Zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört das Austüfteln von exotischen Skitouren anhand der Landeskarte. Genau auf diese Art und Weise habe ich auch die Tour zum Piz Dolf aus dem Calfeisental entdeckt. Sie gehört nicht zu den Standard-Skirouten, da der Zugang entlang dem Gigerwald-Stausee im Winter nicht möglich ist. Doch im Frühling, wenn die Strasse wieder passierbar ist, dann sollte man doch in diesem schattig gelegenen Talschluss noch auf gute Bedingungen treffen. Dies mit dem Nachteil verknüpft, dass sich der (Ski-)Tourenstart bereits ziemlich weitab von der Zivilisation befindet. Kombiniert man aber zu einem Bike & Ski, so geht alles wunderprächtig auf.
Blick vom Bikedepot bei der Alp Sardona zum Piz Dolf (3028m) |
Nachdem die Strasse dem Gigerwaldsee entlang wegen enormen Lawinenzügen in den beiden Vorjahren erst im Juni geöffnet werden konnte, so war es heuer bereits zum Muttertag am 8. Mai der Fall. So war ich mir sicher, problemlos zum kleinen Walserdorf St. Martin am Ende des Sees zu gelangen. Dort ist man allerdings noch nicht am Startpunkt der Tour, dieser befindet sich erst rund 500 Netto-Höhenmeter weiter oben bei der Alp Sardona. Zwingend zu beachten: die linke Seite des Taminatals (wo die Kiesstrasse zur Alp verläuft) ist "bis zum 15. Mai oder der Öffnung der Strasse zur Alp Sardona" mit einer Wildruhezone belegt. Kurzum, das Timing für die Tour muss passen. Im aktuellen Jahr war allerdings eher die Frage, ob es nach Mitte Mai nicht schon zu spät wäre für die Tour. Wenig erstaunlicherweise gibt's hinten im einsamen Kessel des Calfeisentals keine Webcam. Die (tendenziell eher zu optimistischen) Exolabs-Karten zeigten aber noch Schnee ab 1800m, somit wollte ich es probieren.
Einrollen dem halbleeren Gigerwaldsee entlang - nachher heisst's dann heftig in die Pedale treten! |
Während die ganz sportliche Variante bereits in Vättis (973m) ihren Ausgangspunkt hätte, startete ich erst auf der Staumauer (1337m, einige Parkplätze vorhanden, 6.45 Uhr). Die Strecke dem See entlang ist (ab 9.00 Uhr morgens) mit einem wechselseitigen Einbahnverkehr belegt. Diese wenigen, mehrheitlich flachen Kilometer mit dem Bike zu machen ermöglichen also eine jederzeitige Rückkehr. Wem dies nicht wichtig ist, kann auch erst am hinteren Ende des Sees (Parli, 1340m, grosser Parkplatz) mit dem Bike starten. Auf jeden Fall heisst es dann, heftig in die Pedale zu treten oder natürlich auf die weniger anstrengende Variante mit E-Unterstützung zu zählen. Ich fuhr mein Zweirad schliesslich bis kurz vor die Schneegrenze bei der Vorderen Melchi auf 1800m (7.20 Uhr).
Seitenblick auf der Tour zur Nordflanke des Tristelhorns, das uns seinerzeit eine wahnwitzige Skitour beschert hatte. Diese ist übrigens wegen Wildschutzgebieten auf der Südseite des Berges nicht mehr so wie damals möglich... |
Zur Skitour selber gibt's nicht allzu viel zu sagen: es geht übers Flachfeld in den Talschluss, im Bereich des Sommerwegs die Hänge hinauf. Die Sardonahütte lässt man deutlich rechts liegen und gelangt etwas später auf die offizielle Skiroute zum Sardonapass. Ist dieser erreicht, so hält man sich etwas Höhe vernichtend nach SSE, um auf den breiten Rücken des Piz Dolf zu gelangen. Auf diesem geht's problemlos bis zum Vorgipfel P.2997. Dort deponierte ich aufgrund von Schneemangel die Bretter und erreichte den Kulminationspunkt (3028m) in wenigen Minuten zu Fuss um 9.45 Uhr. Mein Aufenthalt am Top beschränkte sich auf wenige Minuten. Es ging ein zügiger Luft, so dass man an diesem Vorsommertag durchaus auch noch ins Frieren geraten konnte. Trotzdem heizte die Sonne den ostexponierten Hängen aber bestimmt schon heftig ein, so dass eine zeitige Abfahrt ratsam schien.
Fantastisch das Ambiente! |
Die Hänge vom Vorgipfel bis zum Sardonapass begeisterten mit kompakter, ganz leicht aufgesulzter Schneedecke. Dass ich weiter unten nicht darauf zählen konnte, war bereits im Aufstieg klar geworden. Die Schneedecke war da nämlich nicht hart durchgefroren gewesen und bereits im Aufstieg weich. Schliesslich liess es sich aber doch ganz genussvoll Skifahren. Der Schnee war zwar durchaus pflüttrig, aber schon sommerlich kompakt und nicht allzu tief. So gelangte ich beschwingt wieder zum Bike und der Wechselzone (10.35 Uhr). Zügig war umgerüstet, in schwungvoller Fahrt ging es zum Ende des Sees und die letzten Kilometer ausgondelnd zur Staumauer, wo ich kurz nach 11.00 Uhr eintraf. Schon zum Mittagessen war ich wieder daheim und konnte noch einen stundenmässig vollen Arbeitstag auf dem Bürostuhl absolvieren.
Sulz al dente gab's nur ganz oben, doch auch unten war's ganz ordentlich zum Fahren. |
Faszinierende Landschaft, gut gewählt;)
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