in den 10m mit leicht überhängender Wandkletterei nach Verschneidungsende.
Das Finish von L6 (6a+) bietet noch steile Wandkletterei, welche für 6a+ ziemlich fordernd ist. Und meine Exen waren längst ausgegangen... |
L7, 45m, 6c+/7a: Gleich zu Beginn führt kleingriffige, technische anspruchsvolle Wandkletterei zu einem leicht brüchigen Wulst, wo ein weiter Blockierer an ein unerwartetes Loch die eindeutige Crux darstellt. Danach geht es in etwas einfacherer Kletterei dahin, bis zur Passage unter dem grossen Dach durch, die schauderlich brüchig aussieht. Allerdings hat es dort viele BH und ein paar feste Griffe findet man auch. Zum Schluss noch über den griffigen Wulst hoch zum Stand.
L8 & L9, 50m, 5b: Nun sind es noch zwei einfachere Seillängen in einem breiten Rinnensystem bis zum Ausstieg. Teilweise in Riss- und Wandkletterei, noch einen Wulst überwindend, gelangt man zum Top. Es fielen nun einige harmlose Regentropfen und wir führten die Diskussion, ob die Route wie im Topoguide angepriesen nach L7 für Sportkletterer beendet sei. Der Kompromiss war schliesslich, dass ich noch klettere, Kathrin hingegen nicht.
Somit war auch gesetzt, dass der Weg in die Tiefe durch Abseilen erfolgen würde. Um 15.40 Uhr hatte ich das Top erreicht, und umgehend die Seile gefädelt. Und ich muss sagen, wenn sich niemand sonst in der Route befindet, ist das Abseilen sicher der schnellste und bequemste Weg nach unten. In fünf gestreckten Manövern (Stände 9 - 7 - 6 - 5 - 3) plus Abklettern der letzten 7 Meter im zweiten Grad erreichten wir in nur 20 Minuten mit 2x50m-Seilen maximal effizient wieder den Einstieg. Die Alternativen mit dem Abseilen durch das brüchige Couloir weiter östlich, oder dem landschaftlich schönen Fussabstieg über den Wanderweg noch weiter im Osten brauchen bestimmt einiges mehr an Zeit. Der Schauer war nur von kurzer Dauer gewesen und hatte sich auf einige dicke Tropfen beschränkt. Bei zeitweisem Sonnenschein machten wir uns an den Abstieg über die rutschigen Pfade und traten darauf die Rückfahrt über die Pässe an. Die Love My Dogs war eine nette, unterhaltsame und gut abgesicherte Kletterei gewesen, wo ich ohne je ans Limit zu kommen im perfekten Onsight-Stil durchsteigen konnte. Die angegebenen Bewertungen kann man insgesamt sicher als ortsüblich gutmütig einstufen, es ist einfach kein Vergleich mit dem Massstab, der z.B. an den Wendenstöcken angelegt wird. Die Route liegt auch in einer sehr schönen Gegend, etwas abseits der Strassen und mit schöner Aussicht auf Monte Pelmo und Civetta. Etwas gefehlt hatte mir hingegen Herausforderung und Abenteuer und auch wenn die Kletterei wirklich gut ist, so steht sie doch etwas hinter den absoluten Dolomiten-Perlen zurück.
Facts
Lastoni di Formin - Love My Dogs 7a (6b obl.) - 9 SL, 280m - Dibona/Alexander 2005 - ***; xxxx
Material: 15 Express, 2x50m-Seile, Camalots 1-3 für L6
Schöne Plaisirroute durch die steile Südwand am Spiz de Mondeval über der Forcella Giau. Es warten meist griffiger Dolomit von guter, aber nicht überragender Qualität und athletische Kletterei. Die Absicherung mit zahlreichen BH ist in den schwersten Längen sehr gut ausgefallen (xxxxx), und auch die einfacheren Abschnitte sind bis auf die erste Hälfte von L6 gut ausgerüstet (xxxx). Zu erwähnen ist jedoch, dass in den oberen Längen oft nur 8mm-Dübel stecken, leider insbesondere auch an den Standplätzen. Löblich ist die sonnige Lage (am Einstieg ab etwa 10 Uhr) und das schöne Panorama zur nahen Nordwand des Monte Pelmo und zur Civettagruppe. Ein Fototopo zur Route findet man bei Planetmountain, weil der Einstieg zudem beschriftet ist und viele Bolts stecken, braucht es keine genaueren Informationen für eine Wiederholung der Route.
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