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Dienstag, 3. Dezember 2019

Kingspitz - Trumpfkönig (7a+)

Die Engelhörner sind eines der ersten alpinen Klettergebiete, die ich in meiner Karriere besuchen durfte. Auf engem Raum gibt's hier allerlei an Herausforderungen und die Lage der steilen Zacken um das kleine, isolierte Kar des Ochsentals ist äusserst speziell. Die eindrücklichste Wandflucht in diesem Kessel, die Kingspitz NE-Wand, hatte ich auf der klassischen Führe von Steuri und Gefährten bereits anno 2003 durchklettern können. Schon damals existierte mit dem Trumpfkönig (Anker/Piola 1988, ~16 SL, 7a+) eine direkte Linie durch diese grosse Wand. Sie weist bei etwas kleinerem Format durchaus Ähnlichkeit zur Wellhorn SE-Wand auf, mit der typischen, diagonalen Felsschichtung von rechts unten nach links oben. Nun, vor dem Trumpfkönig schreckte ich lange zurück: alpin, fordernd, spärlich gesichert meinten die wenigen Stimmen, die sich dazu äussern konnten. Aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurde die Route durch die Sanierung im Sommer 2016, mein herzlicher Dank dafür an Daniel Anker und Moni Romang! Gelohnt hat sich das auf jeden Fall: wir erlebten im Vorsommer 2019 einen grandiosen Klettertag mit alpinem Abenteuerfaktor.

Grandioses Ambiente im Ochsental in den Engelhörnern. Kingspitz, Kastor und Pollux leuchten bereits in der Sonne.
Zustieg

Unsere Tour startete um 7.20 Uhr von der Alp Rychenbach. Um die Schotterstrasse dort hinauf befahren zu dürfen und das Automobil stehen lassen zu können, ist eine Taxe von 15 CHF zu berappen. Dies ist entweder im Rest. Zwirgi (sofern bereits geöffnet) zu erledigen, man kann direkt bei den Älplern bezahlen (falls sie vor Ort sind und Zeit haben) oder man kann seinen Obulus in Self-Service auch in einen auf der Alp aufliegenden Umschlag stecken. Um unabhängig zu sein, sorgt man am besten vor und ist nicht auf Wechselgeld angewiesen. Zuletzt noch ein Hinweis: die übliche Parkgebühr für das Rosenlaui-Gebiet von 8 CHF/Tag ist nicht fällig, wenn man auf der Alp Rychenbach stationiert. Dass diese einen rascheren Zugang zur Engelhornhütte erlaubt, ist nichts neues, das hatte ich bereits in meinem Bericht zur Queen of Desert so beschrieben. Zügigen Schrittes erreichten wir die Hütte nach genau 30 Minuten. Wir hielten nicht inne und liefen gleich weiter hinauf ins Ochsental, wo wir um 8.10 Uhr und somit 50 Minuten nach Aufbruch in genialem Ambiente unter der Wand standen.

Joggli im Ochsental am Spazieren. Dieser Kessel mit seinem gigantischen Widerhall, einfach grandios!
Wir nahmen einen Schluck aus der Flasche, schossen ein paar Fotos und ein paar Gedanken in froher Erinnerung an frühere Erlebnisse an diesem Platz durften auch nicht fehlen (ja, ich werde das wohl jedes Mal wieder schreiben, wenn ich hier vorbeikomme ;-)). Na ja, gewisse Dinge vergisst man nie, bei anderen verändert sich die Wahrnehmung im Lauf der Zeit. So wie ich es noch präsent hatte, war letzte Teil des Zustiegs über den Vorbau der King-NE-Wand keine grosse Sache - halt à la verschärftes Spaziergelände, das für einen Alpinisten kaum der Rede wert ist. Nun aber dünkte mich die Sache doch nicht ganz so harmlos, man klettert doch ein paar Zweier- oder Dreierstellen in ziemlich exponiertem, abschüssigen Gelände - selbst wenn man den Vorbau auf dem korrekten Weg von links her angeht (wer direkt hinauf klettert oder sich sonstwie verkoffert, muss sich auf noch schwierigeres Gelände einstellen). Sicherungsmöglichkeiten gibt's keine nennenswerten, so muss man hier einfach souverän sein. Um 8.25 Uhr und damit gerade eine gute Stunde nach Aufbruch vom Auto waren wir am Einstieg. Dieser ist durch einen BH markiert. Ein Bohrmaschinengraffitti "KING" mit Pfeil deutet auf den markanten Kamin rechts oben, welcher für den Zugang zur klassischen NE-Wand-Route noch erstiegen werden muss. Da ein langer Tag wartete und auch die Schuhe mit mussten, hatten wir uns für das Klettern mit Haulbag entschieden (mässig empfehlenswert, das geneigte Gelände ist nicht ideal und es besteht die Gefahr, Steine zu lösen). Bis dieser gepackt war und auch sonst alles parat, war es 8.45 Uhr.

