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Freitag, 20. November 2020

The Ultimate Climbing Test

Naja, manchmal hat man nichts Besseres zu tun oder die Behörden befehlen einem, dass man nicht Besseres zu tun habe (nicht für uns, aber für manche Leser mag dies zutreffen...). Wie auch immer, als Magnus Midtbø sein Video mit dem ultimativen Kletterfertigkeitstest publiziert hatte, machten wir uns ans Ausprobieren. Wir hatten viel Spass dabei! Und ich muss sagen, dafür dass es nur gerade 4 Übungen sind, so stimmten die Scores doch erstaunlich genau mit unserem Klettervermögen überein. Check it out, vielleicht habt ihr ja auch Freude an dieser Spielerei.

Damit ihr nicht das ganze (wenn auch unterhaltende) halbstündige Video ansehen müsst, hier die einzelnen auszuführenden Übungen für den Test. Vielleicht ist aber das Verstehen der verwendeten Fachsprache auch nicht ganz so trivial ;-)

  • 1 RM 5s Half Crimp Max Hang in % Body Weight
  • 1 RM Pull-Up in % Body Weight
  • L-Sit or Front Lever Time to Failure
  • 2 Arm Bar Hang Time to Failure
Wie die Leistungen in Punkte umgemünzt werden und welcher Gesamtscore welchem Schwierigkeitsgrad entspricht, ist auf YouTube in der Beschreibung zum Video angegeben. Alternativ findet man auch ein schon vorbereitetes Spreadsheet. Persönlich konnte ich für 8a scoren, geklettert bin ich effektiv schon ein bisschen mehr. Das ist sicherlich möglich, schlussendlich habe ich es auch jahrelang darauf angelegt, Routen gerade noch knapp hinaufzukommen, die an der absoluten Grenze meines physischen Potenzials waren. Der andere Fall (weniger Kletterleistung als der Score verspricht) ist aber sicher typischer, denn trotz physischer Stärke fällt einem ein Projekt am Limit ja nicht einfach zu, da muss man dann schon entsprechend Zeit und Energie (v.a. auch mentale) investieren. Ein paar Dinge sind mir beim Test aufgefallen:
  • Am schwächsten war ich in der Finger Strength, da hat mich sogar meine Frau deutlich geschlagen (sowohl relativ als auch in absoluter Zuladung). Und dies obwohl es beim Klettern kaum je einen Griff gibt, den sie halten kann aber ich nicht, der umgekehrte Fall tritt deutlich häufiger auf. Aber mit diesen kleinen, glatt-glitschigen Holzleisten kann ich einfach wenig anfangen, gerade mit langen Fingern und weicher Haut ist das einfach sooo hart (<-- a.d.R: dafür ist er in den Ausreden richtig gut und verdient mindestens 9 Punkte ;-))
  • Die Progression vom L-Sit zum Front Lever dünkt mich ziemlich happig. Die Zeit für 6 Punkte beim L-Sit kann ich problemlos erfüllen, ja sogar weit übertreffen. Von der Wertung für 7 Punkte mit einem sauberen 5s Front Lever mit gestreckten Armen bin ich dann aber gefühlt weit, weit weg.
  • Die unangenehmste Übung ist eindeutig das minutenlange, zweiarmige Hängen an der Stange. Erst fühlt sich das noch ganz kommod an, doch bald wird es einfach schmerzhaft und es artet zum puren, ja richtig ekligen Durchbeissen aus. Denke diese Übung würde man viel besser an einer drehbaren Stange (Turntillburn) machen, das gäbe repräsentativere Resultate und würde weniger Leidensfähigkeit erfordern. Ah ja, und bei diesem Exercise waren Kathrin und ich schlechter wie unsere beiden Kinder... könnte darauf hindeuten, dass die Sache vielleicht auch ein wenig gewichtsabhängig ist?!?
  • Den Gesamtscore durch Addition zu bestimmen ist wohl eher nicht die sinnvollste Aggregation. 3x10 und 1x0 ergäbe eine 30 (entspricht 8c-Niveau), mit einem Nuller in der Fingerkraft ist das aber komplett unrealistisch. Erreicht man den Gesamtscore von 30 mit 7+8+7+8, so stehen die Chancen 8c zu punkten sicher massiv besser. Multiplikativ zu aggregieren wäre sicher geeigneter, das belohnt dann jene, die sehr ausgeglichen bzw. nirgendwo schlecht sind (trifft auf mich persönlich zu).
  • Ich habe noch ein wenig die Kommentare gesichtet, wo andere über ihre Tests berichten. Natürlich gibt es manche, die stark wären, aber ihr Potenzial (noch?) nicht ausgeschöpft haben, aus welchen Gründen auch immer. Auffallend ist auch, dass viele Underperformer beim Ausdauertest stark abfallen - hat fürs Routenklettern sicher etwas, solange man zwar nicht so stark ist, sich aber im Zweifelsfall noch ewig festkrallen kann, so hilft das mancherorts sicherlich schon einmal ziemlich viel (trifft auf mich persönlich zu).

