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Samstag, 16. August 2025

Bockmattli - Schattenspiel (7c+)

Der Bockmattli Ostturm fristet etwas ein Schattendasein im Lichte seiner beiden westlichen Nachbarn. Dies liegt an verschiedenen Gründen wie der Zugänglichkeit und dem Routenangebot. Immerhin, für die Toptour Gravitation (8b) habe ich es vor rund 10 Jahren einmal in diesen Sektor geschafft. Ebenso steht der Trubadur (7a+) schon seit bald 30 Jahren auf meiner Projektliste. Einmal war ich mit Kathrin in dessen Richtung losgezogen, dann aber mussten wir wegen viel Restschnee in der Zustiegsschlucht auf die Dreimal kurz gelacht (6c) umdisponieren. Nun, auch dieses Mal wurde es eine andere Route: aus der Nähe schien uns das Schattenspiel (7c+) attraktiver, beim Trubadur schienen die Risse sehr grasig zugewachsen und feucht, was kein Klettervergnügen versprach.

Blick auf Trepsenstock, Ostturm und die Ostkante vom Grossen Turm im Bockmattli.

Wie üblich ging's per Bike zur Schwarzenegg, dann aber im Gegensatz zum üblichen Trott nicht Richtung Gross Chälen, sondern auf dem Trepsenweg unter den Türmen durch, welche sich aus dieser Froschperspektive sehr eindrücklich und einschüchternd zeigen. Man zweigt dann besser früher als später vom Wanderweg ab, konkret im Bereich der Schlucht zwischen Ostturm und Grossem Turm. So kann man durchgehend in gerölligem Gelände steigen, während es weiter östlich sehr krautig ist und man morgens dementsprechend durchnässt würde. Das Ziel ist aber schon die Schlucht links vom Ostturm. Von unten sieht es absolutely heinous aus, schon nur den Einstieg zu erreichen. Es löst sich dann aber doch recht gut auf: zuerst überhängend aber noch bodennah durch den Kamin (links 2 BH von beschränktem Nutzen), dann gestuft und zuletzt sehr exponiert aber doch vernünftig gängig in einer Linksschleife zum Einstieg.

Die m.E. beste Variante beim Kamin in der Zustiegsschlucht geht wie hier von mir geklettert direkt.

Achtung: der etwas improvisierte Standplatz am Einstieg (1 BH, 1 gebohrte SU, 2 NH) ist (Stand 2025) in schlechtem Zustand, d.h. der BH vom Steinschlag defekt und das Schlingenmaterial verrottet. Wir bereiteten uns auf die Kletterei vor und stiegen um 9.00 Uhr schliesslich ein.

Defekter Lotterstand am Einstieg, an welchem man auf dem Heimweg zwingend abseilen muss.

L1, 30m, 7a: Vom Ansehen her wirkt der Fels zu Beginn schön löchrig, was sich schliesslich beim Klettern nicht ganz so wie gewünscht manifestiert. Alles fühlt sich ein wenig rund an und es ist steil, so dass man rasch auf Betriebstemperatur kommt. Die Crux folgt dann mittig am vierten BH. Auch dieser war in einem schlechten Zustand: kolossal rostig, er steckt in eher brüchigem Fels, welcher um den Haken schon ausgebrochen ist. Ob der halten würde? Ich zweifle, aber da der BH darunter nicht weit weg ist, kann man es riskieren. Es folgt die Rési-Crux und ein etwas wackliger nächster Klipp, zum Glück blieb die Gurke ungetestet. Zuletzt gilt es noch, eine etwas ausdrehend-unbequeme Verschneidung zu meisten, dann ist Stand.

Recht komplexe und kräftig-ausdauernde Kletterei in L1 (7a). Zudem liefert das Bild einen guten Blick auf den letzten Teil vom Zustieg. Vom Schneefeld am oberen Bildrand geht's über ein paar Stufen in der Rinne hoch, zuletzt dann beim Wechsel vom dunklen zum hellen Gestein in einer Schleife (linksherum in Realität, via rechten Bildrand hier auf dem Foto) zu den Säcken, die am defekten Einstiegs-Standplatz deponiert sind.

L2, 45m, 7a: Es geht gleich steil weiter, auf den ersten paar Metern noch leidlich griffig. Bald zieht's aber an, alles wird sloprig-abschüssig und es heisst, sich gekonnt mit einem weiten Zug in eine stabile Position zu manövrieren. Leider stecken die Haken da etwas kreuz und quer, wer im Bereich der Crux nicht gut verlängert, zahlt später mit Seilzug. Mittig folgt dann einfacheres Gelände (6b), wo man in der Wand nahe einer etwas grasigen Rampe klettert. Zum Schluss hingegen geht's nochmals steil und crimpy neben und an einer kleinen Verschneidung zur Sache, dieser Teil ist etwas staubig und wohl oft auch nass.

Der Schlussabschnitt in L2 (7a) bietet nochmals steile und ausdauernde Kletterei.

L3, 40m, 6b: Auch hier geht's gleich wieder steil los, zum Glück aber gutgriffig. Nach dem Klipp des zweiten BH machte ich dann grosse Augen: wie zur Hölle soll man mit 6b-Moves zum 3m horizontal versetzten dritten kommen? Nach unserer Ansicht ist der zweite Haken ein Verhauer, die Rampe führt untenrum der etwas brüchigen Rampe entlang, so löst es sich gut auf (siehe Foto). Weiter geht's dann athletisch über einige Dächlein hinweg, später schliesslich einem zunehmend grasig werdenden Riss/Rampe entlang, wobei die Kletterei doch recht cool bleibt und nicht unangenehm ist.

Die im Text beschriebene Stelle zu Beginn von L3 (6b) mit dem Verhauer-BH.

L4, 15m, 6c: Kurz aber oho, so lautet das Motto für diesen nach links querenden Abschnitt. Der Beginn ist etwas öttelig, d.h. nicht einfach (auch nicht schwierig), der Fels nicht überzeugend und die Platzierung der BH macht es auch nicht bequem. An einer ersten kompakten Wandzone wartet ein Committing Move, so richtig fordernd ist dann aber das Finish. Da entfernt man sich mit einer Gegendruck-Linksquerung an Unter- und Seitgriffen zünftig vom Haken und riskiert an beiden Seilenden einen unangenehm wirkenden Pendelsturz. Wie schlimm es wäre bleibt zum Glück ungeprüft, somit kann ich nur beruhigen, indem ich schreibe, die Moves lösen sich dann schon besser auf, wie man aufs Erste befürchtet.

Hier am Ende von L4 (6c) heisst es zupacken. Die Schlüsselstelle ist sowohl im Vor- wie auch im Nachstieg anspruchsvoll und zwingend zu klettern. Der drohende Pendelsturz ist nicht unbedingt gefährlich, unangenehm wäre er aber sicher.