Hier beim Graffitti und BH geht's los für den Trumpfkönig!
Routenbeschreibung

L1, 6a+, 45m: Damit sich keine Kletterer verirren, welche in die klassische NE-Wand wollen, wurden die ersten BH mit Absicht versteckt platziert. Somit heisst es nach Gutdünken diagonal nach links hinauf zu steigen. Das Gelände ist jedoch moderat schwierig und Bolts kommen dann schon, dort wo sie nötig werden. Hinweis: passt auf beim dritten Haken, der steckt in schlechtem Gestein, das rundherum gerissen ist. Ob der hält? Ich hätte es nicht ausprobieren wollen! Es ist aber kein Vorwurf an die Sanierer: kann passieren, leider ist an jener Stelle alles ziemlich spröde und splittrig und das beste Placement war bereits durch den originalen, korrodierten Haken besetzt. In diesem Abschnitt warten einige technischere Moves, zuletzt geht's in wieder einfacherer Linksquerung zum Stand.

Unterwegs in L1 (6a+), ziemlich spezielles Gestein hier!
L2, 6b, 35m: Es geht links aus dem Stand hinaus und dann hinauf, der auf dem Topo verzeichnete gelbe Streifen ist durchaus vorhanden, war aber (zumindest bei den vorherrschenden Lichtverhältnissen) wenig deutlich. Die Hauptschwierigkeit besteht aus einer kurzen Einzelstelle an steilerer Partie.

Zweite Seillänge (6b), nun unterwegs auf dem "gelben Streifen".
Am Stand nach L2 (6b) begrüsst uns auch die Sonne. Vorher war's im noch eisgekühlten Ochsental doch einigermassen frisch, was sich aber logischerweise schlagartig geändert hat. Auf diese Weise konnten wir total doch etwa 4 Stunden und damit die 6 schwierigsten Seillängen an der Sonne klettern. Das gilt jedoch sicher nur für die Zeit um den Sonnenhöchststand, gerade gegen den Herbst zu gibt's in der King NE-Wand bestimmt nur noch wenig Sonne.
L3, 6c, 35m: So, nun geht's zur Sache! Erneut linksrum ausholen, dann nach rechts zurück. Die erst einschüchternd aussehende Rampe löst sich besser auf als befürchtet, die Hauptschwierigkeit liegt in der Querung der glatten Platte danach. Man plane die Moves sorgfältig... weil aber die Griffe ein bisschen listig versteckt liegen und die Moves kaum rückgängig zu machen sind, geht's hier nicht ohne ein wenig zu pokern. Da war ich froh, dass die von mir gewählte Sequenz schlussendlich aufging!

Rückblick auf die erste so richtig anspruchsvolle Stelle der Route, die plattig-glatte Crux von L3 (6c). Das Foto ist ein wenig ein Onsight-Spoiler, unterwegs abrufen gilt dann also nicht mehr als lupenreine Begehung ;-)
L4, 6b, 30m: Nochmals etwas zum Relaxen, auch wenn es der Boulder aus dem Stand raus durchaus in sich hat! Über das folgende, griffige Dächli geht's dann schon besser. Es folgt schliesslich einfacheres Gelände, über welches man in einem Runout zum Stand gelangt!