Montag, 1. Februar 2016

Trocken Drytooling

Ein grosser Vorteil vom Drytooling ist es, dass es dafür kaum je ungeeignete Bedingungen gibt. Eis braucht's keines, es kann weder zu kalt noch zu warm sein und wenn's regnet, so kümmert dies einen an den vornehmlich stark überhängenden Drytoolfelsen auch nicht weiter. Warum braucht's dann also noch Indoor-Drytooltraining? Ja, vielleicht ist's mal zu dunkel, zu weit oder doch zu grausiges Wetter um rauszugehen. So wie am vergangenen Weekend halt, Sturm und Regen herrschten, Zeit für eine Session im Keller. Hier ein paar animierte Eindrücke.


Barfuss geklettert wird übrigens durchaus mit Absicht! Nicht unbedingt, weil kürzlich bewiesen wurde, dass auch so die allerschwersten Boulder möglich sind. Mit Kletterfinken wär's zweifellos einfacher, aber ich finde, dass die Barfuss-Kletterei durchaus Ähnlichkeiten mit der Steigeisen-Kletterei draussen am stark überhängenden Fels aufweist. Mein Trainingsparcours kann natürlich beliebig erschwert und verlängert werden, ebenso ist die Ausbaustufe durch die Kellerdecke schon in fortgeschrittener Planung. Wenn's soweit ist, werde ich vielleicht nochmals ein Video herstellen. Zuletzt vielleicht noch zur Frage, warum denn überhaupt Drytooling? Wenn die Finger bereits müde trainiert sind, so ist's eine gute Session für den Oberkörper und die Blockierkraft, zudem eignet sich's auch hervorragend zum Aufwärmen fürs reguläre Klettern...

Samstag, 12. November 2011

Grindelboulder - ein Augenschein

Nach den heiss diskutierten Preiserhöhungen des Kletterzentrums Milandia/Gaswerk vom letzten Sommer, und einer von vielen Kletterern ausgesprochenen "Verzichtserklärung" auf weitere "Unterstützung" dieser Institution war eine alternative Trainingsmöglichkeit im Raum Zürich Ost freudig erwartet worden. Mit der Eröffnung des Grindelboulder in Bassersdorf am letzten Oktoberwochenende 2011 wurde diese Realität.

Da mein Jahresabo bei der oben genannten Konkurrenz gerade ausgelaufen war, bot es sich erst recht an, die nächste Session im Grindelboulder abzuhalten, und einen ersten Eindruck zu gewinnen. Um 18.15 Uhr betrat ich die fast leere Halle, nur gerade 2 Boulderer waren vor Ort. Das ist man sich anderswo nicht gewohnt. Der erste Eindruck ist aber bis auf die ungewohnte Leere positiv: hell, freundlich und geräumig.

