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Donnerstag, 11. April 2024

Plagne - The Wall (6b+) & Stankill (7a)

Wird Klettern denn eigentlich nie langweilig? Diese Frage wird mir von Aussenstehenden oft gestellt. Die Antwort lautet selbstverständlich "nein" und erschliesst sich mit Blick auf das Programm über die Ostertage 2024 von selbst. Dessen Auftakt bestand aus einer Limit-Onsight-Session mit Larina in der Halle - bis zum letzten Hemd alles geben, bis der Umlenker geklippt ist, immer wieder eine coole Erfahrung. Am nächsten Tag knobelten wir gemeinsam an den Bouldern vom Swiss Cup der U18 und Elite-Kategorien in Sursee - puh, schwere Sache, aber ein paar Strichlein gab's doch auf's (gedachte) Laufblatt. Tag drei bestand dann aus der hier beschriebenen Klettersafari an den Wänden von Plagne, welche schon für sich alleine eine höchst abwechslungsreiches Potpourri definiert. Und zum Dessert gab's dann noch Sportklettersessions in der Gorges du Court, in Le Paradis und im Sektor Vachkiri von Plagne - zwar immer die dieselbe Disziplin, aber ganz andere Locations und Kletterei: da wir es einem nie fad.

Blick auf das Face de Plagne am linken Bildrand, mittig weitere Sektoren. Im Hintergrund die Stadt Biel.

Nun, es war das Osterwetter mit viel Regen im Süden und Föhnsturm in den Alpen, welches uns in diese Ecke der Schweiz verschlagen hatte. Das umfangreiche Gebiet von Plagne hatte ich bisher nämlich nur ein einziges Mal besucht und dieser Besuch liegt auch schon an die 20 Jahre zurück. Mit dieser Unterfrequentierung scheine ich aber nicht alleine zu sein: trotz optimaler Bedingungen zum Sportklettern wie auch für durchaus interessante MSL sichteten wir an 2 Tagen vor Ort gerade mal eine einzige, andere Seilschaft - uns war es natürlich recht so. So starteten wir um 10.45 Uhr beim Sportplatz in Plagne. Für den rund 30-minütigen Marsch zum Top der Leitern ("Les Echelles") wäre das Bike ein Zeitgewinn. Wie viel davon ob dem Overhead übrig bleibt ist ein wenig fraglich, wir hatten darauf verzichtet - und bereuten diesen Entscheid beim gefühlt ewigen Gwaggel über das flache Plateau. Beim Grillplatz am oberen Ende der Echelles schirrten wir uns auf und nahmen dann den Steig mit seinen Versicherungen und den vier Leitern, um zum Einstieg zu gelangen. Dieser befindet sich +/- am tiefsten Punkt der Wand und ist angeschrieben. Um 11.35 Uhr legten wir los.

Abstieg über die Leitern ('Les Echelles'). Alles gut versichert, geht zügig und schnell.
Wenn man einige Abzweigungen richtig wählt, dann steht man schlussendlich an dieser Stelle.

The Wall (6b+) 

4 SL, 120m - Boris Girardin, 1996 - ***; L1/L2 xxxxx, L3/L4 xxxx
Material: 1x35m-Seil, 12 Express

L1, 30m, 6b: Los geht's gutgriffig einfach, gefolgt von einer Traverse in nicht so perfektem Fels zur vom Einstieg sich markant präsentierenden Verschneidung. Diese erfordert etwas Gymnastik, löst sich aber ohne grössere Schwierigkeiten auf. Nachdem man auf ein blumiges Bödeli ausgestiegen ist, fordert die steil-kleingriffige Wand danach mit der Crux - trotz an sich guter Absicherung ist man da nicht vor einem Sturz auf den Absatz darunter gefeit. Zuletzt noch eine Rechtsquerung zum Stand, dann ist die Sache im Kasten.

Los geht's mit L1 (6b) von The Wall, welche in die Rissverschneidung am rechten Bildrand führt.