L5, 30m, 7c+: It's crux time! Diese Seillänge liegt in ihrer Schwierigkeit deutlich höher wie der Rest. Los geht's erstmal technisch-tricky, es will die beste Lösung erkannt werden (es gibt sie). Weiter führt eine steile und echt coole Sequenz an griffig-strukturiertem Fels bis unter ein Dächlein hoch, wo dann die Crux folgt (7a+/7b bis dahin). Diese besteht aus zwei richtig taffen Moves an miesen Seitgriff-Slopern bei sehr dürftigem Trittangebot, bis die Griffel nach einem weiten Move in ein positives Schüppli versorgt werden können - das Ganze übrigens in sehr luftiger Position. Ich habe nicht sehr lange experimentiert, diesen 2-Mover konnte ich auf die Schnelle aber nicht lösen. Hätte man dies getan, so darf man sich im weiterhin anspruchsvollen Rest einfach nicht mehr abschütteln lassen. Das ist fordernd, denn es ist a) steil-pumpig, b) etwas unübersichtlich und c) auch noch etwas chossy, sprich der Fels ist nicht schön, es gibt Griffe zum Ausreissen und Tritte zum Wegtreten, mit einer sorgfältigen Auswahl geht's aber schon. Der Teil ab der Crux zum Stand ist nochmals als ca. 7a+ einzustufen, im Durchstieg gibt's dann übrigens keinen wirklichen Rastpunkt.

Im Schlussteil der Cruxlänge (L5, 7c+) muss man kräftig dranbleiben. 

L6, 40m, 6c: Auch hier geht's wieder steil los und die Kletterei ist recht fordernd. Das ist nicht so leicht verdaulich, mit dem nötigen Selbstvertrauen und adäquaten Kraftreserven aber doch gut lösbar. Nach ca. 15m legt sich das Gelände dann etwas zurück und man kommt leichter zur Schlusswand, wo an schönem Fels bei einer Mischung von Riss und Wasserrille auf ein Podest an der Kante geklettert werden muss. Zuletzt dann links der Kante zum Stand. Achtung: das ist zwar einfach, aber expo. Man ist da schon sehr weit über dem letzten BH und würde im Sturzfall sicherlich sehr ungünstig im flacheren Gelände darunter an den Fels prallen.

Zu Beginn von L6 (6c) muss man sich doch ganz ordentlich festhalten im Steilgelände.

L7, 45m, 6a: Tja diese letzte Seillänge hat uns auch etwas auf dem falschen Fuss erwischt. Online hatten wir gelesen "evtl. kleine bis mittlere Cams für die letzte Seillänge", im Extrem Ost steht Cams 1 & 2. Wir führten schliesslich 0.3-0.75 mit und wähnten uns mit diesen 4 Pieces gut gerüstet, aber das war nicht der Fall. Die Seillänge beginnt mit einer durchaus noch schönen Plattenpassage, wo nach 3m der erste und einzige BH kommt. Dann die Verschneidung hinauf (Achtung, lose Blöcke/Schuppen), bevor man ca. 12m auf die Schlussplatte aussteigt. Dort geht's noch 25m bei abnehmender Felsqualität hinauf. Klar ist's einfach, aber stecken tut nix, die 4 Cams waren bald einmal ausgeschossen, das Gelände ist unangenehm und ein Sturz absolut zu vermeiden. Immerhin, die Zweifel ob oben überhaupt noch etwas kommt, waren unbegründet. Den Stand mit 2 BH vor dem Übergang zu Wald/Wiese wird man schon finden, denn brauchen tut man ihn ja unbedingt.

Zum Finish in L7 (6a) ein bisschen Scheissgelände mit schlechter Absicherung, insbesondere dann, wenn man nicht ausreichend viele Cams und Keile mitführt. Die Aussicht auf Chöpfenberg, Brüggler und Wageten macht jedenfalls sicher mehr Freude.

Um 14.30 Uhr und somit nach 5:30h in der Wand hatten wir das Top erreicht. Eigentlich gar nicht mal so schlecht, bis auf L5 hatte ich alles os/fl geschafft. Dort hatte ich mit ein paar Pausen bis auf 2 Moves alles klettern können. Ob die 7c+ passt, vermag ich nicht restlos zu beurteilen, geschenkt ist sie jedoch sicherlich nicht. Die restlichen Bewertungen fanden wir hingegen passend. Umgehend machten wir uns auf den Weg in die Tiefe, denn ab 15.30 Uhr waren die ersten Gewitter angekündigt. Das Abseilen funktioniert bei dieser steilen Route an sich problemlos. Allerdings: die Standplätze sind nur mit alten, verrotteten Schlingen verbunden und man fädelt das Seil entweder in antike Schnapper oder dünne, rostige Maillons. Ich würde unbedingt empfehlen, ein paar solide Maillons (rostfrei/Inox) und genügend Seilmaterial mitzubringen, noch besser wäre gleich eine Standplatzsanierung. Zu beachten ist auch, dass man mit 2x50m-Seilen einen separaten Abseilstand nutzen muss (Topo beachten), mit 2x60m wäre dies vermeidbar.

Steile Abseilerei, hier über die Cruxlänge (L5, 7c+). Wie wir uns beim Weg nach Hause gewahr wurden, gäbe es hier zu 98% die Möglichkeit, der harten und von uns nicht in freier Kletterei gemeisterten Schlüsselstelle mit einer Linkstraverse am Dach auszuweichen. Das gäbe womöglich ein homogeneres Ensemble und könnte bei einer allfälligen Sanierung beachtet werden.

Das vorsichtige Abseilen vom Einstieg über das Zustiegsgelände schien trotz dem defekten Stand am Einstieg gegenüber dem freien Abklettern vorteilhaft. So setzten wir das um und setzten wohlbehalten wieder den Fuss auf ebeneres Gelände. Blieb noch der Weg zurück ins Tal, den wir trotz dunkel drohenden Wolken trocken zurücklegen konnten. Es war also alles aufgegangen wie geplant, tiptop!

Facts

Bockmattli / Ostturm - Schattenspiel 7c+ (6c obl.) - 7 SL, 210m - Rütsche/Zanetti 2001 - **;xxxx
Material: 2x50m-Seile, 14 Express, Cams 0.2-1 & Keile

Eine durchaus interessante Route in schattiger Lage. Sie führt durch steiles Gelände und bietet an ihren Schlüsselstellen steile, ausdauernde Wandkletterei. Der Fels ist dabei meistens von guter Qualität. Einige Stellen sind etwas staubig/belagig, anderswo ist es leicht brüchig und aus fast allen Rissen spriesst üppig das Gras. Die Absicherung ist bei allen schwierigen Stellen eng gehalten, mit 6c obl. sollte man gut durchkommen. Im einfacheren Gelände sind die Abstände weiter und im 6a-Schlussabschnitt steckt sogar nur ein einziger BH zu Beginn. Wer dort hoch will, dem kann ich nur empfehlen, die von mir angegebenen Cams/Keile mitzunehmen. Ebenfalls zu erwähnen ist, dass die Absicherung etwas sanierungsbedürftig wirkt. Die teilweise verzinkten Haken zeigen Korrosion und insbesondere die Standplätze sind (gerade für das Abseilen) schmalbrüstig ausgestattet. Ein Topo und weitere Infos vom Erschliesser findet man auf der Topo-DB, ebenso ist die Route im Extrem Ost beschrieben.

Freitag, 4. Juli 2025

Bockmattli - Skyrace (7b+ oder 6c+ A0)

Beim Skyrace handelt es sich um drei neue Seillängen (6b, 6c, 7a+ oder 6b 1pa), welche im Jahr 2025 am Wandsockel des Kleinen Bockmattliturms eingerichtet wurden. Diese ermöglichen eine sehr attraktive und gut zugängliche Routenkombination direkt an der kühnen NW-Kante des Kleinen Turms. Der Weiterweg über die Himmelskante hinauf zur Westschulter bietet sich absolut an. So ergeben sich 8 genussreiche Seillängen für einen spannenden Klettertag am Schatten. Während zum Freiklettern der beiden kurzen Schlüsselstellen am Dach der Westkante und am Überhang in der Platte darunter Boulder-Kings und -Queens gefragt sind, so können diese kurzen Abschnitte auch mit Hakenhilfe bewältigt werden. So ergibt sich eine genussvolle Möglichkeit im gehobenen Plaisirbereich mit maximaler Freikletterschwierigkeit von 6c+, bzw. 6b obligatorisch. 

