Mein Rückblick auf das vergangene Bergjahr hat inzwischen Tradition, siehe hier (11, 10, 09) für die vergangenen Ausgaben. Auch dieses Mal fällt er nicht aus, aber er kommt mit reichlich Verspätung. Mit Familie, Beruf, Blog schreiben und unterwegs sein geht über das Jahr halt so viel Zeit drauf, dass ich mein Tourenbuch schlechter als auch schon organisiert hatte. So wollten die verzettelten Infos erst gesammelt und konsolidiert werden. Anyway, besser spät als nie. Und was kommt dabei raus? Ich bin definitiv ein "oller Sportkletterfuzzi" geworden... ;-)
Total 148 Tage mit Bergaktivitäten gab es bei mir im 2012. Das sind rund 10 mehr als im Schnitt der vergangenen Jahre. Sie rühren von den im Vergleich zu den Vorjahren zusätzlichen Ferientagen in Kalymnos und im Frankenjura her, motiviert mit dem Abbau angestauter Überzeit. Ansonsten scheine ich mich, was die Häufigkeit meiner Ausflüge anbetrifft, über die letzten Jahre hinweg ziemlich konstant verhalten zu haben. Ist aber irgendwie auch logisch: ist Weekend oder Feiertag, so geht es raus. In den Ferien ebenso. Hin und wieder liegt auch an einem Wochentag ein bisschen etwas drin. Und manchmal ist halt schlechtes Wetter, dann bleibt halt auch mal ein Bergtag auf der Strecke, weil man zuhause bleibt oder in die Halle geht.
Eben, manchmal ist schlecht Wetter, dann wird indoor trainiert :-) |
In meinen Aktivitäten am meisten Raum nimmt ganz eindeutig das Sportklettern ein. Ist auch logisch, denn da ist jeweils (mit ganz wenigen Ausnahmen) die komplette Familie mit dabei. Insgesamt 79x haben wir das im 2012 so gemacht. Für die Kinder springen da immer tolle Aktivitäten raus, sei es "sändelen", Steinmauern bauen, mit Holz oder Laub etwas zu konstruieren, schaukeln, lesen, Fussrad fahren, undsoweiter. Inzwischen auch bereits etwas Bouldern und Klettern. Das grosse Volumen an Routen bleibt für die Eltern so natürlich auf der Strecke, aber 4-6 Go's pro Tag liegen schon drin. Auch im 2012 konnte ich, im vierten Jahr in Folge, wieder eine 8a rotpunkt durchsteigen, nämlich die A50 auf der Galerie. Dazu kommt noch eine weitere 8a im Toprope, die mache ich dann nächstes Jahr rotpunkt, damit die Serie weitergeht :-) Weiter steht 2x 7c+ zu buche, 12x 7c und gute 80 weitere Routen zwischen 7a und 7b+. Als grosse Erfolge werte ich hier vor allem die drei 7c-Routen, welche in onsight klettern konnte: Base Jump in Simplon Dorf, Hooligan in der Paschga, und Priapos in Kalymnos.
Ein "Riitiseili" gehört zum Klettern einfach dazu, auch wenn es bloss improvisiert ist! |
Die Königsdisziplin beim Felsklettern ist für mich seit jeher das alpine MSL-Sportklettern. Im 2012 gab es für mich 22 derartige Ausflüge. Alle bedeutenden wurden bereits auf diesem Blog hier dokumentiert und ergeben einen Strauss an fantastischen Erlebnissen. Noch nie habe ich in einem einzigen Sommer so viele Touren gemacht, welchen ich das Prädikat "Weltklasse" verteilen konnte. Und diesem bedarf es im 2012 für eine spezielle Erwähnung in diesem Jahresrückblick! Konkret nämlich die Voyage Selon Gulliver (7a+) am Grand Capucin, die Tout va mal (6c+) am Envers des Aiguilles, dann meine All-Time-Favourites Deep Blue Sea (7b+) an der Eiger Nordwand und Ben Hur (7c+/8a) an den Wendenstöcken. Viel besser geht es nun echt nicht mehr!
In der komplett selbst abzusichernden Voie Contamine (6b) an der Pointe Lachenal, hinten der Mont Blanc du Tacul |
Ein weiterer Teil meiner Tätigkeit im Fels ist das Erschliessen von Neutouren. Total 12 Tage widmete ich im 2012 dieser Tätigkeit, dabei entstanden 6 neue Klettergartenrouten und ich konnte 2 MSL-Touren fertiggestellen, nämlich den Uristier (6c+) am Chli Glatten, und das Echo der Zeit (6b) in der Westwand am Kleinen Bockmattliturm. Damit nicht genug, gleich mehrere MSL-Projekte harren ihrer Fertigstellung im 2013. Schon zeitig im Jahr darf mit der Präsentation eines 10-SL-Knallers gerechnet werden. Ich auf jeden Fall freue mich schon sehr darauf, die letzten Haken zu setzen und die Route komplett durchsteigen zu können. Meine Motivation fürs Erschliessen ist auf jeden Fall ungebrochen, schwieriger präsentiert sich da schon das Zeitmanagement und die Suche nach geeigneten Partnern.