L2, 30m, 6a+: Steil gleich geht's los, die logisch-einfachste Linie führt an der Kante rechts draussen in die Höhe, wobei einen die Absicherung lockt, die Wand direkt ob dem Stand zu klettern. Das geht - bei höheren Schwierigkeiten allerdings, dafür wird man mit schöneren Moves entschädigt. Sowieso, nach ein paar Metern muss man obligatorisch mal links in die Wand halten, bevor es dann definitiv wieder nach rechts in eine steile Verschneidung geht. Spezieller Fels da, so müeslimässig halb gebacken, aber es ist dann eigentlich doch alles solide. Zuletzt ein etwas einfacherer Ausstieg in etwas botanisch-lottriges Gelände.

Steiler Auftakt in L2 (6a+) von The Wall.

L3, 30m, 6b+: Für mich die schönste Seillänge der Route. Sie spielt sich in der plattig-glatten Wand auf der NW-Seite des Pfeilers ab (bleibt lange im Schatten!). Die Wand ist aber von diversen Rissspuren durchzogen, welche sich gutgriffig präsentieren und so bei der Fortbewegung helfen. Trotzdem, immer wieder muss man sich überlegen, wie man nun die nächste Passage meistert. Das hat auch damit zu tun, dass die Absicherung längst nicht mehr so komfortabel wie auf den ersten beiden Längen ist. Hier muss man doch über die Bolts steigen, die Hauptschwierigkeiten sind nahezu zwingend.

Kräftig-weiter Zug von einer zur nächsten Rissspur in der Cruxlänge L3 (6b+) von The Wall.

L4, 30m, 6b: Auch hier bleibt man auf der NW-Seite der sich nun aufsteilenden Wand. Dafür sind die Strukturen etwas üppiger ausgefallen. Schon bald einmal heisst es entschlossen Guzzi geben mit einem weiten Move von mässigen Tritten - die markante Crux. So erreicht man einen Pfeiler, welcher zwar einfach aussieht, dann aber doch einiges an Links und Rechts verlangt und forderndere Moves verlangt, wie man sich gedacht hätte.

Wer die Kletterei in einem schönen, unberührten Tal wähnt, liegt definitiv falsch!

Um 13.20 Uhr waren wir nach 1:45h der Kletterei am Ausstieg von The Wall. Um zum Depot beim Abstieg von Les Echelles zu kommen, heisst es erst noch etwas durch den steilen Wald aufzusteigen (Achtung, keine Steine runterlassen, da liegen doch etliche Bomben herum!) und am Ende auf einer Pfadspur nach links zu traversieren. Nach einem Riegel und etwas Getränk machten wir uns umgehend wieder an den Abstieg, da wir noch weitere Routen klettern wollten.

Gamelle Trophy (7a)  

1 SL, 20m - B. Girardin & S. Probst, 1995 - ***; xxxxx
Material: 1x40m-Seil, war mit fixen Exen ausgestattet

An dieser sehr unorthodoxen Route läuft man beim Zustieg zu The Wall (und den anderen Sektoren in diesem Bereich) direkt vorbei. Schon gleich zu Beginn hatte sie uns gereizt, da hatten wir sie in weiser Voraussicht aber noch auf die zweite Runde verschoben. Absolut zurecht, ohne gut aufgewärmt zu sein, würde man sich da bestimmt gleich einen terminalen Pump holen. Sehr ungewöhnlich ist die Route, weil sie wenige Meter über dem Boden für ca. 20m nach rechts traversiert. Die Wand ist mir Ausnahme von zwei im Abstand von ca. 1m verlaufenden, horizontalen Rails ziemlich glatt und strukturlos. Die Kletterei ist an sich schon anstrengend, zusätzlich gibt's noch unzählige Beta-Optionen, so dass grundsätzlich schon viel Kraft und Ausdauer nötig ist. Leider war's oft etwas staubig, was mich kurz vor Schluss schliesslich den Onsight kostete. Im zweiten Go ging's dann bis auf ein kurzes Beta-Gehedder solide.

Cooles Testpiece, die pumpige Traverse der Gamelle Trophy direkt am Zustiegsweg.

