Im Tessin hatte es anfangs November bei einer Südstaulage wie aus Kübeln geschüttet, so dass sogar der Lago Maggiore überlief. In den Bergen am Alpenhauptkamm waren diese Niederschläge als Schnee gefallen. So liegt denn von Zermatt bis zum Piz Bernina oberhalb von 2000m schon eine mächtige Schneedecke, worauf es sich hervorragend Skitouren lässt. Wenn man die Einträge auf den Bergportalen liest, so könnte man zwar den Eindruck erhalten, dass nur gerade in Realp genügend Schnee liegt. Auf den dortigen Rummel hatten wir eher weniger Lust und wählten ein Ziel am Lukmanier. Unsere Rechnung ging voll und ganz auf: wir genossen eine geniale Skitour bei traumhaften Bedingungen, und alleine unterwegs waren wir darüber hinaus auch noch.
Skitouring at its very best! Aufstieg über den Glatscher da Plattas zum Piz Medel (3210m). |
Spurarbeit im Aufstieg bei Davos la Buora. |
Unsere Tour startete um 8.40 Uhr in Curaglia (1332m), gleich oberhalb vom Dorfkern kann man gratis parkieren. Eine Betonplatten-Strasse führt von dort ins Val Plattas hinein. Sie war geräumt, so dass wir bis zu P.1520 zu Fuss aufstiegen. Eine Fahrbewilligung hätte sich im Dorfladen organisieren lassen, im Angesicht der steilen und morgens teilweise vereisten Strasse waren wir aber froh über unsere Entscheidung, es bleiben zu lassen. Auf dem Trassee des Sommerwegs profitierten wir dann ab P.1520 von der Spur, welche der Hüttenwart der Medelser Hütte am Vortag angelegt hatte. Bei der grossen Ebene der Alp Sura (1965m), wo auf 1km Distanz ohne Höhengewinn gelaufen wird, bogen wir dann ab und zogen unsere eigene Linie. Um zum Piz Medel zu gelangen, schien es uns günstiger über die nur als Abfahrtsvariante bezeichnete Route via Davos la Buora und den westlichen Plattas-Gletscher aufzusteigen. Der offizielle Aufstieg in der Nähe der Hütte vorbei und den östlichen Gletscherteil dünkte uns umwegig, weniger harmonisch und er ist vormittags auch weniger sonnig.
Das grosse Plateau des Medelser Gletschers. Landschaftlich sehr schön! |
Bei uns werden keine Gels reingedrückt, da gibt's einen rechten Znüni mit belegten Broten, Nussgipfel und Konsorten! |
Die Stimmung auf dem mehrere Quadratkilometer grossen Plateau des Medelsergletscher war dann einfach fantastisch. Die Sonne schien vom tiefblauen Himmel, ausser uns war keine Menschenseele zugegen und wir konnten die ersten Spuren in den gut gesetzten Pulverschnee legen. Damit hatten wir uns ein ziemliches Programm auferlegt: 1300hm Spurarbeit und sowieso, so viele Höhenmeter wie auf dieser Tour hatte ich das letzte Mal im Februar 2014 am Stotzig Muttenhorn zurückgelegt. So wurde nicht gehetzt, sondern eine vernünftige, gleichmässige Pace angeschlagen und die eine oder andere Pause eingelegt. Die Bedingungen luden ja dazu ein, und schliesslich wollten wir auch die vielversprechende Abfahrt noch geniessen können. Schliesslich waren wir nach knapp 5 Stunden Aufstieg beim Skidepot, von wo der Gipfel über einen kurzen, luftigen aber einfachen Grat erreicht wird. Unsere Entscheidung, keinen alpinen Gerätschaften wie Steigeisen und Pickel mitzuführen war richtig, ausser bei sehr ungünstigen Bedingungen wird man diese hier nicht benötigen.
Der luftige, aber einfache Gipfelgrat zum Piz Medel (3210m). Panorama totale von dort oben! |
Schliesslich folgte noch die Kür mit der Abfahrt. Auf den obersten 100hm war der Schnee noch etwas windgepresst, aber ab 3100m bis hinunter auf die Ebene der Alp Sura folgten 1200hm bester Skigenuss in idealem Gelände mit fluffigem Pulver. Der Rest von dort ins Dorf hinunter gehört dann eher zum Pflichtprogramm und bietet nicht mehr ganz so lohnendes Abfahrtsgelände. Um 15.30 Uhr schloss sich für mich der Kreis, das war jetzt echt eine geniale Unternehmung gewesen, die bestimmt auch am Ende der Saison noch zu den besten 10 Touren des Jahres gehören wird!
Impressionen von der Abfahrt... |
...das Gelände ist ideal, genauso wie der fluffige, gut gesetzte Pulverschnee! |
Piz Medel (3210m) von Curaglia (1332m) am Lukmanierpass
Schwierigkeit ZS, 1880hm Aufstieg, 5-6 Stunden Aufstiegszeit
Link zur Karte mit unserer Route: klick!
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