Engelhorn vibez!
L5, 7a, 35m: What a pitch! Der abwärtsgeschichtet-plattige Auftakt sieht schon sehr herausfordernd aus, dank ein paar tauglichen Leisten an der richtigen Stelle kommt man aber noch erstaunlich gut durch. Dann dem markanten, diagonal nach links oben ziehenden Riss entlang. Zu Beginn klettert man oft auf Gegendruck und es ist noch moderat schwierig. Gegen Ende hin muss man dann aber gehörig in die Trickkiste greifen, um die wenigen Strukturen in eine kletterbare Sequenz einzureihen - fordernd, zwingend, genial! Der fällige Powerscream widerhallt im ganzen Ochsental, das macht's gleich noch eindrücklicher (da sonst niemand zugegen war, darf man sich ja sowas mal erlauben - für die allenfalls erschreckten Bergdohlen und Heugümper tut's mir leid).

Erst plattig, dann rissig - aber einfach genial: L5 (7a)
L6, 7a+, 30m: In einer gängigen, horizontalen Rechtsquerung erreicht man eine weitere, steile Wand. Der nochmals höher angegebene Schwierigkeitsgrad ruft eine gewisse Ehrfurcht hervor. Doch auch nach der Querung geht's im Piaz erst noch ganz kommod in die Höhe. Zur Sache geht's dann nur über eine relativ kurze Strecke an einem Top-Boulderproblem an kleiner Zange - total genial, fast ein bisschen wie ein modernes Comp-Problem! Mir ging's gerade auf, danach heisst's in anhaltendem Gelände entschlossen und mutig vorwärts steigen - mit einem mega Stoke erreichte ich den Stand (12.20 Uhr), wo mein Teil der Vorstiegsarbeit vorerst abgeschlossen war.

Sieht ähnlich aus wie die Länge zuvor, ist aber L6 (7a+).
Fantastische, grosszügige Wandkletterei bereits weit über dem Einstieg im oberen Teil von L6 (7a+). That's why...!!!
L7, 6b+, 40m: Wie geplant nahmen wir hier einen Führungswechsel vor. Vik musste sich gleich auf einen schöne, aber doch ziemlich anspruchsvolle Wandkletterei mit ein paar zwingenden Abschnitten gefasst machen. Hier konnte ich die Hakenplatzierung (im Gegensatz zu allen anderen Seillängen!) nicht in jedem Fall perfekt nachvollziehen. Ebenso lässt die Behakung noch einiges an Interpretationsspielraum über die tatsächlich zu wählende Linie.

Der Sonne entgegen (welche sich schon bald verabschieden wird) nach dem Führungswechsel in L7 (6b+).
L8, 6b, 45m: Dieser Abschnitt dünkte mich markant einfacher wie die Seillänge davor, auch lässt die Felsqualität bereits etwas nach, insbesondere im letzten Abschnitt, der zur Kreuzung mit der klassischen NE-Wand-Route von Steuri führt. Hier verabschiedete sich um ca. 13.30 Uhr auch die Sonne aus der Wand - kein Problem für uns, es war auch im Schatten angenehm warm.

L9, 6b, 45m: Entlang von einer Art Rampe geht's bei nicht allzu schwieriger Kletterei aufwärts. An deren Ende wartet direkt geklettert eine kurze 6b-Stelle, die man jedoch auch (eher logischer) links umgehen kann. Auf dem Band danach quert man scharf nach rechts, um dann an der etwas brüchigen Verschneidung bzw. auf der Rippe hinaufzuklettern.