Constellation (6b+)

3 SL, 50m - Boris Girardin, 2010 - **;xxxxx
Material: 1x30m-Seil, 10 Express

Nachdem uns die Gamelle Trophy doch einige Körner und für die 2x2 Go's insgesamt fast zwei volle Zeigerumdrehungen genommen hatte, machten wir uns um 15.45 Uhr daran, wieder mehr nach oben und damit zu Ausstieg und Depot zu klettern. Noch blieben uns gute 3 Stunden an Tageslicht übrig, somit entschieden wir uns die Route Stankill am Grand Face via zwei Seillängen am Vorbau im Sektor L'Aiguille zu erreichen. Es bestehen mehrere Optionen, laut Topo und Eindruck vom Wandfuss fiel die Wahl auf die Constellation.

L1, 20m, 6a: Der Einstieg direkt am Pfad kurz vor der Kante ist angeschrieben und problemlos aufzufinden. Die Kletterei in dieser Seillänge ist doch ordentlich steil und für eine 6a gehörig fordernd. Natürlich kein unüberwindbares Hindernis, aber gerade entlang der Kante muss man seine grauen Zellen schon in Betrieb setzen.

Im Jam-Riss (kaum wahrnehmbar) von L2 (6b+) der Constellation an der Aiguille.

L2 & Ausstieg, 30m, 6b+: Nach einem griffigen Wandkletter-Auftakt ist das Main Feature ein wunderbarer Splitter-Handcrack, der mit einigen Jams zu bewältigen ist. Wer diese Technik halbwegs beherrscht, darf sich auf eine relativ gutmütig bewertete Seillänge einstellen. Zudem ist die ganze Route auch eng mit BH abgesichert. Man erreicht schliesslich einen Umlenker, von wo man wieder zurück auf den Boden gelangen könnte und nimmt wahr, dass man tatsächlich an einer relativen fragilen Nadel geklettert ist (was von unten so nicht sichtbar ist). Unser Weg führte aber direkt weiter hinauf zum Band am Fusse vom Grand Face. Dieser erdig-steile und etwas geröllbedeckte Teil ist mit einer fixen Kette ausgerüstet, welche man gerne zu Hilfe nimmt.

Stankill (7a)

6 SL, 150m - Boris Girardin, 2001 - ***;xxxx
Material: 1x35m-Seil, 12 Express

Der nächste Programmpunkt bestand in der Traverse über das Band nach rechts am Fusse der steilen, dolomitisch-brüchigen Grand Face - eindrückliches Gelände. Erst quasi ein Spazierweg, so wird es gegen das Ende eng und man nimmt gerne die Drahtseile zu Hilfe. Der Einstieg zu unserer angepeilten Route Stankill befindet sich (noch schwach lesbar angeschrieben) etwas rechts oben im exponierten Schrofengelände. Um 16.35 Uhr fiel der Startschuss in diese Route - mit dem Bewusstsein, dass nun doch ziemlich auf die Tube gedrückt sein müsste, um den Ausstieg noch bei Tageslicht zu erreichen.

Die Traverse über das Band am Fusse des Grand Face de Plagne.

L1, 20m, 6a+: Zumindest in dieser Seillänge war das mit dem Gas geben allerdings nicht so einfach umzusetzen. Der tiefe Schwierigkeitsgrad täuscht, ist die Kletterei doch gehörig steil-athletisch und auch etwas kompliziert. Der klötzlimässige Fels mutet beinahe wie an den Zinnen an - schlussendlich ist doch fast alles solide, aber mit etwas Umsicht zu klettern schadet hier definitiv nicht.

Stankill L1 - nüme nüüt für eine 6a+!

L2, 20m, 6c: Hier gibt's mehrere BH-Linien auf engem Raum, die Wahl der richtigen Strecke ist nicht trivial. Das zur Stankill gehörige Set verläuft zuerst gesucht-gerade durch eine plattige Zone, welche direkt geklettert sauschwierig wäre. Der Konjunktiv bezieht sich darauf, dass man auch rechts im einfachen Gelände der 5c klettern kann bzw. laut Topo soll, die Bolts kann man trotzdem klippen. Und die 6c kriegt man auch so noch (mehr als) geboten. Oben am Steilwulst heisst es nach links hinaus zu traversieren. Ein heftiger, athletischer Boulder wartet da - mit der 7b-Brechstange konnte ich onsight passieren und den kurzen Rési-Teil zum Stand durchziehen... puh! Vorsicht, kurz vor dem Stand im Ausstieg aus der athletischen Sektion lockt eine gutgriffige 1m2-Schuppe, die schlecht verwachsen ist und sehr dubios tönt. Diese aus der Wand zu reissen wäre wohl das Ende...