Das Topo mit Routenverlauf und allen Infos (gibt's auch im PDF-Format!)

Erschliessung

Die Vision mit dem Skyrace kam wir während meinem Ausflug in die Gumpiroute. Die Idee verschwand nicht mehr aus meinem Kopf und so machte ich mich gute zwei Wochen später am 19.5.2025 auf den Weg, um der Sache an einem sonnigen Frühlingsabend auf den Grund zu gehen. Ein Abseilen über Himmelskante und Prachtsexemplar sollte mir die nötigen Informationen für eine optimale Routenführung liefern. Sehr erfreut nahm ich zur Kenntnis, dass mir die Klettergötter freundlich gesinnt waren und die angedachte Linie realistisch war. Wohlweislich hatte ich die Bohrausrüstung am Wandfuss deponiert und konnte umgehend loslegen. Im Ropesolo schaffte ich gleich noch den wesentlichen Teil von L1 bis über den markanten Überhang hinweg, bevor das Tageslicht erlosch.

Diese Türme müssen einen einfach in den Bann ziehen. Das Skyrace verläuft an der rechten Kante.

Die Fortsetzung wurde dann am heissen Freitag, den 13.6.2025 angepackt. Es hatte sich keine motivierte Begleitung ergeben, und gleichzeitig war ich auch positiv gestimmt, dass die Fortführung des Projekts sich innerhalb meiner Ropesolo-Kragenweite befinden würde. Ein stabil-sonniger Hitzetag war angekündigt, doch ich kalkulierte, die zweieinhalb Seillängen noch am kühlenden Schatten einrichten zu können. Wie sich zeigte, lag ich mit meiner Zeitbudgetierung weit daneben. Klettern, bohren, putzen, abseilen, jümaren, haulen und Material immer wieder neu sortieren nahmen viele Stunden in Anspruch, so dass mich die sengende Sonne irgendwann einholte. Das tat meiner Freude aber keinen Abbruch. Einmal am bequemen und noch teilweise schattigen Biwakplatz unter dem Dach der Westkante angekommen, konnte ich sehr zufrieden bilanzieren: alles war genau nach meinem Gusto aufgegangen. 

Nicht mehr ganz taufrisch, nach dem langen Solo-Bohrtag am 13.6.2025.

Der krönende Schlusspunkt zum Projekt mit der durchgehenden RP-Begehung der gesamten Kombination bis zur Schulter der Westkante erfolgte schliesslich am 2.7.2025 in Begleitung von Kathrin. Wiederum war ein Hitzetag angekündigt, dieses Mal sollte es aber (mehr oder weniger) zum Top reichen, ohne dass wir von der Sonne gegrillt würden. Die ersten beiden Seillängen liefen wie am Schnürchen, bevor die beiden Crux-Sequenzen viel Boulderstrom erforderten. Dieser war glücklicherweise in ausreichendem Mass vorhanden, und so blieb uns noch der Genuss der Himmelskante, welche wir auf den Tag genau 15 Jahre zuvor schon einmal gemeinsam erklettert hatten. Verrückt, wie die Zeit vergeht - die Erinnerungen bleiben aber und ganz sicher wird auch der erfolgreiche Tag im Skyrace einen prominenten Platz in unseren Hirnwindungen einnehmen.

Die Verschneidung am Start von L2 (6c) bei der RP-Begehung.

Zustieg

Vom Wägitalersee entweder zu Fuss oder bequemer per Bike zur Schwarzenegg und weiter auf dem markierten Wanderweg zum Fuss der Bockmattlitürme. Man wählt dabei vorteilhaft den unteren Weg links, nicht den Panoramaweg über den Kamm, welcher zur Kletterhütte Bockmattli führt. Der Einstieg befindet sich direkt bei der NW-Kante des Kleinen Turms, nur wenige Schritte vom Wanderweg entfernt. Von diesem quert man auf Pfadspuren ca. 30m hinüber zur Dole der Wasserfassung, wo sich ein ideales Depot befindet. Ab da geht man 5m nach links, kraxelt über eine 2m-Stufe hoch und findet ca. 10m weiter links den Einstiegsstand mit BH & NH, der Routenname ist angeschrieben (Stand 2025). Hinweis: 8m weiter links befindet sich bei der markanten Tanne der Start vom Prachtsexemplar. Zeit vom See zu Fuss ca. 60-75 Minuten, mit Bike ca. 30 Minuten schneller.

Per Bike unterwegs zum Bockmattli, welches sich direkt unterhalb der Sonne befindet.

Routenbeschreibung

Bockmattli/Kleiner Turm - Skyrace 7b+ (6b obl.) - Total 8 SL, 240m - M. Dettling 2025
Material: 2x50m-Seile, 12 Express, Cams/Keile nicht nötig

L1, 45m, 6b: Dieser Abschnitt startet mit plattiger Wandkletterei an kleinen Crimps und Schüppli, aber das Gelände steilt sich immer mehr auf. Die Griffe werden aber auch besser. An wasserzerfressenem Fels findet man viele Seit- und Untergriffe, dann und wann auch kernige Henkel. Die Crux wartet am überhängenden Wulst, man lasse sich nicht abschütteln. Wenn dies gelingt, dann steigt man ungerupft auf den Pfeilerkopf aus. Von dort führt einfacheres, plattiges Gelände zum Stand.

Marcel packt gerade den steilen Wulst in L1 (6b) mit der Crux an.

L2, 35m, 6c: Steil und imposant geht's los in die Verschneidung hinein. Hier wurde nicht der klassische Weg gewählt, aus modernen Gesichtspunkten ist es definitiv attraktiver (und nicht verifiziert: auch einfacher), gleich wieder nach links über die Seitenwand auszubüxen. Dem Pfeiler und einigen Rissspuren entlang geht's in die Höhe. Nach einem Querband zieht's mit ein paar Bucchi di Céüse an, kulminieren tut die Sache in einem kniffligen Ausstieg in einem seichten Winkel.

Da hat Kathrin die Crux in L2 (6c) eben hinter sich. Eine durchaus etwas knifflige Sache!

L3, 25m, 7a+ oder 6b 1pa:  Grasig-einfach geht's ein paar Meter hinauf zum Plattenschild unter dem Dach. Wobei, "Platte" ist da die falsche Bezeichnung. Die Challenge und Crux dieser Länge besteht darin, aus der überhängenden Nische so richtig athletisch vom Boden abzuheben. Ein Power-Boulder erster Güte: ich meine, er ist auf ca. Fb 6B+/6C einzuschätzen. Falls nötig, geht's mit einer Trittschlinge auch mit 1pa und weil man nach gut 1 Körperlänge Kletterei wieder gute Griffe in der Hand hat, wird so nicht mehr als 6b verlangt. 

Bockmattli-Vibes während Kathrin die schöne Platte nach dem Boulder-Auftakt in L3 (7a+) klettert.