Die markante Rampe, welche man in L9 (6b) nach dem Zusammentreffen mit der klassischen Steuri erklimmt.
L10, 6b+, 40m: Hier wartet nochmals recht schöne Wandkletterei, ebenso helfen zwei Verschneidungen beim Fortkommen. Der Stand befindet sich an etwas unlogischer und unbequemer Position, ein paar Meter weiter oben oder unten könnte man deutlich besser sichern?!?

Auftakt in L10 (6b+).
L11, 6b, 35m: Ziemlich alpin anmutende Kletterei bei gemässigter Schwierigkeit. Zuletzt folgt dann allerdings eine elegante und auch sehr fotogene Linksquerung.

Die elegante und fotogene Linksquerung am Ende von L11 (6b).
L12, 6c, 40m: Schon am ersten Überhang wartet eine Boulderstelle, welche etwas Blockierkraft erfordert. Nun ja, für heutige, indoortrainierte Leute kein allzu grosses Hindernis. Nach einem Rastpunkt wartet das nächste Problem, nämlich die markante (Verschneidungs-)Rampe zu erreichen. Wir haben es mit zwei unterschiedlichen Lösungen beide geschafft, elegant war aber keine davon. Sprich, das ist wohl einfach ein Gewürge! Weiter geht's zwar originell, wenn auch wegen alpiner Felsqualität nicht sonderlich schön über die Rampe hinauf.

Rückblick aus der Rampe, kurz vor dem Routenende in L12 (6c).
Weiter zum Gipfel...

Um 15.45 Uhr erreichen wir, nach ziemlich genau 7:00 Stunden Kletterei, das eigentliche Ende der Route. Von hier könnte man Abseilen und zum Schluss über den Vorbau abklettern. Das stellt vermutlich den schnellsten Weg zurück nach Hause dar. Aber Achtung: es besteht definitiv das Risiko, mit dem Seil Steine zu lösen! Für uns war sowieso klar, dass wir die Tour mit einem Gipfelgang beschliessen würden. Das gehört für mich beim Klettern einer solchen Tour einfach dazu, da kann man nicht irgendwo mitten in der Wand wieder abseilen. Selbstverständlich ist der Weg über den Gipfel, insbesondere der wilde Abstieg, auch alpinistisch sehr lohnenswert! Somit also weiter...

L13, 2a, 25m: Eine schuttige und einfache Länge ohne fixe Sicherungen, auch das Legen von mobilen Sicherungen präsentiert sich schwierig. Zuerst etwas links hinauf, wo man nach etwa 10m mit dem Verlauf der klassischen NE-Wand zusammentrifft. Dann diagonal der logischen Linie entlang nach rechts hinauf zu Stand unmittelbar vor dem Grat, ca. 25m total.

L14, 4c, 30m: Unterhalb vom Grat links hinauf (H, Fixfriend) und in nicht mal ganz so trivialer Kletterei (2 BH) zu einem Kettenstand, erneut unmittelbar unterhalb des Gratverlaufs. Ein Verhauer über den Grat dürfte deutlich unangenehmer zu klettern sein.

Dem Gipfel entgegen in L15 (3a). 
L15, 3a, 50m: Nun ersteigt man direkt nach dem Stand den Grat und folgt diesem zum Vorgipfel (50m). Achtung, der Fels ist teils lose und es sind keine fixen Sicherungen vorhanden. Man muss sich also in alpinem Klettergelände absolut sicher bewegen können!

L16, 2a, 30m: Einfacher, horizontaler Grat, ca. 30m bis zum Gipfel.

Der letzte Abschnitt zum Gipfel (L16 gemäss Beschreibung, rechts oben das Rosenhorn.
Um 16.30 Uhr sind wie schliesslich beide am Top. Das macht eine Dreiviertelstunde ab dem eigentlichen Routenende oder 7:45h vom Einstieg. Das Ambiente am Gipfel ist, so wie ich es in Erinnerung habe, grandios. Auf alle Seiten geht's steil runter, in der Nähe begeistern die wilden Zacken der anderen Engelhörner und Ausblicke ins Hochgebirge mit seinen Gletschern gibt's auch. Leider gibt's kein Gipfelbuch, das wäre hier oben doch sehr interessant! Nur die Gamelle vom Hofnarr ist einen Zacken weiter drüben/unten sichtbar, der Weg dorthin wäre aber doch recht aufwändig. Da schaue ich dann erst an dem Tag rein, wo ich über jene Route auf den Kingspitz klettere.