Einbohren kann harte Arbeit sein, dennoch ist es manchmal fantastisch schön: Oktober 2012 in meinem MSL-Projekt. |
Gehen wir weiter zum Eisklettern: 10 solche Tage gab es im 2012. Einige davon alpin in Chamonix, das grosse Highlight war aber die rekordmässige Kältewoche im Februar. In dieser gelang Dani und mir die erste Begehung des Seerenbachfalls (WI5+) bei Amden, seines Zeichens einer der höchsten Wasserfälle in der Schweiz. Ganz bestimmt gehört er zu den besten Eistouren in der Schweiz, schade bloss, dass er höchstens alle paar Jahre "in Betrieb" ist. Umso besser, dass wir die Gunst der Stunde nutzen konnten. Dieselbe Kältephase konnte ich dann zusammen mit Kathrin auch noch für die mutmasslich erste Begehung des genüsslichen Tapis Volant (WI3+/4-) nutzen. Auch dieser steht südexponiert am Walensee und ist leider nur selten zu machen, er ist aber die beste Plaisir-Eistour, die ich je gemacht habe.
Im eisigen Element: Spinabach im Februar 2012. |
Bleiben wir beim kalten Element: im Kalenderjahr 2012 machte ich 30 Skitouren. Etliche davon spielten sich unmittelbar vor meiner Haustür oder in der näheren Umgebung ab, so dass sie im Rahmen eines Kinder-Mittagsschlafs, als Fiirabig-Tüürli oder einer Frühsport-Aktivität mit leicht verspätetem Arbeitsbeginn Platz haben. Auf meiner Prioritätenliste ist das Touren ist im Vergleich zum Klettern in Fels und Eis ein bisschen in den Hintergrund gerückt. Einerseits fahren unsere Kinder nun beide auch Ski, so dass die Tage mit Schnee im Unterland richtigerweise für Besuche am Ponylift benutzt werden. Andererseits ist meine Motivation, um bei mässigen Wetter- oder Schneebedingungen weit zu reisen, im Frühling mitten in der Nacht im Hochgebirge auf Schneesuche zu gehen, oder um gar bloss der Gelegenheit und Statistik wegen Höhenmeter zu bolzen nicht mehr riesig hoch. Günstige Gelegenheiten nütze ich aber weiter gern, um ein Schnippchen zu schlagen. Im Frühling 2012 waren dies die Besteigung bzw. Befahrung des Fleckistocks über die SW-Flanke, und die Tour auf die Aiguille d'Argentière durch das Y-Couloir.
Auch unmittelbar vor meiner Haustür warten prima Skitouren! |
Im Rückblick kann ich sagen, ein fantastisches und ein von Erfolg und tollen Erlebnissen gekröntes Bergjahr. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, davon zeugen einige tragische Unfälle, welche sich in meinem erweiterten Bekanntenkreis zugetragen haben. Auch ich erlebte im 2012 einige Schrecksekunden. Zum Beispiel, als ein unerwarteter Gleitschneerutsch beim Eisklettern unsere Ausrüstung vom Einstieg wegputzte. Oder als ich als Beifahrer auf dem Weg zu einer Tour in einen Autounfall verwickelt war. Oder als im Rätikon ein spontaner Steinschlag über unsere Route abging, während wir eben das Abseilen beendet hatten. Rückblickend waren das alles Bagatellen, bei denen uns kein Haar gekrümmt wurde. Aber kommt für einmal zum Unglück noch richtig Pech dazu... Bei aller Schönheit der Berge und den damit verknüpften Erlebnissen, sollten wir doch grosse Vorsicht, Wachsamkeit und Zurückhaltung walten lassen, so dass wir zu den nichtreduzierbaren objektiven Risiken der Berge nicht auch noch selber mit unüberlegtem Verhalten weitere Gefahrenquellen beitragen.
Schauen wir nun vorwärts, und nicht zurück. Auf ein tolles Bergjahr 2013! |
An dieser Stelle danke ich auch ganz herzlich meiner Familie, welche es immer wieder möglich macht, dass ich auf diese Art und Weise meiner Passion fürs Klettern und die Berge nachgehen kann. Weiter gebührt ein herzlicher Dank all jenen Personen, welche uns inklusive den Kindern zum Klettern begleitet haben, und uns mit Hilfe bezüglich Betreuung und Sicherungsarbeit, bei gleichzeitigem Verzicht auf eigene Kletterzeit einen sehr grossen Dienst erwiesen haben. Und natürlich auch all jenen Bekannten und Freunden, die mir auf den alpinen Abenteuern zuverlässige und begeisterte Begleiter waren!
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