L4, 15m, 7b+ oder 6a A0: Dieser dachartige Überhang gehört zur Westkante. Wurde früher an Schlaghaken "geleiterlet", so erlauben heute eng steckende BH die freie Passage oder den leidlich bequemen Textilgriff. Wer genügend stark ist, kann das vielleicht sogar im Campus-Style erledigen? Für meine Disposition kommt das nicht in Frage. So sind nicht nur die Anforderungen an die Athletik hoch, sondern es gilt technisch geschickt die Füsse mal hier und mal da zu platzieren und mehr oder weniger alle gummierten Zonen der Kletterfinken einmal auf die eine oder andere Art an den Fels zu pressen, damit die freie Passage möglich wird. Meine Einschätzung: es ist eine echt geniale Bouldersequenz, welche bei ca. Fb 6C+/7A eincheckt.

Los geht's! Entschlossenheit, eine gute Sequenz und Power sind nötig für das Dach in L4 (7b+).

L5, 25m, 6a: Aus Dach mach gemütlich: hier, in der ersten Seillänge der Himmelskante, bewegt man sich wieder mehr auf den Füssen. Geschenkt ist aber trotz dem tiefen Grad gar nichts. Einige vertikale Kanten bzw. Rissspuren entpuppen sich als nicht so griffig und positive Tritte sind auch Mangelware, so dass man doch die grauen Zellen anstrengen muss, um eine funktionierende Sequenz zu finden. Erst zuletzt dann einfacher in kurz nicht ganz so bombigen Fels zum Stand an Irniger-Platte vor dem steilen Kantenteil. 

Im ersten Teil von L5 (6a) fühlt sich nicht jeder Meter gleich der vergebenen Schwierigkeit an.

L6, 20m, 6c: Die zweite Seillänge der Himmelskante pfeift direkt an der Ecke kühn in den Himmel. Formidabler Fels und tolle Moves warten. Kräftig, trickreich und anhaltend muss stets nach der optimalen Lösung gesucht werden. Und wenn sich diese nicht gleich offeriert, dann beginnt womöglich die Ausdaueruhr zu ticken. Erst zuletzt geht's dann an zwei kernigen Henkeln nach rechts in die Wand hinaus zu einem unbequemen Stand, welchen man aber zur Vermeidung von Seilzug zwingend nutzen muss.

Anhaltend, elegante und immer spannende Kletterei direkt an der (Himmels)kante in L6 (6c). 

L7, 25m, 6c+/7a: Hier haben wir es mit der dritten Seillänge der Himmelskante, der nominellen Crux zu tun. Diese offenbart sich gleich im steilen und kompakten Wandabschnitt oberhalb vom Standplatz. Es gilt einen abgefahrenen technischen Boulder zu bewältigen, dessen Lösung aber trotzdem recht gut erahnt werden kann. Hat man sich dann wieder an der Kante links etabliert, heisst es über 2-3 Haken an Untergriffen noch etwas dranzubleiben, bevor die Schwierigkeiten nachlassen. Über graduell einfacheres Gelände erreicht man den Stand direkt an der Kante, alternativ kann man auch 5m weiter nach links zum BH-Stand vom Prachtsexemplar weiter.

In L7 (6c+/7a) kommt die Crux gleich zu Beginn, danach lässt's mehr und mehr nach.

L8, 50m 5c: Wer noch eine gemütliche Seillänge zum Ausklettern machen, den bequemen Rastplatz auf der Westschulter erreichen und zu Fuss absteigen möchte, wählt idealerweise das letzte Teilstück vom Prachtsexemplar. Dieses bietet vergnügliche Kletterei an guten Griffen, die Crux befindet sich mittig bei einem steileren Abschnitt. Achtung, 50m-Seile sind vom Stand der Himmelskante knapp: entweder wie bei L7 schon erwähnt den Stand vom Prachtsexemplar nutzen, alternativ kann der/die Seilzweite auch die ersten paar Meter nachfolgen (einfaches Gehgelände). 

Geschafft! Die letzte Seillänge (L8, 5c) bietet ein gemütliches Ausklettern.

Abstieg

Vom letzten Stand noch ca. 20m hochsteigen auf die bequeme Fläche der Westschulter. Von dort kann man bequem in 15 Minuten zu Fuss absteigen. Auf deutlichen Wegspuren geht's südseitig über das Schrägband in die Kleine Chälen und dann durch diese hinunter. Das Abseilen mit 2x50m funktioniert auch gut. Von L8 kann man entweder direkt über das Prachtsexemplar abseilen (siehe Topo), oder auch zurück zu Stand 7 und dann über die gekletterte Route (S8 -> S7 -> S5 -> S2 -> S1 -> Einstieg). 

Der Abstieg über das Schrägband in die Klein Chälen, die Wegspur ist gut sichtbar.

Planungsgrundlagen, Absicherung & Topo

Die ersten 3, von mir neu erschlossenen Skyrace-Seillängen sind sehr gut mit rostfreien Bohrhaken und Raumer-Kettenständen abgesichert (Niveau xxxx). Im Dach der Westkante stecken die BH im 50cm-Abstand. Die Himmelskante wurde 1995 und 2004 von Benno Kälin mit rostfreien BH saniert. Während die Sicherungen im einfachen Gelände (L5, zweiter Teil von L7) nicht so dicht präsent sind, gibt es im Hauptteil eine enge Absicherung (Niveau xxxx-xxxxx). Zwingend schwierige Stellen kommen meines Erachtens nirgends vor, mehr als 6b ist kaum obligatorisch zu meistern. Wer möchte, kann hier und da sicherlich noch eine mobile Sicherung unterbringen. Aus meiner Optik ist dies jedoch nicht nötig und deshalb lautet meine Empfehlung, Cams und Keile daheim zu lassen. 

Unzweifelhaft, hier geht's los - auch wenn die Farbe dereinst verblasst sein sollte.

Die NW-seitig ausgerichtete Route liegt auch im Hochsommer bis am frühen Nachmittag am Schatten. Der obere Teil der Himmelskante erhält ab ca. 13.00 Uhr die erste Einstrahlung. Somit besteht eine mögliche Strategie darin, an heissen Tagen früh einzusteigen. Dank einfachem Zugang, moderater Länge, guter Rückzugsmöglichkeit und der Schutz bietenden Kletterhütte lässt sich möglicherweise auch an gewittrigen Tagen noch ein Punkt holen. Wichtig ist da eher, dass es am Vorabend nicht intensiv geregnet hat. Generell sind die Verhältnisse am Bockmattli besser, wenn es nicht unmittelbar zuvor sehr feucht war. Für lokale Verhältnisse ist das Skyrace aber schnell trocken und kletterbar. Eine von mir gerne gewählte Strategie fürs Bockmattli besteht an nicht ganz so heissen Tagen darin, erst Mitte Nachmittag einzusteigen und bis spätabends im goldenen Licht der Sonne zu klettern, man geniesst in diesem Fall ein fantastisches Ambiente mit Blick auf den leuchtenden Zürisee. Zum Ende interessieren sich bestimmt alle brennend für das Topo der Route - gerne, hier ist es!

Klettern am Bockmattli, immer wieder ein grosser Genuss!

Als Endpunkt noch ein Disclaimer für all jene, die oben nicht genau gelesen haben: neu am Skyrace sind drei komplett eigenständige, von mir im 2025 erschlossene Seillängen unter das Dach der Westkante. Der Weiterweg ist absolut logisch und bezieht wie in Bericht und Topo dargestellt Seillängen der Westkante, der Himmelskante und vom Prachtsexemplar mit ein. Es stellt sich natürlich die Frage, welcher Name für das Ensemble der treffendste ist: Himmelskante, Skyrace oder eine traditionell inspirierte Neukonstruktion à la Direkte NW-Kante?!? Ich habe keine starke Meinung dazu und kann mit jeder Option gut leben. Im Sinne der Transparenz sei an dieser Stelle erwähnt, dass sich die Erschliesser im Fall des 2015 eingerichteten Direkteinstiegs zum Element of Slime gewünscht haben, den ursprünglichen Namen für die neue Version beizubehalten. Im vorliegenden Case erhielt ich jedoch keine Rückmeldung in dieser Hinsicht. Dementsprechend bleibt mir keine andere Option, als einen neuen Namen zu wählen. Ohne das explizite Einverständnis scheint es mir nicht legitim, die etablierte Route Himmelskante neu zu definieren.  