Abstieg

Nach einem Vesper machen wir uns um 16.45 Uhr wieder auf den Weg, der Weg nach Hause ist ja noch lang, die Wegfindung komplex und das Gelände nicht einfach. Es ist zwar mein Second Go auf dem Kingspitz-Normalweg, aber nach 16 Jahren bleibt da nicht mehr allzu viel im Gedächtnis haften. Zuerst geht's über den steilen, exponierten Westgrat runter - das Gelände ist gerade genügend "einfach" und genügend gestuft, um seilfrei abzuklettern. Seit meinem letzten Besuch sind hier aber doch etliche BH "gewachsen". Wer möchte, könnte sichern oder abseilen. Es wären aber viele kurze Strecken nötig, was sicher enorm viel Zeit in Anspruch nimmt. Man verlässt den Grat schliesslich durch die in der Literatur beschriebene Rinne, es ist der logische Weg. Man kommt so in einfacheres, aber immer noch steiles, schuttiges Gelände. Hier muss man nun zwingend seilfrei abkraxeln (nur zwischendurch 1x Abseilstelle vorhanden, kann jedoch gut abgeklettert werden).

Ein Mann auf verlorenem Posten? Wie im Text erwähnt ist die Routenfindung auf dem Abstieg nicht ganz trivial. Hier war ich aber definitiv korrekt unterwegs :-) Es handelt sich um das "steile, schuttige Gelände", wo man zwingend seilfrei abkraxeln muss. 
Schliesslich erreicht man unter dem Kastorsattel (oder Pollux?) das obere Ende der markanten, plattigen Rinne. Zu Beginn kann man auch hier im gestuften Gelände noch gut abklettern. Doch das Kernstück ist dann echt glatt sowie auch sehr exponiert. Hier haben wir 1x50m (Zwischenstand wäre vorhanden) zu einem schmalen Band abgeseilt, das sich (nach unten sehend) 10-15m rechts herauszieht. Dort am Grat zogen wir einen weiteren 1x50m-Abseiler ins Schrofengelände (nur 25m und den Rest abkraxeln ginge zur Not auch). Nun wird das Gelände wieder etwas weniger steil, so dass man über die Schrofen abkraxeln kann. Teilweise sind Wegspuren sichtbar, tendenziell muss man sich etwas nach rechts halten. Schliesslich gelangt man zu dem Punkt, wo man mit einem kurzen Aufstieg den Ochsensattel gewinnen kann. Da ich den dortigen Abstieg vom letzten Mal noch als rough und haarig in Erinnerung haben, wollen wir es diesmal mit dem Kingweg probieren. Dessen Wegspur lässt sich ausmachen, allerdings führt sie hinunter nach Rosenlaui und nicht retour zur Engelhornhütte. Darum gilt es, den Abzweiger Richtung Rosenlauistock bzw. zum Schönbidemli nicht zu verpassen. Im Gelände konnten wir ihn nicht ausmachen, erst 30hm weiter unten wurde es offensichtlich, dass wir bereits zu tief waren. Mit einer Bonusseillänge (seilfrei) in bestem plattigem Engelhornfels mit grossen Löchern war das Malheur rasch wieder korrigiert.

