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Dienstag, 6. Mai 2025

Skitour Piz Alv (2769m)

Eine anhaltende Schönwetterperiode beschliesst einen für einmal sehr freundlichen April und es riecht noch einmal nach guten Tourenbedingungen. Selbst im Hochgebirge wäre so gut wie alles machbar, doch um dahin aufzubrechen fehlt mir einerseits die Zeit und andererseits auch das Mindset als (primär) Kletterer und Hobby-Skitüüreler. Schliesslich ist es dann so, dass ich nach einer brettharten Projektsession in einer 8a+ am Vorabend ziemlich geschlaucht bin und das Vorhaben früh aufzustehen in Frage stelle. Schlussendlich finde ich aber mit dem Piz Alv einen guten Plan mit einer relativ rasch zugänglichen, moderat langen Tour, wo die Abfahrt über NW-Hänge verläuft. Somit reicht Aufstehen um 6.00 Uhr und das ist auch nach den abendlichen Efforts bis zum Eindunkeln eine gerade noch akzeptable Grösse.

Frühlingstour bei absolut perfekten Sulzbedingungen - hier eine Impression von der Abfahrt.

Schliesslich starte ich um 8.00 Uhr ausgangs Andermatt, wo es ca. 200m vor der Abzweigung ins Unteralptal Gratis-Parkplätze gibt. Natürlich ist da längst der Frühling eingekehrt, doch das Schneetaxi bringt mich in bewährter Manier zügig über 6.5km und netto 500hm bis nach Tros auf 1900m. Wie ich vom Bericht von j_sp (welcher mich zu dieser Tour inspiriert hat, danke!) schon weiss, muss ich nur 1x kurz über einen Lawinenkegel schieben und später noch für ca. 5 Schneefelder à je 5-20m vom Rad. Von dessen Depot sind es noch zwei, drei Minuten zu Fuss, bis ich die Bretter anziehen kann und auf hart gefrorener, tragender Schneedecke über den Vermigelboden schreite.

Die verwaiste Vermigelhütte und Blick auf eine tolle Linie am Rotstock (2858m). Das war auch wieder so eine Tour, wo man nicht eine Möglichkeit weniger auf der To-Do-Liste hat, sondern mindestens fünf mehr. 

Ab da hatte ich verschiedene Tourenoptionen in petto, der Piz Alv schien mir dann die beste Wahl. Somit stieg ich über die Gätschplanggen im Bereich vom Sommerweg auf. Dies bei noch durchgehender Schneedecke, wobei die aperen Flecken in diesem Hang so langsam dabei waren, die Überhand zu gewinnen. Ab der Verflachung von Porggeren war es dann noch richtig winterlich mit einer formidablen Atmosphäre und einer schön glatten Schneedecke, wie ein Teppich. Für den Weiterweg zum Piz Alv gibt's ab da verschiedene Optionen: entlang der Tourenroute via Maighelspass, diesen abkürzend direkt zu P.2490 oder noch kürzer über eine Route, welche südlich von P.2590 passiert. 

Blick zurück in Richtung Maighelspass, bzw. Richtung Maighelshütte - fantastisches Ambiente!

So erreicht man ein namenloses Kar, welches in Richtung Passo Bornengo zieht. Von diesem gilt es noch den steilen Gipfelhang zu erklimmen, wobei man am besten in Gratnähe bleibt. Trotzdem beträgt die Neigung bis zu 35 Grad, bei guten Bedingungen ist das aber natürlich absolut problemlos. Um 10.45 Uhr war ich am Top, welches durch ein Gipfelkreuz mit Buch geschmückt ist. Ich war etwas erstaunt festzustellen, dass dieser No-Name-Gipfel doch erstaunlich häufig besucht wird. Wobei, Lage und Aussicht sind schon fabelhaft. Dazu war es windstill, mild und perfekt sichtig. Oder mit einem Wort: Traumbedingungen.

Auf dem Gipfel mit Blick zurück Richtung Unteralptal und Andermatt, wo ich herkam. Rechts der rechten Skispitze befindet sich das Sustenhorn, das nächste Massiv rechts davon bilden der fantastische Kletterberg Salbitschijen und das Rorspitzli, wo ich auch schon auf Skitour unterwegs war.

Diese traf ich wenig später auch auf der Abfahrt an: ich fuhr kurz dem Nordgrat entlang ab, bevor man nach links in die NW-Hänge abbiegen kann. Dazu sind verschiedene Optionen möglich: es gibt erst steile Couloirs ( >45 Grad), am gutmütigsten ist die Rampe auf 2700m. Doch auch dort gibt's auf der Quote von 2600m noch eine kurze, steile Stelle (40-45 Grad) in den Talgrund hinunter. Es folgten dann traumhafte Hänge bei perfekten Sulzbedingungen bis nach Porggeren. Dort galt es kurz hinüber schieben zu  P.2218, bevor die noch etwas abscheiniger ausgerichtete Gätschplangge ebenfalls Al-Dente-Schnee bis runter zum Vermigelboden bot.

