Eine anhaltende Schönwetterperiode beschliesst einen für einmal sehr freundlichen April und es riecht noch einmal nach guten Tourenbedingungen. Selbst im Hochgebirge wäre so gut wie alles machbar, doch um dahin aufzubrechen fehlt mir einerseits die Zeit und andererseits auch das Mindset als (primär) Kletterer und Hobby-Skitüüreler. Schliesslich ist es dann so, dass ich nach einer brettharten Projektsession in einer 8a+ am Vorabend ziemlich geschlaucht bin und das Vorhaben früh aufzustehen in Frage stelle. Schlussendlich finde ich aber mit dem Piz Alv einen guten Plan mit einer relativ rasch zugänglichen, moderat langen Tour, wo die Abfahrt über NW-Hänge verläuft. Somit reicht Aufstehen um 6.00 Uhr und das ist auch nach den abendlichen Efforts bis zum Eindunkeln eine gerade noch akzeptable Grösse.
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Frühlingstour bei absolut perfekten Sulzbedingungen - hier eine Impression von der Abfahrt. |
Schliesslich starte ich um 8.00 Uhr ausgangs Andermatt, wo es ca. 200m vor der Abzweigung ins Unteralptal Gratis-Parkplätze gibt. Natürlich ist da längst der Frühling eingekehrt, doch das Schneetaxi bringt mich in bewährter Manier zügig über 6.5km und netto 500hm bis nach Tros auf 1900m. Wie ich vom Bericht von j_sp (welcher mich zu dieser Tour inspiriert hat, danke!) schon weiss, muss ich nur 1x kurz über einen Lawinenkegel schieben und später noch für ca. 5 Schneefelder à je 5-20m vom Rad. Von dessen Depot sind es noch zwei, drei Minuten zu Fuss, bis ich die Bretter anziehen kann und auf hart gefrorener, tragender Schneedecke über den Vermigelboden schreite.
Ab da hatte ich verschiedene Tourenoptionen in petto, der Piz Alv schien mir dann die beste Wahl. Somit stieg ich über die Gätschplanggen im Bereich vom Sommerweg auf. Dies bei noch durchgehender Schneedecke, wobei die aperen Flecken in diesem Hang so langsam dabei waren, die Überhand zu gewinnen. Ab der Verflachung von Porggeren war es dann noch richtig winterlich mit einer formidablen Atmosphäre und einer schön glatten Schneedecke, wie ein Teppich. Für den Weiterweg zum Piz Alv gibt's ab da verschiedene Optionen: entlang der Tourenroute via Maighelspass, diesen abkürzend direkt zu P.2490 oder noch kürzer über eine Route, welche südlich von P.2590 passiert.
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Blick zurück in Richtung Maighelspass, bzw. Richtung Maighelshütte - fantastisches Ambiente! |
So erreicht man ein namenloses Kar, welches in Richtung Passo Bornengo zieht. Von diesem gilt es noch den steilen Gipfelhang zu erklimmen, wobei man am besten in Gratnähe bleibt. Trotzdem beträgt die Neigung bis zu 35 Grad, bei guten Bedingungen ist das aber natürlich absolut problemlos. Um 10.45 Uhr war ich am Top, welches durch ein Gipfelkreuz mit Buch geschmückt ist. Ich war etwas erstaunt festzustellen, dass dieser No-Name-Gipfel doch erstaunlich häufig besucht wird. Wobei, Lage und Aussicht sind schon fabelhaft. Dazu war es windstill, mild und perfekt sichtig. Oder mit einem Wort: Traumbedingungen.
Diese traf ich wenig später auch auf der Abfahrt an: ich fuhr kurz dem Nordgrat entlang ab, bevor man nach links in die NW-Hänge abbiegen kann. Dazu sind verschiedene Optionen möglich: es gibt erst steile Couloirs ( >45 Grad), am gutmütigsten ist die Rampe auf 2700m. Doch auch dort gibt's auf der Quote von 2600m noch eine kurze, steile Stelle (40-45 Grad) in den Talgrund hinunter. Es folgten dann traumhafte Hänge bei perfekten Sulzbedingungen bis nach Porggeren. Dort galt es kurz hinüber schieben zu P.2218, bevor die noch etwas abscheiniger ausgerichtete Gätschplangge ebenfalls Al-Dente-Schnee bis runter zum Vermigelboden bot.
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Wie ein samtener Teppich, genial zu fahren! |
Zuletzt war noch ein bisschen Skating und ein kurzer Fussmarsch zurück zum Bike gefragt, unterbrochen von der Beobachtung der überaus zahlreichen und aktiven Amphibien an einem eben von Schnee befreiten Tümpel. Nach der Bikeabfahrt schloss sich meine Runde schon vor Mittag beim Ausgangspunkt. Weniger später gab's in Andermatt einen Zmittag als Grundlage für einen produktiven Nachmittag. Ja, ein wenig zu faulenzen wäre schon gewesen, aber die Arbeit rief. Nach einem solchen Start in den Tag lässt sich aber auch dieser Teil des Lebens erquickt bestreiten.
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Finito for the day, und vielleicht bald auch für die Saison? |
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