Etwas Rési beim Ausstieg aus der Crux von L2 (6c), im Bild ob der Exe die gut zu erahnen ist die gefährliche, schlecht verwachsene Schuppe, die am besten gar nicht oder wenn dann nur sehr pfleglich angefasst wird.

L3, 25m, 6b+: Die Challenge besteht hier darin, auf der Stankill zu bleiben. Zuerst nach links zu traversieren ist laut Topo und vor Ort klar. Die logische Linie hinauf ist dann allerdings die Pour le Plaisir. Für die Stankill muss man tief bleiben und ca. 15m horizontal queren. Die BH sind nicht gut sichtbar, aber es hat eigentlich ziemlich viele davon. Dass wir uns hier zuerst verkoffert haben, liegt auch daran, dass die Traverse in wenig attraktiv scheinenden, dunkel-splittrigen Fels führt. Kein Gelände, wo es einen magisch hinzieht - wenngleich die Kletterei für solche, die mit 1b- oder 1c-Fels entsprechend umzugehen wissen, schlussendlich doch noch ganz cool ist. Für 6b+ fand ich es bockhart - ist es aber vermutlich auch schnell einmal, wenn man nur die soliden Strukturen nutzt und besseres, aber ausbruchgefährdetes Material ignoriert.

Wildes Gelände und eine lange Linkstraverse in L3 (6b+) der Stankill.

Bis wir an Stand 3 vereint waren, war die Uhr schon auf 18.05 vorgerückt. Mit rund einer Dreiviertelstunde Tageslicht konnten wir noch rechnen. Somit schien es (zu) ambitioniert, die noch verbleibenden drei Seillängen der Stankill (6c, 7a, 6a) in freier Kletterei zu bewältigen. Der vernünftige Alternativplan bestand darin, die beiden Ausstiegslängen von Pour le Plaisir zu klettern, welche auf dem Standband unmittelbar rechts beginnen.

L4, 30m, 6a+ (Pour le Plaisir): Aber holla du, eine 6a+ wie man sie auch an den Wendenstöcken finden könnte! Die Kletterei ist steil, athletisch, pumpig und einfach so richtig fordernd. Wenn auch gut abgesichert, so hilft wiederholt doch nur der mutige Schritt nach vorne. Da musste ich doch ein paar strategische Schüttelpausen einlegen und dann die Backen zusammenkneifen und hopp - nicht unbedingt das, was man in diesem Grad erwarten würde! Der Ausstieg dann mit einem athletischen Boulder nach rechts auf eine glatte Platte, zu speziellem Stand mit Anlehn-Baum. PS: das Hakenmaterial auf dieser Länge kann man nicht mehr als taufrisch bezeichnen.

Eines ist sicher, ein gigantischer Aufwand und Tausende von BH sind in die Erschliessung des Gebiets von Plagne geflossen. Noch ist alles gut machbar, aber wie mir schien, ist der Unterhalt dieses doch aufwändigen Gebiets für die Zukunft (wenn es der Erschliesser nicht mehr tun kann/will) nicht wirklich gesichert. Kommt noch hinzu, dass eigentlich durchgehend verzinktes Material steckt, bisweilen (wie hier) in der ungünstigen Kombi mit einer rostfreien Lasche.

L5, 30m, 6b (Pour le Plaisir): Die Anzeichen von fortschreitender Dämmerung waren inzwischen deutlich wahrnehmbar. Das konnte ja heiter werden, liess die Bewertung ein noch heftigeres Gerät erwarten. Dies trafen wir im Gelände jedoch nicht so an: es wartet nur eine kurze Crux an einem Überhängli mit Piaz-Ausstieg, die ich für 6b und gerade im Vergleich zu den anderen Längen ziemlich billig fand. Bald einmal steht man dann im steilen Schrofengelände, wo es noch ziemlich weit bis aufs Plateau hinauf und Stand an Baum gestiegen werden muss.