Wie ein samtener Teppich, genial zu fahren!

Zuletzt war noch ein bisschen Skating und ein kurzer Fussmarsch zurück zum Bike gefragt, unterbrochen von der Beobachtung der überaus zahlreichen und aktiven Amphibien an einem eben von Schnee befreiten Tümpel. Nach der Bikeabfahrt schloss sich meine Runde schon vor Mittag beim Ausgangspunkt. Weniger später gab's in Andermatt einen Zmittag als Grundlage für einen produktiven Nachmittag. Ja, ein wenig zu faulenzen wäre schon gewesen, aber die Arbeit rief. Nach einem solchen Start in den Tag lässt sich aber auch dieser Teil des Lebens erquickt bestreiten.

Finito for the day, und vielleicht bald auch für die Saison?

Mittwoch, 5. Juni 2019

Skitour Piz Tiarms (2917m)

Endlich sollte über die Auffahrtstage 2019 der Sommer einkehren. Andererseits war der Winter ja noch nicht weit weg. Das betraf auch mich persönlich, nochmals von einer Erkältung heimgesucht. Um am Limit zu klettern, fühlte ich mich noch nicht genügend fit. Doch für ein Rehatüürli im Schnee sollte es trotzdem reichen. Einfach nicht zu früh aufstehen und auch nicht unbedingt zu weit laufen. Weil ich's nicht so mag, einer Karawane von Leuten hinterherzuhecheln, wollte ich auch auf die populären und überlaufenen Touren verzichten. Daraus geworden ist schliesslich der Piz Tiarms, wo ich auf Einsamkeit und perfekte Schneeverhältnisse traf.

Aufstieg zur Fellilücke, in der rechten Bildhälfte prominent die vielbesuchten Hänge des Pazolastocks.
Ich startete um 7.30 Uhr auf dem Oberalppass und ging Richtung Fellilücke. Das Schmelzwasser in den Tümpeln war gefroren und die Schneedecke ab dem ersten Meter tragend, kompakt und doch griffig. Gemütlichen Schrittes und ohne Schwierigkeiten ging es, bereits an der Sonne, zur Fellilücke hinauf. Dort der Wechsel in die noch schattige, westexponierte Flanke die gegen die Wyssenlücke (P.2826) hinaufführt. Kurz vor dieser biegt man rechts ab und ersteigt den NW-Hang zum Piz Tiarms. Dieser wird immer steiler, zuoberst sind es gute 40 Grad - bei kompaktem Hartschnee ist auch das schon eindrücklich! Am Grat das Skidepot, dann sind es noch ein paar Schritte und Kraxelzüge zu Fuss, um 9.15 Uhr bin ich am Gipfel.

Blick von kurz unterhalb der Wyssenlücke auf den zuoberst bis 40 Grat steilen NW-Hang des Piz Tiarms.
Nachdem ich Panorama und Sonne für eine Weile genossen habe, breche ich talwärts auf. Man könnte zwar auf der Aufstiegsroute lohnend direkt zum Ausgangspunkt abfahren. Doch ich fühle mich noch fit genug für eine Extrarunde und wähle deshalb die noch schönere, rechte Mulde unter dem Fedenälpler. Auf leicht aufgefirntem Schnee kurve ich genial auf 2300m hinunter. Von hier wären es 180hm Gegenaufstieg zurück zur Fellilücke. Doch die Abfahrt weiter das Fellital hinunter lockt einfach zu sehr. So rausche ich beschwingt in perfektem Sulz bis ins Murmelsbiel auf 2000m, wo die Hänge flach werden und das Skivergnügen endet. Der Preis ist ein umso längerer Wiederaufstieg von nun beinahe 500hm. An der Sonne wird es warm und zuletzt zieht es sich ein wenig, da ich noch nicht wieder ganz bei Kräften bin. Auch die Abfahrt von der Fellilücke zum Pass ist dann nochmals sehr lohnend. Man kann mit dem Gelände bzw. dessen Exposition spielen und die Beschaffenheit des Schnee à discretion auswählen. Für dieses Vergnügen schon viel zu schnell bin ich retour am Pass, 10.30 Uhr zeigt die Uhr mittlerweile.

Das Fenster mit perfekten Bedingungen ideal getroffen :-)
Facts

Piz Tiarms (2917m) vom Oberalppass
Ski-Schwierigkeit ZS, 900hm, Zusatzschlaufe ins Fellital +500hm