Samstag, 24. Mai 2025

Bockmattli - Gumpiroute (6b+)

Wenn die Bockmattlitürme in der Abendsonne leuchten, dann zieht es mich seit meinen Jugendzeiten magisch dorthin. Das war an diesem Freitag anfangs Mai wieder einmal der Fall und so wollte ich meinem Begehren gerne nachgeben. Einen Partner für eine Klettertour konnte ich inmitten des langen Weekends nicht finden. Doch mit meinem Rope Solo vom Vorjahr in der Meriba hatte ich ja beste Erfahrungen gemacht. Um es einfach zu halten und mit Blick auf das begrenzte Zeitbudget, entschied ich mich für die Schiberg-Nordkante. Mit minimalem Zustieg und prima Absicherung lässt es sich dort unkompliziert in eisenfestem, unverschämt griffigem Fels klettern.

Der Ausgangspunkt im Wägital mit dem halbleeren See (man könnte den E-Auto und E-Bike-Fahrern die Schuld geben...). Das Bockmattli ist in der linken Bildhälfte schon sichtbar. Scheint zwar weit entfernt, aber mit meiner Konfiguration ist man in einer halben Stunde dort.

Wie inzwischen üblich startete ich bei der Staumauer mit dem Bike und erreichte so nach 5.5km Fahrstrecke in 20 Minuten die Schwarzenegg. Ab da sind es noch 15 Minuten zu Fuss zur Kletterhütte und nur wenige Schritte mehr bis zur Schiberg Nordkante. Tatsächlich musste ich aber noch ein verbleibendes Schneefeld beschreiten, ob all der Unkompliziertheit gab's doch noch ein wenig Alpine Experience 😁 Die zu meinem Hauptziel auserkorene Gumpiroute startet erst auf dem Podest 50m über dem Wandfuss. Die klar lohnendste Möglichkeit dahin zu kommen ist via die ersten beiden Seillängen von Jenelana, was eine ideale 4-SL-Tour mit homogenen Schwierigkeiten im Bereich 6b ergibt. Deren Einstieg befindet sich 20m rechts oben in der Rinne, im ersten BH ist eine Namensplakette integriert. Zum Glück war es dort aper, so konnte ich um ca. 17.30 Uhr trockenen und warmen Fusses mit der Kletterei starten.

Blick auf die Schiberg-Nordkante mit der gekletterten Linie (2 SL Jenelana & 3 SL Gumpiroute)

Jenelana

L1, 25m, 6b: Wandkletterei in schönem, kompaktem Fels, welcher von stumpfen, vertikalen Rissen durchzogen ist. Sieht von unten eher etwas einfacher aus, als es sich dann klettert. So macht wohl noch manch eine/r gern von der kleinen Rechtsschleife nach dem vierten BH Gebrauch. Wer eine zusätzliche Herausforderung braucht, kann diese Passage direkt klettern.

L2, 25m, 6a+: Vom Stand geht's leicht links weg und dann hoch zum ersten BH. Danach folgt steile knapp senkrechte Risskletterei, wobei sich links und rechts immer wieder Griffe und Tritte anbieten. Zum Schluss geht's dann noch griffig über einen Wulst hinweg, bevor man zum bequemen Grasbödeli kommt, wo die Gumpiroute startet. Es gilt, sich auf dem Podest etwa 3-4m nach links zum Stand mit Muniring und Petzl-BH zu verschieben, die Gumpiroute zieht direkt darüber in die Höhe.

Bockmattli-Vibes mit Blick zum Brüschstockbügel und dem Zürisee.

Gumpiroute

L3, 20m, 6a+: Der Start ist etwas komisch, denn linksrum befindet sich ein tief steckender BH, zum Klettern einfacher wäre es aber rechtsrum. Item, es folgt steile, griffige und recht athletische Kletterei an Henkelschuppen und Rissspuren. Die Absicherung ist sehr gut mit BH, teils könnte man sich auch an den noch steckenden, originalen NH behelfen. Teils sind die BH jedoch hoch gebohrt. Und das sagt der berüchtigtste BH-Hochbohrer der Alpennordseite, das will wohl etwas heissen 😎. Für kürzer gewachsene gibt es m.E. recht zwingende Stelle nahe der Hauptschwierigkeit. Das Umkehrmaillon im Haken darunter spricht jedenfalls Bände... wobei es gutes Sturzgelände ist und auch kein weiter Abstand, man kann riskieren und es ist "gut abgesichert", aber A0 geht da nicht. Am Ende dann einfachere Linksquerung zu Stand mit Muniring und BH.

Mit Fotos ist's beim Ropesolo immer ein wenig schwierig. Dieses hier zeigt aber meine dritte gekletterte Seillänge oder eben L1 (6a+) der Gumpiroute: steile, griffige und athletische Kletterei, ein tolle Sache. Links im Bild ist der Namenlose Turm gut sichtbar, wo wir im 2024 die Kairos eingerichtet haben.

L4, 25m, 6b+: Die ersten Meter sind gut zugänglich in einer Art Verschneidung, nachher geht's dann gerade hinauf mit athletischer Power-Kletterei an strukturiertem, griffig-henkligem Gestein. Wirklich eine absolut affengeile Turnerei, mir kam es für die angegebene 6b+ doch ziemlich hart vor und ich musste durchaus in die Trickkiste greifen, um das stabil klettern zu können: Heelhook, Toehook und 1-2x hart anziehen. War das nur der Ropesolo-Bammel oder ist es tatsächlich so taff?!? Die Absicherung ist an sich super, wobei man beim härtesten Abschnitt aber nicht ganz direkt über die Haken klettert und es deshalb doch etwas Courage brauchte. Vermutlich funktioniert die Strategie A0 da aber mit Einbezug von einem verbliebenen BH aus der Zeit der Erstbegehung gut.

Verbliebenes Relikt aus der Zeit der Erstbegehung...

Von hier kann man über die Gumpiroute abseilen (besser in 2 Manövern) oder alternativ:

L5, 20m, 4a: Optionale Seillänge nach rechts zu gut sichtbarem BH und weiter horizontal zum Muni am Top von Andromeda, alternativ (meine Variante) vom BH Richtung 14 Uhr hinauf und um die Kante zum Top von Jenelana (mit Wandbuchkontrolle, leider fehlt aktuell bzw. schon seit einiger Zeit ein funktionierender Stift, das Buch ist hingegen noch tiptop in Ordnung). 

Nach vermutlich etwa 2:00 Stunden hatte ich das Ropesolo-Programm (2x Klettern und 1x Abseilen) absolviert und konnte mich darum kümmern, wieder zum Wandfuss zu kommen. Mit Doppelseilen reichen dazu 2 Manöver, mit meinem Einfachseil musste ich hingegen 4 Stück ziehen. Achtung, während man vom Andromeda-Stand mit 1x50m klar kommt, ist vom Jenelana-Stand zwingend ein 1x60m-Seil nötig. Sehr zufrieden konnte ich meine Sachen packen, vom aussichtsreichen Kamm die letzten Blicke in die Nordwände geniessen und dann in rauschender Fahrt zu Tale brausen.