Kurz vor Schluss in L5 (6b)

Um 19.05 Uhr hatten wir es schliesslich im letzten Tageslicht geschafft und konnten das Seil aufrollen. Ein Stück weit ging's hinüber zum Depot, wo wir unsere Sachen auflasen und uns an den halbstündigen Rückmarsch über das Plateau machten. Ohne grosses Erstaunen nahmen wir zu Kenntnis, dass unser Automobil als letztes dastand. Die wenigen anderen Kletterer (wir hatten den ganzen Tag über nur 1 andere Seilschaft gesichtet) hatten den Heimweg schon früher angetreten. Wir taten es ihnen gleich und waren uns einig, dass dies ein hervorragender und mit 13 gekletterten Seillängen auch ergiebiger MSL-Tag war. Auch wenn's in Plagne auf dem Topo auf den ersten Blick vielleicht mehr nach einem Klettergarten aussieht, wo man vereinzelt mehrere Seillängen am Stück klettern kann, so entpuppte sich die Sache doch anders: steil, luftig, eindrücklich und fordernd, das sind in etwa die Attribute. Natürlich sind die Wände nicht Hunderte von Metern hoch, aber auf die Kosten kommt der MSL-Fan da durchaus. 

Epilog

Während es für Viktor nach Hause ging, waren die Ostertage für mich klettermässig noch nicht abgeschlossen und die Entdeckungsreise im Bieler Jura fand ihre Fortsetzung. Am Folgetag in der Gorges du Court: wir widmeten uns der Sportkletterei in den ostseitig ausgerichteten Wänden. Die höchste davon ist die Paroi des Romains, wo man ebenfalls einige kurze MSL findet, die wir als Alternativziel zu Plagne diskutiert hatten. "For the fun of it" und für einen Einblick gönnte ich mir mit Jerome den freihängenden 70m-Abseiler über dieses steile Gemäuer. Und ja, auch da findet man ganz bestimmt den Nervenkitzel und die Luft unter den Sohlen, die man sich auf einer MSL wünscht... 

Freihängender Mega-Abseiler über die Paroi des Romains.

Mittwoch, 3. April 2024

Skitour Firzstock (1923m): die Gunst der Stunde genutzt!

Am Sonntagmorgen gab es ein überraschendes Erwachen. Nach einem erneut sehr milden Winter war es Ende März tatsächlich nochmals weiss vor der Haustür. Tagsüber blieb es kalt, trüb und es folgten weitere Schneeschauer – naja, für einmal verschmerzbar, die Efforts vom Zigerschwitz forderten sowieso ihren Tribut. Zeit also, um Arbeit zu erledigen und sich so Zeitfenster für zukünftige Ausflüge bei besseren Bedingungen zu erschaffen. Denn die standen schon vor der Tür, war doch der Montag sehr sonnig angesagt.

Der Gipfelhang am Firzstock vorne, hinten das Massiv vom Mürtschenstock.

Mir war es vergönnt, über die Mittagszeit ein freies Zeitfenster organisieren zu können. Allzu weit würde ich damit nicht kommen, aber für den Firzstock sollte es gerade reichen. Dass der untere Teil der Tour vor den neusten Schneefällen bereits aper war, hatte ich bei meinen Sessions auf der Galerie mit eigenen Augen gesehen. Aber der famose Gipfelhang war noch eingeschneit, zusammen mit dem Neuschnee hoffte ich auf einen lohnenden Mix. Die (Neu)schneekarten nährten meine Zuversicht, aber nichtsdestotrotz, es war ein Experiment mit ungewissem Ausgang. 

Unten ist schon Frühling, in der Mitte kehrt er rasch zurück, aber oben hat's noch Schnee!