Halle 2, d.h. der hintere Bereich, eher für die Fortgeschrittenen. Nicht sehr stark frequentiert um 20.15 Uhr.
Die Anlage verteilt sich auf 2 voneinander abgetrennte, durch einen kurzen Durchgang verbundene Hallen. Die erste, mit dem Eingangsbereich plus Bar und Bistro bietet vorwiegend senkrechte bis leicht überhängende Probleme und einen Kinderbereich. Es wurde eine Art Schloss gestaltet, an welchem gebouldert werden kann, bzw. gebouldert werden muss, um es zu entern.

Die zweite Halle enthält den interessanteren Bereich, welcher sich eher für die Fortgeschrittenen eignet. Hier sind alle Wandneigungen vorhanden, von dachartigen Grotten zu überhängenden Wänden bis zu betont senkrechten Platten gibt es alles. Im Vergleich zu anderen mir bekannten Boulderhallen gibt es insgesamt sehr vieles, was nicht besonders steil und athletisch ist. Beide Hallen haben eine angenehme Höhe von 6-7m, die Boulderwände sind durchgehend (geschätzte) 4.5m hoch.

Nochmals die hintere Halle, aus der andere Ecke fotografiert.
Die Boulder selbst sind mit einem 7-stufigen Farbsystem (gelb, grün, orange, blau, rot, weiss, schwarz) codiert. Der Hardmover-Bereich (ab 7A fb) beginnt mit den weissen Bouldern. Für viele ist es sicher erfreulich, dass über die Hälfte der geschraubten Boulder sich unterhalb von 6B ansiedelt, d.h. höchstens auf Stufe Blau ist - die meisten sogar weit darunter. Das habe ich in anderen Hallen eigentlich noch nie so erlebt, und für Anfänger sowie schwächer Bouldernde dürfte es das attraktivste Angebot weitherum sein.

Dafür ist das Angebot für die Cracks eher beschränkt. Natürlich gibt es auch da für einen Einzelbesuch eine vernünftige Auswahl, aber relativ und absolut gesehen ist es nicht so besonders viel. Allerdings ist an den Wänden noch viel Platz, d.h. die Boulder sind noch überhaupt nicht dicht geschraubt. Es hätte also noch viel Potenzial für harte Moves.

Schiffsbug in der vorderen Halle, mit vorwiegend +/- senkrechten Problemen
Mein Eindruck ist bis auf die eingeschränkten Möglichkeiten fortgeschrittenen Bereich positiv. Doch dieser Bericht wäre nicht komplett, würden nicht auch noch der aus meiner Sicht wesentliche Nachteil erwähnt: leider bestehen die Boulder weitgehend aus exakt denselben Griffmarken und -formen. Die weisse Kategorie (~7A fb) z.B. besteht eigentlich komplett aus einer Slopersortiment derselben Marke, die rote (~6BC fb) hingegen durchgehend aus sehr ähnlichen Crimps eines anderen (?) Brands. Dies sicher eine Reminiszenz an ein Startup-Unternehmen, welches nur beschränkte Mittel zum Beschaffen von Griffen hat.

Fazit: ich war sicher nicht das letzte Mal vor Ort, mein Stammlokal wird es aber nicht. Dafür spielen in erster Linie persönliche Gründe (v.a. Lage) eine Rolle, aber auch das Finanzielle ist nicht ausser Acht zu lassen: ein Jahresabo kostet 790 CHF, also gerade mal 150 CHF weniger als im Milandia/Gaswerk. Dafür bekommt man im Milandia einen Boulderbereich vergleichbarer Grösse, plus dazu natürlich noch das ganze Kletterangebot in den beiden Hallen. Den Einzeleintritt für 20 CHF finde ich zwar durchaus fair (mein Beitrag "Warum sind Kletterhallen so teuer?" erscheint später auf diesem Blog), dennoch werde ich mir diesen als bald wieder Konkurrenz-Abo-Besitzer wohl nur selten gönnen.

Kasse/Bistro und die senkrechte Wand in der vorderen Halle.