Meine liebste Jahreszeit? Natürlich die, in welcher After-Work-MSL möglich sind!

Von diesem Anblick kann man nie genug kriegen... [dieses Bild ist allerdings vom Hinweg].

Facts

Bockmattli - Gumpiroute 6b+ (6a+ obl.) - 4-5 SL, 115m - Braun/Müller/Villiger 1974 - ***;xxxxx
Material: 1x50m-Seil, 10 Express, Cams/Keile nicht nötig

Absolut lässige, kurze MSL-Tour in eisenfestem, steilem und sehr griffigem Kalk. Wem es nach mehr gelüstet, kann auch noch die beiden oberen Seillängen von Andromeda und Jenelana klettern, so gibt's dann doch ein volles Tagesprogramm mit homogenen Schwierigkeiten. Zu erwähnen sind der minimale Zustieg vom Kletterhüttli, die schattige Lage (je nach Jahreszeit gar keine oder nur spätabends Sonne) und die sehr gute Absicherung mit rostfreien Bohrhaken. Topos findet man entweder im SAC-Tourenportal oder im Plaisir Ost aus dem Filidor-Verlag.

Sonntag, 9. Februar 2025

Skitour Lachenstock (2027m)

Anfang Februar, die Zeit für Skitouren abseits der "blauen Pisten" ist gekommen: über einem kompakten Nebelmeer herrschen strahlend sonniges Wetter und in den nördlichen Voralpen sichere Lawinenverhältnisse. Meine Arbeitsverpflichtungen an diesem Tag ermöglichen mir nur eine Halbtagestour, doch auch in der Nähe gibt es bei solch optimalen Bedingungen noch viele spannende Touren zu entdecken. Um vom schönen Wetter bestmöglich profitieren zu können, will ich für meine Nachmittagstour eine westliche Exposition wählen und breche ins Wägital auf.

Ausstieg aus dem Lachenstock-Couli, in der rechten Bildhälfte der Gross Aubrig.

An sich ist der Lachenstock eine unbedeutende Erhebung im Redertengrat. Es gibt sogar eine offizielle Skitourenroute vom Seeende via Rinderweid zum Gipfel. Diese beinhaltet aber im oberen Teil viel Querung und somit wenig Abfahrtsspass, dadurch steht diese Unternehmung stark im Schatten der viel lohnenderen Ziele Mutteristock und Redertengrat P.2214. Der findige Skitourist erkennt aber auf der Landeskarte seine Optimallinie am Lachenstock, die von vor dem Bruch via Aberliboden nach Zindlen und dann durch ein skifahrerisch vortreffliches Couloir auf die Zindlencharren und zum Gipfel führt. Ganz ohne Unannehmlichkeiten geht die Tour nicht ab, im steilen Waldstück nach Zindlen müssen die Ski über 150hm getragen werden. Dazu braucht es Bedingungen, welche das nicht beschwerlich machen, zudem muss für die Steilhänge oberhalb die Schneedecke genügend stabil sein.

Aberliboden mit dem Zindlenspitz prominent in Bildmitte, links Rossalpelispitz und Brünnelistock.

Der Weg nach Aberliboden durch den steilen Wald ist kein Skigelände, war aber prima begehbar.

Kurz nach 13.30 Uhr starte ich beim P.922, den ich schon für die ebenfalls sehr aussergewöhnlichen Skitouren zum Rossalpelispitz und zum Zindlenspitz genutzt hatte. Nicht unbedingt erwartet hatte ich, den ersten Teil bis zum Aberliboden auf den Ski zurücklegen zu können. Doch auf dem Alpweg lag eine zwar dünne, aber kompakt-verfestigte Schneedecke, so ging es rauf (und auch runter). Vom P.1101 am Eingang des Aberliboden folgt man dem Sommerweg nach Zindlen. Die ersten 20hm noch in offenem Gelände, dann geht's in den Steilwald. Nur bei aussergewöhnlich guten Bedingungen wird man das mit den Ski steigen können. Ein Stück weit war es noch möglich, dann war die Portage effizienter. Das Gelände war nur knapp verschneit, der Aufstieg so mühelos.

Die Alp Zindlen mit dem gleichnamigen Spitz, hier heisst es (zum Lachenstock) rechts abbiegen.

Über diese Hänge musst du gehen. Tolles Skigelände im oberen Teil vom Lachenstock-Couli.

Beim Ausgang vom Wald auf 1290m wechselt man wieder auf den Modus Skitour. Über recht steiles (zwei Passagen à 35 Grad) aber optimales Skigelände geht's zur Schulter vor der Alp Zindlen (ca. 1510m). Dort heisst es rechts in das Lachenstock-Couloir abzuzweigen. Dieses ist genügend breit, dass man es trotz seiner Steilheit (30-35 Grad) spitzkehrend bewältigen kann. Auf rund 1700m öffnet sich das Gelände und legt sich zurück. Um einige Buckel und Aufschwünge herum darf man seine Ideallinie identifizieren und dem Gipfel entgegen schreiten. Um rund 16.00 Uhr stand ich am Kulminationspunkt, den ich zuvor nur ein einziges Mal im Rahmen der Wägital Rundtour erreicht hatte. Bis heute der Tag, an dem ich die längste Distanz und die meisten Höhenmeter zurückgelegt hatte (~100 Leistungskilometer, ~5000hm) - und das wir höchstvermutlich bis zum Ende meines Lebens auch so bleiben.

Blick vom Gipfel auf die eindrücklich steile und breite Glärnisch Nordwand.

Und hier der Sonne entgegen dem Redertengrat entlang zu seinem Stock und dem Mutteri.

Am Gipfel war es mild und absolut windstill und dank der direkten Abfahrt war mir ein zügiger Rückweg ins Tal gewiss. So konnte ich das fantastische Ambiente mit einer langen Pause am Top ausgiebig geniessen. Dasselbe gilt natürlich auch für die Skiabfahrt: im Gipfelbereich galt es noch auf ein paar versteckte Steine aufzupassen, der Schnee war aber super. Dann über steilere Hänge und flachere Rücken auf Zindlencharren, ebenfalls toll. Auch das Couli war ein Genuss, da war der Schnee (wie so oft in solchen Rinnen) aber etwas vom Wind bearbeitet und nicht mehr ganz so fluffy. Die Hänge ab Zindlen bis zum Wald waren dann wieder super zu fahren. Danach mussten die Bretter bis zum Aberliboden an den Rucksack, bevor es sich kurzschwingend über die enge Strasse wieder zum Ausgangspunkt wedeln liess. Fazit: wow, wow, wow! After-Work-Abenteuer kompakt fast vor der Haustüre, was will man mehr!

Samstag, 4. Januar 2025

In Amden geht die Post ab!

Ein kleiner Bericht, um ein paar schöne Erlebnisse aus der Vorweihnachtszeit festzuhalten. Während dieser war es im Jahr 2024 weder so richtig winterlich noch so richtig sommerlich. Das ist aber nicht negativ zu werten, waren so doch sowohl Skitouren wie auch Sportklettersessions in der unmittelbaren Nähe von daheim möglich. Im Idealfall lässt sich dann auch noch beides kombinieren: vom Modus Ski + Bloc hatte ich ja erst kürzlich geschrieben, nun gibt's hier ein Ski + Climb. Oder man könnte auch wieder einmal das Après-Skitouring (eben das Sportklettern nach einer Skitour) zu Rate ziehen. Das passt prinzipiell auch, wobei der Fokus dieses Mal eher bei der Après-Aktivität lag.