Schon bevor ich den üblichen Ausgangspunkt zur Tour in den Hüttenbergen erreicht hatte, waren die Wiesen weiss – zum Skifahren (noch zu) knapp, allerdings. Die Option Schneetaxi machte sich wieder einmal bezahlt: mit E-Unterstützung (und entsprechendem Fahrkönnen) ging’s bis nach Altstafel (1223m) – aufsteigend mit den Fellen loslegen hätte man wohl bereits bei der Brücke P.1060 können, eine Abfahrt dahin auf dem Rückweg wäre jedoch nicht drin gewesen. Ab Altstafel war es in dieser Hinsicht besser, nur waren die ersten 200hm in Sachen Stollenbildung zum Verzweifeln: an sonniger Exposition unter den Bäumen war es schon pflotschig-feucht, während im Schatten noch eiskalter Powder lag. Dementsprechend anhänglich war der Schnee, durchbeissen bis zum P.1433 war aber die beste Option. Ab da ging es vom Alpweg ins freie Gelände, Zeit für einen Fellwechsel, damit war die Mühsal vorbei.

Wechselzone Bike/Ski, bei Altstafel (1223m), mit einer coolen Anfahrt bis dahin.

Der Rest vom Aufstieg war dann trotz der Spurarbeit purer Genuss: angenehme Bedingungen, super Ambiente und die Aussicht auf eine geniale Abfahrt. Einzig auf dem windexponierten Gipfeldach lag in Gratnähe teils nur eine ganz dünne Pulverauflage auf einer blankgefegten, pickelharten Regenkruste, was mich zu etwas flacherem Gehen und einigen Extra-Spitzkehren zwang. Aber schliesslich war das Top erreicht. Der Blick auf die Uhr verriet, dass zwar noch eine Pause drin lag, die Zeit für Extravaganzen (d.h. einer angedachten Doppelbefahrung der Gipfelpartie) aber nicht mehr vorhanden war – da hatten Stollen, Fellwechsel, Spuren und die Extra-Spitzkehren zu viel Aufstiegszeit gefordert.

Blick zu Walensee, Churfirsten und Alvierkette.

Aber anyway, die Nicht-Wiederholbarkeit einer Tourenabfahrt gibt dem Ganzen ja auch etwas einzigartig-einmaliges, das einen die Sache umso mehr geniessen lässt. Schon im Aufstieg hatte ich die Ideallinie mit einer soliden Pulverauflage identifiziert und die wurde dann zu 100% wie geplant in die Tat umgesetzt – einfach absolut geniales März-Skiing, das Privileg diesen Megahang als Erster befahren zu können, ist ja eh unschlagbar. Bis auf etwa 1350m hinunter gab es Unterlage und damit Top-Conditions. Aber dann war schlagartig fertig, die letzten 50hm zur Alpstrasse erforderten dann sehr defensive Herangehensweise. Aber es ging mit den Ski, ebenso wie die Alpstrasse zurück zum Altstafel, wo sich schon die ersten aperen Lücken aufgetan hatten. 

Fantastische Verhältnisse am Gipfelhang, und das Ende März auf nur 1900m!

Absolut richtig war der Entscheid gewesen, mit dem Bike dahin zu fahren, runter zur Brücke P.1060 wäre es inzwischen ein ständiger Wechsel zwischen Fahren und Gehen gewesen. Mit dem Bike runterzufetzen war ein grosser Spass und erlaubte eine zügige Rückkehr zum Ausgangspunkt – wo flugs die Ware eingepackt wurde, denn mein Freizeitfenster näherte sich schon dem Ende zu. Daheim blieb gerade noch Zeit, um mich frisch zu machen sowie ein kühles Getränk und ein Zmittagplättli bereitzumachen, bevor das erste Meeting bestritten werden wollte.

Donnerstag, 28. März 2024

Zigerschwitz 2024

Absolut genial war die erste Ausgabe vom Zigerschwitz im Vorjahr 2023 gewesen, mein Blog schwärmt in den höchsten Tönen. Wenig erstaunlich somit, dass ich mir den Termin für die diesjährige Durchführung in der Agenda gerne dick angestrichen hatte – komme was wolle. Doch sogar das Wetter zeigte sich kooperativ, ein trüber Tag mit Wind, Regen und tiefen Temperaturen lockte definitiv nicht zu einer Outdoor-Session. In den Tagen und Wochen zuvor war dies zum Glück oft anders gewesen. Deswegen war ich schon seit einer geraumen Weile nicht mehr am Plastik aktiv, was ja aber nicht heisst, deswegen nicht in Form zu sein…

Mit 100% Effort und Spannung am Werk, so soll es sein!