Abseiler in der plattigen Rinne, hier abzuklettern wäre doch ziemlich gewagt!
Auf der Rippe zum Schönbidemli eröffnet sich ein sehr schöner Blick auf die Rosenlauistock Südwand - lädt richtig zum Klettern ein, was wir ja auch schon dann und wann gemacht haben ;-). Von dieser Stelle kann man vermutlich auch hinüberqueren zu den Einstiegen am Rosenlauistock oder (unsere Variante) über schwache Wegspuren aufs Bidemli runterkraxeln. Von dort heisst es ziemlich genau horizontal queren, bis man auf die deutliche Wegspur von/zur Rosenlauistock Südwand trifft. Mit etwas Auf und Ab unter der NW-Wand durch gelangt man schliesslich zügig zur Engelhornhütte (18.30 Uhr) und gleich weiter zur Rychenbachalp (19.00 Uhr, 2:15h für den Abstieg vom Gipfel, total 11:40h für die Tour) wo sich der Kreis schliesst. Wow, das war jetzt eine ausgedehnte und abenteuerliche Runde durch die Hasli-Rockies, gewürzt mit vielen tollen Klettermoves und Ausblicken.

Facts

Kingspitz - Trumpfkönig 7a+ (6c obl.) - 16 SL, 580m - Piola/Anker 1988 - ***;xxxx
Material: 2x50m-Seile (allenfalls 1x50m machbar), 12 Express, kein mobiles Material nötig

Alpines Sportklettern oder sportliches Alpinklettern? Irgendwo im Grenzbereich zwischen diesen beiden Genres bewegt sich der Trumpfkönig. Die Kingspitz NE-Wand ist ein grosses Gemäuer in eindrücklicher Umgebung, nur schon der Weg über den Vorbau fordert Spürsinn und alpine Fähigkeiten. Während die Route selber seit der Sanierung prima mit rostfreiem Material abgesichert ist (obere Grenze von xxx, bzw. untere Grenze von xxxx), so ist die Felsqualität nicht überall top. Die zentralen Seillängen 3-8 bieten super Kletterei in prima Fels. Davor und danach sollte der Kletterer aber auch etwas Übung haben im pfleglichen Umgang mit dem Gestein. Nach meinen persönlichen Gusto lässt es sich aber auch dort immer sicher, genussvoll und mit Spass klettern. Endgültig alpin bei spärlicher Absicherung wird's dann auf dem Gipfelausstieg über die klassische Route und auf dem langen Kraxelabstieg. Zur Not kann man zwar auch dort inzwischen an manchen heiklen Passagen sichern. Doch einerseits explodiert so ganz sicher der Zeitplan, andererseits gilt es immer noch, auf weiten Strecken im exponierten Schrofengelände seilfrei abzukraxeln und den besten Weg zuverlässig zu identifizieren (es sind keine Markierungen vorhanden). Rein von der Felsqualität her darf man dem Trumpfkönig wohl höchstens drei Sterne (***) attestieren. Als Gesamterlebnis war es für mich persönlich aber definitiv 5-Star-Deluxe! Wie bereits erwähnt, ist die Route seit der Sanierung gut abgesichert, es warten aber trotzdem noch einige zwingende Passagen. Die Crux zum Hochkommen ist wohl die 7a in L5 und auch die 6b+ in L7 ist nochmals etwas allegro, insgesamt ist wohl ca. 6c obligatorisch. Mobiles Sicherungsmaterial haben wir keines mitgenommen und auf dem Trumpfkönig auch nicht gebraucht. Punktuell könnte man allerdings schon hier und da noch etwas legen (eher kleines Material, d.h. Keile oder Cams 0.2-1). Auf dem Gipfelausstieg wären die Klemmer hingegen schon hilfreich, sonst ist's durchaus kühn (wenn auch unschwierig). Zuletzt: Vorsicht, wenn sich andere Kletterer in der Wand (d.h. auch in der klassischen NE-Wand) befinden, herrscht Steinschlaggefahr!!! Es ist für mich schwierig einzuschätzen, wie gross diese tatsächlich ist - jedenfalls sicher markant höher wie z.B. am Wellhorn. In dieser Hinsicht trafen wir es optimal, da wir die ganze Wand für uns alleine hatten.

Topo vom Erstbegeher Daniel Anker nach der Sanierung anno 2016 - vielen Dank!

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