Skitour Flügenspitz (1702m)

Ein bis in die Haarspitzen motivierter Kollege versuchte mich von einer Galerie-Session zu überzeugen. Die Prognose und noch viel weniger die Webcams verhiessen Gutes, dichter Nebel lag auch über dem sonst oft sonnigen Walensee. Es würde schon noch kommen, meinte er. Und sonst könnten wir ja trotzdem eine Session machen, Kälte-Resistenz würde ich als altgedienter Alpinist doch schon ein wenig mitbringen. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen. Weil mein Zeitbudget etwas grosszügiger als seines dimensioniert war, entschloss ich mich dazu, als Aufwärmer zuerst ein Skitüürli ab Arvenbühl zu geniessen. Und im schlimmsten Fall bliebe so am Ende nicht nur eine kalte Nebel-Klettersession als Resultat des Tages. Die von mir ausgewählte Route zum Flügenspitz umfasst nur knappe 500 Höhenmeter und ist als Schneeschuhtour ausgeschildert. Grosser Alpinismus findet da also definitiv keiner statt. Viel Sonne, viel Genuss und schöne Pulverschwünge gab es aber auf jeden Fall: small, but beautiful!

Wunderschön zu fahrender Schnee auf der Abfahrt vom Flügenspitz.

Galerie - Festland (7c)

Um 13.00 Uhr war Basti am Draht und teilte mir den Entscheid zum Go mit, weil an der Galerie die Sonne schiene. Mit dem Go hatte ich gerechnet, mit seinem Argument dafür hingegen weniger. Für mich, der oberhalb von Amden an der Sonne war, tönte es kaum glaubhaft - der Nebel war nämlich immer noch sichtbar präsent. Mit Hilfe der Webcambilder liess ich mich aber überzeugen, dass das wärmende Gestirn tatsächlich durch eine (von meiner Position nicht sichtbare) Lücke in der Talmitte auf die Felsen schien - erst noch mit Tendenz zur Besserung. Also los, ab 14 Uhr ging es ans Werk: als Projekt wurde die Route Festland (7c) erkoren. Steil, kurz und knackig sind die Attribute dafür. Was man auch sagen muss: sie verläuft in wenig ansprechendem Fels, der sich auch teil etwas bröcklig-lotterig zeigt. Abgesehen vom Visuellen ist die Route aber echt cool und vor allem war es für diesen Tag genau das richtige Projekt. Wir konnten abwechselnd rasch getaktete Versuche geben, so blieben wir trotz tiefer Temperatur immer warm. In gemeinsamer Arbeit konnten wir alle Moves entschlüsseln und zimmerten eine prima Beta. So wurde geriegelt, bis es dunkel war, es war eine richtig produktive Session. Zurück beim Auto zeigte die Temperaturanzeige dann 1 Grad...

So hiess es nun nur noch, den Durchstieg an Land zu ziehen. Fünf Tage später konnten Basti und ich für eine weitere Session losziehen. Dieses Mal bei deutlich milderen Bedingungen, ja auf der Galerie schon einer fast sommerlichen Wärme. Der Verlust an Grip wog die eingesparten Kleiderschichten nach meinem Gusto nicht ganz auf - trotzdem lief es ganz ordentlich. Dreimal scheiterte ich knapp am letzten harten Zug. Es war aber kein Grund für einen Frust, sondern es reichte halt einfach nicht ganz - hier der Link zum Video von jenem Tag. Leider sollte im Anschluss das Wetter drehen, Schneefall bis in tiefe Lagen war angekündigt. Doch es gab eine letzte Chance. Im Föhnfenster vor Eintreffen der Front konnte ich mit Kathrin noch einen Go geben. Der Föhn war zwar ein eher laues Lüftchen, ja es gingen sogar schon erste Regenschauer nieder. Die störten in der stark überhängenden Route jedoch nicht, und ohne Sonne und bei tieferen Temperaturen war auch der Grip wieder besser. Nachdem ich das Material in die Route gehängt hatte, gelang mit der Durchstieg solide im ersten scharfen Go des Tages. Gleich im Anschluss entledigte sich Kathrin mit dem Pizzabuch (7a) von einem längst vergessenen Uralt-Projekt ihrerseits. Froh darüber, "Weihnachten nicht auf hoher See verbringen zu müssen", konnten wir uns in die warme Stube zurückziehen und uns ob der nun tanzenden Schneeflocken erfreuen. Für eine Reflektion über den Schwierigkeitsgrad von Festland sollte es auch reichen: in den Guidebooks steht 7c, aber meines Erachtens könnte es auch eine 7c+ sein. Die harte Einstiegspassage bis zum guten Seitgriff, von wo man den fünften BH klippt, würde ich als (mindestens) 7A bloc einschätzen. Und da kommt dann noch der taffe Klipp vom vierten BH mit hinzu. Das Finish vom erwähnten Seitgriff zum Top ist dann gutgriffig und braucht nur noch etwas Athletik (ca. 6B bloc). Das Verdikt von Darth Grader zu diesem Breakdown: 7c+.

Skitour Gulmen (1788m)

Der erwähnte Schneefall bildete die Grundlage, dass wir weitere zwei Tage später ein nächstes kleines Zeit- und Wetterfenster für die Skitour vom Restaurant Schäfli in Amden zum Gulmen nutzen konnten. Eine einfache Standardtour mit nur 850hm. Bei schöner Wetterstimmung und einer idealen Schneedecke (solide Unterlage mit fluffig-leichtem Pulver) gab das aber trotzdem ein super Erlebnis her. Und mit ein wenig Linien-Engineering war es dann auch ein leichtes, auf komplett unverfahrenen Flächen in die Tiefe zu rauschen. Zum Ende der Tour hatte sich der Himmel schon wieder überzogen. Wir fuhren talwärts, bis wir am Parkplatz der Galerie ein bekanntes Gefährt sichteten. Welcher Desperado nun das wohl war?!? Der Dettling ja offensichtlich nicht - aber natürlich sein Kollege, der sich auch noch einen Weihnachtsplatz auf dem Festland sichern wollte... die Details dazu lassen wir mal aussen vor 😜

Amden, the place to be! Sicht über den (nicht sichtbaren) Walensee hinweg zu Mürtschen und Co.

Skitour Redertengrat (ca. 2170m)

Item, die Wolken brachten auf Weihnachten nochmals eine gute Ladung Schnee. Zwar nicht in Amden, aber im nahen Wägital konnte ich diesen am Weihnachtstag dann gebührend nutzen. In tief verschneitem Gelände ging es direkt via Schwantli und durch den Schlunenwald hinauf zur Rinderweid. Anstatt dem schon gut ausgetretenen Trassee zu folgen lockte mich eine weiter links verlaufende Spur in Richtung Lauibüel. Dies in vollem Bewusstsein, dass ich so möglicherweise komplett ins Offside geriete. So war es dann auch: der Track führte nicht weiter in Richtung Redertengrat. Natürlich hätte ich wieder hinüber zur Normalroute wechseln können. Aber die verlief im Schatten des Muttrirückens und als etwas später aufgebrochenem kamen einem da schon wieder die ersten Tourengänger entgegen. Beides behagt mir wenig. So war ich bald mit mir im Reinen, stattdessen eine eigene Spur gerade-voraus-direkt-hinauf im sonnigen Gelände zu legen. Eine bessere Entscheidung hätte ich nicht treffen können: bei perfektem Ambiente und wunderschönem Powder schritt ich durch das leicht baumbestockte Gelände und landete schliesslich auf 2170m am Grat. Das war nun Soul-Touring vom Feinsten gewesen! Und selbstverständlich war auch die Abfahrt mit First-Line-Garantie bis zur Rinderweid ein Hochgenuss. Selbst von da bis hinunter ins Tal liessen sich noch unbefahrene Sektoren finden, so gut habe ich diesen Abschnitt tatsächlich noch nie erwischt. Skitourenmässig war das Jahr 2024 mit dieser Tour beendet. Nun folgte das Fest Packen der Koffer, dann ging's in den Süden zum Sportklettern - doch das ist eine andere Geschichte für einen (vielleicht) folgenden Blog.