Die Teenies waren an diesem Samstag selbständig bei ihren Aktivitäten unterwegs. Somit konnte ich am Vormittag daheim (in weiser Voraussicht) noch einen Schübel an Arbeit erledigen, bevor ich in Begleitung von Kathrin nach Näfels in die GLKB-Boulderhalle aufbrach. Nach einem seriösen Warm-Up waren wir zum Startschuss um 13.00 Uhr parat. Ein sehr ausgewogenes Menü von 41 Bouldern in perfekt abgestufter Schwierigkeit galt es während einer Qualiperiode von 4.5 Stunden zu bewältigen. Erstmal mit den einfacheren Bouldern in Schwung kommen und einen guten Grundstock legen, so lautete meine Devise. Doch die ersten 1.5 Stunden fielen mir eher schwer: auch was einfach aussah, fühlte sich irgendwie streng an. Ob es an mir, bzw. der fehlenden Hallenroutine lag, oder ob die Probleme doch schwieriger waren wie sie optisch aussahen, bleibe mal dahingestellt.

The griffels of yours truly...

Später fühlte ich mich dann besser im Schuss und die Kräfte blieben bis ganz zum Ende der Quali erhalten. So ging sich Top um Top aus. Insbesondere konnte ich alle Slabs bezwingen und auch bei den athletischen Bouldern war die Ausbeute sehr solide. So schloss ich die Quali mit 34 Tops und 37 Zonen ab, davon waren mir 23 Boulder im Flash gelungen. Das fühlte sich unbesehen von der Rangliste wie eine starke, persönlich sehr zufriedenstellende Leistung an. Der Totomat sprach dann auch noch die gleiche Sprache, Rang 3 und damit die Startberechtigung für den 5er-Final war das Verdikt. Somit ging es (vorerst) nicht zum Pasta-Plausch, viel mehr stellte sich die Frage, wie man eine 90-minütige Pause bis zum Final-Beginn nach 4.5 Stunden Vollgas-Bouldern sinnvoll gestaltet... Die allumfassend gute Antwort darauf habe ich definitiv noch nicht parat. Ja vermutlich gibt's diese auch nicht, da es einfach zu stark von der Situation und dem persönlichen Befinden im Moment abhängt.

Die schwierigste Slab der Quali, sehr abschüssig-kleingriffig, dazu am Reibungslimit auf Volumen stehen... 😍

Der Final umfasste dann nochmals 3 Boulder, welche im Weltcup-(Onsight)-Modus mit 4 Minuten Rotationszeit zu absolvieren waren. Während wie immer in einer Boulderjam-Quali der Ausdauer, Beharrlichkeit und Strategie eine grosse Bedeutung zukommt, galt es nun einfach richtig harte Moves zu ziehen. Im Gegensatz zum "Dranbleiben" ist das bekanntlich nicht meine primäre Qualität, zudem war das Pulver an Kraft und Haut schon deftig verschossen. Natürlich habe ich alles gegeben und alles versucht, einen Boulder zu toppen war mir aber leider (wie schon im Vorjahr) nicht vergönnt. So reichte es dann am Ende auch nicht für einen Podestplatz, was aber natürlich meinen Gesamteindruck von diesem tollen Klettertag nicht wirklich schmälerte. Trotzdem, für nächstes gibt's Potenzial für Verbesserung - Zeit also, um dran zu bleiben, weiter an sich zu arbeiten und dann werden wir sehen, was das nächste Mal gelingt.

Dynamische Boulder statisch zu überlisten mach ich gerne - hier hat's aber nicht geklappt 💁🏼‍♂️

Vielen herzlichen Dank dem Team vom VKL für die Organisation, dem Fotografen Martin Knobel für die tollen Bilder und allen Sponsoren für den Support von solchen Events!