Diese Spur lockte mich in Richtung Lauibüel, wo dann aber finito war...

...es wartete nur noch jungfräulicher Schnee, aber absolut winderschöner...

...in diesem sonnigen Winter-Wonderland war die Spurarbeit ein Riesengenuss!

Freitag, 16. August 2024

Bockmattli - Turmschartenwächter (4c trad, Erstbegehung)

Bei meinen drei Besuchen in der Nordwand des Namenlosen Turm für die Meriba und die Erschliessung der Kairos waren mir in der Kleinen Chälen weitere Felstürme aufgefallen. Der eleganteste Pfeiler bewacht dabei die kleine Turmscharte und zeigte einen wunderbaren, angelehnten Riss, der für eine Begehung nur so lockte. Das musste ich unbedingt ausprobieren, da war ich mir sicher! Doch eine mit Bohrhaken abgesicherte Route einzurichten, schien mir an dieser Stelle nicht die Methode der Wahl: auch dann würden sich für dieses Stück Fels bestimmt nur wenige Interessenten finden. Die Kombination von Routenlänge und Zustieg trifft des Felsgeniessers Ansprüche wohl kaum. Noch dazu schien der strukturierte Fels viele natürliche Sicherungsmöglichkeiten zu bieten. Damit war der Plan gemacht, sozusagen als Ausgleich zur vollständig gebolteten Kairos sollte es hier eine Trad-Erstbegehung geben. 

Blick von der Westschulter des Kleinen Turms auf den Turmschartenwächter. Hinten am Horizont der Bockmattli Westpfeiler und der Hauptgipfel. In der rechten Bildhälfte sieht man die Nordwand vom Namenlosen Turm, wo unser Hauptprojekt Kairos verläuft.

Erschliessung

So fehlte nur noch der Zeitpunkt, um das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Doch anlässlich vom Rotpunkt-Durchstieg der Kairos liess sich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Weil auf den Nachmittag Gewitter angekündigt waren, starteten wir früh. Das Punkten der Kairos machte uns wie erwartet keine Schwierigkeiten. Zügig kletterten wir auf den Gipfel und stiegen via die Kleine Turmscharte ab zu unserem Depot - direkt am Wächterturm vorbei, den wir natürlich nochmals ausgiebig mit unseren Blicken würdigten, um die Linienführung festzulegen. Um 10.20 Uhr ging es schliesslich los: der Pfeiler liess sich auf der gewünschten und angedachten Linie direkt klettern. Unterwegs trafen wir auf überhaupt keine Kletterspuren. Auch die drei nicht mehr fabrikneuen Schlaghaken wurden vom Autor platziert - es handelt sich um Recycling von andernorts bei Sanierungen entferntem Material. Somit scheint es durchaus wahrscheinlich, dass diese Pfeilerlinie zuvor noch nie geklettert wurde. Knappe zwei Stunden später hatten wir den Gipfel mit einer beidseits perfekten Onsight/Flash-Begehung erreicht und konnten uns beglückwünschen 🥳

Guido folgt in L1 (3a), welche gemütliche Kletterei in stark strukturiertem Schrattenkalk bietet.

Zustieg

Vom Wägitalersee entweder zu Fuss oder bequemer und zeitsparend per Bike zur Schwarzenegg. Ein markierter Wanderweg führt weiter zur am Wochenende bewarteten Kletterhütte Bockmattli. Von dieser kurz durch die Gross Chälen hinauf, bis in der fünften Kehre nach dem Wegweiser ein deutlicher Pfad nach links in die Kleine Chälen abzweigt. In ~10 Minuten auf guten Trittspuren durch die Rinne hinauf bis zum Einstieg am Fuss des Sporns, welcher rechts der Scharte herunterzieht. Der Einstieg ist durch eine fixe Schlinge gekennzeichnet. Koordinaten CH LV95 2'715'030, 1'217'685 bzw. WGS84 47.100160, 8.953983, Höhe 1670m. Zeit vom See zu Fuss ca. 75-90 Minuten (750hm), mit Bike ca. 30 Minuten schneller.

Sicht auf den Turmschartenwächter vom Einstieg der Kairos - das musste einfach probiert werden!

Routenbeschreibung

Turmschartenwächter 4c (4c obl) - 3 SL, 80m - Marcel Dettling & Guido Arnold - **;(xxxx)
Material: 1x40m-Seil, 10 Express, 1 Satz Keile, Cams 0.2-3 (& evtl. 4)

L1, 25m, 3a: Direkt über die (linke) Rippe in geneigtem, griffigem Fels hoch, Stand an Baum.

L2, 35m, 4c: Wasserrillenpassage zu markantem Riss an angelehnter Schuppe, Stand auf Podest (NH).

L3, 20m, 4a: Dem Grat entlang weiter bis zum Gipfel, Stand direkt davor (Fixschlinge an Zacken).

Marcel unterwegs in L2 (4c), die am Anfang mit einer kompakten Wasserrillenpassage aufwartet.

Abstieg

Vom Gipfel des Sporns 4m rückseitig abklettern (einfach, nicht exponiert). Dann nicht gleich links in die Chälen halten, sondern 20m horizontal traversieren und einige wenige Meter zu einem Felsturm aufsteigen. Auf dessen Rückseite kann man einfach und nicht exponiert durch einen Kamin zur Kleinen Turmscharte absteigen. Von dort in wenigen Minuten zurück zum Einstieg und retour durch die Kleine Chälen zur Kletterhütte.

Guido folgt im Pfeilerriss von L2 (4c), mit Tiefblick in die Kleine Chälen und bis zur Kletterhütte.

Material/Abseilen/Rückzug

Es wurde nur minimal Material zurückgelassen (3 NH, 2 Schlingen). Noch viel mehr als bei Bohrhaken gilt bei solchem Fixmaterial die eigenverantwortliche Beurteilung auf dessen Zuverlässigkeit. Alle Standplätze müssen mit mobilem Material verstärkt werden, bei den Zwischensicherungen ist man sogar fast ausschliesslich darauf angewiesen. Das Anbringen von mobilen Sicherungsmitteln ist in ausreichendem Mass für eine sichere Begehung möglich, erfordert jedoch die nötige Erfahrung damit. Ebenso sollte man mit dem Klettern im alpinen Gelände vertraut sein. Die Route soll trotz den tiefen Schwierigkeiten nicht unterschätzt werden: wer einsteigt muss durchkommen, ein Rückzug ist nur mit Materialverlust an selbst gebauten Verankerungen möglich.

Marcel am Top - ganz offensichtlich mit 100% Vertrauen in seinen selbstgebauten Stand 😀

Topo

Hier eine Skizze mit der von uns gewählten Linie, dem zurückgelassenen Material und allen wichtigen Infos! 

Das Topo vom Turmschartenwächter in der Kleinen Chäle am Bockmattli.